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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Ami Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 1. Dezember 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Immer neue Kraftanstrengungen der Italiener am Jiouzo.

Der eigentliche Sieger.

Als der jetzige Weltkrieg begann, wurde von Stennern des internationalen Handels und Geldverkehrs sofort die Ansicht ausgesprochen, daß den größten wirtschaftlichen Vorteil aus dem Kriege voraussichtlich weder England noch Deutschland ziehen würde, ganz gleich, wem schließlich nach erschöpfendem Ringen der Sieg zufallen werde sondern die Ver­ einigten Staaten von Amerika . Die Verdrängung des deutschen Handels vom Weltmarkt, besonders vom süd­amerikanischen Markt, werde dem nordamerikanischen Ausfuhr­handel nicht nur eine günstige Gelegenheit bieten, in Süd­ amerika sein Absatzgebiet auszudehnen, sondern durch die kurz vor dem Krieg unternommene Bankreform in ihrer Aktions­fähigkeit gestärkte New Yorker Banffinanz könnte auch, falls sie einigermaßen geschickt und energisch zu operieren ver­stände, die Beherrschung des südamerikanischen Geschäfts­lebens durch das englische Bankgeschäft wesentlich ein­schränken und sich in kurzer Zeit in Südamerika einen finanziellen Einfluß verschaffen, wie sie ihn unter normalen Verhältnissen faum in zwei, drei Jahrzehnten zu erringen hoffen dürfte. Zudem würden die kriegführenden Länder wahrscheinlich in die Lage kommen, große Mengen von Nahrungsmitteln aus dem Vereinigten Staaten - Gebiet zu be­ziehen, sowohl für die Unterhaltung der Heere, als für die durch den Krieg aus ihrer Arbeitstätigkeit herausgerissene Zivilbevölkerung. Der Erfolg solchen vermehrten Erports aber könne nur ein schneller Zufluß von Geldmitteln nach der Union sein: ein Zufluß, der alsdann wieder zu einem Mittel werde, die Offensivkraft der nordamerikanischen Finanz auf ihrem südamerikanischen Interessengebiet zu verstärken.

Wie die Erfahrung der abgelaufenen 16. Striegsmonate lehrt, hatten jene Volkswirtschaftler, die in dieser Weise falkulierten, durchaus recht, wenn auch im einzelnen die Entwicklung des nordamerikanischen Handels- und Finanzgeschäftes etwas andere Bahnen eingeschlagen hat, als sie voraussahen. Der Versuch, den Waren­export nach Südamerika wesentlich auszudehnen, scheiterte daran, daß die südamerikanischen Staaten schon vor dem Kriegsausbruch sich in einer wirtschaftlich ungünstigen Lage befanden, und nach Beginn des Krieges, der diese Lage in einigen Staaten, z. B. in Argentinien und Brasilien , zu einer gefährlichen Strise steigerte, gar nicht die Straft besaßen, ihren früheren Warenbezug auch nur in annähernd gleichem Maße aufrecht zu erhalten. Nach und nach hat sich zwar auch drüben die Lage gebessert; aber im ganzen hat doch die Ausfuhr aus der nordamerikanischen Union nach Südamerika , wie die Statistik nachweist, nur wenig zugenommen, teils weil die amerikanische Industrie die Artikel, die auf den südamerika­nischen Märkten verlangt werden, gar nicht fabriziert, teils weil sich dem amerikanischen Exportgeschäft bald viel vorteil­haftere Absahgelegenheiten in Westeuropa darboten. zunehmende Nachfrage nach amerikanischen Lebensmitteln, be­sonders Getreide, bewirkte schon im Ottober 1914 eine rasche Steigerung der Ausfuhr der Vereinigten Staaten nach West­ europa , vornehmlich nach England; und diesem Export von Nahrungsmitteln folgte alsbald eine Zunahme des Erports bestimmter Rohstoffe und weiterhin eine rasche Häufung von englischen, französischen, russischen und schließlich auch italie­nischen Aufträgen auf Kriegsmaterialien aller Art. Während fich die Wareneinfuhr in die Vereinigten Staaten ziemlich auf der alten Höhe hielt, schnellte die Ausfuhr mächtig empor. Im legten Oktobermonat hat sie 335 Millionen Dollar er­reicht, weit mehr als in irgendeinem Oftobermonat aller früheren Jahre; denn die höchste bisher erreichte Summe be­trug 272 Millionen Dollar, und auch diese Summe wurde 1913 nur durch ganz außergewöhnliche hohe Getreideerporte erreicht. Nachstehende Tabelle veranschaulicht deutlich, wie sich im borigen und im laufenden Jahr der amerikanische Außenhandel gestaltet hat:

