Nr. 6.- 33. Jahrg.
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Freitag, den 7. Januar 1916.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplat, Nr. 151 90-151 97.
Nachlassen der russischen Offensivversuche in der Bufomina.
Der Dienstzwang in England.| Meldung des Großen Hauptquartiers.
Der kritische Tag naht heran, der darüber entscheiden soll, ob in England der Dienstzwang unter irgendeiner Form eingeführt werden soll oder nicht. Es wird daher an der Zeit sein, daß auch wir uns seine Bedeutung und seine voraussichtlichen Wirkungen tlac zu machen beginnen. Wenn wir die Absichten zu ergründen suchen, die seine Befürworter mit der Durchführung des Dienstzwanges zu erreichen hoffen, so scheidet natürlich die Annahme, daß es sich darum handele, den Bundesgenossen und den Gegnern Englands Sand in die Augen zu streuen, vollkommen aus. Das würde bedeuten, daß die Engländer selbst nicht der Ansicht sind, durch den militärischen Dienstzwang die erhöhte kriegerische Leiftungsfähigkeit zu erreichen, die sie der Welt vorzuspiegeln wün schen. Nun aber ist kein Zweifel, daß die Frage: Dienstpflicht oder nicht? den Engländern an die Nieren geht wie keine seit dem Jahre 1832. Nicht einmal das Gesek über Homerule, das das Land hart an den Rand eines Bürgerkrieges gebracht, hat die Masse des Volkes so tief erregt wie diese Neuerung. Denn sie steht mit allen vererbten Vorstellungen des Engländers über die Eingriffe in Widerspruch, die der Staatsgewalt in die persönliche Freiheit des einzelnen erlaubt werden dürfen. Die ganze Masse des englischen Volkes, von den obersten bis zu den untersten Schichten, steht instinktmäßig der Einführung des Zwangsdienstes zunächst feindselig gegenüber. Das gilt von den Stonservativen und Unionisten ebenso wie von den Liberalen und Radikalen, von den Agrariern ebenso wie von den Gewerkschaften und den unge lernten Arbeitern. Wenn sich trotzdem allmählich ein Wandel in den Anschauungen vollzogen hat, wenn die Mehrzahl der liberalen wie konservativen Minister, wenn ein Teil der Arbeiterführer für die Aenderung des Systems gewonnen ist, dann geschieht das unter dem Gebot von Zwangsvorstellungen, dann geschieht es, weil man darin die einzige Möglichkeit zu erblicken glaubt, den schweren Krieg zu einem glücklichen Ende zu führen den Krieg, den man sich in britischem Hochmut so sehr viel leichter dachte, als er sich dann erwiesen hat. Lloyd George mag noch so bedenkenfrei in dem Wandel seiner Grundsätze sein aber er würde sicherlich nicht seine ganze große Popularität bei den Massen, seine politische Zukunft aufs Spiel setzen, wenn er nicht meinte, daß Gefahr im Verzuge sei. So etwas tut kein ernster Mensch nur um zu bluffen. Wir müssen uns in die Seele der Engländer versetzen und dürfen uns höchstens die Frage vorlegen, ob von ihrer Seite aus gesehen der Zwangsdienst militärische Aussichten zu bieten scheint, die auf keinem anderen Wege mehr zu erreichen sind. Ein Ertrinkender mag in seiner Not nach einem Strohhalm greifen das hindert nicht, daß er ihm als Rettungsplante erscheint.
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Wir müssen davon ausgehen, daß der Werbefeldzug Lord Derbys, der mit den kostspieligsten und schreiendsten Mitteln der Reklame, der unter Aufpeitschung aller patriotischen Nerven des Engländers geführt worden war, mißglüdt ist mißglüdt, weil die Nummer allzu fein gesponnen war. Mr. Asquith hatte das Versprechen gegeben, daß die Verheirateten erst eingezogen werden sollten, nachdem alle tauglichen Unverheirateten ihre vaterländischen Pflichten erfüllt hätten. Das Volf Honorierte diesen Wechsel: die Verheirateten meldeten sich in Massen, die Unverheirateten blieben taub gegenüber den Sirenentlängen; die Massen übertrumpften den smarten Advokaten, der Fuchs hatte sich in seiner eigenen Schlinge gefangen.
