Einzelbild herunterladen
 
  
Reichsgebiet niederzulassen. Die Einschränkungen sollen sich auch auf dieGäste fremder Rasse oder Nation" ausdehnen, und zwar soll ihre Zulassung im Einzelfall von der Genehmi- gung des Bundesrates oder der Landesbchörden abhängen, wobei für Wanderarbeiter, Studierende, Techniker durch Neichsgeseh Einlaßbedingungen, zeitliche und örtliche Aufent- Haltsgrenzen zu bestimmen sind. Wir glauben kaum, daß die Forderungen und Vorschläge des Geh. Regierungsrats Georg Fritz, die allem Anschein nach für die Bestrebungen gewisser deutschvölkischer Kreise be- zeichnend sind, dem Ansehen des Deutschen Reiches und den Zielen der deutschen   Politik zuträglich sein dürften. Wenn wir sie so eingehend wiedergeben, so lediglich, um sie m i t a l l e r Schärfe zurückzuweisen. Diese Zurückweisung er- scheint uns um so eher geboten, als Herr Regierungsrat Fritz mehrfach den Versuch macht, sozialdemokratische Aeußerungen auszuschlachten� um die Partei für seinen famosenGrenz- schütz" zu gewinnen. Hierbei ist ihm freilich das Malheur passiert(oder war es Absicht?), daß er diese Acußerungen ent- weder nicht verstanden oder in ihr Gegenteil verkehrt hat. Tie Aeußerungen der Genossen Morris Hillquit   und Stto Buuer über das Einwanderungsproblem(Neue Zeit'tz Jahrgang XXV) sind von dem Verfasser unter krasser Verstiimmelung und Verfälschung der ihnen zugrunde liegen- den Ideen angeführt worden. Völlig unangebracht schließlich ist es, wenn er sich auf die Beschlüsse des Stuttgarter Jnter- nationalen sozialistischen   Kongresses von 1907 berufen zu können glaubt. Dieser Kongreß sprach sich entschieden gegen sede Beschränkung der Freizügigkeit und jeden Ausschluß fremder Nationalitäten oder Rassen, wie überhaupt gegen ökonomische und politische Ausnahmemaßregeln zwecks Abhilfe der für die Arbeiterschaft nachteiligen Folgen der Ein- und Auswanderung aus, er niachte es aber zugleich der organisier- ten Arbeiterschaft zur Pflicht, sich gegen die Ein- und Ausfuhr von Streikbrechern zu wehren und empfahl eine Reihe von Maßnahmen politischer und gewerkschaftlicher Natur, die den Einschluß der eingewanderten unorganisierten Arbeiter in die politische und gewerkschaftliche Bewegung des Proletariats erleichtern und beschleunigen sollte. Auf dem Boden dieser Beschlüsse steht auch heute die deutsche Sozialdemokratie, und jeder Versuch, sie mit Bestrebungen, wie die oben geschilderten, in Verbindimg zu bringen, muß entschieden zurückgewiesen werden,
Nlelüung öer italienischen Heeresleitung. Rom  , 4. September.  (W. T. B.) Kriegsbericht v o ni 4. abends. Im gebirgigen Teile des Kricgsschau- Platzes Operationen, besonders in der Tonalezone. Im Hochcodevole und im Val Cengia(Ansiei) dauerte die Tätig- keit unserer Truppen und Artilleriefeuer an. Trotz der frühen massenhaften Schneefälle auf der Hochfläche von La- varone brachte unsere Artillerie durch anhaltendes und wirk- sames Feuer feindliche, mit Verschanzungsarbeiten beschäftigte Truppen in Verwirrung. Im Hochcordevolc wurde das Fort la Corte  , dessen der Feind sich teilweise bemächtigt hatte, unter Feuer einer unserer Batterien genommen und neuer- dings beschädigt. Im Doendentale(Rienz) schlugen unsere Truppen am 2. ds. Mts. während des Tages mit vollem Er- folg einen vom Feinde mit starken Kräften versuchten Angriff zurück. Ein weiterer heftiger Angriff gegen unsere Stellun- gen auf Slatenik und Potok im Flitschbecken erfuhr dasselbe Schicksal. In den Jsonzowellen fischten wir eine schwimmende Mine auf, die der Feind aufs Geratewohl hinein geworfen hatte, in der deutlichen Absicht, einige in unserem Besitz be- findliche Brücken zu zerstören. Die peinlich genaue Wach- samkeit unserer Truppen machte diesen Versuch Mnichte. a, l y'':r', C ad o r n a.
