Nr. 343.
Bbonnements-BedlngDngtns BionnemcntJ•"Jtciä MänumctEitbil BietteljäbtL 3,S0 Ml„ monatl. 1,10 SDlt, wöchcüilich 25 Pfg, frei WZ Heu». Einzelne Nummer S Pig. SonnlagZ- riüinmer mit illusfrierier EonniagZ- Beilage.Die Neue Welt' 10 P'<i, Post- NdonnemeM: MV Marl pro Monat. Eingetragen w die Post. Zeitung»- BrciZlisle. Unter Kreuzband für Deutschland und Oeslerrcich- Ungarn E.öO Marl, fflt da» übrige Ausland 4 Marl pro Monat, Poftabonnemew» nehmen an: Belgien , Dä-vmari, Holland , Italien , Luxemburg . Portugal . Äuwünien. Schweden und die Schweis krlcheÄl lsgllch.
Vevlinev VolksblAtt.
33. Jahrgang.
vle snfei'Nonz-eedilhi' beträgt für dt- sechzgefpaltenc Kolonel - zelle oder deren Raum W Pfg„ für politische und acwerlschaftliche Verein». und VersammlungZ-Anzeigcn 30 Psg, „Blewe Mnrefgcn", das fettgedruclte Wort 20 Psg, lzulässtg 2 settgedruckie Worte), iedes weitere Wort 10 Psg. Stellengesuche und Schlafstellena». zeigen daZ erste Wort 10 Psg., jedes wettere Wort 5 Psg. Worte über 15 Buch- staben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer niüiscn bis k Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet. Telegramm. Adresse: „Sozlaliicfflolirat Berlin",
Zentratorgan der(ozialdemokratifchen Partei Deutfchlarsds.
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rodno mit allen forts in deutschem
Der ruMche Generalftabsbericht. Petersburg, 4. September. (W. T. B.) B e r i ch t d e s Großen G e u e r a l st a b e s von gestern: An der Front zwischen Riga und Dünaburg zogen sich unsere Truppen in der Gegend des Dorfes Linden nach einem beftigen Kampfe am Morgen des 2. September auf das rechte Dünaufer zurück und verbrannten die Brücke hinter sich. Der 5�an!pf an dieser Front dauert an. Unsere Stellungen bei Friedrich st adt wurden am 1. und 2. September von schwerer feindlicher Artillerie beschossen. Zwischen S w e n t a und W i l i a stieß die Offensive unserer Truppen auf hart- nackigen feindlichen Widerstand. Nichtsdestoweniger rückten wir weiter vor und nahmen dem Feinde im Laufe der letzten zwei Tage dreihundert Gcf�igene, darunter einige Offiziere, und dreizehn Maschinengewehre ab. Zwischen W i l i a und Njemen und weiterhin am rechten Ufer dieses Flusses bis s nach G r o d n o ist die Lage unverändert. Bei G r o d n o ge- lang es dem Feinde am Abend des 2. September, einen Teil seiner Kräfte auf das rechte Njcmenufer zu Wersen. In den
. r/tieniij,, u Zur Räumung Saliziens von den Russen. v 50 WM
K�Czernowitf_ Bukowina
nördlichen und westlichen Vorstädten ist ein erbitterter Kampf im Gange. Von Grodno südlich bis zum Pripjet ist nichts Wesentliches zu verzeichnen. Heftige Nachhutgefechte wurden nur in der Gegend südlich I n d u r a, bei Bercstowicz und südlich von Gorodecz geliefert. In der Richtung auf Luck dauerten am 1. September bei Klewan und Torgowicza bloß kleine Gefechte an, ohne merk- bare Ergebnisse für den einen oder den anderen Teil. In Galizien bis zum Dnjestr war der Rückzug unserer Truppen in ihre neuen Stellungen am Flusse Sereth von unbedeutenden Kämpfen der Verteidigungstruppen begleitet. Am Dnjestr wurden am 1. September feindliche Versuche, in der Gegend der Strypamündung und bei Zalcszcziky die Offensive zu ergreifen, abgewiesen. Japan als rusiischer Munitionslieferant. Mailand , 4. September..(W. T. B.)„ C o r r i e r e della Sera" erfährt aus Paris : Die russische Tele- graphenagentur teile mit, daß die Zeughäuser Tokios und Osakas ihre Arbeiterzahl von 13000 auf 40 000 Mann ge- bracht haben, um Tag und Nacht Waffen und Munition für Rußland herzustellen.
