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Telegramm Adresse:

Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisvlas, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 26. November 1915.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernidrecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

Desterreichische Truppen auf montenegrinischem Gebiet.

Frankreichs   Finanzlage

und seine neue Anleihe.

Die Schulden der friegführenden Staaten wachsen in un­Heimlicher Weise an. Eine Milliarde nach der anderen ver­schlingt der Striegsmoloch. Werte, um deren Verausgabung noch vor wenigen Jahren in den Parlamenten wochenlang debattiert wurde, werden jest oft in wenigen Tagen ver­pulvert. Zurzeit ist wieder Frankreichs   Finanzminister, Herr Ribot, damit beschäftigt, neue Geldmittel zum Kriegführen heranzuschaffen, und zwar greift auch er, nachdem alle anderen Geldquellen erschöpft sind, nun zu einer unbegrenzten Renten­anleihe, deren Zeichnungstermin am 25. November begann und bis zum 15. Dezember dauern wird.

Lange hat sich Frankreichs   Regierung gesträubt, eine öffentliche Kriegsanleihe aufzunehmen. Sie hat auf jede andere Art sich Geld zu verschaffen versucht, denn wie es in der Phraseologie der französischen   Bourgeoispresse hieß, hätte Frankreich   nicht nötig, gleich zu Anleihen zu greifen. Aber jetzt ist der Augenblick gekommen, wo die französische   Regie­rung sich zu einer großen Anleihe hat entschließen müssen, und zwar zu einer, deren Bedingungen ungünstiger sind, als alle, zu denen seit Kriegsbeginn Deutschland  , England und, Desterreich Geld erhalten haben.

Wie in den übrigen Ländern rechnete man auch in Frank­ reich   zu Anfang des Krieges nicht mit einer langen Kriegs­dauer. Die Regierung erließ ihr Moratorium und nahm dann für ihre Geldbedürfnisse die Bank von Frankreich in Anspruch. Zunächst betrug der Vorschuß 2900 Millionen Frant, eine Summe, die dann mehr und mehr erhöht worden ist. Zur­zeit belaufen sich die Schulden der Regierung bei der Bank auf 7300 Millionen Frank.. Damit ging felbstverständlich eine schnelle Inbewegungsetzung der Notenpresse Hand in Hand, so daß heute der Gesamt- Notenumlauf sich auf 14,2 Milliarden Frank stellen dürfte.

Doch auf diesem Wege ließen sich allein die enormen Geldmittel zur Kriegführung nicht beschaffen. Schon im Sep­tember 1914 begann die französische   Regierung furzfristige Staatswechsel, sogenannte Nationalberteidigungs- Bonds, aus­zugeben. Sie fanden jedoch bei den französischen   Kapitalisten trotz des fortgesezten dringenden Appells an ihren Patiotismus so wenig Antlang, daß nach Ablauf des ersten Halbjahres noch immer nicht für 32 Milliarden Frant abgenommen maren. Um mehr Geld heranzuschaffen, griff deshalb die französiche Regierung zu der Ausgabe eines anderen Wert­papieres, der Nationalverteidigungs- Obligationen. Ihr Zins­satz wurde auf 5 Proz. festgesetzt bei einem Begebungskurs bon 96% Proz. und zehnjähriger Marimallaufzeit. Ferner erhielten die Käufer das Recht, diese Obligationen, falls Frankreich   vor 1918 eine Staatsanleihe aufnehmen sollte, gegen die neuen Anleihewerte zum Einsazkurs von 96% Proz. umtauschen zu können. Aber auch in diesem Fall erwies sich die Ribotsche Rechnung als nicht ganz richtig: die neuen Oblis gationen gefielen den Kapitalisten noch weniger als die Bonds. Nach den offiziellen Mitteilungen des Herrn Ribot sind von den Nationalberteidigungs Bonds jetzt im ganzen für 8353 Millionen Frant, von den Nationalberteidigungs- Obligationen für 3659 Millionen Frank abgesett.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 25. November 1915.( W. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah.

Es hat sich nichts von Bedeutung ereignet.

Deftlicher Kriegsschauplatz. Beeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg  . Bersemünde ist fest in unserer Hand. Die Zahl der Gefangenen hat sich auf 9 Offiziere und 750 Mann, die Bei den Beute auf 3 Maschinengewehre erhöht. Heeresgruppen des Generalfeldmaridhalls Prinz Leopold von Bayern und des Generals v. Cinsingen

ist die Lage unverändert.

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Balkankriegsschauplah.

Bei Mitrovica   wurden von den Truppen der Armee Stöveß etwa 10 000 Serben gefangen genommen, 19 Ge­schüße erbeutet. In den Kämpfen um Pristina   und an der Sitnica fielen 7400 Gefangene and 6 Geschütze in unsere Hand. Die Beute an Kriegsgerät und Vorräten ist erheblich. Oberste Sceresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 25. November.  ( W. Z. B.) Amtlich wird ver­lautbart: 25. November 1915.

Russischer Kriegsschauplah. Keine besonderen Ereignisse.

Italienischer Kriegsschauplak.

