Der Kanzler gab des ferneren eine nochmalige ausführ- liche Darstellung des Notenwechsels in der kritischen Zeit des Jahres 1914. Er schloß seine gleichfalls hinlänglich be- kannten Darlegungen mit der Betonung des reinen Ge- Wissens, das Deutschland habe, und das im Auslände vergeh- lich zu schwärzen versucht werde.„Aber wir werden letzten Endes den Kampf gegen diese Verleumdungen ebenso sieg- reich bestehen wie den großen Kampf draußen auf dem Schlachtfelde." Weniger ausführlich und in weit weniger konkreter Form äußerte sich der Reichskanzler über das, was nunmehr von der Fortführung und demAusgangdes Krieges seiner Ueberzeugung nach zu erwarten ist. Seine Darlegungen über diese ungleich wichtigere, zukünftige Ge- st a l t u n g der Tinge bewegten sich in a l l g e nr e i n e r e n Wendungen, die verschiedenartigster Aus- l e g u n g fähig sind, lieber die polnische Frage sagte er, daß die heutige Besetzung der polnischen Grenzen gegen Osten den Beginn einer EntWickelung darstellen würde, der die alten Gegensätze zwischen Deutschland und Polen aus der Welt schaffen und das vom russischen Joch befreite Land einer glücklicheren Zukunft entgegenführen werde, in der es die Eigen- arten seines nationalen Lebens pflegen und entwickeln könne. Aehnlich vieldeutig waren auch seine sonstige Bemerkungen. Der Krieg werde, je länger er dauere, ein aus tausend Wunden blutendes Europa zurücklassen, aber die Welt, die dann erstehe, solle und werde nicht so aussehen, wie es sich Deutschlands Feinde träumen ließen. Teutschland werde weder ein Vasallenstaat des russischen Ricsenreiches noch ein Spielball in der Ränkepolitik Englands werden. Solle Europa jemals zur Ruhe kommen, so könne das nur durch eine starke unan- tastbare Stellung Deutschlands geschehen. Teutschland müsse sich seine Stellung so ausbauen, daß die Mächte nie wieder an eine Einkreisungspolitik denken könnten. Es sei die „Freiheit der Meere " zu erringen, nicht um sie gleich England zu mißbrauchen, sondern um diese Freiheit allen Völkern in gleicher Weise dienstbar zu machen. Deutschland wolle sein und bleiben ein Hort des Friedens und der Freiheit der großen und kleinen Nationen, und zwar nicht nur der Natio- nen germanischer Rasse. Deutschland hasse nicht die von den fremden Regierungen gegen uns in den Krieg gehetzten Völker, aber es habe die Sentimentalität ver- l o r e n.„Wir halten den Kampf durch, bis jene Völker, von den wahrhaft Schuldigen befreit, den Frieden fordern". Aus den Parlamenten unserer Gegner wird die Antwort auf die Ausführungen Bethmann Hollwegs nicht ausbleiben, und alle Staaten werden es wiederum so darzustellen wissen, als ob jeder von ihnen der unschuldig Uebcrfallene sei und es nun gelte, durch einen vollen Sieg und eine restlose Be- freiung von den Ränken der Gegner ihre Reichsgrenzen und ihre nationale Existenz für alle Ewigkeit zu sichern. Und jedes Land wird erklären, daß es trotz der Schwere der Zeit mit völliger Siegeszuversicht der Zukunft entgegenschauen könne. Erst einer späteren Zeit wird es vorbehalten sein, alle diese staatsmännischen Darlegungen mit nüchtern-historischem Sinn und ungetrübter Würdigung unter die Lupe zu nehmen und Recht und Unrecht objektiv abzuwägen. Die Hoffnungen auf baldigen Friedensschluß erscheinen freilich bei solcher Lage der Tinge noch jeder greisbaren Unterlage zu entbehren! Die Sitzung wurde nach der Rede des Kanzlers ver- tagt. Die Debatte wird am Freitag weiter gehen. Warten wir es ab, was die Vertreter der einzelnen Parteien zu sagen haben.
