schule entronnen sind, im Stillstehen und Schwärmen in Schützen- linie geübt werden, de» Eindrucks nicht erwehren, daß diese ein- seitige Körperdrltur von übler Wirkung auf die edler« Entwicke- lung de? Geiste» und des Herzen» sein müsse. Die jungen Leute müssen doch, als natürliche Folg« hiervon, mit der Zeit die Heber- zeugung gewinnen, daß es auf Erden nichts Edlere» und Idealeres gebe, als mit dem Schietzgewehr umgehen, in Lim« aufmarschieren und in Schützenlinie schwärmen zu können. Der Blick für ein höheres Ziel und ein religiöse» Ideal muh meine» Erachtens solchen einseitig nationalistisch erzogenen Menschen allmählich ganz und gar verloren gehen. ... Wahrhaftig! Der herrschende Kriegsgeist hat gewisse Leute ganz um ihren Verstand und ihre Besinnung gebracht, so daß sie in der Tat glauben, daS Wohl des Vaterlandes hänge nur ab von dem Reichtum an Jugendwehven und Schützenvereinen..."
der bulgarische Kriegsbericht. Sofia , 2. Dezember. (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 30. November. Unsere Truppen führen ihre Offensive über Prisrend hinaus fort. Seit dem Anfang bes Krieges gegen Serbien (14. Oktober) bis zur Einnahme von Prisrenb (29. November) haben wir ben Serben folgende Beute abge- nommen: 59 999 Gefangen«, 265 Geschütze, 136 Artilleriemunitionswagen, ungefähr 199 999 Gewehre, 36 999 Granaten, 3 Millionen Gewehrpatronen, 2359 Eisenbahnwagen tlrtd 63 Lokomotiven. Nach der Eimmhme von Kichewo und von Krusewo haben wir Brodi auf der Straße Kichewo— Prilep besetzt. Auf der Front der englisch -französischen Truppen keine Veränderung. Griechenlanö unö üie Salkanlage. Athn», 2. November. (28. T. 93.) Meli ang der Agen« HavaS. Ministerpräsident SkuludiS hatte eine lange Unterredung mit dem König, der, wie die Zeltungen sagen, die Ansichl der Regierung vollkommen teilt. In einem dringlich einberufenen Ministerrat be- richtete der Ministerpräsident über seinen Meinungsaustausch mit den Gesandten deS Vierverbandes. Der Ministerrat erörterte alle Möglichketten der Lage. ES entspann sich eine lange Auseinander- fetzung über die Haltung, die Griechenland unter den vorliegenden Umständen einzunehmen hat. Der Chef deS Generalstabs wohnte der Beratung bei. Die rumänische Opposition. Bukarest , 1. Dezember. (T. U.) Nach den ersten Sitzungen der Kammer stellt die.Minerva" fest, daß die Negierung zurzeit mit drei oppositionellen Richtungen zu rechnen hat. Außer den Jnter- ventionisten, die prinzipiell gegen die Regierung opponieren, gibt es eine konservative Opposition, deren Führer in der Kammer Konstantin Arion ist, während sie im Senat unter der Leitung Manghilomans steht. Eine dritte Opposition bilden die Agrarier, die sich aus den verschiedensten Parteilagern rekrutieren. Ihr Führer ist Senator EnaseScu. Die heftigsten Angriffe gegen die Regierung werden von den Interventionisten unternommen. Die Vertreter der russophilen Politik richteten mehrere Interpellationen an den Kriegsminister wegen angeblicher Betrügereien, die bei Armeelieserungen vor- gekommen sein sollen. Die Angriffe der oppositionellen Agrarier richten sich in erster Linie gegen den Finanzminister Costinescu und den Arbeitsminister Angelescu und haben ihre Ursachen in der bekannten Getreideexportkalamität. Außerdem erwartet man noch eine neue oppositionelle Schattierung, die ebenfalls gegen die Re- gierung Stellung nehmen dürfte und welche die unzufriedenen Regierungsparteiler und Dissidenten umfaßt. Ihr Führer wird der- mutlich der frühere Justizminister Stelean werden, der das ihm von Bratianu angebotene Ministerportefeuille nicht übernahm.
