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Nr. 211.

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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morigplaz, Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 2. August 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 151 90-151 97.

Heftige Kämpfe zwifchen Weichfel und Bug.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 1. August 1915.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

Ein englischer Angriff gegen unsere neue Stellung bei Hooge   brach völlig zusammen; ebenso wenig Erfolg hatten nächtliche Vorstöße der Franzosen gegen Sou chez. In den Argonnen heftiges Artilleriegefecht. Am späten Abend wurden unsere Stellungen auf dem Reichsaderkopf in den Vogesen   angegriffen; der Feind wurde zurückgeschlagen.

Die Tätigkeit in der Luft war auch gestern rege. Der englische   Flugplas St. Pol bei Dünkirchen   wurde mit 30 Bomben belegt. Ein deutscher Flugplatz bei Douay wurde ergebnislos von einem feindlichen Ge­schwader angegriffen; einer unserer Kampfflieger schoß hier ein feindliches Flugzeug ab. Ein französischer Flug­platz bei Nancy   wurde heute früh mit 103 Bomben be­worfen, 18 Treffer sind in den Zelten beobachtet. Die zur Abwehr aufgestiegenen feindlichen Flugzeuge konnten den Angriff nicht hindern. Sechs deutsche Flugzeuge griffen über Chateau- Salins   15 französische an; im dreiviertelstündigen Kampf wurden mehrere feindliche Flugzeuge zu Notlandungen gezwungen; als ein weite­res feindliches Geschwader in das Gefecht eingriff, zogen sich unsere Flieger ohne Verluste zurüd. Nördlich von Saargemünd   mußte ein französisches Flugzeug landen, die Insassen sind gefangen.

In den Argonnenkämpfen vom 20. 6. bis 20. 7. nahmen wir 125 Offiziere, 6610 Mann gefangen und er­beuteten 52 Maschinengewehre sowie sehr zahlreiches sonstiges Material.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Nördlich des Njemen finden örtliche Kämpfe statt. Nordöstlich von Rozan   machten wir weitere Fort­schritte; feindliche Gegenangriffe wurden abgeschlagen. Im Juli wurden zwischen Ostsee   und Pilica  95 023 Ruffen gefangengenommen, 41 Geschütze( darunter zwei schwere),

4 Minenwerfer und

230 Maschinengewehre erbeutet.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Unsere nördlich von Jwangorod über die Weich­ sel   vorgegangenen Truppen wiesen heftige feindliche Gegenangriffe ab. Beim Nachstoß eroberten wir die Höhen bei Podzamcze und machten mehr als tausend Gefangene.

Zwischen oberer Weichsel   und Bug stellte sich der Feind gestern erneut. Deutsche   Truppen warfen ihn im Laufe des Tages aus seinen Stellungen bei Kurow ( östlich von Nowo- Alexandrija), südlich von Lenczna, südwestlich und südlich von Cho I m sowie südwestlich von Dubienka  . Der Feind hat darauf beiderseits des Bug und auf der Front zwischen Bug und südlich Lenczna

den Rückzug fortgesetzt. ChoIm ist in der Verfolgung bereits durchschritten.

Auf dem südöstlichen Kriegsschauplas fielen im Juli in die Hände der deutschen   Truppen:

323 Offiziere,

75 719 Mann,

10 Geschüße,

126 Maschinengewehre.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 1. August.  ( W. T. B.) Amtlich wird verlaut­bart: 1. August 1915, mittags:

Russischer Kriegsschauplak.

Zwischen Weichsel   und Bug entbrannte gestern er­neuert an zahlreichen Punkten heftiger Kampf. Unsere Ver­bündeten warfen den Feind südwestlich Dubienka  , füdlich von Cholm   und südlich von Lenczna. Nördlich Lublin   wiesen unsere Truppen starke Gegenstöße ab und festen seither ihren Angriff fort. Bei Kurow stürmte eine im Verbande der Armee des Erzherzogs Josef Ferdinand   stehende deutsche Division zwei hintereinanderliegende feindliche Linien. Desterreichisch ungarische Truppen erkämpften fich den Weg bis Nowo­Alexandrija. Während hier am Ostufer der Weichsel   und bei Lublin   der Gegner noch Widerstand leistet, sest er weiter östlich im Raume bis zum Bug seit heute früh den Rückzug fort. Deutsche   Regimenter haben bei seiner Verfolgung vor= mittags Cho Im durchschritten.

In Ostgalizien   ist die Lage unverändert.

Nordöstlich Jwangorod entrissen gestern die auf das östliche Ufer vorgedrungenen deutschen   Truppen den Russen einen wichtigen Stüßpunkt. Bei den unter österreichisch- unga­rischem Oberbefehl stehenden Streitkräften der Verbündeten wurden im Juli 527 russische Offiziere und 126 311 Mann als Gefangene eingebracht, 16 Geschüße und 202 Maschinen­gewehre erbeutet.

