befriedigend fand> Trotzdem scheine daS borNegende Beweismaterial auf seine Schuld hinzudeuten..Sun* bezieht sich hier auf die Zeugenaussagen der sechs amerikanischen Maultiertreiber auf der „Nicofian' und sagt, auf diesen Zeugenaussagen beruhe die deutsche ?lnklage, wie sie vom Grafen Bcnistorff den Bereinigten Staaten vorgelegt worden sei. Zur Ebre der britischen Marine sollte das, was auch immer zur Verteidigung de» Offiziers, der ihre Uniform trägt, gesagt werden kann, veröffentlicht werden. Eine so schwere Anklage durch den Vorschlag, datz auch die deutsche Marine vor den Gerichtshof komme, um sich selbst zu verteidigen, zu beantworten, ist der britischen Regierung unwürdig. Eine amerikanisthe Zeitung für Sernftorff. New Vork, 12. Januar. (Durch Funks pruch vom Ver- tretet von W olffs Telegraphischem Bureau.) Die Zeitung„World" sagt in ihrem Leitartikel: Kein anderer aus- ländischer Botschafter in den Bereinigten Staaten ist jemals so freigebig und unterschiedslos beschimpft worden wie der deutsche Botschafter Graf Bernstorff. Den überzeugtesten Parteigängern der Alliierten bedeutet allein schon seine Anwesenheit eine unver- zeihliche Beleidigung. Wenn jetzt der Streit wegen der Untersee- boote, der uns hart an den Rand eines Krieges mit Deutschland gebracht hat, schließlich entsprechend den Ge- setzen der Menschlichkeit beigelegt wird, so wie sie Präsident Wilson aufgestellt hat, so schulden wir die Beilegung des Streites dem Grafen Bernstorff, seiner staatsmännischen Kunst, seiner Vor- aussicht und seinem großen moralischen Mute. Es ist leicht für Amerikaner, mit lockerer Zunge einen Botschafter anzugreifen, dessen Regierung zufälligerweise nicht volkstümlich ist, aber die Erwägungen der gewöhnlichen Höflichkeit raten zu einer besseren Behandlung, als sie dem Grafen Bernstorff von einem gewissen Teile der amerikanischen Presse und des amerikanischen Publikums zuteil geworden ist.
Die englische Regierung gegen Lohn- erhöhungen. London , 12. Januar. (W. T. B.) Meldung des Reuter- schen Bureaus: Die Regierung, die den finanziellen Zu- stand des Landes und die vermehrten Anforderungen, die infolge der Kriegserfordernisse noch immer an das Land gestellt nierden müssen, genau prüfte, ist von der d r i n g e n- den Notwendigkeit, Sparsamkeit zu üben, überzeugt und gelangte mit Rücksicht auf die allgemeinen Lohnerhöhungen und die bereits getroffenen Maß- regeln, um die Kriegsgewinne zu besteuern und einzu- schränken, zu dem Resultat, daß jede weitere Lohn- erhöhung auf lokale Regelung beschränkt bleiben müsse und alle anderen Lohnaufbesserungen zu verweigern seien. Die englischen Arbeiter unü öas wehrpflichtgefeh. London , 11. Januar. (W. T. B.) Meldung des Reutetschen Bureaus. Bei der Debatte über die zweite Lesung der Militär. bill im Unterhause beantvagte Ander, en(Arbeiter- Partei) ihre Ablehnung. Er erklärte, daß die Arbeiter, die die Vorlage besser verständen, um so kräftiger dagegen auftreten würden. Wenn die Vorlage erst einmal angenommen wäre, würde man dabei nicht stehen bleiben. Man würde die allgemeine Dienst- Pflicht fordern, und die Arbeiter am Clyde betrachteten die Maß- regel als den Beginn industriellen Dienstzwanges.— Der Ra- dikale Lambert unterstützte den Antrag Andersens und sagte, der Gesetzentwurf würde England preußisch machen.