Der französische Tagesbericht. Paris , 2. Dezember. (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom Mittwochnachmittag: Von der Nacht ist nichts zu melden außer einer heftigen Beschietzung durch unsere Artillerie in dem Abschnitt von Frise(im Tale der Somme ), im Anschluß an eine ergebnislose Mtnensprengung durch die Deutschen . In der Gegend von ArraS griff im Laufe des gestrigen TageS eines unserer Flugzeuge hinter der deutschen Linie zwei feindliche Flugzeuge an, von denen eineS zur Landung gezwungen wurde und das andere die Flucht ergriff und bis Douai von unserem Flieger ver- folgt wurde. Ein französisches Flugzeug warf am 28. November sechs Stl-Millimeter-Granaten auf die dem Bahnhof LenS benach- harten Baracken, die schwer beschädigt wurden. Orientarmee: Auf unserer Front herrscht Ruhe, abge- sehen von einigen Kanonenschüssen. Starke Kälte erschwert die Operationen unseres Expeditionskorps. Paris , 2. Dezember. (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom Mittwochabend. Lebhafte Artillerietätigkeit an verschiedenen Stellen der Front. In Belgien verursachte bei Boesinghe unsere Artillerie im gemeinsamen Vorgehen mit der englischen Artillerie bedeutenden Schaden an den feindlichen Verteidigungswerken. Es wurde eine 30 Meter breite Bresche in ein deutsches Schanzwerk geschlagen. Im Artois ziemlich lebhafter Kanonenkaupf nördlich vom Bois en Hache, auf dem Hohlweg von Angres und auf der Stratze von Bethune . Zwischen Somme und Oise heftige Beschietzung unserer Stellungen von Daucourt, Marquivilliers und Lecessier(Gegend von Rohe); unsere Batterien antworteten mit Erfolg. Auf der Stratze Chaulnes-Roye wurde ein Panzerzug durch daS Feuer unserer Artillerie gezwungen, umzukehren. Die Beschießung feind- licher Verpflegungskolonnen scheint erfolgreich gewesen zu sein. Nordöstlich von SoissonS auf der Stratze Bussy-Vregnh zersprengten unsere Batterien eine feindliche Infanteriekolonne. Belgischer Bericht: Die Nacht vom 30. November zum t. Dezember war ruhig. Heute Beschietzung vorgeschobener Posten. Einige Schüsse wurden auf FurneS, Pcrvyse, Toote, Post, Costkerke, Nieucapelle, Noordschote sowie auf verschiedene Stellen unserer Linien abgegeben. Unsere Artillerie bekämpfte heftig die deutsche Artillerie und zersprengte feindliche Arbeitstruppen. Sie beschoß auch die feindlichen Schützengräben. Im Laufe des gestrigen Tages verjagten unsere Flieger wieder- holt die feindlichen Flugzeuge und zwangen sie, sich gegen die deutschen Linien hin zu entfernen. Die englischen Novemberverlusie. London , 2. Dezember. (T. U.) Nach einer amtlichen Meldung deS Reuterfchen Bureaus betragen die gesamten englischen Verluste im November 332 gefallene und 728 ver- mundete aber vermißte Offiziere, während von Mannschaften 7652 gefallen und 33 957 verwundet oder vermißt sind.