Meldung des türkischen Hauptquartiers. Konstantinopcl, 4. September.  (W. T. B.) Bericht des Hauptquartiers: Auf der Dardanellen- front im Abschnitt von Anaforta zerstörte unsere Artillerie südlich von Azamkdcre ein feindliches Maschinengewehr. Unsere Aufklärungskolonnen überraschten an verschiedenen Stellen feindliche Gräben und erbouteten eine Anzahl Kriegs- gerät und Telephonmaterial. Bei Ariburnu nichts von Be- deutung. Bei Sedd ul Bahr beschoß der Feind am 2. Sep-
vom Mann, öer alles weiß. Er nennt sich Diplomatikus, so odqx so. und ist ein vollendeter Pfisfikus. Er hört Läuse husten und Flöhe springen. Er weitz. wie jeder Staatsmaun sich kratzt, räuspert und spuckt, und er kennt die wahre diplomatiiche Auslegung dieser bedeutungövillen Handlungen. Selbstverstäudlich kennt er alle politischen Persönlichkeiten der Welt vom HauSminister der Dalai Lama   bis zum Türstcher am Botschaftorpalais in Washington  . Er kennt den diplomatischen Vertreter der Grön- länder bei den Feuerländern ebenso gut wie die Vertreter jeder Großmacht der Welt. Er spricht alle Sprachen der Erde und wahr- scheinlich auch einige Idiome der Bewohner des Mars. Er war und ist zu Hause in allen Staats- und BolschastSgebäuden der bewohnten und unbewohnten Gegenden der Erde. In ihre Salons, ihre Schlaf- ziminer und in ihre Toilettenräume hat er seine Nase gesteckt. Also er kennt und weiß alles. Die Geschickte einer jeden politischen Persönlichkeit hat er von ihrem ersten Geschrei in der Weit bis zu ihrem letzten verfolgt oder er versolgr sie. Er weiß, waS sie, falls sie verheiratet sind, vorm Einschlafen mit ihrer Gemahlin reden, falls sie unverheiratet sind, was sie ihren Kammerdienern anvertrauen. Er kennt alle ihre Krankheiten, ihre ehrgeizigen Wünsche, er weiß, waS sie sagen und erst recht, waS sie nickt sagen. Die Haare auf ihren Häuptern hat er gezählt; und er hat Kenntnis von jedem Haare. das ihnen ausfällt, weil sie diese oder jene Sorgen haben. So weiß er alle Dinge, die es gibt und sogar die Dinge, die es nicht gibt. Dieser Mann, der alles weiß, gedeiht nur im Kriege. In nüchternen Zeiten würde er keinen Pfennig Zeilenhonorar der- dienen. Der Mann, der alles weiß, schreibt natürlich über alles, was er weiß. Steht auf dem Vorderteil de? Blattes eine Depesche, daß übermorgen da oder dort ein geheimer Ministerrat stattfinden wird, dann steht in derselben Nummer schon auf dem Hinterteil, daß ihm, dem Mann, der alles weiß, auf geheiinen Wegen, durch geheimnisvolle Persönlichkeiten mitgeteilt worden ist, was in diesem Ministerrat beschlossen Ivurde. Hat heute der König von Siam dem Schah von Persien die Kriegserklärung zugeschickt, dann spricht er am selben Abend im ersten Hotel seiner Stadt bereits denaus- gezeichneten" Diplomaten, den tiefgründigen Kenner, der un- mittelbar dabei war und genau weiß, warum die Kriegs- erklärung erfolgte. Der Mann, der alles weiß und alle kennt, eilt heim, und am nächsten Morgen steht in der Zeitung sein ent- hüllender Artikel. Ah. welch prächtiges Raketenfeuerwerk. Hohn, Spott und Sckimpf schießen blau, grün und gelb zum Firmament empor. Zurück bleiben die Hülsen, aus denen diese Raketen ab- geschossen wurden: Haß, Hetze und Dummheit.
