Namen? Nicht so ganz, denn seine!urze Erklärung wird heßtig unterbrochen von verschiedenen Unifizierten, deren Opposition sich übrigen» bis zur Abstimmung fortgesetzt hat." Compere-MorelS Rede hatte eine offenbare beschwichtt» g end e Tendenz:„Aus den Erklärungen des Ministers geht, wenn ich recht verstanden habe, hervor, daß. wenn er nicht u n- m i t t e l b ar auf die Fragen antworten will, er doch nicht ab» lehnt, daS zu tun, sei eS in öffentlicher oder geheimer Sitzung. Wir begreifen vollkommen die Gründe, die er uns für die Gefährlichkeit ein er sofortigen Debatte gibt. Aber wir brauchen genauere Aeußerungen, denn auch wir sind der Meinung, dah das Parlament das Rech! hat, zu kontrollieren und zu wissen." Die geforderten„präziseren Verstcherungen' in bezug auf spätere Aufklärungen gab Briand in der Form, daß er sagte:„Ge- wiß, die Stunde dazu kann kommen und wird sogar sicher kommen." Für sein jetziges Schweigen seien Gründe„höherer Gewalt" maß- gebend. Er begreife Compere-MorelS Eintreten für daS P r i n z i p der Eeheimsitzungen. aber wohin würde seine Anwendung in diesem Fall führen?„Während die Abgeordneten Fragen stellten und Antworten heischten, wäre der Ministerpräsident durch seine Pflicht gezwungen, stumm auf seiner Bank sitzen zu bleiben!" Der Radikale Chaumet erwiderte:„ES handelt sich nicht um das Vertrauen. Man kann Vertrauen zum Ministerium haben und doch die tragische Notwendigkeit fühlen, zu wissen, wohin es geht. Die Ursache der begangenen Irrtümer und Fehler sind n i ch t die parlamentarischen Diskussionen und die Ausschweifungen der Freiheit. Sondern im Gegenteil die Tatsache, daß Sie daS Paradoxon unsere? geistreichen Kollegen Sem bat:„Macht einen König oder macht Frieden!" anscheinend ernst genommen haben. Es scheint, als ob man eine Unverträglichkeit des dem o krati sch en Regime? und der Notwendigkeiten des Krieges geltend machen möchte. Wir sind aber im Gegen teil davon überzeugt, daß e? die Kraft der Demokratie ist, selbst im Kriegszustand ihren Prinzipien treuzubleiben." Compere-Morel erklärt« noch einmal, daß die Sozialisten, die das Ministerium nicht stürzen wollten, ihm einen Kredit von einigen Tagen wohl gewähren könnten. Darauf rief: Alexander B l a n c Nicht alle! Ich fordere sofortige Erklärungen! Die Abstimmung wurde unter großer Bewegung vorgenommen. Als ihr Ergebnis wurde verkündigt 443 für, S8 gegen die Ver tagung. In Wirklichkeit waren die Ziffern niedriger. Nicht b4l sondern 473 Stimmen wurden abgegeben. Davon waren 403 für 37 gegen die Vertagung. Die S o z i a l i st e n haben also in verschiedenem Sinn« gestimmt. Vermutlich hat sich auch eine Anzahl der Abstimmung enthalten. Die englische Gasgesellschaft und öie deutsche Kriegsanleihe. Amtlich. Berlin , 19. Dezember. (2B. T. 23.) Zu durchsichtigen Zwecken wird in der englischen Presse die Behauptung verbreitet, daß die deutsche Regierung englisches Vermögen zur Kriegsanleihe herangezogen habe. Diese Unterstellung ist schon früher von der französi scheu Presse gemacht und damals amtlich zurückgewiesen worden. Besonders dreist ist es, wenn in der„Daily New s" vom •23. November behauptet wird, daß die Gelder der Imperial Gas Association von einer solchen deutschen Anordnung betroffen worden seien. Es ist den Beteiligten in London zweifellos bekannt, daß der deutsche Betrieb dieser Gesellschaft nicht einmal unter Zwangsverwaltung steht, sondern wie im Frieden fortgeführt und nur daraufhin überwacht wird, daß nicht eine Abführung von Geldern nach England stattfindet. Umbildung des belgischen Kabinetts. Paris , 20. Dezember. (W. T. B.)