® erBett erreichte Grrechisch-Mazebonien. Während der Feind durch Alt-Gerbien marschierte, zogen die meisten serbischen Männer nichtdienstpflichtigen Alters die Wege entlang, die nach Westen und Südwesten führen. Die meisten Frauen und Kinder blieben zu Hause. Auf dem Amselfelde hatten sich Toll 000 Flüchtlinge angesammelt. 250 000 Flüchtlinge beschlossen sich zu ergeben, tausende sind auf der Flucht nach Albanien und Montenegro durch Hunger und Kälte umgekommen oder von Wölfen zerrissen worden. Massen von Flüchtlingen, die bei der harten Kälte nach Albanien und Montenegro zogen, lebten hauptsächlich von gefallenen Tieren. ßeinöseligkeiten zwischen Serben unö Mdaniern. Mailand , L0. Dezember.(33. T. 93.) Nach einer Athener Depesche des„Secolo" vom 18. Tezeniber sind die Serben in Albanien auf ernstliche Feindseligkeiten g e st o ß e n. Es heißt, daß Essad Pascha sich gegen sie ge- stellt habe.
Der französische Tagesbericht. Paris , 20. Dezember. (W. T. B.) Amtlicher H e e r e?- bericht von Sonntag nachmittag. Schwache Tätigkeit der beiderseitigen Artillerien während der Nacht. In der Gegend von VauquoiS Minenkämpfe zu unseren Gunsten. Die Beschiehung der Arbeiten und Lager deZ FeindeS in dem Abschnitt von Apremont und südöstlich von St. Mibiel wurde mit ausgezeichnetem Erfolge bis in den gestrigen Abend hinein fortgesetzt. Im Laufe der Nacht vom 17. zum 18. Dezember bat ein Geschwader von vier Flugzeugen einen neuen Angriff auf den Bahnhos von Metz » Sablon aus» geführt und diesen beschossen. Etwa 40 Bomben wurden auf die Gebäude und Nebengebäude del Bahnhofes abgeworfen. Paris , 20. Dezember. (W. T. B.) Amtlicher Bericht von Tonntag abend. Der Tag zeichnete sich durch starke Tätigkeit unserer Artillerie an vielen Stellen der Front aus. In Belgien haben unsere Batterien gemeinsam mit der britischen Artillerie die deutschen Gräben sehr heftig beschossen, au» denen erstickende Gase gegen die englische Front von Apern vorgetrieben wurden. Es er« folgte kein Angriff der Infanterie. Feindliche Flieger haben heute morgen die Gegend von Poperinghe überflogen und etwa zehn Bomben abgeworfen; eine Frau wurde getötet und eine Frau und zwei Kinder verletzt. Im Artois hat unsere Artillerie feindliche Arbeiter im Abschnitte von TheluS und nördlich von ArraS zerstreut. Der Feind hat gegen hundert Geschosse auf ArraS geschleudert. Zwischen Oise und Gomme haben unsere Schützengrabenkampfwerkzeuge ein deutsches Schanzwerk in der Gegend von Dancourt zerstört. Zwischen SoiffonS und Reims hat unsere Artillerie feindliche Bombenwerfer und Batterien, die wir östlich von Berry-au-Bac entdecken, auf« Korn genommen. In der Champagne hat das Feuer unserer schweren Artillerie auf die vordersten Linien des Feindes südlich von St. Marie-a-Py vorzüglichen Erfolg gehabt. In der Gegend von St. Mihicl haben einige erfolgreiche Schüsse auf Chauvancourt die feindliche Artillerie zum Antworien veranlaßt; sie wurde aber durch unser Feuer schnell zum Schweigen gebracht. In der Nacht vom 18. auf den 13. Dezember hat eine» unserer Luft- geschwader, bestehend au« sieben Bombenwerferflugzeugen, 51: 30-wrn-Bomben und flwi 1öS-mra-Bomben auf den Bahnhof von Metz-Sabl�tt geworfen. Einer unserer Apparate, der wegen Motorschadens nicht weiterfliegen konnte, konnte ungehindert in unsere Linien in der Nähe von Dieulouard südlich von Pont- a«Mousson landen. Belgischer Bericht. Nach einer ruhigen Nacht war die deutsche Artillcrietätigkeit im Laufe deS 13. Dezember sehr lebhaft. besonders vor dem Zentrum der belgischen Front. Weiter südlich fand ein Kampf mit Bombenwürfen stall, der zu unseren Gunsten endete. Die belgischen Batterien haben mit Erfolg Mossor, Clercker und Luhghem beschossen und bei Tele