Tisza, ist dieser Augenblick, in dem wir allesamt und jeder einzelne in der Monarchie den letzten Nerv gegen den dräuenden Feind anspannen, wohl dazu geeignet, daß wir hier, wie der Abgeordnete Polonyi getan hat. von einer öfter- reichischen Soldateska als einem Feinde Ungarns sprechen?(Allgemeine lebhafte Zustimmung.) Dag man von den Deutschen Oesterreichs , mit denen wir Schulter an Schulter als treue Kameraden für unsere Lebensinteressen kämpfen, wie es der Abgeordnete Polonyi getan hat. gehässig als von unseren Gegnern spricht?(Allgemeine lebhafte Zustimmung.) Es ist un- möglich, sich in dem Wirrsal von allerlei Behauptungen zurecht zu finden. Ich will mich daher bloß mit den tatsächlichen Behauptungen befassen. Der Ministerpräsident widerlegte nun durch bestimmte Angaben die vorgebrachten Behauptungen von einer Zurücksetzung der Ungarn und einer überwiegenden Verwendung ungarischer Truppen in gefährlichen Stellungen. Er wies insbesondere nach, daß die Behauptung Polonyis, die Tiroler Mannschaften würden besonders bevorzugt, indem man sie zumeist für Brücken« bewachung im ungarischen Tiefland benütze, völlig falsch ist. Das III. und das XIV. Aimeckorps, sagte Graf Tisza mit erhobener Stimme, denen die Tiroler angehören, haben in der Verteidigung der Kar» pathen mit so heldenmütiger Bravour gefochten, daß ich gegen der- artige Unterstellungen entschieden protestieren und die öffent- liche Meinung davor warnen muß. solchen giftigen Ausstreuungen irgendwelchen Glauben zu schenken. Der Ministerpräsident be- faßte sich dann eingehend mit der Aeußerung des General- stabschefs und sagte: Dieser steht als Soldat jeder Politik durch- aus fern. Man kann anderer Me nung sein, und das National- gembl höher stellen als die militärische Tradition. Aber eS ist unmöglich, diese Aeußerung des Generalstabschefs so aufitufafien, als hätte sie eine Spitze gegen das ungarische Nationalgefühl Aus einen ironischen Zwischenruf: Somit ist alles in schönster Ordnung! sagte Graf Tisza: Gott sei Dank ist alles in schönster Ordnung. Alles gehl gut und der Löwenanteil daran, daß alles gut geht, ge» bührt jedenfalls den auf dem Schlachtfelde kämpfenden Soldaten; und eine sehr große Rolle spielen hierbei jene hervorragenden mili« täriicken Eigenschaften, die in diesem Kriege der Generalstabschef Freiherr von Conrad bewährt hat.(Lebhafter Beifall und Hände- klatschen rechts.) Die Antwort des Ministerpräsidenten wurde vom Abgeordnetenhause zur Kenntnis genommen. Annahme üer MehrpflichtsbiU. L o n d o n, 13. Januar. (W.T.B.) Das Unterhaus hat die Wehrpflichtsbill in zweiter Lesung mit 431 gegen 39 Stimmen angenommen. Die drei Arbeitervrrtreter im Ministerium habe« ihr Rücktrittsgesuch zurückgezogen. London , 12. Januar. (W. T. B.) In der Debatte über die Wehrpflichtbill im Unterhaus« sagte D i l l o n (Nationalist), er sei geg-n die Vorlage. Irland tue sein Bestes, um England zu helfen. Der Streit um die Wehrpflicht habe auf die Rekrutierung in Irland abkühlend gewirkt. Simon erklärte, er glaube nicht, daß das Land durch die Wehrpflicht stärker und einiger würde, er hoffe aber, daß wenn die Vorlage Gesetz werde, sowohl die Gegner wie die Anhänger für eine zweckmäßige Durchführung Sorge tragen würden. Premierminister A s g u i t h sagte, daß es den Blick für die Wirk- lichkeit und den Sinn für das richtige Maß verlieren hieße, wenn inan behaupte, daß England sittlich und intellektuell