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Nr. 236.- 32. Jahrg.

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Telegramm- Abreffer ,, Sozialdemokrat Berlin",

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morizplatz  , Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 27. August 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 151 90-151 97.

Breft- Citowsk von den Ruffen preisgegeben.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 26. August 1915.( W. T. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah.

Nördlich von Beau Sejour in der Champagne wurde ein vorgestern befester Sprengtrichter gegen fran­ zösische   Angriffe behauptet.

Zwei feindliche Flugzeuggeschwader warfen gestern im Saartal   oberhalb und unterhalb von Saarlouis  Bomben. Mehrere Personen wurden getötet oder ver­lett; der Sachschaden ist unwesentlich. Vor ihrem Start waren die Geschwader in ihrem Hafen Nancy mit gutem Erfolge von unseren Fliegern angegriffen worden; außerdem büßten sie vier Flugzeuge ein; eines stürzte bei Bolchen brennend ab, Führer und Beobachter sind tot; eines fiel bei Remilly mit seinen Insassen unversehrt in unsere Hände; ein drittes wurde von einem deutschen  Kampfflieger bei Arracourt  ( nördlich von Luneville) dicht vor der französischen   Linie zur Landung gezwungen und von unserer Artillerie zerstört; das vierte landete im Feuer unserer Abwehrgeschüße bei Moivrons( südlich von Nomeny) hinter der feindlichen Front.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Feeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg  . Bei Bausk und Schönberg( südöstlich von Mitau  ) haben sich Gefechte entwickelt.

Destlich und südöstlich von Kowno   nehmen die Kämpfe ihren Fortgang. Vor Olita   nähern sich unsere Truppen den Vorstellungen des Feindes. Zwischen Sejny   und Merecz( am Njemen) wurde der Feind geworfen. Auch im Walde östlich von Augustow dringen Teile der Armee des Generalobersten v. Eichhorn nach Often vor.

Weiter südlich wird um den Berezowka= Abschnitt gekämpft. Unsere Spigen haben Bialy= st of erreicht. Die Armee des Generals v. Gallwis warf den Feind vom Orlanka- Abschnitt( nördlich und südöstlich von Bielsk) zurüd.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Der schwergeschlagene Feind flüchtete in das Innere des Bialowieska- Forst e s. Nur füdlich des Forstes in der Gegend nordwestlich von Kamieniec­Litowsk hält er noch stand.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. lackenien. Die Festung Brest- Litowsk   ist fallen.

ge­

Während das österreichisch- ungarische Korps des Feldmarschallleutnants v. Arz gestern nachmittag nach Kampf zwei Forts der Westfront nahm, stürmte das brandenburgische XXII. Reserve- Korps die Werke der

Bericht des

Nordwestfront und drang in der Nacht in das Kernwerk ein. Der Feind gab darauf die Festung preis.

Auf der ganzen Front der Heeresgruppe  , bom Bialowieska- Forst bis zum Sumpfgebiet am Pripjet( südöstlich von Brest- Litowsk  ) ist die Verfolgung im vollen Gange.

Oberste Heeresleitung.

*

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 26. Auguft.( W. T. B.) Amtlich wird ver­lautbart: 26. August 1915.

Russischer Kriegsschauplas.

Die

Die Festung Brest Litowsk   ist gefallen. ungarische Landwehr des Generals v. Arz entriß gestern dem Feind das südwestlich der Festung gelegene Dorf Kobylany, durchbrach damit die äußere Gürtellinie und fiel dem zunächst liegenden Werk in den Rücken; westgalizische, schlesische und nordmährische Heeresinfanterie erstürmte gleichzeitig ein Fort füdlich der Ortschaft Koroszczyn. Deutsche Truppen bemächtig­ten sich dreier Werke an der Nordwestfront und befezten heute früh die an der Bahnbrücke gelegene Zitadelle. Unterdessen drängten die Verbündeten den Feind auch über die Lesna und im Wald- und Sumpfgebiet südöstlich Brest- Litowsk   zurück, und unsere von Kowel   nordwärts verfolgende Reiterei warf russische Nachhuten bei Bucin und Wyzwa. Bei den in Ost= galizien stehenden Armeen nichts Neues.

Italienischer Kriegsschauplas.

