Nr. 329.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morinplay, Nr. 151 90-151 97.
Montag, den 29. November 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplat, Nr. 151 90-151 97.
Die großen Operationen gegen das serbische Heer abgeſchloſſen
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Großes Hauptquartier, den 28. November 1915.( W. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplatz.
Nach erfolgreicher Sprengung in der Gegend von Neuville( zwischen Arras und Lens) besetzten unsere Truppen den ESprengtrichter und machten einige Gefangene.
An verschiedenen Stellen der Front fanden Handgranaten- und Wurfminenkämpfe statt. In der Cham pagne und in den Argonnen zeigte die feindliche Artillerie lebhafte Tätigkeit.
Deftlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg . Ein feindliches Flugzeug wurde bei Buschhof( südwestlich von Jakobstadt) durch Maschinengewehrfeuer heruntergeschossen. Es stürzte zwischen den beiderseitigen Stellungen ab und wurde in der Nacht von unseren Patrouillen geborgen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarichalls Prinz Leopold von Bayern. Nordöstlich von Baranowitschi wurde ein russischer Borstok abgewiesen.
Beeresgruppe des Generals v. Cinfingen. Nichts Neues.
Balkankriegsschauplah.
Die Verfolgung wird fortgesetzt.
Südwestlich von Mitrovica wurde Rudnik besett. Heber 2700 Gefangene fielen in die Hand der verbündeten Truppen. Zahlreiches Kriegsgerät wurde erbeutet.
Mit der Flucht der kärglichen Reste des serbischen Heeres in die albanischen Gebirge sind die großen Operationen gegen dasselbe abgeschlossen. Ihr nächster Zweck, die Deffnung freier Verbindung mit Bulgarien und dem Türkischen Reich, ist erreicht.
Die Bewegungen der unter der Oberleitung des Generalfeldmarschalls v. Mackensen stehenden Heeresteile wurden begonnen von der österreichisch- ungarischen Armee des Generals v. Koeves, die durch deutsche Truppen verstärkt war, gegen die Drina und Save und von der Armee des Generals v. Gallwiß gegen die Donau bei Semendria und Ram- Bazias am 6. Oktober, von der bulgarischen Armee des Generals Bojadjieff gegen die Linie Negofin- Birot am 14. Oktober.
An diesem Tage setten auch die Operationen der 2. bulgarischen Armee unter General Todorow in Richtung auf Skoplje- Veles ein.
Seitdem haben die verbündeten Truppen nicht nur das gewaltige Unternehmen eines Donau - Ueberganges angesichts des Feindes, das überdies durch das unzeitige Auftreten des gefürchteten Koffowa- Sturmes behindert wurde, schnell und glatt durchgeführt, und die feindlichen Grenzfestungen Belgrad , bei dessen Einnahme sich neben dem brandenburgischen Reserve- Korps das österreichisch
ungarische 8. Armeekorps besonders auszeichnete, Zajecar, Knjazevac, Pirot , die in die Hände unserer tapferen bulgarischen Verbündeten fielen, bald überwunden, sondern auch den durch das Gelände unterstützten zähen Widerstand des kriegsgewohnten und sich brav schlagenden Geg. ners völlig gebrochen. Weder unergründliche Wege, noch unwegsame, tief verschneite Gebirge, weder Mangel an Nachschub noch an Unterkunft haben ihr Vordringen irgendwie zu hemmen vermocht. Mehr als 100 000 Mann, d. h. fast die Hälfte der ganzen serbischen Wehrmacht, sind gefangen, ihre Verluste im Kampf und durch Verlassen der Fahnen nicht zu schäßen, Geschüße, darunter schwere, und vorläufig unübersehbares Kriegsmaterial aller Art wurden erbeutet. Die deutschen Verluste dürfen recht mäßig genannt werden, so bedauerlich sie an sich auch sind. Unter Krankheiten hat die Truppe überhaupt nicht zu leiden gehabt. Oberste Heeresleitung.
Der öfterreichische Generalstabsbericht.
Wien , 28. November. ( W. T. B.) Amtlich wird ver. lautbart 28. November 1915:
Russischer Kriegsschauplah.
Keine befonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplah.
