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32. Jahrgang.
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisvlas, Nr. 151 90-151 97.
Sonntag, den 28. November 1915.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. ferniprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.
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Die deutsch - englische Konkurrenz| Meldung des Großen Hauptquartiers.aren 1909-1913 wurden fchägungsweiſe etwa 1241 Mil
Unter denen, die sich überhaupt bemühen, den Ursachen des jezigen Völkerringens tiefer nachzugehen und sich nicht damit begnügen, die Verruchtheit einzelner Staatsmänner anzuflagen, ist die Ueberzeugung ziemlich. allgemein ver. breitet, daß die wachsende und stets erbitterter werdende Konfurrenz zwischen der deutschen und der englischen Industrie es war, die eine. Auseinandersetzung: mit Waffengewalt geradezu unvermeidlich gemacht habe. Die Vertreter dieser Ansicht können sich auch darauf berufen, daß vor dem Kriege fchon seit Jahren in der Welt des englischen Handels und der englischen Industrie eine stark deutsch - feindliche Stimmung herrschte, der deutsche Fabrikant und Raufmann aller möj lichen ichlechten Braftifen bezichtigt und ihm auf dem Wege der Gesetzgebung und der privaten Initiative die verschieden ften Hindernisse in den Weg gelegt und Schwierigkeiten bereitet wurden.
Aber es mußte doch sehr auffallen, daß diese Feindseligteit gegenüber dem Konkurrenten fich fast ausschließlich gegen die Deutschen richtete, nicht aber gegen die Amerifaner, obgleich deren Ausfuhrhandel noch raicher zunahm als der der Deutschen und obwohl sie aus verschiedenen Gründen. gerade für die englische Industrie besonders gefährliche Rivalen fein mußten. Die Bertreter der Ansicht, daß ber Konkurrenzneid der Engländer die zum Weltfrieg treibende Straft gewesen sei, berufen sich mit Vorliebe auf den Vergleich bon Verhältniszahlen, die zeigen, daß der deutsche Ausfuhrhandel in Fabrifaten rascher gestiegen sei als der Englands. In der Tat stieg die durchschnittliche Jahresausfuhr von Fabrifaten aus England vom Jahrfünft 1890-94 bis zum Zahrfünft 1907-1911 bloß um 64,5 Bros., aus Deutschland in derselben Zeit aber um 140 Broz. Es wird aber bei solchen Gegenüberstellungen gewöhnlich unterlassen, darauf hinzuweisen, daß die amerikanische Fabrikatausfuhr in derselben Beit um nicht weniger als 317 Broz. zunahm, und daß trogdem von einem Handelsneid gegenüber den Yankees in England nicht viel zu spüren war.
Nun hat aber auch schon Genoffe ofrichter in der Neuen Beit" gezigt, daß solche oberflächlichen Vergleiche überhaupt irreführend find, daß die englische Industrie, die um die Wende des Jahrhunderts tatsächlich ins Hintertreffen zu kommen drohte, sich im letzten Jahrzehnt wieder ganz mächtig emporgerafft hat, und daß endlich gerade die starken Industriestaaten am meisten auf den gegenseitigen Berkehr und damit auf das wirtschaftliche Gedeihen auch des Konkurrenten angewiesen sind, der zugleich ihr bester Runde ist.
Troß alledem ist es sicher, daß der englische Fabrikant ein bequemeres Leben hatte und mit geringerer Mühe größe ren Profit einfacte, solange England allein die Fabrik der Welt war, umgeben von Agrarländern, die ihm seine Fabrikwaren teuer abkauften. Doch diese Beiten sind unwiederbringlich dahin, nicht nur Deutschland ist mittlerweile zum Industriestaat geworden, in der ganzen Welt schießt der induftrielle Rapitalismus mächtig empor, und ein Krieg, an dem England selbst sich beteiligt, ist sicherlich heute das ungeeignetste Mittel, diesem Staat die verlorene Beherrschung des Weltmarktes zurückzugewinnen.
Amtlich. Großes Hauptquartier, 27. November 1915.( W. T. B.)
Auf dem westlichen und östlichen Kriegsschanplah keine wesentlichen Ereignisse.
