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Konsul-Verhastungen aufMptilene. Athen , 9. Januar. (W. T. B.) Meldung der Agence Havas. Aus Mytilene wird gemeldet: Eine Abteilung von Truppen des Vierverbandes hat d e n d e u t- schon Vizekonsul Courtgis, der griechischer Unter- tan ist, und seinen Sohn, den Tragoman des Konsulats, fest­genommen. Ebenso wurde der ö st e r r e i ch i s ch- u n g a- r i s ch e Konsularagent B a r tz i l i, ein o s m a n i- s ch c r W ii r d e n t r ä g e r, der d c u t s ch e K o m m m i s i o- när H offner und mehrere andere Personen, die der- dächtig erschienen, verhaftet. Alle wurden auf ein Kriegsschiff der Alliierten gebracht. Auch eine Athener Reuter Meldung berichtet aus Mytilene, daß die Militärbehörden der Alliierten die dortigen österreichischen, deutschen und türkischen Konsular- Vertreter aus denselben Gründen wie in Saloniki verhaftet haben., Türkische Repressalien gegen üie Verhaftung öer Konsuln. Konstantinopel , 8. Jan. Meld, des Wiener K. K. Tel.-Korr.- Bureaus.) Als erste Vergeltungsmaßnahme für die Verhaftung Bureaus . Als erste Vergeltungsmaßnahme für die Verhaftung liier zurückgebliebenen Beamten der englischen und der französischen Botschaft und einiger anderer Personen angeordnet und insgesamt zehn Personen verhaften lassen. Man glaubt, daß die Regierung noch zu weiteren Verhaftungen schreiten werde als Vergeltungs- maßregel für die in Saloniki erfolgte Jnternierung von tausend Untertanen der Mächte des Vierverbandes.

Der montenegrinische Kriegsbericht. Cetinjc, 3. Januar. (W. T. B.) Heeresbericht vom 9. Januar. Bei Tagesanbruch richtete der Feind wieder vier starke Angriffe auf unsere ganze Front. Die österreichische Flotte ist aus der Bocche di Cattaro ausgefahren und hat unsere Stellungen auf dem Lowtschen heftig beschossen.

Der französische Tagesbericht. Paris , 9. Januar. (W. T. B.) Amtlicher Bericht von gestern nachmittag: Die Nacht war verhältnismäßig ruhig. Unsere Artillerie zerstörte nördlich der Aisn« die östlich von Fontenoh gelegenen Mühlen von Chätillon, die von dem Feinde für Wer- teidigungszwecke eingerichtet worden waren. Paris , 9. Januar. (W. T. SB.) Amtlicher Bericht von gestern abend. Unsere Artiellrie beschoß mit Erfolg feindliche Arbeiten an ver- schicdenen Stellen der Front. Südlich von Arras wurde eine ge- tmnzerte Kuppel zerstört. Nördlich von der Aisne haben wir bei Berry-au-Bac auf der Höhe 198 deutsche Gräben eingeebnet. In dieser Gegend hat unser Feuer zivei starke Explosionen hervorge- rufen. Oestlich von St. Mihiel haben wir zwei Blockhäuser zer- stört. Am HartmannSweilerkopfe hat der Feind während der letzten Nacht nach einer heftigen Beschießung einen Angriff auf unsere Stellungen zwischen dem Rehfelsen und dem Hirzstein unter- »ommen; er konnte nur in einem kleinen Grabenstück Fuß fassen, aus dem er am Morgen durch einen Gegenangriff wieder vertrieben Wurde. Gefangene und ein Maschinengetvehr blieben in unseren Händen. Belgischer Bericht: Da? übliche Artillerieduell. DaS Feuer wurde im Abschnitte von Steenstraete sehr heftig; dort ent- irickelte sich auch ein heftiger Kampf mit Bombenwürfen. Orientarmee: Keine Veränderung an der Front unseres Expeditionskorps. An den Dardanellen bat unsere schwere Artillerie die türkischen Batterien auf der asiatischen Küste beschossen. Ein Fnfanterieangriff auf unsere Gräben wurde leicht zurückgeschlagen. Englische Meldung. London , 8. Januar. (W. T. B.) Bericht aus dem briti­ schen Hauptquartier: Wir ließen beim La Bassee -Kanal ine Mine springen. Ein deutsches Flugzeug ließ hinter unseren Linien zwei Bomben fallen. Kein Schaden wurde angerichtet. An verschiedenen Punkten fanden unbedeutende Artilleriekämpfe statt.