Die Italiener festen ihre Angriffstätigkeit an der ganzen füstenländischen Front fort. Ihre nach wie vor vergeblichen Anftrengungen des geftrigen Tages kosteten sie besonders große Blutopfer. Am schwersten war der Kampf am Görzer Brückenkopf, wo der Gegner durch unausgesette Angriffe mit immer wieder frischen, starken Kräften, namentlich bei Oflavija, längst der Straße durchzubrechen versuchte. Kurze Zeit war die Kuppe nordöstlich des Ortes in Feindeshand; nach heftigem Feuer unserer Artillerie gewannen unsere Truppen alle ursprünglichen Gräben stürmend zurück. Auch im Südteil der Podgora- Stellung drangen die Italiener ein, wurden wieder hinausgeworfen und durch wirksamstes Feuer verfolgt. Das Gelände vor dem Brückenkopf ist mit Feindes. leichen bedeckt. Bei Oslavija allein liegen über tausend. Am Rande der Hochfläche von Doberdo beschränkten sich die Italiener auf einen Vorftok südwestlich San Martino, der abgewiesen wurde. Ebenso fruchtlos waren alle Angriffe im nördlichen Isonzo - Abschnitte, so bei Zagora, Plava, gegen
mehrere Stellen des Tolmeiner Brückenkopfes, den Mrzli Vrh, wo vierhundert Tote vor unserer Front liegen, und auf die Brfic- Stellung. Die Lage ist somit unverändert, die IsonzoFront fest in der Hand unserer Truppen. An der Tiroler Grenze wurde ein Angriff auf unsere Stellungen am Westhange des Monte Piano und bei der Schluderbacher Grenzbrüde blutig abgeschlagen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
mal
Die an der Nordgrenze von Montenegro kämpfenden 1. und t. Truppen haben gestern den Feind über den MetalfaSattel zurückgeworfen. Auch das Grenzgebiet von Gelebic wurde gesäubert. Eine von Mitrovica vordringende öfterreichisch- ungarische Kolonne gewann an der nach Ipek führenden Straße die montenegrinische Grense. Es wurden in diesem Raume abermals 1300 gefangene Serben eingebracht. Die Bulgaren besezten den Goles- Brdo füdwestlich von Pristina und die Höhen westlich von Ferizovic.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
blidlichen Umständen unzureichend sein kann, Stuludis gebeten, Ergänzungsperfonal einzustellen, das Was der Vierverband von Griechenland will. wir liefern fönnten. Nicht weniger delikat in den Einzelheiten Baris, 28. November. ( W. T. B.)" Betit Parisien" ist die Verhandlung, die sich auf das Recht der franzö bemerkt zu den Athener Berhandlungen: Nachdem fisch englischen Flottillen erftreden wird, die die griechische Regierung eine grundsätzliche Antwort erteilt Buchten der griechischen Inseln daraufhin zu untersuchen, wo bat, beraten die Gesandten des Bierverbandes mit Skuludis ſich deutsche und österreichisch ungarische Untersee boote berbergen und verpflegen. eine gewisse Bahl genauer Punkte. Es genügte tatsächlich Erst wenn Griechenland auf alle diese Punkte günstig geant nicht, daß wir die formelle Busage des Ministerpräsidenten und des Königs hatten, diejenigen unserer Truppen, die die wortet hat, wird seine Neutralität sich im vollsten Sinne des griechische Grenze überschreiten fönnten, nicht zu beunruhigen. Wortes der von seinen Staatsmännern angewandten Formel Es genügte nicht mehr, daß Skuludis einen Teil der bei einer wohlwollenden Neutralität angepaßt haben. Saloniki lagernden Divisionen nach den albanischen Grenz- Der französische Bericht über die gebieten schickt. Es ist notwendig, daß wir wissen, ob wir in den Grenzen der bekannten Notwendigkeiten den Gebrauch Saloniki, 28. November. ( W. T. B.)( Meldung der Agence der Eisenbahnen haben werden, die von Saloniti nach Monastir gehen und besondere Wichtigkeit haben Savas .) Infolge des schlechten Wetters und des Schnees fönnten, und ferner derjenigen Bahnen, die nach keinerlei Tätigkeit an der französisch- engGemaheli, Doiran, Demir Siifar und Seres lischen Front. Die Serben haben Katschanit vollständig verlaufen. Obendrein haben wir, da das Personal dieser Streden, laffen und sich in der Richtung auf Albanien auf den Straßen, die im allgemeinen wenig belastet waren unter den augen- die nach Stutari, Qurazzo und Santi Quaranta führen, zurüdge
Balkankämpfe.
zogen. Die Eisenbahnlinie von Uestüb nach Mitrovica ist voll. ständig von den Oesterreichern, Deutschen und Bulgaren besetzt. Die Bulgaren , verstärkt durch Abteilungen, die von Statschanik hertamen, haben gestern die Serben angegriffen.
Sarrail berichtet.
Zürich , 28. November. ( T. U.) Agence Havas meldet aus Saloniki: Infolge des Rückzuges der Serben gegen Monastir hat die Heeresleitung gestern die Brüden von Wozerzi an der Tscherna und von Gradsko bei Wardar sprengen lassen, nachdem die letzte französische Patrouille, die über Pdobriste, Mrzen und Kamendol tam, wieder auf das rechte Tschernaufer gelangt war. Jetzt bildet die Tscherna eine sichere strategische Stellung gegen eventuelle Angriffe der Bulgaren .
