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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
Ferniprecher: Ami Morigplas, Nr. 151 90-151 97.
Sonnabend, den 11. Dezember 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritvlas, Nr. 151 90-151 97.
Nachlese.
Die Reichstags- Sibung vom Donnerstag wird in der bürgerlichen Presse noch weiter kommentiert. Von besonderem Interesse ist ein zweiter Artikel des Berliner Tageblatts", der zunächst den„ liberalen Herren" einen Tadel und der„ staatsmännischen Rede" Scheidemanns und dem„ versöhnlichen" Redner Landsberg ein Lob erteilt. Dann aber fährt das bürgerliche Blatt fort:
Herr Dr. Landsberg las aus einigen Sägen in der Rede des Reichstanzlers ein Bekenntnis zu gemäßigten Friedensbedingungen, eine Absage an die Eroberungsfanatiker heraus. Er betonte, die Behmannschen Darlegungen über die Friedensziele seien weniger annegionistisch als die gemeinsame Erklärung der bürgerlichen Parteien...
Wir( d. h. das Tageblatt") haben gestern abend gesagt, wir hätten in der Rede des Reichskanzlers jegliche klare und entschiedene Ablehnung der von unverantwortlichen Kreisen und Personen eifrig betriebenen, gigantischen Eroberungsprojekte bermißt. Eine ungweideutige Trennung zwischen der Reichspolitik und solcher, zum Teil gedankenlosen und zum Teil auch gewissenlosen Projektenmacherei schien uns in dieser Debatte wünschentwert zu sein. An die fromme Schwärmerei, daß aus der gestrigen Sitzung etwas wie eine Friedensaussicht hervorgehen werde, haben wir nicht geglaubt. Aber die unantastbare Feststellung, daß die Politik des Deutschen Reiches durch die Beeinflussungsversuche getuisser Intereffenkreise, derber Draufgänger und leichtherziger Popularitätshascher nicht aus ihren, am 4. August 1914 vorgezeichneten Bahnen gedrängt worden sei, haben wir erhofft. Herr Dr. Landsberg ist der Meinung, daß in der gestrigen Rede des Reichskanzlers diese Feststellung enthalten war. Wir lassen uns gern überzeugen und lehnen teine Belehrung ab. Vielleicht hat uns der demonstrative Beifall, den die napoleonischen Erscheinungen unten im Saale und die ihnen kongenialen Tribünenbesucher gewissen Worten des Reichskanzler spen= deten, irregeführt? Aber auch die Deutsche Tages= zeitung" hat ersichtlich die Rede nicht so wie Dr. Landsberg aufgefaßt, denn sie stimmt ihr mit voller Genugtuung" bei." Die Deutsche Tageszeitung" gelangt zu dem gleichen Urteil über die Auslegung der Kanzlerrede durch Landsberg :
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Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 10. Dezember 1915.( W. T. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah.
Französische Handgranatenangriffe gegen unsere neue Stellung auf Höhe 193 nordöstlich von Souain wurden abgewiesen.
Sonst hat sich bei stürmischem Regenwetter nichts von Bedeutung ereignet.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Nichts Neues.
Balkankriegsschauplak.
Die Armee des Generals v. Köveß hat in den letzten beiden Tagen etwa 1200 Gefangene eingebracht.
Bei der Armee des Generals v. Gallwit keine wesentItchen Ereignisse.
Die bulgarischen Truppen haben südlich von Strumica den Engländern 10 Geschüße abgenommen.
Oberste Heeresleitung.
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Der öfterreichische Generalstabsbericht.
Wien , 10. Dezember. ( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: 10. Dezember 1915.
Russischer Kriegsschauplas. Stellenweise unbedeutende Aufklärungstämpfe; sonst Ruhe an der Front.
Italienischer Kriegsschauplak.