tember zu Lande und von der See aus während zweier Stun- den ergebnislos Altchitepe und Umgebung. Auf dem linken Flügel verursachte unser Feuer eine Explosion in der Stellung der feindlichen Minenwerfer. Eine Mine, die wir zur Ex- plosion brachten, zerstörte Stacheldrahtanlagen des Feindes, die zum Schutz gegen unsere Bombenwürfe dienen sollten. Sonst nichts von Bedeutung. Die Kämpfe im Kaukasus  . Konftantinopel, 5. September.  (W. T. B.) Wie aus Erzerum gemeldet wird, versuchte der Feind nördlich vom A r a x e s einen nächtlichen Ueberfall auf die türkischen Truppen. In kräftigem Gegenangriff wurden die Russen zurückgeschlagen und auf ihrer regellosen Flucht mit Bombenwürfen bis zu ihren Verschanzungen verfolgt, wobei sie große Verluste erlitten. 400 Russen, die kürzlich gefangen genommen wurden, sind in Sivas   eingetroffen.
Scharfe Kritik an öer englischen Regierung. Die Haussuchung in den Geschäftsräumen der Unabhängigen Arbeiterpartei in Manchester   und London   lenke, so schreibt der Economist  " vom 28. August, aufs neue den Blick auf die nach Kriegsausbruch etwas übereilt durchgebrachteDefcnce of the Realm Act", die Reichsverteidigungsakte vom Jahrs 1914. Dieses Gesetz enthalte neben vielem militärischen Notwendigen allerlei Bestimmungen gegen die freie Meinungsäußerung und Kegen d i e Rechte eng- lischer Bürger, wie sie durch die Magna Charta   seit 1915 und später durch die Habeas Corpus Akte gewährleistet seien. Diese Bestimmungen habe derEconomist  " seinerzeit vergeblich be- kämpft. Einige ursprünglich vorgesehene Bestimmungen besonders einschneidender Art, wie Berhängung der Todesstrafe durch ein Kriegsgericht mit oder ohne BcweiSverfahren, feien auf den Protest angesehener Mitglieder des Oberhauses wieder gestrichen worden. Aber selbst in seiner gegenwärtigen Form enthält, wie weiter ausgeführt wird, das Gesetz Bestimmungen, die einen großen Rückschritt bedeuten gegen MiltonS stolze Worte vor mehr als 209 Jahren, der in seinemAreopagitica" erklärte: Das ist wahre Freiheit, wenn frei Geborene, die zu Führern des Volkes bestimmt sind, frei- sprechen dürfen." Gegenwärtig steht es im Belieben von Sir Edward Carson  , der in der Ulster-Krise die bekannte Roll« gespielt hat, Verhaftungen vorzunehmen und gerichtliche Verfahren einzuleiten, ja diese unter Ausschluß der Oeffentlichkett durchzuführen. So ist es im Fall desLabour Leader" geschehen. Economist  " bestreitet nicht, daß dieser vielleicht gegen das Gesetz verstoßen habe, aber dann habe sicherlich auch dieDaily Mail" gefehlt, und bei ihrem größeren Leserkreis wiege das um so schwerer. Economist  " verlangt zu wisien, weswegen das Verfahren eingeleitet worden sei, und warum der besoldete Polizeirichter von Salfovd von einer Unterdrückung des Blattes abgesehen habe. Jedenfalls müßten die Regierung und das Unterhaus die Bcstim- münzen dieses Gesetzes einer erneuten Prüfung unterziehen. Es gäbe zwei Möglichkeiten: Entweder unter- drücke man jede Kritik gegen die Kriegführung, sowie gegen die Politik des Auswärtigen Amtes   in Presse und Parlament, oder man übe nur eine Zensur im Jnteresie der Operationen zu Wasser und zu Lande aus. Das Erster« könne die Verfassung und die seit Jahr- Hunderten gewährleisteten Freiheiten des Landes gefährden, und die öffentliche Meinung in England sei stark genug, um jede