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Britannien die sofortige FreigaBe der Leute verlangen würde, die unter der Bedingung ausgeliefert werden sollten, bafe sie sich am Kriege nicht weiter beteiligen. Grey antwortete, die Besatzung sei von der holländischen Regierung interniert worden. Der Ort der Jnternierung sei noch unbelannt. Der Artikel der Haager Konvention mache keinen Unterschied zwischen den vom Feinde versenkten Schiffen und solchen, die durch gewöhnliches Scbiffsunglück untergingen Er werde dafür sorgen, dah Mac Neills und andere Vorschläge auf das sorgfältigste erwogen würden.
Die Dlockaüe Kameruns  . Paris  , 13. Januar.  (N. d. A.) Vom 10. Januar ab ist die Blockade Kameruns   aus die Küstenstriche zwischen der Mündung des Sanaga   und der Mündung des Campo einges chränlt worden.
Wieder ein ßrieüens-�rtikel. Zürich  , 13. Januar.  (W. T. B.) Unter der Ueberschrift«Ein Weg zum Frieden für Ruhland" erhält die.Züricher Post" Austüdrungen, die, wie es Heist, ohne Zweifel die Auffassung größerer russischer Kreise wiedergeben. Als das wesentlichste Ziel der russischen äußeren Politik bezeichnet der Schreiber den Besitz einer das ganze Jahr eisfreien Küste am offenen Meere, ein Ziel, das sie auch von diesem Kriege erhoffte. Der bisherige Verlauf des Krieges läßt der Hoffnung auf eine sichere und rasche Erreichung dieses Zieles wenig Raum. England und Frankreich   vermochten nicht, dem Alliierten über die Dardanellen hinweg die Hand zu reichen. Die Oeffnung der Dardanellen durch England wurde in Rußland   ganz allgemein als eine gereckte und selbstverständliche Sühne für dessen Verhalten im letzten russisch  -türkischen Kriege und dafür aufgefaßt, daß England es war, welches Japan   moralisch und finanziell unterstützte, Rußland   die eisfreien Häfen in Ostasien  zu entreißen. Es wächst in Rußland   die Zahl derer, die auf Persien   und den Indischen Ozean hinweisen. Rußland  muß nach der persischen Küste gelangen. Die bloße Hoffnung auf diese Möglichkeit entspricht nicht mehr den bisherigen gewaltigen Op'ern sowie denjenigen, die die Alliierten noch von ihm erwarten. Kein wahrer russischer Patriot kann der Weiterentwicklung der Verhältnisse ruhig zusehen, ohne auch nur dieses Minimum von Ertrag des bestehenden Bündnisies mit der Entente auf die Haben-Seite Rußlands   zu buchen. Die Opferfreudigkeit des russischen Volkes kann nicht immer damit wach erhalten werden, daß die Alliierten gelobt haben, nur gemeinsam nach Erreichung des gemeinsamen Zieles Frieden zu schließen, um so weniger, als der Inhalt der Londoner   Abmachung nicht bekannt ist und soweit er bekannt wurde, Zweideutigkeiten nicht ausschließt. Gelingt es Rußland  , an der persischen Küste Fuß zu fassen, so wäre unseres Eracktens die Möglichkeit einer rascheren Beendigung des Krieges bedeutend näher gerückt. Damit wäre die Erfüllung des jahrhundertelangen Dranges Rußlands   nach dem Meere ge- geben, damit würde das Wichtigste, wir möchten sagen, das orga« nische Motiv der Kriegshandlung für Rußland   wegfallen. <Der Hinweis auf diesen Ausweg für Rußland   fand sich schon in dem viel besprochenen Artikel der.Zürcher Neuesten Nachrichten".) Es fehlen immer noch Solüaten. London  , 14. Januar.  (W. T. B.) Unterhaus vom 12. Januar. Unterstaatssekretär T e n n a n t erklärte auf eine Anfrage, die Abgänge in der Infanterie betrügen monatlich 15 Prozent. In der Debatte über die D i e n st b i l l sagte Minister Henderson, er wisse von Kitchener und vom Generalstab, daß nicht nur die angemeldeten Unverheirateten und Per- heirateten sofort gebraucht würden, sondern auch der ganze verfügbare Rest von 650 000 Mann, die sich bisher auf Lord Derbys Werbung nicht gemeldet haben. Selbst dann fehlten noch Soldaten, die durch weitere Freiwilligen- anwerbung beschafft werden müßten. Die Opposition gegen üie Wehrpflicht. London  , 14. Januar.  (©. T. B.)Daily Telegraph  " meldet: Bei den Abstimmungen der Bergarbeiter- verbände über die Dienstpflichtbill ergaben sich 7200 00 Stimmen dagegen, 40000 Stimmen dafür. Der aus- führende Ausschuß beschloß demgemäß in der heute zu- sammcntretenden Nationalkonfercnz der Bergleute eine Entschließung vorzulegen, die den schärf st en Wider- st a n d gegen die Bill und gegen jede Form des Staats- zwangeS ankündigt._ DerLabour Leaöer" zur Dienstpflicht. Das Organ der Jndependent L a b o u r Party(Un- abhängige Arbeiterpartei), der.Labour Leader" bringt in seiner Nummer vom 6. Januar Zuschriiten gegen das Wehrpflicht- geietz von Arbeitersührern, Abgeordneten, Frauen, die in der Orga- nisanon eine leitende Stellung emnehmen. Wenn auch das Gesetz m der zweiten Lesung angenommen ist, so ist doch eine große An- zahl der Meinungsäußerungen von hohem Interesse, weil sie uns Aufschluß über die Stimmung der englischen Arbeiterschaft geben. W. C.   Anderson. Mitglied des Unterhauses verlangt, daß die organisierte Arbeit rede. Der Krieg ist immer eine günstige Zeit für die politische Reaktion gewesen, denn die Menschen sind in den Klauen einer allgemeinen Furcht gefangen, und ihr Verstand m mancher Weise eingekerkert. ES ist auf jeden Fall die klare Pflicht derer, die die sickere Gefahr der Dienstpflicht sehen, es frei heraus zu sagen und einen unerschrockenen Widerstand entgegen- zusetzen, mögen die Folgen sein wie sie wollen. I. B r u c e Glasier seht auseinander, daß das Ziel der Konslriptionisten nickt das sei, Soldaten für den Sieg über Deutsch- land zu erhalten. Deutschland   werde nicht dadurch besiegt, daß man zu den vorhandenen hunderttausend oder mehr Soldaten hinzu be- komme..Der wirkliche Zweck der Konskriptiontsten ist ein zweifacher: 1. Großbritannien   in den Stand zu setzen, sowohl als herrschende militärische wie als herrschende Seemacht aufzutreten; und. die Arbeiter Großbritanniens   zur Unterwerfung unter ihre profitgierigen Herrn und Meister zu erziehen und zu zwingen. Für die Unabhängige Arbeiterpartei und alle, die an Freiheit glauben, die den Zwang Waffen zu tragen und sich auf den Befehl einer Handvoll von Diplomaten und Kabinettsminister an dem Menichenmorden zu beteiligen, als die ungeheuerlichste aller Tyranneien verabscheuen, bleibt kein anderer Weg als dein Druck der Wehrpflicht bis zum äußersten zu widerstehen. Es gibt keinen Kampf, zu dem wir so verpflichtet wären, der stärkere Anforderungen gn unser höchstes Pflichtgefühl, unfern Mut und unsere Hingabe stellte." Das Argument, daß die Ablehnung der Konskriptionsbill Neu- ivahlen nach sich ziehen würde, hat manchen Gegner bestimmt, für das Gesetz einzutreten. Sie fürchteten, daß Neuwahlen eine konser- vative Regierung ans Ruder bringen würden. George Lansbury   ist der Ueberzeugung, daß diese An- nähme falsch sei. ebenso wie die. daß die Arbeiter im Wahlkampf verlieren würden. Aber er sagt weiter auch:
