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die Parlamentskontrolle in Frankreich . Paris , 5. August. (23. T. B.) Wie derTemps" erfährt, ist zwischen der Regierung und dem Parlament nunmehr end- gültig eine Einigung über die Parlamentskon- trolle erzielt worden. Tie Delegierten der Kammer- gruppen hatten gefordert, daß die Ausschüsse einige ihrer Mitglieder in jeweils festzusetzendem Zluftrage zur Durch- sührung der Kontrolle delegieren sollten, und daß die Regie- rung den Delegierten die Durchführung ihrer Mission auf jede Weise erleichtern solle. Ueber jeden Auftrag solle ein schriftlicher Bericht erstattet werden. Die Abschrist des Be- richts werde dem Ministerpräsidenten und dem zuständigen Minister zugestellt werden, welche wiederum den Ausschüssen so schnell wie möglich mitteilen sollen, welche Entschlüsse von der Regierung bezüglich der in den Berichten niedergelegten Wünsche und Forderungen gefaßt wurden. Ministerpräsident Viviani erklärte in einem Briese an die Kammergruppen, die Regierung nehme die Forderung der Kammergruppen unter der Bedingung an, daß bezüglich der Durchführung der Missionen jeweils zuvor eine Verständigung zwischen der Re- gierung und den Ausschüssen erfolge. Hiermit erklärten sich die Kammergruppen einverstanden, so daß die Frage der Par- lamentskontrolle grundsätzlich geregelt ist. beschlagnahme üerHnerre Soziales Paris, 5. August. (W. T. B.)Temps" meldet: Di? Guerre Sociale " ist gestern wegen eines Artikels Gustavs Hervss, in dem er die Regierung heftig angriff, wieder beschlagnahmt worden. Diesmal waren Maßnahmen getroffen worden, daß keine Nummer des Blattes an die Ilbonnenten in der Provinz und in der Um- gebung von Paris gelangen konnte. Die Drucker und Leiter des Blattes wurden bestraft. »Secola* über Englanüs Haltung im Kriege. Mailand , 5. August. (W. T. B.) Ein LeitartikeldesSecolo'' nimmt die Engländer gegen Angriffe von italienischer Seite in Schutz, in dem er auf mehr als fünf Spalten u. a. folgendes aus- führt: Angesichts der Fortschritte Deutschlands und Oesterreich- Ungarns auf allen Kriegsschauplätzen sei das italienische Publikum besorgt, wenn nicht gar entmutigt. Allgemein frage man sich: Wie soll das weitergehen? Das Publikum nehme dann in seiner Ungeduld und in seinem Aerger besonders die Engländer aufs Korn und sage: Was machen nur diese.gesegneten Engländer". Der Verfasser des Artikels sucht als Verteidiger Englands nachzuweisen, daß England den deutschen Unterseebooten zum Trotz Herr der Meere sei. Sodann zählt der Verteidiger Englands alle Orte auf, wo die Engländer zu Lande kämpfen, und bemerkt, wenn sie in Frankreich nur eine Front von 52 Kilometer besetzt hätten, so sei das nicht ihre Schuld. Wenn die 800000 Engländer in Frankreich nicht die Offensive ergriffen, so hänge das nicht von ihnen ab, denn die Leitung de? FeldzugS in Frankreich unterstehe nicht den Eng- ländern, sondern den Franzosen. Die Offensive sei auch nicht so leicht, wie es sich die Kritiker in den Kaffeehäusern dächten. Die deutsche Front sei derartig verteidigt durch Stahl und Zement, daß ein Durchbruch nur mit Melinit und Lyddit zu erreichen wäre. Bisher hätte man aber über diese Explosivstoffe nicht verfügt. Auch sollten die Kaffeehauskritiker aufhören. Joffre zu kritisieren, weil er jetzt, wo Italien und Ruß- land so schwer zu kämpfen hätten, nidjt die Offensive ergreife. Wenn er jetzt noch nicht vorwärts strebe, so habe er seine Gründe dafür. Die Kritiker sagten serner, die Engländer hätten glückliche Gewissen- losigkeit, indem sie den Dingen ihren Lauf ließen, aber trotzdem immer wieder feierlichst erklärten, sie seien ihres Sieges sicher und wollten bis zum Ende kämpfen. Man müsse aber bedenken, welche Schwierigkeiten England überstanden und welche Opfer es bereits im Kriege gebracht habe, und dabei sei es doch das Land, in dem das Individuum alles und der Staat nichts bedeute. Praktischer wäre es, wenn die Italiener auf- hören wollten, unnütze Vorwürfe gegen England zu erheben. Die Engländer hätten gewiß ihre Fehler, aber sie hätten auch große Verdienste in diesem Kriege; so hätten sie zum Beispiel den Verbündeten, die eS nötig hatten, Milliarden gegeben.

