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Nr. 278.- 32. Jahrg.

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Berliner   Volksblaff.

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Telegramm Adresse: Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morinplat, Nr. 151.90-151 97.

Freitag, den 8. Oftober 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Deutsch  - österreichische Truppen auf serbischem Boden.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 7. Oktober 1915.( W. T. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah.

Die französische   Offensive in der Champagne  nahm ihren Fortgang. Nach starkem, nach und nach bis zur äußersten Heftigkeit gesteigerten Artilleriefeuer sekten gestern mit Tagesgranen die Angriffe wieder ein. Nord­westlich Sonain brachen unter schweren Verlusten und Einbuße von 2 Offizieren, 180 Mann an Gefangenen fechs Maffenangriffe der Franzosen   zusammen. Westlich der Straße Somme- By- Souain konnten in Richtung St. Marie Teile non zwei neueingetroffenen Divisionen an einer Stelle über unsere vorderste Linie vordringen. Durch sofort einsehenden Gegenangriff wurde der Feind wieder hinausgeworfen. 12 Offiziere, 29 Unteroffiziere, 550 Mann blieben als Gefangene in unserer Hand, zwei Maschinengewehre wurden erbeutet. Deftlich der genannten Straße konnte der Feind bei seinem Massenangriff keinen neunenswerten Erfolg erzielen. Gegen ein fleines Graben­stück östlich des Navarin- Gehöftes, in dem er sich halten founte, ist der Gegenangriff im Gange.

Nur bei und nördlich Tahure gelang es dem Feinde nach hin und her wogendem Gefecht etwa 800 Meter Raum zu gewinnen. Der Angriff fam durch unsere Gegen­angriffe zum Stehen.

Die Versuche des Feindes, die Stellung nördlich des Beau- Séjour- Gehöftes zu durchbrechen, scheiterten gänzlich. Wo der Feind bis in unsere Gräben vorstoßen konnte, wurde er niedergemacht oder gefangengenommen. Die Stellung ist restlos in unserem Befit. 3 Dffiziere, 300 Mann wurden als Gefangene abgeführt, 3 Maschinen­gewehre dem Feinde abgenommen.

Einen heftigen aber erfolglosen Angriff in den Morgen­standen gegen die Briqueterie- Stellung nord­westlich von Ville- sur- Tourbe folgten im Laufe des Tages nur schwächere Vorstöße, die abgewiesen oder durch Artilleriefeuer im Keim erstickt wurden.

Nördlich von Arras   finden uur bedentungslose Hand­granatenfämpfe ftatt.

16

Jm Aisne Zal bei Sapigneul mißglüdte ein schwächlicher französischer Ueberfall auf einen vorspringenden Grabenteil.

Deftlicher Kriegsschauplatz.

Heeresgruppe des Generalfeldmarichalis v. Hindenburg  . Vor Dinaburg drangen unsere Truppen in fünf Kilometer Breite in die feindliche Stellung ein.

Südlich des Dryswjaty- Sees ist der Feiud weiter zurückgedrängt; eine attadierende russische Ravallerie­Brigade wurde zusammengeschossen. Zwischen dem Bo­ginstoje- See und der Gegend von Smorgon wiederholten die Ruffen ihre verlustreichen Durchbruchsversuche, die ohue Ausnahme, zum Teil nach Nahkampf, gescheitert sind. Es find 11 Offiziere, 1300 Maun zu Gefangenen gemacht.

Vom Balkan  .

Abbruch der diplomatischen Beziehungen

mit Bulgarien  .

Die bulgarische Antwort.

Bei Raggafem( an der Rigaer Bucht  ) wurde ein russisches Torpedoboot durch unsere Landbatterien schwer beschädigt. Heeresgruppen der Generalfeldmarichbälle Prinz Leopold von Bayern. Nichts Nueues.

Heeresgruppe des Generals v. Cinfingen. Ju den Kämpfen bei Czartorysk ist der Feind aus den Waldungen westlich dieses Ortes geworfen. Balkankriegsschauplatz.

Deutsche   und österreichisch- ungarische Truppen haben die Drina  , die Save and Donau an mehreren Stellen überschritten und auf dem östlichen Drina  - und südlichen Save  - und Donauufer festen Fuß gefaßt. Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Bien, 7. Ottober.( W. 2. B.) Amtlich wird ver. lautbart: Wien  , 7. Dktober 1915.

Russischer Kriegsschauplah.