„Temps" meldet aus L e Ha vre: Eine Umbildung des belgischen Ministerium? erfolgt, indem GrafGoblet d'A l v i e l l a und Paul Hhmans gleich Emil Vandervelde zu Mimstern ohne Portefeuille ernannt werden.„Temps" legt der Ernennung, die wie eine rein« Form fache aussehe, beträchtliche Bedeutung bei, da nunmehr die leiten- den Männer der sozialistischen und liberalen Linken unmittelbar an der Regierung teilnehmen werden. Die zweite Note /lmerikas an(pesterreich. Washington, 19. Dezember.(33. T. B.) Reuter meldet: Die zweite Note an Oesterreich-Ungarn wird vermutlich am Montag abgeschickt werden. Es wird darin kein Zeitpunkt für die Antwort festgesetzt. Oesterreich-Ungarn wird sich aber schnell entscheiden müssen, ob die Beziehungen abgebrochen werden sollen oder nicht. Die Note nimmt in keiner Weise irgend etwas von den ursprünglichen Forderungen zurück, sondern begründet mehr oder minder genau die Umstände, auf ivelche die Haltung der Vereinigten Staaten zurück- zuführen ist. Eine Kundgebung Jüanschikais. Peking , 13. Dezember. (W. T. B.) Der Erlaß des Präfi» denken vom 11. d M. lautet wie folgt: „Einer Mitteilung des stellvertretenden Parlaments(Lifayuanl zufolge, welches zugleich in Vertretung deS Bürgerausschusses fungiert, haben sämtliche Mitglieder der genannten Volksvertretung bei ihrer beutigen Versammlung zwecks Prüfung des Wahlresultats einstimmig 'iir die konstitutionelle Monarchie gestimmt. Diese Ab- jnmmung zeigt zur Genüge, daß der Volkswille sich schon längst für die Monarchie entschieden hat. Es wurde ferner beschlossen, daß alle Gesetze und Verordnungen mit Ausnahme derer, welche mit der neuen Regierungsform nicht im Einklang sind, in Kraft bleiben sollten. Durch Bittschriften und Telegramme ist der Präsident der Republik ersucht worden, die K a i s e r w ü r d e anzunehmen. Da von jeher kaiserlicbe Hofordnungen in allen Zeiten im Chinesischen Reiche im Gebrauch gewesen sind, so treten sie jetzt wieder in Kraft, während alle bisherigen Gesetze betreffend die Präsidentenwahl „ipso facto" aufgehoben werden. Mit dieser Mitteilung überreicht dts Lifayuan die erwähnten Bittschriften der Bevölkerung betreffs i c Annahme der Kaiserwürde mit der aufrichtigsten Bitte, dem- g.mäß bandeln zu wollen. „Ich, der Präsident, bin der Meinung, daß die Souveränität der Republik durch das Volk verkörpert ist. Da jetzt der Bürgerausschuß einstimmig die Annahme der konstitutionellen Monarchie beschlossen hat, so bleibt mir nichts übrig, als dem Volkswillen z» gehorchen. Mich hat die Bitte zur Thronbesteigung aber im höchsten Grade über- rascht. Man möge sich doch daran erinnern, daß ich bei Gründung der Republik bereit? den Eid abgegeben habe, die Republik mit aller meiner Kraft zu fördern. Wenn ich nun die Kaiserwürde annehme, werde ich da nicht meinen Eid brechen? Für den Bruch dieses Eides gibt es keine Entschuldigung. Zumal ist eS mein vornehmstes Prinzip gewesen, Land und Volk zu retten. Ich werde mein ganzes Selbst oaran setzen, dieses Ziel zu erreichen. Außerdem habe ich in Selbst- Prüfung erkannt, daß ich nichts Außerordentliches geleistet habe, was für die Würde empfiehlt. Noch weniger kann ich es als gerechtfertigt ansehen, die großen Grundsätze der Moral und Treue durch diese Handlung zu beseitigen. Ich bin ferner überzeugt, daß die Volks-
