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Gegend hon Smorgon und Krewo Iaht der hartnäckige Kampf nicht nach. Viele Ortsgefechte sind im Gange. Aeuherst gihtstig ver­liefen für uns die Kämpfe auf dem Westufer der Spiaglica bei Nefedy und Siemienki südlich des Wiszniews-Sees(8 und 9 Kilo- meter). In per Prypec  -Gegend ging der freind über den Stochod- Ilebergang bei Newel   südwestlich Pinsk  (26 Kilometer) nach Osten vor und besetzte das Dorf Komora(9 Kilometer südwestlich Newel  ). In der Gegend nordwestlich Chartorysk(11 Kilometer) entspann sich ein heißer Kampf bei dem Dorfe Huta-Lisowska. Das Torf ging von Hand zu Hand. Die Angriffe des Feindes gegen Lisowo (4 Kilometer nordwestlich Huta-Lisowska) wurden abgeschlagen. Nach einem energischen Angriff in der Gegend südlich Chartorysk besetzten unsere Truppen trotz heftigen Artillerie- und Maschinen- gewehrfeuers und wiederholter feindlicher Gegenangriffe die Stellungen des Gegners östlich der Kolonien Milaszow(9 Kilometer östlich Kolki), Groß- und Alt-Taraz(b Kilometer südöstlich Kolki) und nahmen im Sturm das Dorf Czernycz(17 Kilometer südöst- lich Kolki). Mit Hilfe eine? Panzerzuges gelang unser Angriff auf die feindlichen Stellungen westlich Moszczanica und Stawek nordöstlich Klewan(13 Kilometer an der Putilowka). In diesen Kämpfen machten wir 1899 Gefangene mit noch nicht feststehender Anzahl von Offizieren und Maschinengewehren. In den Kämpfen in der Gegend von Mstizyn, zwischen Luck und Dubno(12 Kilo­meter südlich Luck) nahmen wir ebenfalls 1599 Soldaten, darunter 19 Offiziere, gefangen; wir erbeuteten 5 Maschinengewehre und einen Minenwerfer. Auf dem linken Ufer der Jkaw nahmen Wir gestern abend nach einem Bajonettkampf das Dorf Sopanow nord. westlich Krzemieniec(11 Kilometer). Hier machten wir 3 Offi- ziere und 2öS Soldaten zu Gefangenen und erbeuteten 3 Bomben- Werfer. Der folgende Gegenangriff des Feindes wurde abgewiesen. Wir nahmen ebenso das Dorf Siemikowce an der Strypa süd- westlich Tarnopol(26 Kilometer) im Sturm. Alsdann machten wir bei einem Angriff auf die Höhen östlich Buczacz   19 Offiziere und mehr als 399 Mann zu Gefangenen. In der Ostsee   zerstörte ein englisches U-Boot durch Artillerie­feuer esn deutsches Transportschiff in der Nähe der deutschen   Küste.
Nelüung üer italienischen Heeresleitung. Rom  , 3. Oktober.  (W. T. B.> Amtlicher Bericht. In der Zone zwischen E t s ch und B r e n t a hat die Tätigkeit unserer Truppen, unterstützt von einem nachdrücklichen Artilleriefeuer, fort- gedauert. Auf den Berghöhen, die den Südabhang der Gail bilden, auf dem Rombon und im Flitscher Becken versuchte der Feind dieser Tage seinen Befestigungsarbeiten eine große EntWickelung zu geben. Er wurde aber daran durch das wirksame Feuer unserer Artillerie und durch die Tätigkeit unserer besten Schützen gehindert. Auf dem Karst dauerten von Görz bis zum linken Flügel unserer Stellungen in der Nacbt vom 7. Oktober und am folgenden Tage die Angriffe unserer kleinen Abteilungen erfolgreich fort. Sie haben dem Feinde 76 Gefangene abgenommen. Ocsterreichisch-ungarische Flugzeuge haben einige Bomben auf die Rochette(Tat von Astico) geworfen, ohne Schaden zu verursachen, serner auf den Bahnhof von Cervignano, wo fünf Soldaten leicht verletzt wurden.