An ber beffarabischen Grenze und bei Krzemieniec in Bolhynien wurden mehrere russische Angriffe abgewiesen. Sonft herrschte an der oftgalizischen Front und an der Jhwa Ruhe. Nördlich von Dubno   und an der Butilowka sette der Feind an zahlreichen Bunkten unter großem Munitionsaufwand starte Kräfte zum Angriff ein. Er wurde überall unter schweren Berluften zurüdgeschlagen. Stellenweise tam es zu einem er. bitterten Handgemenge, so bei Olyla, wo den Russen die Linzer Division in gewohnter Kaltblütigkeit entgegentrat Wir nahmen etwa achthundert Mann und mehrere Offiziere gefangen. Nord­öftlich von Rolfi, beiderseits der von Sarny nach Rowel führenden Bahn, ist der Feind an einzelnen Stellen auf das Westufer des Styr vorgegangen. Ein von österreichisch  - ungari­schen und deutschen   Kräften geführter Gegenangriff schreitet er­folgreich fort. Desterreich- ungarische Bataillone entrissen den Ruffen das zäh verteidigte Dorf Kulikowice am Styr, wobei zweihundert Gefangene eingebracht wurden. Deutsche   Truppen vertrieben den Gegner aus seinen Stellungen bei Czartoryst. Bei den t. u. t. Streitkräften an der oberen Szczara nichts Neues.

Italienischer Kriegsschauplah.

Die Gefechtstätigkeit an der Südwestfront beschränkte sich gestern auf die gewöhnlichen Geschüßkämpfe. Nur gegen den Nordteil der Hochfläche von Doberdo  , bei Peteano, versuchten Abteilungen eines italienischen   Mobilmilizregiments anzugreifen. Dieses Unternehmen scheiterte vollständig. Unsere Truppen jagten den Feind in der Nacht bis über seine Vorpostenaufstellung zurüd. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Defterreichisch- ungarische und deutsche Streitkräfte erzwangen fich gestern zwischen der Mündung der Drina   und dem Eisernen Tor an zahlreichen Punkten ben Uebergang über die Save  - und Donaulinie. Die serbischen   Vortruppen wurden zurückgeworfen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: vou oefer, Feldmarschalleutnant.

Parlamentarismus und aus­wärtige Politik.

Von Ed. Bernstein.

II.

Bei alledem sind es im 18. Jahrhundert streitende Inter­effen der gesellschaftlichen Oberschicht gewesen, welche ab wechselnd in der Gestaltung der auswärtigen Politik den Aus­schlag gegeben haben. Das 19. Jahrhundert sieht in England den Aufstieg der Demokratie und damit auch neue Auffassun­gen von den Aufgaben der auswärtigen Politik. Konnten die demokratischen Parteien den Grundsatz von der Stetigkeit dieser letzteren gelten lassen? Man braucht sich nur zu ber­gegenwärtigen, daß dies unter Umständen Bindung der De­mofratie an Anzettelungen fapitalistisch- imperialistischer Bar­teien beißen würde, um dahinter zu kommen, daß das schöne Wort Stetigkeit eine sehr zweifelhafte Ware, bergen fann.

Als daher im lezten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts Lord Rosebery  , der Leiter der auswärtigen Politik im legten Gladstoneschen Kabinett, die Parole ausgab, daß England im Angesicht der neuen Machtverhältnisse in Europa   sich nicht mehr den Rurus des Schaufelsystems in der auswärtigen Politik gestatten könne, sondern diese außerhalb des Partei­tampfes ftellen müsse, stieß er damit gerade in der demokra­tischen Rinken der liberalen Partei auf Widerspruch. Rose­berys Unterstaatsiefretär war Sir Edward Grey  , und der Umstand, daß dieser sich, als er 1894 Roseberys. Nachfolger wurde, zunächst als dessen Schüler gab, ist eine der Ursachen, weshalb die Demokraten Englands damals und auch noch 1905, als Grey zum zweitenmale ins Amt fam, feiner auswärtigen Politik ein starkes Mißtrauen entgegenbrachten. Und da Gren, wie wir gesehen haben, die von seinem unmittelbaren konser­vativen Vorgänger Lansdowne abgeschlossene Ententepolitif fortsette und erweiterte, fonnte dies Mißtrauen auch als durchaus gerechtfertigt erscheinen.