Vertreter, welche mein Beste? wollen, mir nicht eins Aufgabe auf zwingen, deren Durchführung mir schwer ist. Ich hoffe, daß das stell vertretende Lifayuan(Parlament) all dies einer sorgfältigen Er- wägung und reiflichen Ueberlegung unterziehen wird. Ich werde unterdessen als Präsident in meiner gegenwärtigen Würde die mir auferlegten Pflichten wie bisher erfüllen und mich bestreben, daS Gemeinwohl deS Landes in jeder Weise zu fördern. Die Bittschriften werden hiermit zurückgegeben." Außerdem wird noch folgendes im gestrigen Erlasse de Präsidenten bekanntgegeben: „Das stellvertretende Lifayuan(Parlament) hat in Vertretung deS Volksausschusses am 13. d. M. sechs Gründe dargelegt, warum nicht verweigern darf, dem Ruf des Volkes Folge zu leisten. Daß nicht minder Patriotismus besitze als jeder Bürger Chinas , soll vor allem unterstellt werden. Da nu.i das Volksverlangen nach einer konstitutionellen Monarchie so dringend ist und so große Hoffnungen auf mich gesetzt werden, so habe ich keine gerechtfertigte Entschuldig gung für meine Ablehnung. Daher kann ich mich der Ver antwortlichkeit nicht entziehen, welche daS Volk auf meine Schultern legt. Aber das Legen des ersten Grundsteins bringt wichtige Aufgaben und daraus entstehende Schwierigkeiten mit sich. Infolgedessen sollen wir unsere auferlegte Arbeit nicht allzu übereilig handhaben, um einerseits Gründlichkeit zu erzielen und andererseits Oberflächlichkeit und Unbeständigkeit zu vermeiden. Ich ordne hierdurch an, daß sich alle Ministerien und ihnen unterstellten Aemter zur Beratung über die erforderlichen Vor- bereitungen versammeln. Dann werden diese Vorbereitungen nach ihrer Vollendung sofort zur Durchführung vorgebracht werden. Die Bittschriften werden dem Staatsministerium zur Verwahrung über- msttelt."_ politische Uebersicht. A«S dem Seniorenkonvent deS ReichStageS. Im Seniorenkonvcnt wurde der Vorschlag gemacht, heute Mc�tag eine zweite Sitzung stattfinden zu lassen, in der auch die Kreditvorlage erledigt werden sollte. Von sozialdemo kratischer Seite wurde dagegen Widerspruch erhoben; eS soll nur die Tagesordnung, die für Montag angesetzt war, erledigt werden. Es wird also am Dienstag eine Sitzung stattz finden, in der dann die Kredttvorlage erledig werden soll. Der Staatssekretär des Innern fordert den Reichstag auf. 15 Mitglieder zu bezeichnen, welche dem Zentral ausschuß für die ErnäbrungSfrage als Beirat angehören sollen. Der Seniorenkonvent bestimmte, daß die Mitglieder nach der Stärke der Fraktionen gewählt werden sollen. Allwöchentlich soll dann unter dem Vorsitz des Staatssekretärs des Innern dieser Beirat tagen._ Aus der sozialdemokratischen Fraktion. Genosse Haas« hat am Schluß der gestrigen Fraktionssitzung sein Amt als Fraktionsvorsitzender niedergelegt. Bereit« am 4. August 1314 hatte er einen dahingehenden Beschluß der Fraktion bekanntgegeben, blieb aber aus deren dringend«? Verlangen damals im Amte. Selbstverständlich behält Genosse Haas« sein Amt als Vorsitzender der Partei._ Graf Revcntlow ans dem KriegSpfad. Der Kriegs- und Friedenszielstratege der„Deutschen Tageszeitung". Graf Reventlow, verbreitet sich wieder einmal in einem Leitartikel unter ungewöhnlichem Aufwand von Sperrdruck über das Thema„Gründlich siegen". waS sind„Faustpfänder?" über die europäische Lage. In diesem Artikel heißt es: „Feldmarickiall von H i n d e n b u r g hat in der Unterredung mit einem deutschen Zeilungsberichtetslatter, welche umslebend wiedergegeben wird. u. a. gesagt:„Nicht durchhalten allein, sondern gründlich siegen."