48931

Die

1915

+146

138

Dollar ( in Millionen)

Ausfuhr

Einfuhr

Ausfuhr­überschuß

1914

1915

1914

1915

1914

Januar

204

268

155

122

Februar.

174

291

148

125

26

März

188

296

183

158

5

April

163

294

174

161

Mai.

161

274

164

142

Juni

157

269

158

158

1

+131 +132 +111

Juli

154

268

160

148

6

August

110

262

130

142

September

156

298

140

Oftober...

195

335

138

151+16 149

November

204

126

+78

Dezember

246

114

132

-

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 30. November 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

Die Gefechtstätigkeit blieb auf Artillerie-, Wurfminen­und Minenkämpfe an verschiedenen Stellen der Front be­schränkt.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Die Lage ist unverändert.

Ein deutsches Flugzeuggeschwader griff die Bahn­anlagen von Ljachowitschi( südöstlich von Barano­ witschi ) au.

Balkankriegsschauplah.

Bei Rudnik( südwestlich von Mitrovica ) wurden feind­liche Kräfte von Teilen der Armee des Generals v. Köveß zurückgeworfen. Hier und westlich der Sitnica von Truppen der Armee des Generals v. Gallwit wurden zusammen etwa 1000 Gefangene gemacht.

Bulgarische Kräfte haben am 28. November Prizrend genommen. Sie brachten über 3000 Gefangene und acht Geschütze ein. Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien , 30. November. ( W. T. B.) Amtlich wird ver­lautbart: 30. November 1915.

Russischer Kriegsschauplatz.

Nichts Neues.

Italienischer Kriegsschauplah.

Es zeigt sich immer mehr, daß die Italiener in diesen Tagen, koste cs, was es wolle, am Isonzo , wenn möglich bei Görz , einen Erfolg erzwingen wollen. Gestern waren ihre Angriffe gegen die ganze Front zwischen Tolmein und dem Meere, besonderer Heftigkeit aber gegen unsere beiden Brücken­köpfe und den Nordteil der Hochfläche von Doberdo , gerichtet. Vorstöße gegen unsere Bergstellungen nördlich von Tolmein brachen bald zusammen. Der Tolmeiner Brückenkopf

Es ist demnach mit ziemlicher Sicherheit darauf zu rechnen daß für das ganze Jahr 1915 der Ausfuhr­überschuß der Vereinigten Staaten sich auf ungefähr acht Milliarden Mart stellen wird.

Und an dieser Ausfuhr der Union , die für die ersten zehn Monate dieses Jahres sich nach amerikanischer Rechnung bereits auf 2855 Millionen Millionen Dollar Dollar beläuft( gegen 2113 Millionen Dollar im ganzen vorigen Jahr) haben die Yankees schön verdient"; denn nicht nur die Preise für Kriegsmaterialien, auch jene für die zur Ausfuhr gelangenden Nahrungsmittel sind durchweg durch die starke Nachfrage sehr in die Höhe getrieben. Dazu kommt, daß England, noch mehr aber Frankreich und Italien , da ihre Valuta durch die Verschiebung der Zahlungsbilanz eine nicht unbeträchtliche Entwertung erlitten hat, für die von ihnen aus den Ver­ einigten Staaten bezogenen Waren ein namhaftes Aufgeld bezahlen müssen. Das Pfund Sterling, das sonst in New Yort mit 4,87 Dollar( bei Stabelüberweisung) bewertet wurde, gilt zurzeit nur 4,65 Dollar, und beim Sichtwechsel auf Paris muß heute der Dollar mit 5,93 Frant bezahlt werden, während er vor dem Krieg nur 5,18-5,19 Frank galt.