Es wurden einige Volltreffer in einer feindlichen Batterie süd- östlich Armentieres und im Bereich nörbl'ch von der Somme erzielt. Ein deutsches Raketenmagazin wurde zerstört. Die Melüung ües rusilfchen Generalsiabes. Petersburg, 9. Januar. (W. T. 25.) Amtlicher Bericht vom 8. Januar. Westfront: In der Gegend von Riga , in der Nähe der Chaussee von Mitau gebrauchten die Deutschen erneut giftige Gase gegen unsere Schützengräben. Der mit beträchtlichen Kräften vom Gegner unternommene Angriff bei dem Dorfe Czartorysk warf unsere Abteilung zurück, jedoch später gelang es uns, den Feind zurückzuwerfen und 3 Offiziere und 50 Mann zu Gefangenen zu machen. Mehrere Versuche, uns aus Czartorysk herauszuwerfen, scheiterten. In der Gegend der mittleren Strypa bemächtigten sich unsere Abteilungen an einzelnen Punkten der feindlichen Stellung, an anderen Stellen gruben sie sich vor den Drahthindernissen des Feindes ein. In diesem Abschnitt machten wir 17 Offiziere und mehr als 1000 Mann zu Gefangeneu und erbeuteten mehrere Maschinengewehre. Nordöstlich von Czernowitz versuchte der Gegner, unsere Offensive durch verzweifelte Gegenangriffe mit starken Kräften aufzuhalten. Alle Angriffe wurden mit großen Verlusten für den Feind zurückgeschlagen. Unsere Truppen machten hier 14 Offiziere und mehr als 300 Soldaten zu Gefangenen und erbeuteten zwei Maschinengewehre. Kaukasus : Südlich des llruna-Sees versuchten kurdische Abteilungen, auf das rechte Ufer des Djchata-Flusses überzugehen, aber alle Versuche wurden leicht abgewiesen. In der Gegend der Stadt Assadabad Zusammenstöße mit einer Abteilung persischer Insurgenten. Melüung öer italienischen Heeresleitung. Rom , 9. Januar. (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 8. d. M.: Die sehr rege Artillerietätigkeit des Feindes an der ganzen Front dauert an. In den Bergen verhindert das schlechte Wetter die Operationen der Infanterie. Indessen fanden einige Unternehmungen kleinerer Abteilungen gegen den Kärntner Kreuz- berg und die Schützengräben von Dolje bei Tolmein mit einem für uns günstigen Ergebnis statt. Cadorna.

vom U-Sootskrieg. London , 8. Januar. (23. T. 25.) Lloyds meldet den Untergang des norwegischen DampfersBonhenr". 15 Mann der Besatzung wurden gelandet. /lmerikanischer Protest gegen üie englische posizensur. Washington , 8. Januar. (W. T. B.) Meldung des Reuter- schen Bureaus. Die amerikanische Regierung Hut an Großbritannien eine Note gerichtet, in der über die von den britischen Behörden ausgeübte Zensur der Postsendungen von den Vereinigten Staaten nach neutralen Ländern Klage geführt wird.