.Selbst wenn beides wahr wäre, was für einen Unterschied macht es für uns. Diensizwang von Mr. Asquith, oder Sir E. Carson, oder Mr. Lloyd George ist die gleiche Schmach, wer immer es ist, der das verhaßte Joch auf unseren Nacken legt. Wir müssen alle kämpfen, um die Gewissensfreiheit für Jung und Alt um jeden Preis aufrecht zu erhalten." Ueber den Willen zum Widerstand bei den Bergleuten von Süd- Wales schreibt I. W i n st o n e, der Vorsitzende der Süd-Wales Bergarbei, erVereinigung: .Ich fühle sicher, daß man sich, wenn es nötig ist, auf die Waliiei Bergarbeiter verlassen kann, wieder die Seele der Gewerk- ickaftsbewegung dieses Landes zu retten, indem sie sich weigern, teilzuhaben an der niederträchtigen Verschwörung auf der Seite der herrichenden Klassen, um das Volk von Britannien der Prinzipien der Freiheit und der bürgerlichen Reckte zu berauben, für die unsere Vorfahren lebten, kämpften und starben." Robert Williams vom Transportarbeiterverband erinnert daran, daß es neben dem Versprechen des Premierministers auch ein Versprechen Lord Derbys gebe. Er beklagt, daß Liberale in diesem Moment untähig seien, den Liberalismus zu verteidigen, weil Ar- beiter nicht genügend Rückgrat hätten, die Arbeiteriacke zu ver- teidigen. Die Freiheit der Zukunft beruhe mehr auf den Mitgliedern der Arbeiterbewegung als auf denen, die dazu bestimmt sind, Führer zu sein. .Einigkeit bedeutet jetzt jede mögliche Konzession an die Re- aktion.... Arbeitervertreter geben ihre Zustimmung, um Dir. Asquith  zu Helten, seine Verpflichtung zu erfüllen. Was geschieht mit der Verpflrchiung, die beide, er und Lord Derby, dem Vereinigten Arbeüer-Rekrutierungskomitee gaben? Es ist notorisch, daß die Vor- bedingung der Unterstützung, die von diesen sechs gewählten Vertretern der Arbeiter gewährt wurde, die volle Auireckterhaltung des Frei- willigensystems war und ist. Ueberdies bestand eine dauernde Ueber- einkunft zwischen diesen Arbeitervertretern und Lord Devby, daß keine Unterschiede zwischen Verheirateten und Ledigen gemacht werden sollten"... Er sei 34 Jahre alt und überzeugt, daß er vom Arzt für taug- lich befunden würde, aber.keine Macht auf dieser Erde wird mich dazu bringen, militärischen Dienst gegen meinen Willen zu leisten." Daß die Arbeiterinnen gegen die Wehrpflicht sind, konnte man als selbstvei ständlich voraussetzen. Im.Labour Leader" kommen u. a. Mary R. Maeartbur, Margaret Bondfield   und Jt'abella O. Ford, bekannte und tüchtige Frauen aus der Arbeiterinnen- bewegung, zum Wort. Mary Maearthur warnt, daß jede Form des Dienstzwanges, ganz gleich wie milde sie am Anfang sein mag, da§ Schmieden des ersten Gliedes einer Kette bedeute, die die Arbeiterschaft für eine Generation binden werde. M a r g. B o n d f i e l d ist überzeugt, daß ein schlechtes Motiv hinter der gegenwärtigen llampagne stehe, nämlich das, militärische Kontrolle der Arbeit zu sichern, weil die organisierte Arbeiterschaft angefangen hat, einen Anteil in der Kontrolle der Industrie zu verlangen. Der ehemalige Kabinettminister Chr. T r e V e l y a n, der das Kabinett bei Beginn des Krieges verließ, ist ebenfalls ein heftiger Gegner des DienstzwangeS. Er sieht in der Einführung des Dienst» zwanges das Ende der größten Sache, zu der Großbritannien   seit Generationen fest gestanden habe der Freiheit des Individuums. Millionen ist gesagt worden, daß dieser Krieg von uns begonnen wurde, um gegen ein System zu kämpfen, wo individuelle Freiheit den Launen der Herrscher geopfert wird. Was für ein ausgewählter Augenblick, das gleiche System unS aufzuerlegen I Aber Preußentum ist das gleiche hier wie in Preußen..." Die engen Beziehungen zwischen Dienstzwang und Wirtschaft- licher Lage der Arbeiterschaft hebt auch der als Sozialpolittker be­kannte F. W. Pethick Lawrence hervor..Die Wehrpflicht- agitation von heute ist nicht von Interessen der