Italienischer Kriegsschauplas.

Kleinere Gefechte im Tiroler und Kärntner   Grenzgebiete waren auch gestern für uns von günstigem Ausgange. In der Gegend von Caftell Tesino wurden zwei feindliche Kom­pagnien überfallen und erlitten starke Berlufte. Angriffe von Bersaglieri   gegen unsere Stellungen gegenüber dem Hohen Trieb( Grenzhöhe östlich des Blöcken) gelangten stellenweise bis in die eigenen Linien; der Sturm unserer Reserven warf jedoch den Feind, welcher namentlich durch unser Artilleries feuer schwere Verluste erhielt, wieder zurüd.

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An der Küstenländischen Front herrschte vom Krn- Gebiet bis einschließlich des Görzer Brückenkopfes abgesehen von Artilleriefeuer und kleineren feindlichen Angriffsversuchen im großen Ruhe.

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Dagegen unternahm der Feind im Laufe des geftrigen Tages und der heutigen Nacht wiederholte starke Angriffe gegen den nach Westen vorspringenden Teil unserer Stellungen am Rande des Karstplateaus; östlich Polazzo ist der Kampf noch nicht abgeschlossen.

Ein von Selz und drei von Bermigliano angefekte feind liche Nachtangriffe wurden unter schweren italienischen Vers lusten abgeschlagen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: bon Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Kriegsfolgen in der Schweiz  .

( Ein Jahr Kriegswirtschaft eines neutralen Landes.) Aus der Schweiz   wird uns geschrieben:

Wie die Wirtschaft der kriegführenden Länder selbst, so hat auch die der übrigen Staaten einen besonderen Charakter angenommen: überall ist die Wirtschaft auf den Kriegsbedarf eingestellt, der die Signatur der Stonjunktur bildet. Nach dem Kriegsausbruch geriet auch die schweizerische Volkswirt­schaft in eine trostlose Lage, aus der sie sich erst allmählich herausgearbeitet hat. Sehr früh trat schon England mit Auf­trägen an die Neutralen heran; aus Deutschland   kamen neue Aufträge erst zu Beginn dieses Jahres, und bis jetzt bleibt immer noch England der der Hauptfunde der Neutralen. So ist es der schweizerischen Industrie im allgemeinen ge­lungen, den früheren Erport aufrechtzuerhalten. Besonders gut beschäftigt ist die Maschinenindustrie, die direkt für den Kriegsbedarf arbeitet. Aber auch die Textilindustrie findet im Auslande guten Absaz. Nur beginnt man hier schon Mangel an Rohstoffen, wie in der Maschinenindustrie   Mangel an ge­lernten Arbeitskräften zu fühlen. Ein Teil der Arbeiter ist nämlich mobilisiert, ein anderer nach den kriegführenden Ländern abgewandert, wo jetzt höhere Löhne gezahlt werden, während die schweizerischen Unternehmer die Löhne immer noch drücken.

So vermochte die schweizerische Industrie ihre Vorräte mit gutem Gewinn abzusehen. Der Ersatz der verkauften Güter wird aber immer schwieriger. Aus den friegführenden Ländern selbst bekommt man nur sehr wenig heraus. Auf den Rohstoffmärkten der neutralen Bänder stößt man auf die Konkurrenz der friegführenden Länder, die hohe Preise bieten. So müssen die schweizerischen Industriellen ebenfalls hohe Preise gewähren. Abgesehen davon, hat der Krieg den Welt­berkehr überhaupt außerordentlich erschwert.

Sehr lästig, zeitraubend und kostspielig ist auch die eng­lische Kontrolle des neutralen Handels. Dem soll allerdings jetzt durch die Schaffung eines Einfuhrtrusts, in dessen Händen der gesamte mport konzentriert und der unter Regierungskontrolle steht, abgeholfen werden. Der Zweck, der damit verfolgt wird, die Wiederausfuhr nach den Zentral­mächten zu hindern, ist indes kaum zu erreichen. Es sei denn, daß der Bundesrat, wie die norwegische Regierung, ein Ausfuhrverbot für Baumwollwaren ust. erläßt, was aber ein schwerer Schlag für die schweizerische Industrie wäre, die auf den Export angewiesen ist.

Wie dem aber auch sei, borläufig zehrt auch die Schweiz  ihre Vorräte auf, beginnt schon Mangel an verschiedenen Gegenständen zu fühlen, und die Preise aller Waren schnellen unheimlich rasch in die Höhe. Es treten auch hier Er­schöpfung an materiellen Gütern und Ueberfluß an Geld­zeichen, die den Wert der schon berbrauchten Güter darstellen, eine Geldflüssigkeit" ein. Da dem Export nach den frieg­führenden Ländern fein entsprechender Import entgegensteht, so ist auch der Kurs des schweizerischen Geldes gegenüber dem der Kriegführenden in die Höhe gegangen.

