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Nr. 333.- 32.Jahrg.

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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin"

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 3. Dezember 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.

Teue Tiederlagen der Montenegriner.

Die

militärische Jugendvorbereitung

in der bisherigen Literatur.

Ein Problem wie die militärische Jugendvorbereitung, das erst feit so verhältnismäßig furzer Zeit zur aktuellen Frage geworden ist und das nun auch den Reichstag beschäftigen soll, erzeugt notwendigerweise auf dem Gebiet der ihr gewidmeten Lite­ratur ein taum zu flärendes Chaos. Steht doch das Ziel selbst den Fordernden bis heute noch nicht Klar vor Augen. Von verschiedenen Voraussetzungen ausgehend und jeder unter einem bestimmten Ge­fichewinkel urteilend, kommen die einzelnen naturgemäß zu wesent­lich verschiedenen Resultaten.

Allein, gewisse Strukturpunkte lassen sich auch heute schon auf­finden, nach denen sich diese Frage überall entwickelt. Alle Forde­rungen, Stellungnahmen und Kritiken drehen sich legten Endes und in ziemlich gleicher Weise um die beiden Begriffe des Warum und des Wie, wenn auch bereits hier eine wesentliche Verschiebung zu bemerken ist zwischen August letzten Jahres, als der Erlag des Feldmarichalls von der Golz eine starke Meinungsäußerung von allen Seiten hervorrief, und jenen Schriften, die heute nach fast eineinhalb Jahren die militärische Jugendvorbereitung als Thema behandeln.

War bei der seinerzeitigen Auseinandersetzung noch in starkem Maße die Tendenz zu spüren: Für oder Wider, so handelt es fich heute zum allergrößten Teile nur mehr um Begründung und Realisierung des Für.

-

Auffallend wenig Verständnis geigen alle Verfasser für das tabre, zutage liegende Problem. Das Problem, das offenbar lauten würde: wie gelingt es, eine allgemein förperliche Ertüchtigung und Gesundung unserer gesamten Jugend zu erreichen? Das Erfassen und Bearbeiten solcher wirklich sozialer Fragen um ihrer selbst willen war aber von jeher nicht die besondere Stärke unserer Tagespolitiker, und so sucht man auch heute nicht eben mit viel Schwierigkeiten nach einem 3wed dieſer Jugendertüchtigung, der notwendigerweise in der Stärkung der Wehrmacht gefunden wird. Die Tendenz der verstärkten Rüstungen nach dem Frieden tritt dabei scharf hervor. Hoff schreibt in seinem an dieser Stelle bereits ge­nannten Luch: Kein Friedensschluß nach dem jezigen Friege, und mag er ausfallen wie er will, wird die Abrüstung der Völker bringen." Und wie er sett Erythropel die militärische Jugend­borbereitung als Bedingung, wenn die Nation imstande bleiben soll, neue triegerische Anfälle neidvoller Nachbarn von vornherein mit der ganzen Wucht unserer nationalen Kraft niederzuschlagen." Dasselbe meint Adolf Matthias, in Deutsche Wehrkraft und kommendes Geschlecht", wenn er nach seinen einleitenden Säßen, daß wir Deutschen in Zukunft unfere Wehrkraft zum Schuße eines dauernden Friedens so stärfen und mehren, daß unieren Feinden schon im Frieden hören und Sehen ver­geht( vom Verfasser gesperrt) vor der Wehrkraft, die wir.... zu entwickeln entschlossen sind" fortfährt: Das kommende Geschlecht wird ebenio opferwillig, ebenso selbstlos zu bleiben und seine Arbeitskraft und Opferwilligkeit noch zu steigern haben, um die Wehrkraft der Zukunft zu sichern und zu heben." Das Lebensziel dieses kommenden Geschlechts, der Jugend, scheint ihm... uns noch wehi träftiger zu machen, als wir es vor dem Kriege waren und heute sind." Das Schwert dieses Krieges... muß über dem Frieden hängen, der uns kommen wird!" und aus der Jugend foll dank einer militärischen Vorbereitung werden: ein Riese an Wehitrast, vor dem die Feinde im Frieden von bangen Empfin­dungen ergriffen werden".

