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Nr. 281.

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32. Jahrg.

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Telegramm Adreffes Sozialdemokrat Berlin

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morigplat, Mr. 151 90-151 97.

Montag, den 11. Oftober 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Mr. 151 90-151 97.

Weiteres Bordringen der Berbündeten in Serbien  .

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 10. Oktober 1915.( 2. T. B.)

Weftlicher Kriegsschauplak.

An der Höhe von Souchez verloren die Franzosen einige Gräben und büßten ein Maschinengewehr ein. Bei Tahure in der Champagne gewannen wir von dem verlorenen Boden auf einer Frontbreite von etwa 4 Kilometer im Gegenangriff mehrere hundert Meter zurüd.

Deftlicher Kriegsschauplak.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg  . Die Russen versuchten, die ihnen bei Garbunowła ( westlich von Dünaburg  ) entrissenen Stellungen wieder­zunehmen; es kam zu heftigen Nahkämpfen, die mit dem Zurückwerfen des Feindes endigten.

Nördlich der Bahn Dünaburg- Poniewicz westlich von Flugt wurden die feindlichen Stellungen in etwa 8 Kilometer Breite genommen, 6 Offiziere, 750 Ge­fangene fielen in unsere Hand, 5 Maschinengewehre wurden erbeutet.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Nichts Neues.

Heeresgruppe des Generals v. Cinfingen. Südwestlich von Pinst ist das Dorf Sinezyczy im Sturm genommen. Die Kavalleriekämpfe bei Kuchoda­Wola sowie in der Gegend von Jezierch dauern an.

Auf der Front zwischen Rafalowka und der Bahn Kowel- Rowno wurden mehrfache Vorstöße des Feindes abgewiesen und 383 Gefangene eingebracht.

Die Armee des Generals Graf Bothmer   schlug starke russische Angriffe nordwestlich von Tarnopol  zurüd.

Balkankriegsschauplah.

Die Stadt Belgrad   und die im Südwesten und Südosten vorgelagerten Höhen find nach Kampf in unse rem Besit.

Vom Balkan  .

Die Truppenlandungen in Saloniki  . London  , 9. Oktober.  ( W. T. B.) Daily Mail" erfährt aus Saloniti unter dem 7. Oftober: Bisher find 32 000 Mann, darunter 5000 Engländer, sowie Artillerie und Munition gelandet worden.

Auch weiter östlich wurde der Feind, wo er stand­hielt, geworfen. Unsere Truppen sind im weiteren Vor­schreiten. Oberste Heeresleitung.

Der öfterreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 10. Oktober.  ( W. Z. B.) Amtlich wird verlaut­bart: 10. Oftober 1915.

B

Russischer Kriegsschauplah.

Die Ruffen haben auch gestern ihre nach wie vor ergebnis­lofen Angriffe nicht aufgegeben. In Oft galizien, wo bei ben Borstößen der letten Tage einzelne russische Truppen­törper mitunter die Hälfte ihres Standes einbüßten, wurde bie Strypa front angegriffen. Der zurüdgeschlagene Feind verließ das Kampffeld stellenweise in regellofer Flucht. In Wolhynien   zählte eine unserer Divisionen nach einem abge= wiesenen Angriffe 500 russische Leichen vor ihren Hindernissen. Die gestern gemeldete Gefangenenzahl wuchs abermals um tausend Mann. Die Absicht des Gegners, im Raume nördlich von Czartorijst neuerlich das Westufer des Sthr zu gewinnen, wurde durch Fener vereitelt.

Italienischer Kriegsschauplak.

Die Lage ist an der ganzen Kampffront unverändert. Gegen die Hochfläche von Bielgereuth raffte fich der Feind su feinem größeren Angriff mehr auf. Borstöße schwächerer Ab­teilungen brachen kläglich zusammen. Die Berlufte der Italiener btrugen hier in den letten Tagen etwa zweitausend Mann.

Südöstlicher Kriegsschauplak.

Die 1. und 1. Truppen in ber Macva und nördlich von Obrenovac   bringen erfolgreich vor. Die in Belgrad   ein­gerüdten österreichisch- ungarischen und deutschen   Regimenter haben die Stadt in erbitterten Straßenkämpfen vom Feinde gefäubert und befinden sich im Angriff auf die südöstlich und südwestlich liegenden Höhen. Weiter stromabwärts haben unsere Berbündeten schon mit starken Kräften das Südufer der Donau   gewonnen und den Feind aus mehreren Stellungen ge­worfen.

mit warmer Anerkennung gedenken die Führer und Trup. pen nach Ueberwindung der großen Stromlinie in ihren Be­richten der unermüdlichen heldenhaften Tätigkeit unserer braven Pioniere und ber aufopfernden Mitwirkung der Donauflotille. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: bon oefer, Feldmarschalleutnant.