— R e d m o n d teilt unter Beifall mit, daß die Nationalisten be- schlössen hätten, ihre Opposition gegen diese rein britische Vorlage aufzugeben.— Sir Edward C a r s o n brandmarkte die Opposition gegen die Bill und machte spöttische Bemerkungen über die Argumente der Dienstpflichtgegner. Er sagte, England sei Ver- pflichtungen eingegangen und müsse sie erfüllen, um den Krieg er- folgreich zu beenden. Die russischen Niederlagen im Jahre ISIS Härten auch auf daS britische Heer zurückgewirkt, Millionen von Soldaten, die früher offensiv auftraten, seien nunmehr in die Defensive gedrängt, und die alte Truppenzahl genüge unter den jetzigen Verhältnissen nicht mehr. Reuter meldet weiter, daß die Debatte vertagt wurde. Das Interesse nahm nach Redmonds Erklärung sehr ab, sobald man sah. daß die Regierung morgen über eine überwältigende Mehr- heit verfügen werde. Das vorgehen gegen üen„Ionoarö*. London , 10. Januar. (W. T. B.) Unterhaus. Lloyd George iagte, als er das Vorgehen der Regierung gegen daS sozialistische Blatt„Forward" verteidigte, das Blatt habe die britische Monarchie als eine auswärtige Institution und die königliche Familie als Ausländer bezeichnet und beleidigende Aeuße- rungen über die Königin Viktoria gemacht. ES bezeichnete den Krieg als einen tapilalistischen Krieg und schrieb, die Engländer sollten sich von den englischen Mandschus befreien. Das Blatt habe ferner in de» Munitionsgebieten zu Streiks aufgebetzl, welche die Herstellung von Munition hinderten. Die Flotte erhalte aus diesem Gebtete ihre Zerstörer und Admiral Jellicoe habe bereits darauf hingewiesen, wieviele Sorgen ihm die Verzögerung der Arbeiten mache. Um die schwere» Geschütze und Geschosse zu erhallen, sei es notwendig, die gelernten Arbeiter zu überreden, mit Ungelernten zusammen zu arbeiten. Auf andere Weise könne man die notwendigen Arbeiter nicht bekommen. Wenn wir diese schweren Geschütze und Geschosse nicht bekommen, wird der ganze kommende Feldzug sein Ziel nicht erreichen und der Krieg würde sich notwendig bis in das nächste Jabr hinziehen. Der„Forward* fei das Organ einer neuen Richtung von Syndikalisten, die im Tlydegebiet festen Fuß gefaßt hätten, und die alle industriellen Werke durch die Arbeiter selbst geleitet wissen wollen. In der Debatte sagte Anderson(Arbeiterpartei), die An- griff« de«.Forward* auf den König hätten im Juli stattgefunden, aber die Regierung sei gegen das Blau erst vorgegangen, als e« die Rede von Lloyd George bei seinem Besuche am Ciyde veröffentlichte. Der Redner glaubte nicht, daß die Rede Lloyd Georges die Lage am Clyde oerbessern werde. �rieüensstimmen aus üer englischen Genoj? enschaftsbewegung. Auf der Tagesordnung der nächsten Versammlung de» Manchester and Salford Equitable Tooperalive Society steht eine Resolution, die für den nächsten britischen Genossenschastskoiigreß einen Antrag fordert, der den internationalen Genossenschasts- o e r b a n d auffordert, nach Beendigung des Krieges eine inter - naiionale Konferenz der angeschlossenen Organiiattonen zur Dis- tuiston einer Aktion gegen lünktige kriegerische Konflikte einzu- berusen. Weiter wird ein Zusammengeben mit verwandten Organi- salivnen zur Sicherung«ine» dauernden Friedens durch die ver- einigten Demokraten gefordert.