Meldung des türkischen   Hauptquartiers. Konstantinopel  , 9. Oktober.  (W. T. B.) Das Haupt- quartier teilt mit: An der D a r d a n e l l c n f r o n t hat unsere Artillerie bei A n a f o r t a ein feindliches Lager in der Gegend von Bujuk Gemikli beschossen und dort viel Un- ordnung und Schaden verursacht. Bei Ari Burun Feuer- gefecht der Infanterie und Artillerie mit Unterbrechungen. Bei Scdd ul Bahr richtete eine vom Feinde gesprengte Mine vor unserem rechten Flügel und das gewohnte Geschützfeuer gegen unseren linken Flügel keinen Schaden an. Ein feind- lichcr Monitor versuchte, Gallipoli mit indirektem Feuer zu beschießen. Als er von unserer Artillerie, die sein Feuer er- widerte, getroffen wurde, entfernte er sich. Sonst nichts Neues.
Der Grundsatz der Nichteinmischung. In der ausländischen Presse wird seit einiger Zeit eingehend über Verfolgungen der in der Türkei   lebenden Armenier durch die türkischen   Behörden berichtet. Das englische Parlament hat sich mit der Angelegenheit beschäftigt, und es ist im Oberhaus davon die Rede gewesen, daß 899 999 Armenier hingemordet worden seien; die amerikanische   Regierung will angeblich in Konstantinopel   mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen drohen. Ter uns gesetzten Schranken bewußt, nehmen wir selbst zu der Sache nicht Stellung, aber wir halten uns für verpflichtet, unseren Lesern davon Kenntnis zu geben, wie sich Graf Reventlow in derDeutschen Tageszeitung" mit dem abfindet, was er so schön denArmeniergreuel-Rummel" nennt. Rummel ist in der Ausdrucksweise derDeutschen Tages- zcitung" im allgemeinen eine der tatsächlichen Grundlagen ent- bchrcnde, durch unwahr« Behauptungen künstlich entfachte ÄZewegung. So pflegte man früher beispielsweise vomFleischnotrummcl" zu sprechen, wenn man beweisen zu können glaubte, daß eine Fleisch- not in Wirklichkeit gar nicht vorhanden sei, oder von einem Wahl- rcchtsrummcl, wenn man sich auf den Standpunkt stellte, daß die Massen mit dem bestehenden preußischen Wahlsystem durchaus zu- frieden seien. Aber Graf Reventlow gibt sich im vorliegenden Falle gar nicht die Mühe, die im feindlichen Auslande verbreiteten Behauptungen auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Er unterstellt sie als richtig und ermahnt die Hohe Pforte, sich nicht einschüchtern zu lassen: Wenn sie(die Hohe Pforte) für nötig hält, daß armenische Aufstände und andere Treibereien mit allen Mitteln niedergeschlagen werden, so daß eine Wiederholung sich ausschließt, so sind das keineMorde" und keineGreuel", sondern es sind Maßnahmen berechtigter und notwendiger A r t." Das Deutsche Reich müsse entschlossen den Standpunkt ver- treten, daß es sich hier um eine innere und nur ihn allein an- gehende Angelegenheit seines türkischen Bundesgenossen handle, und schon die Rechtfertigungsversuche, wie sie z. B. von derFrank, fnrter Zeitung" unternommen würden, gingen zu weit:Wir Deutschen sind weder unseren Feinden noch den neutralen Mächten Rechenschaft darüber schuldig, was die Türken mit ihren Armeniern machen, noch was die deutschen   Konsuln dazu sagen." Wenn aber das Ausland Teutschland mitverantwortlich mache, so sollte es, meint Graf Reventlow  , heute in Teutschland nie- wanden mehr geben, dem es nicht gleichgültig sei, ob noch ein paar WagenladungenGreuel" mehr auf unser Konto gesetzt würden. Diese Ausführungen sind so klar und eindeutig und so frei von allen jenen zurzeit unter dem SammelbegriffScntimentali- täten" sehr niedrig im Kurs stehenden Erwägungen, daß wir uns jedes Kommentars enthalten können. Wir wollen auch nicht weiter auf die Frage eingehen, wie sich Reventlows spötische Bemerkungen über diesittliche Verzweiflung professoraler Armcnierseelcn- sreunde" mit den christlich-erbaulichen Sonntagspredigten seines Kollegen Oertel in Einklang bringen lassen, und nur auf eine
