nach dem Artikel g des iii!ern«ion«len Vertr«HcZ Nr. 11 dieser mir' dann in Anwendung kommen soll, wenn alle Kriegführenden Teil- nehmer am Vertrage sind. Diese? sei aber nicht der Fall. Außerdem batten die Bestimmungen der Postunion zwischen Holland und Eng- land durch den Ausbruch des Krieges ihre Gültigkeit nicht verloren. vom französischen Sozialisienkongreß. Paris , 28. Dezember. (W. T. B.) Dem Blatte„La Presse" zufolge verbot die Zensur jegliche Ver« offentlichung über die Sitzungen des Sozia- l�i st e n k o n g r e s s e s in Paris , außer dem offiziellen Sitzungsbericht. Dieser besagt iiber die gestrigen Verband- lungcn nur, daß auf der Tagesordnung die Prüfung der all- gemeinen Lage und das Thema„Die Partei und der Krieg" standen. Er zählt die Redner auf. unter denen G u e s d e sich befand. Mit der heutigen Nachtsitzung dürste der Kongreß zu Ende gehen. Die rujsische Regierung üeckt öen Mostauer Pogrom! Petersburg, 27. Dezember. (W. T. B.) Nach„Russkoje Stowo" hat die Regierung angeordnet, daß keine erichtliche Verfolgung gegen die höheren erwaltungsbeamten Moskaus eingeleitet werden soll, die beschuldigt werden, die Moskauer Deutschenhetze im Mai begünstigt zu haben. Alle Ansprüche auf Schadenersatz des vom Pöbdl angerichteten Schadens sollen privat und außergerichtlich erledigt werden. Die oben wiedergebene Meldung ist ein Beweis dafür, daß die reaktionäre Rsgieruwg Goremytin-Ehwostow selbst vor der Schamlosigkeit nicht zurückschreckt, mit den Pogromisten zu fraterni- sieren und die Hauptschuldigen an der Moskauer Deutschenhetze außer Verfolgung zu setzen. Der Grund dieser Mahnahme ist darin zu suchen, daß die auf Klage der zahlreichen Geschädigten betriebene gerichtliche Untersuchung täglich neue Beweise dafür erbrachte, daß die Moskauer Deutschenhetze von der Regierung selb st angestiftet und geduldet wor- den ist. So konnte noch vor einigen Tagen ein weitverbreitetes bürgerlich-demokratisches Blatt, die„Kiewftaja MysT schreiben: „Allmählich werden in allen Singelheiten die Bedingungen aufgedeckt, unter denen der Mai-Pogrom in Moskau sich ab- spielte. Das Bild, das sich hierbei entrollt, ist imponierend, wenn auch in seinen Grundzügen keineswegs neu. Den Moskauer Behörden war es bekannt, daß ein Pogrom vor- bereitet wurde; sie unternahmen aber nichts zu seiner Vor- beugung oder Unterdrückung. Der Stadthauptmann A d r i a n o w gab sogar Pogromisten die Versicherung ab, der Ober- kommandierende, Fürst I u s s u p o w, wäre ihr„vefimiungs- genösse" und fei zum Kampf«ogen die Deutschen nach Moskau ge- sandt worden. Adrianow erklärte zwar nicht, wie weit dies«„Ge- sinnungsgemeinschaft" des Fürsten Jussupaw sich erstreck«, aber aus den Handlungen des letzteren wie auch Adrianowe selbst konnten die Pogromisten de» Stbluß ziehen, daß die damaligen Vertreter der höchsten Moskauer Administration in den Methoden des Kampfes gegen die Deutschen und in den Anschauungen über fremde« Eigentum mit ihnen vollkommen solidarisch waren. Die im Negierenden Senat(dem höchsten russischen Gerichtshof) ein- gereichten Klagen legen Zeugnis davon ab, daß Fürst Jussupow und Adrianow dem Pogrom inmitten der Menge untätig zuschauten, ja in einigen Fällen autoritativ bestätigten, diese oder jene Firma sei eine russische und unterliege deshalb nicht der Zerstörung, während Adrianow. als das GeschüfiSlokal von Einem geplündert wurde, sogar daS Haupt entblößte. Diese rührende Szene konnte die Plünderer endgültig davon überzeugen, daß Adrianow sie keineswegs irregeführt hatte, als er ihnen von der„Gesiimungs- gemeinfchaft" des Fürsten Jussupow erzählte. Aber nicht nur die Teilnehmer des Pogroms konnten sich davon überzeugen. Der Fabrikant Prochorow lvandte sich an Adrianow mit der Bitte, die geplante(patriotische) Manifestation, über