Sturz öer luxemburgischen Regierung. Luxemburg , 11. Januar. (T. U.) In der heutigen erste" Sitzung der neugewählten Kammer hielt die Regierung an ihrem alten Programm fest. Brasieur und der Kammerpräsident Hemmer erklärten sich für das Regierungsprogramm aber gegen die Re- gierung, die das Programm nicht ausgeführt habe. Nachdem mehrere Redner der Linken auch die Rolle der Großherzogin bei der Minister« krisis und den Wahlen scharf getadelt hatten, wurde die Regierung durch die Annahme de« Antrages Brasseur mit 26 gegen 25 gestürzt. Jbre Mitglieder verließen den Saal. Vor. während und nach der Sitzung gab es Kundgebungen Tausender vor dem Schloß und der Kammer gegen die Regierung und für die Linke.
politische Ueberstcht. Ernährungsfragen. Im Reichstag wurde am Mittwoch die Debatte über Ernährungsfragen fortgesetzt. Gutsbesitzer Dr. W e n d o r f f verteidigte als Redner der Fortschrittlichen Volkspartei die Regierungsmaßnahmcn. Er wandte sich sowohl gegen die weitergehenden Forderungen unserer Partei als auch gegen die Klagen der landwirtschaftlichen Presse über die angeb- liche Notlage der Landwirtschaft. Dr. R L s i ck e(k.) vertrat die Auffassungen des Bundes der Landwirte, worauf der Unterstaatssekretär Michaelis sich veranlaßt sah, nochmals die Reichsgetreidestelle, deren Präsident Michaelis ist, klarzu- stellen. Der besondere Standpunkt„der" Landwirfichast kam dann nochmals in einer Rede des freikonservativen Abgeord- treten Damm zur Geltung. Darauf wurde die Beratung auf Donnerstag vertagt._ Aus der sozialdemokratischen Neichstagsfrakfio». Die Fraktion nahm am Dienstag die Ergänzungswahlen für die ausgeichiedenen Genossen Haaie und Hoch vor. Gewählt wurde als Vorsitzender Genosse E b e r t; als neue Mitglieder des FraktionS- Vorstandes die Genossen Dr. Gradnauer und Krätzig. Zu Rednern für die sozialpolitischen Fragen wurden bestimmt die Ge« nassen Molkenbuhr und Brandes; für die militärischen Fragen wurden zu Rednern bestellt die Genossen Schöpft in, S t ü ck l e n und Davidsohn. Im Seniorenkonvent des Reichstages wurde am Mittwoch die Geschäftslage des Hauses be- raren und festgestellt, daß es bei der Fülle des Stoffes nicht möglich fei, am Ende dieser Woche die Sitzungen des Reichstages zu schließen; es besteht daher Aussicht, daß bis Mitte nächster Woche Plenarsitzungen des Reichstags stattfinden. Außer- dem beschäftigte sich der S e n i o r e n k o n v e n t noch einmal mit den Anfragen Liebknechts. Liebknecht hat die am Dienstag aus formellen Gründen zurückgewiesenen Anfragen abgeändert dem Präsidenten eingereicht, der sie nun dem Seniorenkonvent vorlegte. Die Mehrheit des Seniorenkonvents gab dem Prä- sidenten die Ermächtigung, die Anfragen auch in dieser Form zurückzuweisen; auch eine Beschwerde Liebknechts wurde zurückgewiesen. Krieg nnd Wahlrecht. Die„Deutsche Tageszeitung" wendet sich leb- Haft gegen die Auffassung, daß aus der geplanten„Neuovien- tierung" der inneren Politik notwendig die Reform des preu- ßischen Wahlrechts folge. Das konservative Blatt behauptet vielmehr, daß die Lehren des Krieges gerade für eine Bei- beHaltung des preußischen Wahlrechts sprächen: „Die Ankündigung über eine Neuorientierung unserer inneren Politik konnte doch wohl nur den Sinn haben, daß eine solche Orientierung eintreten solle, soweit sie sich aus den Lehren der Kriegszeit ergebe. Auf die Sache selbst wollen wir heute nicht näher eingehen. Jedenfalls steht aber die Frage der Aenderung des preußischen Wahlrechts mit dem Kriege und den Lehren der Kriegszeit in keinem irgendwie denkbaren Zu- sammenhange. Man mag noch so bereitwillig zugeben, daß das