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Nr. 29. 33. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sonutag. 30. Januar 1916.

Politische Uebersicht.

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Die Regierung bat darauf folgende Antwort erteilt: Stongreß in der ersten Januarwoche eine energische Aktion für die Jm Sinne des Beschlusses zu b sind entsprechende Anordnungen Durchsetzung der Reformen und ihre Verbesserung befchlofien hat. getroffen. Die vom Minister geforderte Umstellung würde aber die Erledigung Von der Pressezenfur. Gegen die Durchführung des Beschlusses zu a) bestehen dagegen der von den Arbeitern mit Ungeduld erwarteten Pensionsvorlage, Der Reichstag hat befanntlich beichlossen, daß bei allen gewichtige Bedenken. Die für die Reichstagswahlen geltende die die bescheidene Befriedigung einer jahrzehntelangen Forderung Generalfommandos den Breffeabteilungen Zivilperionen beigeordnet Vorschrift, wonach das Recht zur Liſteneinficht- und das im all- darstellt, in dieser Parlamentsperiode unmöglich machen. Die Rechts­werden sollen, um die Härten der Zensur zu beseitigen oder zu gemeinen darin einbegriffene Recht der Abschriftnahme- jeder parteien, die die allgemeine Altersversorgung auf Staatskosten mildern. Nicht gerade ermutigend ist das Echo, das dieser Be- mann zusteht, ist in den preußischen Wahlvorschriften nicht ent- aus prinzipiellen Gründen"- heftig bekämpfen, sind natürlich über schluß im Bereiche des VII. Armeekorps fand.. Dort hatte halten. Die Kürze der Auslegungsfrist und der Umfang des Listen- den jähen Szenenwechsel höchlich erfreut." Het Volf" aber greift das Generalkommando Pressekonferenzen eingerichtet, in denen inhalts lassen die Gefahr einer Verkümmerung des gleichen Rechts Treub in einem Artikel, worin es ihm geradezu des Verrats an der über die Zensur nicht geredet werden sollte. Als das trog- anderer ſehr viel größer erscheinen, als bei der Reichstagswahl. Staatspension bezichtigt, mit äußerster Schärfe an und fordert dem geschah, wurden die Konferenzen feltener und hörten dann Außerdem beſteht die Besorgnis, daß die Liſtenangaben über die das Parlament auf, feine, ihm in einer Demokratie zustehende ganz auf. Jetzt sind diese Pressekonferenzen wieder eingeführt worden, Steuerverhältnisse der Wähler von den Einsichtnehmenden mißbräuch- Autorität geltend zu machen. Ob es indes zu einem Kon doch über die Zeniur foll nur möglichst wenig geredet werden, eine lich benutzt werden könnten. Bei Berücksichtigung der durch die Be- flikt zwischen der Kammermehrheit und der Regierung oder politische Erörterung oder die Besprechung der Berechtigung einzelner allen berechtigten Wünschen genügt sein, wenn die Wählerlisten zur nicht vorauszusehen. Es heißt, daß der Finanzminister aus Gründen sonderheiten des Wahlverfahrens gebotenen Einschränkungen dürfte zu einer Auflösung des Blocks der Linken kommen wird, ist Mit dieser Einrichtung ist der Beschluß des Reichstags durchaus Einsicht aller, nicht nur der ortsansässigen Wahlberechtigten privater Natur zurücktreten will. Vielleicht ist sein jetziges Auftreten nicht erfüllt. Der Reichstag hat eine aftive Teilnahme von journa- ausgelegt werden. Dieser Rechtsstandpunkt wird den wahlaus- nur bestimmt, um ihm dazu eine politische Gelegenheit zu geben. Aller­listisch gebildeten Zivilpersonen an der Ausübung der Zensur ge- führenden Behörden gegenüber vertreten werden."

Benfurmaßnahmen ist nicht gestattet.

wünscht.

Die Begehrlichkeit" der Kriegerfrauen.

Der Landrat des Kreises Stuhm hat folgende Bekannt-" machung erlaffen:

Junggesellensteuer.

Eine umgekehrte Junggesellensteuer" fordert Dr. Dertel in der ,, Deutschen Tageszeitung":

,, Das jezige Kinderprivileg( in der Steuergesetzgebung) ist nur ein Anſatz; es muß nach allen Richtungen hin weiter aus Die wohlwollende Behandlung, die der Kreisausschuß seit Beginn des Krieges den Anträgen auf Gewährung von Familien- gedehnt werden. Es darf nicht auf die fleinen und mittleren unterstügungen hat angedeihen lassen, hat bedauerlicherweise bei Einkommen beschränkt bleiben, es muß nach der Zahl der zu unter­

zum

dings muß man sagen, daß man von einem Politiker von der Be­deutung des Herrn Treub   erwartet hätte, daß er einen anderen Abgang wählen würde als diesen, der ihm ein späteres Wieder­auftreten in einer demokratischen Regierung nicht erleichtern würde.