die Kriegslage Cnöe November. Von Richard Gädke . Berlin , 1. Dezember 1915. Das wichtigste Ereignis der vergangenen Woche ist die Verdrän- gung der serbischen Hauptmacht vom Boden ihres Heimatlandes. Bis auf kleine Gebietsteile um Monastier, die aller Wahrscheinlichkeit nach binnen kurzem ebenfalls besetzt sein werden, befindet sich nunmehr Alt- und Neuserbien, mit einem Flächeninhalt von rund 80 000 Qua- dratkilometern, in den Händen der verbündeten Heere. Die Reste der serbischen Streitmacht sind teils auf montenegrinisches Gebiet übergetreten, dessen östliche Grenzpässe sie zu verteidigen suchen, teils über Prizren in die nordalbanischen Alpen abgezogen. Angeblich wollen sie von hier den Rückzug gegen Skutari(rund 110 Kilometer) fortsetzen. Es ist also einem Teile der serbischen Streitmacht gelungen, sich der einkreisenden Bewegung der Heere Mackensens und der bulga- rischen Heere zu entziehen, und man wird dies unter den obwalten- den Umständen als eine tüchtige Leistung des serbischen Feldherrn Putnik anerkennen� der bereits in den Feldzügen von 1912, 1913, 1914 seine Befähigung bewiesen hatte. Auch die serbischen Soldaten haben sich gegen eine große Ueberlegenheit tapfer geschlagen und scheinen noch in den Endkämpfen um Pristina mit großer Stand- haftigkeit gefochten zu haben. Freilich darf man hierbei nicht über- sehen, daß der größte Teil des Heeres auf dem langen und schwie- rigen Rückzüge von der Donau und von der Ostgrenze herauf ge- opfert worden ist. Der zusammenfassende Bericht des deutschen Ge- neralstabes beziffert allein die Verluste an Gefangenen auf mehr als 100 000 Mann und nennt dies„fast die Hälfte der ganzen ser- bischen Wehrmacht", das heißt doch wohl einschließlich der in Süd- Mazedonien fechtenden Abteilungen. Man wird das nach drei Kriegs- jähren noch verbliebene Feldheer also auf nicht höher als etwa 220 000 Mann zur Zeit des Donauuberganges der Verbündeten veranschlagen dürfen. In den letzten Tagen hat sich nun die Zahl der Gefangenen noch erhöht. Die blutigen Verluste und die durch Fahnenflucht ent- standenen lassen sich zurzeit genau noch nicht abschätzen. Man wird aber berücksichtigen müssen, daß an der Donau , um Belgrad und im Tal der vereinigten Morawa, ferner an der Ostgrenze des Landes um Zajeiar und Knjazerac, endlich an dem Passe von Kazanik und um Pristina sehr harte Kämpfe stattgefunden haben. In der letzten Zeit des Feldzuges wurden außerdem Tausende von Fahnenflüchtigen aufgegriffen, im Osten des Landes hatte ein ganzes Landwehrregi- ment gemeutert und sich zerstreut. Man muß also neben dem Ver- luste an Gefangenen noch einen sehr hohen sonstigen Abgang von dem geretteten Teile des serbischen Heeres abrechnen. Nach verschie- denen Nachrichten italienischer Berichterstatter kann man die in Maze- donien an den Babunapässen und um Monastir verbliebenen Kräfte auf 10 000 bis 15 000 Mann berechnen, und danach wohl ohne großen Fehler schätzen, daß schwerlich mehr als ein Viertel der ursprünglichen serbischen Wehrmacht nach einem Feldzuge von acht Wochen auf mon- tenegrinisches und albanisches Gebiet übergetreten sein wird. Daß dieser Teil entkommen ist— vorläufig wenigstens— darf nicht Wunder nehmen; denn zum Einkreisen gehören immer zwei: einer der einkreist, und der andere, der sich einkreisen läßt! Un- leugbar ist General Putnik durch verschiedene Umstände begünstigt worden; zu ihnen gehört der hartnäckige Widerstand, den die Monte- negriner an der Nordgrenze ihres Landes und des Sandschaks Novi- bazar, die Truppen seiner Armee Bojowitsch aber im Süden bei Tewwo, Kazanik und zuletzt südlich Pristina den Bulgaren entgegen- gesetzt haben. Dadurch wurde ihm sein Rücken und die montene- grinische wie die albamsche Grenze freigehalten. Bei der Beurteilung des kriegerischen Wertes, der diesem Reste eines einst stolzen Heeres beizumessen ist, darf man nicht übersehen, daß es den größten Teil seiner Geschütze und seines Heeresgerätes hat zurücklassen müssen; nur Gebirgsgeschütze haben ihm über das wegelose Grenzgebirge noch folgen können, und wer weiß, ob selbst diese in voller Zahl? Aber auch der Zusammenhang und die Mo- ral der Masse mutz bei den ständigen Rückzugskämpfen und den schweren Entbehrungen, die den Leuten auferlegt'waren, endlich durch das Verlassen des Heimatbodens