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Nr. 291.- 32. Jahrg.

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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplat, Nr. 151 90-151 97.

Donnerstag, den 21. Oftober 1915.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 151 90-15197..

Erhöhte Kampfestätigkeit an der italienischen Front.

Der bulgarische Heeresbericht.

Sofia  , 20. Oftober.( W. T. B.) Der amtliche Heeres­bericht vom 18. Oktober lautet: Unsere in Serbien   vor­rückenden Heere haben die nachstehenden Erfolge erzielt: Jm Timoftale haben sie die Linie Tscherni Vrh- Dorf Charbon­vec- Dorf Aditschevac- Dorf Balinac- Jnovo- Balta- Beri­Iowci besetzt. Sie haben südlich des Wlassinasumpses die Höhe Pandjin Grob genommen. Der Angriff auf diese Höhe wurde unter Teilnahme unserer Kavallerie durchgeführt, die hundert­achtzig Serben niedergemacht und fünfzig gefangen genommen hat. Infolge eines mutigen Angriffs von Norden aus, der mit einem geschickten Manöver von Süden her verbunden war, haben sich unsere Truppen des strategisch wichtigen Punktes Sultan Tepe bemächtigt. An der Front bei Stracin sind ctwa zweitausend Gefangene gemacht und zwölf Geschütze er­beutet worden.

Von der Dardanellenfront.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 20. Oktober 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplak.

Bei einem Erkundungsvorstoß nordöstlich Prunay in der Champagne   machten wir 4 Offiziere, 364 Mann zu Gefangenen und erbeuteten 3 Maschinengewehre, 3 Minen­werfer und viel Gerät.

Bei Middelkerke   wurde ein englisches Flugzeng abge­schossen, die Insassen fielen in Gefangenschaft. Deftlicher Kriegsschauplah.

Heeresgruppe des Generalfeldmarichalls v. Hindenburg.  pid Nordöstlich und nordwestlich von Mitan machten unsere Truppen weitere Fortschritte. Wir nahmen mehrere feind­liche Stellungen.

Konstantinopel  , 20. Oktober.  ( W. T. B.) Das Haupt­quartier meldet von der Dardanellenfront: Bei Anafarta beschoß unsere Artillerie feindliche Truppen, welche Verschanzungen aufwarfen, und ein Torpedoboot, welches Stiretsch Tepe beschoß. Bei Ari Burun wurde in der Nacht zum 19. Oftober ein feindliches Torpedoboot, welches unseren rechten und linken Flügel wirkungslos beschoß, durch das Feuer unserer Artillerie vom linken Flügel gezwungen, das Feuer einzustellen und sich zurückzuziehen. Bei Sedd ul Bahr zeitweise aussehendes Artilleriefeuer und Bombenwerfen von beiden Seiten. Sonst nichts von Bedeutung.

Meldung der italienischen   Heeresleitung.

Rom  , 19. Oftober.( W. T. B.) Amtlicher Heeresbericht. Unterstützt durch das kräftige und wirksame Feuer unserer Artillerie führte gestern unsere Infanterie an mehreren Punkten der Tiroler Grenze Angriffe aus und erzielte dabei merkliche Erfolge. Im Lagarinatale besetzten wir Bretonico und das benachbarte Schloß auf der Straße nach Mori. Im Hochtale von Cordevole bemächtigten fich unsere Truppen nordöstlich von Sasso di Mezzodi der bedeutenden Höhe bei Punkt 2249 und der Befestigungen, die sich von diesem Punkte aus gegen das rechte Ufer des Gebirgsbaches hinziehen. Auf dem entgegengesetzten Ufer bemächtigten wir uns ebenfalls der Befestigungen vom Lanapaß gegen Livina. Im Gebiete von Falza roga vervollständigten wir die Eroberung des Saffo di Stria, der den Gipfel einer Höhe von 2477 Meter frönt. In Kärnten  dauern die Unternehmungen, die auf die Vertreibung des Feindes aus dem waldigen Gelände im oberen Teile des Chiasotales ab­zielen, lebhaft fort. Am 17. Oftober wurde eine feindliche Ab­teilung von 19 Mann von den Unsern gefangen, die außerdem Waffen, Munition, Werkzeuge und Telephonmaterial erbeuteten, Auf dem Karst war gestern nachmittag lebhafte Artillerietätigkeit des Feindes zu verzeichnen, die auch die Nacht hindurch mit einer gewissen Heftigkeit anhielt. Cadorna.