Das tägliche Brot.

Der Beirat für Volksernährung. Amtlich. Berlin  , 29. Januar.  ( W. T. B.) In der am Sonne

vielen Frauen in Stuhm und Umgebung die Begehrlichkeit haltenden Familienmitglieder abgestuft und gestaffelt werden. Das abend abgehaltenen Sigung des Beirats für Voltsernäh in einer Weise gesteigert, daß hierdurch eine ordnungs- wird am zwedmäßigsten durchgeführt, wenn wir fünftig die gemäße Bearbeitung begründeter Ansprüche gefährdet wird. Steueriäge im ganzen erheblich erhöhen und von ordne daher hiermit an, daß in der Zeit vom 25. Januar bis diesen erhöhten Säßen nicht nur den Versorgern zahlreicher 7. Februar teine Frau aus Stubm, Parpahren und Rebbof Familienmitglieder, sondern schon den kinderlosen. Verheirateten persönlich auf dem Landratsamt einen Antrag oder eine Be- Abzüge ermöglichen. Die Erhöhung der Steuersäge für den schwerde in Familienunterſtügungsangelegenheiten vorbringen darf. Ledigen müßte allerdings ziemlich start sein, da der Ertrag der Weder ich noch mein Bureau werden derartige Frauen empfangen, Ginkommensteuer im ganzen in Zukunft nach menschlicher Voraus­sie werden vielmehr aus dem Kreishause ge- ficht weit höher sein muß. Wird dadurch der Ledige erheblich wiesen werden. Wenn hierdurch bedauerlicherweise auch stärker herangezogen als jetzt, so ist das, wenn man so sagen darf, einzelne begründete Anträge in ihrer Bearbeitung unliebiame Ver- nur der Zweck der Uebung; ein Unverheirateter, der nur für sich zu zögerung erfahren sollten, so wollen sich die dadurch Betroffenen forgen hat, tann gut und gern doppelt soviel Einkommensteuer bei ihren jeden Pflichtgefühls baren verlogenen Mit- bezahlen wie der kinderlose Verheiratete, drei- und viermal mehr schwestern bedanken." als der mit Kindern reich gesegnete Familienvater."

Das ist eine ganz unerhörte Sprache gegenüber Frauen, deren Männer im Felde stehen und auf Ratschläge und Hilfeleistung durch andere geradezu angewiefen sind.

Die Neuberufungen in das Herrenhaus. Folgende Persönlichkeiten sind neu in das Herrenhaus berufen

worden:

1. Kardinal Erzbischof Dr. jur. F. von Hartmann zu Köln  . 2. Fürstbischof Dr. Adolf Bertram   zu Breslau  . 3. der Präsi­dent des Evangelischen Oberkirchenrats D. A. E. B.   Voigts, Wirklicher Geheimer Nat. 4. Generalsuperintendent a. D. Hefe­fiel( Wernigerode  ). 5. Klosterprobst Reichsgraf   von Platen Hallermund  . 6. Fideikommißbefizer Graf von Walder fee auf Waterneverstorff bei Panker   im Kreise Plön  . 7. Geheimer Sommerzienrat von Friedländer Fuld( Berlin  ). 8. Dr. phil  . Karl von Martius in Berlin  . 9. Kommerzienrat Generaldirektor Dr.- Ing. Friedrich Springorum in Dort

mund.

Wer darf die Wählerlisten einsehen? Das Abgeordnetenhaus hatte am 27. März 1914 beschlossen, die Staatsregierung zu ersuchen: a) die zuständigen Behörden( Landräte) darauf hinzuweisen, daß die Wählerlisten zu jedermanns Einsicht aus zulegen sind, nicht nur für die ortsansässigen Wähler,

b) unter Bezugnahme auf die im Jahre 1909 beschlossene Re­solution, da die Zahl der für die jetzige Wahl gebildeten Urwahl­bezirke mit 5 und 4 Wahlmännern noch zu Bedenken Anlaß gebe, auf tunliche Verminderung solcher Bezirte bei fünftigen Wahlen hinzuwirken."

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Ausländische Falschmeldung.

Köln  , 29. Januar.  ( W. T. B.) Die in der ausländischen Presse verbreitete Meldung, in Köln   seien vier Männer und zwei Frauen wegen Spionage erichoffen worden, ist, wie Wolffs Telegraphen- Bureau an zuständiger Stelle erfährt, glatt erfunden.

Krisenluft in Holland  .

