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r. 234. 32. Jahrgang 2. Beilage des Vorwärts Berliner Volksblatt. Mitt, 25. Jugut 1915.

Reichstag .

17. Sigung vom Dienstag, den 23. August, nachmittags 3 Uhr.

Am Bundesratstisch: Dr. Delbrüd, Lisco.

Der Antrag des Reichskanzlers auf Vertagung des Reichstags bis zum 30. November wird ohne Diskussion Es folgt die Fortsetzung der Debatte über die Resolutionen der Kommission und die sozialdemokratischen Anträge zu den

angenommen.

Fragen der Volksernährung.

Unterstaatssekretär Michaelis:

Staatssekretär Dr. Delbrüd:

Mittwoch,

erheblicher Teil der Mißstände zurüdzuführen, aber als der Krieg

Unterernährung und direkt zu Hunger gekommen.

da wird es

Der Abg. Spahn hat darauf hingewiesen, daß bei der Erhebung ausgebrochen war, hätte sofort die richtige Drganisation geschaffen der Vorwürfe in der Kommission weder der Unterstaatssekretär noch werden müssen.( Sehr wahr! links.) Die Arbeiter haben die ich anwesend war. Da es sich um die Kriegsgetreidegesellschaft Situation besser erfaßt, sie haben sich z. B. gesagt, die Einbringung handelte, konnten wir annehmen, daß bei der Besprechung der der Ernte ist Sache des gesamten Voltes. Die Verordnung über Kriegsgetreidegesellschaft die Vorwürfe erhoben werden würden und die höchstpreise konnte mit Leichtigkeit umgangen werden; die nicht beim Titel Kriegsministerium. Die Kriegsgetreidegesellschaft Spannung zwischen Roggen- und Mehlpreis sowie zwischen Weizen­ist Anfang vorigen Winters gegründet worden, zu einer Zeit, wo und Mehlpreis war viel zu groß, die Mehlpreise waren exorbitant die Anforderungen der Heeresleitung an die Mannschaften geringer hoch. Man predigt Sparsamkeit, aber vergißt ganz, daß unberechtigter waren als heute. Nun waren die Leute eingearbeitet, und da Gewinn, den der Verkäufer einheimst, diesen zur Verschwendung verleitet. fann eine solche Organisation ihr Beamtenmaterial nicht plög Bei zeitiger Beschlagnahme wäre eine volle Entschädigung am Plaze lich wechseln. So erklärt es sich, daß eine große Anzahl von Leuten, und zu rechtfertigen gewesen. Wo aber die Spekulation eingelegt die erst im Laufe des Krieges militär- und dienstpflichtig geworden hat, wo die Jobber tätig gewesen sind, da war eine volle Ent­find, nur allmählich abgeschoben werden fonnten. Täglich erscheinen schädigung keineswegs nötig. Es ist zu Vertreter der Industrie und der Landwirtschaft bei uns und wünschen Leute, die eingezogen werden, gerade im Interesse der Kriegführung Der Abg. Dr. Pfleger hat gestern schwere Angriffe gegen die befreit zu haben. Daran findet kein Mensch etwas. Aber bei einer Aber selbst mit dem Verhungern von einer Million von Reuten Leiter der Reichsgetreidestelle erhoben. Sie sollen die Preise bezahlt Gesellschaft, wie der Kriegsgetreidegesellschaft, die diese Niesen wäre noch nichts gewonnen, sondern sparen muß man da, wo wirklich haben. Bei der Auswahl der Persönlichkeiten sollen auffallend viel verantwortung zu tragen hat, da wagt man im Ueberfluß gelebt wird. Und deshalb ist der mit der Brot­es, hier Juden genommen worden sein. Am schwersten ist schließlich der den Vorwurf zu erheben, daß sie eine Organisation zur Versicherung farte und Brotration beschrittene Weg der richtige gewesen. Vorwurf, daß diefe Organisation gewissermaßen als eine Versicherung gegen den Schüßengraben wäre. Dagegen muß ich die Gesellschaft, Bei Ausbruch des Krieges wurden zunächst die Ersparnisse gegen den Schüßengraben angesehen wurde. Der Kriegsminister ihre Leiter und ihre Angestellten mit aller Entschiedenheit in Schuß der Arbeitslosen aufgezehrt. Die Familien der Eingezogenen hat heute erklärt, daß Unzuträglichkeiten nach dieser Richtung nehmen.( Zustimmung.) Der Kriegsminister hat lediglich erklärt, verwies man an die Gemeinden. Es gibt aber sehr viele Ge­beständen( Hört! hört!), doch habe er darüber feines jeien Refriminationen erhoben worden, und er habe eine Unter- meinden, die keinen Pfennig zur Reichsunterstüßung zugelegt haben. 