deren Charakter niemand im Zweifel war, zu verhindern. Adrianow entgegnete darauf, er halte e§ nicht für möglich, die manifestierend« Menge auseinander- zutreiben; er fei vielmehr bereit, vor ihr zu salutieren und sie zu be- grüßen! Das Stadthaupt Tschelnokow wandte sich mit derselben Bitte an den Fürsten Jussupow; dieser aber lehne« es ab. Maß- nahmen zur Verhinderung der Manifestation zu ergreifen and sprach in seiner Rebe an die Mitglieder der Stadtverordneten- Versammlung seine Sympathie für den Protest der Menge aus, wobei er lediglich die Plünderungen rügt« und sie mit den Mängeln des„russischen Erziehungssystems" entschuldigte.... Bei solchen aufgeklärten Anschauungen unch bei solcher vorsichtig- erzieherischen Haltung gegenüber den Kriminalvrrbrechern in der Menge mußte der Pogrom sich wie ein« Flut über die Stadt er- gießen und Moskau und das ganze Reich nochmals mit Schmach bedecken." „Jetzt aber— fährt das Kiewer Blatt fort— wo den Be- schützern und Anstiftern der unwissenden Menge, die von ihnen in entsprechendem Sinne erzogen wurde, die Verantwortung droht, suchen st« die Schuld wie immer einer auf den anderen abzu- wälzen. Fürst Jussupow rechtfertigt sich damit, er habe dem Stadt- Hauptmann ein Bataillon Soldaten angeboten, dieser Hab« aber abgelehnt und erklärt, er werde mit den Polizeimannschaften aus- kommen. Fürst Jussupow hat aber noch ein stärkeres Argument zu seiner Verfügung: Als die Unruhen ausbrachen, überschüttete der damalige Diinister des Innern, Maklakow, den Fürsten Jussupow mit tele- graphischen Anweisungen, in keinem Falle von der Waffe Gebrauch zu machen! Wir wissen noch nicht, was Adrianow zu seiner Rechtfertigung vorbringen wird; wir werden aber nicht erstaunt sein, von ihm zu vernehmen, er habe vom Fürsten Jussupow den Befehl erhalten, keinen Gebrauch von der Waffe zu machen. Wir wissen auch nicht, wie Maklakow sich rechtfertigen wird; wir werden aber auch nicht frappiert sein, wenn er sich auf die Mängel de»„russischen ErziehungSsystemS" berufen oder erklären wird, er fei bereit, vor der Menge zu salutieren. Indem sie einer auf den anderen die Schuld ab- zuwälzen suchen, bestätigen sie nur gegenseitig ihre Schuld. Jeder von ihnen hat in seiner Weis«, oder vielleicht all« in einer und derselben Weise, mehr als alle anderen den Moskauer Pogrom gefördert." Dieser wuchtigen Anklage, die das Blott der herrschenden Vureaukratie ins Gesicht schleudert, ist eigentlich nichts hinzuzu- fügen. Aus dieser Anklage ergibt stck, genau dasselbe Bild. daS sich bei den Senawrenuntersuchungen der Juden, und Armenier- Metzeleien stets herausgestellt hat. Noch immer trifft das Wort zu. das der frühere Gouverneur von Bessavabien und spätere Ab- geordnete, Fürst Urussow, in der ersten Duma der Regierung entgchcnschleuderte: Noch immer werde das russische Reich von Wachtmeistern und Pogromisten regiert! Erfreulich ist lediglich. daß diesen Elementen selbst unter dem Druck der Zonsur und des Kriegszustandes auch von bürgerlicher Seite«ine offene Brand- markung entgegengeschleudert imrd. Zu einer Zeit, wo die Einzel- heiten der fürchterlichen Moskauer Ausschreitungen im Mai dieses Jahres bekannt werden, und wo die gegenwärtige Lag« in Rußland durch die verstärkte Mobilisierung der Schwarzen Hunderte gekennzeichnet wird, muh immer und immer wieder daran erinnert werden, daß das niedergehaltene, durch den Krieg des- organisierte und geschwächte demokratische, freiheitliche Rutzlenb nicht verantwortlich gemacht werden kann für die Sünden des alten Regimes. Deutscher Vorschuß an üie Türkei . Konstantinopel , 27. Dezember. (W. T. B.) Die Regierung brachte in der Kammer einen Geietzentwurf ein, in dem sie ermächtigi wird, in Deutschland einen Vorschuß von 20 Millionen Pfund aufzunehmen.