Balkankriegsschauplah.
Defterreichisch- ungarische Truppen haben das Gelände südwestlich von Mitrovica bis zum Klina- Abschnitt vom Feinde gesäubert. Die Zahl der bei und in Mitravica gemachten Gefangenen erhöht sich um 1700.
Westlich von Pristina find die Höhen auf dem linken Sitnica Ufer von deutschen Truppen besett. Weitere 800 Gefangene fielen in unsere Hand.
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Südlich der Drenica haben bulgarische Truppen die allgemeine Linie Goles- Stimlja- Jezerce- Ljubotin überschritten. Oberste eet esleitung.
Der öfterreichische Generalstabsbericht.
Wien , 27. November. ( W. Z. B.) Amtlich wird ver lautbart: 27. November 1915.
Nichts Neues.
Russischer Kriegsschauplas.
Italienischer Kriegsschauplah.
Die Artillerie und Angriffstätigkeit der Italiener erstreďte sich gestern auf die gange füstenländische Front. Borstöße gegen unsere Stellungen auf dem Mrzli Brh und südlich dieses Berges wurden teils im Handgemenge, teils vor den Hindernissen unter schweren Verlusten des Feindes abgewiesen. Vor dem Tolmeiner Brüdentopf hielt unsere Artillerie jeden Angriffsversuch nieder. Auch bei Blava griffen die Italiener vergebens an. Am heftigsten waren die Kämpfe am Görzer Brüdentopf. Bei Dslavija schlugen Abteilungen des Dal matinischen Infanterieregiments Nr. 22 sechs feindliche Stürme blutig ab. Das gleiche Schicksal hatten starte Angriffe gegen Bevma und die Podgorahöhen. Die Stadt Görz steht unter andauerndem Feuer schwerer Kaliber. Einer unserer Flieger brachte im Luftkampf einen feindlichen Doppeldecker zum Absturz nach San Lorenzo bi Moffa, wo das italienische Flugzeug durch unsere Artillerie zusammengeschossen wurde. Jm Abschnitte der Hochfläche von Doberdo endete das Gefecht am Nordhang des Monte San Michele mit der vollen Behauptung unserer Kampffront. Am Sübhang des Berges gerieten die feindlichen Angriffsbewegungen schon in unserem Geschüßfeuer ins Stoden. An ber Tiroler Front wurden vereinzelte Angriffsversuche in den Dolomiten vereitelt.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Jm Raume von Cajnica und im Sandfchat Novi. pazar ist die Lage unverändert. Auf der Suha Planina, westlich von Mitrovica , warfen unsere Truppen die Serben gegen die montenegrinische Grenze zurüd. Die Zahl der Gefangenen erhöht fich stündlich. Jn Mitrovica wurden seit Einnahme der Stadt 11000 ferbische Soldaten und 3500 wehrpflichtige Zivilisten eingebracht. Bei Pristina wurden neuerlich 800 Mann gefangen genommen. Auch weit hinter den Armeefronten werden viele Bersprengte aufgegriffen.
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Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: bon Hoefer, Feldmarschaleutnant.
