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Fabriken ein besonderes Interesse hatten. Allerdings hatte der in den deutsch  -russischen Handelsverträgen festgesetzte Konventionaltarif anch für England Geltung, aber dieser Tarif setzte erniäßigte Zollsätze hauptsächlich für solche Zweige der Industrie fest, die eine Spezialität Teutschlands bildeten und in England verhältnismäßig schwach entwickelt waren. Noch viel weniger hatten die zwischen Rußland   einerseits und Frankreich  , Italien   und Portugal   andererseits bestehenden Konventionaltarife für England Bedeutung, da sie sich ans Erzeugnisse erstreckten, an deren Absatz England gar kein Interesse hatte. Die Meistbegiinstigungsklaufel brachte in- folgedessen England nur wenig Gewinn, und mehr und mehr trat bei den Engländern, wie der Verfasser des erwähnten Artikels hinweist, das Verlangen zutage, einen Tarif durch- zusetzen, in dem die Einfuhrzölle für englische Erzeugnisse ermäßigt sein sollen.In britischen Geschäftskreisen besteht der Wunsch, die finanzielle Unterstützung, die wir unserem Verbündeten angedeihen lassen können, als eine K o m p e n- ' a t i o n für eine Ermäßigung der Zollsätze für englische Waren zu betrachten. Ter Finany- ininistcr hat während seines diesjährigen Londoner   Besuches Zusicherungen abgegeben, Rußland   sei bereit, alles Mögliche zur EntWickelung des englischen Handels zu tun. Diese Zu- sicherungen sind denn auch von vielen in dein oben dar- gelegten Sinne aufgefaßt worden." Der Verfasser des Artikels erkennt die Schwierig- keiten eines neuen Handelsvertrages mit Rußland  , der aus- schließlich England besondere Vorteile bringen soll, voll- kommen an. Er gibt zu, daß ein solcher Vertrag eine Kündi- gung aller anderen Handelsverträge Rußlands   nach sich ziehen müßte; indessen betrachtet er einen neuen englisch  - russischen Handelsvertrag auf der geschilderten Grundlage als eine solche unabweisbare Notwendigkeit, daß er sogar An- deutungen über einen Wechsel der gesamten eng- tischen Handelspolitik macht:Nach dem Kriege darf das freihändlerische England deutsche   Waren nicht unter den gleichen Bedingungen wie die Waren der neutralen oder befreundeten Mächte zulassen, und das protektionistische Ruß- land darf die Meistbegünstignngsklausel nicht auf Deutsch- land ausdehnen." In diesen Sätzen ist sicherlich die Quintessenz der Handels- politischen Bestrebungen jener Kreise der englischen Bour- geoisie enthalten, die einerseits für die Aufrichtung zollpolitischer Schranken um das englische Welt- reich, andererseits für die Behauptung des jetzt er- oberten russischen Marktes eintreten. Freilich darf man diese Wünsche, die in ihrer Verstiegenheit ein Aus- fluß des Krieges sind, noch nicht als Realitäten betrachten, und völlig recht hat das Moskauer liberale OrganRußkija Wedomosti", wenn es nach Wiedergabe des geschilderten Ar- tikcls skeptisch bemerkt:Es ist vorläufig noch zg früh, das hier vorgemerkte Programm zu erörtern, denn es ist schwer zu sagen, wie die internationalen Handelsbeziehungen sich nach dem Friedensschluß gestalten, und in welcher Form es denkbar sein wird, den Freihandel in England mit der'Auf- Hebung der MMxgijiistigungsklausel für Teutschland zu vereinbaren."_