politische Ueberficht. Die Schwierigkeiten der Mnanzreform. Auch der nationalliberalen„M agdeburgcr Zei- t u n g" mißfällt das Bemühen der„K ö I n i s ch e n Volks- z e t t u n g". im Hinblick auf dieAufbringung der Kriegskosten die� bürgerlichen Parteien gegen die Sozialdemokratie zu einigen. Die ganze von dem Zentrumsblatt entworfene Per- syektive(Ablehnung weiterer Kricgskredite, Opposition gegen vre zu erwartende Steuervorlage) gerate ins Wanken, wenn man nicht geneigt sei, Hochs Worte mit der endgültigen Stellungnahme der Sozialdemokratie gleichzusetzen: „Uns will scheinen, man sollte solche herausfordernden Be- hauptunzen lieber unterlassen, solange sie auf so schwanken Füßen stehen und solange die sozial- demokratischen Wähler zum großen Teil im Schützengraben liegen. Daß die EntWickelung so bedauerliche Wege gehen kann, wie die„Kölnische Volkszeitung" meint, glauben wir auch, namentlich dann, wenn von bürger- sicher»eite gehörig nachgeholfen wird. An gutem Willen dazu scheint es offenbar auf manchen bürgerlichen Seiten nicht zu fehlen." Die Sozialdemokratie befindet sich in der angenehmen Lage, ruhig abwarten zu können, ob die Sammlungsbestre- bungen Erfolg haben werden oder nicht. Ihr ist die Eile, mit der die„Kölnische Volkszeitung" den bürgerlichen Block herstellen will, nur eine Bestätigung dafür, daß zum minde- sten das Zentrum eine„Finanzreform" anstrebt, für die wir uns nicht mitverantwortlich machen können. Die übrigen bürgerlichen Parteien scheinen sich einstweilen über das Wesen der Reform so wenig klar zu sein wie die Regierung. Aber es ist immerhin bezeichnend, daß auch die„Magdeburger Zeitung" Zweifel hegt, ob Liberale, Zentrum und Konservative zu einer einheitlichen Stellungnahme gelangen können. Sie schreibt: „Wenn nun«ber das Zentrumsblatt fortfährt:„Es ist ganz ausgeschlossen, daß die Regierung und der Bundesrat diese kolossale Steuerbelastung allein durch direkte Steuern aufbringen werden. Darüber ist sich doch heute schon jeder politisch denkende Kopf klar," so ist zu erwidern: Gewiß, aber auch darüber ist sich jeder politisch denkende Kopf klar, daß selbst mit direkten und indirekten Steuern zusammen die kolossalen Kosten nicht auf- zubringen sein werden, sondern nur mit Hilfe von sehr er- giebigen Monopolen. Und da liegt ein Punkt, an dem— wenn man denn schon prophezeien will— doch auch wohl zwischen den bürgerlichen Parteien erhebliche Mei- nungSverschiedenheiten vorauszusehen sind." Was dann geschehen soll, wenn auf der einen Seite die Sezialdemokratie nicht mitmachen kann und auf der anderen die bürgerlichen Parteien nicht einig werden— diese knifflige Frage läßt auch die„Magdeburger Zeitung" unbeantwortet. * Wesentlich günstiger stellt sich zu der Anregung der „Kölnischen Bolkszeitung" die freikonservative„P o st". Sie findet die Idee eines Zusammenschlusses der bürgerlichen Parteien ernstester Erwägung wert. Für jetzt handele es sich freilich nur um Kleinarbeit, aber nach Friedensschluß werde es mit