Ur. 76.

Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Viertel­jährlich 8,30 Mart, monatlich 1,10 Mt., wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5. Pfg. Sonntags: Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Bfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt. pro Quartal. Unter Kreuz­ band  : Deutschland   u. Desterreich­Ung n 2 Mt., für das übrige and 3 Mt.pr.Monat. Eingetr.

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er Post- Zeitungs- Preisliste

ür 1891 unter Nr. 6919

Vorwärts

11. Jahrg.

Insertions: Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum, 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs: Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Mummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn­und Festtagen bis 9 Uhr Vor­mittags geöffnet. Fernsprecher: Amt 1, Nr. 1508. Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin  !

Berliner   Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

J IV F 909, 93.

IV F 4631.

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Dienstag, den 3. April 1894.

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Schade, daß Herr Crispi nicht der Minister Bäterchens" ist. Er wäre der Geeignetſte und Würdigste gewesen, die Botschaft von dem Friedensbund gegen den Sozialismus an die Höfe der europäischen   Fürsten zu tragen.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

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des russischen Baren die Träger des Systems stehen, das Das zeigt, auf welch tiefer Kulturstufe nach Ansicht in dem heutigen Europa   sich für den Hort des Friedens und der Ordnung" ausgiebt. Herunter mit der Heuchlermaske!

Ersatz für das Sozialistengesek in Elsaß- Lothringen  .