Die Schuldfrage im Sieben­jährigen Kriege.

Wir wissen, daß neben dem Rampfe zu Wasser und zu Lande, unter dem Meere und über dem Lande noch ein Kampf der Diplo­maten und der Publizisten aller triegführenden Länder stattfindet über die Schuld an dem Ausbruche dieses größten aller Kriege. Der Weltfriede wird früher kommen als der Friebe der Publi­ziften über die Ursachen des Kriegs. Es gibt für den Geschichts­forscher keine Frage von größerer Schwierigkeit, als die Ursachen der Kriege festzustellen. Wie oft schon im Leben teilen sich auch da die handelnden Personen nicht einfach in Schuldige und in Unschuldige. Oft kann ein Jahrhundert vergehen und ganz neues Licht erhellt dann plößlich die Streitfrage über die Ursache eines weit zurückliegenden Krieges. Zu diesen Bemerkungen tamen wir, als wir den hundertsten Band der Preußischen Jahrbücher vom Jahre 1900 durchblättern und dabei auf einen Auffaz des be­tannten Kriegshistorikers Daniel über Friedrich den Großen und Maria Theresia   am Vorabend des Siebenjährigen Krieges stießen.*) Dieser scheinbar von all unseren gegenwärtigen Betrachtungen völlig fernliegende, 14 Jahre vor Ausbruch des Weltkrieges geschriebene Aufsatz be­ginnt mit folgenden Säßen:

" Vor wenigen Jahren noch schien den Geschichtsforschern kein Saz in ihrer Wissenschaft fefter zu stehen als der, daß der Ur­sprung des Siebenjährigen Krieges in einer gegen Preußen ge­richteten, dem Abschlusse nahe Offenfiballiana Oesterreichs   mit Frankreich   und Nußland zu suchen sei, und daß die Eröffnung des Kampfes nur beshalb von Preußen ausgegangen wäre, tveil Friedrich der Große fich aus militärischen Gründen entschlossen hätte, seinen Feinden das Brävenire zu spielen. Da veröffent­lichte Mar Lehmann, der Universitätsprofeffor für neuere Geschichte in Göttingen  , eine Schrift, in welcher er den Nachweis zu führen versuchte, daß jene Offensivallianz nicht dem Abschlusse, sondern, trotz aller Gegenbemühungen des angriffslustigen Defter­reichs, welches Schlesien   um jeden Preis wiederhaben wollte, dem Scheitern nahe gewesen wäre, als Friedrich der Große   seinerseits den Krieg erklärte, nicht um sich zu verteidigen, sondern weil er den Augenblick für gekommen ansah, einem seit langer Beit ge­begten Plane gemäß der Eroberung von Schlesien   die von Sachsen  und Westpreußen   folgen zu lassen. Die Kaiserin Maria Theresia  beabsichtigte Friedrich Böhmen zu entreißen und den Herrscher von Sachsen   und Polen   mit der Krone dieses Landes zu ent­schädigen: Zwei Offensiven stießen aufeinander", so formuliert Behmann seine These.**)

Reichlich vier Menschenalter nach dem Ausbruche des Sieben­jährigen Arieges( 1756) war diese Darstellung des berühmten Göttinger   Historikers, dem wir auch das bedeutendste Geschichtswert über den Freiherrn   vom Stein verdanken, erschienen. Trotzdem begann ein heftiger Streit aus Anlaß dieser Erklärung; stießen

Englische   Maßnahmen gegen Bulgarien  . auch nicht die Armeen Oesterreichs  , Preußens und Frankreichs  

zusammen wie im Siebenjährigen Krieg, so freugen sich doch

Paris  , 9. Oktober.  ( W. T. B.)" Journal" meldet aus wegen der abweichenden Anschauungen über die Ursachen dieses Athen  : Die englische Gesandtschaft hat die griechische Regie. Krieges die Waffen der Historiker dieser Länder und, so schmerz­rung benachrichtigt, daß alle nach bulgarischen äfen behaft es zu sagen ist, auch die preußischen Historiker stritten timmten waren als Kriegsbannware betrachtet und 138 Jahre nach dem Ausbruche dieses Krieges über seinen Ur­sprung. Der Siebenjährige Krieg teilt nicht nur geschichtlich das 18. Jahrhundert, es scheidet auch am Ende des 19. Jahrhunderts die Historiker. Wenn es nach der Zahl der Streiter gegangen

behandelt werden.