seine leitende Stellung unter den Kriegführenden aufgäbe, wenn eS für einen bestimmten und umgrenzten Zweck einen Grundsatz annehme, den das republikanische Frankreich für die Erhaltung der demokratischen Einrichtungen als unentbehrlich ansehe. SSguilh schloß, das Freiwilligensystem wäre jetzt auch tot, wenn er sein Versprechen, das notwendig gewesen, um den dringend- sten Bedarf an Mannschaften zu decken, nicht gegeben hätte. Eng- land könnte seine Aufgabe nicht erfüllen, wenn nicht durch das Gesetz diese Soldaten aufgebracht würden. Der Widerstand da- gegen wurzele in der Furcht, daß das Gesetz zu einer i n d u st r i» ellen Dien st Pflicht führen würde. Nichts Derartiges sei geplant. Die Regierung beabsichtige, Bürgschaften zu geben, durch welche die Möglichkeit eines solchen Mißbrauchs ab- gewendet werden solle. Er habe mit den Vertretern der Arbeiter- Partei gesprochen und glaube, daß. wenn erst der Argwohn zerstreut sei, nmn sich über den Zustand Rechenschaft ablegen werde, wie es täglich deutlicher geschehe, und daß das Gesetz, das er für höchst wichtig halte, die allgemeine Zustimmüng finden werde. Henderson unterstützte die Borlage mit warmen Worten und erklärte, daß die Mitglieder der Arbeiter- Partei Anderson und Snowden, die dagegen gesprochen hätten, Gegner des Krieges seien. Ferner erklärte Henderson, daß AS- q u» t h ihm selbst im Namen des ganzen Kabinetts bündige Versicherungen gegeben habe, und er infolgedessen vorläufig Mitglied der Regierung bleibe, die sowohl im eigenen Lande wie im Auslände als ein Symbol der Einigkeit der Nation betrachtet werde. Nach der Abstimmung vertagt sich das Haus. Die Sergarbeiter gegen Sie Wehrpflicht. London , 12. Januar. (W. T. B.) Die Bergmannverbände von Schottland , Aorkshire und Lancashire haben die Vertreter für die BergmannSkonferenz in London beauftragt, gegen die Wehrpflichtbill zu stimmen. London , 12. Januar. (W.T.B.) Der Bergarbeiter- verband von Südwales hielt heule in Cardiff eine Ver- sammlung ab. Es wurde mit großer Mehrheit eine Entschließung gegen die Wehrpflicht angenommen. Ferner wurde eine Entschließung, in einen allgemeinen Ausstand einzutreten, um diesem Beschlüsse Nachdruck zu verleihen, angenommen. Man beschloß aber, darüber znerst eine Abstimmung unter den Bergarbeitern deS ganzen Landes zu veranstalten. Das Reulersche Bureau bemerkt hierzu, der Beschluß, einen all- gemeinen Ausstand zu veranstalten, sei praktisch von geringerer Be- deutung, da die Beschlüsse der Extremen von SüdwaleS selten von den übrigen Bergarbeltern befolgt würden.
die Interpellation Snowöen. Man schreibt uns aus London : Nach den folgenschweren Beschlüssen, die die englische Regie- mng mit der Einführung des obligatorischen Militärdienstes für Unverheiratete gefaßt hat, wendet sich die Aufmerksamkeit aller Sozialisten und Demokraten der Stellung, die die einzige geschlossene oppositionelle Partei des heutigen Englands, die Jndependent Labour Party einnehmen wird, zu. Was die Friedensverhand- lungen betrifft, so hat der„L a b o u r L e a d e r", Organ der oben- genannten Partei, bereits die Abgeordneten ersucht, im Parlament die Erklärung der kriegsgegnerischen deutschen joziali- stischen Abgeordneten zu deantworten.„Dadur ch," sagt der „Labour Leader",„würde der trennende Abgrund zwischen uns und unseren Genossen in den mit uns sich im Kriege befindenden Ländern am ehesten überbrückt w e.r d e n."
