Einzelbild herunterladen
 

Nr. 17.- 33. Jahrg.

Abonnements- Bedingungen:

Abonnements Breis pranumerande Bierteljährl 3,30 m nionatl. 1.10 RL wöchentlich 25 fg. frei ins Haus Einzelne Nummer 6 Big. Sonntags nummer mit illuſtrierter Sonntags Beilage Die Neue Belt" 10 Big Bost Abonnement: 1,10 Mark pro Monat Eingetragen in die Bost Zeitung Breisliste Unter Areuzband für Deutschland und Desterreich- Ungarn 2,50 Mart, für das übrige Ausland Mart pro Monat. Bostabonnements nehmen ant: Belgien , Dänemark , Holland , Italien , Luxemburg , Bortugal Rumänien, Schweden und die Schweiz

Ericheint tägli

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

5 Pfennig

Die Infertions- Gebühr

beträgt für die fechsgefbaltene Rolonel zeile oder deren Raum 60 g., für politische und gewertschaftliche Bereins und Bersammlungs- Anzeigen 30 Big Kleine Anzeigen", das fettgedrutie Wort 20 Big.( zuläffig 2 fcttgedrudie Morte), jedes weitere Wort 10 g. Stellengesuche und Schlafſtellenan zeigen das erste Wort 10 Pig., jedes weitere Wort 5 Big. Borie über 15 Buch­staben zählen für zwei Borte. Inseraie für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Erpedition ist bis 7 Uhr abends geöffitet

Lelegrauum- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morigplatz, Nr. 151 90-151 97.

Dienstag, den 18. Januar 1916.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplak, Nr. 151 90-151 97.

Montenegro stredt die Waffen und bittet um Frieden.

Montenegros Kapitulation.

Graf Tisza hat gestern im ungarischen Abgeordneten. hause die Mitteilung gemacht, daß König Nikita und seine Regierung um die Einleitung von Friedensverhandlungen gebeten haben. Als Vorbedingung der Friedensverhandlun gen wurde die unbedingte Waffenstreckung verlangt, worauf Montenegro die unbedingte Waffenniederle­gung angenommen hat.

Mit der Annahme dieser Forderung scheidet Montenegro aus der Reihe der kämpfenden Staaten aus. Was in den Tezten Wochen gerüchtiveise verlautete, ist nun zur Tatsache geworden: König Nikita kapituliert vor den Zentralmächten, um aus dem militärischen Zusammenbruch seines Landes zu retten, was zu retten ist. Hat er noch anfangs versucht, gün­stige Bedingungen für den Abschluß eines Separatfriedens herauszuschlagen, so unterwirft er sich nun, nach der Erstür­mung des Lovcen, des Gibraltars der Adria, und der Einnahme von Cetinje bedingungslos der Gnade der Sieger.

Wohl in Voraussicht dieser Möglichkeit hat die Presse der Entente die Nachricht von der Erstürmung des Lovcen mit großer Bestürzung hingenommen. Namentlich die italie­nische Presse schrieb in Anbetracht der drohenden Verschiebun­gen an der Ostküste der Adria , die die italienischen Operatio­nen in Albanien , gefährden, dem Zusammenbruch Monte­ negros eine ernste Bedeutung bei. Man geht wohl auch nicht fehl, wenn man die verstärkte Aktivität Englands und Frank­ reichs in Griechenland darauf zurückführt, daß diese Mächte angesichts des drohenden Ausscheidens Montenegros in Nord­griechenland festen Fuß fassen wollen.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 17. Januar 1916.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplas. Reine wesentlichen Ereignisse.

In der Stadt Lens wurden durch das feindliche Artilleriefener 16 Bewohner getötet und verwundet.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Schneestürme behinderten anf dem größten Teile der Front die Gefechtstätigkeit. Es fanden nur an einzelnen Stellen Patrouillenkämpfe statt. Balkan - Kriegsschauplah. Oberste Heeresleitung.

Nichts Neues.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien , 17. Januar. ( W. T. V.) Amtlich wird ver­lautbart: Wien , 17. Januar 1916.

Russischer Kriegsschauplah.