— Der Feld Marschall erwirbt sich durch die wiederholte Betonung dieses allein richtigen und politisch den Nagel auf den Kopf treffenden Standpunktes ein Verdienst, deffen Höhe kaum überschätzt werden kann Zur Sache selbst ist hier schon wiederholt gesprochen worden und rnckl nötig, noch etwa» hinzufügen. Besonders hervorheben aber möchten wir wiederum die andere auf eine Frage des BerichierstaiterS gegebene Antwort HindenburgS. „Was ich gegen Eng land sagte, ist lediglich der Ausdruck meiner persönlichen Abneigung, seit diese? Volk den Krieg zu schüren und vorzubereiten be gann. Denn daß allein England das Kar nickel in diesem Kriege ist. das ist unzweifel- hast klar für mich�"— Auch diese Aeußerung ist iebr ver- dienstvoll; in höherem Grade vielleicht, als der Feldmarschall selbst ermißt: Von verschiedenen Seiten schlängeln sich Bestrebungen in die deutsche öffent- liche Meinung— und auch sonst— hin ein, welche darauf ausgeben. dem groß britannischen Feinde dem deutschen Volte gegenüber ein anderes, syinvathischeres Gesicht zu geben al» da«, tv a S er in Wirklichkeit besitzt Die„persönliche Abneigung", von der Hindenburg spricht, ist im Grunde eine eminent politische intuitive Erkenntnis welche er- freulicherweise im deutschen Volke während der verflossenen Kriegs- mvnate immer mehr Ausbreitung»nd Boden gewonnen hat. Aber wie gesagt, die gegenteilige Strömung arbeitet systematisch und au» den verschiedemien Wegen, und um so wertvoller ist ein solches Wort Hindenburg ?: denn jedes setner Worte hat ein nicht zu übcrlreffendes Gewicht bei der Mehrheit des deuuchen Volkes. Mir jenen Bestrebungen, die bei uns leider auf eine Milderung der deutschen Stimmung Eng land gegenüber hinarbeiten, steht in Verbindung der seit bald zwei Wochen vorsichtig geführte öffentliche MeinungS> streit über die Susiübiungen deS deutschen Reichskanzlers anläß lich der sozialdemokratischen Jnteipellation am 3. Dezember. Diese Diskusston ist besonders von der linksstehenden Preffe über die angebliche Frage gesührt worden, ob der deutiche Reichskanzler aus seilen der„Chauvinisten und Annexionisten' stehe oder nicht. Im einzelnen bat man die Wendung de« Rcichskanzlers hergenommen. bin und her gedreht und von verschiedenen Seiten besehen:„ES soll nicht beißen, daß wir den Krieg nur um einen Tag verlängern wollen, weil wir noch diese« oder jenes Faust- pfand dazu erobern wollen." Der sozialdemokratisch« Abgeordnele Landsberg erklärte daraufhin:„Der Reichskanzler hat die Länder, die wir augenblicklich besetzt haben, als Faust« pfand bezeichnet: nach meiner Kenntnis werden Faust» Pfänder zurückgegeben."— Zu dieser Jntetpretaiivn dek Abgeordneten hat der Reichskanzler das Wort nicht mehr ge» nommen." Graf Reventlow stellt dann selbst weitläufige Betrachtungen über den Sinn des Begriffs der„Faustpfänder" an, in denen er schließlich zu folgender Auslegung gelangt: „In unserem Fall bedeutet die deutsche Forderung: real garantierte Sicherheit und ebenso real garamierte Boraussetzung »ür die Trrtngung der Freiheit der Meere aus eigener Kraft. In welchem Umfange und ob die kriegerischen und militärpolittschen Handlungen, welche der Reichskanzler als Er» o b e r u n g von Faustpfändern bezeichnet hat, für jene Sicher- heilen einen Tausch- oder Liquidationswert geschaffen haben, oder selbst Garantien, Voraussetzungen und Sicherbetten bilden, die nicht verstcigerbar und ersetzbar sind.— das ist die Frage, deren Beantwortung praktisch gelöst weiden muß, heute aber öffentlich nicht erörtert werden kann."