11rteil, ob die Leitung der Kriegsgetreidegesellschaft hier fuchung eingeleitet. Er fonnte nicht wissen, daß die Angelegenheit,( Sehr richtig!) Frauen mit drei Kindern sollten mit 30 m2. aus­für eine Schuld träfe. Es ist selbstverständlich, daß bei die nicht dem Kriegsministerium untersteht, sondern dem stellver- fommen. 10 M. mußten sie für Miete ausgeben. Sie sollten dann der Einrichtung der Gesellschaft, die einen Bestand von mehreren tretenden Kommando des 3. Armeekorps, mit diesem bereits ver- mit 16%, Pf. den Tag reichen. Weinend sind solche Frauen zu mir Hundert Angestellten werben mußte, zunächst nicht viel danach gehandelt wird. Sie schütteln den Kopf, Herr Abg. Spahn. Soll ich gekommen, die jeden Pfennig ihrer Ausgaben aufgeschrieben hatten, fragt werden konnte, ob der Betreffende felddienstfähig und militär- etwa annehmen, daß die mir dienstlich zugegangenen Berichte etwas und wahrlich bei keinem konnte man sagen, daß er überflüssig aus­pflichtig war. Unter der großen Zahl von angestellten Persönlich unrichtiges enthalten? gegeben war. Diese Leute haben ihre Brotration nicht verzehrt, keiten befanden sich auch solche, von denen es gut gewesen wäre, Die schon vom Herrn Unterstaatssekretär erwähnte Zahl von aber lediglich deshalb, weil sie kein Geld dazu hatten. Diese Leute man hätte sie nicht genommen.( hört! hört!) Im Laufe der Ge- 425 Angestellten versteht sich per 1. Juni, als die Anforderungen der haben schwerer zu leiden, als die, die einige Jahre auf Gewinn schäfte haben wir immer mehr gesiebt und selbstverständlich habe ich Heeresverwaltung erheblich weniger weitgingen und von Reklamationen verzichten oder Schulden machen müssen. Wo überhaupt noch Kredit auch darauf gehalten, daß nicht Drüdebergereien vor im praktischen Sinne noch gar nicht die Rede war. Jezt sind von vorhanden ist, ist es noch erträglich. Aber gefommen. Am 1. Juni hatten wir unter 624 männlichen An- den 624 männlichen Angestellten friegsverwendungsfähig, d. 5. für unerträglich, wo das tägliche Brot fehlt. Man soll nicht gestellten 425 reklamiert.( Hört! hört!) Zunächst haben wir hier den Schüßengraben brauchbar, noch 173. Von diesen werden 120 in etwa auch bei ben Kartoffeln wieder warten und dann später von 132 wieder freigegeben, jest baben wir noch 171 Personen, die Raten abgegeben, so daß also von dieser großen Zahl nur 50 Ber- fagen, wir können durch Herabsetzung der Preise doch die nicht arbeits- und garnisondienstfähig sind. Wir haben mit dem stell- fonen als friegsverwendungsfähig übrig bleiben, die aber schädigen, die zu teuer eingekauft haben. Rechtzeitig muß die Regic­bertretenden Kommando des III. Armeekorps vereinbart, daß davon nicht entbehrt werden fönnen, weil sie in leitenden rung eingreifen und von ihren Machtmitteln Gebrauch machen. Die noch 120 von uns im Laufe der nächsten Zeit zur Verfügung gestellt Stellungen sind. Außerdem sind arbeits- und garnisondienst- Gemeinden stehen den Konsumenten näher und sollten daher einen werden, und zwar geschah das, bevor der Reichstag sich mit der fähig 76 Personen. Unter den 173 Felddienstfähigen befinden größeren Einfluß haben. Wir haben einen entsprechenden Antrag Angelegenheit beschäftigt hat. sich nur drei gediente Leute, alle anderen sind ungedienter Band- eingebracht. Aber auch das Wirken der Gemeinden ist abhängig Zu den auch in der Presse und in zahlreichen Zuſchriften aus Sturm. Ich habe hier offen gesagt, daß ich Stritit nicht scheue, bon einem rechtzeitigen Eingreifen der Regierung.