Die an der bessarabischen und ostgalizischen Front angesetzten russischen Armeen haben auch gestern eine Wiederholung ihrer Angriffe unterlassen. Es herrschte im allgemeinen Ruhe. Nur im Raume öftlich von Rarancze vertrieben unsere Truppen unter heftigen Rämpfen den Feind aus einer vorgeschobenen Stellung, schütteten seine Gräben zu und spannten Drahthindernisse aus. Im Bereiche der Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand wurden drei russische Borstöße gegen unsere Feldwachenlinien ab­gewiesen.

Italienischer Kriegsschauplah.

Die Geschütkämpfe an einzelnen Punkten der Küstenländischen und der Tiroler Front dauern fort. Der Kirchenrücken von Oslavija wurde von unseren Truppen wegen des dorthin ver­einigten feindlichen Artilleriefeuers wieder geräumt. Im Görzischen zwangen unsere Flieger mehrere italienische Fessel­ballons zum Niedergehen und bewarfen feindliche Lager mit Bomben.

Südöstlicher Kriegsschauplak.

Der König von Montenegro und die montes negrinische Regierung haben am 13. Januar um Einstellung der Feindseligkeiten und Beginn der Friedensverhandlungen gebeten. Wir antworteten, daß dieser Bitte nur nach bedingungsloser Waffenstreckung des montenegrinischen Heeres entsprochen werden könne.

Es ist zurzeit müßig, sich in Betrachtungen über die Zu­funft Montenegros zu ergehen, das seit Jahrzehnten auf dem Balkan eine Rolle gespielt hat, die seinem Umfang nicht im geringsten entsprach( selbst nach seinem Gebietszuwachs nach den letzten Balfanfriegen zählte das Königreich Monte­negro faum eine halbe Million Einwohner). Scine jeßige Sapitulation entspricht durchaus den Traditionen seines Herrschers, des Fürsten der schwarzen Berge", der seit Jahr­zehnten die Gegensäge der Großmächte auf dem Balkan im Interesse seiner Bolitif ausgebeutet hat. Die günstige Rage auf schwer einnehmbarem Felsen befähigte die Montenegriner lange Zeit den Mittelpunkt des Widerstandes gegen die tür­Fischen Eroberer zu bilden und in den Befreiungskämpfen der Balkanslawen in den ersten Reihen der Kämpfer zu stehen. Diese Bage gestattete aber auch den Herrschern Montenegros , eine von den benachbarten Serben oft abweichende selbstän­dige Politik zu treiben, und verleitete namentlich den frühe­ren Fürsten und jezigen König Nikita zu gefährlichen politi­schen Experimenten. Es hat oft zu ironischen Spöttereien Anlaß gegeben- daß dieser Herrscher eines armen Bauern­und Hirtenvolkes als gleichberechtigtes Glied mit den euro­ päischen Herrschern verhandeln konnte. Aber dieser Wider­finn illustriert nur den Widersinn der europäischen Diplo­matenpolitif, in der einander durchkreuzende imperialistische Bestrebungen in Verbindung mit dynastischen und Cliquen­interessen fortgesetzt ihre Triumphe feiern konnten. Das Fürstentum der schwarzen Berge" im nordöstlichen Winkel der Adria war für die europäische Politik deshalb so bedeut­fam, weil sich in diesem Winkel die Bestrebungen dreier Groß­mächte kreuzten: Rußlands , das nach der Adria schielte, baltender Beifall. Eljenrufe im ganzen Haufe.) Eljenrufe im ganzen Saufe.) Infolgedeffen Staliens, das Eingang nach dem Balkan und Sicherung werden nach Durchführung der Kapitulation die Friedens feiner Adriaſtellung suchte, und Oesterreichs , dessen berhandlungen beginnen fönnen.( Elfenrufe.) Ohne die Balfanpolitik auf den Widerstand der erstarkenden Baltan- Bedeutung dieses Ereignisses zu überschäßen, glaube ich dasselbe staaten stieß. König Nikita vermochte diese Gegensäße um jedenfalls als wichtiges und erfreuliches Ereignis bezeichnen zu so leichter für sich auszubeuten, als er, mit dem italienischen können, in welchem die Monarchie und die ungarische Nation die Königshause und dem russischen Kaiserhause eng verschwägert, erste Frucht ihres bisherigen Ausharrens und ihres Heldenmutes das Gewicht dynastischer Verbindungen auf die Wagichale erntet.( Lang anhaltender Beifall. Eljenrufe im ganzen Haufe. ciner Politik werfen fonnte, in der das Elend der europä- Die Sigung wurde auf fünf Minuten unterbrochen.) ischen Diplomatenpolitik grell und zugleich grotesk ver­förpert war.