Nation,.sondern von Interessen einer Klasie bestimmt. Sie wird nickt helfen, den Krieg zu gewinnen; im Gegenteil, sie wird finanziellen Ruin bringen. Ihr schändlicher Zweck ist, die arbeitende Klasse der Mittel zu be- rauben, ihrer eigenen Sklaverei zu widerstehen." Aus allen diesen Aeußerungen geht hervor, daß die englischen Arbeiter oder dock wenigstens die aufgeklärtesten unter ihnen wissen, worum es geht. Sie werden Widerstand leisten, so lange sie können, wenn auch das Gesetz mit großer Mehrheit durchgebracht wird. Daß sie dabei von ihren Führern im Parlament zum Teil im Stich ge- lassen worden, wird ihnen schmerzlich sein, aber aus ihren Reden klingt der feste Wille, auch ohne die Führer ihren eigenen Weg zu gehen._
Gegen öie französischen   Zrieöenssiimmen. Paris  , 13. Januar.  (W. T. B.) Bei Uebernahme der Präsidentschaft im Senat sagte D u b o st vom abge- laufenen Jahre, daß es die stolzen Hoffnungen der Feinde enttäuscht habe, ohne die Hoffnungen der Franzosen zu verwirklichen. Es habe gelehrt, wie eitel gefährlich Worte sind und daß allein die energischen Entschlüsse Wert haben. Möge jeder Franzose jeden Gedanken von sich weisen, der nicht derjenige des Vaterlandes ist. Ein einziges Herz, ein einziger Wille, eine einzige Leitung für das einzige Ziel, den Triumph Frankreichs  . Wenn es keine Ausdrücke gibt, um dem Land in würdiger Weise für das vollkommenste Opfer zu danken, das die Jahrhunderte jemals auf dem Altar des Vaterlandes dar- gebracht haben, so gibt es auch keine Ausdrücke, um die- jenigen zu geißeln, die in die Adern des Landes das Gift des Zweifels einflößen würden. Wenn solche Stimmen je auftauchen sollten, so möge der Feind wissen, daß sie im voraus von Frank- reich verleugnet werden, das nicht den Frieden, sondern den Krieg erwartet.(Allseitiger Beifall.) Paris  , 13. Januar.  (W. T. B.) Meldung der Agenee Havas. D e s ch a n e l, der zum Präsidenten der Kammer wiedergewählt worden ist, hielt heute nachmittag bei Eröffnung der Sitzung eine Rede, in der er der Kammer für ihr andauerndes Vertrauen, das ein Pfand der Einigkeit vor dem Feinde bedeute, dankte. Deschanel sagte: Um die Aufmerksamkeit der Welt von seinen wachsenden Schwierigkeiten abzulenken, sucht Deutschland   Ihre natürlichen und berechtigten Diskuffionen als Parteistreitigkeiten hinzustellen und glauben zu machen, daß Frankreich   uneinig sei. Sie werden es nicht zulassen, daß man Ihren Beschlüssen und dem Charakter Ihrer Handlungen eine falsche Auslegung gibt. Des- chanel bezeichnete es als Pflicht des Parlaments, diejenigen, die kämpfen, zu unterstützen. DeSchanel gab sodann einen zusammen- fassenden Ueberblick über die von der Kammer in einem Jahre sowohl in den Ausschüssen wie in den Vollsitzungen geleistete Arbeit. Er verteidigte die Kammer gegen gewisse Bemängelungen, unter anderem gegen diejenigen, daß die Kammer sich in die Leitung der militärischen Operationen oder in die Führung der diploma  - tischen Verhandlungen einmische. Seit Beginn des Krieges hätten die Militärs und die Diplomaten in voller Unabhängigkeit gehandelt. Es seien weder die Kompetenzen noch die Verantwortlichkeiten durch- einandergeworfen worden. Das Ausland verkenne nicht die Ver- dienste des Parlaments und die Kämpfer wüßten, daß ihr heroi- sches Leiden hauptsächlich das Parlament bewege. Deschanel er- klärte, der französische   Soldat fühle sich als Sieger. Er zermürbe den Feind und mache es England und Rußland   möglich, neue Heere aufzurufen, und den Alliierten, Teutschland durch eine Wirt- schaftliche Entente von einem großen Teile der Märkte der Erde abzuschließen. Nach einer Zusammenfassung der von Deitifchland zu Lande und zu Wasser angeblich begangenen Verbrechen fuhr Deschanel fort: Unser Soldat weih ebenso wie unsere tapferen Verbündeten, daß der Friede, von dem kürzlich der Reichs- kanzler im Deutschen   Reichstage sprach, das Signal zu einem unaufhörlich wieder aufflammenden Kriege sein würde, in dem die kommenden Geschelchter ebenso