Westlicher Kriegsschauplatz. Der franzöjlsche Tagesbericht. Paris  , 2. August.  (W. T. B.) A m t l i ch e r B e r i ch t vyn gestern nachmittag. Im Artois um S o u ch e z ein leicht zurückgeschlagener deutscher Angriffsversuch mit Handgranaten. Im Elsaß   griff der Feind mitten in der Nacht erfolglos unsere Stellungen am Schratzmännle und Reichs- ackerkopf an; er erlitt ziemlich empfindliche Verluste. Auf der übrigen Front kein Zwischenfall während der Nacht. Am 31. Juli warfen unsere Flieger 3l1 Geschosse auf das Flug- lager Dalheim bei Mörchingen und 6 Granaten auf einen Militärzug bei Chateau-Salins  . Paris  , 2. August.  (W. T. B.) A m t l i ch e r B e r i ch t von gestern abend. Artilleriekampf mittlerer Stärke im Artois   und im Aisnctal. Heftigerer Artilleriekampf nord- westlich Reims   im Gebiet der Luxemfmrgfarm(zwischen Eauroy und Loivre). In den Westargonnen im Ge- biet von Fontaine-au-Charmcs und an der Höhe 213, zwischen Maas   und Mosel im Gebiet von La Haye, wurde ein deutsches Bataillon in geschlossener Fonsation im Dorfe Vilcey-sur-
Der Vorstoß in Kurland. jVIII. Kultur in Litauen  . Linkowo, Ende Juli 1915. Uebcr Groß-Wilzen kommen wir aus Kurland   in Polnisch- Litauen hinein. Welch ein Unterschied hüben und drüben! Ex äußert sich in joder Beziehung, vor allem in der Beschaffenheit b- Wege, der Gebäude, Wohnungen und auch im Zustand der Feld obwohl die Bodenverhältnisse ziemlich dieselben sind. Wir besir uns noch im Gebiet der etwa zwei Dutzend Wasserläufe, die zwis<V shagory und Baust strahlenförmig dem Osten zustreben und bei Mitau   von der Au aufgenommen werden. Die Felder in Litauen  sind augenscheinlich schlechter bestellt, als in Kurland  . Und von Wegen, die mau nach unseren Ansprüchen und im Vergleich mit solchen, wie man sie zum Beispiel im allgemeinen in Ostpreußen  vorfindet, als schlecht bezeichnen kann, aber Gold sind, wenn man sie mit litauischen vergleicht, geraten wir in eine K-o m b i- nation von Schlamm, Löchern, Höckern und kleinen Teichen, die sich in mannigfachen Windungen zwischen den Feldern durchschlängeln. Der einzige gute Fahrweg ist die große ReichSstrahe, die von Mitau   über Szawle bis zur deutschen   Grenze führt. Von der Verfassung der Landwege kann man sich keinen Begriff machen, wenn man sie nicht benutzt hat. Die Reiter jagen über die Felder und kommen leidlich vorwärts. Die Wagen jedoch, die auf der sogenannten Straße bleiben müssen, geraten aus einem Hindernis in das andere. Unser Wagen quält sich dupch steifen Morast. Jetzt sitzt er in einem Wasserloch fest. Endlich ist er wieder flott. In der nächsten Minute rutscht er seitlich beinahe in einen Graben; dann gleiten die Räder auf dem glitschrigen Wege bei dem Versuche, einen beinahe einen Meter hohen Höcker zu überwinden, um gleich hinterher wieder in einen tiefen Spalt hineinzustoßen. So kommt der Wagen ganz langsam weiter; er schaukelt dahin, wie auf einer Berg- und Tal- bahn. Man fragt sich vergebens, warum nicht mit einigen Spaten- stichen das Wasser abgezogen wird und die vielen umherliegenden Steine nicht dazu benutzt werden, um die Löcher auszufüllen? Das Befestigen der Wege, ihr Jnstandhalten, betrachten die Bauern als zwecklose Arbeit; geht es gar nicht mehr auf dem alten Wege, dann fährt man übers Feld und macht so einen neuen Weg. Wir ge- brauchten mehrere Stunden zur Ucberwindung der etwa 39 Kilo- mcter langen Strecke bis zum Gut Satkunh. Das Gut liegt