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 2. Dezember 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplatz.

Außer Artillerie- und Minenkämpfen an verschiedenen Stellen der Front keine besonderen Ereignisse.

Nordwestlich von St. Quentin fiel ein wegen Motor­schadens niedergegangener Doppeldecker mit zwei englischen Offizieren in unsere Hand.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Die Lage ist unverändert.

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Die Schilderung des russischen Tagesberichts vom 29. November über Kämpfe bei Jllurt- Kasimirski ist frei erfunden.

Bei der Armee des Generals Grafen v. Bothmer wurden vorgehende schwache Abteilungen der Russen von den Vorposten abgewiesen.

Balkankriegsschauplak.

Westlich des Lim wurden Boljanic, Plevlje und Jabuka besetzt. Südwestlich von Mitrovica wurden 4000 Gefangene und 2 Geschütze eingebracht.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien , 2. Dezember. ( W. T. B.) Amtlich wird ver­lautbart: 2. Dezember 1915.

Russischer Kriegsschauplah.

Nichts Neues.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Die Jtaliener erneuerten ihre Angriffe auf den Brückenkopf von Tolmein und auf unsere Bergstellungen nördlich davon. Vor dem Mrzli Vrh brachen drei, vor dem Bergrücken nördlich von Dolje zwei Vorstöße des Feindes zusammen. Im Tol­meiner Beden zerstört die italienische Artillerie die Ort­schaften hinter unserer Front. Der Brückenkopf stand stellenweise wieder unter Trommelfeuer und wurde von sehr starken Kräften mehrmals vergeblich angegriffen. Bei Oslavija versuchte die feindliche Infanterie unter dem Schute des Nobels durchzu­brechen; Abteilungen unseres Infanterieregiments Nr. 57 schlugen hier drei Stürme ab. Sonst kam es zu keinen größeren In­fanterickämpfen.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Heute früh find wir in Plevlje eingerückt. Die Einnahme der Stadt war das Ergebnis hartnäckiger Kämpfe. Die über den Metalka- Sattel vordringende Kolonne hatte gestern den Feind bei Boljanit geworfen, die über Priboj anrückende Gruppe die Höhen nördlich von Plevlje gestürmt, eine dritte die Monte negriner bei Jabuka vertrieben.

Unsere Truppe wurde von der mohammedanischen Be­völkerung mit Jubel begrüßt. Der Rückzug der Montenegriner ging zum Teil fluchtartig vor sich.

Südwestlich von Mitrovica brachte ein österreichisch­ungarisches Halbbataillen viertausend serbische Ge­fangene, zwei Geschütze und hundert erbeutete Pferde ein. Die Bulgaren sehen die Verfolgung auf Djakova fort. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Die förperliche Ertüchtigung wird also als unmittelbare Bor­schule für das Heer angesehen zur Hebung der Wehrfähigkeit. Zieht man die eben genannten Aeußerungen über die künftige Ge­staltung der Rüstungen in Betracht, so wird man verstehen, wie sich auch auf dem Gebiete der Form der militärischen Vor­bereitung eine Veränderung seit Bekanntwerden der ersten Erlaffe vollzieben mußte. Vor einem Jahre standen alle dies­bezüglichen Maßnahmen und Anregungen unter der ausschließlichen Anerkennung der absoluten Freiwilligkeit, für die auch an- gefchoben sehen will.

madad om

einem jungen Mann, wenn er die schöne Gelegenheit der mili tärischen Vorbildung nicht regelmäßig ausnügt."

