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Kr. 269. 82. Zahryang.
StiliKf des Jotniiirts" Kerlim llollisliliitt.
Mlvoch, 29. September 1915.
Werbt für den Iowäriö N
Sei öer Sugarmee. Wenn man die Strecke von Uhnsw in nördlicher Richtung über Thszotvce, Grabowiec, Wojslawice, Cholm bis Wlodawa   fährt, so I kommt man an einer großen Anzahl festungsartig ausgebauter I Stellungen vorbei, die von den Russen, eine immer mustergültiger
Seit 14 Monaten tobt der Weltkrieg. Das Äild der presse hat eine völlige Veränderung erfahren. Die poli- tischen Auseinandersetzungen sind unter der Herrschast des Burgfriedens zum größten Teil verschwunden. Statt dessen füllen die Kriegsnachrichten viele Spalten der Äla'ster. Selbst bürgerliche �efer klagen über die Einförmigkeit der Presse, sehe doch ein Älatt fast wie das andere aus. Trotz der Schwierigkeit der Verhältnisse, die von der großen Masse des Publikums bei weitem nicht genügend ge- würdigt werden können, ist derVorwärts" bemüht gewesen, seinen Charakter streng zu wahren und seiner sozialistischen Weltanschauung getreu zu bleiben, die er seit Anbeginn seines Äestehens verfochten hat, entsprechend den wirsschastlichen und geschicht, lichen Erkenntnissen, die im Programm und allen Partei- tagsbeschlüssen der sozialdemokratischen Partei ihren klaren Ausdruck gefunden haben. Diese Richtlinien der Partei, die von dem hochfliegenden Idealismus und der wahrhasten Vertretung der proletarischen Volksinteressen der sozialistischen  Arbeiterbewegung zeugen, haben der Partei immer breitere Volksmassen zugeführt und auch demVorwärts" seine große Verbreitung verschafft, wie sie auch in Zukunft das BannerbermodefnenAfbeiierbewegung bleiben werden. Die Meldungen über die Kriegsereignisse gibt der Vorwärts" in sorgfältiger Zusammenstellung und Auswahl wieder. Sein Verzicht auf irreführende und kurzlebige Sensationsnachrichten hat ihm schon oft die Anerkennung auch einsichtiger bürgerlicher Kreise eingetragen. Zn der Behandlung der Fragen der auswärtigen Politik, auch des Verhältnisses der kriegführenden Staaten zueinander, vermeidet es derVorwärts" gewissenhast, das furchtbare Ringen der Mächte durch tendenziöse Verunglimpfungen zu vergiften, die für die militärischen Ereignisse ohne jeden Äe- lang sind und nur eine Orachensaat des Völkerhasses für die Zukunft austeimen lassen können. Inmitten des blutigsten Waffenkampfes der Gegenwart vergißt derVorwärts" nie, daß der Kriegszustand und die Völkerverfeindung nur eine vorübergehende Episode in der großen Kulturentwicklung der Menschheit darstellen können, und daß es die Pflicht aller vorausschauenden, wahrhast historisch denkenden Politik ist, auch in der Gegenwast schon das Fundament für die Zukunft zu legen. Die wirtschaftlichen Gegensahinteressen des deutschen Volkes finden imVorwärts" die ausführlichste Äehandlung und schärfste Vetonung. Alle Fragen der Volksernahrung und Kriegsfürsorge sowie alle speziellen Interessen der Arbeiter werden, soweit die Verhältnisse das gestatten, eingehend besprochen. Parteigenossen und Parteigenossinnen! Viele Tausende von Vorwärtslesern sind zum Heeresdienst einberufen worden. Es ist deshalb die Pflicht der Angehörigen, Zurückgebliebenen, dafür zu sorgen, daß den Mannschaften im Felde derVorwärts" nach wie vor zugeht. Vor allen Dingen aber ist es auch die Aufgabe der noch im Zivilberuf Stehenden und der Frauen, den Leserkreis desVorwärts" auch in Groß-Verlin ständig auszudehnen und ihrem Organ ständig neue Abonnenten zuzuführen. Der bevorstehende Ouartalsanfang eignet sich besonders für energische Werbearbeit für das Vlatt, das die Anschauung der berliner Arbeiterschast vertrist. Der gewaltigen Mobilisierung der Männer muß die Mobilisierung der proletarischen Frauen folgen. Die Mobilisierung nicht im Dienste der Waffen, son- dem im Dienste der proletarischen Solidarität, im Dienste der sozialen Wohlfahrt, im Dienste der Menschlichkeit. Diese Äetätigung der Frauen aber schließt als erste Aufgabe ein die Werbearbeit für das Organ ihrer Ideale den Vorwärts".
