Nr. 350.
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Montag, den 20. Dezember 1915.
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Eduard Vaillant gestorben.
sublat sid
Der fosialiſtiche Abgeordnete Bainan Meldung des Großen Hauptquartiers. | Die Parteien nach dem Kriege.
ist 76 Jahre alt gestorben.
Vaillant
Wieder hat der Tod einen der alten Führer des Sozialismus aus unseren Reihen gerissen. Seit Beginn des Krieges ist es der dritte. Erst Jaurès , dann Keir Hardie , jetzt Vaillant. Der dritte und der älteste, denn er stand im 76. Lebensjahr und gehörte jener Generation an, die die Anfänge der internationalen Arbeiterbewegung gesehen und tätig miterlebt hat. Er war einer, der noch aus dem heroischen Zeitalter stamnite.
Die belebenden Ideen seiner Jugend empfing er von Proudhon , doch mehr noch war ihm 2udwig Feuerbach , an dem er mit der schwärmerischen Verehrung des Jüngers hing und um dessenwillen er Deutschland liebte. Aber für ihn wie für Mary und Engels war die Feuerbachsche Philosophie nur Auftakt und Ansporn aur politisch- revolutionären Tat. Am Weihnachtstage 1869 schrieb er an seinen Meister: Heute befindet sich die Arbeiterklasse in derselben Lage gegenüber der Bourgeoisie, worin diese sich 1789 gegenüber dem Adel und der Geistlichkeit befand. Das handelnde Proletariat wird die Republik für immer gründen. Sie haben ihm das Vorbild gegeben, Sie haben die guten Götter der Christen und Theisten niedergeworfen; es folgt Ihnen und zerbricht die legte Inkarnation des Uebels: den Gott Kapital." Ein Jahr später war dieser flammende Geist mitten in die Revolution versezt, die er geahnt hatte. Als Anhänger Blanquis wurde der Dreißigjährige eines der eifrigsten und gleichzeitig eines der weitblickendsten Mitglieder der Pariser Kommune .
Freilich der Gott Rapital ließ sich nicht so schnell entthronen. Als die Reaktion triumphierte, mußte Vaillant Landflüchtig werden, und bis zur Amnestie war England seine Zuflucht. Aber die Verbannung hatte seinen Idealen nichts anhaben können. Er fehrte wieder, wie er gegangen war, und stürzte sich aufs neue in die revolutionäre Arbeiterbewegung.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 19. Dezember 1915.( W. Z. B.)
Westlicher Kriegsschauplah. Von der Front sind keine Ereignisse von Bedeutung zu berichten.
Mes wurde nachts von feindlichen Fliegern abermals angegriffen. Es ist nur Sachschaden angerichtet.
Oestlicher Kriegsschauplah.
Kleinere russische Abteilungen, die an verschiedenen Stellen gegen unsere Linien vorfühlten, wurden abge. wiesen.
Balkankriegsschauplah.
Bei Mojkovac und Bijelopolje sind erneut etwa 750 Serben und Montenegriner gefangen genommen worden.
Oberste Heeresleitung.
Welche Stellung die Parteien nach Beendigung des Krieges zueinander einnehmen werden, wird im wesentlichen bon den politischen Problemen abhängen, die dann zu lösen sein werden. Alles, was zurzeit darüber an Vermutungen geäußert werden kann, kann nur in mehr oder minder vagen Annahmen bestehen. Es wäre deshalb das richtigste, daß man die Dinge erst an sich herankommen ließe, um so mehr, als gegenwärtig, in der Zeit des Burgfriedens", alles vermieden wird, was während des Krieges zu einer Verschärfung der Gegenfäße führen könnte. Wenigstens in der Presse, denn daß in engeren Kreisen die Auffassungen über den Zustand nach dem Kriege manchmal in recht deutlicher Weise ausge. sprochen werden, hat ja das Offene Schreiben des Reichstagsabgeordneten und Landrats a. D. von Bonin hinlänglich bewiesen.
Die Tätigkeit der deutschen Nordseeflotte. notwendig aus den wirtschaftlichen Verhältnissen und Inter
Berlin, 19. Dezember. ( W. T. B.) Amtlich. Teile unserer Flotte suchten in der letzten Woche die Nordsee nach dem Feinde ab und kreuzten dann zur Ueber. wachung des Handels am 17. und 18. Dezember im Stageraf. Hierbei wurden 52 Schiffe untersucht, ein Dampfer mit Bannware aufgebracht. Während der ganzen Zeit ließen sich englische Seestreitkräfte nirgends fehen.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Der öfterreichische Generalstabsbericht.
