Einzelbild herunterladen
 

Nr. 323.- 32.Jahrg.

Abonnements- Bedingungen:

Abonnements Brets brānumerandes Bierteljabrl 8,30 Mt. monatl 1.10 wöchentlich 25 Bfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 5 Bfg. Sonntags nummer mit illustrierter Sonntags Beilage Die Neue Welt" 10 B'a. Bost Abonnement: 1,10 Mart pro onat Eingetragen in die Boft Beitungs Preisliste. Unter Areuzband Deutschland und Desterreich- Ungarn 2,50 Mart. für das übrige Ausland Mart pro Monat. Bostabonnements nehmen an: Belgien , Dänemart, Holland , Italten, Quremburg, Bortugal Rumänien, Schweden und die Schweiz

Ericheint täglic

für

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

5 Pfennig

Die Infertions- Gebühr beträgt für die fechsgespaltene Kolonel geile oder deren Raum 60 Pfg., für politische und gewerkschaftliche Vereins. und Bersammlungs- Anzeigen 80 Big. Kleine Hnzeigen", das fettgedruckte 28ort 20 fg.( zulässig 2 fettgedruckte Borte), jedes weitere Wort 10 Big. Stellengesuche und Schlafstellenan geigen das erste Wort 10 Pig, jedes weitere Wort 5 Bfg. Worte über 15 Buch staben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Dienstag, den 23. November 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplat, Nr. 151 90-151 97.

Hartnädige italienische Angriffe auf den Görzer Brüdentopf.

Herabsetzung der Altersgrenze. Meldung des Großen Hauptquartiers. fämme find bon 6756 im britten Duartal 1914 auf 9976

"

Dem Reichstag ist auf Grund des Artikels 84 des Ein­führungsgeseges zur Reichsversicherungsordnung eine Dent­schrift zugegangen. Art. 84 schreibt vor: Der Bundesrat hat im Jahre 1915 dem Reichstage die gesetzlichen Vorschriften über die Altersgrenze zur erneuten Beschlußfaffung vorzu­legen". Der Zweck dieser Vorschrift war, endlich das Alter für den Bezug der Altersrente von 70 auf 65 Jahre herabzusetzen. Die Denkschrift der Regierung kommt zu dem Ergebnis: Die Verbündeten Regierungen können die Herab­fetzung der Altersgrenze für den Bezug der Altersrente vom 70. auf das 65. Lebensjahr nicht befürworten". Begründet wird diese unerfreuliche Stellung der Re­gierungen mit der Behauptung, eine Herabsehung der Altersgrenze fei ohne eine Erhöhung der Beiträge zur Invaliden- und Hinterbliebenenversicherung und ohne eine Mehrbelastung des Reichs nicht möglich, solche Lasten könnten aber zurzeit nicht empfohlen werden. Zur Begründung dieser durchaus falschen Ansicht werden auf 80 Seiten Wahrschein­lichkeitsrechnungen aufgestellt, die nach keiner Richtung hin überzeugend sind, vielmehr die Möglichkeit und Notwendigkeit der endlichen Herabsegung der Altersgrenze ohne Beitrags­erhöhung flar erkennen lassen.

Wird der Reichstag die Forderung nach Herabſegung der Altersgrenze abermals auf die lange Bant schieben?

Bereits bei der Beratung des Entwurfs eines Gesezes betreffend die Alters- und Invaliditätsversicherung im Jahre 1888 wurde von sozialdemokratischer Seite beantragt, als Bezugsalter statt des 70. das 60. Lebensjahr zu setzen. Schon damals wurden allerlei Wahrscheinlichkeitsberechnungen dagegen ins Feld geführt und haarscharf bewiesen, die Beiträge würden auch ohne eine solche Herabſegung der Altersgrenze in wenigen Jahren auf das Dreifache steigen oder die Ber­ficherungsanstalten würden Pleite machen. Die Wirklichkeit hat den amtlichen Wahrscheinlichkeitsrechnern unrecht gegeben. Das Vermögen der Versicherungsanstalten wuchs, ohne daß eine Erhöhung der Beiträge erfolgte, von Jahr zu Jahr enorm. hr Vermögensstand betrug am 1. Januar 1914 2105 491 550 M. Und dennoch soll's bei den 70 Jahren bleiben!

