Nr. 351.- 32.Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.
Dienstag, den 21. Dezember 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morinplatz, Nr. 151 90-151 97.
Steuerprobleme vor dem Reichstage.
Weihnachtsbotschaft.
Siehe, ich verkünde euch große Freude!- Das war einmal. Zu einer Zeit, in der die Menschen, wie es im Evangelium heißt, noch guten Willens waren. Die Weihnachtsbotschaft im Striegsjahre lautet anders. In das Dröhnen der Kanonen mischt sich die Stimme des Sch a fetretärs, der als Wortführer der himmlischen Heerscharen in der Regierung verfündet, der Krieg werde unter allen Umständen für das Volt folosiale Lasten nach sich ziehen, und schon mit dem im März dem Reichstag zugehenden Etat würden außer der Kriegsgewinnsteuer noch andere Steuerborlagen unterbreitet werden.
Als Herr Helfferich am Montag dem Reichstag diese Botschaft brachte, ertönte aus den Reihen der Abgeordneten lebhaftes Hört! hört! Niemals war der mahnende Ruf mehr am Plage. Hört es, die ihr euch bisher über das, was nach bem Kriege kommen wird, wenig oder gar keine Gedanken machtet. Hört es, thr die ihr leichtsinnig genug ward, anzunehmen, Sas siegreiche Deutsche Reich werde seinen Feinden eine Kriegsentschädigung auferlegen fönnen, die es mit ihrem Milliardensegen aller finanziellen Sorgen für die Zufunft überhebe! Gewiß, auch der Schazsekretär wollte die Hoffnung auf eine Kriegsentschädigung nicht vollständig zerftören, aber einerlei wie groß die Kriegsentfädigung ist", den schweren Lasten entgehen wir nach feiner Ueberzeugung auf feinen Fall.
In solcher Situation ist es ein magerer Trost, zu erfahren, daß das laufende Finanzjahr mit gar feinem oder einem nur sehr unerheblichen Fehlbetrag abschließen werde. Doppelt mager, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß die Ausgaben für Heer und Marine, die in gewöhnlichen Zeitläuften den weitaus größten Teil der Einkünfte verschlingen, für die Dauer des Krieges im außerordentlichen Etat untergebracht sind. Was will es bedeuten, daß bei den fleineren Positionen, Reichseisenbahnamt, Reichsjustizamt usw. der Boranschlag nicht überschritten worden ist, wenn für die Zwecke des Kriegs Milliarden auf Milliarden gefordert und bewilligt werden! Das Wesentliche ist und bleibt, daß in Zufunft vor allem die Zinsen dieser Milliarden aufgebracht werden müssen, und daß es nicht angeht, neue Anleihen aufzunehmen, um die Sorgen der alten loszuwerden.
Was Helfferich nur mit einigen knappen Strichen anbeutete, führte der fortschrittliche Redner Gothein näher aus. Er malte schwarz in schwarz. Das deutsche Volk werde nach dem Striege eine Steuerlast zu tragen haben, wie sie bisher die ärgsten Pessimisten nicht für mög. lich gehalten hätten. Man werde darauf gefaßt fein müssen, vier oder fünf Monate im Jahre für die Allgemeinheit zu arbeiten. Nur durch intensive Arbeit und ehrliche Hingabe fönne das Volk die kommenden schweren Jahre überwinden, und vielleicht nahe eine Zeit, in der es sich aufs neue, großhungern" müsse. Aber man dürfe das war sein auf Beruhigung berechneter Schluß das Vertrauen in das deutsche Volt haben, daß es auch im Frieden durchhalte, bis die alte Höhe wieder erreicht sei.
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Meldung des Großen Hauptquartiers.batteerden folgen, und das Ganze wird dann steuer.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 20. Dezember 1915.( W. Z. B.)
Westlicher Kriegsschauplah.
Das Fener unserer Küstenbatterien vertrieb feindliche Monitore, die gestern nachmittag Westende beschossen.
An der Front neben lebhafter Artillerietätigkeit mehrere erfolgreiche Sprengungen unserer Truppen.
Eins unserer Flugzeuggeschwader griff den Ort Poperinghe an, in dem zahlreiche Verbindungen des Feindes zusammenlaufen. Ein englischer Doppeldecker wurde im Luftkampf bei Brügge abgeschossen; die Jusaffen find tot. Deftlicher Kriegsschauplag. Die Lage ist unverändert. Balkankriegsschauplah.
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Bei den Kämpfen nordöstlich der Tara find, wie nachträglich gemeldet wird, drei Gebirgs- und zwei Feld. geschüße erbeutet worden. Gestern fanden bei Mojkowac weitere für die österreichisch- ungarischen Truppen günstige Kämpfe statt. Mehrere hundert Gefangene wurden eingebracht.
Von den deutschen und bulgarischen Heeresteilen nichts Neues. Oberste Heeresleitung.
Der öfterreichische Generalstabsbericht.
Wien , 20. Dezember. ( W. Z. B.) Amtlich wird ver lautbart: 20. Dezember 1915.