( Lebhafter Beifall gesprochenen Verdächtigungen gehört auch der Vorwurf, daß und daß ich das Recht des Parlaments zur Kritik in vollem Um- bei den Sozialdemokraten.) die Leiter der Gesellschaft diese Burückstellungen direkt begünstigten fange anerkenne. Ich muß mich aber dagegen verwahren, daß man und daß sie davon persönlichen Borteil gehabt hätten. Es hat sich den Leitern und den Beamten dieser Stelle, die unter den schwierigsten gezeigt, daß alle derartigen Vorwürfe aus den Fingern gesogen Verhältnisien arbeiten, hier solche Vorwürfe macht, wie sie gestern will über die Ueberführung unserer Wirtschaftsverhältnisse aus der worden sind. Eine Treuhandkommission ist zu demselben Ergebnis von Herrn Pfleger erhoben und von Herrn Spahn heute gutgeheißen Kriegswirtschaft in die Friedenswirtschaft sprechen, wird aber vom gelommen. Eine solche Gesellschaft hat natürlich viele Gegner. worden find, und zwar in einem solchen Augenblid, wo der Kriegs- Präsidenten Kaempf daran verhindert, da die Ernährungsfragen zur ( Sehr richtig!) Da sie die Händler ausgeschaltet hat, sind dieſe minister, wie diese Herren wußten, eine Untersuchung angeordnet Debatte stehen. ihre Gegner. Ebenso verhält es sich mit den Müllern. Im hat, über deren Ergebnis noch gar nichts vorliegen konnte.( 3u­ersten Jahr konnte die Verteilung an die Müller allerdings noch stimmung.) nicht gleichmäßig sein, jegt werden fie finden, daß die westlichen großen Mühlen sogar zu wenig berüdsichtigt find.( hört! hört!) In der Besorgnis, einen Vorwurf zu vermeiden, sind mir die Geschäftsführer in der Berücksichtigung der östlichen Mühlen zu weit gegangen. Aber man mag mit Engelzungen reden, so werden derartige Vorwürfe aus den interessierten Kreisen doch nicht ver­stummen.( Sehr richtig!) Was für Angriffe habe ich nicht erleiden müssen wegen der Kleie! Man hat uns direkt vorgeworfen, wir halten mit der Kleie zurück, damit andere Kreise die anderen Futter­mittel erst zu teueren Preisen los würden.( hört! hört! links.) Die St.-G. hat nie etwas mit der Kleie zu tun gehabt, aber trotzdem hat man uns dauernd gefragt: warum friegen wir feine leie? Es hat noch nie eine Organisation gegeben, die Angriffen wirtschaftlicher Inter­essentengruppen so wehrlos gegenübergestanden hat wie die Kriegs­getreidegesellschaft.( Sehr richting! links.) Wir sind angegriffen worden wegen Sachunkunde, wegen Interessenwirtschaft, wir sind angegriffen, weil wir Juden bevorzugten. Einen Großgrundbesizer, Der Staatssekretär Delbrück hat gesagt, daß der Kriegs- In dem Beschlusse dieses Zahlabends ist denn auch auf Grund des der mir diesen Vorwurf machte, habe ich gefragt, wie fein früherer minister, als er die Vornahme seiner Untersuchungen angeordnet gegebenen Berichts ausdrücklich beschlossen worden, den Genossen H. Getreidehändler geheißen hat. Er antwortete: Ifidor Schlesinger. und durchgeführt hat, nichts davon wußte, daß die Kriegsgetreide- zu ersuchen, die Konsequenzen zu ziehen". ( Stürmische Heiterkeit.) Wir müssen bei der Auswahl der Personen gesellschaft von sich heraus bereits mit dem Stellvertretenden Soweit Irrtümer in meiner Darstellung enthalten find, trifft in erster Linie danach fragen: was nügt der Mann für die große Generalfommando des III. Armeekorps in Verbindung getreten fei, die Schuld also nicht mich, sondern den Berichterstatter von der nationale Aufgabe, die unserer Gesellschaft übertragen ist, und erst um eine systematische Bereitstellung von Heerespflichtigen herbei- Streistonferenz. in zweiter Linie kommt die Frage, ob der Mann nicht besser ins zuführen. Im Namen des Kriegsministers fann ich nur erklären, 2. Wenn Feld hinausgehen sollte. Es ist feine Redensart, wenn ich sage, daß das zutrifft. daß ich die Verantwortung für die Ernährung von Heer und Volk nicht mehr übernehmen kann, wenn man in dieser Weise vorgeht. ( Hört! hört! links.) Seien Sie auch uns gegenüber gerecht, damit uns die für die Tätigkeit der Kriegsgetreidegesellschaft erforderlichen Sträfte erhalten bleiben. Bedenken Sie, wie solche Angriffe auf das Ausland wirken, und lassen Sie uns den Mut nicht verlieren. ( Beifall links.) Abg. Dr. Spahn( 3.):