preußische Wahlrecht, ebenso wie jede andere politische Einrichtung, im Flusse der geschichtlichen Entwicklung steht; mag man ebenso unumwunden anerkennen, daß dieses Wahlrecht — ebenso wie alle anderen Wahlrechte, nur in verhältnismäßig geringem Maße— Unvoll- lommenheiten und Schönheitsfehler hat: mit dem Kriege hat das nicht das geringste zu tun. Am allerwenigsten kann aus den Lehren der Kriegszeir irgendeine Folgerung zugunsten einer Aenderung des preußischen Wahlrechts entnommen werden; aus ihnen könnte im allgemeinen im Gegenteil nur ge- folgert werden, daß wir dem eigenen Vaterlands einen schlechten Dienst erweisen, wenn wir seine politischen Einrichtungen, die sich gerade»m Kriege als jedenfalls besser und auch im besten Sinne freiheitlicher erwiesen haben als die Einrichtungen gegnerischer Länder, unnötig Herabseyen." Die„Deutsche Tageszeitung" HM also nach wie vor das preußische Wahlrecht für das vollkommenste der Welt. Wenn sie nun bestreitet, daß Krieg und Aenderung des Wahlrechts in einem besonderen Zusammenhang stehen, so ist das insofern richtig, als das preußische Wahlrecht von jeher reformbedürftig ist und es nicht erst der Kriegserfah- rungen bedurfte, um diese Bedürftigkeit nachzuweisen. Aber tatsächlich macht doch der Krieg den Gegensatz zwischen Staats- bllrgcrpflichten und Staatsbürgerrechtan in Preußen noch deutlicher._ Herr Fuhrmann gegen die Wahlreform. Herr Paul Fuhrmann , Mitglied des preußischen Ab- geordnetenhauses, gehört zu jenem Flügel der nationalliberalen Partei, der in der ausgeprägtesten Form die Jnteresien des Großunter- nehmertums vertritt und der seinen ganzen politischen Auffassungen und Bestrebungen nach Herrn Oclavio von Zedlitz sehr nahe steht. Weß Geistes Kind Herr Fuhrmann ist, verrät er denn auch in einem Artikel, den er in der Mittwoch-Nummer des„Tag" ver- öffentlicht. Der Artikel betitelt sich.Die Krisis in der Sozialdemo- lratie", sollte aber beißen.Gegen die Wablreform". Denn so sorg- fältig Herr Fuhrmann auch seine Opposition gegen eine preußische Wahlrechtsreform in eine Polemik gegen die.Minderheit" ver Sozialvemokratie einzuwickeln versucht, so klar tritt doch iein eigentlicher Schmerz zutage: die Angst vor selbst den bescheidensten Wahlrechtezugestäiidnissen an die Arbeiterklasse. Die Krisis in der Sozialdemokratie ist ihm nur Kulisse und Vorwand für die erneute Offenbarung seiner WabtrechtSgegnerschast. Herr Fuhrmann bält sich offenbar für einen sehr pfiffigen Politiker, wie er denn am Schlüsse seines Artikels verächtlich von den Eieln spricht, die nichts könnten, als die Fahne des Prinzips bochzuballem wobei er natürlich gar nicht daran denkt, von seinem Prinsip auck nur ein Zipfelchen preiszugeben. Aber die ganze Metbode, deren er sich bedient, um die.Mehrheit" der Partei zu loben und die Minderheil herunterzureißen und als minder gute Staatsbürger zu verdächligen, ist doch wahrhaftig ebenso abgebraucht wie das Gegenteil von schlau. Und wie im allgemeinen Herr Fuhrmann eine sehr wenig kluge Taktik anschlägt, so erst recht im besonderen. Oder ist es nicht geradezu kompromittierend für die Fraktionsmehrheit, wenn er es so darstellt, als bedeuteten für sie WahlrechiSzugeständnisse eine Art Belohnung für ihr braves Verhallen während des Krieges? Herr Fuhrmann sollte doch selbst wissen, daß die.Mehrheit' es wieder-
