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Nelöung öes türkischen Hauptquartiers. Konstantivopel, 9. Dezember. (W. T. B.) Das Haupt- quartier teilt mit: An der I r a l f r o n t nimmt der Widerstand deS Feindes merklich ab. Unsere Truppen schlugen die Ausfalls- versuche der Engländer blutig zurück. Sechs von uns er- beutete Flugzeuge sind ausgebessert und werden jetzt gegen den Feind benutzt. An der K a u k a s u s f r o n t griff der Feind unsere West- liche Truppenabteilung bei Aleschgerd an, wurde aber zurück- geworfen. An anderen Teilen der Front fanden nur un- bedeutende Erkundungskämpfe statt. An der D a r d a n e l l e n f r o n t bei Anafarta eröffnete die feindliche Artillerie auf dem Lande und vom Meere her das Feuer nach verschiedenen Richtungen. Unsere Artillerie antwortete, zerstreute feindliche Truppenansammlungen und jagte Transportschiffe in seichte Stellen der Bai von Kimikli Liman. Bei Ari Burun auf dem rechten Flügel fand ein heftiger Kampf mit Bomben statt unter Beteiligung eines feind- lichen Kreuzers. Ein Panzerschiff, ein Monitor, ein Torpedo- boot und ein Ponton des Feindes eröffneten das Feuer zu einer bestimmten Zeit nach vielen Richtungen. Unsere Artillerie antwortete, zerstörte einen Teil der feindlichen Schützengräben und zwang den feindlichen Monitor, sich zu entfernen, nachdem sie ihm zwei Treffer beigebracht hatte. Bei Sedd ul Bahr fand der gewöhnliche Artilleriekampf statt. Der Feind richtete Lufttorpedos in größerer Zahl als sonst gegen unseren linken Flügel. Ein Monitor begann das Feuer gegen diesen Flügel. Unsere Artillerie zerstörte durch heftiges Feuer einige Bomben- und sonstige Munitionsniederlagen der feindlichen Artillerie. Am 8. Dezember beschädigte unsere Artillerie ein englisches Flugzeug, das bei Akbach in Flammen aufging. Das Flugzeug und der Flieger verbrannten vollständig. ?onstantiuopcl, 19. Dezember. (W. T. B.) Das Haupt- r, u n r t r e r teilt mit: An der I r a k f r o n t drangen unsere Truppen im Norden und Westen noch näher an die feindlichen Stellungen bei Kut el Amara heran, brachten dem Feinde große Verluste bei und zwangen die Abteilungen, die sich am rechten Ufer des Tigris befanden, zum Rückzug nach Kut el Amara. Im Osten bemächtigten wir uns der Brücke über den Tigris, zwangen einige feindliche Abteilungen, nach Kut el Amara zurückzugehen, und feindliche Kanonenboote, zu ent- fliehen. An der Kaukasusfront machten wir in der Gegend von Milo einige feindliche Patrouillen zu Gefangenen, andere vernichteten wir. Von den anderen Abschnitten nichts Neues. An der D a r d a n e l l e n f r o n t beschossen feindliche Panzerschiffe bei Kemikliliman kurze Zeit unsere Stellungen. Unsere Artillerie erwiderte rmd richtete sichtlichen Schaden in den feindlichen Schützengräben und Artillerie- stellungcn an. Zwei Granaten trafen die Landestelle bei Kemikliliman und verursachten dort Verluste und Ver- wirrung. Von fünf Minen, die der Feind am 8. und 9. De- zembcr in diesem Abschnitt springen ließ, explodierten drei gerade unterhalb seiner Schützengräben, die beiden anderen, die in ungefährlichem Abstand explodierten, verursachten uns bloß den Verlust von zehn Toten und Verwundeten. Bei Ari Burun heftiger Kampf mit Artillerie und mit Bomben. Der Feind schleuderte Lufttorpedos. Ein Kreuzer beschoß in Zwischenpausen unsere Stellungen. Unser Feuer zwang ihn, sich zu entfernen. Ein anderer Kreuzer kam auf Kanonen- ichußweite heran. Bei Sedd ul Bahr bewirkte unsere Artillerie die Einstellung der Bombenwürfe und brachre die feindliche Artillerie zum Schweigen. Zwei Kreuzer beschossen wirkungs- los unsere Stellungen._ Die Schiffsverluste üer Entente im Mittelmeer . London , 19. Dezember. lW. T. B.) Der Marinemit- arbeiter derMorning Post" schreibt: In den letzten fünf Wochen sind