Rc- gierung, die cS versuchen würde, zu stürzen. Die zweite Möglichkeit wäre, die Zensur auf Nach- richten von strategischem Wert zu beschränken, aber Ansichten und politische Nachrichten aus dem Spiel zu lassen. Wenn das gerecht gehandhabt würde, so würde diese Art Zensur die Zustimmung aller politisch Gemäßigten finden. Als das Reichsverteidigungsgesetz eingebracht wurde, wurde als Zweck angegeben, dem Feind jede Nachrichtenquelle zu ver- stopfen, und man versicherte vom Regierungstisch, daß die Zensur nicht angewandt werden würde, um eine Kritik von Regierungs- mahnahmen zu verhindern. Aber in einem so ungeheuren Kriege wie diesem kommen die Mini st er leicht in Versuchung, auch Nachrichten zu unterdrücken, die ihnen selbst
Der Mann, der alles weiß, gedeiht durch den Krieg in allen Ländern. ES gibt von ihm verschiedene Arten: Der eine weiß und kennt alles in der Diplomatie, der andere in militärischen Dingen, der dritte im Finanzleben, der vierte in der sozialistischen   Bewegung, der fünfte an den Höfen, und der sechste, der von gar nichts weiß, schreibt wemjsilens über alles. In Wirklichkeit ist der Mann, der alles wcip, ein sehr geplagter Mensch. Das Zeilenhonorar hält Leib und Seele zusammen. Um- ringt von den entsprechenden Handbüchern, Almanachen und vom Meyer oder Brockhaus, fitzt er in Hemdsärmeln daheim am Schreib­tisch und haut sich seine Quellen so lange auf den Kopf, bis dessen Quelle sprudelt. Und fie fängt an zu sprudeln. Er schreibt. Er stürmt nach seiner Redaktion.O, daS ist...*, sagt der Redakteur, das ist ja ausgezeichnet!" Der Artikel erscheint. Doch der Krieg wird zu Ende gehen. Und die Erkenntnis wird kommen, daß die Artikel des Mannes, der alles weiß, die bleibende Schande des Blattes sind, das sie veröffentlichte. Denn sie schlagen der großen KuIIuraufgabe der Presse ins Gesicht, die der Wahrheit dienen, der Verständigung vorarbeiten, das große sittliche Gut der Menschheit über den Krieg hinweg für den Frieden retten soll.
Ein Kommentar. Als Seitenstück zu den vorstehenden Glossen über die diploma- tisch  -politische Vielschreiberei wollen wir nach derMünchener Post" eine gelungene und launige Kennzeichnung der�militärischen Kommentare aus der Feder gewissermilitärischer«achverständi- ger" in einem Teil der deutschen   Presse wiedergeben. Es heißt da: Zu Beginn des Krieges bewunderten wir die klassische Sprache unseres amtlichen Tagesberichtes über die Vorgänge an den Fronten. In kurzen, wuchtigen Sätzen wurden die Erfolge der Feldgrauen gemeldet. Die Zeitungen druckten den Tagesbericht ab und man war damit zuftieden. Mit der Zeit scheinen aber die Verleger der Weltblätter herausgefunden zu haben, daß diese Kost für ihre Leser schwer verdaulich sei; sie ließen daher eine Brühe darüber gießen und engagierten Leute, die täglich zu dem Tagesbericht einen Kommentar schreiben müssen. Der Segen solcher Kommentare ist vielen von uns ja noch vom Pennal her bekannt. Wie hätten wir die Reden CiceroS verstehen können, wenn nicht grundgelehrte Professoren weisheittriefende Anmerkun- gen unter den Text geschrieben hätten. Der Weltkrieg, den man zu gerne als Lehrmeister für uns bezeichnet, macht uns wieder zu Schülern. Und Tag für Tag sehen wir mit Staunen, wie man die kurzen Sätze des Tagesberichts mit dem nötigen Geschick zu langen Artikeln ausziehen kann.