Tray überrascht; es wurde unter sehr wirksames Schnellfeuer mehrerer unserer Batterien genommen. Pont-ä-Mousson und das Torf Maidieres wurden bombardiert. Ter Schaden ist wenig bedeutend. Deutsche   Flugzeuge warfen auf das Plateau von Malzeville bei Nancy   etwa 2l) Bomben, welche weder Schaden noch Verluste verursachten. Zrenchs Meldung. London  , 2. August.<W. T. B.) Feldmarschall Freuch meldet: Am 39. Juli fanden noch Gefechte nach dem ersten Angriffe der Deutschen  , der bereits im Bericht vom 39. Juli gemeldet wurde statt. DaS Ergebnis war, daß wir Teile der verlorenen Schützen- gräben westlich von Hooge   eroberten. Am 31. Juli hauptsächlich Artilleriefeuer. Gestern abend wehrten wir mit Erfolg zwei In- santerieangriffe ab. Am 1. August fand kein Jnfanteriegefecht statt. vom Luftkrieg. Paris  , 2. August. fW. T. B.).Journal" meldet, daß G e- r a r d m e r in der letzten Zeit täglich von deutschen Flug- zeugen überflogen wird. Am 39. und 31. Juli wurden sechs Bomben auf die Stadt geworfen, die beträchtlichen Sachschaden an- richteten. Ueber Nancy   erschien am 39. Juli ein Aviatilflugzeug, welches bei dein bewölkten Himmel bis mitten über die Stadt ge- langte. Vier Bomben fielen in ganz kurzen Abständen beinahe an derselben Stelle nieder; die gewaltigen Explosionen schreckten die ganze Bevölkerung aus dem Schlafe. Da die Straßen leer waren, ist kein Menschenleben zu beklagen. (Anm. des W. T. B.: Der Sachschaden muß beträchtlich sein, denn die Einzelheiten sind von der Zensur gestrichen.) Gestlicher Kriegsschauplatz. Der russische Generalftabsbericht. Petersburg, 2. August.  (W. T. B.) Der General- st ab des Generalissimus berichtet: Am Fluß Aa   in Kurland  , stromabwärts von Bauske, lieferten wir den Deutschen   am 30. und 31. Juli einen erbitterten Kampf. Nach zahlreichen erfolglosen Versuchen des Feindes, die ihm schwere Verluste kosteten, gelang es ihm, sich auf dem rechten User bei dem Gehöfte Jungfernhof zu befestigen. Auf der Straße von Poniewicz warfen unsere Truppen bei dem Dorfe Darchischki eine deutsche   Kolonne, welche die Offensive er- griffen hatte, schlugen in der Gegend der Dörfer Butiany und Tyltagola die feindliche Vorhut zurück, machten dabei mehrere hundert Gefangene und erbeuteten Maschinengewehre. Die feindlichen Schützengraben, die in unsere Hände fielen, waren mit Toten angefüllt. An der Narewfront unternahm der Feind in der Nacht zum 31. Juli mehrere Angriffe auf dem östlichen Ufer der Pissa bei deni Dorfe Serwadka und bei der Mündung des Schkivaflusses. Es gelang ihm im letzteren Abschnitt, am linken Narewufer festen Fuß zu fassen, aber er wurde so- dann durch einen kräftigen Bajonett- Gegenangriff zurück- geworfen und gegen das Flußbett gedrängt. In derselben Nacht ergriff der Feind mit beträchtlichen Kräften im Ab- schnitt von R o z a n die Offensive gegen unsere Stellung zwischen dem Narew und deni Oze sowie längs des letzteren Flusses. Am 31. Juli wurde daselbst ein sehr erbitterter Kampf geliefert. Der Feind macht ausgiebiebigen Gebrauch von Stickgasen. Nach vielen hartnäckigen Bajonettkämpfen ge- lapg es den Deutschen  , ein wenig an der Front Kamionka- Zalin vorzurücken. Weiter südlich vom Oze fluß gelang es dem Feinde gleichfalls, sich unserer Schützengrabenlinie zu bemächtigen. Aber sodann trieben wir üjn durch einen ungestümen Bajonettsturm in diesem Abschnitt nach seiner ersten Stellung zurück. Der Kampf war sehr blutig. Der Feind erlitt schwere Verluste. Jnr Laufe der Gegenangriffe machten wir tausend Gefangene und nahmen eine feindliche Batterie. In einigen Abschnitten der Narewfront hat der Feind in den Kämpfen der letzten Tage frische und erst jüngst gegen uns herangebrachte Truppen verlvepdet. Am linken Weichselufer an der Front Blonie-Naderzine Gewehrfeuer. Auf dem rechten Weichselufer lieferten wir den Deutschen  , welche den Fluß an der ehemaligen Front Mazewica-Kobilnince überschritten hatten, einen Kampf, in welchem Angriff und Verteidigung abwechselten. Wir schlugen einen feindlichen Angriff bei Gewaschew in der Gegend von Jwangorod zurück. Zwischen Weichsel   und Bug unternahm der Feind am 31. Juli erfolglos kräftige Angriffe gegen unsere Stellungen zwischen Wieprz und der Gegend des Bahnhofs von Rejowez. Zwischen der Stadt Cholm und dem Bug zogen sich unsere Truppen