Griechenlands   wohlwollende Neutralität". Angriffe auf das englische Auswärtige Amt. wäre, so wäre Lehmann der Befiegte geweſen, denn nur wenige

stellten sich an seine Seite. Ihm gegenüber stand neben dem London  , 10. Oftober.( W. T. B.) Times"," Daily großen französischen   Historiker Waddington auch der spätere Paris  , 10. Oktober.  ( W. T. B.)( Meldung der Agence mail" und" Morning Post" fahren mit ihren scharfen An- Direktor der preußischen Staatsarchive Richard Koser. Die Ent­Havas.) Der griechische Gesandte in Paris   hat von seiner griffen auf das Auswärtige Amt fort, das, wie sie sagen, scheidung über den Streit brachten fünf Jahre nach dem Er­Regierung den Auftrag erhalten, der französischen   Regierung die Lage am Balkan   verpfuscht hat. Die Times" wendet sich scheinen des Lehmannschen Werkes die preußischen Staats­mitzuteilen, daß die griechische Neutralität auch gegen die Verteidigung des Auswärtigen Amtes durch das liberale archive selbst. Jm 74. Band ihrer Publikationen wurden fernerhin den Verbandsmächten gegenüber den Abendblatt Star", das schrieb, diese Vorwürfe fönnten ebensogut die preußischen und österreichischen Akten zur Vorgeschichte des Charakter des aufrichtigsten Wohlwollens den Ministerien der Auswärtigen Angelegenheiten Frankreichs  , Siebenjährigen Krieges" veröffentlicht. Hundertdreiundvierzig Jahre beibehalten wird. Rußlands   und Italiens   gemacht werden. Die Times" schreibt: nach seinem Ausbruche, noch mehr Jahre seit seiner Verursachung. Das ist sicher nicht der Fall. England hatte auf dem Balkan   eine Wie ein Roman lesen sich die Aktenstüde aus jener Zeit, die Die Entente erkennt die Neutralitätsan- einzigartige Stellung eingenommen, namentlich in Bulgarien  . mannigfachen Intrigen und Vorschläge und Widersprüche in den England allein unter den Ententestaaten galt als eine Macht, die Verhandlungen, um Bündnisse herbeizuführen und zu gründen. kündigung Griechenlands   nicht an. Belgien   gehörte zu am Balkan teine egoistischen Absichten verfolgte. Rußland   wurde Auch damals gab es eine belgische Frage. Athen  , 10. Oktober.  ( T. U.) Zaimis erklärte gestern mit Argwohn betrachtet. Frankreich   war nichts anderes als Ruß- Oesterreich, Frankreich   wollte gegen die Abtretung Belgiens   die den Ententediplomaten, daß Griechenland   seine Neutralität lands Lundesgenosse. Die Behauptung, daß die Vorschläge Italiens   Integrität des übrigen Habsburger   Staates garantieren und strengstens einhalten werde. Die Diplomaten überreichten Serbien   angenehm waren, sei einfach lächerlich. England allein schlug mit nur leicht verhüllter Drohung vor, diesen Vorschlag darauf eine Kollektivnote, in der hervorgehoben wird, daß konnte darauf rechnen, gehört zu werden. Dieser unschäß- anzunehmen, um ja den Bruch und jedes Berwürfnis zwischen der die Entente die Neutralitätsanfündigung nicht anerkenne, und bare Vorteil wurde während der letzten Monate auf die eine *) Ueber diesen Gegenstand hat unlängst auch Genosse gleichzeitig neuerdings erklärt wird, daß die Truppenlandun- oder andere Weise durch Unachtsamkeit, Kleinmut und Mehring in der Neuen Zeit" eine Serie interessanter Artikel gen im Interesse Griechenlands   vorgenommen wurden und Mangel an Konsequenz größtenteils verspielt. veröffentlicht, deren Lektüre wir dringend empfehlen können. daß das griechisch- serbische Bündnis dies bedinge. Gleich- Noch kann dieser Vorteil gewonnen werden, aber nur durch ein zeitig werden Griechenland   Entschädigungsgarantien zuge- fräftiges Auftreten der Regierung, gestüßt durch die ganze Kraft fichert. der öffentlichen Meinung.

Die Redaktion.

**) Friedrich der Große   und der Ursprung des Siebenjährigen Krieges von Mag Lehmann. Leipzig  , Verlag von Hirzel, 1894.