Ebenso umstritten wie Form, ist Inhalt der Vorbereitung. Das Alter vor allem, bei dem die Teilnahmepflicht beginnen soll, schwankt zwischen den extremsten Grenzen. Hoff und eine lange Reihe anderer fordern als Jahr des Beginns das 17. Lebensjahr, ja sogar das 18. wird in Betracht gezogen. Kemsies andererseits tritt für das 12. ein, und zwischen diesen beiden Grenzpunkten be wegen sich die übrigen Jahresklassen, für deren jede ebenso schlagende Beweise beigebracht werden. Die Dauer der Uebungen ist ziem­lich allgemein auf zwei bis drei Jahre veranschlagt, wenn auch von mancher Seite wieder die Möglichkeit einer bis fünfjährigen Dauer gefordert wird.

Der erbittertste Kampf aber wird um den Sonntag als Uebungstag gekämpft. Die Vertreter der freien Jugendpflege, orthodox kirchliche Richtungen, konfessionelle Vereine, Stellungnahme von seiten elterlicher Vereinigungen wenden sich naturgemäß mit aller Energie dagegen, während eine Anzahl anderer im Prinzip" nichts dagegen haben kann und glaubt gegenüber der nationalen Pflicht" müsse eben alles zurückstehen. Zwischen beiden, die Reihe derer, die alle zwei oder vier oder sechs Wochen einen Sonntag für die militärische Jugendvorbereitung verlangen, sonst aber die Uebungen auf Werktage verlegt wissen wollen. Hier wieder endlose Aus­einandersetzungen, ob Abendstunden verwendet werden sollen oder

nicht.

Hart aneinander geraten auch die Vertreter der Anschauung, die militärische Vorbereitung sei unter den Begriff Jugendflege" zu fassen mit der rein militärisch informierten Richtung, die sie einzig und allein als Heeresangelegenheit angeiehen haben will. Die durch Interessen mit der Jugend engverknüpften Institute der Schulen und der gesamten Sportvereinigungen sind selbstverständlich geneigt, die stritte Aufstellung: Die M.J.V. sei Heerespflege, feines­falls Jugendpflege,... sei Teil der allgemeinen Wehr pflicht, feineswegs Beiwert der allgemeinen Sch u I pflicht, sie sei erklärte Einrichtung des deutschen Heeres"( Marr) und als Teil der Wehrpflicht nach den Gesichtspunkten militärischer Ordnung zu leiten"( Hoff) anzugreifen und sich noch ein Teil der Mitberechti­gung zu verschaffen.

Zu Anfang bildete einen allerersten Punkt des Programms die Forderung, die ganze Vorbereitung hätte nach außen hin nicht den Charakter des rein Militärischen zu tragen. Heute hat sich das auch bereits vollständig geändert. Allgemein verlangt man nach der Uniformierung. Der Dienst mit der Waffe, der früher ganz streng als unpädagogisch abgelehnt worden war, ist zur Selbstver­ständlichkeit geworden, ja, Ludwig Thoma fordert sogar die Schützenvereine auf, vom Staat sich 14tägige Uebungsschießen der jungen Leute übertragen zu lassen. An die Stelle des einst vor­gesehenen Lehrers ist für die Leiterstellung der aktive Offizier und Unteroffizier getreten. Grstere mögen besonders für Mittelschüler verwendet werden" schlägt Wilhelm Hacker in Körper und Geist"

bor.

"

Politische Neutralität der ganzen Einrichtung wird gefor= dert. Hoff bemerkt dazu: Ausgeschlossen unter allen Um­ständen ist jede einseitige parteipolitische Beeinflussung der Jugend­lichen." Marr verlangt: Die Jugendkompagnie hat es mit dem fünftigen Soldaten zu tun, nicht mit dem fünftigen Reichstags­wähler!"

Neben dem rein törperlichen Ziel besteht natürlich der Wunsch, durch diese Organisation die jungen Beute ethisch zu beeinflussen. Hemprich meint es am besten zu können, wenn er nach den Richtlinien" verfahren durch Erzählung von den Großtaten der Väter auf die Herzen der Jugend einwirkt und durch Mitteilungen von Kriegsnachrichten den Zorn gegen den Feind entfacht. Gber­hard in der Päd. Warte" sieht das geistige Ziel der M.J.V. darin, daß sie das nationale Gefühl nachhaltig verstärkt, den ge­funden kriegerischen Sinn pflegt und unaufdringlich Jdealismus, Begeisterungsfähigkeit, männlichen Sinn und ritterliche Tugend

bermittelt".