Der französische   Tagesbericht.

Paris  , 20. Oftober.( W. T. B.) Amtlicher Bericht von gestern nachmittag. Die Deutschen   machten im Laufe der Nacht drei ernste Angriffe im Bois en Hache nordöstlich von Souchez. Unsere Infanterie, die in den kürzlich eroberten Stel lungen gut eingerichtet ist, warf die Angreifer mit Hilfe unserer Batterien jedesmal vollständig zurück. Südlich von der Somme lebhaftes gegenseitiges Gewehrfeuer im Abschnitte von Lihons. In der Champagne   einige Rämpfe mit Bomben und Betarden östlich von der Farm Navarin. Geschoßlagen unserer Artillerie auf die feindlichen Batterien brachten eine heftige Beschießung, die der Feind gegen unsere Stellung bei Eparges richtete, zum Stillstand. Von der übrigen Front ist nichts zu melden. Eine Gruppe von Flug zeugen warf in der Nacht vom 17. zum 18. Oftober Bomben auf das deutsche Fliegerfeld von Burlioncourt nordöstlich von Chateau Salins  . Man konnte die Zerstörung von Schuppen und Unterständen feststellen.

Paris  , 20. Oktober.  ( W. T. B.) Amtlicher Bericht von gestern abend. Destlich Reims   versuchte der Feind heute morgen auf einer Front von 10 Kilometern zwischen Pompelle und Prosnes einen Angriff mit bedeutenden Beständen, der nur zu einer völligen Schlappe führte. Dieser Angriff war durch lange Artilleriebeschießung mit Verwendung erstidender Granaten und Chlorgaswolken forgfältig vorbereitet worden. Die feindliche Infanterie fonnte anfangs in einige Stücke unseres Echüßengrabens erster Linie eindringen; sofortige Gegenangriffe ver­trieben sie aber alsbald nahezu vollständig daraus. Am Nachmittag verjagte eine energische Gegenoffensive die letzten feindlichen Truppen, welche so vollkommen in ihre Ausgangsschüßengräben zurüdgeworfen wurden. Die deutsche Infanterie erlitt im Laufe diefes fruchtlosen Angriffes bedeutende Verluste. Auf der übrigen Front wurden be fonders lebhafte Artilleriefämpfe durchgeführt im Artois  , im Ab­schnitt von Loos, nördlich der Aisne  , auf dem Nouvron- Plateau, zwischen Maas   und Mosel, im Wald von Apremont   und in Lothringen   südlich Leintrey. In den Vogesen   iprengten wir am Biolu zwei Gegenminen, welche die feindlichen Minenarbeiten zer­störten.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Nichts Neues.

Heeresgruppe des Generals v. Cinsingen. Die örtlichen Kämpfe am Styr dauern noch an. Balkankriegsschauplak. Desterreichisch- ungarische Truppen dringen auf Sabac vor. In der Gegend südlich von Nipanj sind weitere Kämpfe im Gange.

Südlich von Lucica- Bozevac ist der Feind erneut ge­worfen.

Bulgarische Truppen setten sich durch schnelles Zu­fassen in Besitz des Sultan Tepe( südwestlich Egri Palanka); sie machten beim Vormarsch auf Kumanovo   2000 Gefangene und eroberten 12 Geschütze.

maldo:*

Oberste Heeresleitung. dignilo* ligad

Der öfterreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 20. Oktober.  ( W. T. B.) Amtlich wird ver­lautbart: 20. Oktober 1915.

Russischer Kriegsschauplah.