Rücksicht auf die gewaltigen Anforderungen dringend notwendig sein, alle Meinungsverschiedenheiten zwischen den bürgerlichen Parteien zu begraben. Gerade das, was über die neuen Lasten gesagt wird, ist am interessantesten: „Wenn es gilt, nach Friedensschluß das Gleichgewicht im ReichShaushalt dauernd zu sichern, wiro es nach menschlicher Voraussicht der Erschsiehung neuer reicher Einnahme- qu e l l e n bedürfen. Vor Friedensschtuß läßt sich die Höhe des DeckungSbedarfs nicht mit Sicherheit aufstellen. Aber auch im besten Fall wird uns bestimmt ein großer Teil der Kriegs- kosten, nementlich der indirekten, zur Last bleiben. Man braucht sich daher nur des verderblich«, Parteihaders nach IsOV zu erinnern, um sich klar zu werden, wie notwendig es ist, der Gefährdung der Einmütigkeit unseres Volkes in Vaterlandsliebe durch ähnliche Steuerkämpfe rechtzeitig vorzubeugen. Vereint- gen sich die bürgerlichen Parteien zu dem festen Entschlüsse, bei Bewilligung der Staatsnotwendigkeiten sich unter Zu- rückstellung aller Partei- und Popularitäts- rücksichte n ausschließlich das Gemeinwohl zum Leitstern dienen zu lassen, so ist dies im vaterländi- scheu Interesse nur mit Bsfviedigung zu begrüßen." Und— möchten wir hinzufügen— im Interesse der hinter der„Post" stehenden Schichten, wenn man für die Be- willigung der Staatsnotwendigkeiten noch ein System auf- stellt, dem die Sozialdemokraten ihre Mitwirkung versagen müssen._ Rücklagen auf Kosten der Zukunft. Der Landwirtschaft geht es gut. aber es ist ihr unan- genehm, daß es bekannt wird. So spricht der Verband land - wirtscfyzstlicher Genossenschaften in Sachsen von Einzahlungen in beängstigender Höhe und die konservative„Schlesische Zei- tung" möchte die nicht abzuleugnenden Mehreinlagen in Spar- und Darlehnskassen am liebsten als Zeichen der Not re- gistrieren: „Wenn die Spar- und Darlehnskassen während des Krieges nicht unerhebliche Mehreinlagen aufweisen und mit freudiger Bereitschaft(und in Erwartung fünfprozentiger Ver- zinsung— D. R. d. V.) zu den Kriegsanleihen beitragen konnten, so wird m«n dies«„Reingewinne" nicht als Gewinn der Land- Wirtschaft betrachwn dürfen, sondern als Rücklagen auf Kesten der Zukunft; denn es sind hauptsächlich Ersparnisse an Betriebsmitteln, insbesondere an Futter, Dünger und sonsti- gem Material, der«, Anschaffung unterblieb, weil es daran fehlt« oder zu teuer schien. Diese„Ersparnisse" werden aber nur in Ausnahmefällen zur Deckung der„KrtegSkosten" ausreichen, um die Wirtschaft wieder auf die alte Höhe zu bringen. Minder- ertväge müssen die nächste Folge dieser Sparsamkeit sein." Zum Teil mag das zutreffen. Aber sicher gehen die Er- sparnisse weit über den Betrag hinaus, der später abgehoben werden muß. um die Wirtschaft wieder in normalen Gang zu bringen. Und außerdem: glücklich der, der nicht nur wäh- rend des Krieges sein reichliches Auskommen hat, sondern auch noch Rücklagen für die Erfordernisse der auf den Friedensschluß folgendm kritischen Periode machen kann.