Keine Einigung zwischen Italien unö Griechenlanü. Rom , 6. August. (W. T. B.). I d e a N a z i o n a l s" behauptet, daß eine Einigung Italiens mit Griechenland unmöglich sei, denn Griechen- land verlange halb Albanien mit Valona , die Zwölfinselgruppe und den größten Teil von Kleinasien , der doch italienisch werden m ü s s e. Sogar die Anhänger von Venizelos hätten ein solches Programm, und nur die knabenhafte Lächerlichkeit gewisser Italiener erhoffe von dem Regierungs - antritt Venizelos sein Eintreten für die Entente. Diese Vor- liebe für den griechischen Staatsmann sei bei gewissen Jta- lienern geradezu verrückt. Zum Schluß wird Italien geraten, eine Intervention Griechenlands und dessen Ansprüche dadurch unmöglich zu machen, daß Italien selbst gegen die Türkei vorgehe, sich aber dieses Vorgehen gründlich bezahlen lasse. Neue öalkanbemühungen üer Entente- mächte. Mailand , 5. August. (28. T. B.)Corriere della Serra " undSecolo" veröffentlichen eine Mitteilung der Agence d'Athenes, wonach die Ententemächte gestern abend einen gemeinsamen Schritt beim M i n i st e r- Präsidenten Gunaris unternommen haben. Es wird versichert, daß dieser Schritt bezwecke, die Balkanfrage so zu regeln, daß man auf di e Möglichkeit eines Mitwirkens der Balkan st aaten an der Seite der Vierverbandmächte hoffen könne. Nußlanü hofft noch immer auf Bulgarien . Mailand , 5. August. (W. T. B.)C o r r i e r e d e l l a Sera" enthält eine Petersburger Korrespo n denz, in der unter Anführung derNowoje Wremja" darauf auf- merksam gemacht wird, daß S s a s o n o w in seiner Dumarede Bulgarien zwar nicht genannt, aber doch eine Andeutung auf diesen Staat gemacht hat, als er erklärte, Serbien müsse seine nationalen Bestrebungen mit einem logischen Verzicht in Einklang bringen, was so viel heiße, als Mazedonien an Bulgarien abtreten. Das sei ein Beweis dafür, daß Rußland und seine Verbündeten die Hoffnung auf Bulgarien noch nicht aufgegeben hätten. Die sozialiftischen Dumaabgeorüneten verlangen allgemeine Amnestie. London , 5. August. (W. T. B.) Der Korrespondent derTimes" meldet aus Petersburg : Die heftigen Angriffe einiger Oppositionsredner der Duma auf das Kriegsininisterium, die eine sofortige Strafverfolgung gegen die« jenigen forderten, die für den Geschoßmangel und die Hinterziehungen verantwortlich sind, wurden durch eine Tagesordnung abgeschwächt, die erklärte, daß die Schuldigen später zur Verantwortung'gezogen werden sollen. Das den Polen gegebene Versprechen brachte jüdische und mohammedanische Redner auf den Plan. Die Sozia- listen verlangten eine allgemeine Amnestie. Die Preßfreiheit als Heilmittel. Ter bekannte russische reaktionäre Schriftsteller Menschikow äußert sich in derNowoje Wremja" in sehr bemerkenswerter Weise über den Segen der Preß- und Gedankenfreiheit, die auch zu Kriegszeiten nicht unterbunden werden müßte. Enthalten diese Aeußerungen schon an sich sehr viel des Interessanten, so sind sie doppelt beachtenswert als Ausdruck der gegenwärtigen St im mung in Rußland , die die reaktionären Wetterfahnen zu einer neuen Schwenkung veranlaßt. Eine irgendwie ernste Bedeutung schreibt Menschikow hat keineswegs jene Unzufriedenheit, die infolge mehr oder minder zündender Reden entsteht, sondern