Noch bevor die deutschen Genossen durch Geher ihre Erklärung im Reichstag abgegeben, hielt der englische sozialistische Abgeordnete Snowden eine Rede im englischen Parlament, welche der „Labour Leader" mit Recht für die mutigste Rede hält, die im eng- tischen Parlament seit dem Kriegsausbruch gehalten worden Ut. Der Genosse Snowden hat nachträglich den Hauptinhalt seiner Rede in einem Artikel wiedergegeben. „Nie sind die Friedensaussichten seit dem Kriegsausbruch so ermutigend gewesen. Eine neue Orientierung der öffentlichen Meinung macht sich entschieden be- merkbar, und zivar in einflußreichen politischen Kreisen und in einem Teil der Presse. Leute, d:e nie irgendein Bedenken gehegt haben, haben zetzt ihrem Zweifel Ausdruck gegeben, ob die b r i- tische Regierung überhaupt imstande sei, den Krieg zu einem militärischen Siege zu führen." Zu der Interpellation übergehend, die Snowden an die Regie- rung gerichtet, um zu wissen, ob sie bereit sei, in Friedensverhand- lungen einzutreten oder wenigstens die Bedingungen festzustellen, unter denen sie dazu bereit sein könnte, bemerkt unser Genosse: „Schon die Art und Weise, wie die Regierung, die früher un- duldsam gegen ein« jede Andeutung an den Frieden war, die Interpellation aufgenommen, und die Antwort selb st be- kündet eine wesentliche Veränderung. Aber auch die Parlamentsmitglieder, die bis zur letzten Zeit für alle Friedens- bestrebungen nur Hohn und Verurteilung hatten, haben diesmal der Friedensinterpellation und der Antwort der Regierung zu- gestimmt. Aber nach Deutschland müssen wir hinüberschauen, um die er- mutigendsten Zeichen der Rückkehr zur Vernunft und des Friedens- willens zu finden. Im Gegensatz zu allem dem, was seit Kriegsausbruch von allen englischen Kanzlern gesagt worden ist, ist durch das kriegsfeindliche Auftreten der deutschen Sozialisten bewiesen worden, daß die deutsche Demokratie nie die Vergewaltigung ihrer Nachbarn gewünscht hat." Gegen die Kriegshetzer im eigenen Lande polemisierend, be- hauptet Snowden, daß, wenn das deutsche Volk den Krieg für einen Eroberungskrieg gehalten hätte, es nicht jetzt, wo die deutsche Armee die größten Erfolge erzielt auf den Frieden bzw. auf der Be- freiung der besetzten Territorien bestehen würde, sondern im Gegen- teil gerade jetzt auf der Erweiterung deS Kriegsgebietes bestehen würde. Tie Lage der englischen Labour Party(nicht zu verwechseln mit der Jndependent Labour Party) faßt Snowden als tragisch auf, weil sie sich vom Jnternationalis- mus fernhält, und England somit keine geschlossene Arbeiter- Vertretung im Parlament besitzt, die sich an die Seite der deut- schen oder italienischen Fraktionen in den Friedensforderungen stellen und somit die Regierung zwingen könnte, in Unterhandlung zu treten. „Der Internationalismus ist nicht tot. Das haben die deut- schen. österreichischen und italienischen Genossen in den letzten er- mutigenden Zeiten bewiesen," fährt Snowden fort und weist ferner darauf hin, daß gerade die letzte Rede des deutschen Reichskanzlers gezeigt, wie wahnsinnig eS sei, den blutigen Kampf fortzuführen, ohne zu wissen, wofür man eigentlich kämpfe.„Würde man in der Rede Bethmann Hollwegs das Wort Teutschland durch England ersetzen, so hättte die Rede ebenlo gut von Asguith gehalten worden sein können." Snowden ist stcher, daß durch die Verständigung der kriegführenden Völker der Frieden herbeigeführt werden kann, er beweist seinen Landsleuten, daß man Deutschland ebenso wenig durch das Aushungern wie durch die militärische Macht zur Kapi- tulation zwingen kann.„Und wäre es den Alliierten auch möglich, den Feind zu bezwingen durch die Zerstörung von ganzen Ländern, wem würde das Ergebnis frommen?" fragt Snowden zum Schlüsse seines Artikels, und fordert seine Landes- und Parteigenossen auf, die Hand, die die deutschen Sozialdemokraten ausstrecken, zu er- greifen. Das sind die Hauptpunkte der Ausführungen des Genossen Snowden. Kann ihnen ausgiebiger Optimismus und einige Naivi- tat in der Beurteilung der kontinentalen Verhältnisse nicht ab- gesprochen werden, so verdienen sie nicht um so weniger große An- erkennung für den Mut, mit dem sie sich gegen die Kriegshetzer und die vorherrschende öffentliche Meinung wenden.