Die montenegrinische Regierung hat gestern die von uns gestellte Forderung bedingungsloser Waffenstredung angenommen.

bon Hoefer, Feldmarschalleutnant. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes:

Unbeantwortete Schicksals­

fragen im Abgeordnetenhaus.

Im Mittelpunkt der Etatsdebatte des preußischen Abge. ordnetenhauses, die die Montagssigung ausfüllte, standen drei gewichtige Fragen: die Steuerfrage, die Wahl. rechtsfrage und die Frage des Friedens. Keine der Fragen wurde klar beantwortet. Ja, man kann sagen, daß nicht einmal einige Falten des verhüllenden Schleiers gelüftet wurden.

Die drei Fragen fiehen in innigstem Zusammenhange. Wie sich die Steuerverhältnisse für Preußen ge­stalten, hängt von der Dauer und dem Ausgang des Krieges ab. Wie lange der Krieg noch währt, wenn die Völker nicht zur Vernunft kommen, ist aller Berechnung entzogen. Herr von Heydebrand sprach von der Möglichkeit, daß der Krieg noch eine Reihe von Jahren" fortgeführt werden könne. Wie allerdings dann die Welt im allgemeinen und Europa im besonderen aussehen möchte, wollen wir uns lieber nicht auszumalen versuchen! Aber inmmerhin, von der Kriegsdauer und der durch sie beeinflußten Gestaltung der Reichsfinanzen hängt auch das Schicksal der preußischen Steuern ab.

Wie der Finansminister in seiner Rede am Donnerstag voriger Woche mitteilte, ist das Defizit des Jahres 1914 durch einen kräftigen Griff in den damals noch vollgefüllten Aus­gleichsfonds aus der Welt geschafft worden. Welches Er. gebnis die Etats für 1915 und 1916 bringen werden, sieht noch völlig dahin. Jimmerhin liegen die Dinge se, daß Breußen zu einer Erhöhung der Steuerzuschläge für Ein­kommen und Vermögenssteuer in Höhe von 110 Millionen Mark schreiten muß, um auch nur die Verzinsung der durch den Krieg verursachten Staatsanleihen sicherzustellen. Der preußische Finanzminister rechnet nach seiner Rede selbst nach Friedensschluß mit einer weiteren Folge von Defizitjahren.

Dauert der Krieg noch länger und erhöht sich die enorme Schuldenlast des Reiches in den entsprechenden folossalen Dimensionen, so versteht es sich von selbst, daß dadurch alle Grenzen zwischen Reichs- und Staatssteuern verwischt wer­den müssen, so sehr sich auch die Schvärmer für eine Re­servierung der direkten Steuern für die einzelnen Staaten dagegen mit Händen und Füßen Sträuben werden. Daß fich die Herren Heydebrand, 8edlit usw. mit alleni Nachdruck dagegen verivahrten, daß die direkten Steuern zur Reichssa che gemacht und eine von Grund auf um­gestaltete Steuergesetzgebung für Reich und Staat eingeführt werde, versteht sich von selbst. Ob aber dieser Widerspruch. so nachdrücklich er gemteint sein mag, nicht durch den Zwang der Not einfach hinweggeräumt werden würde, ist eine andere Frage. Denn wenn schon jegt ein süddeutsches bürgerliches Blatt, wie der Vorwärts" bereits mitteilte, die Zinsen asten für die Reichskriegsschulden, die aus dem Kriege entspringen, und die sonstigen Reichsverpflichtungen auf rund 4 Millior­den bezifferte, so kann man sich ja ausrechen, welche An sprüche an den Reichssäckel gestellt werden würden, wenn der Krieg zwar nicht, wie Herr von Heydebrand mcinte, eine Reihe von Jahren", sondern nur noch ein einziges Jahr andauert. Der sozialdemokratische Redner, Genosse Baul Hirsch, widmete deshalb naturgemäß dem preußi schen Steuersystem eine eingehende Würdigung.