Zum Lall von Kowno . Von Richard G ä d k e. Die überraschend schnelle Fortnahme von Kowno mit stürmender Hand durch die Truppen des General Litzmann hat eine sehr große Bedeutung. Politisch mag der Fall von W a Eschau wichtiger gewesen sein: militärisch und in seinen strategischen Folgen kann er mit der Erstürmung Kownos nicht verglichen Werden. Tort handelte es sich auf der Seite der Russen nur um Nachhutsgefechte, die Räumung der " Hauptstadt. Polens war eine längstbeschlossene Sache. Für den Erfolg unseres großen Feldzuges in Polen wäre es sogar günstiger geweseg, die Russen hätten sich länger dort gehalten. Da sie die Forts nur noch mit Nachhuten hielten, war der Durchbruch durch die unmodernen, der- alteten Werke immer noch eine schöne Waffentat, aber nicht so schwer wie der Angriff auf die hartnäckig verteidigten Forts von Kowno . Der Sturm erinnert an den Sturni von Ant- werpen, erinnert an die größten Wafsentaten des deutschen Heeres in diesem Kriege, und kann nicht verfehlen, einen starken moralischen Eindruck auf unsere Gegner wie auf die Neutralen zu machen. Der strategische Wert des glücklichen Sturmes aber ist größer noch. Gegenüber der Doppelbedrohung des russischen Haupt- Heeres in Polen hat es injminer wiederholten, wütenden An- ' griffen versucht, sich sowohl gegen Mackensen wie gegen Hindenburgs Arniee Luft zu schaffen. Um den Preis großer Opfer ist es ihm knapp geglückt, sich insoweit der eisernen Umarmung zu entziehen, daß sein Rückzug auf die Front Brest-Litowsk— Bialystok— Grodno möglich wurde. Der Fall von Kowno läßt eine andere größere Gefahr am Horizonte auftauchen. Dem Vordringen auf Wilna steht zunächst kein Hindernis mehr im Wege; die Armeen des Groß- fürsten können in der Linie Grodno— Bialystok— Brest- LitowSk keinen anhaltenden Widerstand mehr leisten, ihr Rückzug muß eilig fortgesetzt.werden, wenn sie nickt Gefahr lausen wollen, von Skordcn her gegen die Rokitnosümpfe ge- warfen zu werden. Schon gegenwärtig ist ihr weiterer Rück- zug auf das äußerste bedroht und man darf wieder auf große Ergebnisse der deutschen Offensive hoffen. Schon jetzt macht sich bemerkbar, daß der Raum, der ihnen zum Rückzüge noch zur Verfüguug steht, ein äußerst be- schränkter ist; durch den in der Mitte gelegenen Urwald von Bielowice. durchs den eine einzige durchgehende Straßenver- bindung führt, wird er noch mehr verengt. Ohne sehr große Opfer wird sich die Masse des Heeres der Ungunst der Ver- Hältnisse kaum mehr entziehen. Es ist ganz überkliissig, sich darüber den Kopf zu zer- brechen— wie unsere Gegner es jetzt tun—, ob wir den Plan verfolgen, auf Petersburg zu niarschiercn. Ten Lehren Moltkes und Schlieffens entsprechend, verfolgen wir nur den einen Plan, das feindliche Haupthcer nach Möglichkeit zu schädigen und für möglichst lange Zeit kampfunfähig zu machen. Hierbei ist es natürlich wichtig, ihm seine wescnt- lichen rückwärtigen Verbindungen, besonders die Bahnen und Straßen, auf denen ihm seine Lebensbedürfnisse an Nahrung
und Schießbedarf zufließen, zu unterbinden. Diese aber weisen mehr nach Smolensk und Moskau als nach Peters- bürg hin. Nur aus dem Innern Rußlands her vermag es sich lebensfähig zu halten; in dieser Richtung Wird es jetzt Wohl weit zurückgehen müssen, ehe es sich als gerettet be- trachten darf, und das heftige, schonungslose Nachdringen der deutschen Truppen wird auf diesem Marsche seine innere und äußere Zerrüttung von Tag zu Tag vermehren. Nur das eine dürfen wir nicht vergessen, daß es sich immer um große Räume und um weite Wege handelt. Un- mögliches darf man also nicht erwarten. Auch Nowo-Georgiewsk wird fallen; doch kann es sich an Bedeutung für den Fortgang der Ergeben- heiten mit Kowno nicht messen. Die letzte Weichsel - festung fällt mit ihm in unsere Hand und Belagerungs- truppen werden frei für Feldoperationen; wir gewinnen für alle Fälle die starke Linie, die so lange den Gegner schirmte, für uns selbst. Ter Njemen, der Narew , die Weichsel sind nunmehr die strategischen Schutzwehren des Deutschen Reiches geworden: für eine Verteidigung ist das sehr wichtig, für die im Zuge befindliche große Angriffsbewegung hat es wenig zu sagen._