Im Doberdo Abschnitt griffen die Italiener gestern mittag den Monte dei sei Busi neuerdings an. Sie wurden, wie immer, zurückgeschlagen. Vor dem Görzer Brüdenkopf herrschte Ruhe. An der übrigen küsten­ländischen Front fanden stellenweise heftige Geschüßkämpfe statt; so namentlich im Raume von Flitsch, wo sich die feind­liche Infanterie vorsichtig heranarbeitet. Der bereits gestern als abgeschlagen gemeldete Angriff gegen den Nordabschnitt ber Hochfläche von Lavarone   wurde von starken feindlichen Kräften geführte; nach zehntägiger, auch die Nächte hindurch andauernder heftiger Beschießung unserer Werke steigerte die feindliche Artillerie vorgestern abend ihr Feuer gegen die Front Cima di Mezzena- Basson zu größter Schnelligkeit. Bis nach Mitternacht   überschüttete sie unsere Stellungen mit Geschossen aller Kaliber. Sodann schritten mehrere Infanterie­Regimenter und Alpini- Bataillone zum Angriff. Unsere braven tiroler Truppen und Standschüßen, von österreichischen Schüßen und der Artillerie hervorragend unterstützt, schlugen alle Stürme zurück. In den Morgenstunden war der feindliche Angriff endgültig zufammengebrochen. In den Hinderniffen allein liegen 200 tote Italiener; danach läßt sich ermessen, welche Opfer dieser Angriff gekostet haben mag. Wir hatten nur geringe Berluste. Einer unserer Flieger erzielte in der Munitionsfabrik von Brescia   mehrere Bombentreffer.

gefechte.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Höfer, Feldmarschalleutnant.

Die kommende dritte Kriegs­

anleihe.

Ms das Zeichnungsergebnis der zweiten Kriegsanleihe bekannt geworden ist, haben wir an dieser Stelle darauf hin­gewiesen, daß die starke Geldflüssigkeit und der große Erfolg der Anleihe aus der weitgehenden Einschränkung der privaten Wirtschaftstätigkeit einer- und der großen Kriegsbestellungen des Reiches andererseits herrühren. Darob wurden wir zu­nächst von der Bossischen Zeitung" und dann von Dr. Lensch scharf angegriffen. Heute ist unsere Erklärung der wirtschaft­lichen Quellen der finanziellen Kriegführung zu allgemeinem Gut geworden.

So schrieb beispielsweise die Frankfurter Zeitung  " am 1. August:

Wir haben im Frieden die ersparten Rapitalien für die Errichtung neuer Fabriken und für die Erweiterung der alten verwendet, für die Melioration unserer Aecker und die Ver­größerung unseres Viehstandes, für den Bau von Häusern und Verkehrsanlagen, für die Schaffung von Unternehmun­gen im Auslande und für den Erwerb ausländischer Wert­papiere wir stellen sie jetzt restlos dem Reiche für die Zwecke der Kriegführung zur Verfügung, denn je de andere Ver­wendungsgelegenheit fehlt.... Vor allem aber: Wir schaffen flüssiges Kapital für den Reichsbedarf, indem wir unsere Vorräte flüssig machen. Die Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht namens Deutschland   veranstaltet ja jetzt einen Ausverkauf, wie ihn die Welt noch nie ge­sehen hat: die Rohstoffe in den Speichern werden allmählich vermindert, um erst nach dem Kriege wieder aufgefüllt zu werden; große Warenlager an Automobilen, an Lederwaren, an Tuchen, an Verbandstoffen, an zahllosen anderen Dingen, werden vom Reiche aufgefauft; alte Ladenhüter im Groß- wie im Kleinhandel kommen wieder zu Ehren und werden zu Geld gemacht, während sie bisher als tote Last dalagen, weil nur neue Ware verlangt wurde; der Viehbestand wird ver­mindert, und die Bauern bekommen dafür Geld- es ist eine Liquidation von nie dagewesenem Umfange, die da statt­findet, und ihr ganzer Erlös findet in den Kriegsanleihen seine Anlage. Es ist ein einfacher Kreislauf: das Reich ist der Käufer, und das Geld für die Käufe leisten ihm diejenigen, die für das er­Iöste oder ersparte Geld in den Kriegsan­leihen die beste Kapitalanlage sehen."