Ein internationales Aktionskomitee in Frankreich . Ein in Frankreich gebildetes Internationales Aktions­komitee zeigt seine Konstituierung mit folgendem Aufruf an: Genossen! Seit langen Monaten konnte der Arbeiterklasse keine Wahrheit mehr gesagt werden. Die Presse untersteht voll- ständig dem Willen derer, die ein Interesse an der Erstickung der Wahrheit haben. Im Widerspruch mit dem Geist der Gerechtigkeit und der Freiheit übt eine unerbittliche Zensur ihre offizielle Diktatur aus; die Furcht und Bestechlichkeit haben der Presse eine noch unbarmherzigere Privatzensur geschaffen. Und doch sind wir bei einer Epoche angekommen, wo es notwendig ist, daß die Wahrheiten gesagt werden. Die Arbeiterklasse unseres Landes muß wissen, was bei anderen Nationen vorgeht. Sie muß die Gefühle derer kenneu, welche das gleiche Blut und die gleichen Tränen vergießen. Ueber die Anstrengungen und Handlungen der übrigen Arbeiter- klaffen unterrichtet, wird unsere Arbeiterklasse nicht mehr sich

von üer Westfront. Eindrücke und Erlebnisse. D. R. P. 183 749. Mit der Zufuhr hapert's; es ist nichts heranzukriegen. Schon vier Tage lang keine Feldküche, keine Post; nur trocken Brot, dazu aus gefundenen Säcken, in einer der Hausruinen des Darfes gefahrvoll genug gekocht das eine Mal ein paar Kochgeschirre mit Haferflocken ohne Salz, das andere Mal mit Kakao ohne Zucker. Aber das alles wäre zu ertragen; der Humor muß die mangelnde Zukost ersetzen. Das Schlimmste ist, wenigstens für viele, daß mit der ausgebliebenen Zufuhr derlaufenden Ver- pslcgung" und dem Versiegen der Liebesgabenpaketchen auch die Versorgung mit Zigarren und Zigaretten ausgeblieben ist. Man hat schon gespart und gespart; aber die Vorräte schwanden immer wieder dahin. Es» ist verdammt schlver zu sparen, wenn man so tagelang untätig in engen Höhlen hockt oder oben in Stellung liegt, elend durchfroren und alle Augenblick vom seind- tichen Feuer beglückt. Man muß sich doch wärmen, die Nerven beruhigen, die Gedanken zerstreuen, die Zeit verkürzen. So eme Zigarre oder Zigarette bewirkt Wunder. Man muß nur welche Schon kam hier die letzte kleine weißeAffen flöte" dran. Aber der Nachbar hat noch ein halbes Dutzend. Hier schändet Betteln nicht. Ob die Gabe gern gewährt wird, mag dahingestellt bleiben. Hauptsache ist: sie wird gewährt. ES ist eine etwasan- rüchige" Marke, diese Zigarette; eine von jenenAmerikanern, die mit derlaufenden Verpflegung" mitkommen. aus denen man schon schlimmere Schlüsse aus die Deutschfeindlichkeit unserer Vettern jenseits des Ozeans gezogen hat als aus ihrer Munitions- licferuna an Engländer und Franzosen . Aber einem geschenkten Gaul sieht man bekanntlich nicht ins Maul; diesen steckt man lieber unbesehen hinein und freut sich königlich, wieder ein paar Züge paffen zu können. Schluß! Die letzten Zigaretten im ganzen Unterstand sind zu Asche geworden. Nun verfügt seine achtköpfige Bewohnerschaft mit ihren fünf starken Rauchern nur noch über ausgerechnet eine Zigarre., Aber sie gehört einem Manne mit gutem Herzen.Kmder, sagt er.ich bin nicht so. Ich sehe es Euren Augen an, wie neidisch Ihr seid, wie gerne Ihr auch möchtet... Teilen wir also die Zigarre. Setzt Euch hier herum; und dann tut jeder abwechselnd einen Zug." Gesagt, getan. Sie hocken im Kreffe, die Zigarre wird an- gezündet, und woiineschauernd saugt abwechselnd jeder drei aus«