Die zweite Schicksalsfrage betraf das Mahlrecht. Die Thronrede hatte davon in wahrhaft pythisch dunklen Wen­dungen gesprochen. Aber selbst diese vieldeutigen Worte, von denen Theodor Wolff im Berliner Tageblatt" die Worte ge­braucht hatte: Mein Sohn, es ist ein Rebelstreif hatten es bereits Herrn von Heydebrand und Herrn von Zeblik angetan. Diese beiden so einflußreichen Männer des preußischen Parlaments, deren Fraktionsein. fluß weit hinausreicht in die Reihen der benachbarten Zen­Das ungarische Abgeordnetenhaus Budapest , 17. Januar. ( W. T. B.) Az Est" teilt die Ansicht trums- und freikonservativen Parteien, wollten von einer politischer Persönlichkeiten über das Friedensgesuch Monte- Wahlreform gar nichts wissen. Was nicht minder verständlich zur Unterwerfung Montenegros. negros mit. Graf Khuen Hedervary sagte, dies sei das ist, als die Abneigung derselben Parteien gegenüber der erste konkrete Zeichen des endgültigen Sieges des Vierbundes. Er Uebertragung der direkten Steuern auf das Reich. Denn Budapest , 17. Januar. ( W. T. B.) Im Abgeordneten ist der Ansicht, daß Montenegro diesen Schritt ohne Zustimmung die Herren wissen ja ganz genau, daß mit der schlechten Finanz­bause erhob sich nach der Annahme eines Paragraphen der Vor- Rußlands unternommen habe, hingegen sei wahrscheinlich, daß gestaltung des Reichs und Preußens auch die ganzen poli­lage betreffend eine Finanzzentrale Ministerpräsident Graf Zifza Montenegro im vorhergehenden Einvernehmen mit Italien gehan- tischen Kämpfe cine entsprechende Verschärfung erfahren wer. und sagte: Ich bitte um die Erlaubnis, die Verhandlung auf einen delt habe. Derselben Ansicht ist auch Andrassy , er fügte hinzu: den und daß es deshalb doch geratener ist, wenn die bürger­Augenblick mit der Mitteilung unterbrechen zu dürfen, daß der Wohl ist Montenegro unser schwächster Feind, allein König Nikita lichen Kreise sich die Bestimmung des Maßes der Besit­König und die Regierung von Montenegro um die ist ein sehr wohlorientierter Politiker, und wenn er den Kampf besteuerung selbst vorbehalten. Einleitung von Friedensverhandlungen gebeten aufgegeben hat, so wird dieser Entschluß auch diejenigen unserer Herr von Heydebrand allerdings erklärte, daß die Be. haben.( Große Beivegung.) Als Antwort darauf haben wir als Feinde nachdenklich machen, die heute noch großen Optimismus steuerung des Besizes bis zu 20 und selbst 25 Broz. zivar sehr Borbedingung von Friedensverhandlungen die unbedingte zur Schau tragen. Der ehemalige Unterrichtsminister und gewesene hoch sei, aber immerhin ertragen werden müsse, wenn das 23 affenftredung verlangt.( Eljenrufe.) Eben jest erhalte Bräsident des Abgeordnetenhauses Bergeviczy jagte: Die Be- der Krieg und der Siegeswille Deutschlands erforderten. Nun ich die Nachricht, daß Montenegro die unbedingte deutung des Friedensgefuches liegt darin, daß Italien aller Wahr - hat aber Herr Gothein bereits von einer möglichen Besteue­affenniederlegung angenommen hat( ang an- scheinlichkeit nach die notgedrungene Zustimmung gegeben hat rung des Besites von 30-40 Proz. gesprochen. In Eng .