Das tägliche örot. Gegen die Brotgetrcideverfütterung. Berlin , 27. Dezember. (SB. T. B.) Wenn man unsere Provinz- presse täglich verfolgt, so kann man feststellen, daß sich die Fälle, in welchen ungesetzlicheriveise B tu ig« treibe von Landwirten ver- füttvrt wird, in erschreckender Weise mehren. Aus allen Gebieten dsS Deutschen Reiches kehren täglich Zeugnisse hierfür wieder, sei es, daß die Zeitnngei, über SZestrafungen von Landwirten berichten, die sich dieses Pergehens schuldig gemacht haben, sei es, daß Land- rät« Veröffentlichungen erlassen müssen, die nochmals und immer wieder mit Nachdruck darauf hinweisen, daß die Verfütterung von Brotgetreide verboten ist und daß Uebertretungcn streng be- straft werden. Um ein SAeispiel aus vielen herauszugreifen, sei eine Mitteilung des„Osnabrücker Tageblattes" vom 9. November
1915 genannt, in der eine Reihe dieser Vergehungen für einen lokalen Bezirk zusammengestellt worden sind. Dort hatten Land- Wirte Roggen verfüttert, weil sie gemeint hatten, daß derselbe nicht als Brotgetreide angesehen werden könne, da es sich um minderwertige Körner oder um mit anderen Getreidekörnern ver- mischten Roggen hawdele. Ein Landwirt hatte Roggengarbcn ver- häcksell, ein m, derer behauptete, das Verbot, Hinterkorn zu ver- füttern, nickt gekannt zu haben, wieder ein anderer hatte die beim Dreschen abgerissenen Slehren zusammengeharkt und zu Häcksel verschnitten, wieder ein anderer wurde von dem Gendanneriewacht- meister dabei betroffen, als er auf seiner Schrotmühle ein Gemisch von Hafer und Roggen zusammen mit Mais verschroten ioollte usw. Dieser unsere Ernährung im Kriege geradezu bedrohende Zustand muß eine Aenderung und zwar ein« sehr schleunige Aenderung er- fahren. Jeder vernünftig denkende Mann im Deutschen Reich weiß, wie schwer die Futtermittelnot auf der Landwirtschaft und auf den Landwirten lastet. Aber ein jeder weiß auch, daß uns diese Sorge nicht abbringen darf, jedes einzelne Korn, das dem Brotkonsum zur Verfügung gestellt werden kann, tatsächlich für die Versorgung unseres Volkes nutzbar zu machen. In Friedens- zetten sind wir gewohnt, minderwertiges Brotgetreide, insbesondere das überfeuchte Brotgetreide, zu Fuiterzwecken zu verwenden. In Kriegszeiten, in Zeiten, in denen wir vom Sluslande abgesperrt sind, muh auch das minderwertige Getreide durch Bearbeitung dem Brotkonsum nutzbar gemacht werden. Darum sind Verstöße gegen das Verfütterungsvcrbot nicht als bloße Ileberschreitungen irgendwelcher polizeilicher Bestimmungen anzusehen, sondern si? sind ein Verbrechen, das an unserm Vaterland im Kriege begangen wird, und der vaterlandslose Sinn, der diesen Vergehen zugrunde liegt, kann durch keine Geldstrafe geahndet werden. Was macht es auch schließlich für den Land- Wirt aus, wenn er einige hundert Mark Strafe bezahlen muß, aber dafür an dem oerfütterten Brotgetreide einen tüchtigen Ge- wirm gemacht hat. Es muß die Einsicht durchdringen, daß der- jenige, welcher Brotgetreide verfüttert, für olle Zeiten den Stempel einer Versündigung an den wicktigsten Interessen unseres Vater- landeS trägt. In allen ländlichen Kreisen, in allen Bersamm- lungcn, in den Schulen und wo es sonst möglich ist. sollte immer wieder mit Nachdruck darauf hingewiesen werben: „Wer Brotgetreide verfüttert, macht sich strafbar und ver- sündigt sich an dem Vaterland!"
Unberechtigte Vorwürfe gegen die Zentral-Einknufs- gesellfchaft. Berlin , 28. Dezember. (W. T. B.) In einer Reihe von Zei- tungen wird erneut die Behauptung aufgestellt, daß die Zentral- EinkaufSgesellsckaft bei dem Verkauf österreichisch-iiugarischer Eier durch eigene Preiszuschläge und durch unangemessen hohe Be- zssge der von ihr mit dem Einkauf beauftragten Händler — diese sollen angeblich längere Zeit hindurch zusammen 150 000 M. monatlich verdient haben— das Ei um 5—6 Pfennig verteuert habe.— Dieser völlig unwahren Mitteilung ist bereits einmal in der Presse entgegengetreten worden.— Der»rsprünglicks Einsender dieser Zeitungsnotiz, ein Dresdener Hotelbesitzer, hat die Nnrichtigkeit seiner auf falschen Informationen beruhenden Be- Hauwungen zugegeben.— Bei weiterer Verbreitung dieler Angaben wird die Zentral-EinkaufSgesellschaft, wie sie mitteilt, die Hilfe der Gerichte in Anspruch nehmen.