Im Gebiete von Kolki dauerten, ohne daß es zu einer Aenderung der allgemeinen Lage gekommen ist, die Kämpfe auch gestern an. An der Putilowka erbeutete ein Streifkommando des Infanterieregiments Nr 49 bei der Demolierung eines russischen Banzerzuges, dessen Lokomotive einige hundert Schritte vor unserer Stellung einen Granatvolltreffer erhalten hat, zwei Maschinengewehre, zahlreiche japanische Handfeuerwaffen und viel Munition und Kriegsmaterial. Sonst im Nordosten nichts Neues. Italienischer Kriegsschauplay.

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Das starke Artilleriefeuer gegen unsere Stellungen an der Isonzo   Front hielt auch gestern den ganzen Tag über an. Gegen die Hochfläche von Doberdo   nahm es in den Nachmittags­stunden noch an Heftigkeit zu. Die italienische Infanterie griff im Krn Gebiet, gegen den Brückenkopf von Tolmein, dann gegen den Monte Sabotino, den Monte San Michele und östlich von Bermegliano an, wurden aber überall unter großen Ber­luften abgeschlagen. Auch an der Tiroler Front tam es gestern zu größeren Kämpfen. Bei Tre- Sassi   und auf der Hoch­fläche von Bielgereuth schlugen unsere Truppen je zwei Angriffe ab. Die Gefechte bei Tre- Sassi führten stellenweise zum Hand­gemenge. In Judicarien, wo der Feind in der letzten Zeit gleichfalls eine erhöhte Tätigkeit entfaltet, zogen sich unsere vorgeschobenen Abteilungen auf die Hauptwiderstands­linie zurüd.

Südöstlicher Kriegsschauplay.

Die in der Macva vordringenden österreichisch- ungarischen Truppen nähern fich Zabac. Bei Ripanj und südöstlich von Grocka  warfen wir den Feind aus einer stark besetzten Höhenstellung. Deutsche   Streitkräfte erkämpften sich füdlich von Semendria den Uebergang über die untere Ralja und gewannen südöstlich von Pozarevac in der Richtung auf Petrovac   Raum.

Die Bulgaren   entrissen dem Feind seine starken Stellungen auf dem Sultan Tepe" südwestlich von Egri Palanka. Sic nahmen, gegen Kumanovo vordringend, 2000 Serben gefangen und erbeuteten 12 Geschüße.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Die englische Krisis.

Vor etwa einer Woche schrieb der Manchester Guardian", daß jezt, nachdem Bulgarien   an die Seite der Zentralmächte getreten sei und deutsche   und österreichische Truppen den Vormarsch auf der Balkanhalbinsel   begonnen hätten, der Krieg erst eigentlich ein wirklich britischer Krieg werde. Bis­her habe man für Frankreich  , für Belgien  , für Rußland   und für ideale Ziele gefochten. Nun aber, da durch den Anschluß Bulgariens   die Möglichkeit einer Verbindung zwischen Berlin  und Bagdad   eröffnet werde, sehe man die ganze englische  Position in Asien   bedroht. Zum erstenmal kämpfen wir nicht nur für das abstrakte Prinzip der Gerechtigkeit oder für zweifelhaften Begriff des Gleichgewichts, sondern für eines der ältesten Interessen des britischen   Weltreiches."