gezählte Sekunden an dem schwarzen Stengel. Auch von dieser Zigarre wird man nicht eben sagen können, daß sie eine Zierde ihres Geschlechts wäre. Aber sie schmeckt köstlich; und mit Hilfe einer Spitze wird sie auch bis zum äußersten Endchen aufgeraucht, bis der letzte Rest des zu Asche verwandelten Tabaks aus der Oeffnung der Spitze herausgefallen ist. Nun aber endgültig Schluß! Es ist traurig, aber wahr. Der Meier hat wenigstens noch ein Pfeifchen Tabak: er kann ivetter schmauchen. Die anderen folgen jeder seiner Bewegungen; und ihre Gedanken kreisen um die Dampfwölkchen, die duftend aus dem Pfeifenkopf steigen. Stunde um Stunde vergeht. Der Verzicht auf einDämpfchen" wird immer schmerzlicher. Du, Meier," sagt plötzlich einer,hast Du noch viel Tabak?" Viel nicht, aber es geht. Bloß was nützt Euch das, Ihr habt ja doch keine Pfeifen und seid auch kein Pfeifenrauchen ge- wöhnt." Es ist doch Feinschnitt." Ja. Weshalb?" Weshalb? Dann gib mal ruhig'ne Handvoll her. Ich sehe nicht ein, warum wir uns nicht selber Zigaretten drehen sollen." Hast Du denn Zigarettenpapier?" Versteht sich deutsches Reichspatent 183 749. Gebt mal Obacht." Und der Sprecher zieht seine Brieftasche heraus, ent- nimmt ihr einen Briefumschlag, innen grüngefüttert", trennt vorsichtig das dünne Futterpapier heraus, legt ein Häufchen Tabak hinein, rollt seine Zigarette und klebt sie mit Speichel zu. Na, was sagt Ihr nun? He? Und jetzt sollt Ihr mal sehen, wie das schmeckt!" Die Erfindung findet begeisterten Beifall. Eine wilde Suche nach 25riefumschl2gen mit Futter papier beginnt. Bei vorhandenem Diangel versucht es der eine auch mit Zeitungspapier. Auch Zei- tungspapier mußgehen". Meiers Tabakvorräte schmelzen im Handumdrehen zusammen. Aber für ein paar Stunden können wieder alle Fünfe qualmen. Und sie tun es nach Herzenslust. Pfeifentabak in Zeitungspapier zu Zigaretten gewickelt, zu Hause hätte man's nicht geglaubt. Aber hier raucht man's, und mit welchem Vergnügen! Abgelöst. Sie haben es schon ganz aufgegeben darauf zu hoffen, daß noch einmal die so sehr ersehnte Ablösung eintreffen werde. Neun Tage sitzen sie nun schon in dem Hexentopf, neun Tage und neun Nächte. Täglich starkes feindliches Feuer; schlechte Zufuhr selbst des Notwendigsten; keine Gelegenheit, sich zu waschen oder zu reinigen: Kälte und Nässe und scheutzlicke Buddelarbcit in hartem Kreidegestein. Und kein Vorgesetzter, kein Mensch kann sagen, was weiter zu erwarten ist; ob ein Herausziehen aus der Stellung geplant ist, wann, wohin, auf wie lange. Man kommt

vereinzelt, irregeführt und vom Wege abgedrängt sehen durch die falsche Lehre von der Durchhaltepolitik. Wenn durch die Finsternis hindurch einige Lichtschimmer sich kundgeben konnten, so vermittelst einiger in der Eile im- provisierter Mittel und dank der Hingabe einiger Genossen. Auf diese Weise wurde der Verhandlungsbericht über die internationale Konferenz von Zimmerwald publiziert und verbreitet, die Broschüre R a k o v s k i s:Die Sozialisten und der Krieg", der ersteBrief an die Abonnenten