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Telegramm- breffe Sozialdemokrat Berita
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
Fernsprecher: Amt Morizola, Nr. 151 90-151 97.
Mittwoch, den 13. Oftober 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Mr. 151 90-151 97.
Der serbische Kriegsbericht.
Lyon , 11. Oktober. ( W. T. B.) Die Blätter veröffentlichen folgenden fer bischen Kriegsbericht vom 10. Dktober:
Die Kämpfe dauern längs der ganzen Donau und Save an. Mach bewegtem Kampfe fiel Belgrad in die Hände der Deutschen . Das Ziel, das der Feind verfolgt, ist der Vormarsch durch das Moravatal. Augenblicklich versucht er, Kospolag von Dubraviza abzuschneiden. Hierauf vereinigt er auch seine Hauptanstrengungen. Beim Dorfe Drenowas erlitt der Feind bei seinen fruchtlosen Angriffen ungebeure Verluste. Am Unterlauf der Drina wurde er auf die Insel zurückgeworfen, die er vor Beginn der Dperationen bejetzt hielt.
toas bie.
Nisch, 12. Dftober.( W. T. B.) Meldung der Agence Havas. Amtlich. Belgrad mußte geräumt werden, um es vor einer feindlichen Beschießung zu bewahren. Unsere Truppen halten folgende Linie befezt: Lipovac- Tscherkovac- Brejane- Lippes- Semendria( untere Morawafront), Lippes- Semenbria( untere Morawafront), Rupes- Etmeklut( Belgrader Front). Obrenovac - Drenovac ( Savefront). Der Feind verfügt über gewaltige schwere Artillerie, besonders über 105- Millimeter- Geschüße, Stämpfe sehr blutig gestaltet. Die Verluste, besonders an Offizieren, sind auf beiden Seiten ungeheuer. Unsere Truppen leisten den feindlichen Sturmangriffen siegreich Widerstand. Bisher wurde die Anwesenheit des 22. deutschen Armeekorps, des 8. öfterreichischeungarischen Storps bei Belgrad festgestellt, einer deutschen Division bei Nam, einer anderen deutschen Division Sei Barajevac ( alle beide von unbekannter Zuſammenſegung), der 11. bayerischen, Ser 10. und 26. deutschen Division bei Komine und Bawanitsche auf unferer Front gemeldet. Ferner meldete man noch die Anwesenheit feindlicher Truppen, deren Zahl noch nicht genau festgestellt wurde. Bei Obrenovac befinden sich anderthalb österreichische Divifionen, bei Obrenovac und Badovinzi( untere Drinafront) meldet man zwei österreichisch- ungarische Brigaden, bei Obrenovac verwendet der Feind sehr reichlich erstidende Gafe.
der Ententetruppen.
Bie dem Berliner Tageblatt" aus Sofia gemeldet wird, habe ein sozialistisches Blatt( welches der drei sozialistischen Blätter es sein soll, wird nicht angegeben) am 6. Oktober unter dem Titel Lotentanz" folgenden, bon bitterem Hohn durchtränkten Aufruf an die Menschheit" beröffentlicht:
Bir erleben ein seltenes Glüd. Dieser Tage werden wir das erhabene Bild flawischer Brüderschaft vollendet fehen, denn wir bekommen als Gäste unsere treuen und gleichblutigen slawischen Brüder aus Algier , Kongo , Transvaal und Indien , unfere lieben Vettern aus Marokko , Senegal und dem Kaffernland, Bas puas und Indier. Sie haben es auf sich genommen, die serbischen Reihen auszufüllen, und dann werden wir alle zusammen unter dem Banner unserer gemeinsamen slawischen Mutter Rußland in den heiligen rieg gegen die verhaßten Germanen ziehen, die Bulgarien und die Türkei bevölkern. Und wenn wir eines Tages, von den asiatischen und afrikanischen Truppen geleitet, den Schlangen in Sofia und Konstantinopel die Gurgel zudrücken werden, dann wird der erhabene Triumph des Christentums über die Ungläubigen errungen sein, der Triumph der gutmütigen, zartfühlenden slawischen Seele über den rohen barbarischen Germanismus. Darum rufen wir aus: Seid willkommen, teure Brüder aus Marotto, dem Sene gall und Kaffernland, Bapuas und Indier, ihr erhabenen Beschützer des unterdrückten Slawventums und Christentums."
Die französisch - englischen Landungstruppen am Vormarsch gehindert?
Sofia , 11. Oktober. ( W. T. B.)( Von dem Privatforrespondenten von Wolffs Telegraphischem Bureau.) Sicheren Nachrichten zufolge find fünf Eisenbahnzüge mit französischen und englischen Truppen in Saloniki , zurüdgehalten worden.
Die Politik des griechischen Ministeriums.
| Meldung des Großen Hauptquartiers. Arbeitsgemeinschaft der Klassen?
Amtlich. Großes Hauptquartier, ben 12. Oktober 1915.( W. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah.
Nördlich von Arras setten die Franzosen thre Augriffe fort.