empfindlich gelitten haben. Das Gegenteil würde allen Kriegserfahrungen widersprechen. Für den Sieger ist das eine ganz andere Sache, um so mehr, als er besser verpflegt war. Auch das Heer Napoleons ist auf dem Rückzüge aus Rußland nicht durch die Kälte und nicht durch die Waffen der Russen, sondern durch Mangel und Zuchtlosigkeit zerstört worden. Der Generalstab erklärt die großen Operationen gegen das ser- bische Heer für abgeschloffen; das soll nicht bedeuten, daß es nun- mehr seinem eigenen Zerfalle in den ärmlichen und unwirtlichen Gegenden überlassen bleibt, in die es gedrängt wurde. Wir er- fahren denn auch, daß die Verfolgung fortgesetzt wird. Die Oester- reicher dringen vom Metalka-Sattel und südlich Priboj gegen das eigentliche Montenegro, etwa in Richtung auf Plevljo, vor, und die Bulgaren verfolgen gegen Prizren. Aber als ein Gegenstand der großen strategischen Kombinationen ist der Serbe nunmehr ausgeschieden; die Heeresleitung kann sich anderen Aufgaben zuwenden. Dem serbischen Feldzuge folgt der Balkanfeldzug. Nach einem italienischen Berichte sollen deutschen Truppen auf Monastier marschieren; die Nachricht ist sonst nicht bestätigt. Inzwischen hat die Armee des französischen Generals Sarrail bereits einen Rückzug vor den ihr gegenüberstehenden Bulgaren an- getreten; sie hat das nördliche Ufer der Tschrna rjeka verlassen und die Eisenbahnbrücke über den Fluß hinter sich verbrannt. Das sieht nicht so aus, als ob sie sich in absehbarer Zeit in der Lage fühle, ihrerseits zum Angriff anzutreten. Auch die Straßenbrücke bei Vo- zarci und noch weiter westlich über die Belosnika ist zerstört worden. Die Erklärung Sarrails, daß er nicht imstande sei, den Serben um Monastier zu Hilfe zu kommen, erhält dadurch besonderes Gewicht; er scheint sich vielmehr in seiner linken Flanke selbst bedroht zu halten. Auf seiner Rechten aber ist die mit soviel Lärm angekündigte Offensive der Engländer gegen das bulgarische Strumitza klanglos im Sande verlaufen. Das alles legt die Möglichkeit nahe, daß die Verhandlungen des Vierverbandcs mit Griechenland leicht durch die Ereignisse überholt werden könnten. Inzwischen geht der blutige Angriff der Italiener gegen die Jsonzostellung seinen furchtbaren und ergebnislosen Gang weiter. Der Gedanke ist schrecklich, daß an eine unlösbare Aufgabe soviel kostbares Menschenleben vergeudet wird. Gerade, daß die vierte Jsonzoschlacht, die am 10. November begann, sich hauptsächlich um die Eroberung des Brückenkopfes von Görz mit seinen nörd- lichen und südlichen Seitenstützpunkten dreht, beweist, daß es Ca- dorna mehr auf einen Scheinerfolg ankommt, den man dem Parla- ment bei seinem Wiederzusammentritt präsentieren möchte. Denn diese vorgeschobene Stellung hat nicht den taktischen Wert, den die verzweifelten Stürme der Italiener ihr zuzuweisen scheinen. Sie ist der schwächste Teil der österreichisch-ungarischen Front und wird gehalten aus moralischen Gründen, nachdem man sie zu Beginn des Krieges nicht aufgegeben hatte. Ihr Verlust würde die weitere Ver- teidigung der Jsonzolinie keineswegs hindern, da die Hauptstellung des General Boroevitsch auf den Höhen östlich Görz liegt; aber ihre Eroberung würde das schwächerwerdende Kriegsfeuer der Jta- liener von neuem entfachen. So ist es denn dankbar zu begrüßen, daß die verbündete Armee in einem dreiwöchigen Kampfe, der zu den wildesten und erbittertsten dieses Krieges gehört, ihre Stellung in voller Ausdehnung behauptet hat. Die Ueberlegenheit der Jta- liener, die ihre ausgebluteten Truppenteile immer wieder durch neue ersetzen, muß gegenwärtig eine sehr beträchtliche sein; chr Feldheer soll die Stärke von zwei Millionen Köpfen erreicht haben. Solange es die Stürme an der Jsonzoftont vergeblich fortsetzt, ist sein Eingreifen in dem Balkanfeldzuge wahrscheinlich materiell unmöglich. Die glück- liche Verteidigung der Oesterreicher und Ungarn im Südwesten kommt also unseren Unternehmungen im Südosten unzweifelhaft zu- gute. Andererseits mögen die Italiener glauben oder ihren Freunden gegenüber wenigstens vorschützen, daß ihre rücksichtslosen Angriffe auf das österreichisch-ungarische Heer die Sache des Vierverbandes auf dem Balkan mittelbar unterstützen. Aber unsere Effolge scheinen zu be- weisen, daß diese Rechnung eine verfehlte ist.