des Vic ouvrisre". Und was wir dank der Hingabe einiger Genossen getan haben, das wollen wir weiter entwickeln, erweitern unter Mit- Hilfe aller. Es ist indes selbstverständlich, daß wir nur mit jenen zusammenarbeiten wollen, die keine militärische Ver- pflichtung haben, damit man nicht den Vorwurf gegen uns richten kann, wir hätten den Mut derer, die sich schlagen müssen, geschwächt. Bis uns andere Mittel zur Verfügung stehen, haben wir uns vorgenommen, andere Broschüren, andere Briese des Vie ouvrisre und in rascherer Folge, vergrößertem For- mat und mehr Nachrichten enthaltend, zu v e r ö f f e n t- l i ch e n. Zu diesem Zwecke haben wir ein internationales Aktionskomitee gegründet. Dieses Komitee wird auf der Grundlage einer ernsthaften Organisatton funktionieren, die ihre Aktion selber bestimmt und sich selber verwaltet. Jedem Mitglied wird eine Karte als Aktivmitglied ausgestellt und es wird gehalten sein, den auf der Karte verzeichneten Monatsbeitrag zu entrichten, gleichgültig, ob das Mitglied gewerkschaftlich organisiert ist oder der sozialistischen Partei angehört. Der Beitrag beträgt 50 Centimes pro Monat mit dem gleichen Recht der Zugehörigkeit. Das Komitee hat unter anderem beschlossen, Zustimmungserklärungen von Einzelpersonen oder von Gruppen und Organisationen entgegenzunehmen. Der Appell, den wir an Sie richten, hat also den Zweck, Sie zu ersuchen, uns mit den einfachsten und raschesten Mitteln zu helfen: die beiliegenden Subskriptions- listen zirkulieren zu lassen und sie uns mit den gezeichneten Beiträgen zurückzusenden, sodann Ihre Zustimmung zu geben, andere zum Beitritt aufzufordern, uns in unserer Aktion durch die Verbreitung unserer Broschüren und durch Werbung von Sympathien für unsere Ideen zu helfen. Sie fühlen wie wir, daß es nicht mehr erlaubt ist, zu schweigen, unter Strafe völliger Unterwerfung zugunsten der Lüge und der Ungerechtigkeit. Darum werden Sie uns helfen! Für das Internationale Aktionskomitee: Die Kommission: L e P e t i t und Hubert, vom Verband der Erdarbeiter; V e r g e a t, vom Mechanikerverband; L e N y, Elektromonteure; T r u m e l e t, Bürstenmacher; Bourderon, vom Verband der Küfer ; B o i s l e u x, Steinhauergewerkschaft; Frau B o u v a r d und Frau C o u- t o d i e r, von der Gruppe sozialistischer Frauen; V s b e r t, Eisenblecharbeiter; Merrheim, Metallarbeiterverband; Hasfeld, Handelsangestellte, Kassier des Komstees; Pöricat, Steinhauer, Sekretär des Komstees. Zur allgemeinen Wehrpflicht in Englanü. London , 9. Januar. (T. U.) DieTimes" meldet: Der eng- lische Gesetzentwurf über die allgemeine Wehrpflicht legt den 15. August 1915 als das Datum dafür fest, wer als verheiratet und unverheiratet angesehen werden soll. London , 9. Januar. (T. U.) Der.Daily Telegraph " meldet, daß das Gruppensystem Lord Derbys nicht nur für unvcr- heiratete, sondern auch für verheiratete Männer von neuem offen steht. Die Regierung erwartet nun, daß viele, die sich bisher nicht fteiwillig gemeldet haben, sich nunmehr noch zum Militärdienst ein- schreiben lassen werden. London , 9. Januar. (W. T. B.)Daily News" schreibt im Leitartikel: Die Abstimmung am Donnerstag zeigt, daß die Regierung die Dienstpflicht-Bill im Parlament durchsetzen wird. Wer es ist ebenso sicher, daß die bloße Annahme der Bill im Par- lament die Absicht der Regierung nicht verwirklichen wird. Die Ausführung der Bestimmungen der Bill wäre, wie Asquith selbst sagte, nur bei allgemeiner Zustimmung möglich. Diese fehlt. Die bloße Einbringung der Bill führte den Rücktritt eines fähigen Ministers, die Trennung der Arbeiterführer von der Koalition und einen offenen Konflikt zwischen der Regierung und der Iren-