als die andere, angelegt, von ihnen fast immer zäh verteidigt und schließlich aber doch von unseren tapferen Truppen erobert worden ! sind.. o Was diese Korps, die seit Mitte Juli hier am Bug unter Führung des Generals der Infanterie von L. in ununterbrochenen Kämpfen von Sieg zu Sieg geschritten sind, geleistet haben, kann nur der richtig beurteilen, der diese eine hinter der anderen gelege- nen Festungen modernen Stils mit eigenen Augen gesehen hat. Tie Russen hatten wohl erkannt, daß ein Vordringen deutscher und österreichischer Truppen hier am Bug in nördlicher Richtung eine große Gefahr für die rückwärtigen Verbindungen ihrer Weichselfestungen, vor allen Tingen für Jwangorod und Warschau  , bedeute. Ihnen war es klar, daß ein Zurückkommen der Be satzungen dieser Festungen, sollten diese dem Druck der von Westen vordringenden verbündeten Armeen nicht standhalten können, durch ein Vorstoßen am Bug äußerst gefährdet war. Aus dieser Er- tenntnis heraus verteidigten sie vor den Truppen der Bugarmce jeden Meter Bodens mit äußerster Hartnäckigkeit. Tie erste größere russische Stellung zog sich in der ungefähren Linie Kosmvw Maslomencze Terebin Werbkowice Zaborce Berescie Grabowiec vom Bug nach Westen hin. Um diese Stellung, die besonders in der Gegend von Grabowiec und östlich davon einer uneinnehmbaren Festung gleicht, kämpften die deutschen Korps vom 13. Juli an. Am IS. waren die Vor- stcllungen genommen, und nach siebentägigem Heißen Ringen hatte die Bugarmce auch die Hauptstellung erobert. Der Feind ging am 19. auf der ganzen Front zurück. Sofort wurde die Verfolgung in breiter Front eingeleitet, um ein erneutes Festsetzen der Russen möglichst zu verhindern. Aber dieseMeister des Rückzuges" hatten bereits mit einem Zurückmüssen gerechnet und weiter rückwärts Stellung um Stellung nach allen Regeln der Kunst ausgebaut. Eine Maßnahme, die denDrang nach vorwärts" sicher leicht in einen solchennach rückwärts" umwandelt. So stieß die rechte Flügeldivision der Bugarmee bereits südlich Grubieszow an der Huczwa wieder auf starken Widerstand, wäh- rend die anderen Divisionen nach vereinzelten Nachhutkämpfen schon am Abend des 19. ausgebauten Stellungen des Feindes nördlich Nieledow Trzesczanh und in der Linie Uchanie Wald(südöstlich davon) 257(südöstlich Feliksow) Wojslawice Tartuk Ostrow unmittelbar gegenüberstanden. Nun galt es, auch hier den Gegner so schnell als möglich zu- rückzuwerfen und als nächstes Ziel Eholm und damit die von Jwangorod über LubUn Cholm nach Osten führende Bahn in die Hand zu bekommen. Die Russen kämpften hier mit ungewohnter Zähigkeit und setzten dem Vordringen der Deutschen   unter Einsatz auffallend vieler Artillerie und Ausführung fortwährender Gegenstöße einen äußerst hartnäckigen Widerstand entgegen. Aber es half ihnen dies alles nichts! Langsam drangen die Korps und Divisionen vor- wärts. Am 20. war Grubieszow in der Hand der Deutschen   und das dort befindliche Korps überschritt die Huczwa. Eine Division warf den Gegner in Richtung Czartowice zurück und setzte sich in den Besitz dieses Ortes. Die Stellung Obrowiec Zadubce wurde bei Nieledow durchbrochen, der zurückgehende Feind in nordöstlicher und nördlicher Richtung verfolgt, und am linken Flügel der Bug- armee wurde die Stellung Nordrand Uchanie Feliksow 220 (nordwestlich Wojslawice) Nordrand Ostrowski Majdan von unseren Truppen besetzt. Bei ibrem Vordringen in nördlicher Richtung mußte die Bug- armee auch darauf Bedacht nehmen, ihre rechte Flanke gegen den von Osten angreifenden Feind zu decken. Zu diesem Zwecke wurde der Armee noch ein Korps zur Verfügung gestellt, welches den Auf- trag erhielt, den Bugdogen nordöstlich Grubieszow vom Feinde zu säubern und mit der Front nach Osten und Nordosten die Siche- rung der rechten Armeeflanke am Bug zu übernehmen. Am 24. und 25. Juli wurde nach hartem Ringen auch Ubrodo- wice und Stepankowice genommen, aber jedes weitere Vorwärts- kommen, besonders in der Gegend von Teratyn und vor dem linken Flügelkorps der Armee, stieß auf den größten Widerstand, Gegen-
