Nr. 229.- 32. Jahrg.
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernspracher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.
Freitag, den 20. August 1915.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.
Die fünfte Kriegstagung des Reichstags.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 19. August 1915.( W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplah.
Zwischen Angres und Souchez führte der Gegner gestern abend einen während des ganzen Tages durch Artilleriefeuer vorbereiteten Angriff durch. Er drang stellenweise in unsere vordersten Gräben ein und hält in der Mitte des Angriffsabschnittes einen Teil noch besetzt, ist auf der übrigen Front aber bereits geworfen.
In den Vogesen erneuerte der Feind gestern feine Angriffe nördlich von Münster gegen unsere Stellungen auf Lingekopf und Schragmännle nach vor. übergehendem Vordringen bis in einzelne unserer Gräben. Auf dem Lingekopf ist der Gegner dort überall zurückgeschlagen; am Schraßmännle ist der Kampf noch im Gange.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Heeresgruppe des Generalfeldmaridhalls v. Hindenburg . Bei der Einnahme von Kowno wurden noch 30 Offiziere und 3900 Mann gefangen genommen.
Unter dem Drud der Fortnahme von Kowno räumten die Russen ihre Stellungen gegenüber Kalwarja- Suwalki ; unsere Truppen folgen.
Weiter füdlich erstritten deutsche Kräfte den Narem Uebergang westlich Tykocin und nahmen dabei 800 Russen gefangen.
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Die Armee des Generals v. Gallwit machte Fortschritte in öftlicher Richtung. Nördlich Bielsk wurde die Bahn Bialystok- Brest- Litowsk erreicht. 2000 Ruffen wurden zu Gefangenen gemacht.
Im Nordostabschnitt von Nowo- Georgiemsf überwanden unsere Truppen den Wkra - Abschnitt, zwei Forts der Nordfront wurden erstürmt. Ueber 1000 Gefangene und 125 Geschüße fielen in unsere Hand. Heeresgruppe des Generalfeldmaridhalls Prinz Leopold von Bayern.
Der linke Flügel trieb den Feind kämpfend vor sich her und erreichte abends die Gegend westlich und südwestlich von Mielejczyce.
Der rechte Flügel, über den Bug bei Mielnik vorbrechend, warf den Gegner aus seinen starken Stellungen nördlich des Abschnittes und ist im weiteren Vorgehen.
Beeresgruppe des Generalfeldmarichalls v. Mackenfen.
Der Reichskanzler
Auch hier wurde zwischen Niemirow und Janom der Der
Bugübergang von den verbündeten Truppen er= zwungen.
Vor Brest Litowsk drangen deutsche Truppen bei Rokitno( südöstlich von Janow) in die Vorstellungen der Festung ein. Destlich von Wlodawa folgen unsere Truppen dem geschlagenen Feinde. Unter dem Drucke unseres Vorgehens hat der Gegner das Ostufer des Bug auch unterhalb und oberhalb von Wloda wa geräumt; er wird verfolgt.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichliche Generalftabsbericht.
Wien , 19. Auguft.( W. T. B.) Amtlich wird verlantbart: 19. August 1915, mittags.
Russischer Kriegsschauplat
Die unter den Befehlen des Erzherzogs Josef Ferdinand und des Generals v. Kveveß stehenden österreichisch - ungarischen Kräfte erkämpften sich nördlich von Janow und Konstantynow den Uebergang über den Bug. Niemirow und andere Orte aut Nordufer wurden gestürmt. Der Feind ist geworfen, die weitere Verfolgung im Gange. Die Einschließungstruppen von Brest Litowsk , in deren Mitte fich die Divisionen des Feldmarschalleutnants v. Arz befinden, entrissen dem Geguer einige Vorfeldstellungen. Bei WladimirWolynskij und in Oftgalizien nichts Neues.
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Italienischer Kriegsschauplas.
Gegen unsere Ziroler Werke sette die italienische schwere Artillerie ihr Feuer auch während des gestrigen Tages und der heutigen Nacht fort. Ein Angriff von zwei feindlichen Bataillonen auf unsere Borfeldstellungen am Plateau von Folgaria wurde abgewiesen. Die heftigen Kämpfe im nördlichen Abschnitte der Küstenländischen Front dauern fort. Ein stärkerer Angriff gegen den Hrzli scheiterte wie alle früheren. Gegen den Südteil des Tolmeiner Brüdentopfes griffen die Italiener nachmittags und abends sechsmal vergeblich an; auch nachtsüber wurde erbittert gekämpft. Nach wie vor ist der Brückenkopf fest in unseren Händen. Mindestens 600 noch ungeborgene italienische Leichen liegen hier vor unferen Gräben. Im Goerzischen hält das gewohnte Geschüßfeuer an.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Höfer, Feldmarschalleutnant.