einen schmalspurigen Zug, bei Kitte die BerpflegungSkolonne zerstört. Orientarmee. Dem vorigen Berichte ist noch hinzu- zufügen: Dardanellenkorps. Ziemlich lebhafte Artillerie- tätigkeit im Laufe des 13. Dezember. Die englische Melüimg. Lende», 20. Dezember. (953. T. B.) Amtlich. Gestern früh ließ der Feind gegen unsere Linie nordöstlich von Apern, die er zugleich heflig beschoß, GaSwolken aufsteigen. Bis auf einzelne Punkte, wo der Feind zurückgeschlagen wurde, ehe er unsere Linie erreicht hatte, wurde die feindliche Jnfanlerie sogar verhindert, ihre Laufgräben zu verlassen. Unsere Maßregeln gegen daS Gas er- wiesen sich als ausreichend. Unsere Linie blieb überall unversehrt. Die feindliche Artillerie entwickelte eine ungewöhnlich heftige Tätig- keit östlich von Apern und westlich und südlich von MesflneS.
Der rujsifche Generalsiabsbericht. Petersburg, 20. Dezember. (W. T. B.) A m t l i ch e r B e r i ch t vom 13. Dezember.
Neues Leben. Ostpresseguartier, 12. 12. ISIS. Mit wuchtiger Gewalt fiel der Hammer des Krieges auf die Gebilde des sozialen und wirtschaftlichen Lebens nieder. Vieles wurde zerschmettert, anderes brach gelegt. Unordnung und Läh- mung verursachte das Zerreißen der Fäden, die den Gang der WirtschaftSmaschine regelten. Die verbindenden Räder griffen nicht mehr ineinander. Besonders in dem breiten Streifen, durch die der zermalmende und störende Kriegswagen raste, schien das schaffende Leben für immer tot zu sein. Aber wie das von einem Sturm niedergebeugte Kornfeld, so richtet sich im Gebiet hinter der Front langsam zwar, aber mit zielbewußtem Willen das Wirt- schaftsleben wieder ans. Der fast ganz ins Stocken geratene Puls- schlag sozialer und kultureller Arbeit wird wieder fühlbar. In den eingerichteten Verwaltungen arbeiten technische Ver- woltungSbeamte mit wirtschaftlichen Fachleuten zusammen. So- weit man glaubte, cruS der Landeseinwohnerschaft geeignete Per- sonen gefunden zu haben, nahm man diese in die Verwaltungs- körper hinein. Es sollen dabei ancb durchaus befriedigende Re- sultate erzielt worden sein. Die Tätigkeit der Verwaltungen ist nicht etwa lediglich auf die Befriedigung militärischer Bedürfnisse eingestellt, sie hat auch die Ernährung der Zivilbevölkerung zu sichern und, was ebenso wichtig ist, sie nach Möglichkeit in der Wiederaufnahm« ihrer beruflichen, vornehmlich der landwirtschaft- lichen Tätigkeit zu unterstützen. Der Bau und die Befestigung von Wegen steht dabei nicht an der letzten Stelle. Lebensmittel, die das Land hervorbringr und von den Einwohnern nicht selbst ver- braucht werden, übernimmt die Militärverwaltung gegen Bar- zahlung. Fehlende Lebens- und Genutzmittel kommen allmählich aus Deutschland heran. Gerade alz ich in Goldingen war, wurde ein aus Deutschland stammender Transport von Rindvieh ange- trieben. Die Einwohner strömten herbei und bestaunten unter lebhaften Erörterungen dies merkwürdige Ereignis. Auf die Tatsache, daß der Eroberer aus seinem eigenen Lande.LZieh in das eroberte Gebiet bringt, können sich die Leute gar keinen VerS machen. Bisher waren sie es nur gewöhnt, daß man ihnen das Pietz wegrequirierte. In ihre BorstellungSwelt, die von der
Westfront: Nördlich vom Miadziolfee kam eine feindliche Kolonne in unser Artilleriefeuer und wurde unter großen Verlusten zerstreut. Am 17. Dezember gegen 10 Uhr abends unternahm der Feind zwei Angriffe gegen den Bahnhof Podczerewieze(südlich Pafalowka), wurde aber durch unser Feuer abgewiesen. Kaukasus : Bei den Dörfern südlich Dutakh unterwarfen sich uns Kurden. P e r f i e n: Bei dem Dorfe Kouchk«, zwischen Teheran und Hamadan <100 Kilometer südwestlich Teheran ) wiesen wir einen von beträchtlichen feindlichen Kräften unternommenen Angriff zurück.