an der Reichsstraße, 19 Kilometer nördlich von Janischki; es ist 3999 Morgen groß, hat Stallung für über 1999 Stück Vieh, ein verhältnismäßig bescheidenes Gutshaus und noch viel bescheidenere Arbeitevwohnungen. Die eine Hälfte des Gutshauses dient Ver- waltungszwecken. Hinter dem großen Schreib- und Kassenzimmer lag noch eine kleine Wohnung, wahrscheinlich die eines Beamten. D' Ausstattung der sechs Wohnräume auf der anderen Seite des entsprach mehr einer wenig geschmackvollen bürgerlichen '-->be. Die Polstermöbel hatten einen Stich von schäbiger AS Folge von Vernachlässigung. An den Wänden auf- cher minderwertige Bilder. D i e Gutshäuser in »-d sind Schlösser im Vergleich mit denen, dve ich in Litauen   sah. Hier eine Bescheidenheit, die schon an Aermlichkeit grenzt. In Kurland   große luftige Räume, viele gut ausgestattete Schlafzimmer in den von prächtigen Gärten um- gebenen Häusern. Auch in Satkunh waren von den sechs Räumen vier Schlafzimmer. Diese Einrichtung ist ein Bedürfnis des ge­sellschaftlichen Lebens. Wegen der weiten Entfernungen müssen die geladenen Gäste gewöhnlich über Nacht beim Gastgeber beiben. In Litauen   sind alle Einrichtungen weniger elegant, viel primitiver als in Kurland  . Und dort kennt man noch weniger als hier das Jn-gutem-Stand-Erhalien der Gebäude, Anlagen, Gerätschaften, Möbel usw. Da ist ein Gutshaus durch einen ganz neuen Anbau vergrößert worden; eine neue, zierliche Abschlutzmauer hinter dem Hause ist noch nicht vollständig fertig. Aber am Hauptge- bäude verfaulen die Treppenstufen; schief und wacklig hängen die Türen; verwitterte Stellen sieht man am Mauerwerk. Nichts geschieht, um dem Zerstörungswerk durch Witterungseinflüffe Einhalt zu tun. Dasselbe gilt von den Bauern- Häusern, in Litauen   in stärkerem Maße als in Kurland  . Immer» hin sieht man dort sehr viele Steinhäuser, in Litauen   dagegen fast durchweg nur elende Holz- und Lehmhütten. Manche halb zerfallen, mit faulem Stroh auf den Dächern, wind- schief und mit fteien Eingängen für Sturm und Regen und Schnee. Und erbarmungsioürdig sehen die Arbeiter- Wohnungen auf den Gutshöfen aus. Solche Woh- nungen gibt es beispielsweise auf dem Gut Woranzy für eine größere Anzahl von Familien in einem langgestreckten, niedrigen, ebenerdigen, mit Lehm verputzten Bau. Zunächst tritt man in einen engen, kurzen Gang. Rechts und links sind Löcher für Ge- rätschaften, Vorräte und vielleicht noch eine Lagerstelle. Gerade- aus gelangt man gebückt durch eine IIb Meter hohe, rohe Tür in einen ebenfalls ungedielten Raum, der gleichzeitig als Küche,