Abg. Dr. Spahn( 8.):

Mein Kopfschütteln sollte nur bedeuten, daß der Kriegsminister nichts davon gesagt hat, daß die militärische Untersuchung der An gestellten von der Kriegsgetreidegesellschaft veranlagt worden ist. Die angeführten Zahlen beruhen auf Mitteilungen des Kriegsministers.

Abg. Koch( Vp.):

Die Großgrundbefizer sollten doch nicht immer so tun, als ob sie das Vaterland gerettet haben. Als Herr Gamp uns gestern erzählte, wieviel Pferde er verkauft hat, da sagte ich mir, Herr Stadthagen hat einen großen Fehler gemacht, als er das Gut, das Gamp ihm zum Geschent anbot, nicht angenommen hat.( Große Heiterkeit.) Wo wären wir ohne die fleinen Landwirte?

Ein Kommissar des Kriegsministers:

Abg. Dr. Stresemann( natl.)

Hierauf vertagt sich das Haus auf Mittwoch 2 Uhr. ( Mündliche Berichte der Kommission und Resolutionen.) Schluß 7 Uhr.

Nr.

Aus der Partei.

Der Streit um Haenisch.

Vom Genossen Knoll geht uns nachfolgende Erklärung zu:

Zu der Veröffentlichung des Kreisvorstandes Niederbarnim ( in 193 des Vorwärts" habe ich das Folgende zu bemerken:

1. Es ist in dem Lichtenberger Zahlabend, an dem ich teilnahm, von dem Delegierten zur Kreisfonferenz über deren Beschlüsse gegen den Genossen Haenisch in der Tat in der von mir dargestellten Weise berichtet worden; Zeugen: sämtliche Besucher des Zahlabends.

-

wie sich jetzt ergibt auch nicht im Wortlaut

des gegen den Genossen Haenisch gefaßten Beschlusses, so war doch Abg. Weilnböck( f.): in der dem Beschluß von verschiedenen Rednern gegebenen Be= Die Vorwürfe der Linken gegen die Landwirtschaft sind un- gründung wiederholt ausdrücklich von der geforderten begründet. Bei der Bestandsaufnahme darf man nicht vergessen, Mandatsniederlegung die Rede. Ein Teilnehmer an einer der letzten daß die Bundesratsbekanntmachung und die Ausführung auf einige Kreifonferenzen wünschte fogar, daß auch gleich der Genosse Land­Tage zusammengedrängt war und daß die Männer schon vielfach tagsabgeordneter Braun zur Gesellschaft sein Mandat mit nieder­im Felde waren; die Frauen mußten also den Bestand aufnehmen. lege. Der Delegierte für Stralau, der besonders lebhaft für die Die älteren Jahrgänge des Landsturms sollten für die Landbestellung Mandatsniederlegung des Genossen Haenisch eintrat, mußte zu­beurlaubt werden. Die Vorwürfe des Abgeordneten Segiz gegen gestehen, daß er den unter Anklage stehenden Artikel des Genossen Der Unterstaatssekretär hätte sich bevor er seine Angriffe gegen den General v. Vietinghoff sind unberechtigt, der General hat Haenisch ebenso wenig gelesen habe wie die meisten anderen Wit­den Abg. Pfleger richtete, über die Vorgänge in der Kommission feineswegs solche unhaltbaren Behauptungen aufgestellt, wie die, glieder der Kreiskonferenz. erfundigen müssen.( Sehr richtig! im Zentrum.) Wenn man einer daß die ländlichen Arbeiter die Teuerung nicht spüren. 3. Formelle Anträge, den Genossen Haenisch zur Mandats­Organisation nachsagt, daß sie als eine Art Versicherungsgesellschaft Redner bespricht dann die Futtermittelteuerung und meint, niederlegung aufzufordern, waren in der Tat sowohl im Kreis­gegen den Schützengraben ausgebeutet wird, dann bedeutet das noch an der Lebensmittelteuerung sei feineswegs die Landwirtschaft vorstande wie auch in der Kreiskonferenz gestellt worden, sic Tange feinen Angriff auf die Organisation als solche. Von 624 An- schuld, man folle sich doch auch einmal die großen Gewinne wurden allerdings in beiden Körperschaften schließlich gestellten der Kriegsgetreidegesellschaft sind 425 reklamiert, und das und Dividenden der Mühlen - Aktiengesellschaften ansehen.( Heiterkeit gelehnt.( Und darauf kommt es doch wohl einzig bon find 408 tauglich.( hört! hört!) Es gibt im ganzen Deutschen rechts.) Reich keine einzige Behörde mit einem so hohen Prozentiaz von