Kriegsbekanntmachungen. Die neuen Mannschaftsuniformen. Bon den neueingeflihrten M a n n s ch a f t S uniformen hat daS KriegSmini st erium nunmehr Beschreibungen herausgegeben, die den Fabrilanten, Uniiormgeschäftcn usw. vom Kriegs, BekleidungSomt des III. Armeekorps in Spandau unentgeltlich verabfolgt werden. Dort sind vorrätig: Beschreibung und Abbildung des Mantels und der Bluse, Beschreibung des Attilas und Beschreibung der Abnahmevorschriften der mallen und blanken Uniformknöpfe. Nachproben der neucmgefllhrten Mannschastsluche sind von jetzt ab beim Kriegs-Bekleidungöamt des Gardekorps in Berlin zu haben. Nachproben der Knöpfe und der übrigen neu- eingeführten Stücke können Fabrilanten usw. vom BekleidungSamte beziehen, in dessen Bezirk sie wohnen. Dort können auch Proben des neuen MannschastSmantelS und der Mannschaftsbluse. wovon Nachproben nicht abgegeben werden, in Augenschein genommen werden. Die Aenderungen der Anzugsbeschreibungen zur BekleidungS« Vorschrift für Offiziere usw. werden voraussichtlich in einigen Wochen veröffentlicht._
Letzte Nachrichten. Auf eine Mine geraten. Amuiden, 28. Dezember. (W. T. B.) Der Amuider Dampf, trnwler„E r i n y 8 8" stieß gestern früh beim Fischen in der Nord. see auf eine Mine. Drei Mann der Besatzung wurden getötet, drei schwer verwundet. Die acht Ueberlebenden wurden heute mittag durch einen anderen Amnider Dampftrawler hier gelandet. Kritisch« Frage» im englischen Kabinettsrat. Rotterdam , 28. Deznnber.(SB. T. SB.)„Rotterdamsche Cou- rant" meldet aus London : Der gestrige K a b i ne t t s r a t, in dem über die Ergebnisse der SNerbekampagne Lord Derbys beraten wurde, gelangte zu kem«n Entschluß. Heute wird das Kabinett die Beratungen fortsetzen. Der parlamentarische Mitarbeiter der „Times" schreibt, daß der Zustand gestern abend heikel war und heut« vielleicht noch kritischer werden wird. Einige Minister dringen darauf, sofort die Dienstpflicht einzuführen, da diese allein dem Premierminister die Möglichkeit gebe, sein Versprechen ein- zulösen. Andere wieder wollen den Unverheirateten noch einmal Gelegenheit geben, sich anwerben zu lassen. Einige von ihnen er- klären, daß ein Versprechen, bei dem sie nicht zu Rate gezogen wurden, für sie nicht bindend sein könne. Beide Gruppen setzten sich aus Liberalen und Unionisten zusammen. Neben ihnen gibt es noch eine dritte Gruppe, die bisher aber zu keinem Entschluß gelangt ist. Der parlamentarisch« Mitarbeiter der„Demes" glaubt, daß Slsguith trachten werde, fein Versprechen einzuhalten, und gleichZaitia versuchen werde, zu ver- hindern, daß emige Minister ihr Amt niederlegen. Durch ein enevgifcheS Vorgehen könne dies vielleicht noch erreicht werden, obwohl die Aussichten dafür gestern entschieden ungünstig gewesen seien.— Der parlamentarische Mitarbeiter der„Daily News" schreibt, daß das Kabinett sich nicht nur mit Asquiths Versprechen befasse, sondern auch mit anderen ernsten, die neutralen Staaten angehenden Fragep._ Auflehnung gegen Juanschikais Kaisertum. Pelms, 27. Dezember. (SB. T. SS.)(Meldung des Reuter- schen Bureaus.) Der Militärgouverneur von I U n n a n erließ eine Proklamation, in der die Unabhängigkeit N u ii n a n ö erklärt wird. Es heißt darin, daß Juanschikai die Eide. Ivelche er als Präsid«»t ablegte, gebrochen habe und den Ermahnungen, die Republik wieder'herzustellen, nicht nachgekoimnen sei. Zahlreiche, aus nördlichen Truppen bestehende Verstärkungen werden nach d»m Süden tr»nsv»rti«rt.— Wie demselben Bureau aus Tchanghei gmneldet wind, sagte ein revoluttenärer Führer aus Japan , der von einem Berichterstatter befragt wurde, es hänge nunmehr von den anderen Militärgouverneuren ab, ob sie sich der Revolution anschließen wollten, die vor vierzehn Tagen endgültig beschlossen worden sei. Ferner sagte er voraus, daß vor Aolauf dieser Woche, zu welcher Zeit Juanschikais Prvklamatwn der Monarchie erwartet werde, eine allgemeine Erklärung gegen Juanschikai erfolgen würde.