über dreißig britische, französische und italienischeSchiffe, darunter auch Transport- schiffe im Mittelmeere versenkt worden. Die ge- naue Zahl ist nicht bekannt. Amtliche Berichte darüber sind selten veröffentlicht worden. Die meisten Nachrichten kamen von Lloyds. Es ist anscheinend unmöglich, die österreichischen Häfen zu blockieren. Auch die Einfahrt in das Adriatischc Meer scheint dem Feinde unverschlossen zu sein. Zur U-boot-/lffäre üer amerikanischen Tanküampfer. Berlin , 10. Dezember. (W. T. B.) Nach dem englischen Poldhu- Bericht vom 9. Dezember sind zwei amerikanische Leltankdampfer The Pretolite" undCommneipaw" am Sonntag im Mittelmeer durch ein Unterseeboot angegriffen worden. Beide seien wohlbehalten, aber durchs Feuer des deutschen Unterseebootes leicht beschädigt, angekommen. Der Bericht fügt hinzu: Diese Angriffe sind eine Verletzung der amerikanischen Neu- tralität und zeigen von neuem die deutsche Unehrlichkeit betreffs der Freiheit der Meere "." Hierzu erfahren wir von zuständiger Seite das Folgende: Ein Bericht über die genannten Fälle liegt hier noch nicht vor. Falls sie nichl überhaupt erfunden sind, um Amerika gegen unS aufzuhetzen, bedeuten sie sogar nach der englischen Darstellung Zweifel- los keine NeutralitätSverlctzung, da die Bemerkung, beide Dampfer seien durch daS Feuer des Unterseebootes leicht beschädigt worden, mit voller Sicherheit darauf schließen läßt, daß sie dem Befehl deS Unter- seebootes, zur Ausübung des Untersuchungsrechts zu stoppen, nicht nachgekommen sind. In diesem Falle ist allgemein anerkanntes inter- nationales Recht, daß der Kriegsschiffskommandant Gewalt anwendet, um seinen Befehl durchzusetzen. Was die alberne Bemerkung über die deutsche Unehrlichkeit bezüglich der Freiheit der Meere betrifft, so sei nur darauf hinge- wiesen, daß wir allerdings die Freiheit der Meere erkämpfen wollen. Wir verstehen darunter die Befreiung von der jedem Völkerrechtsgrundsatz hohnsprechenden englischen Wtllkürherrschaft zur See, die alle neutralen Staaten am eigenen Leibe zurzeit schmerzlich verspüren und die gerade Präsident Wilson in seiner letzten Note an England schonungslos an den Pranger gestellt hat. Solange diese englische Willkürberrschaf! dauert, können wir natür- lich auf die Ausübung der uns nach den jetzigen internationalen Grundsätzen zustehenden Rechte nicht verzichten. Zrieüensinterpellation üer schweizerischen Sozialüemokratie. Bern , 19. Dezember. (W. T. B.) Im Nationalrat brachte heute die sozialdemokratische Fraktion folgende Anfrage ein: Gedenkt der Bundesrat allein oder zusammen mit den Regierungen anderer Länder den Kriegführenden seine guten Dienste anzubieten zur baldigen Herbeiführung eines Waffenstillstandes und zur Einleitung von Friedensverhandlungen? Die Anfrage wird von dem Senior der sozialdemokratischen Fraktion, Greulich- Zürich, begründet werden. Drianü forüert mehr vertrauen für üie Regierung. Paris , 10. Dezember.(28. T. B.) In einem Kammer- bericht desMatin" über die Interpellation Eon- staut beißt es: B r i a n d erklärte, daß nach der Ansicht der Re- gierung eine Erörterung dieser Frage augenblicklich unvorteilhaft wäre. Auf keinen Fall würde sich die Regierung daran beteiligen. In seiner Erwiderung betonte Constant, daß die Kammer die Ver- antwortlichkeit für die Wahrung der Interessen des Landes trage und deshalb auf Beantwortung der Frage dringen müsse. Constant erinnerte auch an die Interpellation PainleveS wegen des Rück- tritt«? Delcassös und sagt, damals hätten leider die Tatsachen die Regierungserklärungen Lügen gestraft. Briand sagte, er erblicke in der Interpellation einen Mangel an Vertrauen zur Regierung, wolle aber zur geei,neten Zeit der Kammer die gewünsckten Aufklärungen geben.