Unterstaatssekretär Michaelis:

Reklamierten.( Sehr richtig! im Zentrum.) Im übrigen stelle ich Die großen Gewinne der Mühlen stammen aus einer Zeit, in fest, daß der Kriegsminister aus eigenem Antriebe die Untersuchung der die Kriegsgetreidegesellschaft überhaupt noch nicht im Betrieb der Angestellten hat vornehmen lassen.( Hört! hört! im Zentrum.) war. Naturgemäß müssen diese Gewinne auch in der am Schluß Unterstaatssekretär Michaelis: des Betriebsjahres verteilten Dividende zum Ausdruck kommen, ohne Man muß unterscheiden zwischen dem, was der Kriegsminister daß man irgendwie sagen könne, die Kriegsgetreidegesellschaft habe zu hohe Mahllöhne bezahlt.

auf Grund von Denunziationen veranlaßt hat und dem, was ganz systematisch auf Grund einer Vereinbarung zwischen der Kriegsgetreidegesellschaft und dem Generalfommando des III. Armee­forps als zuständiger militärischer Behörde geschehen ist. Ich habe vor einigen Tagen dem Kriegsminister mein Material zur Verfügung gestellt, auch er hat mir sein Material übergeben. Aber unabhängig davon sind die Bestrebungen der Kriegsgetreidegesellschaft aus sich heraus planmäßig die für den Heeresdienst brauchbaren Kräfte, die für die Kriegsgetreidegesellschaft entbehrlich sind, der Militärverwal­tung zur Verfügung zu stellen.

Abg. Wamhoff( natl.):

Abg. Behrens( Wirtsch. Vg.):

ab= und allein an, Genosse Knoll! Die Redaktion des Vorwärts".) Aber diese Tatsachen habe ich, der ich der Kreiskonferenz nicht bei­gewohnt habe, erst nachträglich feststellen können, zumal ich ja nicht annehmen konnte, daß man den Mitgliedern einen den Tatsachen nicht entsprechenden Bericht geben würde.

Genossen Haenisch beschlossen wurde, während er zum Heeres 4. Endlich bleibt die Tatsache bestehen, daß die Räge gegen den bienste eingezogen worden war. Inzwischen ist. er allerdings

wieder, und zwar nach Versendung meines Artikels, frankheitshalber vorläufig entlassen worden.

Im übrigen verweise ich auf die soeben erfolgte Veröffentlichung in der gleichen Angelegenheit. der Parteileitung für die Provinz Brandenburg A. Knoll.

Berlin , den 24. August 1915.

die Leistungsfähigkeit unserer Landwirtschaft. Bei den Kriegsmaß Unser Durchhalten im ersten Kriegsjahr war nur möglich durch nahmen sind die Verhältnisse der kleinen und fleinsten Bauern in Westdeutschland nicht genügend berücksichtigt worden. Die stärksten Das ist nun der flägliche Ausgang eines mit spaltenlangen Ar­Preissteigerungen der Lebensmittel haben im Großhandel ſtatt titeln unternommenen Angriffs. Hoffentlich ist dieser Reinfall des gefunden. Strengstes Einschreiten gegen diesen Lebensmittelwucher Genojien Knoll für ihn und auch für andere eine Lehre, auf Grund wäre durchaus am Plage. Das Festhalten an den Höchstpreisen unzuverlässiger Berichte nicht so schwerwiegende Beschuldigungen in für Getreide auch im nächsten Jahr ist erfreulich. Die Brotration die Welt hinauszuposaunen. Wir hätten mal die Entrüstung über follte gesteigert werden, mindestens für die gesamte handarbeitende Parteizerrüttung" u. dergl. hören mögen, wenn das jemand von Bevölkerung. Für eine angemessene Kartoffelversorgung der Beber anderen Seite passiert wäre. bölferung muß im Herbst eine geeignete Organisation geschaffen

werden.