In den 90er Jahren wurde auch von bürgerlicher Seite der Antrag gestellt, die Altersgrenze herabzusehen und ferner die Invalidenrente bei einer um 50 Proz. verminderten Er­werbsfähigkeit zu zahlen( heute erhält Invalidenrente erst, wer mindestens 66 Proz. der Erwerbsfähigkeit ein­gebüßt hat). Der Bund der Landwirte, der bayerische Bauernbund und Antisemiten veranlaßten den Abg. v. Plötz in der Reichstagssession dahin gerichtete Anträge zu stellen. Sie wurden ebenso wie ähnliche Anträge abgelehnt. Im Jahre 1907 brachten die konservative und die freifonservative Partei im Reichstag als Initiativantrag die Herabsetzung der Alters­grenze auf 65 Jahre. Die Reichsversicherungsordnung bot Gelegen­heit, diese Initiativanträge zu verwirklichen. Da stimmten aber die Antragsteller selbst( bis auf zwei Abgeordnete) ihren eigenen Antrag nieder. Es blieb bei den siebzig Jahren und es fam nur zu dem eingangs erwähnten Verlangen in Artikel 84 des Einführungsgesetzes.

Inzwischen ist im Versicherungsgesetz für Angestellte das vollendete 65. Lebensjahr für den Bezug des Ruhegeldes festgelegt. Ruhegeld erhalten die Angestellten ferner schon dann, wenn ihre Arbeitsfähigkeit auf weniger als die Hälfte herabgesunken ist. Ferner zahlt eine Reihe ausländischer Staaten Altersrente vor dem 70. Jahre, so Belgien , Däne­mart, Frankreich , Italien , Rumänien und Ungarn . In Italien betspielsweise haben Arbeiterinnen nach vollendetem 55., Arbeiter nach vollendeten 60. Lebensjahre Altersrente zu be­anspruchen.

Der Etat des Reichs zeigte ferner, daß der Reichszuschuß bei weitem weniger beträgt, als die Verfasser der Reichs­bersicherungsordnung herauskalkuliert hatten. Statt 41, Millionen jährlich belief er sich auf rund eine Million. Das deckte insbesondere Genosse Moltenbuhr im Reichstage auf und ver langte eine Erhöhung der so schmalen Hinterbliebenenbezüge. Der Reichstag faßte dann auch am 22. Januar 1913 eine Resolution, die die Vorlegung neuer Berechnungen über die Belastung aus der Hinterbliebenenversicherung unter Verwen­dung der Erfahrungen im Jahre 1912 und 1913 verlangte.

Die dem Reichstage zugegangene Dentschrift tommt diesem Verlangen nach. Ihre 80 Seiten langen Untersuchungen darüber, ob eine Herabsetzung der Altersgrenze und eine Er­höhung der Hinterbliebenenbezüge stattfinden kann, sind negativ ausgefallen, aber nach feiner Richtung hin über­zeugend. Einen breiten Raum nimmt die Darlegung in Anspruch, daß durch der den Krieg die Beiträge Versicherungsanstalten zurückgegangen und die Zahl der anspruchsberechtigten Baisen gestiegen ist. Die Waifen­

Amtlich. Großes Hauptquartier, 22. November 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplatz.

Reine wesentlichen Ereignisse.

Die feindliche Artillerie zeigte lebhafte Tätigkeit in der Champagne, zwischen Maas und Mosel und östlich von Lunéville .

Deftlicher Kriegsschauplah.

Ein schwacher russischer Vorstoß gegen den Kirchhof von Flugt( nordwestlich von Dünaburg ) wurde abge­wiesen.

Sonft ist die Lage unverändert.

Balkankriegsschauplak.

Bei Socanica( im Jbar- Tal) wurden serbische Nachhuten zurückgeworfen. Der Austritt in das Lab- Tal ist beider­seits von Podujevo erzwungen. Gestern wurden über 2600 Gefangene gemacht, 6 Geschütze, 4 Maschinengewehre und zahlreiches Kriegsgerät erbeutet.

Im Arsenal von Novipazar fielen 50 große Mörser und 8 Geschütze älterer Fertigung in unsere Haud. Oberste Heeresleitung.