Sollen Engländer und Deutsthe sich haflen? „New Statesman ' vom 25. Dezember 19lS macht in einem längeren Aufsatz einige grundsätzliche Bemerkungen zu dieser Frage: „Spricht man mit jemand, der von der Front heimkommt, so kann man imm-r wieder die Beobachtung machen, daß der Soldat eine weit klarer« und richtigere Vorstellung von der wirklichen Be- deutung des Krieges hat, als der Zivilist. Ein verzehrender Haß gegen den einzelnenFeind ist daSKennzeichen des Zivilisten. Natürlich gibt es Ausnahmen.... Allgemein gesprochen ist eö jedoch nicht der Soldat, der sich seinen Feind als Unhold ausmalt und von Vergeltung. Ausrottung und ewiger r-indschaft träumt. Derlei Illusionen und Wallungen at man wohl im Lehnstuhl, aber nicht im Schützengraben! Gewiß gibt eS für den Zivilisten eine Entschuldigung: Da er für seine Gefühle keinen anderen Auslaß als den der Worte hat, so mag man ihm einen gewissen Ueberschwang verzeihen— und trotz alledem bat selbst sein ärgster Ueberschwang nichts Bleibendes. Nichts ist in diesem Kriege bemerkenswerter gewesen als der Beweis dafür, daß der Volkshaß etwas Wandelbares ist und sich nicht als zu- verläisiges Leitmotiv in einem Kampfe verwerten läßt, in dem die feste Entschlossenheit die Hauptsache ist. Selbst in Deutschland , so erzählt man uns, hat der„Haßgesang" schon lange seine Macht ver- loren, und das Gefühl, das er schaffen half, ist selbst dort, wo es noch bestebt. nicht mehr stark.... Eine Ahnung hiervon verrät sich in dem Eifer, mit dem für den Feldzug zur Verfolgung der deutschen Rasse nach dem Kriege geworben wird. Man drängt uns, sofort die Politik und das Programm eines dauernden Boykotts anzunehmen. Wes- halb tut man das? Vielleicht deshalb, weil diese Propagandisten instinktiv süblen, daß die dunkelste Stunde vor Tagesanbruch ihre Stunde ist, und daß ibnen, wenn sie diese veriäumen, eine solche Gelegen- heit nie wiederkehren wird? Trifft dies zu, so müssen wir gestehen, daß sie— von ibrem Standpunkt aus— recht haben. Haß, der nicht zu genügender Glut gegen einen siegreichen Feind angefacht werden kann, wird niemals gegen einen überwundenen Feind aufflammen. Gelingt es ihnen alio nicht sehr bald, uns für ihre Pläne eines sozialen und kommerziellen Krieges nach Friedensschluß zu gewinnen, so wird eS ihnen später sicher nicht glücken, namentlich wenn die Frage noch offen ist zur Zeit, wo die Soldaten aus dem Felde zurückkehren. Denn der Soldat weiß, daß Krieg Krieg und Frieden Frieden ist. In der Anschauung der Dinge, die er gewonnen hat. ist lein Platz für ewige Feindschaften. Er fürchtet und schämt sich nicht, mit einem Hunnen Höflichkeit auszutauschen. Wenn der Krieg ans ist, so wird er wünschen, daß dies das Ende— und nicht der Beginn eines neuen Krieges sei!" Die franzö'flschen Genossen gegen Sie Teuerung. Der Kongreß der französischen Sozialderaiokratie hat außer dem von allen Blättern besprochenen Manifest auch eine lange Resolu- tion zur Lebensmittelteuerung angenommen, die von dem Genosse«