jene, die sozusagen durch die Ausdörrung der Gesellschaft herbeigeführt wird und die Ursache bildet, daß eine Entzündungsgefahr eintritt. Die Gesellschaft wird nicht durch Menschenworte, sondern durch schmerzhafte Tatsachen ausgedörrt, und wenn wir einmal schon in eine solche Periode der Geschichte eingetreten sind, in der die grundlegenden Tatsachen nicht verheimlicht werden können, was soll man sich dann über solche Kleinigkeiten aufregen, wie die Meinung dieses oder jenes Schriftstellers oder Parlamentsredners? In dem Weltexamen

hinten fassen und abschneiden konnte. An einzelnen Stellen auf der Bolante wehrten sich die Franzosen mit verzweifelter Zähigkeit und Widerstandskraft. Unseren Truppen war es hier nicht immer möglich, von einer Stellung zur anderen über den gewachsenen Boden vorwärts zu stürmen, sie mußten sich Schritt für Schritt durch das Gewirr von Sappen und Verbindungsgräben vor- arbeiten. Am Ausgang eines solchen Grabens hatte sich ein franzö- sischer Offizier aufgestellt, der jeden Deutschen , sobald er sich am anderen Ende zeigte, abschoß. Ein Soldat kniete neben ihm mit einem zweiten Gewehr, das er immer wieder nach jedem zweiten Schuß seinem Leutnant geladen reichte. Erst nach längerer Zeit gelang es einem deutschen Ofsizier durch eine wohlgezielte Hand- granate diesen zähen, heldenmütig kämpfenden Feind aus dem Wege zu räumen. Auf dem anderen Flügel, östlich von der Römerstraße, hatte der Angriff anfangs nur geringe Fortschritte gemacht. Hier er- warb sich Leutnant Johanßen auch einer der wackeren schlesischen Jäger großen Verdienst dadurch, daß er im entscheidenden Augenblick die Möglichkeit erkannte, die von den 13<)ern in der Front angegriffenen Franzosen von Westen her in der Flanke anzupacken und so zum Weichen zu bringen. Gleichzeitig durch- brach an einer anderen, 500 Meter weiter östlich gelegenen Stelle Leutnant Nichterlein mit seiner 1. Kompagnie Jnfanterie-Regi- ments Nr. 130 die feindliche Linie und drang in einige Block. Häuser ein, in denen er viele Gefangene, ein Maschinengewehr, 2 Eselskanonen und 2 Revolverkanonen erbeutete. Gegen die Höhe 285 unternahmen die Franzosen am Nach- mittag mehrere Gegenangriffe, die aber von den 144ern und Jägern abgewiesen wurden. Der Feind setzte das ununterbrochene schwere Artilleriefeuer unter Aufwand gewaltiger Munitionsmengen und zeitweise unter Verwendung von Granaten mit erstickender Gas- Wirkung bis zum späten Abend fort. Als dann endlich bei Ein- tritt der Dunkelheit alle Gegenangriffe zerschellt sind und der Kampf langsam abflaut, liegt die französische Infanterie auf der ganzen Front unmittelbar vor den neuen deutschen Stellungen. Aus beiden Seiten wird mit fieberhafter Anspannung aller Kräfte daran gearbeitet, schnell wieder neue Gräben auszuheben, um am nächsten Tage für eine Fortsetzung des Kampfes gerüstet zu sein. Nach all den unerhörten Anstrengungen und Aufregungen des Kampftages herrscht bei unseren Truppen jubelnde, begeisterte, stolze Siegesfreude. Bis zum Aeußersten und Letzten hatte jeder sein Bestes hergegeben. Im Laufe des Abends und der Nacht stellen sich auf den Verbandplätzen viele Verwundete ein, die schon frühmorgens einen Arm- oder Beinschuß oder sonst eine Ver- wundung erhalten hatten und trotzdem bis zuletzt mitgemacht hatten, um ja nichts zu versäumen von diesem höchsten Glück des Soldaten, dem Siege. Und alle wissen es ganz genau, daß am nächsten Tage die Kunde von den Heldentaten und dem Ruhm der Argonnenkämpfer in alle Welt hinausklingen wird, drüben zu den Kameraden, die gegen die Russen kämpfen, und weit übers Meer,,