An der Küstenländischen Front herrschte gestern, von Artilleriefeuer und Kleineren Unternehmungen abgesehen, Ruhe. Die Tätigkeit des Feindes vor den befestigten Räumen von Lardaro und Riva hält an. Nachmittags griff italienische Infanterie unsere Stellungen auf dem Monte Vies und westlich davon( zwischen Chiese und Conceital) an; fie wurde unter schweren Berlusten vollständig zurückgeschlagen.
Südöstlicher Kriegsschauplah. Südlich der montenegrinischen Nordgrenze werden die Verfolgungstämpfe fortgeführt. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Die„ Tägliche Rundschau" schreibt:
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„ Es darf der sozialdemokratischen Partei auch jest wieder gea dankt werden, daß ihr Sprecher gestern nach einem Zwischenfall, der die Wogen der Erregung zu einer gar nicht mehr burgfriedlichen Höhe peitschte, leidenschaftslos, wie er es verhieß, auf die Linie des gemeinsamen vaterländischen Gedankens zurückfand, daß er den in der Partei bestehenden Friedenswünschen keinen stärkeren Ausdruck gab, als das Programm es eben fordert, und daß er mit den guten Worten schließen konnte:„ Wer das Messer erhebt, um Stücke vom Körper des deutschen Volkes zu schneiden, der wird auf das in der Verteidigung einheitliche deutsche Volk treffen, das ihm das Messer aus der Hand schlagen wird."
"
Die Magdeburgische Zeitung"( im Wahlkreis des Genossen Landsberg ) meint( nach einem Auszug der Deutschen Tageszeitung"):
„ Auch das ist etwas Neues, eine gemeinsame Kundgebung der bürgerlichen Parteien, in der denkbar größten Oeffentlichkeit und an sichtbarster Stelle abgegeben. Diese Erklärung sekundiert dem Reichskanzler in sehr nachdrücklicher Weise. Ueber die Friedensbedingungen der deutschen Regierung hat man nichts Neues erfahren, nicht einmal so viel, wie seinerzeit, als über Polens Zukunft gesprochen wurde. Aus einzelnen Worten Folgerungen zu ziehen, z. B. wie es Herr Landsberg wollte, auts der Bezeichnung" Faustpfand" für die besetzten Gebiete zu schließen, daß diese besetzten Gebiete zurückgegeben werden sollten, scheint uns nicht angängig. Andererseits hat der Kanzler ziemlich deutlich gesagt, daß wir nicht alles besetzte Gebiet behalten werden, aber das weiß man ja wohl ohnehin."
Die Kölnische Volkszeitung"( zitiert nach der Deutschen Tageszeitung"):
,, Man wird gut tun, die Worte des Reichskanzlers in der heutigen Sizung mit seinen früheren Reden über Krieg und Friedensziele in Zusammenhang zu bringen. Zum letzten Male sprach er über reale Garantien für die Sicherheit des Reiches. Das war ein allgemeiner Begriff. Die heutigen Worte des Reichsfanzlers sind, damit verglichen, fester, bestimmter, und sie lassen in der Tat bereits ein Programm für den Tag der Friedensberhandlungen, wenigstens in rohen Umrissen, erkennen. Sie sprechen von Faustpfändern, die wir besißen und die wir noch vermehren könnten. Der Reichskanzler verspricht, daß wir nicht ein zweites Mal die russischen Festungen in Polen mit dem Blute unserer Armeen erobern müssen, und daß wir uns mit allem, was nötig ist, davor sichern werden, daß Belgien weiter englisches Aufmarschgebiet bleibt. Wer diese Worte des Reichsfanglers unter sein früheres Wort von den realen Garantien für die Sicherheit des deutschen Volkes stellt und fest und scharf zusammenfaßt, der kann fie taum mißverstehen. Und so verstand man im Reichstag heute des Kanglers Versicherungen. Drum jubelte der Reichstag im Saale und auf den Tribünen, bei jedem so verstandenen Worte in freudigem Aufatmen."
Die griechische Krise.