(Zwischenruf: Nach dem Kriege!) Briand wies aus das innige Zusammenarbeiten der Regierung mit den Kommissionen beider Kammern hin und erklärte, er müsse es auch ablehnen, Auf- schlüffe vor einem geheimen Ausschuß abzugeben, da dies zur Stunde nicht in seiner Macht stehe. Das Parlament könne die Re- gierung am besten beaufsichtigen, wenn eS mit ihr im Gefühle vollen Vertrauens zusammenarbeite. Die Regierung brauche diese- Vertrauen, brauche alle Kräfte und ihre ganze Autorität, um zu regieren. Briand schloß mit erhobener Stimme uiiter lebhaftester Bewegung: Sie müssen entweder der Negierung glauben oder sie auffordern, einer anderen Regierung den Platz zu räumen. Amerika unÜ üie üeutschen Attaches. New Uvrk, 9. Dezember. (Funkspruch vom Vertreter von W. T. B.) Gemäß einer ausdrücklichen Erklärung des Staats- sekretärs Lansing kann festgestellt werden, daß das Verlangen nach einer Abberufung des Marineattachös von Boy-ed und des MTitärattachös von Papen keinerlei politischen Hintergrund hat, und daß insbesondere der Bot- schafter Graf von Bernstorff gänzlich un- beteiligt ist. Neue amerikanische Erregung gegen Deutschlanü. New Dork, 9. Dezember. (Durch Funkspruch vom Ver- treter von Wolffs T e l e g r. Bureau.) Die öffentliche Meinung ist durch fortgesetzte aufgebauschte Pressemeldungen über angeblickte deutsche Anschläge auf die amerikanische Neutralität und amerikanische Munitionsfabriken, und über amerikafeindliche Um- triebe in Mexiko sowie über mehrere gegen Deutsche eingeleitete Strafverfahren wegen solcher Straftaten stark gegen Deutschland er- regt.New Aork World' prophezeit in einer Korrespondenz aus Washington eine nahe bevor st ehende deutsch -ame- rikanische KrisiS von ungleich größerer Schwere als nach Versenkung der.Lusitania'. Amerika habe gefordert, daß Deutschland erkläre, daß es das Völkerrecht bei der Be- Handlung amerikanischer Bürger nicht habe verletzen wollen, und Amerika bestehe nach wie vor darauf. Ver- mutlich werde der Kongreß demnächst Aufschluß über dieLusitania "- Verhandlungen verlangen. Einige Kongreßmitglieder standen im Begriffe, Slnträge auf Abbruch der amerikanisch -deutschenBeziehungen einzubringen. »Tribüne' fragt ironisch, ob denn die Bundesregierung die amtlichen Beziehungen zu Deutschland trotz der deutschen Weigerung, den amerikanischen Forderungen zu entsprechen, ewig aufrecht er- halten wolle.»New Fork World' antwortet darauf in einem Leitartikel, dies sei keineswegs die Absicht der Regierung, die mit Deutschland verhandele, so lange dies möglich sei. Man sei nicht der Meinung, daß der Abbruch der Beziehungen den Krieg bedeute. Jetzt sei nicht die Zeit für Bluffs. Die amerikanische Note an Gefterreich. Washington , 19. Dezember. (W. T. B.) Meldung des Reuters chen Bureaus. Wie verlautet, ist die Note der amerikanischen an die österreichtsch-ungarische Regierung wegen der Versenkung der A n c o n a" kurz, aber energischer als irgendeine der an Deutschland ge- richteten Noten. Es wird nachdrücklich gefordert, daß Oester- reich-Ungarn eine Gewähr für die Sicherheit der Amerikaner gebe. Die Note ersucht um Auf- klärung über die Beschuldigung, daß das Unterseeboot, nach- dem der Dampfer bereits gestoppt hatte, Granaten abge- schössen und einige Passagiere getötet habe. Präsident Wilson hat Lansings Entwurf gut- geheißen, ohne etwas daran abzuändern. Die Kürze der Note wird dem Wunsche der Vereinigten Staaten zugeschrieben, die Angelegenheit so rasch als möglich zu erledigen. Amtliche Personen in hohen Stellungen erklären, daß der Zu- stand infolge der Berichte über Angriffe von Unterseebooten auf amerikanische Schiffe im Mittelmeere ernste Er- w ä g u n g erheische. Das Programm ües neuen spanisthen Kabinetts. Madrid , 10. Dezember.