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Jst jemals schamloser geheuchelt worden? Freilich die Also wir müssen nicht, wie die Antwort gelautet hat, politische Heuchelei ist die Signatur unserer herrschenden und wir haben auch gar keine Luft es zu erfahren. Uns Beglaubigte Abfchrift. In der Straffache gegen den Res Gesellschaftsordnung. Und wenn auch Judas Ischarioth, genügt es, daß von dieser Seite und an diese Adresse dieser dakteur( Bigarrenarbeiter) Karl Friedrich Wilhelm Echröder zu weil er in einem Anfall von Reue und Schami fich recht Vorschlag überhaupt gemacht werden konnte. Berlin  , geboren am 6. November 1861 zu Altona  , evangelifd, zeitig aufhängte, nicht in die Lage tam, eine Lobrede auf wegen Beleidigung, bat die VII. Straffammer des Königlichen Die Trene zu halten, so hat doch Fürst Bismarck  , feit er Landgerichts 1 zu Berlin   am 12. Februar 1894 für Recht er­fannt: Der Angeklagte Schröder wird wegen Beleidigung durch aus seinem wohlverproviantirten Hausmeier- Dachsbau hinaus die Preffe zu einer Geldstrafe von 1000tausend Mart, geworsen ward, doch schon hundert Lobreden auf alles gehalten, der im Nichtbeitreibungsfalle für je 10 zehn Mart was er als Machthaber mit Füßen getreten und in den 1 ein Tag Gefängniß zu substituiren, verurtheilt. Ferner Schmutz gezogen hatte. Und hörten wir nicht vor wenigen wird den Beleidigten, dem Königlich fächsischen Kriegsministerium Tagen den italienischen Bismarck, der nicht in einer alten und dem Kommando des Königlich fächsischen 1.( Leib-) Gre- Raketenkiste steckt, sondern noch luftig mit Gold und Eisen Der nadier- Regiments Nr. 100 die Befugniß zugesprochen, die Verwirthschaften kann, eine flammende Lobrede halten auf die urtheilung des Angeklagten auf Roften desselben durch einmalige Segnungen des Friedens und der Zivilisation ihn den Einrückung des verfügenden Theils des Urtheiles in den Reichs Mörder Siziliens  , der das arme Italien   den Segnungen" Anzeiger" und in die Zeitschrift Vorwärts" und zwar an Selten ist ein Gefeß weniger im Geifte des Gesetzgebers ge hervorragender Stelle, binnen vier Wochen nach Zustellung einer des Bürgerkriegs und des Standrechts überliefert hat? handhabt worden, als der Dittaturparagraph in Elsaß- Lothringen  . Ausfertigung des rechtskräftigen Urtheils öffentlich bekannt zu Diefer ermächtigt den Statthalter, sämmtliche Maßregeln zu er­machen. Auch sind alle vorfindlichen Exemplare der Nr. 171 der wendig erachtet. 21s man dieses Gesetz am 30. Dezember 1871 greifen, welche er zur Sicherheit des Reichslandes" für noth­Zeitung Vorwärts" vom 23. Juli 1893 einzuziehen, sowie die schuf, dachte man an protestlerische Butsche, welche übrigens zu ihrer Herstellung bestimmten Platten und Formen unbrauch nie eingetreten sind; heute ist der Diftaturparagraph mit dem bar zu machen und zwar letzteres, soweit es den Typhus in den Ferienkolonien" überschriebenen Artikel betrifft. Die Rosten ganzen Apparat der Ausnahmegefeßgebnng nur noch ein Ersatz­des Verfahrens werden dem Angeklagten auferlegt. Die Richtig= Gerade bei der Jedenfalls aber ist es eine ebenso interessante als er mittel für das verflossene Sozialistengeset. fit der Abschrift der Urtheilsformel wird beglaubigt und die gößliche Thatsache, daß gerade der Monarch Europa's  , jüngsten Anwendung des Paragraphen tritt dies besonders 2ollstreckbarkeit des Urtheils bescheinigt. Berlin  , den 23. Februar der, so lange er auf dem Thron sitzt, gleich seinen deutlich hervor. Was hat die Heldengestalt Kaiser Wilhelms" 1894.( L. S.) gea. Altrichter, Gerichtsschreiber des Königlichen Borfahren ſeit anderthalb Jahrhunderten alles mit ber Sicherheit des Reichslandes" zu thun? Gin Mülhauser Landgerichts 1. Straftammer VII. Für richtige Abschrift, Dichten und Trachten darauf gerichtet hat, den Sinn habe, so mußte er hier angewendet werden." Wir möchten Regierungsblatt meinte, wenn der Paragraph überhaupt einen Berlin  , den 31. März 1894, Hagemann, Sekretär. Frieden Europas   und der Welt zu ftören, ben Satz umfehren und sagen: Eben aus der Anwendung des jetzt den Vorkämpfer des Weltfriedens spielen will. Paragraphen zur Unterdrückung einer Beitung, welche in den Und nicht genug hiermit. Er will den Weltfrieden be- Märztagen 1894 an die Märztage 1848 erinnerte und dabei den Die verkehrte Welf. gründen, indem er einen Kreuzzug predigt gegen die einzige Gegenfaß zwischen heute und damals in scharfe Beleuchtung setzte, Man denke sich Judas Ischarioth eine Lobrede haltend Partei, die den Weltfrieden wirklich erstrebt, und die geht hervor, daß der Diktaturparagraph eben keinen Sinn auf die Treue, oder Bismard ein auf Ehrlichkeit und Un Wahrheit gemacht werden kann. König Stumm, der eine Politik anbahnt, durch welche allein der Weltfriede zur mehr hat. Zum Beweis deffen, daß die Ausnahmegefeßgebung von den eigennüßigkeit und man hat ungefähr den Eindruck, Apostel des sozialen Friedens", muß vor Neid bersten bei preußisch- deutschen   Behörden heute nur noch zur Unterdrückung welchen in jedem Unbefangenen und der Sachlage Kundigen dieser Konkurrenz- Leistung seines politischen Kollegen an Sündenregiſter entgegen gehalten, das in feiner nadten, trockenen der Sozialdemokratie herhalten muß, sei der Regierung folgendes die jüngste Auslassung des russischen Zaren hervorbringen der Newa. muß. Väterchen" hegt nämlich in der That Heilige Allianz­Thatsächlichkeit vielleicht eine deutlichere Sprache führt, als lange Gedanken, und hat der deutschen   Regierung huldvollst mit Friedensengel geworden ist. Eicherlich nicht die, welche er Wir wissen nicht, welche Antwort dem zarischen Klagelieder. Nachdem während des Sozialistengesetzes Jeder, ob Reichs getheilt, daß es nöthig sei, endlich einmal der Welt die verdient hat. Sicherlich nicht die: Fege erst vor der länder oder Altdeutscher, der nur einen Gewerkverein gründen Ruhe und den Frieden zu geben, und zwar dadurch, daß eigenen Thüre! Höre Du selbst vor Allem auf, den wollte, einfach ausgewiesen, und auch noch nach dem Fall man die sozialistische Bewegung, welche den Weltfricden Frieden der Welt zu stören, und zur Befriedigung Deines des Ausnahmegesezes in Altdeutschland einem Karlsruher  , der fortwährend bedrohe, durch internationale Maßregeln und Ehrgeizes schlimmere und tausendmal mehr Verbrechen zu angedroht worden war, tam am 26. November 1890 in Mül­Bereinbarungen auf die Dauer unterdrücke. Tas sagt daffelbe„ Bäterchen", dessen anarchistische begehen, als alle Ravachol, Henry, Vaillant und Konforten hausen ein eigenes sozialdemokratisches Organ heraus unter dem zusammengenommen! Und wenn es Dir mit dem Wohl des Titel„ Elsaß- Lothringische Volkszeitung". Der nicht einmal voll­Mord buben in Bulgarien   eine Verschwörung nach der Wolfes und der Völker ernst ist, dann denke zunächst an ständigen Buchführung diefes Parteiblattes über die Maßregeln anderen anzetteln, und mit Gift, Dolch, Revolver Dein eigenes Volk, das in Knechtschaft und im Glend der Behörden zur Unterdrückung des Blattes und der ganzen und Tynamit arbeiten". Dasselbe Bäterchen", dessen verkommt, das, infolge D'einer schmachvollen Mißwirthschaft Bewegung entnehmen wir folgende Einzelheiten: hammeldiebende Göldlinge jetzt an der montenegrinischen der Hungersnoth und der Pestilenz überliefert ist!" Grenze, im Wetterwinkel Europa's", brennen, sengen, Am 5. Dezember wurde den Parteigenossen in Met rauben, mordenblos um ein Bischen orientalische Frage und sicherlich auch nicht, daß wenn in Europa   einmal ein Angabe der Gründe verweigert. Die beim Be­Tas ist dem Väterchen" sicherlich nicht gejagt worden. Die Genehmigung zur Abhaltung einer Verfaminlung ohne aufzurollen, und einige Stürme herauf zu beschwören, damit ernsthafter Friedensbund gestiftet wird, der erste sirtepräsidium eingelegte Beschwerde bleibt erfolglos. Väterchen" und seiner Diplomatenbande ein Fischzug im Echritt der sein muß, Väterchen" zur Vernunft zu bringen Trüben ermöglicht werde. und ihm eine Zwangsjacke anzulegen.