Da die Ueberreste der
" Der zweite sozialdemokratische Redner, der Abgeordnete Landsberg , war sichtlich bemüht, seiner Aufgabe in sachlicher Weise gerecht zu werden.... Zurückgewiesen muß dagegen seine Aeußerung werden, daß die Erklärung, die der Abg. Spahn namens der bürgerlichen Parteien abgegeben hatte, uns im Auslande schaden könnte; Schaden bringen kann uns vielmehr nur ein unzeitgemäße 3 und in der Gesamtlage nicht begründetes Drängen nach Frieden, wie die sozialdemokratische Interpellation es darstellt.... Von besonderer Wichtigkeit ist in anderer Welche Sicherheiten außer rein militärischen( straHinsicht der Versuch des Abgeordneten Landsberg , einen Tren tegische Grenzen) hält der Reichstag für unentbehrlich? nungsstrich zwischen den Erklärungen des Reichskanzlers und Sieht der Reichstag mit der Verteidigung und Sicheder Kundgebung der bürgerlichen Parteien zu ziehen. DemgegenIn der äußerst verwickelten griechischen Frage ist in den über möchten wir doch darauf aufmerksam machen, daß der Reichs- rung des Reichs die deutsche Aufgabe in diesem Krieg als vollendet an? Welche Pflichten hat Deutschland seinen Bundes- letzten Tagen insofern eine gewisse Klärung eingetreten, als tanzler bereits früher von realen Bürgschaften für unsere Zu- genossen gegenüber? Soll funft gesprochen hat; auch die Auslegung, die der Abgeordnete Pflichten zur Sicherueg der Geschicke Polens hinter der Weichier die militärische Lage dem König Konstantin erlaubt hat, seinen Landsberg dem Ausdruck Faustpfänder" geben zu sollen glaubte, und der Mlawa auf sich nehmen?" ist weder begrifflich noch tatsächlich bindend. Das gleiche Blatt läßt daneben in einem besonderen Artikel Im übrigen ist es natürlich letzten Endes Sache des Herrn Reichs- die Einfallstore" im Often und Westen, die der Kanzler Das gleiche Blatt läßt daneben in einem besonderen Artikel fanglers, wie er seine Worte verstanden wissen will; festgehalten den Gegnern Deutschlands nicht lassen möchte, ausführlich darmuß nur werden, daß die bürgerlichen Parteien sie offenbar anders stellen. als Herr Landsberg gedeutet haben, und daß sie nach der ganzen Tonart des Kanglers einigen Grund zu dieser Auslegung hatten." Die Berliner Volks- Zeitung" schreibt ebenfalls: " Die bürgerliche Mehrheit des Reichstages.... entschloß sich " Herr v. Bethmann Hollweg ging teilweise in seinen Aus- neben der obigen Erklärung( Spahns) nur zu einer zweiten, sehr führungen stark in die Breite, und viel von dem, was wir hörten, verfehlten Tat: den Schluß der Debatte eintreten zu lassen, wowar nicht neu. Und dennoch brachten sie, vor allem die zweite Rede, durch der Abg. Landsberg Gefahr lief, um seine Rede zu kommen, eine gewisse Klarheit. Die Nebel beginnen sich zu zer- was, wie sich nachher herausstellte, bedauerlich gewesen wäre. Das streuen, und der Begriff der Sicherheiten" wird uns des führte zu einem sehr ärgerlichen Auftritte, einer dreiviertelnäheren erläutert. Die Frage, ob Deutschland einen Frieden ohne stündigen sehr erhitzten Geschäftsordnungsdebatte, bei der sich Annegionen schließen will, hat der Kanzler gestern, zwar nicht in die Liebknecht, Ledebour, Haase, Stadthagen sehr wild gebärdeten, der Form, wohl aber in der Sache rundweg verneint. Bestimmte bis das Mißverständnis zurechtgerückt und dem Abg. Landsberg Einzelheiten wurden allerdings auch gestern nicht genannt, aber das Wor' verstattet wurde. Gleichviel, ob das formale Recht auf ein Programm drückt sich doch in dem Saße klar aus:" Weder