ihr Blut vergießen müßten. Deschanel erinnerte schließlich an das Wort Napoleons  :Der Säbel wird von der Idee be- siegtl" und versicherte, die Kraft sei ebenso vergänglich wie die Materie, aber die Gerechtigkeit sei unsterblich wie der französische  Genius. Die Friedensstimmung in Frankreich   muß doch keine allzu geringe sein, wenn man eL für nötig hält, so oft den Bannstrahl gegen die Befürworter des Friedens zu schleudern! vorgehen gegen öie Lebensmittelwucherer in Rußlanö. London  , 14. Januar.<W. T. B.)Times" meldet auS Petersburg  : Die Regierung will nun ernstlich daran gehen, Bestecht,-' und Wucher auszurotten, die für die beispiellose Teuerung vor allem verantwortlich sind. Man spekuliert in allen Lebens- Mitteln, die wie Börsenwette auf der Effektenbörse notiert werden. Einer der größten Mehlspekulanten, in Moskau  , fünfzehn Mehl« ipekulanten in Petersburg   und zwei Mitglieder des Semstwo von Nischninowgorod. die einen Ring für Zucker und andere Lebens- mittel gebildet hatten, wurden verhaftet. Umtangreiche weitere Ver­haftungen werden erwartet. Bahnbeamte, die Bestechungsgelder an­nehmen. werden künitig vor Militärgerichten abgeurteilt werden. Schweöische Politik. Im Stockholmer  Soeialdemokrat" schreibt Genosse B r a n- t i n g über denSchwedischen Regierungskurs 1315". Glücklicher- weise sei die Regierung in der auswärtigen Politik den Weg weitergegangen, den sie in den ersten Tagen des Weltkriegs ein geschlagen hatte. Sie habe sich nicht in die Bahn der Aktivisten drängen lassen. Große Teile des schwedischen Volkes hätten die Notwendigkeit erkannt, beizeiten die aktivistischen Tendenzen, die manchmal sehr stark hervorgetreten seien, zurückzuschlagen. In dieser Frage stehe das Volk hinter der schwedischen Regierung. Anders aber sei es in der Teuerungsfrage. Die Meinung sei bei weiten Schichten vorhanden, daß die Rücksichtnahme auf gewisse Produzenteninieressen so sehr bei der Regierung überwiegen, daß die notwendigen energischen Matzregeln ausgeblieben oder sehr spät und nur unvollkommen durchgeführt worden seien und des- halb nicht die gewünschte Wirkung hätten haben können. Die Re- gierung habe bei der Bekämpfung der Teuerung die Volksver- tretung zu wenig in Anspruch genommen. Nirgendshin Europa, mit Ausnahme von Oesterreich  , sei eine solche Vernachlässigung des Parlaments vorgekommen wie in Schweden  . Selbst die russische  Duma, die in offenem Konflikt mit der bureaukratischen Regie- rung stehe, habe ihre wichtigsten Ausschüsse immer versammelt gehabt, während in Schweden   seit Mai die Regierung alles allein erledige. Zusammenfassend sagt Genosse Branting. der Ausnahme- zustand zwinge den Blick auf das Wesentliche zu richten. Die Re- gierung habe während des vergangenen Jahres zwei alles andere überragende Aufgaben gehabt: den Frieden zu bewahren und nach Möglichkeit die Teuerung zu lindern. Die erste sei erfüllt trotz mancher Schwierigkeiten, die letztere aber sei recht wesentlich miß- lungen. Die Behandlung beider Aufgaben müsse in viel engerem Einvernehmen mit dem Volk oder seiner Vertreter sorh,. setzt werden. Verschiedenes, was sich ereignet habe, beweise, daß eine stärkere Kontrolle über die Einhaltung des richtigen Kurses nötig sei. Es bleibe die Aufgabe des Jahres 1316, in angemessener Weise die Tendenzen der Regierung oder besser einiger Staats- minister zu größerer Machtvollkommenheit, die sich schon im Jahre 1315 viel zu breit gemacht hätten, zu korrigieven oder in Schranken zu halten._ Kriegsbekanntmachungen. Eine in Deutschland   erscheinende russische   Zeitung. Am t r i ch. Berlin  , 14. Januar.  (W. T. B.) Am 4. Dezember ist die erste Nummer einer neuen Zeitung derR u ß k i j W e st n i k"(Russischer Bote) erschienen. Sie verfolgt den Zweck, die russischen Leser über die militärpolitische Lage in unparteiischem Sinne zu unterrichten. Besonders unter den russischen Kriegsgefangenen liegt das Bedürfnis nach einer die Ereignisse ruhig und sachlich wertenden Zeitung vor. Ihnen darf das Blatt als einziges, das in russischer Sprache erscheint, zugehen. Ihren Be- dürfnissen wird es in weitem Matze unter anderem durch einen Briefkasten Rechnung tragen. DerRussische Bote" veröffent- licht als einziges Blatt die Listen er in Deutschland  internierten russischen Kriegsgefangenen und bringt die amtlichen Kriegsberichte aller kriegführenden Staaten, was bei den in Rußland   erscheinenden Blättern nicht der Fall ist. Schriftleitung und Verlag(M. W. Meyer) befinden sich in Berlin  SW. 11. Prinz-Albrecht-Str. 3. Preis der Einzelnummer 13 Pf. Monatsabonnement bei der Geschäftsstelle 1 Mark mit Zustellung, bei der Post 83 Pf. aus- schließlich Bestellgeld._ Letzte Nachrichten. Bekanntmachung. Berlin  , 15. Januar.  (W. T. B.) Zur besseren Ueber- wachung von Mustersendungen und Paketen nach dem Aus- lande bestimme ich hiermit für das Gebiet der Stadt Berlin  und der Provinz Brandenburg   auf Grund des 8$ des Ge­setzes über den Belagerungszustand vom 4. 6. 51: 1. Die falsche Bezeichnung des Absenders und die un- richtige Angabe des Inhalts a) auf Briefsendungen mit Wareuinhalt nach dem Auslande und b) in den Ausfuhr- erklärungen zu Postpaketen nach dem Auslande ist verboten', 2. die der Inhaltsangabe widersprechende Versendung von Druckschriften, schriftlichen Mitteilungen, Abbildungen oder Zeichnungen in Paketen nach dem Auslande ist verboten. Die Beifügung einer Faktura ist gestattet und bedarf nicht der Erwähnung in der Inhaltsangabe.~ Diese Anordnung tritt sofort in Kraft. Zuwiderhand- lungen werden nach§ 1b des Gesetzes über den Belagerungs- zustand bestraft. Der Oberbefehlshaber in den Marken. gez. v. Kessel. Ein bewaffnetes italienisches Handelsschiff. Washington  , 14. Januar.  (W. T. B.) Meldung des Reuter- scheu Bureaus. Das Staatsdepartement erlaubte dem italienischen DampferG u i s e p p e Verdi" die Abreise mit zwei Kanonen an Bord, da versichert wurde, daß die Geschütze ausschließlich zur Verteidigung verwendet werden würden.
Englische Einschränkung der Kakaoausfuhr. London  , 14. Januar.  (W. T. B.) Im Obevhause lenkte Lovd Sydenham die Aufmerksamkeit auf die ungeheure Steigerung der Kakaoausfuhr nach den neutralen Ländern. Lovd Lansdowne gab Ziffern an, aus denen hervorgeht, daß die Ausfuhr sich sehr vermindert hat, seitdem sie an besondere Er- laubnisscheine gebunden ist, aber er sei weit entfernt zu behaupten, daß nicht mehr getan werden könne. Zweifellos erreichten ansehn- liche Mengen von Kakao den Feind. Die Angelegenheit werde von dem Staatsdepartement, das mit dem KriegLhandel beschäftigt ist, aufmerksam verfolgt. Die Regierung glaube, daß die bereit? ge- troffenen Maßregeln verschärft werden könnten.