unter deni Druck numerisch überlegener feindlicher Kraft.? nach einem hartnäckigen Kampf ein wenig nach Norden zurück. Am Bug, an der Zlota- Lipa und am Dnjester keine Ver­änderung. Der italienische Krieg. Der italienische   Kriegsbericht. Rom  , 2. August.  (W. T. B.) Heeresbericht vom 1. August, abends 7 Uhr: Im Sanpelegrinotale(Avisio) er- neuerte der Feind am 30. Juli mit stärkeren Kräften den bereits am 28. Juli gescheiterten Angriff gegen unsere Stellung bei Costabella. Trotz Unterstützung durch nahe dem Ombert- Hügel aufgestellte Artillerie wurden die feindlichen Kolonnen auch diesmal vollständig zurückgeschlagen. Weiter nördlich in der Gegend von Liviuallongo(Hochcordevole) versuchten feiud- liche Jnfanterieabteilungen in der Nacht auf den 29. Juli. durch Ueberraschung den Gipfel des Pescoi und Sasso di Mezzodi zu besetzen. Unseren Truppen gelang es, sie zu zerstreuen. In Kärnten   hatte am 30. Juli eine kühne Operation, welche die Entfernung des Feindes von der Gabelung zwischen Cianolot und Pizzo Orientale(Hochdogaila) bezweckte, vollen Erfolg. Dank der glücklichen Mitwirkung eines von Granada   aus über die Abhänge der beiden Pies gegen die Gabelung gerichteten Frontalangriffs und dank der Um- gchungsbewegung einer Kolonne, die von der Bieliga- gabelung gegen Lusnitz im Fellatalgrund vorging, besetzte unsere Infanterie dank ihrer Schncidigkeit die Gräben an der Gabelung, den Feind mit dem Bajonette zurück- werfend, und machte 107 Gefangene, darunter 7 Offiziere. Der glückliche Ausgang dieses Unternehmens ist auch dem wirksamen und genauem Feuer unserer schweren Batterien zu danken, die zunächst die feindlichen Gräben beschossen und dann durch weittragendes Feuer das Herankommen von Verstärkungen verhinderten. Auf dem Karst unternahm der Feind in der Nacht zum 31. Juli einen kräftigen Angriff auf unseren rechten Flügel in der Gegend des Monte bei Si Busi, der jedoch unter schweren Verlusten zurückgeschlagen wurde. Eine starke feindliche Kolonne, die von Duino   nach Doberdo   marschierte, wurde von unseren Beobachtern entdeckt. von unseren schweren Batterien sehr wirksam beschossen und mit großen Verlusten zerstreut. Tagsüber dauerte unsere Offensive auf der ganzen Front an; weitere feindliche Gräben wurden genommen und 348 Gefangene gemacht, darunter 14 Offiziere. gez. C a d o r n a. Sechs weitere Jahrgänge italienischer Marinereserven einberufen. Basel  , 1. August.  (W. T. B.) DieBasler Nachrichten" melden, Italien   habe weitere sechs Jahrgänge Marinereserven einberufen. Die zu erwartende Expedition gegen die Türkei  werde sich gegen Kleinasien   richten. Schwierige Lage öer Italiener in Tripolis  . Hamburg  , 2. August.  (W. T. B.) DasHamburger Fremden- blatt" meldet aus Luzern  : Der Handelsschiffahrtsverkehr von Sizi- lien nach Tripolis   ist eingestellt worden. Zur Aufnahme der italic- nischen Kolonie in Tripolis   sind am Freitag mehrere armierte Transportdampfer aus Brindisi   ausgelaufen. Der türkische Krieg. Die Kämpfe an üen Daröanellen. London  , 2. August.  (W. T. B.) Ein Sonderbericht- erstatter deS Reuter sehen Bureaus meldet von den Dardanellen: Fliegerbeobachtungsposten haben feststellen können, daß an verschiedenen Punkten große türkische Verstär- kungen herangeführt worden sind. In der Nacht vom 22. zum 23. wurde die ftanzösische Stellung angegriffen und flüssiger Stoff in die Schützengräben geschüttet, der nachher durch Bomben in Brand gesteckt wurde. Französische 7,5-Zentimeter-Geschütze eröffnete» das Feuer und brachten daS Feuer der Angreifer zum Schweigen. Um 3 Uhr nachmittags am 23. wurde ein Angriff auf einen vor- springenden Teil unserer Linie aus dem äußersten linken Flügel unternommen, den die Türken bereits mehrmals erfolglos ange- griffen hatten; nach kurzer Beschießung wollte eine kleine feind- liche Abteilung in die Stellung eindringen, sie wurde durch dw> Feuer zweier Flugzeugkanonen vertrieben und hinterließ ungc  - fähr 49 Tote.