und vor allem zum Vater und zur Mutter und all den Lieben zu Hause in der Heimat. VII. Auf der gesamten Front hatten die deutschen Truppen im heißen Ringen des 13. Juli die ihnen gesteckten Ziele voll und ganz erreicht. Die Höhenlinie 285 la Fille morte war fest in deutschem Besitz. Ter Feind hatte 64 Offiziere, darunter ein Major und 9 Hauptleute, mehr als 3400 Mann als Gefangene, 2 Gebirgs- und 2 Revolverkanonen, 34 Maschinengewehre, 51 Minenwerfer, 5 Bronzemörser und eine unübersehbare Menge Munition, Waffen und Gerät in unseren Händen gelassen. Mehr als 200 tote Franzosen bedeckten das Schlachtfeld und wurden von unseren Truppen in den nächsten Tagen beerdigt. In den Argonnenkämpfen vom 20. Juni bis 13. Juli wurden 116 Offiziere und über 7000 Mann gefangen genommen, mehr als 4000 tote Franzosen gezählt, die Anzahl der Verwundeten ist auf mindestens 5 6000 zu schätzen. Daraus ergibt sich als Ziffer der gesamten französischen Verluste in diesem Abschnitt rund 16 000 bis 17 000 Mann. Rückhaltlos erkennen unsere Truppen voll ehrlicher Hoch- achtung und Bewunderung an, niit welch zäher, todesmutiger Tapferkeit sich die Franzosen Schritt für Schritt, von Graben zu Graben und von einem Granatloch zum anderen verteidigt haben. Ob die da drüben wohl alle wissen, für welchen Zweck sie sich schlagen? Ob sie wohl alle an das Märchen glauben, daß die er- oberungslustigen, deutschen Barbaren diesen Krieg herausbeschwo- ren haben, und ob sie wohl alle uns Deutsche hassen? Sieger nicht. Aber sie tun ihre Pflicht bis zum Aeußersten, bis zum letzten Atem- zuge, als echte Soldaten. Drum Ehre auch dem Andenken der ge- fallenen Feinde. Desto tiefer ist bei unseren Truppen die Entrüstung über die unerhörte Verlogenheit der französischen Berichte. Amtlich gibt die Pariser Presse bekannt:Die Armee des Kronprinzen hat die Offensive in den Argonnen wieder aufgenommen und hat eine neue Schlappe erlitten. Der Feind, der vorübergehend in unsere vordersten Gräben eingedrungen war, wurde durch unsere so- fortige Gegenoffensive wieder zurückgeworfen. Die Gewinne der Deutschen überschreiten in keinem Fall 400 Meter. Punkt 285, der einen Augenblick lang vom Feinde besetzt war, wurde von uns unmittelbar darauf wieder genommen. Wenn man dagegen die Tatsache hält, daß wir nach wie vor im festen Besitz der Höhe 285 sind, daß die feindlichen Gegenangriffe uns auch nicht einen ein- zrgen Zentimeter des gewonnenen Bodens entreißen konnten, daß der Geländegewinn durchschnittlich 7 800 Meter, an einigen Stellen sogar über 1000 Meter beträgt, so mutz man sich wundern, daß sich die französischen Kommandobehörden vor ihren eigenen Truppen, die doch das Ergebnis des Kampfes genau beurteilen können, nicht schämen, der Wahrheit derartig ins Gesicht zu schlagen. Wenn wir weiter derartige Schlappen erleiden," sagen vorne unsere Leute,so werden wir uns langsam bis Paris durch- schlappen!"(W, T. B.)