Auf den übrigen Kriegsschauplätzen herrscht nach wie vor Ruhe. Inzwischen kündigen unsere Gegner für das Frühjahr eine neue große Offensive von Ost und West an. Möglich, sogar wahrschein- lich, daß sie so etwas planen. Aber bis zum Frühjahr ist es noch so lange! Der Winter hat noch nicht einmal begonnen. Was kann da noch alles passieren!_
Melüung üer italienischen Heeresleitung. Rom , 1. Dezember. (W. T. B.) Amtlicher Bericht von Mittwoch abend. Gestern ruhte die Tätigkeit der Infanterie, um die eroberten Stellungen zu befestigen. Die Artillerie entwickelte eine lebhafte Tätigkeit, um die neuen feindlichen Linien zu zerstören. Das übliche feindliche Feuer auf bewohnte Stätten rief im Kranken- haus von Monfalcone eine Feuersbrunst hervor, die schnell gelöscht wurde. Feindliche Flieger warfen einige Bomben auf die Weiler Maularo und Misincinis in Kärnten , ohne einen Schaden zu ver- Ursachen. In kleinen Gefechten wurden dem Feinde einige 30 Ge- fangene und ein Maschinengewehr abgenommen.
Meldung öes türkischen Hauptquartiers. Konstantinopel , 2. Dezember. (W. T. B.) Amtlicher Bericht des Hauptquartiers. An der Irak - front verfolgen unsere Truppen den Feind energisch, um die Niederlage der Engländer zu vervollständigen. Wir haben festgestellt, daß die feindlichen Verluste in den Kämpfen vom 23. bis 26. November 5999 Mann übersteigen. Ab- gesehen davon verlassen eine Reihe demoralisierter Offiziere und Soldaten ihre Truppenteile, um sich in die Umgegend zu retten. Der Feind hat an einem einzigen Tage mit seinen Dampfschiffen ungefähr 2999 Verwundete fortgeschafft. Der politische Agent im englischen Hauptquartier Sir Komei be- findet sich unter den Verwundeten. Da der Feind seinen Rückzug auch in dem stark befestigten Azizie nicht hat zum Stillstand bringen können, so hat er versucht, sich mit seiner Nachhut und unter dem Schutze seiner Monitore 15 Kilometer südwestlich dieser Oertlichkeit zu halten, aber durch einen in der Nacht vom 39. November zum 1. Dezember von uns unternommenen überraschenden Angriff wurde der Feind gezwungen, sich weiter in der Richtung auf Kut el Ammara, 179 Kilometer südlich von Bagdad , zurückzuziehen. Wir fanden in der Stadt Azizie und ihrer Nachbarschaft viel Mundvorrat, Munitton und verschiedenes Kriegsgerät. Unsere in die Um- gebung entsandten Krieger erbeuteten etwa hundert Kamele des Feindes. Die Tatsache, daß es dem Feinde nicht mehr gelang, auch nur einen kleinen Teil der Gegenstände und des Kriegsmaterials, das er im Sttch ließ, anzuzünden, und daß er eine Menge von Gegenständen, die den Offizieren gehörten, und von technischen Ausrüstungsgegenständen nicht mehr mit sich führen konnte, ist ein Beweis für die Größe seiner Niederlage. Außerdem erbeuteten wir ein Kriegsmotorboot und einen eisernen Leichter, der mit Mundvorrat und Munition angefüllt war, sowie ein Flußschiff. Wir stellten fest, daß der Feind bei seinem fluchtartigen Rückzüge mehrere Kisten mit Munition in den Tigris geworfen hatte. Die Engländer teilten, um ihre Niederlage zu verheimlichen, der Bevölkerung in der Umgegend mit, daß sie einen Waffen- stillstand mit uns geschlossen hätten, aber die schnelle Ver- folgung durch unsere Truppen kennzeichnet dies als bloße Ausflucht. Von vier Flugzeugen, die wir dem Feinde ab- genommen haben, wurden drei wiederhergestellt und führen jetzt über den feindlichen