So ist es in der Tat: das in Jahrzehnten friedlicher Ar­beit aufgespeicherte Gut wird jezt vom Kriege vernichtet, zu­gleich aber dessen Besizern ein Anrecht auf die Früchte der zufünftigen Arbeit verliehen. Vergebens haben wir aber er­wartet, daß Lensch auch die Frankfurterin belehren werde, wie man in dieser Beziehung umlernen" soll. Wird er es noch nachträglich tun?

Worauf es uns jetzt ankommt, ist die Prognose, ob die dritte Kriegsanleihe den gleichen Erfolg haben werde wie die zweite. Es ist richtig, daß auch momentan starke Geldflüssig­feit herrscht. Tägliches Geld wird mit 2 Proz. verzinst. Das fann aber aus Mangel an Nachfrage herrühren, feineswegs aus Kapitalüberfluß. In Wirklichkeit sind inzwischen die Ne­serben des Landes vermindert worden; die Vorräte sind ver­zehrt und in Kriegsanleihen verwandelt worden.

In Galizien   auf einzelnen Teilen unserer Front riegsanleihe große Summen aufgebracht werden. Denn die

Schumaki

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1638

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Beresowka BREST LITOWSK

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Die Meldung des russischen Generalstabes. teilweise Gewehr- und Geſchüßfeuer. Petersburg, 26. August.  ( W. T. B.) Großen Generalstabes vom 25. August. In der Gegend von Rig a feine Veränderung. In der Richtung auf Jakobstadt und Dwinst dauern westlich die Kämpfe annähernd auf derselben Front an. In der Gegend von Wilna   unternahm am 24. d. M. der Feind einige Teil­angriffe auf der Front nordwestlich von Jewje. Wir schlugen diese Angriffe ab. Am mittleren Njemen ziehen sich unsere am linken Ufer operierenden Truppen allmählich gegen den Fluß zusammen.

9

Auf der Front zwischen Bobr und der Gegend von Brest Litowsk   setzt der Feind seinen Druck auf den Hauptabschnitt unserer Stellung westlich des Waldes von Bialowieska zwischen der Chaussee nach Bielsk  , der Station Sainbooka( Gajnowka?)- Wysoka- Litowst und Brujany fort. Während des 24. und 25. d. M. schlugen wir westlich von Brest Litowsk   feindliche Angriffsversuche auf unsere

Stellungen ab.

Am rechten Ufer des Bug bemüht sich der Feind längs der Chauffee von Bischa nach Maralyto vorzubringen. Südlich von Wladimir- Wolynski   unbedeutende Vorposten­

Kysowka

Malaschewize

Karoschischin

Terespol

3

Murawez

Katelna

Luk

Lebsdsjew

Serock

Kameniza

Kameniza

Priluki

Die Festung Brest Litowsk  .

Wulka

Troßdem darf man annehmen, daß auch für die dritte Einzahlungen auf sie werden ja erst im Oktober erfolgen, wenn ein großer Teil der Ernte schon realisiert worden ist. Die dadurch flüssig gewordenen Kapitalien werden der dritten Kriegsanleihe zugute kommen. Noch wichtiger ist es, daß ein großer Teil der kommenden dritten Anleihe schon im voraus faftisch gemacht worden ist. Bis Oktober werden die Kriegs­tosten mindestens 20-22 milliarden Mark, wenn nicht noch mehr betragen. An Anleihen hat aber das Reich im ganzen 13,5 Milliarden aufgenommen, so daß 6,5-8,5 milliarden schon durch Schabwechsel gedeckt sein müssen. Wenn das Reich dann mit der neuen Kriegsanleihe herauskommen wird, so wird sich, wie das Berliner Tageblatt" richtig bemerkt, die Einzahlung in sehr großem Umfange im Wege der Verrech­nung und des Ausgleichs vollziehen, d. h. das Reich wird für die Anleihemittel seine bei den Banken diskontierten Schat­wechsel in Zahlung zurückerhalten. Dadurch wird die laufende Reichsschuld durch eine fundierte erfekt, der Kurs der Noten und des Wechsels verbessert, für die weitere Kriegführung aber bleibt doch nur der frühere Weg der Schatwechseldiskon­tierung bei der Reichsbank und bei den anderen Banken.

Die finanziellen Folgen einer neuen Dreißigmilliarden­schuld liegen auf der Hand. Ihre Verzinsung allein erfordert einen Aufwand von 1,5 Milliarden Mark; rechnet man die Ausgaben für Tilgung und Verwaltung, für die Entschädi­gung an die Bundesstaaten und Gemeinden, sowie zur