Der französische Tagesbericht. Paris , 18. August. (W. T. B.) Amtlich erBericht von heute nachmittag. Die Nacht war auf dem größeren Teile der Front verhältnismäßig ruhig. Vom Ab- schnitt nördlich Arras , zwischen Sommc und Oise , aus dem Gebiet von Roye und Lassigny werden nur Artilleriekämpfe gemeldet. In den Argonnen , an der Haute Ehevauchee, bei Fontaine-aux-Charmes und im Cheppywalde Kämpfe mit Bomben und Petarden. Unser gestriges Geschützfeuer gegen die deutschen Stellungen im Lingegebiet zerstörte zwei schwere Batterien und brachte mehrere Munitionslager zur Explosion. Auf den Kämmen von Sondernach wurden zwei gegen die gestern von uns eroberten Stellungen nachts vorgetragene neue heftige Gegenangriffe vollständig abgewiesen. Wir machten etwa 50 Gefangene. Paris , 19. August. (W. T. B.) Amtlicher Bericht von Mittwoch abend. Starke und gegenseitige Kanonade im Artois , in der Champagne, im Wald von Apremont bei La Louvierc und La Vaux Ferry, im Priesterwald, im Ge- biet von Croix-des-Carmes und an der Front längs der Seille. Der Minenkampf nimmt an einer großen Zahl Stellen seinen Fortgang. Bei Beuvraignes südlich von Roye verschüttete die Explosion eines unserer Herde die deutschen Sappenarbeiten. In den Argonnen wurden alle Versuche des Feindes, im Gebiete von Marie Thsrese mittels Handgranaten vorzurücken, zurückgeschlagen. In den Vogesen wurde die von uns eroberte Stellung auf dem Kamme von Sondernach trotz sehr heftiger Beschießung behauptet. der italienische Krieg. Meldung üer italienischen Heeresleitung. Rom , 19. August. (W. T. B.) Heeresbericht vom 18. August, abends. Längs der Grenze von Tirol und T r e n t i n o dauerte unser Geschützfeuer heftig und wirksam fort. Im Bachertal(Sexten ) bemächtigten sich unsere Truppen am 17. August einer zweiten Grabenlinie, und obwohl der Feind schnell flüchtete, nahmen wir 2 Offiziere und etwa 40 Soldaten gefangen, erbeuteten auch zahlreiche Gewehre, Munition und anderes Kriegsmaterial. Im K r n- abschnitte gelang es einer unserer Abteilungen, beim Vorrücken über den Kamm des Vrsik in Richtung Javozcek den Feind nach lebhaftem Kampfe aus einem ausgedehnten Graben zu vertreiben und sich des Grabens zu bemächtigen. Auf der Front bei Tolmein ist der gestrige Tag ge- kennzeichnet durch neue Fortschritte, besonders auf der Höhe von Santa Lucia, wo wir weitere Schützengräben eroberten und etwa 200 Gefangene machten, darunter einige Offiziere. Die aus dem Karst kämpfenden Truppen hatten ebenfalls einen glänzenden Erfolg zu verzeichnen. Während sie in ge- wohnter methodischer Weise vorgingen, versuchte der Gegner einen heftigen Angriff gegen das Zentrum unserer Front, indem er das Feuer zahlreicher Batterien daraus konzentrierte und dann seine Infanterie zum Sturme vorgehen ließ. Das schnelle und wirksame Eingreifen unserer Artillerie ermöglichte es, diese Aktton unverzüglich unwirksam zu machen. Unsere Infanterie ging sodann zum Gegenangriff über, gewann mit ihrem Schneid einiges Gelände und besetzte eine wichttge Stellung westlich von Marcotti. Gez.: Cadorna. Meldung des italienischen /lümiralsiabs. Rom , 19. August. (W. T. B.) Der Chef des Admiral- !s der Marine teilt mit: Gestern haben 20 österreichische Einheiten und ein Flug- zeug die kleine Insel Pelagosa angegriffen. Unsere Besatzung hielt den hefttgen Angriff mit großer Tapferkeit aus und der Feind zog sich zurück, ohne einen Landungsversuch zu unter- nehmen. Wir haben vier Tote, darunter einen Offizier, und drei Verwundete. Die Verluste des Feindes sind unbekannt. Thaon de Revel. vier italienische Generale gemaßregelt. Zürich , 18. August. Den.Neuen Züricher Nachrichten" meldet ein Privatkorrespondent auS Mailand , infolge der geringen E r g e b n i s s e der bisherigen Operationen seien neuerdings vier italienische Generale ihres Kommandos ent- hoben worden. Ver türkische Krieg. Die englische Darüanellen-Melöung. London , 18. August. (W. T. B.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Das Preßburcau berichtet von den Tarda- nellen: In der südlichen Zone setzten die Türken ihr Artilleriefeuer fort, ohne besondere Ergebnisse zu erzielen. Der Zustand blieb am 14. und am 15. August unverändert. In der nördlichen Zone wurde in der Nacht vom 14. auf den 15. die rechte Flanke des australischen Korps hefttg angegriffen. Die Angriffe wurden zurückgewiesen. Auf dem neuen Landungsplatz bei Suvla Burnu gingen die Truppen auf dem linken Flügel unter hefttgem Feuer 500 Meter weit vor und besetzten einen türkischen Schützengraben, wobei sie 22 Gefangene machten.