Russischer Kriegsschauplas. Reine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplak.
An der ganzen Front mäßige Artillerietätigkeit, die sich nur im Chieseabschnitt und im Gebiete des Col di Lana zu größerer Heftigkeit steigerte.
Südöstlicher Kriegsschauplas.
Die Truppen des Generals v. Koevek erstürmten die stark ausgebauten feindlichen Stellungen am Tara- Knie südwestlich von Bijelopolje und bei Goduse nördlich von Berane. In den Rämpfnn an der Tara wurden drei Gebirgstanonen, zwei Feldtanonen und zwölfhundert Gewehre erbeutet.
Der Stellvertreter bes Chefs des Generalstabes. v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Neuorientierung heißen.
Genosse Hoch hatte durchaus recht, als er dem Minister vorstellte, seine Ankündigung ftoloffaler neuer Steuern, die nicht durch die Heranziehung von Besitz und Einkommen aufgebracht werden sollten, müsse eine große Unruhe ins Volf tragen, und Helfferichs Versuch, die wachsende Unzufrieden. heit auf das Konto etwaiger sozialdemokratischer Agitation zu sehen, ist von vornherein aussichtslos. Was im Reichstag von dem Vertreter der Regierung und von den bürgerlichen Parteien gesagt worden ist, wirkt aufklärender als sozialdemokratische Reden und Flugblätter. Man hat uns ein gut Teil Arbeit abgenommen. Freilich, die Masse unserer Parteigenossen war dieser Belehrung kaum noch bedürftig, und sic wird deshalb auch die Ankündigung fünftiger Opposition durch die sozialdemokratische Fraktion nicht mit besonderer Begeisterung aufnehmen. Ihr war längst bekannt, was am Montag ein wenig überraschenderweise der Genosse David aussprach, daß die Wirkung des Krieges eine Verschärfung der sozialen Gegensäße sein werde, und sie war und ist aus diesem Grunde der Meinung, daß eine Opposition, die erst einfegt, wenn die Kostenrechnung vorgelegt wird, die besten Gelegenheiten schon verpaẞt hat.
Die Befestigung von Saloniki.
Saloniki, 20. Dezember. ( W. T. B.) Meldung der Agence Havas. Die Alliierten führen wichtige Arbeiten zur Befestigung von Topsin aus. Die Engländer forderten die vollständige Räumung von Ayat und Baldja.
London , 20. Dezember. ( W. T. B.) Amtlich wird bes tanntgegeben, daß sämtliche Truppen von der Sublabai und der Anzaczone, Stanonen und Vorräte, mit Erfolg nach einemt anderen Kriegsschauplag gebracht wurden.
Die griechischen Wahlen.
Mailand , 20. Dezember. ( W. T. B.) Der Sonderberichterstatter des Corriere della Sera " meldet aus Athen , daß die Wahlen in Griechenland Sonntag früb ruhig und ohne Kampf begonnen hätten. Die Beteiligung werde vermutlich geringer sein als bei der letzten Wahl. Die benizelistische Presse verlange von ihren Parteigängern Stimmenthaltung. Sie behauptet, daß die Türken und die Bulgaren die griechische Grenze überschreiten würden, was von der gegnerischen Presse in Abrede gestellt wird.
Bern , 20. Dezember. ( W. T. B) Mailänder Blätter melden aus Athen : Anscheinend baben die Anhänger Gunaris eine starke Mehrheit erhalten. In Athen und Pyräus gewannen sie 15 Size. In Athen und einigen anderen Hauptzentren ist die Aufforderung der Venizelistenpartei zur Stimmenthaltung befolgt worden, auf dem Lande ist die Stimmenthaltung nicht groß gewefen.
Athen , 20. Dezember. ( W. T. B.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Das Ergebnis der Wahlen wird nicht vor DienstagLeute in allen bürgerlichen Fraktionen vertritt, für feine mittag befannt sein. Die Gunaristen scheinen dadurch, daß doch so trivialen Bemerkungen über das Schlachten der Henne, fie 15 von 22 Sigen in Attika gewannen. die Mehrheit erdie die goldenen Eier lege, lebhaften Beifall erntete. Man langt zu haben. Rhallis wurde wiedergewählt. konnte sich in vorfriegerische Steuerdebatten versett fühlen.