Reihen ihre Flüge aus. An der Kaukasusfront ließ der Feind in der Gegend von Wan bei einem Gefecht 259.tote aus dem Kampfplatz zurück. Der Feind flüchtete in östlicher Richtung. An der Dardanellenfront bei Anafarta nahmen unsere Patrouillen einen Teil der feindlichen Drahthindernisse und Gräben und machten einige Gefangene. Am 39. November eröffnete der Feind mit seinen Batterien zu Lande und zu Wasser ein Feuer nach verschie- denen Richtungen, das gewisse Zeit hindurch andauerte. aber wirkungslos blieb. Unsere Artillerie trat ebenfalls in Tätigkeit und nahm feindliche Soldaten, die ohne Deckung im Lager bemerkt worden waren, sowie Munitionswagen des Feindes aufs Korn. Die Munitionswagen wurden zerstört. Bei Ari Burun dauerte der Kampf der Artillerie, der Bomben- werfer- und Maschinengewehrabteilungen an. Der Feind ver- suchte, die Schützengräben bei Kanlisert, die in der letzten Zeit von uns zerstört worden waren, wieder herzustellen, wurde aber durch unser Feuer daran verhindert. Nachmittags er- öffnete ein feindlicher Kreuzer das Feuer auf die Stellungen unseres linken Flügels, wurde aber durch das Gegenfeuer unserer Torpedoboote gezwungen, sich zu entfernen. Bei Sedd ul Bahr fand ebenfalls gegenseitige Beschießung statt, die von Zeit zu Zett nachließ. Unsere Arttllerie brachte eine feindliche Batterie zum Schweigen, die die anatolischeKüste der Meerenge zu beschießen versuchte. Nachmittags fielen Geschosse, die von einem feindlichen Panzer vom Typ„Agamemnon " in der Richtung auf Kilid Bahr abgefeuert wurden, auf ein dort gelegenes Hospital, töteten 4 und verwundeten 29 Soldaten. Eins unserer Kampfflugzeuge nöttgte ein feindliches Flugzeug, das Kabatepe überflog, zur Flucht. Zur Lage auf Hallipoli. Konstantinopel , 29. November. (W. T. B.)(Verspätet einge« troffen.) Zu Beginn der K a m m e r s i tz u n g gelangte ein Tele- g r a m m des Kommandanten der 5, Armee(Dardanellen ) L i m a n Pascha zur Verlesung, in dem er der Kammer seinen Dank aus- spricht für die Entsendung der Deputiertenabordnung, die die Dardanellenfront besichtigte. Ein Mitglied der Abordnung ergriff das Wort und schilderte die Ein- drücke derselben. Cr rühmte die Tapferkeit der türkischen Truppen, die siegreich seit Monalen gegen einen Feind kämpfen, der an Zahl überlegen, mit allen Vervollkommnungen jeder Er- findung ausgerüstet ist und Ueberfluß an Munition besitzt. Jeder, der die Front besichtigte, erkannte, wie wichtig das Terrain ist, an das der Feind sich noch anklammern kann, und konnte sich nicht versagen, die osmanischen Soldaten zu umarmen. Die Abordnung konnte feststellen, daß alle beherrschenden Punkte fest in der Hand der türkischen Armee sind, und sich von der Vollkommen- heit aller Dienstzweige der Armee überzeugen, namentlich der Ver- pflegung. die so beschaffen ist, daß selbst die Soldaten der äußersten Schützengräben Tee und warme Suppe erhalten. Die Abordnung gewann die Ueberzeugung, daß der Feind nicht nur nicht um einen Zoll wird vordringen können, sondern daß er demnächst ins Meer geworfen wird. Der Redner versicherte, daß dies bald geschehen werde, und rühmte sodann Liman Pascha, namentlich seine Pflicht« treue und seine Ritterlichkett. Er schlug schießlich vor. an Liman Pascha und die anderen Kommandanten namens der Kammer Danktelegramme zu senden. Die Kammer stimmte diesem Vorschlag einstimmig zu.