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Diese günstige Gestaltung der Handelsbilanz für die nord­amerikanische Union hat die amerikanischen Kapitalisten nicht nur in den Stand gesegt, einen großen Teil der früher in englische Hände übergegangenen Wertpapiere, besonders Eisen­bahnwerte, zurückzukaufen, sondern auch England und Frank­ reich für ihre Kriegsmaterial- und Lebensmittelfäufe große Kredite einzuräumen, ihnen einen beträchtlichen Teil ihrer Schatzwechsel abzunehmen und schließlich auch noch natür­lich nur gegen hohe Zinsen ihnen 500 mill. Dollar zu leihen. Mit anderen Worten, das amerikanische Kapital ver­mochte nicht bloß einen Teil seiner früheren Schulden an England und Frankreich zurückzuzahlen, womit auch die früher alljährlich an diese Länder gezahlten Schulden fortfallen, sondern es sah sich auch in der Lage, England und Frankreich namhafte Summen vorzustrecken, wofür diese künftig Zinsen nach den Vereinigten Staaten zahlen müssen.

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Außerdem haben die Vereinigten Staaten noch bedeutende Geldmittel an sich zu ziehen vermocht, darunter be­trächtliche Goldmassen. mit In den ersten sieben Monaten dieses Jahres hatte die Union bereits für 640 Mill. Mark Gold mehr eingeführt, als ausgeführt, und dieser Be­trag muß sich seitdem beträchtlich vermehrt haben, denn nach den Ausweisen der Bank von England hat diese allein in den drei Monaten von August bis Oktober für ungefähr 320 Mill. Mark Gold an das Ausland abgegeben, wovon der größte Teil nach Nordamerika gegangen ist. Es ist demnach feineswegs zu hoch geschätzt, wenn man annimmt, daß sich der gesamte Goldeinfuhr überschu der Union am Jahresschluß auf ungefähr 1200 Millionen Mart belaufen wird.

stand nachmittags unter Trommelfeuer. Hierauf erfolgten drei starke Angriffe auf den nördlichen, mehrere schwächere auf den südlichen Abschnitt; alle wurden unter größten Verlusten des Feindes abgeschlagen. Ebenso erfolglos waren mehrere Angriffs= versuche auf Plava. Vor dem Görzer Brückenkopf sind sehr starke italienische Kräfte aller Fronten zusammengezogen. Zum Angriff schritt der Feind gestern nur bei Oslavija, er wurde zurückgeschlagen; nur ein schmales Frontstück wurde etwas zurück­genommen. Görz erhielt nachts wieder etwa hundert schwere Bomben in das Stadtinnere.

Im Abschnitte der Hochfläche von Doberdo setzten nach vierstündiger Artillerievorbereitung Angriffe von besonderer Wucht und Zähigkeit gegen den Monte San Michele und den Raum von San Martino ein. Auf dem Monte San Michele fchlug das Budapester Honved- Infanterie- Regiment Nr. 1 acht Massenstürme ab. San Martino wurde dreimal in dichten Massen angegriffen. Hier behauptete das Nagyvarader Honved­Infanterie- Regiment Nr. 4 in erbittertem Handgemenge seine Stellungen. Auch südwestlich des Ortes wurde ein feindlicher Angriff abgewiesen.

Südöstlicher Kriegsschauplah.