Wien , 19. Dezember. ( W. Z. B.) Amtlich wird ver lautbart: Wien , 19. Dezember:
Russischer Kriegsschauplak. Stellenweise Geschützkampf.
Italienischer Kriegsschauplak.
Die Lage ist unverändert. Am Nordhange des Monte San Michele wurden in den Abendstunden zwei vereinzelte Vorstöße italienischer Infanterie abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplah.
Die Berfolgungskämpfe in Montenegro nehmen einen günftigen Berlauf. Wir brachten gestern etwa achthundert montenegrinische und serbische Gefangene ein.
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Bei den Kämpfen gegen die Montenegriner ift es vorgetommen, daß uns der Feind Ergebung vortäuschend mit aufgehobenen Armen und mit Tücherschwenken entgegenlief, und so zu vorübergehendem Einstellen des Feuers bewog, daß er bann aber unsere Linien plößlich aus nächster Nähe mit Handgranaten zu bewerfen anfing. Es ist selbstverständlich, daß solche schmähliche Kriegslisten eine entsprechend scharfe Ahndung gefunden haben und im Wiederholungsfalle auch weiter finden werden.
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Daß die Parteien und Parteiunterschiebe und infolgedessen auch die Kämpfe der Parteien untereinander feine Zufallsbildungen und Bufallserscheinungen sind, sondern etwas effengegensägen Herausgewachsenes, hat ja schon seinerzeit der Reichskanzler Herr von Bethmann Hollweg selbst zu. gestanden, als er am 2. Dezember 1914 im Reichstag erklärte, daß Parteikämpfe an sich nichts verwerfliches" seien:„ Wenn es ohne Kämpfe im öffentlichen Leben hergehe, so würde bald ungesunde Bersumpfung sich bemerkbar machen." Wenn schon der Reichsfangler inmitten des Krieges derartige Auffassungen aussprach, um wieviel mehr muß eine solche Ueberzeugung innerhalb der Parteien selbst verbreitet sein. Auch beweist ja, selbst wenn man im fühnsten Optimismus die Notwendigkeit und Unüberbrückbarkeit der Parteigegenfäße hinwegleugnen wollte, schon die ganze Weltgeschichte auf jeder ihrer Seiten, daß die Parteigegensätze mit der geschichtlichen Entwidelung unlösbar verbunden find, ja geradezu die Kraft bilden, um das Rad der Weltgeschichte vorwärts zu bewegen.
Was deshalb Dr. Julius Bachem im roten Tag" an Meinungen und Wünschen über das Parteileben nach dem Kriege äußert, ist nichts als eine Ansicht, deren Berichtigung man dem Verlaufe der Dinge selbst überlassen könnte. Immerhin bieten die Auslassungen Bachems selbst bereits die be.. quemsten Anknüpfungspunkte für den Nachweis dar, daß in Wirklichkeit die Verhältnisse sich doch wesentlich anders gestalten werden, als Herr Bachem es voraussetzt.
Wenn Herr Bachem seinen Ausführungen den Sah voranstellt:„ Das deutsche Volk wünscht und erwartet eine Abschwächung der Parteifämpfe, besonders in den Volksvertretungen", so steht dieser Behauptung die Tatsache gegenüber, daß die Wünsche des deutschen Volkes zurzeit gar nicht hervorzutreten vermögen. Wenn Herr Bachem aber die vermeintliche Auffassung des deutschen Volkes damit begründet, daß die Aufgaben, die an das Deutsche Reich nach dem Kriege herantreten werden, auf allen Gebieten so groß sein würden, daß es der ingeteilten Straft des ganzen Volkes" bedürfe, um sie zu bewältigen, so fragt es sich eben, ob die Lösung dieser Aufgaben nach dem einheitlichen Willen des Volkes zu erfolgen vermag.