Zwei Teilangriffe gegen die von uns am 8. Oktober südwestlich von 2oo8 zurüderoberten Gräben wurden abgewiesen.
Stärkere Angriffe gegen die Front von nordöstlich von Souchez bis östlich von Neuville brachen, stellenweise unter sehr erheblichen Verlusten für den Feind, zusammen. Nur an zwei kleinen Stellen gelangten die Franzosen bis in unsere vorderste Linie.
Auch in der Champagne endeten französische Angriffe beiderseits Tahure mit einem empfindlichen Rückschlag für den Feind. Trot starker Artillerievorbereitung vermochte er gestern abend nirgends einen Geländevorteil zu erringen. Seine Versuche, heute früh au derselben Stelle durchzustoßen, scheiterten ebenfalls.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Heeresgruppe des Generalfeldmaridhalls v. Hindenburg . Auf der Westfront von Dinaburg führte unser Angriff zur Erstärmung der feindlichen Stellungen westlich von Jllugt in 2%, Kilometer. Frontbreite. Drei Offiziere, 367 Mann find gefangen genommen, 1 Maschinengewehr ist erbentet. Russische Gegenangriffe wurden abgeschlagen.
Heeresgruppe des Generalfeldmaridhalls Prinz Leopold von Bayern. Nichts Nenes.
Heeresgruppe des Generals v. Cinfingen.
Die feindliche Kavallerie bei Jezierch räumte das Feld.
Balkankriegsschauplah.
Auf der ganzen Front macht unsere Borwärtsbewegung gute Fortschritte. Stadt und Feste Semendria find gestern von unseren Truppen genommen.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichische Generalstabsbericht.
ten, 12. Dktober.( W. T. B.) Amtlich wird ver lautbart: Wien , 12. Oftober 1915.
Russischer Kriegsschauplay.
Die Lage ist unverändert.
Im Raume südlich von Burkanow schlugen wir drei ruffische Angriffe ab. Die Abwehr eines vierten, der gegen ein Frontstück von 2 bis 3 Kilometer gerichtet war, ist noch im Gange.
Am Korminbach und nördlich von Rafalowka am Styr unternahm der Feind gleichfalls einige erfolglose Vorstöße. Italienischer Kriegsschauplas.
Reine Aenderung.
Südöstlicher Kriegsschanplay.
Südlich der Save und der Donau und an der unteren Drina wird an ganzer Front angegriffen.
Die aus Belgrad vordringenden t. u. 1. Truppen erbeuteten bei der Erstürmung des östlich der Stadt und der Laudonschanzen aufragenden Berges Lipar drei Geschüße und einen Scheinwerfer. Alle Höhen im Umkreis von Belgrad , die die Strombergänge auf Feldgeschütertrag beherrschen, sind im Besitz der Berbündeten. Die Deutschen eroberten Semendria und drängten den Feind auf Bosarevac zurüd. Auf der Grenze zwischen der Herzegowina und Montenegro tam es mehreren Stellen zu Geplänkel mit montenegrinischen Ableilungen. Der Stellvertreter des Chefs des Generalftabes: bon Hoefer, Feldmarschalleutnant.
an
Von Rudolf hilferding
II.
Die Größe des Gegensabes, der zwischen der opportunistischen und der prinzipiellen Auffassung der nächsten Aufgaben sowohl als des Geistes der proletarischen Politik überhaupt besteht, kommit uns so recht zum Bewußtsein, wenn wir jene eigentümliche literarische Erscheinung betrachten, in der zehn Professoren und zehn Sozialdemokraten über„ Die Ar. beiterschaft im neuen Deutschland " schreiben. Die Schrift ist so eine Art literarischer Vorbote der fünftigen Kooperation der Klassen. Die Herausgeber, Dr. Friedrich Thimme, Bibliothekdirektor des preußischen Herrenhauses, und Genosse Karl Regien, Vorsitzender der Generalfommission der Gewerkschaften Deutschlands , sagen in ihrem Borwort:
Jmmer wieder ist in dieser Zeit der Wunsch ausgesprochen worden, daß es gelingen möge, die Einigkeit und Einheit des ganzen deutschen Volkes, die sich im Weltensturm so herrlich offenbart hat, aus der Kriegsnot hinüberzuretten in die Zeit des fünftigen Friedens. Aber auch der Zweifel ist laut gewor den, ob eine folche
vielfachen wirtschortdauernde Einheit des Volkstums bei den
und sozialen Gegensäßen, den Unterschieden der Klassen und der Parteien, vor allem auch der tiefent Kluft zwischen den bürgerlichen Klassen und der Sozialdemo fratie überhaupt möglich fei. Ueber Hoffnung und Zweifel wird legten Endes erst die Zukunft entscheiden können. Aber nichts fann wichtiger fein, als sich heute schon über die Möglichkeit und die Bedingungen einer geistigen Arbeitsgemeinschaft, zwischen der bürgerlichen und sozialistischen Geisteswelt flar zu werden. Dieser Erkenntnis verdankt die vorliegende Schrift ihre Entftehung.".