Aus Amsterdam   schreibt man uns:

ung wurden zunächst Anregungen seitens der Beiratsmitglieder der konservativen Partei besprochen, und zwar über die Besserung der Futterstrohverhältnisse; Maßnahmen zur Versorgung mit Saat an Lupinen, Seradella, Wicken und Peluschken, Klee und Gräsern, Förderung der Herstellung von Fischfuttermehl als Viehfutter in der Landwirtschaft, über eine Organisation des Absatzes von Ge­müse und der Herstellung von Dörrgemüse, Maßnahmen zur Förde­rung des Anbaues von Leinen und Hanf, über die Bildung von Vereinen des Kleinhandels in den Kommunen zur gleichmäßigen Verteilung von Lebensmitteln. Sodann kamen Hafer und Grieß­preise sowie die Maßnahmen zur Förderung der Schweinezucht

zur Erörterung.

Gegen die Erhöhung der Höchstpreise.

Im badischen Landtag teilte der Minister des Innern bei der Beratung der wirtschaftlichen Maßnahmen während des Krieges mit, daß Baden im Bundesrat gegen die Erhöhung der Höchstpreise für Brotgetreide sowie für Hafer und Gerste gestimmt habe. Auch gegen die Erhöhung der Kartoffelpreise werde die badische Regierung stimmen. Es sei beabsichtigt, ähnlich wie im Reiche eine Bebensmittelzentrale mit parlamentarischem Beirat

zu bilden.

Sichert die neue Kartoffelverordnung genügende Zufuhr? Diese Frage wird von einer Kartoffelgroßhandelsfirma ver neint. Sie schreibt:

Obwohl eine formelle Aufhebung der Höchstpreise nicht statt­gefunden hat, sind durch die Maßnahmen der Reichskartoffelstelle die bisher geltenden Höchstpreise nunmehr gegenstandelos geworden. Für Speisekartoffeln haben die Kommunalverbände bezw. deren Kommissionäre Buschläge von 1,25 M. für den Zentner zu zahlen. Für Fabrikkartoffeln zu Trockenzwecken können 22 f. für das Stärkeprozent, jedoch nicht über 3,75 M. für den Zentner ab Ver­ladestation gezahlt werden. Den Kommissionären werden besondere Ausweisfarten zum Einkauf zur Verfügung gestellt, welche berechtigen, ohne Lindung an die gesetzlichen Höchstpreise" diese entsprechend zu überschreiten.

Nachdem nunmehr auch die Höchstpreise für Kartoffeln auf­gehoben sind, welche als Saatkartoffeln zum Verkauf kommen, be­stehen die alten Höchstpreise nur noch der Form nach.