Der montenegrinische Bericht.
Cetinje , 28. November. ( W. Z. B.) Amtlicher Bericht vom 25. November. Es wird nichts Besonderes von den montenegrinischen Grenzen gemeldet. Der Feind beschränkte sich auf Erkundigungen, ohne daß zu erkennen war, gegen welche Stelle sich seine Hauptaktion, die er offenbar feit einigen Tagen vorbereitet, richten wird.
Friedensstimmen aus England.
n
Aus Anlaß der Nede Trevelyans im Unterbaus und der Antwort Bonar Laws darauf, der zugab, daß die Zeit kommen werde, wo eine ausführliche Beantwortung der Fragen Trevelyans am Blage fein würde, fagt Socialdemokraten"( Kopenhagen ) am 28. 11.: Diese aufsehenerregende Debatte ist in Wirklichkeit Friedensvorbote. Der Feind des Friedens war bisher der englische Glaube, daß die Zeit der beste Bundesgenosse Englands sei, ein Glaube, der fleißig gepflegt und auch in neutralen Ländern berbreitet war. Ale Friedensgerüchte wurden als deutschfreundliche Manöver gestempelt.
Denn wenn
Jetzt scheint sich die Auffassung zu ändern. Denn wenn auch England noch sechs bis zehn Striegsjahre aushalten lann: Frankreich und Rußland können es nicht. Und was würde in dieser Zeit aus dem belgischen, polnischen und serbischen Volt werden, für deren Freiheit man angeblich fämpft?
Die Vorbedingungen für erfolgreiche Friedensverhandlungen haben sich sichtlich gebeffert. Die Hauptschwierigkeit ist die gute militärische Lage der Mittemächte. Sollten die Bierverbandsmächte irgendwo einen Vorteil gewinnen, so wäre der geeignete Moment für Friedensverhandlungen da."
Die Die Glasgower Arbeiter gegen den Krieg.
Die Glasgower Labour Party, die die Gewerkschaften, die Genossenschaften und die Sektionen der unabhängigen Arbeiterpartei vereinigt, hat beschlossen, der Jahreskonferenz der Arbeiterpartei mehrere Resolutionen vorzulegen, die folgende Punkte betreffen: das Bedauern, daß nach Kriegsausbruch keine offizielle Konferenz zur Festsegung der Parteipolitit einberufen worden ist; das Bebauern über die Teilnahme der Arbeiter. partei an der Regierung; das Bedauern über die Teilnahme am Rekrutierungsfeldzug und über die von den daran teilnehmenden Parteirednern betriebene Rechtfertigung des Krieges durch die Unterstützung der auswärtigen Politik der verflossenen Ii beralen Regierung. -
Die Resolutionen wurden mit großer Mehrheit ange nommen, was um so mehr Aufmerksamkeit verdient, als Glasgow ein Zentrum der Munitionsindustrie ist. Die Partei beschloß auch die Entsendung eines Delegierten auf die Jahreskonferenz, um dort die Resolutionen zu ver treten.
Englisch - französische Gegensätze?
In Deutschland ist vielfach die Anschauung verbreitet, daß England die Absicht habe, den von ihm befezten Teil Nordfrankreichs, insbesondere Calais nach dem Kriege zu behalten. Angeblich fon baber in Frankreich eine große Erbitterung gegen England herrschen. Diesem Märchen tritt in der schon einigemal bei uns erwähnten Artikelferie( des„ Berliner Tagebl.") auch Dr. Hans Vorft entgegen. Artikelferie( des„ Berliner Tagebl.") auch Dr. Hans Vorst entgegen. Auf seiner Fahrt von Paris nach London berührte er die englischett Truppenlager in Nordfrankreich und bemerkt dazu:
„ Es macht in der Tat den Eindrud, als wenn fie fich dort fchon ganz häuslich niedergelassen hätten. Aber wenn in der deutschen Bresse wiederholt Nachrichten darüber aufgetaucht sind, daß die Engländer Anstalten machten, Calais und einen Teil des besetzten Gebietes auch nach dem Kriege zu bebalten, und daß sich infolgedeffen in Frankreich schon eine heftige Eifersucht oder gar Feindseligkeit gegenüber den Ergländern geltend mache, so gehört das natürlich durchaus in das Gebiet der Phantasie. Ich habe keinen Franzosen oder Engländer getroffen, der mur im entferntesten an derartige Eventualitäten dächte. Schon weil eine solche abenteuerliche Raubpolitik in unserer geit tei Boden mehr