unbequem sind. So sind eine Menge Skandale nicht auf- gedeckt worden, deren Aufdeckung einen sehr heilsamen Einfluß auf die englische Kriegsverwaltung ausgeübt habe nwürde. D i e Einschüchterung der Kritiker hat den plötzlichen Zusammenbruch von Asquiths liberal-impcria- li st i scher Regierung nicht nur nicht verhindert, sondern eher befördert. Wenn die gegenwärtige Politik dieser Richtung weitergeht, wenn insbesondere die Ar- beiterklassen jeder Vertretung in den Zeitungen beraubt bleiben selbstDaily Chronicle" bat die Veröffentlichung von Zuschris- ten über allgemeine Wehrpflicht abgelehnt, s o kann sehr leicht das Koalitionsmini st erium darüber st ü r z e n. Warum müssen die Minister zur Gewalt greifen, anstatt sich auf Beweise und Ueberzeugung zu verlassen! Warum können sie nicht andere ans Ruder lassen, wenn das Parlament kein Ver- trauen mehr zu ihnen hat! Economist  " zitiert die Worte eines bedeutenden englischen Staatsmannes:Die Unterdrückung ehrlicher Kritik ist immer ein Fehler gegen das Interesse der Nation wie der Regierung selbst" und schließt mit den Worten:Was wir auch tun, wir können uns nicht leisten, einen Erschöpfungs- oder Zermürbungs- krieg gegen die Wahrheit zu führe n." Verurteilte ftreikenöe Arbeiter. London  , 5. September.  (W. T. B.) Das schottische Munitionsgericht in Glasgow   verurteilte 17 Schiff- b a u e r. die seit dem 26. August streikten, zu je 10 Pfund Sterling oder 30 Tagen Haft. Der Streik erfolgte wegen Entlassung mehrerer Arbeiter, die bei den im Bau befind- lichen Schiffen auf der Fairfield-Werft rauchten, Zeitungen lasen und die Zeit vertrödelten, anstatt zu arbeiten. Seit- dem streikten 426 Schiffbauer. Eine Konferenz von 22 Gewerkschaften in Woolwich forderte von Lloyd George   für sämtliche von der Regierung beschäftigten Ar- beiter des Londoner Bezirks eine Kriegszulage von 4 Schilling und 10 Pence für Stückarbeit, die einer Gruppe von Arbeitern bewilligt worden war. Eine Ansprache öes Aaren. Petersburg, 5. Scptnnber.(23. T. B.) lieber Kopenhagen  : Der Zar hielt bei der Eröffnung der Besprechungen über die Heeresversorgung und die Herstellung von Munition folgende Ansprache: Die Frage, deren Lösung Ihren besonderen Besprechungen an- vertraut ist, nämlich die nationale Verteidigung, ist in der gegen- wärftgcn Stunde die schwierigste und die wichtigste. Sie betrifft die umfangreichere Versorgung de? Heeres mit Munition und damit das einzige, worauf unsere tapferen Truppen warten, um die fremde Invasion anzuhalten und den Erfolg von neuem an unsere Waffen zu fesseln. Die gesetzgebenden Körperschaften, die ich zur gegenwärtigen Sitzung zusammenberufen babe, haben mir fest und ohne im geringsten zu zögern die einzige Antwort gegeben, die Rußlands   würdig ist und die ich erwartet habe, nämlich, daß der Krieg bis zum vollständigen Siege fortgesetzt werden muß. Ich zweifle nicht, daß dies die Stimme von ganz Rußland   ist. Indessen erlegt uns der große Entschluß, den wir gefaßt haben, auch einen größeren Eiser in unseren Anstrengungen aus. Dieser Gedanke ist bereits allgemein geworden. Es ist indessen not- wenckig, ihn auf dem schnellsten Wege in die Tat umzusetzen, und Ihre Besprechungen sollen gerade dazu dienen. Diese Besprechun- gen vereinen zu gemeinsamer und einiger Arbeit die Regierung, Abgesandte der gesetzgebenden Körperschaften und öffentlichen Ein- richtungen und unsere Industriellen, mit einem Worte die Vertreter von ganz Rußland  . Bei den Arbeiten, zu denen ich Sie mit vollem Vertrauen zusammenberufen und mit Vollmachten von außer- ordentlicher Ausdehnung ausgestattet habe, werde ich Ihnen stets