Bon nun an ist seine Name mit der Geschichte des fran zösischen Sozialismus untrennbar verbunden. Er steht an der Spike der alten blanquistischen Gruppe, der Parti socialiste revolutionaire, und schlägt mit den übrigen sozia listischen Organisationen gemeinsam die Schlachten der neun. ziger Jahre innerhalb und außerhalb des Parlaments, bis der Eintritt Millerands in das Kabinett Waldeck- Rousseau die tiefe Kluft zwischen den Reformisten und den Revolutio nären aufreißt. Auf dem gemeinsamen Parteitag von 1899 stehen die Gefolgsleute Vaillants mit den Guesdisten gemeinsam gegen Jaurès , Briand und Viviani. Zwar wird eine Kompromißresolution angenommen, aber die Einigung ist nur eine scheinbare. Schon im Jahre darauf lösen sich die Guesdisten los und 1901 folgt ihnen die Gruppe Vaillant, um fich 1903 mit den Anhängern von Jules Guesde zur Parti Socialiste de France zu vereinigen. Was ihn von den Jaurèsisten trennt, spricht Vaillant auf dem Internationalen Kongreß zu Amsterdam im Jahre 1904 aus:„ Jaurès beSicherlich gäbe es fein schöneres Ideal, als wenn das von ruft sich auf Marr, auf Blanqui haben nicht diese beiden mütigkeit jerren großen Aufgaben zuwenden könnte, die, wie den Lasten der Kriegführung befreite Volk sich voller Einden revolutionären Kampf gegen die Bourgeoisie geführt? Wir, die Kommunefämpfer sollen nicht die Republik ver. Herr Bachem ganz richtig sagt, namentlich auf sozialem teidigen? Aber wir wollen nicht den klaffen zu verhindern vermag, und weit entfernt, aur revolutionären gerade wegen wirtschaftlicher, sozialpolitischer und finanzieller Und dann kommt der Krieg, den die Internationale nicht und finanziellem Gebiete zu bewältigen sind. Aber fampfaufgeben und uns nicht mit der Bour- Aktion gegen die herrschenden Klassen im eigenen Bande auf Fragen ist bisher in Deutschland wie in aller Welt der Kampf I zufordern, wird Vaillant einer der eifrigsten Anhänger der der Parteien am lebhaftesten in Erscheinung getreten. Das
geoisie verbünden."
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. oefer, Feldmarschalleutnant.
tionären Ueberlieferungen und ihres revolutionären Geistes eingedenk jein wird."
Im Jahre 1905 gelingt es dann erfreulicherweise doch Baterlandsverteidigung. Nur von dem einen Gedanken be- Volf besteht eben nicht aus einer einzigen Wirtschaftsgruppe wieder, den französischen Sozialismus in einer einzigen Partei seelt, daß Frankreich überfallen sei, ist er der lauteste Stufer mit gleichgearteten Interessen, sondern es zerfällt in die verzusammenzufassen, und nun kämpft der alte Kommunard mit im Streit gegen den deutschen Imperialismus, fordert er seine schiedensten Gruppen mit den verschiedenartigsten Wirtschaftsrevolutionärem Temperament in einer Linie mit Guesde und erbarmungslose Berschmetterung und gehört er zu denen, die Vermittelung beispielsweise zwischen den Interessen der intereffen. Und wenn schon jetzt während des Krieges sich eine Jaurès den Kampf für das Proletariat. Nicht nur auf dem einer Aussprache und einem Verständigungsversuch mit den Konsumenten und der Produzenten trotz aller AusgleichsbeGebiete der inneren, sondern auch auf dem der auswärtigen deutschen Sozialisten ant meisten im Wege stehen. Politik. Wie Jaurès tritt er für die internationale Ver- Der Augenblick ist noch nicht gekommen, über die Schuld ſtändigung ein und hält die Arbeiterbewegung für die stärkste und die Irrtümer dieser schrecklichen Jahre zu Gericht zu fizen. und willenskräftigste Verteidigerin des Weltfriedens. Unter Es muß uns mit Schnterz erfüllen, daß ein Mann, der zu den stürmischem Jubel befürwortet er 1912 in Basel das Frie- Besten im internationalen Sozialismus zählte, gerade in einer densmanifest der Internationale. Er mahnt, es nicht bei Seit, wo die Bande der Internationale zerrissen sind, aus dem Worten bewenden zu lassen:„ Die Aktion beginnt eigentlich eben scheidet. Aber wir hoffen, daß diesen trüben Stunden erst. Jetzt haben wir die Pflicht, für das Proletariat der lichtere Tage folgen, an denen wir zusammen mit den Franganzen Welt das Werk auszuführen, und Sie können über- zosen das. Andenken eines Kämpfers ehren können, der trot politischen Streitfragen solange auszuschalten, bis die idealste zeugt sein, daß die französische Sektion hierbei ihrer revolu- allem unser gemeinsamer Besitz war.
mühungen regievender Kreise nicht herbeiführen läßt, so wind erst recht nach Beendigung des Krieges, wenn der äußere Zwang zur Beschränkung der Meinungsverschiedenheiten und zum Austrag der einander widerstrebenden Wirtschaftsinterefsen fortgefallen ist, die Auffassung über die Notwendigkeit und die Art der sozialen und finanziellen Aufgaben sehr ausauf die großen Aufgaben dieser Art den Grundsatz aufstellt: einandergehen. Wenn Herr Bachem aber gerade in Hinsicht quieta non movere( Die Nube nicht stören), also die parteiLösung gefunden sein wird, so heißt das, die Dinge geradezu