Kleinigkeit möchten wir aufmerksam machen. In derselben Nummer derDeutschen Tageszeitung", in der das Prinzip der Nichtein- Mischung gegenüber Bundesgenossen verkündet wird, erinnert man unseren französischen Parteigenossen Anatole France   daran, daß er früher einmal die französische   Regierung wegen ihrer Passivität gegenüber den Greueln des russischen Bundesgenossen getadelt habe, und man knüpft daran die Frage:Und heute Anatole France  ?" Mit Verlaub, wenn Deutschland   verpflichtet ist, zu allen inneren Angelegenheiten der Türkei   zu schweigen, wie kann dann den Franzosen und Engländern ein Vorwurf daraus gemacht werden, daß sie mchi gegen die Schreckenstaten des Zarismus pro- testieren, und wie kann man sich das geht nicht dieDeutsche Tageszeitung", sondern die Allgemeinheit an sittlich darüber entrüsten, daß die Weststaaten mit dem kulturlosen Rußland   ge, meinsamc Sache machen? tzerves Statt beschlagnahmt. Paris  , 9. Oktober.  (W. T. B.) DemTemps" zufolge ist dieG u c r r e social e" gestern beschlagnahmt worden. Jaures  ' Mörder dem Schwurgericht überwiesen. Paris  , 9. Oktober.  (W. T. B.) Meldung der Agence Havas. Die Anklagekammer hat V i l l a i n, den Mörder I a u r ö s', unter der Anklage des vorsätzlich und mit Vor- bedacht ausgeführten Mordes vor das Schwurgericht verwiesen. Verurteilung wegen Verbreitung ungünstiger Nachrichten. Ein angeschener Kaufmann aus Lille   stand, wieJournal" vom 29. September berichtet, vor einem ftanzösischen Kriegsgericht. Er war beschuldigt, öffentlich erklärt zu haben, das englische Heer sei wertlos. Die Soldaten benähmen sich in Frankreich  , wie in einem eroberten Land, schlimmer als die Deutschen  . Es lohne nicht, so viele Millionen zwecklos auszugeben. Der Marnesieg sei eine Ausschneiderei usw Zu seiner Verteidigung führte der Angeklagte an, seine Aeußerungcn seien weniger schwer gewesen und nur in einer ganz privalcn Unierhaltung gefallen. Er wurde zu sechs Monaten Ge- f ä n g n i s verurteilt. LautBataille Syndicaliste" ist das Erscheinen der Zeitung Oeuvre" auf zwei Tage verboten worden, als Strafe, weil sie den amtlichen deutschen   Bericht gebracht hat. Die Werbung in Englanö. Man schreibt uns aus Amsterdam  : Die Werbeaktion, die am Sonnabend mit neuen Mitteln eingesetzt hat. ist vermutlich der letzte Versuch, der mit dem Freiwilligensystem gemacht wird. Deshalb auch das sichtliche Bemühen der antikonskriptionistischen Blätter, wie derDaily News", die selbst erst vor einigen Tagen eine tragikomische Beschreibung der Werbearbeit auf Trafalgar Square   gegeben haben, die Aussichten der neuen Methoden möglichst optimistisch zu betrachten. Der große Soldatenmarsch durch London  , zu dem man Abordnungen der an der Front kämpfenden Truppen- teile herangezogen hatte, hat am Sonnabend ein großes Publikum angelockt. Da aber ein Aufmarsch von sechstausend Soldaten an sich ein nicht gewöhnliches Straßenereignis in London   ist und natürlich