Wozu sich lange bei einer Erörterung über den Charakter der Beweggründe aufhalten, von denen sich die britische  Politik vom Juli 1914 bis zum Oktober 1915 hat leiten laffen? Wir wissen ja längst, daß sich hinter den Schlagworten von ewiger Gerechtigkeit usw. auch nichts anderes verbirgt als sehr greifbare Dinge. Aber die Tatsache bleibt bestehen: der Krieg ist für England in eine neue Phase getreten. Ver­teidigte es seine Weltmachtstellung bisher sozusagen indirekt, indem es die Gegner Deutschlands   mit Menschen und mit Geld unferstiißte, so sieht es sich jetzt unmittelbarer Gefahr gegenüber, denn das Schwert des Gegners ist gegen eine der Lebensadern des Reichskörpers gezückt. Selbst eine Besetzung von Calais   durch die deutschen   Armeen wäre leichter zu er­tragen, als eine Bedrohung Aegyptens   und des Suezkanals vom Landwege her. Schließlich saßen auch die Franzosen an der Straße von Dover und waren nicht immer auf Gedeih und Verderb in herzlicher Freundschaft mit England ver­bunden. Die britische   Flotte war und ist stark genug, um das Inselreich gegen eine Invasion zu schüßen. Aber die Macht, die Großbritanniens   Herrschaft in Aegypten   bedroht, seine Kontrolle über den nächsten Seeweg nach Indien   in Frage stellt und den Uebergang von Afrika   nach Asien   ver­legt, die setzt die weitere Existenz des Weltreichs in Frage, die zerschneidet die wichtigsten Nervenstränge des britischen  Kapitalismus  .

Was Wunder, daß die englische Bourgeoisie erzittert, daß ihre Presse aus der Fassung gerät, nervös die Regierung unt genauere Nachrichten angeht und dringend nach entscheiden­den Maßregeln zur Abwehr der Gefahr ruft! Man ist in der auswärtigen und in der inneren Politik am kritischsten Punkte angelangt, und die Erschütterung des Koalitions­ministeriums ist nur ein Symptom für die schwere Erschütte­rung des Staatswesens.

An dem Bestehen einer Kabinettskrisis kann nicht ge­zweifelt werden. Schon hat sich eines der Mitglieder der engeren Regierung, der Konservative Sir Edward Carson1, seitwärts in die Büsche geschlagen und verkündet, daß er mit der auf dem Balkan   befolgten Politik nicht einverstanden sei. Auch ohne nähere Mitteilungen kann man sich wohl denken, daß der bisherige Kronanwalt an der Landung der Truppen in Saloniki   nichts auszusetzen findet, sondern daß er mit seiner Trennung nur das Fiasko der Balfandiplomatie der Entente unterstreichen will. Vielleicht will er es sich persön­lich für die Zukunft aufsparen, wahrscheinlicher aber ist, daß er hofft, durch seinen Abgang den Verlauf der Krisis zu be­schleunigen. Fängt es erst an zu bröckeln, dann dauert es in der Regel nicht mehr lange bis zum völligen Einsturz, und hier wird sich der Prozeß um so schneller und sicherer voll­ziehen, als das Kabinett schon tatge den Keim des Zerfalls in sich trägt.

Das Problem der Einführung einer allgemeinen Dienst­pflicht schied die Geister. Die Mehrzahl der liberalen Mit­glieder der Regierung, aber auch ein Teil der konservativen wollten am Freiwilligen- und Werbesystem festhalten, aber es gab andere, die unterstützt von einer wilden Preß­propaganda, die festländische Methode so schnell als möglich übernehmen wollten. Die Befürworter der Umwandlung haben schon seit einiger Zeit an Boden gewonnen, und jetzt erhält ihr Streben durch die Veränderung der militärischen Lage naturgemäß erhebliche Förderung. Es ist fraglich, ob man die Ergebnisse des neuen, von Lord Derby geleiteten und den Gewerkschaften unterstüßten Werbefeldzuges noch ab­warten wird. Möglicherweise bringt ein Ministerwechsel schon früher die Entscheidnug im Sinne der Anhänger des Bruchs mit dem bisherigen Prinzip. So oder so, der Zeitpunkt scheint bevorzustehen, an dem ein altes hochgepriesenes Frei­heitsgut über Bord geworfen wird. Der Kampf gegen den deutschen   Militarismus zwingt England selbst in den mili­taristischen Bann.

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Die Kritifer Großbritanniens   in Deutschland  - es sind auch Sozialdemokraten darunter die die bisherige Ab­lehnung der allgemeinen Wehrpflicht als Beweis für den Mangel an fortschrittlicher Gesinnung hinstellten, und nicht