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Immerhin schreibt die Leipziger Lehrer­fangs energisch eingetreten wurde, und der Beschränkung auf die zeitung" in Nr. 15: Zum Teil übt ja die Regierung jetzt schon Dauer des Krieges, die sich speziell in den Ministerialerlassen der einen Zwang aus, nämlich den Schülern der höheren Lehranstalten, verschiedenen Bundesstaaten ausspricht. Aber die schnell empor- der Fach- und Gewerbeschulen gegenüber. Dort ist die Teilnahme konferenz am 28. Oktober sagte der Vertreter des Kriegsministe= geloderte Begeisterung flaute ab. Dr. Mar Philipp gloffiert die obligatorisch."

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Am wenigsten haben sich alle Verfasser wie allzu verständ­lich mit dem Teile abgegeben, um dessen Schicksal es sich bei alledem handelte, mit der Jugend selbst. Wie sie sich zu der ganzen, ihr Leben in so weitem Maße beeinflussenden Frage stellt, danach fragte keiner der vielen. Jeder beeilt sich nur festzustellen, daß die deutsche Jugend das Militärische liebt, und in der Jugend­riums in seiner Feststellung den Sah, bei der Frage der Tatiache in den Grenzboten":... Gs begannen die Austritte Die mit der militärischen Vorbereitung verbundene Verschmel- Begeisterung der Jugend für die militärische Vorbereitung: Ob es man denke: Austrittsmöglichkeit aus einer rein militärischen zung der sozialen Unterschiede wird als Wichtiges betent, wenn ihnen Spaß macht oder nicht, darauf können wir keine Rücksicht Einrichtung". Stadtrat Hagen gibt darüber selbst zahlenmäßige gleich die Stimmen nicht fehlen, die für Angehörige höherer Lehr- nehmen." anstalten, Gewerbeschulen Belege. ufw. eigene ber= Abteilungen Zum Schluß sei noch ein recht waderer Aufsatz von Franz Bei den die Vergünstigungen, den Teilnehmern Galgenmüller im Pharus", Heft VI, 3 genannt. Aus diesem Abflauen der Bewegung refultiert notwendigerweise langen. Es heißt werden sollen, Uebungen gewährt streiten die beute allgemein aufgestellte Forderung, die sich in militärischen an die darin:... Trotzdem halte ich mich zu der Annahme berechtigt, über Art bis zu den pädagogischen, wissenschaftlichen und fünstlerischen mannigfachsten Anschauungen und Notwendigkeit, daß auch in der gegenwärtigen Zeit mindestens ebensoviele Leute Blättern findet: Die militärische Jugendvorbereitung sei eine um heute eine entsprechende Anziehungskraft auf die Jugend aus diese Blüte der Pfadfinderei mit Entseßen wahrnehmen; nur gefeßlich gebotene, nimmermehr eine freiwillige Ein- zuüben. Semprich schreibt über die zu erteilenden Theilnahme-| trauen sich die Gegner nicht ihre Meinung offen und ehrlich auszu­richtung!"( Heinz Marr.) Diefe gefegliche Regelung wird von bescheinigungen : Man mache den jungen Leuten ja recht flar, sprechen. Ich kann mich jeweils, wenn ich derartige Gyerzitien" der einen Seite ebenso strict schon in allernächster Zeit verlangt welche Vorteile ihnen diese Bescheinigung beim späteren Eintritt in

den

als eine andere Partei die zwangsweise Teilnahme noch hinaus den Militärdienst gewähren wird.... Es ist daher töricht, bon mitansehe, wo Knaben, die oft noch nicht einmal der Feiertags