über die Kriegslage.
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Die Donnerstagfißung der fünften Kriegstagung des Reichstags wurde vollständig ausgefüllt durch eine anderthalbstündige Rede des Reichskanzlers Beth mann Hollweg . Wer gekommen war, um irgendwelche Sensation zu erleben das Haus und die Tribünen waren selbstverständlich voll besetzt, dürfte kaum auf seine Rechnung gekommen sein, sofern er die Tagespresse auch nur mit einiger Aufmerksamkeit verfolgt hat. Unter den obwaltenden Umständen, wo das erste Gebot der Politit lautet: Ueber Kriegsziele darf nicht gesprochen werden", war natürlich auch nichts anderes zu erwarten. Ueber die wichtigste, die Bevölkerung nicht nur Deutschlands , sondern ganz Europas , ja man fann sagen, der ganzen Welt, fieberhaft erregende Frage: Stehen die Dinge so, daß in absehbarer Zeit ein Ende des furchtbaren Völferringens zu erwarten ist?" gaben die Ausführungen des Reichskanzlers keine Auskunft.
Dagegen ging der Kanzler mit großer Ausführlichkeit nochmals auf die politische und diplomatische Borgeschichte des Völkerfrieges ein. Er unterzog von seinem Standpunkt qus die auswärtige Politik Europas während des ganzen lezten Jahrzehnts einer eingehenden Untersuchung, ohne daß man freilich etwas Neues erfahren hätte. Seine Ausführungen waren eben, wie das ja ähnliche Darlegungen der. leitenden Staatsmänner in den anderen Staaten nicht minder sind, eine Rekapitulation jener Vorgänge, die bereits in früheren Reden, in den Rot-, Blau-, Grau-, Gelb. und Weißbüchern und in zahllosen Zeitungsartikeln in aus giebiger Breite abgehandelt worden sind.
Der Kanzler begann mit einer Schilderung der gegenwärtigen Kriegslage, die für Deutschland auf allen Kriegsschaupläßen eine günstige sei. Im Westen seien alle Angriffe glänzend abgeschlagen worden, im Osten befinde sich ganz Galizien und Polen sowie Litauen und Kurland im Besitz der Deutschen und Desterreicher. Zuversichtlich könne deshalb Deutschland der Zukunft entgegensehen.
Da die Gegner, fuhr der Kanzler fort, durch Waffengewalt nichts gegen uns ausrichten, schleudern sie nun ihre Verleumdungen gegen uns, die Berdächtigung, daß Deutsch land durch seine viel gründlichere Vorbereitung die Absicht eines Krieges bewiesen habe. Vor Tisch freilich hat man's ganz anders gelesen. Sowohl in England als in Rußland mar mon vor wie nach Kriegsausbruch der Meinung, daß alle militärischen Borbereitungen zur größten Zufriedenheit getroffen seien. Wenn sich jest England als den Schüßer der fleinen Staaten aufspielt, braucht nur auf die Unterdrückung
Der russische Generalstabsbericht. Beschuldigungen gegen ein deutsches U- Boat. hingewiesen zu werden, die England dem neutralen Handel gegenüber verübt, nur auf die Besetzung beispielsweise der Petersburg, 18. Auguft.( W. Z. B.) Der General- Berlin, 19. Auguft.( W. T. B.) Die standinavischen griechischen Inseln durch England, auf die Bemühungen Engstab des Generalissimus teilt mit: In der Gegend Beitungen veröffentlichen schwere Beschuldigungen gegen ein lands, durch Länderschacher die Balfanstaaten zu Aktionen von Riga und in der Richtung Jakobstadt feine wesentlichen deutsches Unterseeboot, das die Poſt von dem norwegischen gegen die Zentralmächte zu gewinnen. Und Rußland beweiſt Veränderungen. Ein Versuch der deutschen Flotte, unsere Dampfer, a aton VII" beschlagnahmt, teilweise sogar ver- fein Schüberamt gegenüber den Heinen Nationen dadurch, daß es jest Polen schonungslos verwüstet, dieses Land, dem Schuhminen an der Einfahrt in den Meerbusen von Riga nichtet haben soll. aufzufischen, wurde durch das Feuer unserer Kriegsschiffe non seiten des U- Boot- Kommandanten noch keine Meldungen sprochen hat. Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, liegen hierüber man doch jetzt heuchlerisch weitgehendste Autonomic verbereitelt. In der Richtung auf Dinaburg wiesen wir bor . Es ist also zunächst nicht ersichtlich, ob es sich hier um Dann wandte sich Bethmann Holmeg wiederum England" Versuche der Deutschen , zur Offensive überzugehen, in der Paketpost oder um Briefpost handelt. Für die Behandlung zu, indem er die Einverleibung der Burenstaaten, die verNacht zum 17. August und am folgenden Tage zurüd. Vor von Patetpost gelten die die allgemeinen Grundsäge über tragswidrige Annerion Aegyptens schilderte. Ein solches Romno gelang es den Deutschen nach erbitterten elf die Behandlung bon Bannware. Briefpost ist and habe wahrlich kein Recht, Vorwürfe gegen Deutschland tägigen Kämpfen, die dem Feinde ungeheure Verluste kosteten, zwar nach dem 11. Haager Abkommen unverleglich. wegen des Durchmarsches durch Belgien zu erheben. Um so sich in den auf dem linken Ufer des Njemen westlich vom Dieses Abkommen ist aber von verschiedenen Kriegsparteien, meniger, als jekt die Briefe der belgischen Gesandten aus Die insbesondere von Rußland , nicht ratifiziert worden und findet Berlin , Baris und London bewiesen, daß Belgien tros aller Flusse Jesia gelegenen Befestigungen festzusetzen. Deutschen machen Versuche, auf das rechte Ufer dieses ein- daher nach Artikel 9 in dem gegenwärtigen Striege überhaupt Warnungen seiner Botschafter die Neutralität gebrochen habe, gedämmten Flusses zu gelangen, wo ein Teil der Befestigungs - feine Anwendung.- Ueberdies haben unsere Gegner die indem es den Gegnern ins Garn gegangen jet. Der Redner unverleglichkeit der Briefpost in feiner Weise geachtet. werke noch in unserer Hand ist. Auf dem rechten Ufer haben die nach Deutschland gehende und von Deutschland bekannten Brüsseler Dokumenten, die bereits in der deutschen Sie verlas zum Beweise dafür eine Anzahl von Stellen aus den des Njemen haben wir alle Befestigungswerte in Besiz. An tommende Briefpost durchweg angehalten und der Zensur Presse abgedruckt worden sind. der Front am oberen Nare to sowie zwischen diesent Fluß unterworfen oder geradezu weggenommen, auch wenn sie auf und dem Bug dauerten die Kämpfe am 16. und 17. d. Mts. neutralen Schiffen nach neutralen Häfen befördert wurde. mit wechselndem Erfolge an. Der Feind unternahm besonders hartnädige Angriffe auf den Straßen nach Bialystok - Bielst
Uebergabe von Garua.
Deutschlands Politif ist dagegen, so beteuerte der Reichsfanzler, stets auf eine friedliche Berständigung mit den Nachbarstaaten gerichtet gewesen. Ich danke Gott ," so erklärte Bethmann Hollweg , daß ich bis zum legten Augenblid durch Verständigungsversuche mit England den ungeheuerlichen massenmordenden Weltbrand zu verhüten gesucht habe." Das fei jedoch nicht möglich gewesen megen der englischen Einfreifungspolitik. England trage die Verantwortung für alle späteren Ereignisse.
von Westen her. Am Bug in der Gegend der Eisenbahn Loudon, 19. August. ( W. T. B.) Eine Depesche des Siedlce - Tscheremcha unternahmen wir, nachdem wir die Generalgouverneurs von Nigerien , die vom 12. Juni da Offensive der Deutschen zurüdgewiesen hatten, einen erfolg. diert ist, meldet über die Einnahme von Garua: Die reichen Gegenangriff, bei dem wir einige Maschinengewehre schwarzen Soldaten der deutschen Schußtruppen begannen inerbeuteten. In der Gegend von Nowo- Georgiemst folge der englischen Beschießung zu meutern. Sie weigerten Auch mit Rußland habe Deutschland Freundschaft setzte der Feind seine hartnäckigen Angriffe auf der Nord- sich am 9. Juni, das Fort zu besetzen. Am 10. Juni desertierte eine beträchtliche Anzahl von der Reiterei. Die und Verständigung gesucht. Aber die bis in die Wurzeln front gegen die Befestigungen fort. Die Hauptanstrengungen Deutschen higten darauf die weiße Flagge. Die Anzahl der vergifteten chauvinistischen Revanchetreibereien Frankreichs der Deutschen sind dabei gegen die Befestigungen gerichtet, Gefangenen betrug 87 Deutsche und 270 Eingeborene. Der und die kriegsheherischen panslawistischen Expansionsbestrewelche die von Mlawa kommende Eisenbahn beherrscht. Gouverneur spricht in der Depesche sein Erstaunen über das bungen Rußlands seien durch das Londoner Kabinett fortAm oberen Bug, der Zlota Lipa und am Dnjestr keine Ver- Geschick aus, mit der die sehr starken Befestigungen hergestellt gefekt angefacht worden, bis die Spannung so groß wurde, daß änderung. waren.( Garu a liegt an der Nordgrenze von Kamerun .) die erste große und schwere Belastungsprobe zum Bruch führte.