Südwestlich von Priboj warfen wir die Monte­negriner gegen Plevlje zurück. An der monte­negrinischen Grenze, südwestlich von Mitrovica überfielen öfter­reichisch- ungarische Truppen eine serbische Nachhut und nahmen ihr zweihundertundzehn Gefangene ab. Die Bulgaren nähern sich dem Becken von Prizren d.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Solcher massenhafter Geldzufluß hat die amerikanische Bankfinanz in den Stand gesetzt, auch mit anderen neutralen europäischen und südamerikanischen Staaten ansehnliche An­leihen abzuschließen und zugleich durch Errichtung von Bank­filialen in wichtigen mittel- und südamerischen Handelspläzen die finanzielle Eroberung dieser Märkte in Angriff zu nehmen - wie alle Berichte erkennen lassen, mit einem gewissen Er­folg, wozu freilich noch weit mehr als der amerikanische Ge­schäftsgeist die Unsicherheit, das Auf- und Abschwanken des Sterlingkurses, des Standardkurses des gesamten Welthandels, beigetragen hat. Und doch sind die zwölf Föderalreserve­banken, die den Zentralisationsapparat der neugeschaffenen amerikanischen Bankrüstung bilden, noch kaum an die Grün­dung von Auslandsfilialen gegangen, sondern haben bisher noch im wesentlichen das Feld der National City Bank in New York überlassen. Zunächst hat zwar der Dollarwechsel im Kampf gegen den Sterlingwechsel nur im Verkehr mit Chile eine gewisse Bedeutung gewonnen, wo der Guggenheim­Stonzern ihm planmäßig freie Bahn schafft, aber auch in Argentinien zeigen sich allerlei Ansätze, die, wenn der Sterling­furs weiter schwankt und hinabgleitet, auch dort dem Dollar­wechsel baldigen Eingang verschaffen werden.

Es kommt ganz anders, wie Englands Finanz- und Handelsbourgeoisie sich im August vorigen Jahres den wirt= schaftlichen Kriegsverlauf gedacht hat. Die deutsche 1404 Millionen Dollar, also für ungefähr 6000 Millionen Mart Konkurrenz sollte niedergeworfen werden, und nun steigt aus +166 mehr an Waren ausgeführt als eingeführt, dem Getose des Weltkrieges ein Konturrent auf, der Englands und diese Summe wird bis zum Jahresschluß noch beträchtlich Stellung auf dem Weltgeldmarkt bald viel gefährlicher werden steigen; denn die amerikanischen Getreideverschiffungen haben dürfte, als es Deutschland bei normalem Entwicklungsverlauf noch lange nicht ihren Höhepunkt erreicht. England, der in den nächsten Jahrzehnten hätte werden können. Während 125 Haupt- Getreideabnehmer der Union , hat z. B. im September sich das friegführende Europa im gewaltigen Stampf erschöpft. und Dftober dieses Jahres erst ungefähr 600 000 Tonnen und nach dem Krieg an seiner ungeheuren Verschuldung kranken 147 Weizen und 112000 Tonnen Weizenmehl aus Amerifa wird, stößt die nordamerikanische Union ihre alten Schulden 57 186 erhalten, im gleichen Zeitraum des vorigen Jahres hingegen ab und legt sich eine Finazrüstung an, die ihr nach dem Krieg 1092 000 Tonnen Weizen und 159 000 Tonnen Weizenmehl. eine Position innerhalb des weltwirtschaftlichen Getriebes ver­Dazu kommt, daß nach amerikanischen Berichten gerade im schaffen wird, von der sich vor dem Krieg selbst die größten Demnach haben in den ersten zehn Monaten des November und Dezember ein großer Teil der englisch - Propheten des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten" taum II. C. laufenden Jahres die Bereinigten Staaten von Amerifa für französischen Striegsaufträge zur Ablieferung gelangen soll. etwas träumen ließen.

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