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Doch selbst wenn es wahr wäre, daß Englands Industrie bor der Gefahr stände, von der Deutschlands nicht nur überholt, sondern sogar vom Weltmarkt verdrängt zu werden, würde das den Untergang der englischen Bourgeoisie bedeuten? Für das Proletariat Englands wäre das sicherlich ein fehr schwerer Schlag; denn wenn die Industrie eines Landes fich nicht mehr ausdehnt( was allerdings mit der Ausdehnung des Ausfuhrhandels feineswegs gleichbedeutend ist), wächst die Arbeitslosigkeit, und was das bedeutet, braucht man Ar- effengegenfäße zwischen England und Deutschland wegzubeitern nicht erst flarzumachen. Aber für die Bourgeoisie ist deuten, diese Frage ganz entschieden. Der englische Reich es ziemlich gleichgültig, aus welchen Quellen fie ihren Profit tum" fagt er hat seine Quellen in solchen Wirtschaftsbezieht. Wenn der Brofit lockt, exportiert der Sapitalist sein weigen, bie in feiner Statistik des Warenhandels erscheinen. berfügbares Kapital, und ebenso gerne legt er es in Kautschuf. Die hauptsächlichsten find das Geschäft in den Kolonien, die plantagen wie in Straßenbahnen, in Hochöfen wie in Schiff Schiffahrt und er Bankverkehr." fahrtsunternehmungen an. Der Profit stinkt ebenso wenig Bon der ersten dieser Reichtumsquellen, bem Geschäft in wie das Geld überhaupt, aus welcher Quelle fie auch stammen ben Rolonien, sagt Jastrow allerdings selbst, daß sie heute für mögen. Auf die Interessen und Wünsche der herrschenden England nicht mehr die überragende Bedeutung von einst Klassen aber allein fommt es in der äußeren Bolitik an; habe. Die einzige Befizung, die noch wirkliches Ausbeutungsdenn auch in dem parlamentarisch regierten England fieht sich, objekt ist, fei Indien . In der Tat hat aber auch die Ergiebigmie wir ja miterlebt haben, das Volk plöblich vor vollzogene feit Indiens in ben letzten Jahren abgenommen. Das Kapital Tatsachen gestellt, mit denen es sich abfinden muß, fo gut es befolgt rücksichtslos den Grundiak:„ Wo es mir gut geht, dort fann. Spielt nun tatsächlich der industrielle Gewinn für die ist mein Vaterland." Die Nationalität oder Staatszugehörigenglische Bourgeoisie auch heute noch jene beherrschende Rolle, feit ist ihm fo gleichgültig, wie nicht bem baterlandslosesten wie diejenigen vorausiegen, die in der deutsch - englischen Kon- Sozialdemokraten. Nach einer Schätzung Neymard 3 waren furrenz die Ursache des Krieges erblicken? furz vor Kriegsausbruchs etwa 821 Milliarden französischen
fionen Pfund Sterling englisches Kapital neu investiert. Dabon entfielen auf das Inland 236,5 Millionen, auf das Ausland 565 und auf die Kolonien insgesamt 439,5 Millionen. Zieht man aber von dieser Summe die Anlagen in Südafrika , Kanada und Australien ab, die ja selbständige Staaten und nicht Kolonien in bem Sinne sind, wie wir das Wort sonst gebrauchen, so bleiben nur 116 Millionen Rapitalanlagen in englischen Kolonien, während zur selben Zeit z. B. in Nußland allein gegen 42 Millionen englisches Kapital Anlage fand. Es wäre also richtiger gewesen, wenn Jastrow statt des Geschäfts in den Kolonien die Kapitalinvestitionen im Auslande überhaupt genannt hätte, die zwar nicht für das englische Proletariat, wohl aber für seine Rapitalisten eine starke Quelle der Bereicherung darstellen.
Bon ungeheurer Bedeutung für Englands Reichtum und Wohlfahrt, und zwar auch der arbeitenden Klassen, ist seine Schiffahrt und was damit zusammenhängt, der Schiffbau, der Ueberseehandel ufm.; die wirkliche oder angebliche Bedrohung biefer mächtigen Interessen ist es vor allem, was das Gemüt des englischen Volkes in Aufregung bringt. Das Bankwesen hingegen, das Jastrow als dritte Reichtumsquelle Englands anführt, ist eine Angelegenheit, die lediglich die Profitintereffen der Bourgeoisie berührt, die der Arbeiterschaft nur in fehr geringem Maße.
Für diese ist und bleibt bie Industrie natürlich stets der weitaus wichtigste wirtschaftliche Rückhalt. Daß der Zustand des englischen Wirtschaftslebens aber in dieser Hinsicht bei Ausbruch des Arieges noch feine großen Besorgnisse einzuFlößen brauchte, geht wohl daraus hervor, daß z. B. der industrielle Verbrauch an Baumwolle pro Kopf der Bevölkerung in Deutschland nur ein Drittel sobiel ausmachte wie in England, die Kohlenförderung nicht viel mehr als ein Drittel. Selbst in der Noheisenproduktion hatte England im Verhält nis gu feiner Bevölkerung noch einen Vorsprung; nur in der Stahlproduktion stand es hinter Deutschland zurüd.
