Nr. 9.
5 Pfennig
Abonnements- Bedingungen: Abonnements Brets pränumerandos Bierteljährl 8,30 ML.. monatl. 1.10 M wöchentlich 25 Bfg. frei ins Haus Einzelne Nummer 6 Bfg. Sonntags nummer mit illustrierter Sonntags Beilage Die Neue Welt" 10 Bfg. Bost Abonnement: 1,10 Mart pro Monat Eingetragen in die Bost 8eitungs Breisliste Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich. Ungarn 2,50 Mart. für das übrige Ausland
4
Marf pro Mongt. Bostabonnements nehmen an: Belgien , Dänemart, Holland , Italien , Luxemburg , Portugal Rumänien , Schweden und die Schweiz
icheint täglich.
Montagsausgabe
5 Pfennig
Vorwärts
33.Jahrg.
Die Infertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Stolonel zeile oder deren Staum 60 Bfg.. für politische und gewertschaftliche Vereins. und Versamminungs- Anzeigen 30 Pig. Kleine Anzeigen", das fettgedruckte Wort 20 Big.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen das erste Wort 10 Big.. jedes weitere Wort 5 Bfg. Worte über 15 Buch. ftaben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition is bis 7 Uhr abends geöffnet.
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.
Montag, den 10. Januar 1916.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 151 90-151 97.
Abzug der Ententetruppen von Gallipoli.
Verstaatlichung
und Arbeiterinteressen.
Bei der Suche nach Einnahmequellen für das Reich menden manche bürgerlichen Politiker ihr Augenmerk auf Monopole. Auch in unseren Reihen scheint man diesen Plänen nicht abgeneigt. Es ist daher wohl angezeigt, die Frage, inwiefern die Einführung von Staatsmonopolen im Interesse der Arbeiterschaft liegt, näher zu prüfen.
Die Anschauung, wonach jede Verstaatlichung schlechthin als ein Schritt zum Sozialismus" erscheint, wonach Verstaatlichung gleich" Sozialismus" sei, ist selbstverständlich nicht ftichhaltig. Bei der Verstaatlichung bestimmter Wirtschaftszweige tritt der Staat an Stelle der privaten Unternehmer, wirtschaftet dann aber genau, wie jene, nach kapitalistischen Grundsägen. Das oberste Prinzip des Kapitalismus( nach Mary Aneignung von Mehrwert durch Ausnutzung der Arbeitskraft) bleibt daher bestehen. Allerdings tritt eine wesentliche Aenderung ein: diefer angeeignete Mehrwert fließt nicht mehr in die Taschen Privater, sondern steht dem Staate zur Verfügung. Nach bürgerlicher Anschauung bedeutet das, daß dieser Mehrwert der Allgemeinheit zugute tommt." Nach sozialdemokratischer Anschauung stimmt das noch lange nicht. Der heutige Staat tann gar nicht anders, als die ihm zur Verfügung stehenden Mittel, also auch den qus Staatsbetrieben erzielten Mehrwert, im Interesse des Fortbestehens der kapitalistischen Wirtschaft verwenden.
Auch der Gedanke, daß durch Ueberleitung eines Teils der wirtschaftlichen Betriebe in den Besitz des Staates der Macht des Privatkapitals Abbruch getan wird, trifft in dieser Allgemeinheit nicht zu. Da das Prinzip der Ausnuzung der Arbeitskraft zur Erzielung bon Mehrwert bestehen bleibt, entsteht eine Rategorie von Interessenten, die an der Aufrechterhaltung dieser Ordnung intereffiert ist, nämlich die Beamtenschaft, die die Geschäfte des Staates wahrzunehmen hat und die sich durchaus solidarisch mit den Privattapitalisten fühlt. Es ist noch fraglich, ob man mehr sozialen Sinn unter den privaten Unternehmern oder unter den Vertretern der Bureaukratie antreffen kann.
Meldung des Großen Hauptquartiers. fähig genug ſein, um in ſolchen Zweigen dem Fortschritt ge.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 9. Januar 1916.( W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplah.