Nelüung üer italienischen Heeresleitung. Rom , 13. Dezember. (W. T. B.) Kriegsbericht vom Sonntag. Schnee und Sturm in den Bergen und Regen und Nebel in der Ebene störten die Operationen, ohne jedoch die Tätig- keit unserer Truppen zu verlangsamen. Auf den nördlichen Ab- hängen des Monte San Michele hat unsere Infanterie einen feind- lichen Graben genommen, der einen Vorsprung in unsere Linien bildete; sie drang überraschend dort ein und bemächtigte sich der Stellung. Wir nahmen dem Feinde 115 Gefangene ab, darunter zwei Offiziere._ Nelüung öes türkischen Hauptquartiers. Konstantinopesi 19. Dezeniber.(W. T. B.) DaS Haupt- quartier teilt mit: An der I r a k f r o n t entwickeln sich zu unseren Gunsten bei Kut-el-Amara örtliche Kämpfe mit kurzen Unterbrechungen. An der Kaukasusfront nichts von Bedeutung. An der D a r d a n e l l e n f r o n t, bei Anafarta und Art Burun, Artillerie- und Boinbenkamps. Der von unserer Artillerie bei der Ausschiffungsstelle von Ari Vurun in der Nacht zum 18. Dezember verursachte Brand dauerte bis zum Vormittag. Bei Sedd-uI-Bahr warf der Feind, wie üblich, eine große Menge von Bomben und Lufttorpedos gegen die Schützengräben unseres Zentrums und unseres linken Flügels. Unsere Artillerie erwiderte und beschoß erfolgreich die Bombenwerfer- und Torpedowerferstellungen, sowie die feindliche Artillerie, die sie zum Schweigen brachte, als diese das Feuer eröffnete, und zerstörte einen Teil der feindlichen Gräben. Ein Kreuzer und ein Monitor schössen wirkungslos in verschiedenen Richtungen gegen unsere Stellungen und zogen sich zurück._ Die Krlegsverlusie üer feindlichen Handelsflotten. Vom Beginn des Krieges bis Ende November dieses Jahres sind, wie von zuständiger Seite mitgeteilt wird, ins- gesamt 734 feindliche Handelsfahrzeuge nfit einem Tonnengehalt von 1 447 628 versenkt worden. Hiervon entfallen auf Verluste durch U-Boote: 568 Fahrzeuge mit 1079 402 Butto- Register-Tonnen; durch Minen: 93 Fahrzeuge mit 94 709 Brutto-Register- Tonnen; durch sonstige kriegerische Ereignisse verursacht: 73 Fahr- zeuge mit 273 517 Brutto-Register-Tonnen. Von den versenkten Fahrzeugen gehören 624 mit einem Tonnengehalt von 1 231 944 der englischen Handelsflotte an. Das bedeutet einen Zlusfall von 5,9 Proz. der gesamten englischen Handelsschiffstonnage. vom v-6ootskrieg. London , 13. Dezember. (W. T. B.).Lloyds' meldet: Der norwegische Dampfer.Nico' wurde versenkt. Elf Mann der Be- satzung und der Lotse wurden gerettet.