holt ganz entschieden abgelehnt hat, durch ihre Bewilligung der Kriegskredite um die Gunst der Regierung gebuhlt und eine Art politischen Schachergeschästs getrieben zu haben. Da sollte doch auch er jeden Anschein vermeiden, als erfolge— zwar keine Wahlreform, aber doch irgendein unbestimmtes Versprechen irgendeiner späteren Wahlreform, um die Mehrheit bei guter Stimmung zu erhalten und gegen die.Minderheit" zu unterstützen. Aber nein, Herr Fuhrmann setzt solche Motive bei gewissen Stellen gerade voraus, wenn er schreibt: .Es wäre aber eine gefährliche Illusion, anzunehmen, daß auf dem Wege politischer Konzessionen die noch vorhandene sozial- demokratische Mehrheil in ihrem Bestände geschützt werden müßte."... Woraus denn auch umgekehrt gefolgert werden könnte, daß die— einstweilen freilich nach völlig in den Wolken schwebenden— .Konzessionen" auch jetzl noch nicht kommen würden, wenn es nicht eine.Minderheit" gäbe, der man zugunsten der Mehrheit den Wind aus den Segeln nehmen za müssen glaubt I Was Herr Fuhrmann an Vorwürfen gegen die sozialdemo- lratische.Minderheil" sonst vorbringt, werden wir später beant« Worten. Dann werden wir auch gründlichst untersuchen, wer»den Krieg verlängert" hat: die Minderheit der Sozialdemokratie oder die Politik der Wirtschaftsverbände mit Herrn Fuhrmann an der Spitzel Tie Neuregelung der Z?leischversorgung ist dringend notwendig. Schon seit mehreren Wochen ist die Beobachtung zu machen, daß auch der Auftrieb an Rindern auf städtischen Schlachthöfen fortgesetzt steigt und daß gleichwohl die Preise nicht sinken, sondern von Woche zu Woche in die Höhe gehen. Diese auffallende Tatsache wird dadurch erklärt, daß die Konservenfabriken jeden an den Markt kommenden Vorrat von Vieh, gleichviel zu welchem Preise, aufkaufen. In dieser Bewegung scheint es kein Halten geben zu sollen. Um so dringlicher ist die Notwendigkeit eines unverzüglichen Ein- greisens. Staat und Reich wollen in diesem Falle jedoch nicht unmittelbar zufassen. Es sollen vielmehr, so schreibt der„Berk. Lokal-Anz.", zunächst für das Königreich Preußen nach Provinzen geordnete Organisationen der beteiligten Erwerbsstände, also der Landwirtschaft, des Vieh- und Fleischhandels gebildet, und ihnen auf der anderen Seite Vertretungen der verbrauchenden Teile der städtischen Bevölkerung gegenüber gestellt werden. Diesen beiden Verbänden werde die Aufgabe zufallen, nach geeigneten Mitteln zu suchen, um der neuen Gefahr zu steuern, die am Horizont der deutschen Volksernährung auftaucht. Die Staatsrcgierung werde selbstverständlich eine aufmerksame Kontrolle dieser Arbeiten ausüben. Sie sei sich wohl bewußt, daß hier äußerste Eile geboten ist, und es werde alles ge- schehen, um zunächst für Preußen die ueuen Organisations- formen ins Leben zu rufen. Die übrigen deutschen Bundes- staaten würden jedenfalls hierbei dem preußischen Beispiel bald folgen. Warten wir ab, ob und wie sich die Regierung beeilen wird.—__ Ein Notschrei der Schühwarenhändler. Der Verband deutscher Schuhwarengroßhändler(Sitz Berlin ) hat an den Verband deutscher Schuh- und Schäftefabrikanten in Frankfurt a. M. und an den Verein der Fabrikanten in Pirmasens ein Schreiben gerichtet, in dem aus die jetzigen Mißstände in der Schuhwarenfabrilaiion hingewiesen wird. In dem Schreibe» heißt es:.Wir gestatten uns hiermit das höfliche Ersuchen an Sie zu richten, auch in Ihrem Mitgliederkreise auf eine dringend notwendige Verbesserung der Schuh « und Stiefelerzeugnisse hinzuwirken. Es bedarf keiner Frage, daß die zunehmende Wertminderung aller Schuh- und Stiefelerzeugnisse in der gegenwärtigen Beschaffenheit von minderwertigem Rohmaterial nebst der Verwendung von Ersatz- stoffen sür Leder sowie der Verarbeitung von Pappe eine Gefahr für die gesamte deutsche Schuh« und Lederindustrie bildet." Gegen solchen Schwindel und Betrug müßte sich allenthalben die Staatsanwaltschaft energisch in Bewegung setzen.