Nun, wir sollten meinen, daß Graf Reventlow auch so schon deutlich genug geworden i st! Gern möchten auch wir ebenso deutlich werden. Nicht erst heute. Aber wenn wir auch auf den bloßen Versuch verzichten, so dürfen unsere Leser versichert sein, daß wir dazu hinlänglichste Ursache haben.
Ter Liberalismus im Schlepptau. In der Montagausgabe de»„Berliner Tageblatt" widmet Theodor Wolff der wenig selbständigen Haltung der Freisinnigen Volkspartei folgende Bemerkung: „Darf man— von der Butter zu einem anderen Gedanken- kreis übergehend— sagen, daß der sogenannte ent- schieden- Liberalismus gut täte, nicht zu sehr im Hintergrund zu verschwinden, auch im Kriege «ineigenes Wortzu sprechen und sich nicht immer nur in einer Sammelerklärungen mitzuäußern, die Herr Spahn im Namen der„bürgerlichen Parteien" zu verlesen pflegt Z Die Scheidung zwischen bürgerlichen Parteien und der Sozialdemokratie berührt gerade in der jetzigen KriegSzeit eigentümlich und nicht gerade sehr schön, und wenn eS durchaus verständlich ist. daß konservative Politiker dos Trennende bei jeder Gelegenheit zu betonen suchen, so brauchten deswegen liberale Leute ja noch nicht auf solche Wünsche einzugehen. Mancher hatte geglaubt, der Liberalismus solle zwischen rechts und links eine Brücke lein. Eine Brücke, die immer nur an der einen Seite fest hängt, gerät in in Gefahr, in» Wasser zu fallen. Die Erklärung, die Sierr Spahn bei der Friedensinterpellation vorlas, rauchte nicht unbedingt durch zehn Parteien herbeigetragen zu werden, denn sie war eigentlich nicht gar so gedankenschwer. Sie war kurz und mißverständlich und wtrd, wa» einige Liberale gewiß nicht gewünscht haben, in der ganzen Auslandspresse al? eine Kund« aebung für die allergewaltigsten und viel- seitigsten Eroberungspläne ausgelegt. Kann es für die Zukunft günstig tetn, wenn eine Partei, die eine eigene Wellanschauung verkörpert, bei großen Gelegenheiten zu tief in dem allgemeinen Sammelkorb ver- sinkt? ES ist nicht leicht, wieder ein Ganze« zu sein, wenn man in den Schicksals st unden der deutschen Ge- schichte zu lange ein Zehntel gewesen ist." Wa« der Chefredakteur des„Berl. Tagebl." hier dem Frei« sinn warnend ins Stammbuch schreibt, gilt im allgemeinen erst recht für die noch weiter links stehende Partei.