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Er mußte sein öffentlich und feierlich gegebenes Versprechen brechen und damit seine politische Laufbahn beenden oder einen von ihm schon vorbereiteten Wandel seiner bisherigen Anschauungen vornehmen.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 6. Januar 1916.( W. Z. B.)
Westlicher Kriegsschauplah.
An der Front fanden stellenweise teilweise lebhafte Artilleriekämpfe statt; die Stadt Lens wird vom Feinde fortgesett beschossen. Nordöstlich von Le Mesnil wurde der Versuch eines feindlichen Handgranatenangriffs leicht vereitelt. Ein gegnerischer Luftgeschwaderangriff auf Donai blieb erfolglos. Durch deutsche Kampfflieger wurden zwei englische Flugzeuge abgeschoffen, das eine durch Leutnant Bölke, der damit das fiebente feindliche Flugzeug außer Gefecht gesezt hat.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Eine im Walde südlich von Jakobstadt vorgehende Erkundungsabteilung mußte sich vor überlegenem feindlichen Angriff wieder zurückziehen. Bei Czartorysk wurde eine vorgeschobene russische Postierung angegriffen und geworfen. Balkankriegsschauplay.
Nichts Neues.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichische Generalstabsbericht.
23ien, 6. Januar. ( W. T. B.) Amtlich wird ver lautbart: Wien , 6. Januar 1916.
Russischer Kriegsschauplak. Die Kampftätigteit in Ostgalizien und an der beffarabischen Grenze hat gestern wesentlich nachgelassen. Der Feind hielt unsere Stellungen zeitweise unter Geschützfener. Seine Infanterie trat nirgends in Aktion. Auch an allen anderen Teilen der Nordoftfront fielen keine Ereignisse von besonderer Bedeutung vor.
Italienischer Kriegsschauplak.
An der Küstenländischen Front nahm das feindliche Geschüt feuer stellenweise neuerdings zu. Nördlich Dolje wiesen unsere Truppen wieder mehrere Angriffe blutig ab und behaupteten so die eroberte Stellung. Im Tiroler Grenzgebiete fanden in den Abschnitten von Buchenstein und Riva lebhaftere Artillerietämpfe ftatt.
Südöstlicher Kriegsschauplak.
Nördlich von Berane und westlich von Rozaj sind die Truppen der Armee des Generals v. Köveß in günstig fortschreitendem Angriff gegen die Montenegriner. Im Gebiete der Bocche di Cattaro trat in den letzten Tagen zeitweise auf beiden Seiten die Artillerie in Tätigkeit. Sonst blieb die Lage unver ändert.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Dann bleibt nur noch die Frage, ob die Einführung des Dienstzwanges gegenwärtig nicht bereits zu spät kommt, um für die Entscheidung des Weltkrieges noch von Bedeutung zu sein. Aber hier muß man doch sagen, daß wir immerhin die bängliche Frage Lloyd Georges zu spät"? kräftig bejahen mögen. Den Engländern kann es niemand verdenken, daß sie in der Vermehrung ihres Feldheeres um eine halbe Million Soldaten ein erhebliches Gewicht in der Wagschale der Entscheidung erblicken. Ob ja, ob nein, das hängt doch auch davon mit ab, wie lange der Krieg noch dauern wird. Fällt also in England die Entscheidung für die Einführung des Dienstzwanges, so haben wir darin in jedem Falle den festen Entschluß der regierenden Kreise zu erblicken, den Krieg um jeden Preis noch fortzusehen; so lange jedenfalls, bis die neuausgehobenen Rekruten in die Kämpfe mit eingreifen können. Mit diesem Entschluß unseres schlimmsten und tatkräftigsten Gegners müssen wir doch wohl rechnen, selbst wenn wir ihn für töricht halten. Der Erfolg allein wird schließlich entscheiden, auch hier heißt es: Ob Glück, ob Unglüc folge, lehrt das Ende."