deS Krieges gilt bc«!.fct Tagesereignissen: cum" kacenk-cIämanS (während sie schweigen, reden sie laut). Ihre Verheimlichung führt abgesehen von der moralischen Würdelosigkeit zu keinem Ziel. In einer Gesellschaft, die zum politischen Leben erwacht ist und Rußland ist längst zu einem solchen Leben erwacht. verbreiten sich mit erstaunlicher Schnelligkeit sowohl die Wahrheit wie die Lüge, und da es nur eine Wahrheit gibt, während die Zahl der Lügen endlos ist, so ist schon aus diesem Grunde die Freiheit der Erörterung weit vorteilhafter als ein erzwungenes Schweigen." Des weiteren verbreitet sich Menschikow über den Segen der Wahrheit, die durch die Pretzfrciheit gefördert wird Es ist klar, daß eine kulturelle Gesellschaft, die für ihr Wohl- befinden sorgt, die Organe ihres Bewußtseins und insbesondere die des kritischen Bewußtseins mit allen Mitteln schützen muß. Es ist dies keineswegs ein Sport oder ein Luxus, ohne den man auch auskommen kann. Ein klares deutliches Bewußtsein ist auch ein Kampforgan, und zwar ein solches, das besser als alle anderen den Sieg sichert. Aus diesem Grunde sind Freiheit des Gedankens, Freiheit der öffentlichen Beleuchtung des Lebens, Freiheit des all- seitigen Studiums des Lebens Begleiterscheinungen der Blüte- zeiten der Gesellschaft, während die Stummheit, die gleichbedeutend ist mit der Einbuße der Vernunft, den Niedergang der Gesellschaft nach sich zieht. Es gibt noch einen Moment des Niederganges, der noch gefährlicher ist als das Schweigen der Seele, das ist der Mo- ment, da die Seele genötigt ist, bewußt die Unwahrheit zu sprechen und sich mit Illusionen zu betrügen. Es ist zweifellos, daß die Presse, die Parlamentstribüne, der Schreibtisch des Gelehrten gleichfalls von dem Fluch nicht frei sind, nach tröstenden Trugschlüssen zu streben. Aber das einzige Mittel dagegen ist doch die Freiheit. Die Weite der Wüste gebiert die Luftspiegelung, aber sie gebiert zugleich den Wind, der diese Spiegelung verscheucht. Welch grobe Lüge auch die Gesell- fchaft heimsucht, die Wahrheit ist machtlos vor ihr, so lange keine Möglichkeit gegeben ist. zu sprechen und die Luge zu ver- dämmen. Die Worte des Schriftstellers gleichen dem Zauber- speer Achills: sie heilen die Wunden, di- sie geschlagen, sie heilen aber auch alle anderen, die die Lüge dem Geist der Gesellschaft zu- gefügt. Das fft der Grund, weshalb in den westlichen Staaten, ungeachtet der unbeschränkten Freiheit des Wortes und aller mog. lichen Versuche des Bösen, diese Freiheit auszunutzen, die Reinheit des geistigen Lebens weit, höher steht, als beisplelswerse üx Asten, in Buchara und Afghanistan , wo die Gesellschaft zum ivchwelgen verurteilt ist."... Es ist sehr anerkennenswert, daß Menschikow , dieser typische Vertreter journalistischer Charakterlosigkeit, den®egen ber izrer- heit preist und die Einrichtungen Westeuropas als nac�hmenswerteS Vorbild fürAsien ", d. h. für Rußland , aufstellt. Selbstverstand- lich meint er die Freiheiten und die Einrichtungen, die vor dem Kriege bestanden haben. Der �uffanö ßinnlanös. Het Volk" vom 2. August veröffentlicht den Brief eines finnischen Sozialdemokraten, dem folgendes zu entnehmen'st. ist sehr schwer, Berichte aus Finnland heraus�bekomme� denn man hat versucht, das Land hermetisch abzuschließen. Deshalb werden auch Privatbriese im Jnlande ausnahmslos der Zensur unterworfen. Zeitungen dürfen aus Helstngfors nach dem Aus­lands nicht verschickt werden, und sogar mit rundlichen Mit- teilungen mutz man sehr vorsichtig sein, weil uberall spioniert °Stfon'bor dem Krieg war das Ziel der� russischen Politik die planmäßige Vernichtung der finnischen Konstitution und die nn- unterbrochene Russifizierung des ganzen Landes. Diese Politik ist seit dein Kriege fortgesetzt worden und wird setzt chi Oiurm� schritt betrieben, so stürzte sich die Regierung mit auch hier noch nicht erlebter Schamlosigkeit auf die Presse. In kurzer Zeit wurden im Widerspruch zu dem finnischen Gesetz 10 Zeitungen auf­gehoben, die Mehrzahl schon im gerbst 1914. 