WeihnachtSgedanke« des Präsidenten deS Abgeordneten« Hanfes. Der Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses, Graf von Schwerin -Löwi�, betitelt im„Tag" sonderbarerweise einen Artikel„Weihnachtsgodanken 1915", in dem er sich g e g e n die praktisckse Anwendung der von ihm selbst vertretenen Weihnachtsbotschast„Frieden auf Erden" wendet. Diese eigenartige Abtönung seiner Weihnachtsgedanken begründet er mit den Sätzen: „Es darf ja nicht Friede werden, bevor nicht dies«— erst durch den Krieg heraufbeschworene— Gefahr für den Bestand des britischen Weltreiches gehoben und dazu Deutschland ver- nichtet ist. Hierfür besteht aber nach englischer Darstellung die beste Aussicht, da Deutschland ja bereits an völliger Erschöpfung leidet— oder doch, wie ein besonders tief- sinniges Ententeblatt sich kürzlich ausdrückte,„mit jedem neuen Sieg« semer völligen Erschöpfung näherkommt". Hat eS bei dieser Sachlage— denn alles ander«, selbst die fvanzösische Revanche, ist lediglich in den Dienst englischer Jnter- effen gestelltes Beiwerk—, hat es bei dieser Sachlage einen Sinn, heute schon FriedenSbedingungen zu erörtern oder auch nur Friedensverlangen zu bekunden? Muß sich nicht jeder vernünftige Mensch sagen, daß solche Erörterungen und Bekundungen— w i e stark der Frie- denSwunsch auch bei unseren Feinden, und wie berechtigt er auf beiden Seiten fein mag— doch nur das gerade Gegenteil von dem bewirken können, was sie be- Zwecken? Ja! müssen sie nicht, wie die Dinge heute noch liegen, in das furchtbare Lügengewebe des feindlichen Nachrichtendienstes neu« immer festere Maschen knüpfen, d-er sinkenden Sieges- znversicht unserer Feinde immer neue Nahrung bieten, ihre so verhängnisvolle Selbsttäuschung über die wahre Kriegslage— und damit den Krieg selbst— ins Unendliche verlängern? Nicht al» Kraft, sondern als Schwäche haben unsere Feinde von jeher unsere Friedensliebe gedeutet. Und so wevden sie jede dahingehende Bekundung auch noch heute deuten." Diese Botschaft lfaben wir nun fchon sehr oft vernommen. aber sie will uns durch ihre Wiederholung keines- Wegs glaubhafter erscheinen. Denn die Darstellung, als ob man im Ausland seden in Deutschland geäußerten Friedenswunsch als neuen Beweis dafür ansehe,„daß Deutschland bereits an völliger Erschöp- fung leidet", ist erfreulicherweise unrichtigl Gerade in der bürgerlichen Montagspresse finden wir zwei triftige Gegenbeweise. Da wird ausdrück- lich hervorgehoben, daß die„Time S" sich aus Deutschland über die Butternot schreiben lasse, daß diese Not zwar ein gewisses Murren mancher Hausfrauen hervorrufe, daß es aber geradezu lächerlich sei, von einem Buttermangel auf irgendwelche Erschütterung auch nur>der Wirtschaft- lichen Widerstandskraft Deutschlands schließen zu wollen! Und ein anderes Berliner Blatt zrtiert auS der extrem nationalistischen„I d e a N a z i o n a l e" eine andere Stimme, die herbsten Spott über die italienischen Illusionen ausgießt, wonach Deutschlands Niederringung durch irgend- eine Art der„Aushungerung" erreicht werden könne. Den Ausführungen deS Grasen Schwerin-Löwitz in ahn- sicher Ausführlichkeit entgegenzutreten, ist uns versagt. Mer die Feststellung dieser der bürgerlichen Berliner Presse entnommenen Tatsachen spricht deutlich genug.
Leiste Nachrichten. Au« dem englischeu Unterhause. London , 20. Dezember. (W. T. 23.)(Meldung des Reuterschen Bureaus.) Im llnterhause erklärte Tennant: Di« briti- chen Verluste am Balkan waren bis zum 11. Dezember: 32 Offiziere und 1246 Manu, wovon nur ein Offizier und 8S Plann getötet wurden. Man einigt« sich, die beantragte Verlängerung der Legislatur- Periode de» Parlaments von einem Jahr auf acht Monate herab- zusetzen. Die Mitteilung von der erfolgreichen Zurückziehung der briti- chen Truppen mit unbedeutenden Verlusten und von ihrer Ueber- iringang nach etnem anderen Kriegsschauplatz wurde mit Beifall begrüßt. ASquith erklärte, die Zurückziehung sei infolge eines vor einiger Zeit gefaßten Beschlusses des Kabinetts geschehen. Da eS noch schwierig ist, die Zahlen der nach Lord Derbys Plan auSgehobenen Rekruten zu klassifizieren, mußt« ASquith sein« Er- klärung über das Resultat der Werbung auf später verschiebeu.