Der Seekrieg. vom v'Dootkrieg. London , 19. August. (W. T. 23.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Der Fischdampfer„George Baker" ist vor Darmouth versenkt worden. Belfast , 13. August. sW. T. B.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Das F i f ch e r f a h r z e u g„George" ist ver- senkt worden; die Besatzung ist gerettet. Kopenhagen , 18. August. (W. T. B.) Der dänische Dampfer „Else" hat heute in Aarhus die Besatzung des norwegischen Dampfers„ R o m u l u S"— 820 Tonnen— gelandet, der, mit Grubenholz(Bannware) von Halmstad (Schweden ) nach West- Hartlepool bestimmt, am 16. August in der Nordsee von einem deutschen Unterseeboot versenkt worden war. Kristiania , 18. August. (W. T. B.) Die norwegische Post- direklion teilt mit: Das deutsche Unterseeboot, das gestern den Dampfer„Haakon YII." auf der Fahrt nach England anhielt, befahl ihm, alle Drucksachen und Pakete nach England, Frankreich , Italien und allen deutschfeindlichen Kolonien über Bord zu werfen. Die Briefpost und Wertpost wurde an Bord des Unterseebootes genommen. Außer der norwegischen Post führte der Dampfer sieben Säcke Briefpost von Dänemark nach London mit. London , 19. August.(23. T. 23.) Lloyds meldet; Der britis che Dampfer„Benny" und der spanische Dampfer„Isidora" sind versenkt worden; die Besatzungen sind gerettet. London , 19. August. (W. T. B.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Der Postdampfer„Grodno " der Wilson-Linie und der britische Dampfer„Thornfield" sind versenkt worden; die Besatzungen sind gerettet. London , 19. August. (W. T. B.) Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus sind die Dampfer„M a g g i e" und„S e r- b i n o", von denen der letztgenannte der Wilsonlinie angehört, ver- senkt worden. Die Besatzungen wurden gerettet. London , 19. August. (W. T. B.) Das Rcutersche Bureau meldet: Der Dampfer„Arabic " der White Star Linie(10099 Tonnen) ist auf dem Wege nach Amerika torpediert worden. Tic Reisenden und die Besatzung wurden gerettet. Der englische Dampfer D u» s l e e wurde torpediert. Gin englisches V-Doot gesunken. Kopenhagen , 19. August. (W. T. B.) Ein englisches Uniersee- boot ist auf der Südostseite von Saltholm auf Grund gestoßen. Das Unterseeboot scheint in Brand geraten zu sein. Ver Krieg in öen öeutschen Schutzgebieten. lieber die kriegerischen Ereignisse in Togo wird in der jüngsten Mitteilung des Kolonialamts gesagt, daß auch nach den seit der letzten amtlichen Veröffentlichung eingc- gangenen Privatnachrichten in den von den Feinden besetzten Teilen Togos im allgemeinen geordnete Zustände herrschen. Das für England gültige Verbot des Handels mit den Angehörigen feind- licher Staaten ist für den englischen Teil der Kolonie außer Kraft gesetzt. Die deutschen Firmen können Waren aus England und den neutralen Staaten in Togo einführen und ausführen. Sie sind aber gehalten, kein Geld über London durch neutrale Staaten nach Teutschland oder Oesterreich zu überweisen. Die Missionen in dem bon England besetzten Teil Togos dürfen sich auch weiterhin be- tätigen. Im Gegensatz dazu scheint in dem von den Franzosen besetzten Teil Togos die Lage der Missionen schwierig zu sein.