-

Abg. Dr. Pfleger( 3.)

Bei Kriegsausbruch im vorigen Jahre war die Ernte nur zum Teil eingebracht, die Landwirte waren gezwungen, einen großen Teil Roggen an das Vieh zu verfüttern. Deshalb find die Maßnahmen der Regierung, die die Regelung des Brottonjums betreffen, durch­aus verständlich, und auch die Landwirtschaft hat das gebilligt. In fommt nochmals auf seine Angriffe gegen die Kriegsgetreidegesell­bezug auf Brotgetreide haben wir jetzt eine gute Mittelernte gehabt, fchaft zurück; die Vorwürfe nehme er nach den Erklärungen des und deshalb fönnte die Brotration sehr wohl etwas erhöht werden. Regierungsvertreters zurüd. Eine antisemitische Tendenz habe ihm Die Ratschläge, weniger Fleisch zu essen und einen fleischlofen Tag ferngelegen. Im übrigen habe er seine Behauptungen in gutem einzurichten, find ganz gut gemeint; aber es gibt zahlreiche Familien, Glauben aufgestellt; es habe kein Grund zu solch scharfer Er­bei den Arbeitern und den Gewerbetreibenden, die nur des Sonntags widerung vorgelegen. Fleisch essen können.( Sehr richtig!) Für die Landwirtschaft ist die Arbeiterfrage sehr ernst; man sollte auch den mittleren und

Abg. Molkenbuhr( Soz.):

Wladimir Medem.

Die Tagespresse hat bereits furz mitgeteilt, daß die deutschen Militärbehörden in Warschau auf Vorschlag des Bürgerfomitees die von der russischen Administration zurüdgelassenen politischen Gefangenen befreiten, darunter Genossen Medem ein bekanntes Mitglied des Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbundes Rußlands ( Bund"). Wie jetzt näher bekannt wird, hatten die russischen Behörden vor ihrem Rückzug die meisten Arrestanten nach dem Innern des Reiches geschafft, es blieben nur die franken Häftlinge, unter diesen ca 70, die zur Katorga verurteilt worden waren. Ueber Medem wird uns von einem Genossen in Genf fol­gendes geschrieben:

fleineren landwirtschaftlichen Betrieben Gefangene zur Verfügung Daß die Kriegsgetreidegesellschaft Wert darauf legte, einen zu stellen. Die Bewachung macht feine Schwierigkeiten, denn die Leute großen Wechsel im Personal zu vermeiden, ist verständlich. Auch in denten gar nicht ans Ausraußen. Sympathisch hat das Lob berührt, den Geschüßfabriken sind ja viele friegsbrauchbare Leute tätig. Ge­das der Staatssekretär den Frauen gespendet hat. Ihre Tätigkeit wiß sind die landwirtschaftlichen Produktionskosten gestiegen, aber bei der Fürsorge und Pflege für die Verwundeten wird für sie ein man foll sich vor llebertreibungen hüten. Wenn gesagt ist, die Erst vor einigen Monaten wurde Medem vom Warschauer Rubmesblatt sein, aber ein nicht minderes Ruhmesblatt haben fich Strankenkassenbeiträge sind verdoppelt, so vergißt man, daß die Ar- Gerichtshof nach zweijähriger Untersuchungshaft für Zugehörigkeit die Frauen erworben, die schwer arbeiten, um namentlich auf dem beiter ja zwei Drittel davon zu zahlen haben, die Arbeiter hätten zum" Bund" zu vier Jahren Katorga mit nachfolgender Zwangs­Lande die Wirtschaft aufrecht zu erhalten.( Bravo ! bei den National- alio erst recht Grund, zum Klagen.( Sehr gut! bei den Soz.) Wir ansiedelung in Sibirien verurteilt. Genosse Medem ist hervor­liberalen.) haben uns nicht genug auf den Strieg vorbereitet; darauf ist ein ragend begabt in gleicher Weise als Schriftsteller wie als Redner.