Wohn- und Schlafzimmer für die Familie dient. Ein kleines Fenster, das nicht geöffnet werden kann, läßt wenig Licht herein. Di« Einrichtung besteht aus einem rohen Ziegelfteinofen, einem Tisch, einer Bank, zwei Schemeln und zwei Bettkästen. Tann  steht in einer Ecke noch eine Kiste, die wohl das Küchengeschirr und, wenn solche vorhanden sind, Sonntagskleider beherbergen. An den Wänden einige der minderwertigsten Heiligenbilder. Das ist die ganze Herrlichkeit in diesen übelduftenden Wohnungen. D i e Menschen sind schmutzig, mit Lumpen bekleidet, dazu von einer beschämenden Demut. Die Männer setzen die Mütze ab und setzen sie nicht wieder auf, wenn sich ihnen ein Fremder nähert. Aengstlich und geduckt schauen sie jeden an, in dem sie einen Herrn vermuten, um gehorsam wie ein Hund Be- fehle auszuführen. Männer, Frauen und Kinder versuchen jedem. der sie anredet, ihnen etwas befiehlt usw., die Hände zu küssen, und fast immer bemerkt man, wie einer oder mehrere sich den Hinter- köpf oder andere Körperteile in charakteristischer Weise bearbeiten. Wenn man sieht, lme hier Menschen leben, wie sie herabgewürdigt werden, dann läßt sich ein Gefühl der Scham nicht unter- drücken. Man fühlt sich beleidigt in dieser Herabwürdigung anderer Menschen, in dem Ersticken jeglicher Würde, jeglichen Persönlich- keitsbewutztseins. Zu dritt nächtigten wir in einem ungefähr sechs Quadrat- meter großen schmutzigen Räume. Obwohl der Regen durch das zerbrochene Fenster hereinschlägt und allerhand unerwünschtes Leben sich bemerkbar macht, schläft ein junger Husarenleutnant wie ein Klotz, stundenlang, ohne sich im geringsten zu bewegen, und mein anderer Schlafgenosse schnarchte unverdrossen wie eine Brett- säge. Wir waren noch glücklich zu schätzen gegenüber den Soldaten, die bei diesem Wetter und den Strapazen der letzten Tage noch draußen kampieren mußten. Viele Pferde hielten die Anstren- gungen nicht aus; manches Tier sank zu Boden und blieb liegen. Die Menschen aber stürmten weiter. In aller Frühe wird die Verfolgung der fliehenden, aber im Walde jenseits der Muscha festgehaltenen Russen wieder aufge- nommen. Noch einige Kilometer kommen wir mit den: Wagen weiter, dann geht es nicht mehr. Obwohl die Maschine unglaub­liche Hindernisse überwindet, die Löcher, Schlamm und Morast sowie das Fehlen von Brücken auf dem Wege nach Telschany kann sie doch nicht meistern. Zu Fuß marschieren wir die neun Kilo- meier und gelangen abends auf einem Umwege über Labory nach Johannowa, wo wir unseren Wagen wiederfinden. D ü w e l l, Kriegsberichterstatter.