Die parlamentarische Kontrolle in Frankreich . AuS Amsterdam wird uns geschrieben: Die Verhandlung der französischen Deputiertenkammer vom 10. Dezember über die Aenderung des Statut» über das Ober- kommando(Ernennung JoffreS zum Kommandanten auf allen Kriegsschauplätzen) verdient aus verschiedenen Gründen eine ge- nauere Betrachtung. Ersten? zeigt sie eine erstarkenden Tendenz bei den bürgerlichen Parteien, die Kriegführung nicht dauernd dem diktatorialcn Verfahren der im Verborgenen handelnden Regie- rung zu überlassen. Zweitens illustriert sie die Vorgeschichte der Kabinettsbildung. Bekanntlich haben gutunterrichtete Bericht- erstatter mitgeteilt, daß die sozialistische Fraktion die weitere Teil- nähme an der Regierung nur nach der Einwilligung Briands in die Abhaltung von vertraulichen Sitzungen zur Behandlung der
Russenpraxis noch allzustark beeinflußt rst, paßt ei nicht hinein, daß trotz des Widersinns des Krieges auch etoaS Vernünftiges geschieht. Durch Heranbringen von Maschinen und Geräten bemuht man sich auch, gewerbliche Anlagen wieder in Betrieb zu nehmen. So kommt trotz der arg zusammengeschrumpften Einwohnerschaft daS wirtschaftliche Leben wieder in Fluß. Von großer Bedeutung ist sodann die Wiederaufnahme der Rechtspfleg«. Sogenannte Friedensrichter sind eingesetzt worden. deren Aufgabe eS ist, in die privaten Rechtsverhältnisse ordnend und fördernd einzugreifen. Der Krieg, der alle Bande der frommen Scheu löste, hatte auch die privaten Rechtsverhältnisse durchein- andergeworfsn und die privatrcchtlichen Verpflichtungen außer Wirksamkeit gesetzt. Für manchen gelten die bisherigen Besitz- Verhältnisse und rechtlichen Verpflichtungen als aufgehoben. Eine Neuordnung der Dinge und Eigentumsverhältnisse glaubte man nach Wunsch und Begehr vornehmen zu können. Ein Pfarrer sagte mir, er habe noch niemals in so schroffer Weise gegen die Gläubigen seiner Kirche auftreten müssen, als nach dem Einzug der Deutschen . Der Krieg schien in weiten Volksschichten den Begriff für Mein und Dein vollst äirdig erstickt zu haben. Ohne Scheu verständigte man sich über gemeinschaftlichen Auszug, um zu.kaufen', ohne zu bezahlen, gerade so, als hätten die Umstände auf solch« Art des Erwerbs ein heiliges Anrecht verliehen. Truppweffe, sogar mit Wagen und Pferden sei man den Soldaten nachgezogen, hätte aus den verlassenen Besitzungen herausgeholt, was man glaubte ge- brauchen zu können oder was die Besitzgier weckte. Das Auftreten gegen solche„Kauferei' hat man dem Pfarrer übel vermerkt.— Vielfach kam es vor, daß fremde Menschen sich in verlassenen Be- sitzungen einnisteten und darin als Eigentümer schalteten. Sie nahmen Arbeiter an. ließen einernten, verkauften, was hereingekommen war, zahlten den Leuten aber nicht einmal den Arbeitslohn. Wer einmal einen solchen Hereinfall erlebt hatte, verspürte keine Lust, stch zum zweiten Mal« übers Ohr hauen zu lassen. Da es kein« Stelle gab, an der er sein Recht suchen und finden konnte, spähte er lieber nach sicherem Erwerb. Mancher„kaufte' aus Not in Abwesenheit des Besitzers, weil ehrliche Arbeit keinen Verdienst garantierte. Rech- nungen wurden nicht bezahlt, Miet-, Pacht- und sonstig« Verpflich- tungen nicht erfüllt. In vielen Fällen konnten sie nicht erfüllt werden, weil entweder der Schuldner oder der Gläubiger geflüchtet