Die erbitterten Kämpfe im Raume zwischen der Wippach. Mündung und San Martino dauerten Tag und Nacht fort. Nördlich des Monte San Michele griff der Feind unauf­hörlich mit starken Kräften an. Mehrmals gelang es ihm, in unsere Gräben einzudringen. Immer jedoch, zulest in viel stündigem Nachtkampf, warfen ihn die braven alpenländischen Infanterieregimenter Nr. 7 und 27 wieder hinaus. Ein Angriff der Italiener auf den Monte San Michele scheiterte gleich allen früheren. Auch bei San Martino wogte der Kampf den ganzen Zag hin und her, bis es schließlich spät abends den bewährten Honvedtruppen gelang, auch hier unsere Stellung vollständig zurüdzugewinnen und zu behaupten. Der Brüdentopf von Görz, der Südteil der Stadt, dann die Ortschaften Savogna und Rupa standen unter heftigem Artilleriefeuer. Mehrere feind­liche Bataillone griffen bei Oslavija an. Sie wurden zurück­geschlagen, zwei Kompagnien vernichtet. Zwei unserer Flieger warfen Bomben auf Tolmezzo   ab.

Südöstlicher Kriegsschauplah.

Die Montenegriner wurden auch öftlich von Foca zu­rückgeworfen. Südöstlich von Sjenica überschritten wir die montenegrinische Grenze. Bei der gestern mit­geteilten Einnahme von Mitrovica   haben die t. und t. Truppen zehntausend Serben gefangen genommen und sechs Mörser, zwölf Feldgeschüße, zahlreiche Fuhrwerke Minnition aller Art, fieben Lokomotiven, einhundertdreißig Waggons und viel anderes Kriegsgerät erbeutet. Eine österreichisch- ungarische Kolonne gewann über Mitrovica   hinausrückend die Gegend von Bucitrn. Südlich davon sind deutsche und bulgarische Kräfte im Begriff, die Sitnica zu überschreiten. In den Kämpfen um Pristina   sind sechstausendachthundert Gefangene ein gebracht und sechs serbische Geschütze erbeutet worden.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: bon oefer, Feldmarschalleutnant.

mehr abwerfenden Rente wird also vom Finanzministerium selbst nur um 8 Proz. höher bewertet. Der Kurs der drei­prozentigen Rente betrug im Oftober trok aller Stügungen nur noch 65 Proz., und überdies boten die Nationalver teidigungsobligationen mit ihren Vergünstigungen ohne die Rückzahlungsprämien einen Zinsgenuß von 5,30 Proz. Weniger konnte man nicht gut bieten, wenn man nicht mit einem großen Mißerfolg redhmen wollte. So hat sich denn Herr Ribot entschließen müssen, auf einen Ausgabekurs von 88 Proz. Herunterzugehen und auf diese Weise der vor dem 1. Januar 1931 nicht rüdzahlbaren neuen Rente eine tat­sächliche Verzinsung von faft 5% roz. zu garan tieren. Frankreich  , der einstige große Geldgeber Ruß­ lands  , sieht sich also heute genötigt, faſt so viel zu bieten als Rußland  , dessen neue Milliardenanleihe zwar 5% Proz. Zinsen gewährt, aber nach den letzten Nach­richten zum Emissionskurs von 90 Proz. zur Ausgabe ge­Langt.

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Ueberdies hat die französische   Regierung sich noch sonst zur Gewährung von allerlei Vorteilen verstanden, die zwar geeignet sind, die Zeichnungssummen hinaufzuschrauben, dent Staatssädel aber kein neues Geld zuführen, sondern lediglich einem Teil der heute schwebenden Schuld die Umwandlung in eine fundierte Schuld erleichtern. So können die Zeichner zum Beispiel den vollen Betrag der von ihnen übernommenen Anleihe in den vorhin erwähnten Nationalverteidigungs- Bonds und Obligationen bezahlen, das heißt, die von ihnen bishes gefauften nationalen Wertpapiere einfach gegen die neuen höherverzinslichen umtauschen. Ebenso können auch die In­haber alter 3prozentiger Stente ein Drittel der von ihnen ge­fauften neuen Anleihewerte mit diesen alten Renten bezahlen, wobei ihnen überdies, unt sie zum Antauf der neuen Rente anzureizen, die alte Rente nicht mit 65, sondern mit 66 Proz. ohne Januarcoupon. angerechnet wird. Und schließlich wird nicht nur den Stäufern für ihre neuen Renten Steuerfreiheit zugesichert, sondern es wird ihnen auch, soweit sie Spar­faffenguthaben haben und nach dem Moratorium bisher davon nur alle 14 Tage 50 Frant abheben durften, geftattet, ihr Guthaben bis zur Hälfte ihrer ganzen Einlage einzufordern, falls sie für diesen Betrag neue Rentenwerte entnehmen.