sich ganz verlassen, ganz preisgegeben vor. Keiner denkt daran, daß er ohne Befehl fortlaufen könne; jeder ist bereit, auSznhalten. Aber es ist eine dumpfe, müde SSereitschaft; eine Art Verzweiflung hat sich der meisten Gemüter bemächtigt. Da kommt sie ganz plötzlich und unerwartet die Ablösung! Es mag drei Uhr nachts sein, da bringt ein« Ordonnanz die 2llel- dung: Die Kompagnie soll sich bereithalten, die ablösende Truppe sei auf dem Marsche. Halb ungläubig hört man die Kunde. Aber in fiebriger Eile macht sich doch alles abmarschbereit. Indessen, die Zeit vergeht. Es wird vier, es geht auf fünf, keine Ablösung ist zu sehen und zu hören.Wenn sie jetzt kommt, nützt es uns auch nichts mehr. Es wird ja gleich hell, und dann können war nicht abrücken. Dann müssen wir doch noch einen Tag hier aushalten. So geht es hin und her. Aber plötzlich ruft einer:Pst! Ich glaube, ich höre etwas..." Tatsächlich! Den Hohlweg herunter kommen Schritte, viele zugleich. Im Nu ist alles aus den Steinlöchern, die als Unter- stände dienen, heraus. Noch dauert es eine Weile, bis die neue Kompagnie zur Stelle ist, sich mit allem vertraut gemacht und auch den oben auf dem Hügel in Stellung befindlichen Teil der Kom- pagnie abgelöst hat. Dann aber geht's los, halb und halb im Lauf- schritt. Der Morgen bleicht schon den Horizont. Neugierig bin ich, ob wir noch ungesehen über die Höhen kommen. Ich glaube, wie kriegen noch elenden Zunder. Am Ende hat man nun die neun Tage glücklich überstanden und mutz jetzt auf dem Wege aus dem Wurstkessel hinaus noch daran glauben." Nicht so ängstlich. Wir kriegen Morgennebel. Brauchen gar nicht so zu rennen.... Immer langsam voran, immer langsam voran, daß der Kräbwinkler Landsturm nachkommen kann... Der Humor will noch nicht recht zünden. Aber der Sprecher hat recht. Mit dem Morgen kommen leichte, weißlich blaue Nebel, die sich über die sandigen Hügel mit ihren dürstigen Kieferbeständeii lagern. Hin und wieder schießt wohl die Artillerie; aber es sind Schüsse ins Geratewohl. Die Kompagnie kann unbelästigt ihren Marsch fortsetzen und sogar ihr Tempo mäßigen. Nach etwa zwei Stunden steht sie jenseits des Bahndammes, außerhalb des Bereiches feindlicher Beobachtung und gegen Ar- tilleriefeuer geschützt. Es gibt ein kurzes Halt. Die Kompagnie tritt in Linie an, und es wird abgezählt. Da merkt man erst so recht, wie viele Opfer diese neun Tage gekostet haben. Fast ein Drittel der Kameraden fehlt. Und wie viele tüchtige, liebe Kerls darunter..... Mit Gruppen links schwenkt! Ohne Tritt marsch!" Langsam setzt sich der Zug in Bewegung. Noch wirkt der Ein- druck nach, den das Abzählen hinterlassen. Noch liegt auf den Gemütern bleiern und häßlich die Erinnerung an all das Aus-