Südlich des Hartmannsweilerkopfes, am Hirz
recht
Nun werden zurzeit Staatsmonopole nicht etwa aus sozialpolitischen, sondern sondern aus rein fistalischen Gründen gefordert und von diesem Gesichtspunkt erfordert die Frage eine besondere Betrachtung.
stein, gelang es gestern, den letzten der am 21. Dezember Abzug der Engländer von Sedd ul Bahr.
in Feindeshand gefallenen Gräben zurückzuerobern, dabei 20 Offiziere, 1083 Jäger gefangen zu nehmen und 15 Maschinengewehre zu erbeuten.
Deftlicher Kriegsschauplak.
Die Lage ist unverändert.
Oberste Heeresleitung.
Der öfferreichische Generalstabsbericht.
Wien , 9. Januar. ( W. T. B.) Amtlich wird verlaut. bart: 9. Januar 1916:
Russischer Kriegsschauplas.
Bor zwei Tagen neuerlich an allen Punkten Ostgaliziens und der beffarabischen Grenze unter großen Verlusten zurückgeschlagen, hat der Feind gestern seine Angriffe nicht wiederholt, sondern nur zeitweise sein Geschüßfeuer gegen unsere Linien gerichtet. Er zicht Verstärkungen heran. Am Korminbach in Wolhynien zersprengten unfere Truppen russische Aufflärungsabteilungen. Sonst keine besonderen Ereignisse. Italienischer Kriegsschauplab.
Nichts Neues.
Südöstlicher Kriegsschauplah.
Nordöstlich von Berane haben sich die Montenegriner erneut gestellt. Die von ihnen besetzten Höhen wurden erstürmt, wobei wir ein Geschüß erbeuteten. An der Tara Geplänkel. An der herzegowinischen Grenze und im Gebiet der Bocche die Cattaro sind unsere Truppen im Kampf gegen die montenegrinischen Stellungen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. v. oefer, Feldmarschalleutnant.
Konstantinopel , 9. Januar. ( W. T. B.) In der Nacht haben die Engländer infolge eines heftigen Kampfes und unter großen Verlusten Sedd ul Bahr vollständig geräumt; nicht ein einziger ist zurückgeblieben.
Konstantinopel , 9. Januar. ( W. T. B.) Der Vertreter der Agentur Milli an den Dardanellen meldet, daß die türkischen Truppen den Feind von Sedd ul Bahr vollständig vertrieben haben; die Halbinsel Gallipoli ift jekt vom Feinde gejäubert.
Konstantinopel , 9. Zamiar.( W. T. B.) Das historische Er eignis der Räumung des letzten Winkels der Halbinsel Gallipoli durch die Engländer ist durch eine Sonderausgabe des Amtsblattes bekanntgemacht worden. Ginzelheiten werden noch nicht berichtet. Man weiß nur, daß die türkischen Truppen die Schützengräben bei Sedd ul Bahr und Teffe Burun besetzt haben, welche fie zu Anfang des Krieges ausgehoben hatten. Die Truppen des Zentrums haben dem Feinde neun Geschütze und ein großes Lager mit 3elfen abgenommen und ein mit Truppen gefülltes feindliches Schiff versenkt.