Kriegsangelegenheiten zugestanden habe. Nun hat aber Brianb bei der ersten Gelegenheit die Abhaltung einer solchen Sitzung brüsk abgelehnt und über seine AbjM. dem Parlament nach Be- lieben Mitteilungen zu verweigern, keinen Zweifel gelassen. Man darf also gespannt sein, welche Folgerung die im Ministerium sitzenden Sozialisten bzw. was die Fraktion daraus ziehen werden. Drittens hat die Sitzung zum erstenmal ein deutliches Her- vortreten der sozial: st ischen OpposionSgruppe gezeitigt. Die Debatte nahm ihren Ausgang von einer Interpellation deS Deputierten Emile C o n st a n t. Dieser Abgeordnete gehört der radikalen Linken an, einer sehr gemäßigten Gruppe. Er steht D« l c as s ö nahe und die Absicht, diesem eine Genugtuung zu verschaffen, mag bei seinem Auftreten mitgespielt haben. Doch verdient auch der Umstand Beachtung, daß er Vertreter eines Wahl- kreise» in der Gironde ist, dem Kernlande der gemäßigten Demo- kratie. Auch der andere radikale Deputierte, der ihm beisprang, Herr C h a u m e t, hat sein Mandat aus dieser Gegend. Die Gironde hat vor allem Exportinteressen, sie hat an den Kriegs- Profiten nur geringen Anteil. Die Krise im Weinbau, der voll- ständige Zusammenbruch der Ausfuhr hat sie furchtbar getroffen. Es ist also begreiflich, daß dort kritische Stimmungen leicht auf- kommen. Constant wollte von der Regierung Aufklärungen über das Dekret vom 2. Dezember über das Oberkommando und über die Tragweite. B r i a n d lehnte die Diskussion ab. weil sie derzeit in höchstem Maße bedenklich wäre. Seine Erklärung wurde ver- schiedene Male unterbrochen, u. a. vom Genossen R a f f i n- D u- g e n s, der nach einer Geheimsitzung rief. Constant replizierte dem Ministerpräsiedenten recht bissig: Briand scheine sich auf den Standpunkt der„Action Franczaise'(Organ der Jung-Royalisten) zu stellen, die den Abgeordneten zurufe, daß diese Sache sie gar nichts angehe. Die Kammer, die die Verantwortlichkeit für die dauernden Interessen des Landes habe, habe das Recht, die Recht- fertigung der Aenderung des Statuts über das Kommando zu hören. In der Debatte über den Rücktritt Delcass&j habe die Kammer feierliche Erklärungen erhalten, die durch die Tatsachen Lügen gestraft worden seien.„Ihre Handlungen.' schloß Constant sein« Rede,„geben mir keine Bürgschaft, daß Sie genug sichere Piloten sind, daß man Ihnen in der Dunkelheit und im Geheimen folge!" Der„Officiell" verzeichnet hierauf: Beifall auf den Bänken der sozialisttschen Partei, der republikanisch-radikalen und radikal- sozialistischen Partei und auf anderen Bänken.— Der„Temps" bemerkt dazu:„Die„anderen Bänke' gehen von der äußersten Rechten bis zur äußersten Linken.' Nun erhob sich Briand von neuem,„ein wenig nervös', wie der„Temps" sagt. Seine Rede wurde häufig unterbrochen. Als er vom Vertrauen sprach, dessen die Regierung bedürfe, rief Raffin-Dugens:„Sie muß es verdienen!' Unter den Unterbrechern sind weiter die Genossen Alexandre Blanc.Parvy und N a d i zu nennen. Briand lehnte Erklärungen in der öffent- lichen wie in einer Geheimsitzung ab:„Es ist möglich, daß eine Stunde kommt, wo die Regierung den Kammern all« wünschbaren Erklärungen geben kaiin....(Genosse Blanc: Nach dem Krieg!) Sie können mir nicht vorwerfen, das formelle Versprechen meiner Regierungserklärung, mit den beiden Kammern und ihren Kom- Missionen möglichst eng zusammenzuarbeiten, nicht gehalten zu haben. Ich habe diesen Kommissonen die ausführlichsten Auf- klärungen. natürlich in den durch mein Pflichtbe- wußtsein und mein« Amtspflichten gegebenen Grenzen, gegeben.(Bewegung.) Ich kann nicht weitergehen und erkläre Ihnen, daß ich auch in einer Geheimsitzung, wenn sie eine solche beschließen sollten, keine Erklärungen geben würde, die zu geben mir nicht zusteht.