Der öfterreichische Generalstabsbericht.

ien, 22. November. ( W. Z. B.) Amtlich wird ver­lautbart: 22. November 1915.

Nichts Neues.

Russischer Kriegsschauplak.

Italienischer Kriegsschauplas.

Die Italiener sesten den Angriff auf den ganzen Görger Brüdentopf ebenso hartnädig wie erfolglos fort. Besonders erbittert war der Kampf im Abschnitte von Oslavija, wo die bewährte dalmatinische Landwehr, unterstützt durch das tapfere Krainer Infanterieregiment Nr. 17, den vorgestern noch in Feindeshand gebliebenen Teil unserer Stellung vollständig zurüc eroberte. Der Südteil der Podgora wurde fünfmal angegriffen. Die verzweifelten Borstöße der Italiener brachen jedoch teils im Feuer, teils in Handgranatenfämpfen zusammen. Im Abschnitte der Hochfläche von Doberdo waren die Anstrengungen des Feindes hauptsächlich gegen den Raum von San Martino ge­richtet. Nach starker Artillerievorbereitung vermochten die Italiener hier in unsere Kampffront einzudringen. Ein nächtlicher Gegen­angriff brachte aber das Verlorene bis auf ein kleines vor­springends Grabenstück wieder in unfrren Besitz. Nördlich des Brüdenkopfes von Görz überschritten schwächere feindliche Kräfte füdlich Zagora den Isonzo . Abends war aber das linke Fluß­ufer von diesen Italienern wieder gesäubert.

An der Tiroler Front hat es der Gegner in letter Zeit auf den Col di Lana besonders abgesehen, wohl um seinen zahlreichen Veröffentlichungen über Erfolge in diesem Gebiete ge­recht zu werden. Das italienische schwere Geschüßfeuer war hier gestern heftiger denn je; drei Angriffe auf die Bergfpite wurden abgewiesen.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Die im Gebiet von Gajnice fämpfenden f. und 1. Truppen warfen die Montenegriner aus ihren Stellungen am Nord­hange des Goles.Berges. Auch öftlich von Gorazde sind Gefechte im Gange. Eine österreichisch- ungarische Gruppe aus Nova Baros nähert sich Prijepolje. In Novipazar erbeutete die Armee des Generals von Köves 50 Mörser, 8 Feldgeschüße,

4 Millionen Gewehrpatronen und viel Kriegsgerät. Der noch östlich der Stadt verbliebene Feind wurde von deutschen Truppen vortrieben, in deren Hand er 300 Gefangene zurücklich. Die im Jbar- Tale vorbringende österreichisch- ungarische Kolonne cr stürmte gestern tagsüber 20 Kilometer nördlich von Mitrowiza brei hintereinander liegende serbische Stellungen. In der Dunkel heit bemächtigte sie sich durch Ueberfall noch einer vierten, wo­bei 200 Gefangene eingebracht und 6 Geschüße, 4 Maschinen­gewehre, eine Munitionskolonne und zahlreiche Pferde erbeutet wurden. Die Armee des Generals von Gallwik nahm in erfolgreichen Rämpfen südlich des Prepolac- Sattels 1800 Serben gefangen. Deftlich und füdöstlich von Pristina gewinnt der Angriff der ersten bulgarischen Armee trok zäheften serbischen Widerstandes stetig an Raum.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

im vierten Quartal 1914 und dann auf 18 583 im ersten Quartal 1915, auf 26449 im zweiten Quartal 1915 in die Höhe geschnellt. Gewiß sehr betrübende Zahlen. Aber: ist es gerechtfertigt, in der Berechnung diese Zahlen zu verwenden? Ist es nicht vielmehr selbstverständlich, daß für diese Opfer des Krieges die Allgemeinheit einzutreten hat? Die Zahl der Kriegshinterbliebenen darf bei Berechnung der Frage, ob eine Herabsetzung der Altersgrenze möglich ist, nicht berücksichtigt werden. Diese Frage ist aber nach den eigenen Angaben der Denkschrift unbedingt zu bejahen. Denn es tommt nur ein Reichszuschuß von 8%, Millionen jährlich in Betracht, um nach der eigenen Annahme der Regierung die Herabsetzung durchzuführen. Wir sehen davon ab, daß selbst diese 8 Millionen Mark noch zu hoch gegriffen sind: höchstens die Hälfe der Summe täme tatsächlich zum Ansag und wird durch die Ersparnisse, die das Reich an der Versicherung bereits gemacht hat, wettgemacht.