Henri Sellier ausgearbeitet und zunächst der Föderation der Seine unterbreitet worden war. Die Resolution verlangt nach eingehen- der Untersuchung der Teuerungsursachen in erster Linie: Siche- rung genügender Transportmöglichkeiten, ausreichende Versorgung mit Kohle und Zucker, Suspendierung der Tarife für frisches und gefrorenes Fleisch, Schaffung von Gefriereinrichtungen, Organi- sierung des Lebensmittelmarktes zur möglichsten Verhinderung des Wuchers, Preisfestsetzung für den Fleischverkauf, Bestrafung der Versuche� künstliche Preissteigerungen zu verursachen, Ausschaltung des Zwischenhandels usw.' Die Resolution ist keineswegs auf einen aggressiven, ja nicht einmal auf einen scharfen und entschiedenen Ton gestimmt, und man wird abwarten müssen, wieviel von den Wünschen unserer Genossen in Erfüllung geht. Die Produzenten und Händler ver- stehen in Frankreich wie anderswo die Preise heraufzuschrauben und auf der Höhe festzuhalten. Die Stadt Paris hat sich erst nach langem Drängen entschließen können, den Verkauf von Margarine zu erleichtern; sie hat die Hallen und sechs gedeckte Märkte freigegeben. Der Munizipalrat und der allgemeine Rat von Paris haben zusammen löll 909 Frank für die Organisation des Verkaufs von Gefrierfleisch durch die Cooperativgenossenschaften bewilligt. Der Verlauf wurde den Ge- nossenfchaften übertragen, weil die Schlächter sich weigern. Gefrier- fleisch zu verkaufen. Die Genossenschaften verpflichten sich, die nö- tigen Vorkehrungen zu treffen.— Paris braucht jährlich etwa l 95 999 99<� Kilogramm Fleisch. Man hofft nun, durch ein starkes Angebot von Gefrierfleisch die Nachfrage nach frischem Fleisch zu vermindern und auf diese Weise eine Verbilligung zu erzielen. Natürlich kann mir staatliches Eingreifen wirkliche Hilfe bringen, aber es scheint, daß die Regierungen überall sich nur äußerst schwer zu durchgreifenden Maßnahmen entschließen können. Die vereinigten Staaten gegen Mexiko . New Aork, 13. Januar. (W. T. B.)(Noutermeldung.) Aus Nachrichten aus El Paso geht hervor, daß der einzige Amerikaner, der dem Uederfall der mexikanischen Räuber zu entrinnen ver- mochte, ein gewisser Holmes ist, der die telegraphi schen Berichte be- stätigt. Eine aus ungefähr 299 Mann bestehende Räuberbande be- fahl den Amerikanern aus dem Zug« zu steigen, sich längs des Bahndammes aufzustellen und sich zu entkleiden. Holmes, der ahnte, was folgen würde, ergriff mit anderen Gefangenen schleunigst die Flucht. Seine Begleiter wurden niedergeschossen, er selbst ver- wunde t. Nach weiteren Meldungen aus Chihnahua sind dort 19 Leichnam« der e«nordeten Amerikaner angekommen. In Washington hat die Ermordung der Amerikaner große Entrüstung hervorgerufen. Im Senat beantragte der Republi- kaner S h e r m a n eine sofortige Intervention, außer wenn Car- ranza die Beschützung des Lebens und Eigentums der Ausländer auf sich nehme. Auch im Repräsentantenhaus« ist beantragt worden, daß die Vereinigten Staaten die Politik des wachsamen Abwartens aufgeben sollen. Staatssekretär La n sing erklärte, das Staats- departement habe im Oktober die amerikanischen Untertanen in Chihuahua und den anderen Nordstaaten von Mexiko aufgefordert, das Land zu verlassen; es seien alle nötigen Vorsichtsmaßregeln ge- troffen worden. Er versprach ferner alles zu tun, um die Misse- täter der Bestrafung zuzuführen. In einer Erklärung wurde an- gedeutet, daß wahrscheinlich auch ein gewisser Keane, der brittscher Untertan sein soll, ermordet worden ist. In einer Note an die mexikanische Regierung bezeichnet Staatssekretär L a n s i n g die Ermordung der Ameri- kaner als eine feige Missetat und erwähnt ferner, daß die Ameri- kaner unter freiem Geleite reisten und wahrscheinlich nur um- gebracht worden seien, weil sie Amerikaner waren.