<W. T. B.) Ministerpräsident Gras Romanone« gab folgende Erklärung ab: DaS neue Kabinett wird die Politik deS vorhergegangenen Kabinetts fortsetzen. Es wird die strikte st e Neutralität gegenüber allen Kriegführenden beob- achten, eS wird alle Anstrengungen unternehmen, um die Lösung des wirtschaftlichen Problems zu erleichtern, mit welchem das Parlament besaßt ist. Es nimmt die ihm von der gegenwärtigen Mehrheit an- gebotene Mithilfe an, würde jedoch, falls es zur Ansicht gelangen sollte, diesen Beistand nicht benutzen zu lönnen, eine neue Kaminer einberufen. Das neue Kabinett würde zunächst die mit der Landes» Verteidigung eng verkimpfte militärische Reorganisierung und sodann dir Fragen bezüglich der Nahrungsmittel-, der Arbeits-, Ausfuhr- und Kreditschwterigieiten in Angriff nehmen. Dabei werde eS keineswegs die der öffentlichen Meinung gegenüber übernommenen Verpflichtungen außer acht lassen: aber die wirtschaftlichen und finanziellen Probleme seien nicht die dringlichsten. RomanoncS schloß mit der Versicherung, daß die Regierung eine ausgesprochen liberale Politik verfolgen werde. Ankunft /lustauschverwunüeter aus Englanü. Aachen , 9. Dezember. (28. T. 03.) Heute trafen aus England über Vlissingen 43 Austauschverwundete, darunter ein Offizier, ferner bisher in England als Gefangene zurückgehaltene S0 Sanitätsmannschaften, darunter drei Sanitätsoffiziere, hier ein. Aus dem Bahnhof hatten sich die Spitzen der Militär- und der Zivilbehörden eingefunden. Kriegsbekanntmachungen. Goldsammlungen und Heimaturlaub. Amtlich. Berlin , 10. Dezember. (W. T. B.) In einzelnen Kreisen der Zivilbevölkerung ist immer noch die Ansicht vertreten, daß die Hceresanaehörigen Heimaturlaub erhallen, wenn sie selbst oder ihre Verwandten und Freunde Goldgeld sammeln und der Reichsbank zuführen. Diese Ansicht ist unzutreffend, denn diese Bestrebungen haben aus die Gewährung von Urlaub keinerlei Einfluß. Das Zurückbehallen von Goldgeld aus diesem Grunde ist daher zwecklos und geschieht nur zum Nachteil des Vaterlandes. Je mehr Gold der Neichsbank zugeführt wird, um so mehr steigt die wirtschaftliche Kraft und das Ansehen des Deutschen Reichs gegen- über dem Auslande. Soziales. Hausgeld an Famillcnmitgllcdcr. Uebernimmt die Krankenkasse die Kosten der Kranken- hausbehandlnng, so ist auch den berechtigten Familienmit- gliedern das Hausgeld zu zahlen. Zur Betätigung dieses auch jetzt geltenden Rechtsgrundsatzes mußte eine Krankenkasse durch das Versicherungsamt angehalten werden. Ein Tischler erkrankte erwerbsunfähig am 31. Mai 1915 an einem Hautleiden. Der behandelnde Arzt hielt Krankenhausbehand- lung für notwendig, die Krankenkasse der Tischler- innung zu Neukölln überwies den Erkrankten dem Rudolf- Virchow-Kranknchaus und übernahm hierfür die Kosten. Der Tischler erhob Anspruch auf Zahlung des Hausgeldes für seine Ehe- frau. Dieser Anspruch wurde von der Krankenkasse ab- gelehnt, weil das Hausgeld nicht zu den Regellcistungen der Kasse gehöre, Mehrleistungen aber nicht in Betracht kämen, da durch Gesetz vom 4. August 1914 die Kassen auf Regelleistungen ge- setzt waren. Diese unhaltbare Auffassung der Krankenkasse wurde durch Beschwerde beim Versicherungsamt Berlin angefochten. Das Versicherungsamt verurteilte die Krankenkasse zur Zahlung des Hausgeldes unter folgender Begründung: Durch das Gesetz vom 4. August 1914 betreffend die Sicherung der Leistungsfähigkeit der Krankenkassen sind die Kassenleistungen für die Dauer des gegenwärtigen Krieges auf die Regelleistungen herabgesetzt worden. Die Gewährung von freier Kur und Ver­pflegung in einem Krankenhause gehört gemäߧ 179 der Reichs- Versicherungsordnung zu den Regelleistungen. Es handelt sich hier um eine Leistung, welche die Krankenkassen an Stelle der gewöhn- lichen Krankenhilfe eintreten lassen können. Haben sie sich aber, gleichviel aus welchem Grunde, für die Gewährung der Kranken- hanspflege entschieven, so sind sie ohne