Wir lassen dahingestellt, ob nicht vor anderthalb Wochen Es hat sich nichts geändert, abgesehen höchstens davon, daß Griechischer Proteft gegen den Vierverband. bei der Interpellation über die Friedensverhandlungen, ein man mehr 2obiprüche für das Volf in Bereitschaft hat. Sozialdemokrat, der ähnliche Perspektiven eröffnet hätte, des Mit solchem Lob geizt auch Herr Helfferich nicht. Amsterdam , 20. Dez.( W. T. B.) ,, Handelsblad" meldet Landesverrats bezichtigt worden wäre. Am Montag wider: Er verteidigt die Anleihezeichner gegen den Verdacht, daß ihr aus Athen , die griechische Regierung habe aufs neue Ursprach jedenfalls niemand dem Abgeordneten Gothein, Patriotismus durch die fünfprozentige Verzinsung ange- fache, sich über das Auftreten der Ententemächte zu beklagen. und das schöne Vertrauen, das er auf die Bereitwilligkeit stachelt worden sei, und er baut wie Gothein auf die freudige Die griechischen Schiffe ,, Dirfia" und Pandia Balli" zum Durchhungern fette, galt als ein durch die Um- Geneigtheit des Volkes, auch unverzinsliche Lasten zu über der Compagnie Panhellenique, die von der griechischen Regiestände gebotener patriotischer Appell, der den meisten nehmen. Aber er weicht der von den Genossen David und rung zur Verfrachtung von amerikanischem Getreide requiriert wahrscheinlich um so selbstverständlicher vorfam, als Hoch wiederholt und nachdrücklich gestellten Frage aus, wie worden waren, erhielten zwar, nachdem sie in Algier festgenicht ganz unbeträchtliche Schichten mit dieser Me denn die Steuern, die er anfündigt, aussehen werden. Keine halten worden waren, Erlaubnis, Kohlen einzunehmen und thode des Emporarbeitens schon seit geraumer Zeit Ueberredungskunst soll ihn bestimmen, über einen Gegen- ihre Reise fortzusehen, wurden aber am folgenden Tage begonnen haben. Jezt kommt es darauf an, ob die anderen, stand zu reden, der dem Bundesrat noch nicht vorgelegen hat, neuerlich aufgehalten. Gegen diese Verlegung des das heißt diejenigen, für die das Durchhalten während der denn der Herr Schatzsekretär hält sich streng an die Verfas- Völkerrechts und der Handelsfreiheit eines Kriegszeit weit mehr eine Phrase als eine Leistung war, fung. Ob die verbietet, daß ein Minister, der gewaltige neue neutralen Staates habe die griechische Regienachher und schon vom kommenden Finanzjahr ab, die Mög- Steuern in Aussicht stellt, mit der Volksvertretung in eine rung energisch protestiert. Die Regierung frage lichkeit erhalten werden, ihre Opferwilligkeit noch auf andere Diskussion über die Art dieser Abgaben eintritt, kann um io fich, mit welchem Recht Großmächte den Handel eines kleinen Weise als durch die Anlage ihres Kapitals in fünfprozentiger mehr bezweifelt werden, als Herr Helfferich doch selbst, sicher Staates behindern, der bisher nichts anderes als wohlStriegsanleihe zu betätigen. Das war der springende Bunft in ohne zuvor den Bundesrat befragt zu haben, versichert, not- wollende Neutralität gegenüber der Entente an den Tag geder gestrigen Debatte. wendige Lebensmittel" sollten nicht herangezogen werden. legt habe. Die sozialdemokratische Fraktion hatte bekanntlich den Aber der Bundesrat ist unter allen Umständen eine will
Antrag auf eine Erneuerung des Wehrbeitrags fommene Rulisse, wenn sich ein Staatssekretär mit Projekten Serbische Flüchtlinge in Griechenland . gestellt. Die bürgerlichen Parteien lehnten ihn ohne Aus- trägt, von denen er weiß, daß sie bei der breiten Masse wenig nahme ab. Die Freisinnigen unter dem Vorwand, daß man freundliche Empfindungen auslösen müssen. Was gilts, Herr Zwischen der serbischen und der griechischen Regierung sind Verden Steuererefutor doch nicht in die Schübengräben schicken Selfferich hätte weniger konstitutionelle Bedenken gehabt, handlungen über die Unterbringung der serbischen Flüchtlinge in könne, die anderen mit allerlei Winkelzügen, die nur schlecht wenn die Märzvorlage außer der Steuer auf die Kriegs- Griechenland eingeleitet worden. 4000 werden in Volo, 4000 auf die geringe Neigung zum Zahlen verbergen konnten. Am gewinne nicht ausschließlich indirekte Steuern Storfu, andere auf Cypern und Sizilien untergebracht werden. Zwei amüsantesten war, daß Freiherr Heyl zu Herrnsheim, bringen würde! Die notwendigen Lebensmittel das ist englische Dampfer sind mit viel Kleidungsstücken für die serbischen der ehemalige Nationalliberale, vor dem Wehrbeitrag, wie ein dehnbarer Begriff. Daß neue Verkehrssteuern englische Dampfer sind mit viel Kleidungsstücken für die serbischen bor jeder starken Heranziehung direkter Steuern im Inter - fommen werden, ist schon deutlich genug gesagt, andere, die Flüchtlinge in Saloniki angekommen. esse der Arbeiter marnte, und am bezeichnendsten, daß weit davon entfernt sind, in erster Linie die Besitzenden zu Amsterdam , 20. Dezember. ( W. T. B.) Ein hiesiges Blatt dieser Mann, der keiner Fraktion angehörend die reichen treffen, und die, die bei einer Niederlage am meisten verloren melbet aus London : Nur ein kleiner Teil der geflüchteten
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