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Feuilletont. Der Inde.

Deutsches Sittengemälde

aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts. Von C. Spindler  .

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wegen!-die Kerze in der Faust, die den Sperber zu tragen geschaffen ist."

in Straßburg   sprechen wollte, als lusländer" die Ausweisung

1890.

Am 16. Dezember wurde die Zeitung in Kolmar   in einer Wirthschaft beschlagnahmt. Androhung des Mili­

daß ich aus Liebe zum Vater mit der Stiefmutter in Un­frieden gerieth."

„ Nur weiter; ich begreife schon", versetzte Gerhard schelmisch lächelnd.

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Mit einem Wort", fuhr der Jüngling fort: Blöglich brach" die alte Litanei los, von dem Gelübde der Mutter, von der Verpflichtung es zu halten, und da nach Verlauf eines Jahres die Stiefmutter eines Söhnleins genaß, war älter als ich und kühner, hatte schon früher das väter­mit einem Streich mein Schicksal entschieden. Meine Schwester, ein Gut bezogen, das ihr ein Oheim geschenkt, der Prälat älter als ich und kühner, hatte schon früher das väter­liche Haus im Zwist verlassen, und an Thüringens   Grenze eines Klosters in Wälschland ist, und den sie um Schutz angefleht gegen die böse Mutter. Ich folgte ihr bald nach Obhut gethan, der das Trivium und Quadrivium volle und ward zu dem berühmten Predigermönch Johannes in fünf Jahre mit mir durchstöberte, und mich endlich auf den Bunft gebracht hat, wo man eingeht in das Pfaffenthum. ihn auf, mich ihm zu senden nach Coſtniß, wo er Pfliches­Nun schrieb mein Ohm, der Prälat, dem Vater, und forderte land folgen, auf einer hohen Schule meine Studia wegen dem Konzilio beiwohnt. Ich soll ihm gen Wälsch vollenden, und durch seinen Einfluß einer fetten Pfründe gewärtig sein."