Eine Reichstagswahl unterm Kriegszustände. Im Wahlkreise Sangerhausen-Eckartsberga findet am IS. Januar die Ersatzwahl für den verstorbenen Abgeordnelen Gutsbesitzer Wamhoff stall. Die Nationalliberalen haben den Handetslammersyndikus Dr. Hirsch- Essen als Kandidat ausgestellt. Hirsch ist ein Vertreter der rheinssch-westfälischen Schwerindustrie. Die Vertrauensmänner des Bundes der Landwirte haben aber gleich- wohl einstimmig seiner Kandidatur zugestimmt. Die Fortschrittler ver- zichieleu auch aus die Aufstellung eines Kandidaten und ebenso hat die sozialdemokratische Kreisleitung daraus verzichtet, einen Kan- dldaten aufzustellen, so daß Hirsch nun glatt gewählt werden wird. Die bürgerliche Presse sprach der soziatdemokratiscben Kreisleitung ihren Dank über die»schöne Betätigung des Burg- sriedens", die in der Nichtaufstellung eines Kandidaten liege, aus. Die sozialdemokratische Kreisleitung aber erläßt diesem Lob gegen- über eine Erklärung, worin sie hervorhebt, daß Dr. Hirsch sich nur dem Namen nach von einem Konservativen untertckieide, was jegliche Sympathie der Sozialdemokraten für ihn verbiete. Wenn auf die Ausstellung eines Gegenkandidaten verzichtet worden sei. so liege das an dem Kriegszustand, der es unmöglich mache, einen Wahl« kämpf zu führen. Den Beamten und Geschäftsleuten, die halb gezwungen wählen müssen, wird empfohlen, weiße Zettel ab« zugeben._ Lekte Nachrichten. Eine Note des Vicrverbandes an Griechenland . Athen , 12. Januar. (W. T. B.) Meldung der Agence Havas. Die Gesandten der Alliierten übermittelten gestern der griechischen Regierung die folgende Note: Die Regie- rungen der Alliierten haben ihre Vertreter in Athen beauftragt, der griechischen Regierung auseinanderzusetzen, daß sie es für eine unaHlweisbare Pflicht der Menschlichkeit hielten, sobald wie möglich einen Teil der serbischen Armee auf einen der albanischen Küste benachbarten Punkt hinllberzuschaffen, wo er sich jetzt befindet, um diese heroischen Soldaten vor Hungersnot und Vernichtunq zu bewahren. Nach einer eingehenden Erwägung der Bedingungen des Transports erkannten die alliierten Regierungen, daß nur die Insel Korfu die notwendigen Möglich- kciten im Hinblick auf die Gesundheit der serbischen Truppen, die Sicherheit und Schnelligkeit des Transports sowie die Bequemlichkeit der Verpflegung biete. Sie waren der Ansicht, daß Griechenland sich nicht der Uebefiiedlung der Serben, seiner Verbündeten, widersetzen werde, die nur kurze Zeit auf der Insel bleiben würden, wo die Bevölkerung sie sicherlich mit der gebührenden Teilnahme aufnehmen werde. Es handle sich um keine Art von Besetzung, da der griechischen Regierung in dieser Hinsicht alle Garantien gegeben worden seien, sowohl betreffs Korfus wie der anderen Teile der griechischen Territorien, deren sich die englischen und französischen Truppen zeit- weilig seit Beginn des gegenwärtigen Krieges hätten bedienen müssen.