seiten der bürgerlichen Parteien oder der Sozialdemokraten war im Often noch im Westen dürfen unsere Feinde von heute über das unwürdige und schädliche Zwischenspiel hätte vermieden werden Achnlich hat sich König Konstantin in einer Unterredung Einfallstore verfügen, durch die sie uns von morgen ab erneut müssen. Es zeigte sich wieder, daß die Einschränkung der öffentund schärfer als bisher bedrohen können." Damit ist gesagt, daß lichen Meinungsfreiheit, wie sie bei uns durch Zensur und andere mit dem Athener Korrespondenten der„ Times" ausgesprochen. Deutschland nicht ohne eine Veränderung der Verbote allzu straff gehandhabt wird, gerade auf die bürgerlichen Ueber die Absichten des griechischen Königs kann also füglich Landkarte in einen Frieden willigen wird und seine strategische Parteien lähmend wirkt, da sie ihr aus patriotischen Gründen ent- fein Zweifel bestehen. Nun bringt die Bukarester Minerva", Sicherung auch in einer geographischen Ausweitung seiner Grenzen gegenkommen zu müssen glauben, während sich die Cozialdemo- wie die Frants. 8tg." allerdings unter Vorbehalt meldet, die traten unbekümmert durchsetzen.... Die bürgerlichen Parteien Nachricht, die griechische Regierung habe in Einvernehmen handeln gewiß aus sehr ehrenvollen patriotischen Beweggründen; mit dem König und dem Generalstab beschlossen, dem gegenaber sie sollten ihre Zurückhaltung nicht so weit treiben, die So wärtigen zweifelhaften Zustand ein Ende zu zialdemokratie als Stimmführerin und Sachwalterin des deutschen machen. In einer Note wird allen kriegführenden Volkes erscheinen zu lassen." Parteien unter nochmaliger Betonung der Neutralität Kenntnis von folgenden unabänderlichen Verfügungen gegeben werden:
erblidt."
In welcher Richtung die Wünsche der bürgerlichen Parteien gehen, zeigt eine Reihe von Fragen, die nach der B. 3. am Mittag" der Kanzler an den Reichstag hätte richten sollen:
-
,, Erachtet der Reichstag nach den Erfahrungen dieses Krieges in dem der Feind in das Elsaß und in Ostpreußen eindringen Bei allen bürgerlichen Blättern tritt das Bestreben hervor, die fonnte, und wir, in Notwehr, in Belgien eindringen mußten, unsere als Zwischenfall" bezeichneten charakteristischen Vorgänge möglichst alten Grenzen im Osten, Südwesten und Nordwesten als in den Hintergrund zu drängen und dafür die Ausführungen zulänglich für die fünftiae Sicherung des Reichs? Landsbergs zu unterstreichen. So sagt der Deutsche Kurier":
"
"
serbischen Armee nicht nach Griechenland , sondern nach Albanien auf griechisches Gebiet übertretenden serbischen Truppen zuflüchteten, schied die Streitfrage wegen der Entwaffnung der nächst aus und in den Vordergrund trat die Frage des französisch- britischen Landungskorps in Saloniti. Auch hier hat die Konzentration der gelandeten Truppen auf die Gegend Seinen von Saloniki die Klärung der Sachlage erleichtert. Standpunkt formulierte König Konstantin in einer Unterredung mit dem Rorrespondenten der Associated Preß " dahin, daß die griechischen Truppen die Ententetruppen nicht angreifen würden, wenn die Entente ihrerseits verspreche, für den Fall, daß ihre Truppen auf griechisches Gebiet zurückgetrieben werden, diese einzuschiffen und die Balkanampagne als erledigt zu betrachten. Er würde in diesem Falle den Schutz seiner ganzen Armee gegen einen Angriff der Mittelmächte garantieren, solange die Einschiffung dauerte. Mehr als das würde er nicht tun.
"
Alle auf griechisches Gebiet flüchtenden serbischen Truppen werden entwaffnet.