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Zwischen den lateinischen Staaten( zu denen auch die Schweiz   in dieser Beziehung gehört) besteht bekanntlich eine Münzunion, die den Umlauf des Geldes des einen Landes in dem anderen ermöglicht. Der Krieg hat nun auch diese Union   faktisch zerstört: der französische   Frank hat gegenüber dem schweizerischen Franken eine Entwertung von 4-5 Proz. erfahren, die italienische   Lire gar eine solche von 13-15 Pro3. Für die Importeure wäre dies natürlich recht günstig, wenn fie Waren in den kriegführenden Ländern bekommen fönnten. Da dies aber nicht der Fall ist, da der Import in der Haupt­bon Blonje zurüd. Die feindlichen Truppen, die die fache aus wenigen neutralen Ländern vor sich geht, so ist um­Der russische Generalstabsbericht. Weichsel   auf der Front Magnucheff- Rosenizy überschritten gefehrt der Kurs des schweizerischen Geldes im Verhältnis zu hatten, wurden von uns während des Tages energisch an- dem amerikanischen   oder holländischen Gelde gesunken. So Petersburg  , 1. August.  ( W. T. B.) Der General  - gegriffen. Auf dem Abschnitt Aral  (?)- Radomka hat die Kurssteigerung des schweizerischen Geldes gegenüber st ab des Generalissimus meldet: mündung säuberten wir die Wälder des rechten Ufers dem der friegführenden Länder nicht die Folge einer Preis­3 wischen Düna   und Njemen unternahmen die vom Feinde und drängten ihn auf die Sandinseln der senkung der eingeführten Waren, sondern bloß die einer Deutschen   in der Nacht zum 30. 7. und am Vormittag des Weichsel   zurück. Auf der oberen Weichsel   behauptet sich der stärkeren Verschiebung auf dem Gebiete des Wertpapier­felben Tages erfolglose Angriffe gegen Bauske. Weiter füd- Feind in der Gegend der Ortschaft Mazevize. Zwischen Bug besizes. lich auf der Front Konstantinom- Krintschin- Subotsch- und Weichsel   bekamen unsere Truppen in der Nacht zum Traschkuny drängten wir die feindlichen Vorhuten zurück. 30. 7. den Befehl, sich in ihre rückwärtig vorbereiteten Westlich von Komno jagten wir am Abend des 29. 7. durch Stellungen zurückzuziehen. Der Feind konnte die Besißnahme einen wuchtigen Bajonettangriff den Feind aus mehreren unserer neuen Front nicht verhindern, wo unsere Truppen Stellungen heraus, die er am selben Vormittag genommen sich am 30. 7. fampflos befestigten. Wir räumten die Stadt hatte. Auf der Narewfront setzte der Feind am 30. 7. Lublin   und den Eisenbahnabschnitt zwischen den Bahn­mit schwachen Kräften seine Bemühungen fort, auf das linke höfen Nowo- Alexandrija und Rejowiec  . Am Bug ver­Ufer des Flusses bei der Szkwamündung und östlich von treiben unsere Truppen weiter den Feind aus einigen Ab­Rozan überzugehen. Er unternahm örtliche Angriffe bei den schnitten seiner Stellungen bei der Stadt Sokal. Nach Dörfern Jabine und Rembischet. Wir haben unsere frühere Gefangenenaussagen erlitt hier der Feind in den letzten Front aufrechterhalten. Auf dem linken Ufer der Weichsel   Tagen schwere Verluste. Auf den übrigen Fronten feine schlugen wir am 30. 7. einen feindlichen Angriff nordwestlich| Veränderungen.

Von den schweizerischen Anleihen sind etwa eine Milliarde Franken in Frankreich   und rund 130 Millionen in Deutsch­ land   untergebracht. Seit dem Kriegsbeginn haben schweize­rische Banken aus dem Auslande etwa 14 Milliarde Anleihen zurückgekauft. Hier vollzieht sich im kleinen der gleiche Vor­gang, den man in Amerika   im großen fonstatiert: wie die Vereinigten Staaten   von Amerika  , so wird auch die Schweiz  vom ausländischen Kapital unabhängig. Auch diese Trans­attionen bringen den Rapitalisten reichlichen Gewinn, wäh­rend sie zugleich der Industrie das Kapital entziehen. Die aufgezehrten materiellen Güter verwandeln sich auch hier nicht in neue Fabriken, Maschinen und Rohstoffvorräte, sondern