Lette Nachrichten. Aus dem Münchcner Stadtparlamcnt. München , 18. Januar. (W. T. B.) Das Münchener Ge- meindekollegium wählte heute lviederum den Sozialdemokra- t e n W i t t i zum ersten Vorsitzenden.
Griechischer Protest gegen die Besetzung von 5lorfu. Mailand , 13. Januar. (W. T. B.) Der Berichterstatter des„Corriere della Sera " drahtet aus Athen : Die gric- chische Regierung erkläre, daß die Ausschiffung französischer Truppen auf Korfu ohne ihr Wissen geschehen sei. Die gric- chische Regierung habe protestiert unter Berufung auf den Vertrag von 1873, durch den die Jonischen Inseln an Griechenland abgetreten seien und die Neutralität der Insel Korfu sanktioniert wurde. In ministeriellen Kreisen glaube man, daß die Regierung trotz des Protestes den Gewaltakt über sich ergehen lassen müsse, ohne jedoch ihre Politik zu ändern oder aus der Neutralität herauszugehen. Man glaube, daß die Ausschiffung serbischer Truppen bereits begonnen habe._ Sprengung einer Brücke über die Struma. Bern , 13. Januar. (W. T. B.) Der Berichterstatter des„Cor- riere della Sero" drahtet aus Saloniki: Die Alliierten sprengten gestern die Eisenbahnbrücke über die Struma 6 Kilometer von Demirhissar an der Linie Saloniki-Seves. Die Zerstö- rung dieser Brücke schneidet die Eisenbahn ver- bindungen mit Bulgarien und der Türkei ab. Sie wurde angeblich durch die Notwendigkeit erzwungen, eine Kontrolle feindlicher Sendlinge über die Vorbereitungen zur Verteidigung des befestigten Lagers von Saloniki zu verhindern. Hervorzuheben ist die Tatsache, daß die Zerstörung der Sttumabrücke die griechischen Truppen in Seres, Drama und Kavalla vom übrigen Griechenland abschneidet. Die Bewegungen des Feindes lassen im allgemeinen die Ansicht zu, daß eine Offensive näher bevorstehe, als bisher anzunehmen war. Eine Abteilung von zehn franzö- stfchcn Aeroplanen überflog die Eisenbahnlinie nach Gjcwgjeli und warf zahlreiche Bomben ab.
Unterwerfung chinesischer Rebellen. Hongkong , 13. Januar. (W. T. B.) Reutermeldung. Die Regierung von Kanton berichtet über eine Niederlage der Rebellen, die vollständig geschlagen wurden, schwere Verluste erlitten haben und verfolgt werden.
Ei« politisches Attentat in Japan . Tokio » 12. Januar. (W. T B.) Reutermeldung. Ein Jndi- viduum hat zwei Bomben auf das Automobil des Ministerpräsi- denten Okuma geworfen. Dieser blieb unverletzt. Tat eines Geisteskranken. Hannover , 13. Januar. (W. T. B.) Ein in der Knochen- Hauer Straße wohnender Arbeiter versuchte heute abend in einem Anfall von Geisteskrankheit seine Frau und seine drei Kinder mit der Axt zu erschlagen, worauf er sich-un Fenster erhängen wollte. Der Hakchr brach aber ab, und er stürzte aus dem Fenster auf das Dach eines Vorbaues, wo er nahezu unverletzt aufgehoben wurde. Der Täter wurde der Irrenanstalt Langenhagen zuge- führt. Die teilweise sehr schwer verletzten Farn ilien Mitglieder brachte man in das städtische Krankenhaus. An ihrem Auflommen wird gezweifelt.