Meldmg lies SwSen SmlWaMs. Amtlich. Großes Hauptquartier, den 4. September 1915.(W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz. Tic Lage ist unverändert. Oestlicher Kriegsschauplatz. steerezgeuppe d« Generalfcidmarldjalls v. fjlndenburg. Der Brückenkopf von F r i e d r i ch st a d t ist gestern erstürmt: 37 Offiziere, 3325 Mann sind gefangen genommen, 5 Maschinengewehre er- beutet. Beiderseits der W i l i a wiederholte der Feind seine ergebnislosen Angriffe. Er ließ außer einer sehr bc- trächtlichen Zahl von Toten und Verwundeten dlll) Mann als Gefangene zurück. In und um Grodno fanden noch Kämpfe statt. Während der Nacht gingen aber die Russen, nachdem sie überall geschlagen waren, in östlicher Richtung zurück; die Festung mit sämtlichen Forts i st in unserem Besitz. Der weichende Feind wird vcr- folgt. Sechs schwere Geschütze und 27lH) G e• f a n g e n e sind in unseren Händen geblieben. Auch südlich von Grodno hat der Gegner die Stellung am Njemen geräumt. Zwischen der Swislocz-Mündung und der Gegend nordöstlich des Bialowicska-Forstcs ist die Armee des Generals d. G a l l w i tz im Angriff. Bis- lang sind 80ll Gefangene gemacht. Heeresgruppe des Leneralfeldmarlchalls Prinz Leopold von Bayern. Der Kampf um die Sumpfengcn nördlich und nord- östlich von P r u z a n a dauert an. Heeresgruppe des Generalfeldmarlchalls v, Mackenlen. Der Feind hält noch in einem Brückenkopf bei Bcreza-Kartuska. Weiter südlich wurde der Gegner in der Gegend von Drohiczyn(60 Kilometer westlich von Pinsk ) zurückgeworfen. Ober st c Heeresleitung.
Nr SslmWWe MmIWsMM. Wien , 4. September. lW. T. B.) Amtlich wird der- lautbart: 4. September 1915. Russischer Kriegsschauplatz. Der Feind hat gestern an der ganzen Front zwischen dem Dnjestr und dem Südrand der großen Pripjat -Sümpfc heftigen Widerstand geleistet und die Stärke seiner Verteidigung wiederholt durch Gegenangriffe zu erhöhen versucht. Am unteren Sereth und zunächst der Mün- dung haben unsere Truppen unter zähen Kämpfen auf dem Ostufer des Flusses festen Fuß gefaßt. Sie entrissen dem Gegner die stark ausgebaute Stellung auf der Höhe Sloteria, nordwestlich von Sinkow, und brachten 2 Offiziere und 1400 Mann als Gefangene ein. Vor Trombowla und Tarnopol herrschte verhältnismäßig Ruhe. Nördlich Z a l o S c e und östlich von B r» d z durchbrach die Armee des Generals v. B» e h m- E r m o l l i die feindlichen Linien an zahlreichen Punkten. ES wurden hier sechs russische Offiziere, unter ihnen ein Oberst, und 1200 Mann gefangen. In Wolhynien stehen unsere Truppen im Räume westlich von Dubn » und bei Olyka im Kampf. Der Widerstand der Russen ist noch nicht gebrochen. Bei den k. und k. Streitkräften nordöstlich von Pruzany trat keine Acndcrung der Lage ein. Italienischer Kriegsschauplatz. Seit den nutzlosen Angriffen gegen die Hochfläche von Lavarone und auf dem Tolmeiner Brückenkopf hat die Tätigkeit der Italiener sichtlich nachgelassen. Bon den Artillcriekömpfen abgesehen, fand gestern nur vor dem Süd- teil des genannten Brückenkopfes ein nennenswertes Gefecht statt. Der Feind wurde wie immer abgewiesen. DaS gleiche Schicksal hatte eine heute zeitlich früh im Dolomiten - Gebiete von der Boedenalpc gegen den Jnichriedl geführter italienischer Angriff. Der Stellvertreter des Chefs des GeneralstabcS: von Hoefer, Fcldmarschallcutnant.