Konstantinopel , 8. Januar. ( W. T. B.) Bericht des Hauptquartiers. An der Dardanellenfront in der Nacht vom 6. zum 7. Januar ziemlich lebhafter_Bombenfampf auf unserem rechten und linken Flügel. Am 7. Januar beschoß unsere Artillerie vier Stunden lang mit Unterbrechungen, aber heftig die unserem rechten Flügel gegenüberliegen den feindlichen Schüßengräben und verursachte dort schwere Schäden. Im Zentrum zerstörten unser Artilleriefeuer und unsere Bomben einige Schiißengräben und MinenwerferIndessen ist in einem wirklich demokratischen stellungen des Feindes. Auf dem linken Flügel schwacher Staatswesen immerhin Aussicht vorhanden, daß durch heute die Bergwerke Deutschlands verstaatlicht werden, so ein Monitor und vier Torpedoboote erwiderten das Feuer Feueraustausch. Die feindliche Zandartillerie, zwei Kreuzer, die Verstaatlichung bestimmter Wirtschaftsgetriebe die Lage würde es sicher nicht gelingen, den Bergleuten ohne weiteres durch erfolgloses Bombardement auf unsere Artillerie und der in den Staatsbetrieben beschäftigten Arbeiter gehoben das Koalitionsrecht zu nehmen, und sie würden einer Herab- hinter unsere Schüßengräben. Um 2 Uhr nachmittags rief wird, was dann wieder auf die Lage der Lohnarbeiter zurück- brüdung ihrer Lebenshaltung ganz sicher sehr entschiedenen unser Feuer in dem feindlichen Lager bei Leffe Burun eine wirft. Hier kann daher die Verstaatlichung im Sinne des Widerstand entgegensezen. fozialen Fortschrittes wirken. In einem antidemokra Feuersbrunst hervor. In der Nacht vom 6. zum 7. Januar Wie man sieht, ist die Frage für oder wider Staats- beschossen unsere Batterien an der Meerenge wirksam feind tischen Staatswesen dagegen fann leicht die entgegen- monopole vom Standpunkt der Arbeiter als Produzenten nicht liche Lager bei Sedd ul Bahr und am 7. Januar feindliche gesetzte Wirkung eintreten. Der Staat als Arbeitgeber benügt von vornherein mit Ja oder Nein zu beantworten. Es ist Batterien in der Gegend von Tekke Burun. Die feindlichen eben seine Macht auch den Arbeitern staatlicher Betriebe gegen- teine Frage des Prinzips, sondern der Zweckmäßigkeit, und Batterien bei Sedd ul Bahr, ein Panzer und ein Monitor, über. Er verweigert ihnen das Koalitionsrecht, drückt auf die Antwort richtet sich je nach den Umständen. Sicher ist die bei Teffe Burun lagen, erwiderten das Feuer ohne Erfolg. ihre Löhne nicht nur im eigenen Profitinteresse, sondern auch nur, daß wir nur dann für die Verstaatlichung Am 8. Januar beschoffen unsere anatolischen Batterien mirtim Interesse der privaten Stapitalisten. Geschieht das, dann eintreten tönnen, wenn die Arbeiter der fam die Häfen von Sedd ul Bahr und Teffe Burun, eine führt die Verstaatlichung nicht zum sozialen Fortschritt, sondern Staatsbetriebe zum mindesten das gleiche Gruppe feindlicher Truppen und die Täler bei Kerevizderc ganz im Gegenteil, zur Erhöhung des Druckes, der auf der Koalitionsrecht haben wie die Arbeiter der und Mortoliman. Arbeiterschaft laftet, zur Erschwerung aller ihrer Bestrebungen, Privatbetriebe.
lichung, weil dadurch die private Wirtschaftstätigkeit, d. h. die
Sonst nichts Neues.
die auf die wirischaftliche und kulturelle Hebung der Arbeiter Der heutige Liberalismus wendet sich gegen die VerstaatHinzielen. Aber unter Umständen kann die Frage auch lauten: Profitmacherei beeinträchtigt wird. Ein Argument, das wir Konstantinopel , 9. Januar. ( W. T. B.) Nachrichten von der Staats- oder Privatmonopol? Hier kommt vom sozialistischen sicher nicht zu berücksichtigen haben. Wenn dabei die Liberalen Jr affront zufolge wird Kut el mara, das durch die von Standpunkt vor allem in Betracht, daß, wie die Erfahrung sich darauf berufen, durch die Verstaatlichung werde der den Türfen bei ihrer Verteidigung am Knie des Tigrisflufjes ers Tehrt, bei Ausgestaltung der Kartelle und Trusts, bis zu der Bureaukratismus gefördert, die Zahl der vom Staate ab- richteten, von den Engländern später ein wenig umgebauten BeGrenze, wo sie faktisch das Monopol ausüben, das Koalitions- hängigen Personen