Die gesamte Berechnung der Regierung beruht auf Wahr­scheinlichkeitsannahme, deren trügerische Richtungen an ähnliche Berechnungen der Regierung erinnern, die von der Wirklichkeit denn zerzaust find. Erinnert sei nur an jene im Jahre 1887 auf­gestellte Wahrscheinlichkeitsberechnung über die voraussichtliche Zahl von Seemannswitwen. Der Reichsregierungsrechner errechnete auf 1000 versicherte Seeleute mindesten 103 unfall­rentenberechtigte Witwen. Deshalb wurde die Witwenrente ungeheuer schmal gestaltet. Und was sagte die Wirklichkeit? Nicht 153 Witwen, sondern 17, also der neunte Teil der errechneten Seemannswitwen tamen in Wahrheit in Betracht.

Genau so wenig wie damals stimmt die jeßige Rechnung. Die Zahl der Invaliden ist durch die Bereifungskommissionen. und absonderliche ärztliche Gutachten seit 1894 leider start herabgedrückt. Die Zahl der Altersrentner läßt sich nicht durch Bereisungen und durch medizinische Gutachten ändern: soll da die Wahrscheinlichkeitsrechnung heran, um Lasten vor­zuzaubern, die nie registriert werden können? Das geht nicht an. Die Herabsegung der Altersgrenze ist möglich und nötig. Möge der Reichstag da endlich ein entschiedenes Wort sprechen und die Altersgrenze mindestens anf 65 Jahre herabsehen.

Flucht der serbischen Regierung. London , 21. November. ( W. Z. B.) Daily Chronicle" meldet aus Athen : Die serbische Regierung hat die Stadt Mitrowica verlassen. Sie begab sich nach Süden, in der Richtung nach Dibra; fic wird vielleicht Zuflucht in Albanien fuchen.

Der bulgarische Kriegsbericht.

Sofia , 22. November. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 18. November: Die Operationen entwickeln sich günstig für uns auf der ganzen Front. Wir haben noch 1200 Manu gefangengenommen.

Sofia , 22. November. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 19. November: Die Offensive geht energisch vorwärts. Nach erbitterten Stämpfen haben sich unsere Armeen Pristina vom Norden und vom Osten genähert. Wir haben noch 1800 Mann gefangengenommen und dazu eine halbe Schwadron Kavallerie.

Der montenegrinische Bericht.

Cetinje , 22. November. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht bon gestern: Auf der serbisch- montenegrinischen Front mußten wir am 19. November energische Angriffe gegen den Fluß Lim aushalten. Unsere Sandschakarmee zog sich auf ihre Hauptverteidigungſtellungen zurüď.

Griechenland vor der Entscheidung.

Die Nachrichten aus Griechenland widersprechen einander, aber die der Entente ungünstigen scheinen zu überwiegen. Am vorteilhaftesten für sie ist noch die Reutermeldung, die im An­schluß an den Besuch Kitcheners bei dem König Konstantin und dem Ministerpräsidenten Skuludis ausgegeben wurde, die griechische Regierung habe sich bereit erklärt, die Forderungen der Entente im weitesten Sinne zu erfüllen, soweit die Be­ziehungen des Landes zu den anderen kriegführenden Mächten barunter nicht ernstlich litten. Allein auch sie kann im besten Falle so ausgelegt werden, daß Griechenland weiter den Durchzug der englischen und französischen Soldaten durch sein Gebiet gestatten will, daß es aber darauf besteht, die etwa vor den deutsch - österreichischen oder bulgarischen Armeen zurückweichenden Truppen zu entwaffnen. Denn es liegt auf der Hand, daß seine Beziehungen zu den Zentralmächten ,, ernstlich leiden" würden, wenn es den Geschlagenen gestattete, sich auf seinem Boden aufs neue zu sammeln.

Dr. Dillon, der Korrespondent des Daily Tele­ graph und Manchester Guardian", der zwar in Nom sitzt,