Zum§all von Grodno. Mit Grodno ist die letzte der großen Festungen gefallen, die die Russen zum Schutz ihrer Westgrenze und als Aus- gangspuukte ihrer gescheiterten Offensive gegen Deutschland angelegt haben. Rein militärisch betrachtet, steht die Ueber- wältigung so vieler und so starker Festungen im Zeitraum von wenigen Wochen, wie sie von den deutschen Truppen voll- bracht wurde, in der Weltkriegsgcschichte einzig da. Und das um so mehr, als es sich um modern ausgebaute Werke in von der Natur begünstigtem Verteidigungsgelände handelt. Außerdem erfolgte die Einnahme all dieser russischen Festun- gen nicht als eine in sich abgeschlossene und abgegrenzte Kriegsoperation, wie das noch 1870 der Fall war, sondern im Rahmen des einheitlichen strategischen und taktischen Vor- dringens des ganzen Ostheeres. Militärisch muß daher die Führung und die Leistung des deutschen Heeres sicherlich sehr hoch bewertet werden. Die Festung Grodno ist gleichzeitig die Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements. Die Stadt liegt am rechten Ufer des Njemen und an den Eisenbahnen Warschau — Wilua und Grodno — Suwalki . Sie hat ungefähr 45 000 Einwohner und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts nur sehr unvoll- kommen befestigt. Erst in den letzten Jahren ist Grodno wie viele andere Festungen der russischen Westfront mit Hilfe französischen Geldes zu einem starken und modernen Waffen- Platz ausgebaut worden. Noch während des Krieges ist an der Befestigung Grodnos gearbeitet worden. Ein äußerer und ein innerer Fortgürtel umschloß die unbefestigte Stadt. Ter äußere Gürtel hatte einen Umfang von rund 60 Kilometer und erstreckte sich auf das südliche Njemenufer. Nachdem vor einigen Tagen die westlichen Forts genommen und darauf die Stadt besetzt worden waren, haben die Russen nach kurzem, aussichtslosem Widerstaude den Rückzug auch an dieser Stelle der Kampffront angetreten.
Wien , 4. September. lT. U.) Von militärischer Seite wird über den Fall von Grodno mitgeteilt: Die Njemen -Gruppe Grodno- Olita galt mit der Festung Osowiec vor dem Kriege als ein höchst widerstandsfähiges Hindernis. Innerhalb dieser Festung waren feldmäßig verstärkte Zwischenanlagen und VerschanzungSlinien er- baut worden. Zudem erhöhte das ungeheure Wald- und Sumpf- gebiet von Kowno und Osowiec die Schwierigkeit einer Annähe- rung größerer Streitkräfte von der ostpreußischer Grenze her. Die wichtigste Aufgabe der nun gänzlich gefallenen Fcstungsgruppe be- stand in dem Schutze der östlich dieser Stützpunkte führenden Straße Bialystok — Wilna , der mehrgleisigen Hauptbahn Warschau — Peters- bürg sowie der beiden noch weiter im Osten über Sieldce und Brest- Litowsk laufenden Bahnen. Durch die frühere Eroberung von Kowno , Olita und Osowiec hatte Grodno allerdings seine eigcnt- liche Bestimmung eingebüßt, daß nördlich und südlich dieser letzten Festung die Armeen pon Eichhorn und v. Gallwitz erfolgreich nach Osten vorstoßen konnten und u. a. gestern bereits die südwestlich Wilna gelegene Eisenbahnstation Czernekowalo erstürmten. Nun bleibt als restlicher Nordpfeiler Dünaburg , das letzte� Bollwerk, das den Vormarsch von Südwesten in der Richtung Petersburg ab- wehren soll.
Kristiania , 4. September. (W. T. B.)„Afteuposteu" schreibt: Grodno ist gefallen. Damit ist im Norden reiner Tisch gemacht. Nur noch die Festungen Dubno und Rowno im Süden sind übrig geblieben. Aber bald nehmen Wohl die Deutschen auch diese in einem„Bissen". Dann ist nichts mehr zu nehmen. Es ist in Wahrheit tragisch—, daran zu denken, daß diese stolze Reihe Festungen, dieser Festungsgürtel, der sich von der Ostsee bis nach Galizien erstreckte, sozusagen niedergemacht und gefallen ist nach einer Belagerung von wenigen Tagen, als man früher glaubte, daß Monate dazu gehörten. Hieraus ergibt sich die Wahrheit, daß die Kunst, Festungen zu bauen, nicht Schritt gehalten hat mit der Kunst, sie zu vernichten. Noch wichtiger als die Lage bei Grodno ist indessen die Lage oben in den Ostseeprovinzen, wo die Russen vorläufig immer noch standhalten, was aber auch nicht weniger als eine Lebensfrage für sie ist, denn versagen ihre Truppen an der Duena- Linie, werden die Verbindungen für ihre weiter im Westen stehenden Heere ernstester Gefahr ausgesetzt. Von diesen Kämpfen ivird vor- aussichtlich das Kchickjal des ganzen Feldzuges abhängen.