Nr. 282.- 32. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplan, Nr. 151 90-151 97.
Dienstag, den 12. Oktober 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplatz, Nr. 151 90-151 97.
Fliegerkämpfe im Westen.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 11. Oktober 1915.( W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
In der Gegend Souchez- Neuville und in der Champagne nordöstlich von le Mesnil wurden feindliche Handgranatenangriffe abgewiesen.
Unsere Kampfflieger erledigten gestern vier feindliche Flugzeuge.
Ein englisches Flugzeug stürzte östlich von Poperinghe ab. Nordwestlich von Lille zwang Leutnant Immelmann einen englischen Kampfdoppeldecker in viertausend Meter Höhe nieder. Dieser Offizier hat damit innerhalb kurzer Zeit vier feindliche Flugzeuge zum Absturz gebracht.
Ferner wurde in der Champagne bei Somme- Py und auf den Maaßhöhen westlich von Hattonchatel je ein französischer Kampfdoppeldecker im Luftkampf abgeschossen. Wir büßten ein Beobachtungsflugzeug füdlich des Priesterwaldes ein.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Heeresgruppe des Generalfeldmarichalls v. Hindenburg .
Vor Dinaburg and nordöstlich von Wibsy find russische Angriffe abgeschlagen.
Ein feindliches Flugzeug wurde westlich von Smorgon heruntergeschossen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Destlich von Baranowitschi wurde ein schwacher feindlicher Vorstoß leicht zurückgewiesen.
Heeresgruppe des Generals v. Liniingen.
In den Kavalleriekämpfen in der Gegend von Kuchoda Wola ist der Gegner hinter die Abschnitte der Beziminnaja und Wiesiolucha geworfen. Bei Jezierch find die Gefechte noch nicht abgeschlossen. Nördlich von Bielskaja- Wola ist der Feind vertrieben.
Die Armee des Generals Grafen Bothmer wies erneut starke feindliche Angriffe ab. Deutsche Truppen nahmen die Höhe südlich Hladki( am Sereth, 15 Kilometer nordwestlich von Tarnopol ) und schlugen drei aus dem Dorfe Hladki angesezte russische Vorstöße zurück.
Balkankriegsschauplak.
An der Drina entwickeln sich weitere Kämpfe. Auf der Front zwischen Sabac und Gradiste ist der Donauübergang vollendet; südlich von Belgrad
"
find die Höhen zwischen Zarkowo und Mirijewo erobert. Weiter östlich ist der Angriff im Gange. Die Anatemastellung im Donaubogen von Ram wurde erstürmt, weiter unterhalb bei Orsowa finden stellenweise Artilleriekämpfe ftatt.
Die deutschen Truppen machten bisher vierzehn Offiziere, eintausendfünfhundertzweiundvierzig Mann zu Gefangenen und erbeuteten siebzehn Geschüße( darunter zwei schwere) sowie fünf Maschinengewehre.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichische Generalstabsbericht.
Wien , 11. Oktober. ( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: Wien , 11. Oktober 1915.
Russischer Kriegsschauplah.
Die russische Angriffstätigkeit hat gestern an unserer ganzen Nordostfront wesentlich nachgelassen. Der Feind unternahm nurmehr gegen unsere Linie an der Strypa einige Vorstöße, die für ihn wie an den Bortagen mit einem vollen Mißerfolg endeten. Im Raume zwischen Zeleznica und dem unteren Styr wurde der Feind gegen Nordosten zurückgeworfen.
Italienischer Kriegsschauplay.
An der Südwestfront fanden gestern gleichfalls keine größeren Kämpfe ftatt. Ein Angriff der Italiener gegen den Mrzli Vrh wurde schon durch unser Artilleriefener abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplas.
In der Mac wa und bei Obrenowac teine besonderen Ereignisse. Die über Belgrad vorgehenden österreichisch - ungarischen und deutschen Streitkräfte warfen die Serben aus ihren südöstlich und südwestlich der Stadt angelegten Verschanzungen, wobei unsere Truppen den Grünen Berg und den Velky- Bracar erstürmten.
Im Raume von Semendria und Pozarevac gewannen die Divisionen unserer Verbündeten abermals beträchtlich an Raum.
Bei der Einnahme von Belgrad fielen den kaiserlich und königl. Truppen neun Schiffsgeschütze, 26 Feldgeschützrohre, ein Scheinwerfer, zahlreiche Gewehre, viel Munition und anderes Kriegsmaterial in die Hand. Zehn serbische Offiziere und über 600 Mann wurden als Gefangene eingebracht. Die blutigen Verluste des Gegners waren sehr groß. Die Danauflottille hob eine Anzahl von Fluß- und russischen Seeminen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
bei denen, die ein Ultimatum an Bulgarien richten und es auf- Angeblicher deutsch - bulgarischer Vertrag.
fordern, seine unabhängige Politik aufzugeben.