Freilich, von den Mitarbeitern hat keiner von dem andern etwas gewußt.
„ Es ist selbstverständlich, daß die einzelnen Mitarbeiter, die von den Aufsäten der anderen durdveg teine Kenntnis hatten, mur für die eigenen Artikel verantwortlich sind; auch die beiden Herausgeber wollen und können nicht für alles einstehen, was bon der einen oder anderen Seite gesagt ist. Sie haben, soweit es sich um Meinungen und Anschauungen in den Artikeln handelt, den Verfassern völlig freie Hand gelaffen und nur darauf gehalten, daß die Polemit gegen andere Parteien oder einzelne Personen möglichst vermieden ist.".
Nun wird man freilich diese Ablehnung der Berantwortung durchaus nicht wörtlich zu nehmen haben. Wenn Männer, deren Namen in der Arbeiterbewegung Klang haben, ein literarisches Unternehmen durch ihre Mitarbeiterschaft unterstützen und dadurch sicher für seine Verbreitung wirken, so tragen sie eben für das Ganze die Verantwortung, und es ist ihr Privatleichtsinn, wenn sie sich vorher nicht vergewisferten, wofür sie ihre Unterstützung eingesetzt haben. Aber diese Verantwortung ist ja leicht zu tragen, denn die Heraus. geber sind von dem Erfolg sehr befriedigt. Im ganzen, so jagt Herr Dr. Thimme und so sagt Genosse Legien im Vorwort, ergibt doch, dem Eindrud wird sich niemand entziehen, die zum erstenmal in folchem Umfang versuchte Arbeitsgemeinschaft zwischen bürgerlichen und sozialistischen Schriftstellern ein solches Maß gegenseitigen Verständnisses, bei aller natürlichen Verschiedenheit der Auffassungen, daß die Hoffnungen auf ein gemeinsames, gedeihliches Zusammenwirken im und am neuen Deutschland nur neu belebt werden können".
Versuchen wir also gleichfalls zu solchem Verständnis zu gelangen. Die Deutschen haben bekanntlich ihre bürgerliche Revolution nicht wie die Engländer und die Franzosen in der Wirklichkeit, sondern in der Philosophie gemacht. Es entspricht also nur unserer ganzen bisherigen Geschichte, wenn jezt der sozialistische Reformismus nicht wie in Frankreich und England Minister in die Regierung sendet, sondern, zum Anfang wenigstens, mit Professoren zusammen ein Buch produziert. Daß es Professoren sind und nicht bürgerliche Politiker vermindert freilich den Wert der Arbeitsgemeinschaft. Denn eigentlich sollte man meinen, daß Professoren ihre Leistungen in ihrer spezifischen Wissenschaft, unsere Genossen aber in der Politik zu vollbringen hätten, und jene Arbeitsgemeinschaft erschiene uns verständlicher, wenn nicht bürgerliche Gelehrte, sondern bürgerliche Politiker das gemeinjome Arbeitsgebiet abgesteckt hätten. Man wüßte eher, wie und wo, wenn statt der Professoren die Herren Heydebrand, Redlik, Svahn und Bassermann das sie mit der Sozialdemokratie Verbindende aufzeigten. Denn was immer die Ansichten der Gelehrten auf dem Gebiet der Politik auch. sind, sie haben jedenfalls den Nachteil, daß sie in der harten Welt der politischen Tatsachen nicht allzu sehr ins Gewicht
Baris, 11. Oftober.( W. T. B.) Agence Havas meldet aus Athen : Der Ministerrat hat gestern den Wortlaut der Ertlärung festgelegt, die die Regierung in der Kammer abgeben wird. Der Wortlaut wird heute dem Könige von dem Minister- wollen. Die liberale Partei werde demnach die Regierung unter präsidenten Baimis zur Genehmigung vorgelegt. Die Deputierten stützen, und ihr die Kammermehrheit verschaffen, um die legislativen der liberalen Partei werden morgen bei Venizelos zusammen- Arbeiten zu erleichtern. Aber wenn die Regierung ein Vertrauens. tommen, um über die Haltung der Parteien in der Kammer Be- votum fordern sollte, feien die Liberalen nicht gewillt, ihr das fallen. Dafür haben sie freilich den Vorzug eines Standschluß zu faffen. Nachrichten aus benizelistischer Quelle zufolge Vertrauen zu gewähren. Parlamentarische Kreise glauben, daß eine punktes, der über den gewöhnlicher Politiker ziemlich erhaben wird Venizelos , der über die Mehrheit in der Kammer verfügt, Strifis nicht an befürchten fei, denn die Regierung werde von der iſt." Man weiß es ja," fagte ſchon Börne, wie himmlisch eine neue Strife zu vermeiden suchen. Jedoch wird er nicht die liberalen Bartei nicht verlangen, eine Verantwortung für eine Bolitit wohl es allen deutschen Gelehrten auf sehr hohem StandBerantwortung für die Politik des Kabinetts Zaimis' übernehmen zu übernehmen, die nicht die ihrige sei. punkt ist; denn dort oben in den Wolfen gibt es feine Polizei."