5 davon waren Ar- beiter�eitunaen. Es hagelte Gelbstrafen auf dre Zeltungsverleaer�. Ende 1914 waren schon 24 Zeitungen mit 75000 M. bestraft worden Die meisten Verfügungen sind ganz unsinnig und die Zensur wuier wie die Vest» Versammlungen dürfen nur unter Polizeikontrolle abgehalten werden. Politische Fragen dürfen nicht besprochen werden. Streik- sind von der Regierung einfachverboten. ����tüutionellen Rechte sind aufgehoben. Alle Verordnungen und Verbote schließen mit dem Satz: 3 Monate Gefängnis oder 3000 M.©elbsttare.- Schon im August 1914 wurden zwei sozialdemokratlsche Redak- teure, die Genossen Valisalmi und Huchta. ohne richterliches Urteil auf Befehl des Gouverneurs auf 3 Monate ins Gefängnis ge- worfen. Als sie diese Strafe abgesessen hatten, bekamen sie Freiheit nicht etwa zurück, sondern wurden, wie immer m solchen Fällen, der finnischen Gerichtsbarkeit entzogen, nach Petersburg gebracht und nach Sibirien verbannt. Es ist nachdrücklich zu betonen, daß rm Lande tatsächlich Ruhe" herrscht/ Die Berichte über Aufstände und Unruhen, welche in ausländischen Zeitungen erscheinen, sind unwahr; so etwas ist in Finnland nicht vorgekommen. Jedoch ist hieraus nicht etwa zu schließen, daß dieseRuhe" ein Beweis für die Zupriedenhelt de- Bevölkerung ist. Der gewaltigen bewaffneten Uebermacht Men- über bleibt dem Volke nichts anderes übrig, als sich zähneknirschend zu fügen, aber doch nur zähneknirschend. In jedem Finnen steigen die bitterlichsten Gefühle auf, wenn er während des ganzen Krieges hören mutz, daß Rußland Krieg führt, umVölker zu befreien". Ein blutigerer Hohn ist wohl noch nie ausgesprochen worden. Welches auch das Kriegszieh der anderen Kriegführenden sein mag Rußland führt den Krieg nur, um seine heutigenUntertanen" weiter zu knechten, seinen reaktionären Wünschen freien Laus zu lassen, und wenn möglich, noch immer neue Völker unter sein Joch zu bringen! Die sibirischen Verbannten. Der in Genf in russischer Sprache erscheinendeSozialdemo- Irak" teilt nach derZürcher Post"" vom 1. August in einem Briefs aus Sibirien mit, daß die dortigen VerbannungSorte mit politischen Verbrechern überfüllt sind. In einem einzigen Orte fitzen 140 Marxisten, von denen 60 ihrer Nationalität nach Letten sind. Die Verbannten müßten zwar hungern, ihre Stimmung sei aber ungebrochen. Nach Petersburger Meldungen sind allein im Juni nach dem Kreise Jenisseisk in Sibirien 700 Verbannte aus den baltischen und westlichen Provinzen Rußlands gebracht worden. Unter den Per- bannten sind ungefähr 100 baltische Barone. Dothas finnexionspläne. Johannesburg , 4. August. (W. T. B.)(Meldung des Reuter- schen BureauS.) General Botha erklärte in einer Rede, soweit er selbst in Betracht komme, halte er es für unmöglich, Süd- westafrikadenDeutschenzurückzugeben. Alle ernsten Schwierigkeiten in Afrika seien auf deutsche Machenschaften zu- rückzuführen. Außerdem sei die Politik der Deutschen gegenüber den Eingeborenen eine Ouelle der Gefahr für die Union .

Leßte Nachrichten. Von der Dardanellenaktion. Athen , 5. August. (W. T. B.) Ikach demMessage d'Athenes" konzentrierten die Alliierten auf Gallipoli dreihundert schwere Ge- schütze, mit denen sie den türkischen Widerstand zu brechen ge- denken. Es geht aber auch auf türkischer Seite sehr lebhaft zu. Unablässig kämen Verstärkungen an Soldaten und Material an. Eine italienischc Anleihe in Zlmerika. New Jork , 5. August. (W. T. B.)(Havas.) Wie ver- lautet, verhandelt Italien augenblicklich in New Jork über die Aufnahme einer Anleihe von fünfzig Millionen Dollar,