stoß des Feindes folgte auf Gegenstoß, und jedes Vorbrechen ein- zelner Divisionen von uns wurde durch Artillerie und Maschinen- gewehr-Flankenfeuer seitens der Russen zu verhindern gesucht. Am 27. mußte der Flügel der linken Nachbararmee vor über- legenen Angriffen des Feindes seine Stellung räumen und etwas zurückgehen. Infolgedessen sah sich die Bugarmoe gezwungen, ihren dadurch freigewordenen linken Flügel zurückzubiegen. Aber weder dieses noch der äußerste Widerstand der Russen konnte die Armee von L. von ihrer Absicht, Cholm und die Bahn zu erreichen, abbringen. Nach einer der Lage entsprechenden Umgruppierung der Truppen wurde erneut der Befehl zum Angriff unter Umfassung von Teratyn gegeben und eine Stoßgruppe aus einer ostpreutzischcn Division, welche schon bei der Südarmee manch Lorbeerreis um ihre Fahnen gewunden hatte, und Teilen des links von dieser Di- Vision befindlichen Korps zum Durchstoß aus der Gegend von Ubro. dowice gebildet. Der Angriff gelang. Am 30. in aller Frühe wurde das äußerst stark befestigte Teratyn genommen, und kurz darauf ging der Feind vor der ganzen Front der beiden linken Korps der Armee zurück. Aber schon nach wenigen Kilometern standen die verfolgenden Truppen dem Gegner wieder gegenüber, der sich in einer neuen, bereits vorher stark ausgebauten Stellung gesetzt hatte. Diese neue Stellung verlief von Süden aus der Gegend von Husynue bis Liski. von dort über BialoSkury durch den Wald, nörd- lich von Korczewniki vorbei, über Strzelce hier mit Vorstellungen auf den Höhen südlich dieses Ortes, dann weiter über Busno- Wald nördlich Maziarnia Wolka Leszczanska Pobolowice Ko- czowo nach Nordwesten. Jetzt galt es, ein längeres Festsetzen des Gegners hier unter allen Umständen zu verhindern! Sofort wurde wieder der Befehl zum Angriff gegeben. Die oben erwähnte Stoßgruppe, welche zuerst von Ubrodowice aus in nordwestlicher Richtung vorgegangen war und dadurch mit zur Räumung von Teratyn beigetragen hatte, schwenkte nun nach Norden um und stieß durch den Wald bis zum Nordrande durch. Am 31. brach sie aus der Linie Klopot�Busno vor. In heldem haftem Ansturm wurden die Vorstellungen südlich Strzelce gc- stürmt, und weiter ging es gegen die Hauptstellung des Feindes.   Bereits am Nachmittag desselben Tages wurde nach heißem Kampfe Strzelce genommen und damit befand sich die Stoßgruppe in der Flanke und im Rücken der rechts und links von ihr weiterführenden feindlichen Stellung. Der Durchbruch war also glänzend gelungen! Nun hieß es, ihn ausnutzen! Sofort schwenkten Teile nach Osten und Westen ein, um den Gegner vor dem anderen Korps der Armee aufzurollen. Der volle Erfolg konnte nun nicht mehr ausbleiben, und schon in der Nacht befand sich der Russe, der die ihm drohende Gefahr erkannt hatte, auf der ganzen Front im Rückzüge in nordöstlicher und nördlicher Richtung. Die Beute der Bugarmee betrug in diesen IStägigen Kämpfen: 99 Offiziere(darunter 1 Regimentskommandeur), 3 Fähnriche, 21329 Mann an Gefangenen, 31 Maschinengewehre, 1 Geschütz und 2 Munitionswagen. Der Rückzug wurde sofort erkannt und der Befehl zur rück- sichtslosen Verfolgung gegeben. Obgleich diese vor manchen Teilen der Armee dadurch erschwert wurde, daß der Gegner sämtliche Uebergänge über die einzelnen Abschnitte zerstört hatte, gelang es den Russen doch nicht, sich noch einmal südlich Cholm festzusetzen. Am 1. August war diese Stadt und die Bahnlinie in der Hand der Bugarmee. Nun kam es für die Armee des Generals von L. darauf an, weiter nach Norden vorzudringen, die voraussichtlich weiter nörd- lich befindlichen und von unseren Fliegern auch teilweise bereits genieldeten feindlichen Deckungsstellungen ihres Rückzuges be­sonders da der Fall Jwangorods