mit tiefer Aufmerksamkeit folgen und werde, wo es nötig ist, persönlich daran teilnehmen. Wir haben eine große Aufgabe vor uns und werden darauf alle lebendigen Kräfte des ganzen Landes richten. Lassen wir für den Augenblick jede andere Ucberlegimg beiseite, und wenn sie im Staatsinteresse noch so wichtig wäre, wofern sie nicht für den gegenwärtigen Augenblick wesentlich ist. Nichts soll unsere Gedanken, unseren Willen und unsere Kräfte von dem jetzt einzig vor uns stehenden Ziele ablenken, nämlich den Feind aus unserem Lande zu verjagen. In diesem Augenblick müssen wir vor allen Dingen die volle militärische Ausrüstung unserer aktiven Armeee sichern, ebenso wie die der zu den Fahnen einberufenen Mannschaften. Diese Zlufgabe ist Ihnen von jetzt ab anvertraut. Meine Herren, ich weiß, daß Sie alle Ihre Kräfte und alle Ihre Vaterlandsliebe ihrer Vollendung widmen werden. Darum ans Werk mit Gottes Hilfe I
Um nicht hinter der Konkurrenz zurückzubleiben, haben wir einen Sachkundigen gebeten, probeweise diesen Satz eines Tages­berichtes von der Westfront zu kommentieren: Gestern haben wir den Feind aus einigen Gräben geworfen." Unser Sachverständiger gibt hierzu diese Erklärung: Alea est jacta. Der Würfel ist gefallen. Cäsar sprach diese berühmten Worte, als er den Rubicon überschritten hatte. Er tvollte damit sagen, daß er eine wichtige Entscheidung getroffen habe, es gebe für ihn jetzt kein Zurück mehr, sondern nur ein Vorwärts. Der gestrige Tagesbericht läßt deutlich erkennen, daß an der Front eine ähnliche Lage für uns gegeben ist. Für uns und nicht für den Feind, denn eS heißt ausdrücklich, daß wir den Feind aus einigen Gräben geworfen haben, und nicht der Feind uns. Es gibt demnach für uns nur mebr ein Vorwärts, kein Zurück. Denn wenn man den Feind aus seinen Gräben wirft, so geschieht es in der Absicht, ihn nicht mehr hineinzulassen. Der Feind mußte zurück, was für uns ein Vorgehen bedeutet. Die Gräben waren zuvor im Besitze des Feindes, denn sonst könnte es nicht heißen, daß wir ihn hinausgeworfen haben. Der Erfolg ist bedeutend, denn es waren einige Gräben. Also mindestens mehr als zwei: Auch besteht kein Zweifel, daß es Schützengräben waren, denn Straßengräben können nach Lage der Sache nicht in Frage kommen. Der Tagesbericht sagt zwar den Feind, man darf aber nicht glauben, daß nur ein einzelner Feind, etwa ein Franzose oder ein Engländer, gemeint sei. Denn man muß sich vor Augen halten, daß der Feind aus einigen Gräben geworfen wurde. Nun wäre es an sich wohl möglich, einen einzelnen Feind auS einigen Gräben zu werfen. Das müßte aber h i n t e r e i n a n d e r ge- schehen, denn ein einzelner könnte nicht zugleich in einigen Gräben stehen. Da aber der Tagesbericht offenbar von einem gleich. zeitigen Hinauswerfen aus einigen Gräben spricht, muß es sich um eine Truppe von Feinden handeln. Der Kürze halber wird bloß vom Feind ohne nähere Bezeichnung der Anzahl gesprochen. eine Ausdrucksweise, deren sich auch Itapoleon I. des öfteren be- diente, lieber die Lag« der Gräben ist nichts Näheres angegeben. Doch steht fest, daß der Feind, falls die Gräben von Norden nach Süden oder von Süden nack Norden liefen, in westlicher Richtung zurückgegangen sein mutz. Denn hätte sich der Feind in östlicher Richtung bewegt, so wäre das die Richtung zur deutschen   Front. Dann hatte aber der Feind uns aus den Gräben geworfen, was laut Tagesbericht nicht der Fall ist. Obergefteiter a. D. B l ö d i c u S." Falls eS unsere Leser für wünschenswert und notwendig sin- den, werden wir den Herrn Obergefreiten beauftragen, den stand:- gen Kommentar des Tagesberichts zu übernehmen.