Die Einbringung der Wehrpflichtbill.
Ueber die Unterhaussigung vom Mittwoch, in der das englische Kabinett die Wehrpflichtvorlage einbrachte, wird noch im einzelnen gemeldet:
Der Liberale Hobhouse , der ein überzeugter Anhänger des Freiwilligensystems ist, erklärte, er werde die Vorlage annehmen, da die Regierung fie für notwendig halte; er wünsche aber die Verficherung zu haben, daß das Gesetz nur für die Dauer des Krieges gelte. Der frühere Striegssekretär See In fegte sich mit Nachdruck für die Dienstpflicht ein. Der Führer der Iren Redmond era innerte daran, daß seine Partei die Regierung bisher in allem unterstützt habe, daß sie zu jedem Opfer bereit sei, das notwendig wäre, um den Krieg zu gewinnen. Die Fren fühlten sich in diesem Kriege eins mit dem Reich, was bei früheren Kriegen nicht der Fall war. Wenn Asquith bewiesen hätte, daß der Dienstzwang das einzige Mittel sei, um den Krieg zu gewinnen, so würde sicherlich niemand da gegen sein. Asquith habe jedoch die Vorlage nicht mit Gründen militärischer Notwendigkeit verteidigt, sondern damit, daß er es für notwendig halte, sein Versprechen einzulösen. Nedner glaube, daß mehr Männer zur Verfügung ständen, als die Regierung ausbilden könnte. Seine Partei tönne daher nicht für die Vorlage stimmen. Bonar Law sagte, das Kriegsamt halte die Vorlage für notwendig, um den Krieg fiegreich zu beenden. Die Verantwortung der Gegner der Dienstpflicht sei ebenso groß wie die der Regierung.
Ueber den weiteren Verlauf der Debatte wird Berliner Blättern noch gemeldet:
Der Vorsitzende der Arbeiterpartei Hodge behielt sich seine Stellungnahme vor, bis die Arbeiterkonferenz heute Beschluß gefaßt habe. Der Arbeiterführer Thomas widersetzte sich energisch jedem 3wang. Der frühere liberale Striegsminister General Seely, der aus Flandern herübergekommen war, unterſtügte die Vorlage gründlich.
Auslösung der verhafteten Konfuln? Gesandtschaft ist die Mitteilung zugegangen, daß sich die englische Sofia , 6. Januar.„ Utro" meldet: Einer hiesigen neutralen Regierung bereit erklärt habe, die gefangenen Sonfuln freizulassen, falls einige Vertreter von England und Frankreich , welche in den Hauptstädten der Verbündeten festgehalten sind, freigelassen werden. Die englisch - französischen Verhandlungen hierüber sind beinahe be endet. Ein gemeinschaftlicher Beschluß von England und Frankreich wird der griechischen Regierung bald mitgeteilt werden.
Englisches Dementi.
ihrer Ginrahmung erforderlichen Offiziere und Unteroffiziere gewinnen tönne. Ein Einwand übrigens, deffen Bedeutung zu überschäßen man sich hüten muß. Wo waren denn die Berufsstämme für die australischen, neuseeländischen, tanadischen Aufgebote? Und doch bis zu einem gewissen Grade und innerhalb bestimmter Einschränkungen ersetzt die Masse und die Waffe den Wert der Truppe. Die Australier 3. B., die sich in Aegypten so übel aufgeführt, haben auf Gallipoli zwar die starken türkischen Stellungen nicht zu er stürmen vermocht, aber in der Verteidigung haben sie unter günstigen taktischen und klimatischen Verhältnissen ihre Schuldigkeit getan Wenn also die Wehrpflicht eingeführt wird, so geschieht es, und fich monatelang zwischen Fels und Wasser schwebend gehalten. um im Wege des gefeßlichen Zwanges an die widerwilligen Un- Es mag zweifelhaft sein, ob die allgemeine Wehrpflicht der berheirateten heranzukommen; wenn überhaupt, wird sie also englischen Heeresverwaltung die vierte Million Soldaten schenken London , 6. Januar. ( W. T. B.) Dem Reuterschen Bureau zu höchster Wahrscheinlichkeit