Das Sozialistenblatt, Narod" schreibt: In dem Augenblick,
Arbeitsgemeinschaft der Klassen?"
I.
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Wenn noch jemand der Meinung sein sollte, der Krieg hätte den alten Gegensäßen zwischen Opportunismus und Radikalismus innerhalb der Arbeiterbewegung den Boden entzogen, so könnten ihn die Tatsachen längst eines Besseren belehrt haben. Ist es doch in Wirklichkeit genau umgekehrt. Gerade in der letzten Zeit vor dem Krieg konnte es scheinen, als würde die Eindeutigkeit der sozialen und politischen Entwickelung diese Gegensätze, die stets, wenn auch unter wechseln. den Formen, in der Arbeiterbewegung aller Länder lebendig maren, immer mehr abstumpfen. Der Krieg hat diese Situation vom Grund aus geändert. Freilich nicht in dem Sinne, daß er dauernd die sozialen Gegensäße innerhalb der bestehenden Gesellschaft mildern wird diese Illusionen wird die Zeit nach dem Kriege schon zerstören wohl aber, indent der Krieg der opportunistischen Ideologie zu einem ungeahnten Siege verholfen hat, so daß die Arbeiterbewegung heute überall unter der Diktatur der Rechten innerhalb der Partei steht. Und es ist nur natürlich, daß die günstige Gelegenheit von diesen Politikern ausgenüßt wird, die schon vor dem Krieg die Parteitaktik zu ändern bestrebt waren und eine Politik befürworteten, die in ihren Konsequenzen führen müßte zur Umwandlung einer grundsätzlich revolutionären Bewegung, deren Ziel die völlige Neugestaltung der Gesellfchaft war, in eine reformistische, deren Aufgabe die Anpassung der Arbeiterbewegung an die kapitalistische Gesellschaft, die grundsäßliche Anerkennung der bestehenden Gewalten, insbesondere der heutigen Staatsmacht, kurz die Einordnung auch der Arbeiterklasse in die bestehende gesellschaftliche und staatliche Ordnung wäre. Wer diesen Gegensatz leugnet und vorgibt, daß die Politik während des Krieges nur eine vorübergehende Episode sei, die mit dem Krieg wieder überwunden würde, so daß der Rückkehr zur alten Taftit nichts im Wege stünde, täuscht sich selbst oder will andere über die Größe und Bedeutung des Gegensatzes täuschen. Denn die Stellung zum Krieg ist, da es sich eben dabei um eine Entscheidung von welthistorischer Wichtigkeit und Wirkung handelt, geradezu der Prüfstein für die geistige Widerstandskraft der der sozialdemokratischen Ueberzeugung gegenüber der herrschenden Ideologie und das Maß für die geistige Selbständigkeit der Arbeiterklasse, die die Vorausfegung für ihre politische und soziale Emanzipation bildet. Dann aber ist der Sieg der opportunistischen Ideologie deshalb eine Gefahr für die Zukunft der Arbeiterbewegung, weil dadurch gewisse Tendenzen der kapitalistischen Entwickelung unterstützt werden, die der Verwirklichung des Sozialismus im Wege stehen.
Geſellſchaft erzeugt haben. Die geistige, moralische und ma
Die soziale Entwickelung hat sich in allem wesentlichen ernsthafte Vorschläge zur Befriedigung der gerechten bulgari - in jenen Formen vollzogen, die der Seherblick des Genies schen Ansprüche machen sollen, deren Berechtigung von eben schon im Kommunistischen Manifest vorausgeschaut, deren denselben Mächten anerkannt worden war. Die demo- Notwendigkeit dann im Kapital" bewiesen worden ist. Aber Bulgarische Pressestimmen. fratische Partei machte in diesem Sinne die energischsten die sozialpsychologische Wirkung dieser Entwickelung auf das Sofia , 11. Oktober. ( W. T. B.) Die offiziöse Narodni Anstrengungen an der zuständigen Stelle, aber die Verbands- Verhalten der Arbeiterklasse konnte- eben weil es die Brava schreibt: Die Ereignisse nehmen einen anderen Verlauf, mächte, die uns leicht und schnell Genugtuung verschaffen fonnten, subjektivistische, also nicht leicht eindeutig zu erkennende als ihn die bulgarische Regierung wünschte, welche das nationale 30gen es im legten Augenblic vor, einen anderen Weg einzuschlagen. Widerspiegelung objektiver Tendenzen ist nicht mit gleicher Problem des Baltans auf dem Wege friedlicher Vereinbarungen wir wissen nicht, welchen Lauf die Ereignisse nehmen werden. Was Schärfe erkannt werden. Marr sah und konnte zu seiner Zeit regeln wollte. Die Schuld liegt nicht an Bulgarien , sondern bei denen, sich aber auch immer ereignen möge, wir werden aus der tiefen