weiteres gemäߧ 183 der Reichsversichcrungsovdnung auch zur Gewährung des Hausgeldes verpflichtet, sofern die dort vorgesehenen Voraussetzungen erfüllt Sud. Daß dies in vorliegender Sache der Fall ist, ivird von der eklagten nicht bestritten. Sie Ivar daher zur Zahlung des satzungs- mäßigen Hausgeldes für die Zeit der Kur und Verpflegung des Klägers im Rudolf-Virchow-Krankenhause zu verurteilen." Bedauerlich, daß es eine Kasie gibt, die es erst auf eine Ent- schcidung ankommen läßt, und dadurch den Erkrankten auf eine erhebliche Zeit ohne Unterstützung läßt. Kosten für Glasaugen. Kürzlich hat das Oberversicherungsamt Hamburg eine für Unfallverletzte Einäugige sehr wichtige Entscheidung gefällt. Ein Verletzter, der im Jahr 1889 verunglückt war, verlangte nach 25 Jahren Ersatz der Kosten für künstliche Augen. Die Berufsgenossenschaft bewilligte ihm daraushin für die letzten vier Jahre je 12 Marl für ein Glasauge, da mit Rücksicht auf§ 29 Absatz 3 der Reichsversicherungs- ordnung die Kosten nur für die letzten vier Jahre zu erstatten seien. Die erwähnte Bestimmung hat folgenden Wortlaut:DerAnipruch auf Leistungen der Versicherungsträger verjährt in vier Jahren nach der Fälligkeit, soweit dieses Gesetz nichts anderes vorschreibt.' DaS Oberversicherungsamt Hamburg , dessen Entscheidung endgültig ist, sprach dem Verletzten jedoch 320 M. als Ersatz für alle in den 25 Jahren entstandenen Ausgaben für künstliche Augen zu. In der Eniscbeidnng heißt cS; § 29 Absatz 3 RVO. kann vorliegendenfallS nicht in Frage kommen, denn er spricht ausdrücklich von»fälligen" Leistungen und setzt für diese eine Verjährungsfrist von vier Jahren fest. Kosten deS Heilverfahrens sind aber nach K 612 binnen acht Tagen nach ihrer Gestellung fällig. Der hier geltend gemachte Anspruch ist aber ein solcher, der jetzt erst vom Verletzten erhoben worden ist. von dessen Gestaltnng also noch gar nicht geredet werden konnte... Deshalb kann die Bestimmung des§ 29 Absatz 3 hier keine An­wendung finden. Im übrigen ist ganz zweifellos die dreißigjährige Verjährungsfrist noch nicht abgelaufen. Der Verletzte hat nach seiner glaubhaften Angabe im ersten Jahre nach dem Unfall vier Glasaugen, in den folgenden Jahren je ein GlaS- ange gebraucht. Die geforderte Summe von 320 M. läßt sich so- nach auch der Höhe nach nicht beanstanden. Da eS sich um die Kosten des Heilverfahrens handelt, entscheidet das Oberversicherungs- amt endgültig." Aktenzeichen: G. Er. 483/15 U. Lette Nachrichten. Der englisch -französische Rückzug. Frankfurt a. M., 10. Dezember. (T. U.) DerFrankfurter Ztg." wird aus Wien gemeldet: Durch den schleunigen Rückzug der englisch -französischon LandungSarmee nach der griechischen Grenze hat dieselbe noch im letzten Augenblick sich der durch Umfassung drohenden Katastrophe zu entziehen vermocht. Die Bulgaren drängen heftig nach. Vermutlich wird die Entscheidung in Süd- Mazedonien noch vor dem Eintreffen der ununterbrochen in Salo - niki landenden Kräfte der Miierten gefallen sein. Jedenfalls ist der Ilusgang nicht zweifelhaft, denn selbst französische Quellen melden von schweren Strapazen, die die Orienttruppen aushalten müßten und von ihren großen Verlusten und betonen, eS genüge, sich aus die Behauptung von Saloniki und dessen Umgebung zu beschränken. Die flüchtige serbische Armee ist auf ein Gebiet von mehr als 250 Kilometer Breite verteilt und trachtet, ihre Trümmer an die Advia zu retten. Ob es ihr gelingen wird, diese mit ge- ordneten Kräften zu erreichen, ist bei der feindlichen Haltung der Bewohner des zu durchzieheicken Gebiets sehr fraglich und daher die Nachricht, daß ungefähr vier serbische Divisionen Durazzo- streben, von wo sie auf Schiffen nach Saloniki gebracht werden sollen, wohl nur ein Wunsch, der weit davon entfernt ist, zur Tat» fache zu werden.