— Die Angelegenheit der deutschen Gefangenen in Da- h o m e y ist seit der zweiten Veröffentlichung(Ende Dezember 1914) bis heute sortgesetzt Gegenstand ernstester und nachdrücklich- ster Behandlung der Regierung gewesen. Trotz energischer Vor- stellungen hat die französische Regierung längere Zeit gezögert, zu der Forderung Stellung zu nehmen, unsere Landsleute in Da- bomey in klimatisch einwandfreie Gebiete zu verbringen, die nickt Waffenfähigen aber sowie die Frauen und Kinder über neutrale Häfen nach der Heimat zu entlassen. Nach neuerdings einge- laufenen Nachrichten befindet sich jetzt kein Deutscher mehr in Dahomeh; die Zivilgefangenen sollen nach Bedeau in der Provinz Oran(Algier », die Kriegsgefangenen nach Calablanca und die Kranken nach Südfrankreich gebracht worden sein. Eine offizielle amtliche Bestätigung dieser Aenderung liegt zurzeit noch nicht vor. Die bewaffnete Macht in Teutsch-Südwestasrika hat amtlichen englischen Berichten zufolge am 9. Juli in der an- geblichen Stärke von 294 Offizieren, 3166 Mann, 37 Geschützen und 22 Maschinengewehren in der Gegend von Grootsontein im Norden der Kolonie sich den unter Führung des Generals Botha stehenden Streitträften der südafrikanischen Union ergeben. Damit sind die kriegerischen Ereignisse in diesem Schutzgebiet zum tragt- scheu Abschluß gelangt. Ueber die Kapitulation im einzelnen sind wir ebenfalls nur durch englische Meldungen unterrichtet. Danack sind für die deutschen Truppen durchaus ehrenvolle Bedingungen erlangt worden. Die„glänzende Waffentat" der englffch-süd- afrikanischen Truppen wird auf das richtige Maß gebracht, wenn man erfährt, daß die Eroberung der Kolonie ein Aufgebot von etwa 69 009 Mann an Streitkräften und einen Geldauswand von 899 Millionen Mark erforderte. Tie Besitzungen iu der Südscc. Die öffentliche Ordnung im alten Schutzgebiet bon Deutsch- Neuguinea , das ebenfalls unter englischer Herrschast ist, scheint auch weiterhin nicht gestört worden zu sein. Die Pflanzer und Kaufleute können nach wie vor ihren Geschäften nachgehen. Der Verkehr mit dem Aus lande ist allerdings insofern beschränkt. als die australischen Behörden einen Schiffsverkehr nur mir Australien eingerichtet haben. Eine im Amtsblatt vom IS. April abgedruckte Proklamation schreibt vor, daß die britischen Vor- schriften über den Handel mit dem Feinde im Schutzgebiete Lln- Wendung zu finden haben.— Die Arbeiterverbältniffe scheinen sich wieder gebessert zu haben. Auch Neuanwcrbung von Arbeitern scheint möglich zu sein. AuS dem Jnselgebiet der Karolinen , Marianen und Marshall-Jnseln sind seit der letzten Mitteilung Nachrichten nickt mehr eingegangen. Die Japaner halten offenbar noch alle wich- tigeren Punkte besetzt. Nach einer hier vorliegenden MissionSzeit, schrift berichtet die Liebenzeller Mission :..Die Japaner sind nach jeder Seite hin sehr zuvorkommend, und wir können über ihr Ver- halten zu uns nicht klagen. Sie haben sich oft erkundigt, ob wir das Nötigste haben." ?luch das Schutzgebiet Samoa ist nach wie vor von jedem Verkehr mit Deutschland sowie auch mit Amerika abgeschnitten. Die feindlichen Behörden haben offenbar das ZSestreben, den ganzen Handel und Verkehr nach Australien und den britischen Nachbar- kolonien zu lenken. Aus gelegentlichen Mitteilungen in der Heimat eingetroffener Frauen ist über die Unterbringung und Behandlung der deutschen Schutzgebiets-Beamten aus Samoa , welche auf der früher als Ouarantane-Station benutzten Insel Motuihi bei Auck- land(Neu-Seeland ) als Kriegsgefangene festgehalten lverden, einiges bekannt geworden. Als Wohnungen dienen den Beamten zwei Holzhäuser, die Verpflegung, welche amtlich gestellt wird, ist die landesübliche, bei der Hammelfleisch die Hauptrolle spielt. Au