mächtig vorgearbeitet tvorden ivar, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf dieses Schauspiel zu lenken, wäre dieser Zulauf noch keine Bürgschaft für den Erfolg der Werbung, der indes vorläufig ohne Zahlenangaben als befriedigend bezeichnet wird. Man hat es bei der Ver- anstaltung, dem Geschmack des Publikums entsprechend, an gröberen Effektmitteln nicht fehlen lassen. So gab eS einen Transportwagen, der die AufschriftNach Berlin  !" trug. Es spricht für den gesunden Menschenverstand des Londoner Volkes, daß dieser Wagen, wie dieDaily NewS" berichten, Gelächter erweckte. Daß der gesunde Menschenverstand der I o u r- n a l i st e n mit dem der Volksmasscn auch in London   nicht gleichen Schritt hält, zeigt die pathetische Versicherung des doch sonst so besonnenen liberalen Blattes, daßdas alte Athen   stolz" auf einen solchen Zug gewesen wäre. Am Sonnabend haben auch in den meisten Provinz- städtcn ähnliche Demonstrationen stattgefunden. An das lokale Werbekomitee von Bristol   hatte Kitchener telegraphiert, daß dieser Bezirk mit LOOC) Mann hinter der Schätzung zurückgeblieben sei. Der Bürgermeister aber mußte in einem Meeting am Abend erklären, daß die lokale Werbungnur mäßige Erfolge" gehabt und die Hoffnungen nicht erfüllt habe. In Birmingham   marschierten gleichfalls 6009 Bewaffnete darunter auch Bürger- und Jugendwehr und Frauen in schmucker Uniform" durch die Straßen. Eine Botschaft Kitcheners, die dort verteilt wurde, beklagt das Sinken der freiwilligen Anmeldungen. Eastbourne sah einen Aufzug, dessen Geschmack und Takt ebenso fragwürdig erscheint, wie seine Wirksanikcit. Man ließ nämlich 1 399 Ver- w u n d e t e, teils zu Fuß, teils in Wagen durch die Stadt ziehen. DieDaily News" setzen, wenigstens scheinbar, große Hoffnungen auf die Werbeaktion der Arbeiterpartei und er- klären, es sei jetzt Sache der Arbeiterschaft, die auf das Frei- willigcnsystem gesetzten Hoffnungen zu rechtfertigen. Diese Erklärung könnte allerdings auch den Verdacht erwecken, daß auch die bisher standhaft gebliebenen Liberalen ihren Ab- fall vom Frciwilligensystem vorbereiten und im vorhinein die Verantwortung auf andere abladen wollen. Retrutenwerbung üurch englische Arbeiterführer. London  , 9. Oktober. iW. T. V.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Die R e k r u t i e r u n g S k o in in i s s i o n der Ar- beiterpartei plant lvährcnd der nächsten zwölf Tage Niesen- Versammlungen in den wichtigsten Jndustriebezirken abzuhalten. Tie Redner der Partei werden auch in ländlichen Orten sprechen. In einer Versammlung in London   wurde beschlossen. Flugschriften zu veröffentlichen, in denen der Zustand geschildert wird, zu dem die Arbeiterklasse käme, wenn Deutschland   siegen würde. Die englischen Munitionsarbeiter. Für die Munitionsarbeiter tritt der Abgeordnete der Arbeiter- Partei Jowets, Parlamentsmitglied für Bradford, inLand and Water" vom 2. Oktober ein. Die Vorwürfe, die gegen die Mnnitions- arbeiter vom Publikum erhoben werden, sind ungerecht. Die Leute tun ihr Bestes, aber könnten auch verlangen, daß sie entsprechend bezahlt werden, da die Kosten der Lebenshaltung infolge des Krieges um 34 Proz. gestiegen sind. Das Munitionsgesetz beschränkt die Freizügigkeit der Arbeiter, während die darin gegebenen VorbeugungS- maßregeln gegen unverhältnismäßig großen Profit der Unternehmer als Bluff angesehen werden.