und Warschaus   in allernächster Zeit zu erwarten stand möglichst bald zu überwinden und dabei immer die eigene Flanke und die der weiter westlich vordringenden Armee gegen den Feind im Osten zu sichern. Dem Armee-Oberkommando der Bugarmee erschien ein energi- scher Vorstoß weiter östlich, auf dem Ostufer des Bug in nördlicher Richtung am aussichtsreichsten, um einen allmählichen Abtransport der Russen nach Osten über Wlodawa   und Brest-Litowsk  , den sie durch Stellungen westlich dieses Flusses zu decken suchten, zu ver- hindern. Die Vorbereitungen für den Uebergang über den Bug wurden getroffen, um, sobald angängig, mit starken Kräften in Richtung Kobryn   vorzustoßen. Zunächst wurde die Weiterverfolgung von Cholm in nördlicher Richtung angesetzt. Nach dreitägigem Widerstand in der ungefähren Linie Teosin Bezezno Gotowka Wolka-Czulczycka Piaski Lysa-Gova wurde der Feind hinter die Ucherka und von hier nach einzelnen harten Kämpfen auf seine nördlich Sawin befindliche Hauptstellung zurück- geworfen. Diese neue russische Stellung, die, was Ausbau anbetrifft, alle bisher von uns genommenen in den Schatten stellte, erstreckte sich von Opalin südlich Uchrusk über Siedliszcze Lukowek Bukoivo- Male Bukowo-Wielki Walinowka Petrylow Südlich HanSk Wytyczno weiter nach Westen. Mit dieser Stellung hatten die Russen tatsächlich ein Meister- stück der modernen Feldbefestigung geliefert. Tiefe breite Gräben paßten sich hier dem Gelände so vorzüglich an, daß man sie erst auf ganz nahe Entfernung erkennen konnte. Fast alle Gräben waren mit einer fünffachen Lage Baumstämme eingedeckt, darüber befand sich eine Erdschicht und darüber wieder eine feste Grasnarbe. Die Holzpfeiler, die diese Decke trugen, waren teilweise mittels Zapfen in starke Baumstämme eingelassen, die in der Sohle des Grabens eingebettet waren, überall befanden sich Schietzscharten für einzelne oder zwei bis drei Schützen oder für Maschinengewehre. Mächtige Schnlterwehren waren gegen die etwa durchschlagenoen Granaten errichtet. Stets waren die Gräben so geführt, daß einer das Vor- gelände des anderen flankieren konnte. In den Gräben waren Unterstände angelegt, die meistens für eine Kompagnie Platz boten, und in die sich die Russen während der Beschießung durch unsere Artillerie zurückzogen. Diese Unterstände befanden sich tieß unter der Erde. Die Eingänge, die, verhältnismäßig schmal, schräg zur Front der Gräben in die Unterstände hinabführten, waren mit einer mehrfachen Decke von dicht nebeneinander gelegten Eisen- bahnschinen gegen unser Feuer geschützt. Vor den Stellungen be- fanden sich mehrere Hindernisse hintereinander, die teils aus Stacheldraht, teils aus starken Ast- und Baumverhauen bestanden. Nördlich Sawin an der Straße nach Wlodawa   hatten die Russen ein etwa 50 bis 100 Meter breites Waldsttick vor ihrer Front um- geholzt, die Bäume, wie sie fielen, liegen gelassen, und das ganze mit einem Gewirr von Stacheldraht durchzogen. Nach dieser Beschreibung kann man sich einen Begriff machen, welche Anforderungen die Erstürmung dieser Stellung an die Truppen der Bugarmee stellte. Dazu kam uoch, daß am 4. August Jwangorod und am 5. Warschau   gefallen waren und die Rusien alles daransetzen mußten, diese Stellung solange als möglich zu halten, um eine Gefährdung des Abtransportes der Truppen aus diesen Festungen und der der weiter nördlich kämpfenden Armeen zu verhindern. Aber weder der stärkste Ausbau der Stellung, noch der zäheste Widerstand der Russen, die hier teilweise ihre besten Regimenter der Garde eingesetzt hatten, konnte dem Angriffsgeist unserer Truppen, der durch die Wirkung unserer weit überlegenen Artillerie unterstützt wurde, auf die Dauer widerstehen. Und wieder war es die tapfere Division oer Ostpreußen  , die im Gedenken an ihr von den Russen so schmählich behandeltes Heimatland Sühne fordernd, auch hier die Entscheidung brachte.