werde vergrößert und dadurch die Re- festigungen in eine kleine Festung umgewandelt ist, gegenwärtig recht der Arbeiter unwirksam werden kann. Die Unternehmer gierungsgewalt gestärkt, die für reattionäre Swede mißbraucht von türkischen Truppen eingeschlossen, die bereits bis zur treten hier den Arbeiterorganisationen als eine geschlossene werden könne, so flingt das besonders interessant im Munde frei- Hauptbefestigungslinie vorgedrungen sind. Man hofft, daß die Macht gegenüber und es gelingt ihnen oft, diese Organi- finniger und nationalliberaler Unternehmer, unter denen so manche Festung entweder durch Sturmangriffe oder durch Aushungerung fationen zu brechen, schon dadurch, daß sie die organisierten die politische Meinungsfreiheit der von ihnen Abhängigen miß bald genommen werden kann, so daß die über 10 000 Mann starše Arbeiter aus ihren Betrieben ausschließen. Streifs achten, wenn es sich um die politische Betätigung im Sinne englische Besagung gefangen genommen werden würde. Die Eng find den Monopolisten weniger gefährlich, als anderen Unter- der Sozialdemokratie handelt. Es handelt sich vielmehr länder wollten, indem sie diese Streitkräfte in Kut el Amara festnehmern, da sie nicht zu befürchten haben, daß während des darum, jeden Mißbrauch der wirtschaftlichen Abhängigkeit zur legten, die Verteidigung des Ortes und den geordneten Rüdzug Streits die Konkurrenten, die mit den Arbeitern Frieden Unterdrückung der politischen Meinungsfreiheit unmöglich zu des übrigen Teiles der Armee sichern. Dies ist ihnen teilweise ge= schließen, den Absatz an sich reißen. Ja, oft tann beim Be- machen, gleichviel ob es sich um private Unternehmer oder lungen, doch könnten die geretteten Teile der Armee, da sie sich stehen des Monopols den Unternehmern der Streit erwünscht den Staat als Arbeitgeber handelt. gegenwärtig weit füdöstlich von Kut el Amara befinden, der fein, weil da während seiner Dauer die aufgestapelten Vorräte Schließlich wird geltend gemacht, daß die Verstaatlichung Festung nicht zu Hilfe kommen, zumal die Moral der Armee cr= abgestoßen werden und nach seiner Beendigung die Marktlage den wirtschaftlichen und technischen Fortschritt hemmt. In- schüttert ist. günstig wird. Da fragt es sich dann, ob nicht ein Staats- dessen ist feineswegs gesagt, daß dem so sein muß. Es liegen monopol vorzuziehen ist, weil selbst in einem nichtdemokrati- Beispiele vor, daß die Staatsbetriebe Tüchtiges leisten können;! fchen Staatswesen der Staat als Unternehmer immerhin in man braucht z. B. nur auf die Eisenbahnen hinzuweisen Konstantinopel , 9. Januar. ( W. T. B.) Nach aus türkischer höherem Grade mit der öffentlichen Meinung zu rechnen hat, und die Postanstalten. Sicher kann auch die Organisation Quelle eingelaufenen Privatmeldungen versuchten die russischen als private Monopolisten und so der übermäßigen Aus der Staatsbetriebe im Sinne einer Förderung der wirtschafts Streitkräfte, welche am 29. 12. bei Saudschbulak geschlagen nugung der Arbeitskraft wenigstens eine Schranke gesezt ist. lichen und technischen Tüchtigkeit ausgebaut werden. In worden waren, sich gegen Urmia zurüdzuziehen, wurden jedoch Schließlich kommt in Betracht, daß selbst in einem nicht- Industriezweigen, die noch in beständigen grundlegenden Um- von türkischen und persischen Reitern verfolgt und demokratischen Staatswesen, wenn die Arbeiterschaft des Landes wälzungen begriffen sind, wie z. B. das Elektrizitätswesen, mußten in Richtung nach Miandoab zurüdweichen, einen hohen Grad von politischer und wirtschaftlicher Schulung dürften allerdings Bedenken vorliegen. In der bisherigen wobei fie 400 Tote, darunter 4 Offiziere, eine Anzahl von Gefanerreicht hat, die Gefahr, daß die Arbeiter der Staatsbetriebe Form, mit dem überaus schwerfälligen bureaukratischen genen und Kriegsmaterial verloren. Die türkische und persische fich slavisch unterwerfen, vermindert ist. Sollten zum Beispiel Apparat, dürfte der Staatsbetrieb in der Tat nicht leistungs- Reiterei ist bis in die Nähe von Miandoab gelangt.