(Nadi: Aber wir könnten Ihnen Erklärungen machen, die wir in öffentlicher Sitzung nicht geben könnten I) Es gibt verschiedene Arten parlamentarischer Kontrolle. Man kann die Regierung kontrollieren, indem man mit ihr zusammenarbeitet, daS heißt ihr das Vertrauen kundgibt, dessen sie im Interesse der großen Interessen bedarf, die ihr an- vertraut find.(Unterbrechungen auf den sozialistischen Bänken. Der Vorsitzende mahnt zur Ruhe.) Die Regierung hat nötig, daß man ihr ihre ganze Kraft und Autorität lasse, daß man ihr Zeit lasse, zu arbeiten und ihre Verantwortlichkeiten gerecht zu werden; sie muß ihren unbefangenen Geist und ihre Kaltblütigkeit bewahren und darf darum nicht immerzu mit Fragen und Jnter- pellationen behelligt werden.(Deputierter Constai::: DaS sollten S i e uns nicht vorwerfen— Sie. den wir zwei Monate lang in den Wandelgängen gegen das Ministerium Viviani intrigieren gesehen haben!) Briand schloß mit der Stellung der Vertrauensfrage. Was zunächst weiter geschah, geben wir nach dem.Temps' wieder: „Eine Bewegung des Zauderns geht durch den Saal. Wer wird das Wort nehmen? Es ist Herr Compöre-Morel, im Namen der geeinigten Sozialisten. Wirklich in ihrem
oder von den Russen vertrieben worden war. Leistungen und Gegenleistungen ermangelten in ihrem Vollzug der vertrauen- erweckenden, Sicherheit bietenden RechtSgewalt. Diese Umstände erstickten jede Unternehmungslust, ließen Handel und Wandel, Wirt- schaftliche Tätigkeit und geschäftliche Regsamkeit nicht aufleben. Alle diese Schwierigkeiten und Hemmungen sind nun in gewissem Umfange überwunden. Es galt die Rechtsverhältnisse zu klären. ES gelang, obwohl die Kataster, Hypothekenbüchcr und sonstigen Zivilakten vernichtet oder fortgeschleppt worden waren. Weiter war es notwendig, für abwesende Schuldner und Gläubiger Rechts- Nachfolger zu bestallen. Mit der Schaffung einer sicheren Rechtsgrundlage kehren auch Vertrauen und Schafsenslust zurück. Verpflichtungen werden gelöst, Unternehmer und Arbeiter fühlen für übernommene Leistung und Gegenleistung wieder eine sichere Grundlage von Rechtsgarantien unter den Füßen. Müßige Hände und Köpfe sind bereit zu schaffender Tätigkeit. Auch in den lange verödeten Schulen wird es wieder lebendig. In weiterem Umfange als bisher. Volksschulen mit obligatorischer Schulpflicht werden eingerichtet. AIS Unterrichtssprache gilt in den unteren Klassen die M»tterspra<t>e deS betreffenden Vollsteils; selbstverständlich wird auch Deutsch gelehrt. Großen Eifer und viel Talent sollen die lettischen Kinder im Erlernen der deutschen Sprache bekunden. Der Kreis der Aufgaben, den die Zivil- Verwaltungen zu erfüllen haben, umspannt ferner die soziale Tätig- keit und die öffentliche Hygiene. In der sozialen Fürsorge geht die Krankenpflege in Verbindung mit der Seuchenbekämpfung sowie die Armenunterstützung voran. Für Mittellose stehen Aerzte kosten-frei zur Verfügung; wo Hauspflege nicht ausreicht, erfolgt Aufnahme in ein Krankenhaus. Arme werden vorwiegend durch die Abgabe von Lebensmitteln unterstützt. Im Kampf gegen Unsauber- keit, durch Beschaffung seuchenfreien TrinkivasserS, Fäkalienabfuhr usw. sucht man den ollgemeinen Gesundheitszustand zu heben. Selbstverständlich können alle die Einrichtungen nicht mit einem Schlage überall geschaffen werden, sie entstehen im �Fortschreiten der Gesamttätigkeit und sind verschieden je nach den örtlichen Ver- Hältnissen und den vorhandenen Kräften. Aber man merkt überall, wie aus dem Schutt und aus den Trümmern neue» Leben keimt. D üw ell, Kriegsberichterstatter.