Trotzdem konnte Walther athenau, ein Mann nicht der grauen Theorie, sondern der lebendigen Pragis, eine Studie über die englische Industrie, die er damals mit sehr fritischen Augen aniah, mit den Worten schließen( Reflexionen, Leipzig 1908, S. 142):
Die geographifche, wirtschaftliche und kulturelle Mission Englands ist, das Meer zu regieren und Marktplatz und Messe aller Länder zu fein, der Stialto der Welt. Diesem Monopol ist die Landwirtschaft zum Opfer gefallen, und mit Recht. Die Industrie, richtiger: die industrielle Weltstellung, wird ihr folgen. Und England wird nur um so mächtiger in seinem alten Beruf dastehen.
Es gibt Leute bei uns und anderswo, die glauben, England sei eine Infel, so groß etwa wie Frankreich und ebenso dicht bevölkert. Nein: diefes Inselreich ist nichts als der Markt der ganzen und das Verwaltungsgebäude eines vollen Dritteils der bewohnten Erde. Ob in diesem Riesenpalast irgendwo abseits ein wenig gehämmert, gegoffen, gekocht oder gesponnen wird, ist im größeren Sinn ohne Bedeutung. Wir anderen sind Handwerker, die von ihrer Arbeit leben. Diese aber leben vom Regieren und vom Beschüßen.'
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Nachdem in den letzten Tagen eine Entspannung in den Beziehungen der Entente zu Griechenland eingetreten war, die darauf hinwies, daß der Boden für ein Rompromiß gefunden war, brachte der Mailänder Secolo" die überraschende Mitteilung, Sonnino habe im italienischen Ministerrat offiziell erklärt, Griechenland fei bereit, in einigen Tagen mit einer teilweisen Demobilisierung zu beginnen. Gin Drahtbericht des„ Berfiner Tageblatt" aus Lugano bestätigte diese Mitteilung. Danach babe Griechenland tatsächlich versprochen, in wenigen Tagen eine teilweise Abrüstung vorzunehmen, um der Entente einen Beweis feiner friebfertigen Gesinnung an geben. In feiner gestrigen Abendnummer bemerkte das B. I." zu dieser Meldung:
Wir wiffen nicht, was Sonmino feinen Kollegen im Minifterrat erzählt hat, und es kann sein, baß ihm die angebliche Erklärung bom Secolo" fälschlich zugeschrieben worden ist. Aber wir glauben, jagen zu fönnen, daß eine solche Gr lärung, falls sie abgegeben worden sein sollte, in keiner Weise den Tatsachen entspricht. Die Frage der Demobilisierung hat überhaupt nicht ben Gegenstand von Verhandlungen zwischen Griechenland und den Ententemächten gebildet, und von griechischer Seite ist niemals und niemandem gegenüber eine teilweise to bilifierung versprochen worden."
Wie es nun mit der griechischen Demobilisierung auch steht, In einem kürzlich im Ulstein- Verlag erschienenen Büch- Kapitals im Ausland angelegt, Savon 912 in Rußland , jedenfalls zeigen die Pariser Blätter, wenn sie auch wie die italielein Das englische Gesicht", das überhaupt zur Orientie- 312 in Spanien und Portugal , ebensoviel in Aegypten und nischen noch recht steptisch sind, eine gewiffe Genugtuung über die rung über englische Verhältnisse im ganzen recht geeignet ist, ganze 21/2 Milliarden in dem ganzen riesigen französischen Nachgiebigkeit Griechenlands . So bemerkt Petit Parisien", daß berneint Prof. Jastrow, dem man Voreingenommenheit Solonialreich, weniger als in Südamerika und kaum mehr als die Antwort Griechenlands auf die Rote des Vierverbandes äußerst für England beute wahrlich nicht nachlagen fann, und der in Defterreich- Ungarn . Das englische Kapital strömt aller- fchnell erfolgt fei, und daß Ministerpräsident Sku ludis in fost gewiß nicht von der Zendenz beherrscht wird, wirkliche Inter- dings mehr nach den eigenen Rolomien, doch darf man auch allen Puntten Genugtuung gewährt habe. Das Blatt