Sehr böses Blut macht da? Wirken der Munition?. g e r i ch t e. Ein Arbeiter wurde zum Bleiben verurteilt, als er eine Stelle, in der er 29 Schilling in der Woche/ abzüglich 6 Schilling Fahrkosten, verdiente und von 4 Uhr morgens bis 8stz Uhr abends von zu Hause weg war, verlassen wollte, um in einer näher gelegenen Fabrik Arbeit zu nehmen. Dieses und ähn- liche Urteile der Munitionsgerichtshöfe haben geradezu zu Aufruhr- szenen geführt. Unter den Munitionsarbeitern herrscht allenthalben wachsende Erbitterung. Ankunft Schwerverwunüeter aus England. Vlifsingen, 9. Oktober.  (W. T. B.) Gestern nachmittag trafen hier 39 deutsche   Schwcrverwundete aus England ein, unter ihnen ein Seeoffizier; sie fuhren über Brüssel   nach Aachen   weiter. Darks Misilon nicht ganz befriedigend. Petersburg, 9. Oktober.  (W. T. B.)(Ueber Kopenhagen.) Birschewija Wjedomosti" bringt eine Mitteilung deS Finanzministers Bark, daß die Finanzoperationen in England nicht ganz befriedigend ausgefallen seien; zwar sei eine Anleihe zustande gekommen, aber nicht ganz nach den russischen Wünschen. plechanoff über den Krieg. DieInternationale Korrespondenz" des Genossen Baumeister veröffentlicht aus dem Petersburger BlatteBirshewija Wedomosti" einen Brief Plcchanoffs an den sozialdemokratischen Dumaabgeord- neten Burjanoff. Im Interesse ihrer vielgerühmten Ob- jektivität teilt dieInternationale Korrespondenz" ohne ein Wort der Erläuterung auch die Einleitung der Redaktion derBirshewija Wedomosti" zu dem Briefe mit, der zur Evidenz bekunde,wie falsch und böswillig alle Verdächtigungen der Staatsauffassungen und des glühenden Patriotismus der russischen Sozialdemokratie" seien. Ter Brief Plechanofss, der am 21. Juli, also fast einen Monat vor der Eröffnung der letzten Dumasession aus Genf   abgeschickt wurde, lautet: Werter Genosse! J!ch richte dieses Schreiben an Sie, ohne sicher�zu sein, daß ie in Petrograd   erreichen wird. Sollte es Sie nicht er- reichen, so hoffe ich, daß es Ihnen nachgesandt werden wird. Es handelt sich um Folgendes: Die Einberufung der Reichsduma steht bevor. Tie Um- stände, unter denen die Einberufung erfolgt, sind nicht nur außer- gewöhnlich, sondern direkt kritisch. Man kann geradezu sagen, daß unser russisches Land sich seit den Unruhen zu Anfang des 17. Jahrhunderts nicht in einer so gefährlichen Lage befunden hat. Es muß zum Zwecke der Selbstverteidigung alle Kräfte an- spannen, und es wäre außerordentlich traurig, wenn unsere Ge» sinnungsgenossen die Sache der Selbstverteidigung des russischen Volkes durch irgendeinen unüberlegten Schritt stören wollten. Gelingt es Deutschland  , die Wurfschlinge Rußland um den Hals zu ziehen, so wird zunächst das russische Proletariat sowie das ganze arbeitende Rußland   darunter zu leiden haben. Es ist daher ganz klar, daß Sie und Ihre Genossen, die sozialdemo- kratischen Abgeordneten der Reichsduma, gegen die Kriegskredite einfach nicht stimmen können. Macht Eure Einschränkungen sie sind notwendig, aber stimmt für die Krcidte. Das Stimmen gegen die Kredite wäre gegenwärtig ein Verrat(am Volk) und die Stimmenthaltung wäre Feigheit. Stimmt mit ja! Lesen Sie diesen Brief meinem Freunde Tschcheidse vor und sagen Sie ihm, daß ich ihn beschwöre bei allem was ihm heilig ist, diesen meinen Brief zu beachten. Ich habe gehört, daß er die Absicht hat, dem Komitee