nach nur mit bestimmten Einschrän- wird, die das Parlament bewilligt hat, mag sogar zweifelhaft sein. folge dementiert der Athener Korrespondent der„ Daily Mail“ den tungen Gesetz werden. Leicht möglich, daß sie zunächst nur für ob gegenwärtig wirklich auch nur drei Millionen unter Waffen Oberst Napier, der an Bord des griechischen Dampfers Spekei" von österreichisch - ungarischer Seite verbreiteten Bericht, wonach bei die Kriegsdauer beschlossen wird. stehen. Das kann keiner von uns übersehen, und darum ent- verhaftet wurde, ein Brief des Sekretärs des britischen Gesandten in Dürfen die Engländer erwarten, daß sie ihnen in dieser Form spricht es vorsichtiger Beurteilung, die Möglichkeit lieber zuzugeben Athen an den britischen Staatssekretär des Aeußern gefunden worden greifbare Vorteile bringen wird? als zu leugnen. Kein Zweifel aber ist, daß der Dienstzwang die sei, in dem die Errichtung einer griechischen Republif mit Venizelos Um diese Frage zu beantworten, müssen wir davon ausgehen, zur Verfügung stehenden Massen nennenswert erhöhen wird an der Spitze vorgeschlagen wird. Alle Sekretäre der britischen Gedaß es sich in erster Linie nicht darum zu handeln scheint, den zum mindesten doch durch die Zahl der Unverheirateten, die sich sandtschaft hätten dem Korrespondenten übereinstimmend erklärt, schon bestehenden Rahmen des Heeres noch wesentlich zu erwei- bisher gedrückt haben. Es ist überhaupt nicht einzusehen, warum daß sie keinen solchen Brief geschrieben haben. Der britische Gesandte tern, das heißt zahlreiche neue Divisionen, Armeekorps, Heere auf- ein Volt von 46 Millionen Seelen, zu denen die Kolonien mit in Athen , Elliot, habe ferner dem Korrespondenten mitgeteilt, daß er zustellen. Es sieht vielmehr so aus, als ob dieser Rahmen schon angelsächsischer Bevölkerung treten, nicht schließlich alles in allem Serben, meine Gefühle sind mehr auf bulgarischer Seite", nie ge Die ihm zugeschriebenen Worte:" Ich habe wenig Sympathie mit den jebt zu weit gespannt sei, um durch die bisherigen Erfolge der 3,5 bis 4 Millionen Mann aufbringen sollte( es werden ja auch schrieben habe. freiwilligen Werbung auch nur annähernd vollzählig erhalten dann noch nicht zwei Millionen an der Front gleichzeitig stehen). Es sind von englischen Zeitungen selbst Nachrichten Der Einwand, daß England entweder sein Heer oder seine Waffengekommen, daß die Bataillone, Batterien, Eskadrons weit entfernt industrie einschränken müsse, kann nicht im vollen Umfange als zudavon seien, die Sollstärke zu besitzen, sie scheinen zu einent treffend anerkannt werden. Wenn die Gewerkschaften sich mit der Baris, 6. Januar. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht von nennenswerten Teile bis auf ein Drittel ihres vorgeschriebenen Einführung des Dienstzwanges abfinden, werden sie auch der gestern nachmittag. In der Nacht unternahmen die Deutschen Standes gesunken zu sein. Es handelt sich dann mehr um den stärkeren Heranziehung des weiblichen Geschlechts in die Fabriken nach starkem Artilleriefeuer einen ziemlich heftigen Angriff auf bestehenden Ersatz, als um die Errichtung neuer Truppenteile. Da- teinen unüberwindlichen Widerstand entgegenseßen. Was anders- unsere Schüßengräben zwischen der Höhe 193 und Tahure; ste mit fiele natürlich auch der Einwand fort, daß man durch die allge- mo geht, warum in aller Welt sollte es allein in England nicht wurden zurüdgeworfen. An der übrigen Front tein Ereignis von meine Wehrpflicht wohl Massen bon Refruten, aber nicht die zu gehen? Bedeutung
zu werden.