Neuerdings hat sich in dieser Hinsicht bei einem Teil des demokratischen England eine Wandlung in der Beurteilung Grens vollzogen. Um sie zu verstehen, muß man, im Auge behalten, daß die Ententepolitik von Anfang an ein doppeltes Gesicht trug. Was sie den Demokraten Englands anstößig machte, war u. a. die Gefahr einer Einspannung Englands in das Spiel französischer Revanchepolitiker. Gegen einen Ausgleich mit der französischen   Republik  , der den ewigen Rei­bungen zwischen England und Frankreich   ein Ende machte, fonnten sie am allerwenigsten etivas haben. Und ebenso wäre ein gründlicher Bruch mit der von den Tories ererbten Anti­russenpolitik ganz nach ihrem Geschmad gewesen. Aber als Friedenspolitiker, die auch gute Beziehungen zu Deutschland  erstrebten, wollten sie England nicht zum Schildträger jener Revanchepolitifer sich hergeben sehen, und als Demokraten berwarfen sie das anglo- russische   Abkommen über Persien  , das Persiens   Entwidelung und Freiheit beeinträchtige. Die Vor­gänge vom Juli vorigen Jahres, die den Krieg herbeiführten, und der Krieg selbst fonnten natürlich nicht ohne jede Rück­wirtung auch auf das Urteil demokratischer Engländer über die Möglichkeit eines friedlichen Ausgleichs mit Deutschland  bleiben. Dagegen lassen die verschiedenen diplomatischen Ver­öffentlichungen, die der Krieg zur Folge gehabt hat, in ihren Augen nunmehr die Auffassung zu, daß Grey zunächst zwar die Ententepolitik übernahm und zur Vollendung brachte, aber daß er weiterhin im Ernst danach gestrebt hat, als ihr Es ist Fortsetzer zugleich auch ihr Liquidator zu werden.

Sämtliche Gesandte der Entente verlangen intereffant, wie der Eindruck von einer Entwickelung dieser

ihre Pässe.

Art in den Berichten der belgischen Gesandten widerspiegelt, welche das deutsche   Auswärtige Amt auf Grund der Funde Sofia  , 6. Oktober.  ( W. T. B.) Meldung der Agence in den durchsuchten belgischen Archiven jetzt veröffentlicht hat. Bulgare. Gestern abend haben die Vertreter des Vierverbandes Die Grundnote dieser Berichte ist Voreingenommenheit der ihre Pässe gefordert. Der italienische   Gesandte, der keine Note Belgier   zugunsten Deutschlands  , Abneigung gegen die fran­Petersburg, 6. Oktober. Ueber Kopenhagen.( W.T.B.) überreicht hatte, schloß sich der Forderung seiner Kollegen an. zösische und Gereiztheit über die englische Politik. Speziell Nach einer Meldung der Petersburger Telegraphen- Agentur der belgische Gesandte gleichfalls. Heute früh ließ sich auch die lettere ward von den Belgiern lange Jahre hindurch als aus Sofia   vom 5. Oktober ist die Antwort der bulgarischen der serbische Gesandte seine Pässe aushändigen. die treibende Kraft der auf diplomatische Isolierung Deutsch­Regierung auf das russische Ultimatum dem russischen Gesandten lands zielenden Abmachungen hingestellt, sie selbst aber fühlten um 2 Uhr 40 Minuten nachmittags übergeben worden. Da sich bis zu einem gewissen Grade England gegenüber mit ihr Jnhalt unbefriedigend war, hat der russische  Deutschland   solidarisch, weil die englische   Regierung damals Mailand  , 7. Oktober.  ( Ueber Bern.) Gesandte dem bulgarischen Ministerpräsidenten den Ab­( W. T. B.) die Führerin in der Protestaktion gegen die belgische Ver­Secolo" übernimmt eine Meldung des Athener Blattes waltung des Kongostaates war. Später lauten die Gesandt­bruch der diplomatischen Beziehungen noti-" Esperini", worin das Entstehen der Ministerkrisis folgender- schaftsberichte objektiver, betonen aber noch immer die Vor­fiziert. Der Schutz der Jutereffen der russischen Untertanen maßen geschildert wird: Nach den Erklärungen in der Kammer eingenommenheit Englands gegen Deutschland  . Von 1912 ift dem Königlich niederländischen Geschäftsträger anvertraut hatte König Konstantin mit Venizelos   eine Unterredung, ab jedoch bricht eine andere Note durch, die Bemühungen der wobei der König erklärte, daß er die Mobilisation als Vor- englischen Regierung, mit Deutschland   zu einer Verständigung

worden.

Die griechische Ministerkrise.

Rom  , 7. Oktober.  ( W. Z. B.) Meldung der Agenzia Stefani. fichts- und Verteidigungsmaßregel gutgeheißen habe, ein Ein zu gelangen, werden hervorgehoben, und im Bericht des bel­Die Gesandten Englands und Italiens   haben der bulgarischen greifen in einen verhängnisvollen Krieg zur Verteidigung gischen Gesandten in Paris  , Baron Guillaume, wird sogar Regierung eine Note überreicht, in der sie sich dem von den Gesandten Dritter aber nicht billigen werde, einen Krieg, zu dem am 8. Mai 1914 festgestellt, ernsthafte und überlegte Stöpfe Rußlands   und Frankreichs   überreichten Ultimatum an- Griechenland   auf Grund schriftlicher Abmachungen durchaus in Frankreich   zweifeln daran, daß Frankreich   am Tage eines 1hließen. Sie forderten ihre Pässe. nicht verpflichtet sei. europäischen Brandes bei den Engländern Hilfe finden