zpr Forderung der Landesverteidigung beizutreten oder schon bei« getreten ist. Wenn das wahr ist, so sagen Sie ihm. daß ich diesen Schritt lebhaft begrüße, und ich empfehle Ihnen, in diesem Falle dem Beispiele Tschcheidses zu folgen. Verzeihen Sic, daß ich Ihnen einen Rat erteile, wo Sie mich um keinerlei Ratschläge gebeten haben. Nun, es sind ja jetzt außergewöhnliche Zeiten. Vergessen Sie nicht, werter Genösse, daß man gegenwärtig nicht gegen die Selbstverteidigung des Volkes sein darf. Ich hoffe, daß Sie an mich schreiben werden:Das wissen wir auch ohne Euch." Wie froh werde ich sein über eine solche Zurückweisung. Sie wird mir als Beweis gelten, daß meine Ge- nossen die heutige Situation richtig verstanden haben. Ich bitte Sie, falls Sie mit mir einverstanden sind, nach Rücksprache mit den anderen Abgeordneten und Genossen an mich zu drahten:Soycz tranquillc." Mit Händedruck Ihr G. Plechanoff." Zu diesem Brief ist zu bemerken, daß der Empfänger des Briefes, Genosse Burjanoff, vor dem Kriege zu de» nächsten Parteigängern PlechanoffS gehörte und infolgedessen in der Fraktion eine völlig isolierte Stellung einnahm. Während der Kriegssessionen der Duma jedoch hat er dieselbe Haltung ein- genommen wie die gesamte sozialdemokratische Fraktion. Auch während der letzten, so plötzlich unterbrochenen Session hat er durch keine Aeußerung bekundet, daß er in der Richtung des Sozial- Patriotismus Plechanofss, der übrigens nicht schlechter und nicht besser ist wie der in den anderen kriegführenden Ländern,um- gelernt" habe. Auch die übrigen Mitglieder der Fraktion mit dem Genossen Tschcheidse an der Spitze haben durch ihr Auftreten in der Duma gezeigt, daß der Appell Plechanofss sie in ihrer bisherigen Haltung nicht wankend gemacht hat. Der einzigeSozialist" in der Duma, den Plechanoff und sein jetziger Intimus Alexinsky für sich reklamieren können, ist der Abgeordnete M a n j k o w, den die Fraktion wegen seiner kriegsfrcundlichen Haltung a u s g c- schlössen hat.
Kriegsbekanntmachungen. Zulassung des Paketverkehrs für die Bug-Armee. Amtlich. Berlin  , 9. Oktober.  (W. T. 93.) Der Versand von Privatgütern und-Paketen an Hecresangehörige der Bug- Armee auf dem gewohnten Wege, über die Militärpaketdepots, ist wieder zugelassen._
Merkblatt für den Güterverkehr mit dem Feldheer. Die über den Eisenbahnversand von Gütern an daS Feldheer bestehenden Vorschriften sind noch vielfach unbekannt. Da hieraus Verschleppungen und Verzögerungen entstehen, hat die HeereS- Verwaltung die Vorschriften in einem Merlblatt zusammenstellen lassen. Allen am militärischen Güterverkehr, insbesondere den an HeercSlieferungen beteiligten Versendern kann nur dringend empfohlen werden, sich mit dem Inhalt des Merkblattes vertraut zu machen. Besonders wichtig ist die Vorschrift, daß Sendungen für daS Feldheer nicht unmittelbar an den empfangenden Truppenteil usw., sondern an eine zur Zusammenfassung des Nachschübe» vorbestimmte Vorstation zur Weiterbeförderung an den gleichzeitig zu bezeichnenden Empfänger adressiert sein müssen. Welche dieser Vorstalionen für den als schließlichen Empfänger in Betracht kommenden Truppenteil zuständig ist, wird auf Anfrage von den Auskunstsstellen der stell« vertretenden Generalkommandos und den Linienkommandanturen mitgeteilt. Ebenda wird auch das Merlblatt unentgeltlich abgegeben.