Haft recht;" sprach der Jüngling, ein wenig nachdenk­5 lich werdend: aber was hilft all' das Reden gegen Vater­gebot und Muttergelübde? Die gute Mutter! Daß sie mich zur Welt gebracht, gab ihr den Tod; doch um dem Himmel zu danken, daß er nur mich gesund und getrost erschaffen, vermählten mich ihm ihre sterbenden Lippen, und gerne schied sie dahin, weil ich nur athmete. Mein Vater Du Bah! Schnurren und Flaufen!" lachte der Jüngling. fennft ihn ja, der alte Diether Frosch, stieß sich in Sagestolz von unziemlicher Buhlschaft. Ich antworte Dir ließ mich adliges Gewerb lehren. Ich lernte reiten, fechten, Jede Dirne träumt nur von Minne, und jeder gewäschige meiner Erziehung wenig an den Schwur der Mutter, und darauf nichts, als daß ich zum Dienst des Herrn bestimmt wälsch, ungarisch und deutsch   tanzen, Falken abrichten und bin, und also an fein Lieb zu denken habe." der Jagd obliegen, die Laute spielen und den Ball Gerhard hielt plöglich seinen Gaul an, stemmte beide schlagen. Nothdürftig begriff ich die Kunst des Lesens und Arme in die Seiten, und brach in ein unmenschliches Ge- Schreibens, und war weit entfernt, zu glauben, daß es lächter aus." Ho ho!" stammelte er unter demselben, und jemals Ernst werden sollte mit dem Gelübde der Mutter. wischte sich die Lachzähren aus den Augen: Erlaubt mir, Aber, da mein Vater ein anderes Weib nahm, und mir daß ich lachend sterbe bei dem Gedanken, Euch dereinst im eine böse Stiefmutter gab, wurde es anders." Chorrock mit geschorner Platte zu erblicken." Glaubt's"; fchaltete der Edelknecht ein: Rann auch Stirb zu, alter Pickelhering;" entgegnete ihm der Be- ein Liedchen singen, wie's den Kindern erster Ehe geht." Auf einmal war ander Wetter in unsrem Hause," gleiter lustig: Jeht hast Du die beste Zeit dazu, denn ich ertheile Dir die Absolution in aller Form, und einen so fuhr der junge Maun fort. Die Stiefmutter, ein blühen­nachgiebigen Beichtvater findet Du gewiß in Deinem ganzen des rundes Weiblein, nicht älter denn ich damals ge­Leben nicht mehr.- Was meinst Du aber mit Deinem wesen nämlich achtzehn Jahre mit Haut und Haar, zog Narrengelächter eigentlich? Denkst Du, ich würde mich ein in des Bräutigams Gut und habe eine rüſtige schlecht ausnehmen im Meßgewand oder gar, wenn das Abigail zu einem ergrauten David. Seinen Reichthümern fann," meinte Gerhard. Glück will, in der Inful?" hatte die arme Freiin ihre Jugend geopfert; er hatte seine Und so ließ ich denn alles dahinten", fuhr der Jüngs Bewahre!" versette der Hülshofen: Jch bedaure viel Selbständigkeit für die Rosen ihrer Wangen hingegeben. ling fort: Haus und Hof und Geld und Gut gehört dem mehr alle Dirnen und Frauen, die das Unglück haben, den Der Himmel der neuen Ehe war blau, so lang die Hochzeit- tleinen Bruder Johannes, und ich berlasse ihm alles gern, Ort zu bewohnen, wo Ihr Chor singt, oder den Hirten- feste dauerten, dann thürmten sich winterliche Wolken daran demi er ist ein lieblicher Bube, sofern als ich mich seiner ftab regiert. Es macht mir indessen Spaß, Euch mir im auf. Die Rosen wollten im Schnee nicht gedeihen; sehnten noch entfinnen kann, bevor er seiner Gesundheit halber weg­Pfaffengewande zu denken, da Ihr doch augenfällig in den sich nach einem andern Gärtner. Der Vater hatte nicht gethan wurde in die Kost zu einer Aume unfern des König­Banzer gehört, mit dem Rauchfaß bewaffnet, da Ihr flug daran gethan, den erwachsenen Sohn im Hause zu steins. Mag er in Wohlstand leben, mag ihn die Mutter doch den Flamberg führen solltet von Gott   und Reichs- halten; und... boch es gilt dir gleichviel, wie es geschah, verhätscheln und der Vater Abgötterei mit ihm treiben;

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Wohl dem, der heiliger Verwandtschaft sich rühmen