Daß auf diese Weise eine große Zeichnungssumme zu stande kommen wird, ist kaum zweifelhaft, denn es sind neben 22 Milliarden Frank Sprozentiger Rente ja allein für 12 Milliarden Frank Nationalverteidigungswerfe im Umlauf. Eine andere Frage ist aber, was nach Abrechnung des bloßen Umtauschbetrages und der nicht ernsthaften Zeichnungen tat­sächlich an neuen Geldmitteln für den Staatsschaß übrig bleiben wird. Die nächste Zukunft wird's lehren. Immer hin zeigen, wie auch das Zeichnungs- und das spätere Ein­zahlungsergebnis ausfallen mögen, die neueren Anleihe­bedingungen, wie sehr auch der Staatskredit Frankreichs  während des Kriegsverlaufs gelitten hat.

Der bulgarische Kriegsbericht.

Sofia  , 25. November.  ( W. T. B.) Amtlicher Be­richt vom 23. November. Seit zehn Tagen waren er­bitterte Kämpfe um Pristina   im Gange. Nachdem unsere Armee heute endgültig die Serben im Norden, Osten und Süden umzingelt hatte, unternahm der Gegner die äußersten Anstrengungen, um sich in Pristina   zu halten; er konnte jedoch unserem Drud nicht widerstehen und wurde aus seinen letten Stellungen geworfen, worauf er gezwungen war, den Rückzug nach e ste u anzutreten. Um 21 Uhr nach mittags rückte zuerst ein Reiterregiment in die Stadt ein, dem unsere Truppen von der Nordfront und Abteilungen der be­nachbarten deutschen   Stolonne folgten. Die Zahl der Ge­fangenen ist noch nicht ermittelt. Griechenlands   Antwort an den Vierverband.

Außerdem hat das französische   Finanzministerium in Eng­land und den Bereinigten Staaten von Amerika   mehrfach turzfristige Schatwechsel untergebracht, freilich ebenfalls nur unter ungünstigen Bedingungen. So muß es z. B. für die jüngst in England erneuerten Schatzwechsel 5% Prozent Zinsen zahlen. Im ganzen beläuft sich die Summe dieser im Auslande begebenen Schatwechsel nach der offiziellen Auf­stellung vom 31. Oftober auf 1165 Millionen Frant. Ferner ist Frankreich   an der bei der Morgangruppe übernommenen englisch  - franzöfifchen 500- Millionen- Dollar- Anleihe mit 1250 Millionen Frank beteiligt, und zudem hat ihm die Bank von England   einen Stredit von 1500 Millionen Frank zur Be­Athen, 25. November.  ( W. T. B.) Meldung der Agence zahlung französischer Kriegsmaterialbestellungen in England Savas  . Die griechische   Regierung übergab gestern eingeräumt, wofür die Bant von Frankreich   500 Millionen schließlich zur Aufnahme einer großen Staatsanleihe ent- um 5 Uhr nachmittags die Antwort auf die Note Frank in barem Golde an das englische Zentralinstitut ab- schließen; doch hat man in den letzten Monaten die Aufnahme der Vierverbandsmächte. Die Antwort ist in sehr führen mußte. immer wieder hinausgeschoben, da man auf ein Gelingen freundschaftlichen Ausdrücken gehalten und gewährt die Das ist, wenn man alles zusammenrechnet, eine große Su- der französischen   Offensive hoffte. erwünschten Genugtuungen sowie alle als nahme der französischen   Staatsverschuldung seit Striegsbeginn. Der Ausgang des französischen   Angriffsverfuches hat notwendig betrachteten Bürgschaften. Es London  , 24. November.  ( W. T. B.) Das Reutersche Dennoch umfaßt fie feineswegs die Gesamtverschuldung. Mit- die Hoffnungen des Finanzministeriums zerstört. gerechnet sind zum Beispiel noch nicht alle Zahlungs- fieht sich heute gezwungen, die neue Anleihe unter Bureau meldet aus Athen  : Die Regierung beantwortete die berpflichtungen für noch unbezahlte Heereslieferungen in ganz ungewöhnlich harten Bedingungen Note der Entente. Wie verlautet, nahm sie die Forde­Frankreich wie im Auslande: eine Summe, die sich natürlich aufzunehmen. Wie die letzte deutsche Kriegsanleihe ist auch rungen an, daß die Truppen der Alltierten nicht feststellen läßt, gerade in Frankreich   aber besonders groß die neue französische nicht begrenzt und der Zinssatz beträgt nicht entwaffnet werden follen, sondern daß sein dürfte, denn es läßt, ebenso wie Rußland  , seine Liefe ebenfalls 5 Broz.; während aber der deutsche   Ausgabeturs fie auf griechischem Gebiete Attionsfrethett ranten, wo es geht, möglichst lange auf die Auszahlung der 99 Proz. betrug, ist der französische auf 88 Pro3. fest- haben follen. Was deren Sicherheit, ferner die Er fälligen Beträge warten. gefekt, 11 Pro3. weniger. Das ist sehr bitter für Frant- leichterung bezüglich der Eisenbahnen und des delegraphen Solches Pumpsystem ließ sich auf die Dauer nicht fort- reich; denn vor dem Kriege stand seine dreiprozentige Rente betrifft, so behält sich die griechische Regierung die setzen, und so mußte sich auch die französische   Regierung noch auf 80 Proz. Der Kurs der neuen, 2 Pro3. Zinsen genaue Erwägung aller Einzelheiten vor.

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