gar nichts anderes sehen, als vor allem die revolutionierenden die hartnäckig für die Aufrechterhaltung der Unterdrückung auf dem Ueberzeugung Glaubenskraft schöpfen, daß das Recht mit uns ist, Tendenzen des Kapitalismus . Was er unterschätzt hat( und Balkan waren und denjenigen, die sich in den Parlamenten die Verteidiger und daß es schließlich obsiegen wird. wir Späteren noch lange mit ihm), das sind die Anpassungen, des Nationalitätenprinzips nennen und auf dem Balkan die ausdie gerade der Kampf der Arbeiterklasse, die sozialdemtogesprochenen Feinde dieses Prinzips verteidigen. Sie liegt [ fratische und gewerkschaftliche Bewegung in der kapitalistischen terielle Hebung, die die Arbeiterbewegung der unterdrückten, im tiefsten Elend dahinvegetierenden Klasse gebracht hat, die in dem man bei uns neue englisch - russische Vorschläge zur Beilegung athen : Bestia behauptet, der englische Gesandte babe Paris , 10. Oftober.( W. T. B.) Die Agence Havas meldet aus Erhebung des Arbeiters aus dem„ sprechenden Werkzeug" der Meinungsverschiedenheiten auf dem Balkan erwartete, Borschläge, gestern der griechischen Regierung den Wortlaut des vor zwei Mo- zum Menschen hat den Kapitalismus für die Arbeiterschaft auf die man die Hoffnung auf Aufrechterhaltung des Friedens sezte, naten anläßlich der Anwesenheit des Fürsten Hohenlohe in Sofia unternahm die Diplomatie des Vierverbandes einen Schritt, der unterzeichneten deutsch - bulgarischen Vertrages mitgeteilt. Dieser eine Besprechung des in legter Zeit vielgenannten„ Buches der *) Anmerkung der Redaktion. Diese Artikel enthalten dieser Erwartung vollkommen entgegengesetzt war. Der Horizont ist verdüstert. Man muß annehmen, daß Rußland , welches von Vertrag befriedige alle Wünsche Bulgariens , besonders in der Frage Zwanzig", in dem 10 Professoren und 10 Parteigenossen- n. a. die der augenblicklich von Griechenland besetzten Gebiete. Patris" er- Genossen Scheidemann, Heinrich Schulz. Noste uiw. gewissen bulgarischen Politikern die Zusicherungen erhalten hatte, fährt aus diplomatischer Quelle, daß dieser am 17. Juli unter- sich zu gemeinsamer Arbeit zusammengefunden haben. Das Buch daß Bulgarien nicht fähig sein würde, ſeine Truppen mobil zu zeichnete, von den Vertretern Desterreich- Ungarns und der Türkei führt den Titel Die Arbeiterschaft im neuen Deutſchmachen, auf einen Bürgerkrieg bei uns rechnet, und daß es versucht, ihn durch Druck und Drohungen hervorzurufen. Auf diese Weise gegengezeichnete Vertrag Bulgarien ganz Nordalbanien und Süd- land", und ist von dem Bibliothekar des Preußischen Herrenhauses , wäre Bulgarien Rußlands Gnade ausgeliefert gewesen. Es ist albanien , das ganze serbische und griechische Mazedonien mit Kavala , wäre Bulgarien Rußlands Gnade ausgeliefert gewesen. Es ist überflüffig, daran zu erinnern, daß trotz der allgemeinen Achtung, Drama, Seres, Florino und Kasterio zuerkennt. Diese amtlich nicht die das große russische Bolt bei uns genießt, niemand in Bulgarien bestätigte Nachricht habe große Erregung hervorgerufen. zu finden sein wird, der Ausländer bei unseren Familienangelegen-( Das W. T. B. bemerkt zu dieser Meldung: Wie wir von zu ständiger Stelle erfahren, sind die angeblichen Enthüllungen des Schließlich äußert sich das ruffenfreundliche Blatt Pre- englischen Gesandten in Athen und die von der Patris" angeblich pores folgendermaßen: Die Bierverbandsmächte hätten nicht dazu gebrachten Einzelheiten von Anfang bis zu Ende er drohende Schritte unternehmen sollen, sondern dringliche und| 1ogen.).
heiten wünscht.
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herausgegeben worden. Benn wir verhältnismäßig spät mit der Herrn Dr. Friedrich Thimme und Genossen Karl Legien Besprechung des Buches herauskommen, so hat das seinen Grund
darin, daß aus den bekannten Gründen eine mehrfache Umarbeit der Briefkontrolle an der österreichischen Grenze zur Verzögerung beiArtikel notwendig war. Ferner hat auch die Postsperre und die getragen. Nicht unerwähnt sei auch die Tatsache, daß das Buch, das ja zur Harmonie zwischen Kapital und Arbeit beitragen soll, bei feinem Erscheinen- entgegen der sonstigen Gegflogenheit Vorwärts" nicht zugestellt worden ist.
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