Ein Ereignis in der inneren Politik scheint nicht nur dem längst morschen Burgfrieden den Rest zu geben, sondern auch die Koalition der Linken zu sprengen und den Bestand des Ministeriums in Frage zu stellen. Reibungen zwischen Majoritätsgruppen, vor allem der Arbeiterpartei und einzelnen Reffortministern hat es schon früher gegeben, jetzt aber steht man vor einer Art Staatsstreich des leiten den Kopfes der Regierung. des Finanzministers Treub  . Das von der Regierung eingebrachte Reformprogramms, das die Erfüllung des Koalitionspafts darstellte, umfaßte drei Entwürfe, die die Ver fassungsrevision, die allgemeinen Staatspensionen und die Steuerreform zum Inhalt haben.. Das Pensionsgefez sollte in der Zweiten Kammer zuerst erledigt werden. Der Finanz­minister hat aber plöglich erklärt, daß zuvor einige Steuervorlagen auf die Tagesordnung gesetzt werden müßten, die die Ausgaben des Pensionsgesetzes decken sollen. Das Ver langen hat auf der Linken das äußerste Befremden hervorgerufen und der Vorsitzende der Zweiten Kammer hat sich über die Forderung des Ministers, die festgesezte Tagesordnung umzu­stellen sehr scharf geäußert. Begreiflicherweise ist die Verstimmung Diese Maßnahmen haben insofern eine gewisse Beunruhigung am stärksten bei der Arbeiterpartei, die auf ihrem Arnheimer hervorgerufen, als diejenigen Produzenten, welche gemäß den An­zeigen. Mit gutem Geschick flechten sie zwischen den eingerammten| daraus ihre Nahrung zieht. Es mag vorhanden sein, aber hier Oftpressequartier, 28. Januar 1916. Widerstandskraft herstellen. Die geflochtenen Wehren sehen hübsch wird stark überdeckt von den nächsten Jch- Interessen. Das Zu­Regen, Sonnenschein, Schnee, Tauvetter in schneller wechseln aus und sollen viel dauerhafter sein als Bretterzäune. Beinahe fammengehörigkeitsgefühl erfaßt nur die eigene Familie und sonst der Folge, das ist an der Ostfront seit Wochen das unangenehme an jeder Arbeitsstelle, überall, wo einige Mann zusammenarbeiten, noch nahestehende Personen. Außer dem Gefühl, der Todesgefahr, Wetterprogramm. Den Soldaten und auch den in mangelhaften hat man sich ein kleines Feldlager eingerichtet; durch Zusammen- den Leiden und Beschwerden des eigentlichen Kriegsdienstes ent­Wohnungen hausenden Einwohnern bereitet diese Witterung stellen von Fichten haben die Leute, wenn es an Brettern mangelte rückt zu sein, sowie der Gewißheit, nach Friedensschluß die Ange­mancherlei Beschwerden. In vielen Orten gestaltet sich die Heizung oder kein Hüttchen in der Nähe Schutz vor Witterung und Gelegen hörigen und die Heimat wiederzusehen, und endlich der Hoffnung, der Defen schwierig, denn das für den Winterbedarf für normale heit zur Einnahme der Mahlzeiten bot, Unterschlupfe errichtet. dann in friedlicher Arbeit vorwärts zu kommen, berührt kaum noch Bedürfnisse getrocknete Brennholz ist längst verbraucht. Nun muß Ueberall flackern Feldfeuer, an denen die Leute kochen, sich wärmen etwas Gemeinsames die Psyche der Gefangenen. Sicherlich beseelt man grünes Material, kurz vorher gefällte Bäume nehmen. Dieses oder auch die Kleider trocknen. Von Ueberstürzung merti man bei sie auch kein Haß gegen die deutschen   Soldaten. Mehreremale Holz brennt nicht, es verschwelt und entwickelt wenig Hihe. In den Arbeiten nichts. Die Gefangenen lassen sich Zeit, wie sie es hörte ich, wie fich Gefangene und ihre Aufseher mit Kamerad" mitten ungeheurer Wälder, gewaltiger Holzvorräte schätzt man sich auch wohl zu Hause gewohnt waren. Ueberhaupt, in ihrem anredeten. Von Störrischkeit ist bei den gefangenen russischen glücklich, wenn man gelegentlich eine kleine Menge Kohlen er ganzen Verhalten kommt eine unverkennbare Ruhe und Unge- Soldaten nichts zu spüren. Harmlos schauen sie drein; vielen wischen kann. Als eine tüchtige Leistung ist es anzuerkennen, daß zwungenheit zum Ausdruck. Sie sind gewiß nicht wunschlos. Vor allerdings hat geistige Starre den Stempel aufgedrückt; sie sind un­nun an den Hauptpunkten hinter der Front Kohlen überhaupt zu allem zieht es die meisten nach Hause. Sie denken an Weib und wissend, stupid, dabei aber doch fast alle gutmütig. In rührender erlangen sind. Um in der Bedarfsbefriedigung soweit vorwärts Kind, an ihre Familienangehörigen, sehnen sich nach der Wieder- Ungezwungenheit vergißt mancher seine Lage, läßt die Arbeit zu kommen, mußten zunächst ganz ungewöhnliche Schwierigkeiten vereinigung mit ihnen, und manchen quält die Ungewißheit über ruhen, holt seine Zigarette hervor oder ein Stück Brot, knüpft überwunden werden. Gibt es hier doch in Kurland   und Litauen   das Schicksal seiner Lieben. Der Krieg hat die Berbindung mit dem Nachbar eine Unterhaltung an. Ein Zuruf des bärtigen Landstriche, fast so groß wie eine preußische Provinz, die von zwischen den Familienangehörigen so zerstört, daß Briefe sie nicht Aufsehers erschreckt ihn nicht; ganz ruhig, ohne Hast schauen sie teiner Eisenbahn durchschnitten werden, in denen aber auch kein wiederherstellen können. Man kann nicht erfahren, ob die Lieben naiv verlegen lächelnd zu dem deutschen   Soldaten hinüber, be Nez von befestigten Straßen den Verkehr von Ort zu Ort er noch leben, wohin sie der Kriegssturm getrieben hat, wie es ihnen ginnen dann wieder in ihrer gemessenen Weise zu schaufeln. leschtert. Außer der großen Reichsstraße, die von Riga   über geht usw. Das bereitet Sorgen, die niemand, der sich in solcher Auf dem Markt in Schaulem sah ich Gefangene beim Ein­Mitau, Schaufen, Tauroggen nach Deutschland   hineinführt, findet Lage befindet, gänzlich abschütteln kann. Viele der Gefangenen tauf. Richts verriet, daß sie sich unter Zwang und Aufsicht man feine durchgehenden Straßen, die bei jeder Witterung mit jedoch stehen mit ihren Angehörigen im dauernden Briefverkehr. fühlten. Sie suchten unter den Vorräten herum, feilschten mit den Lastwagen befahren werden könnten. Bei lang anhaltenden Regen- 3war nimmt das gegenseitige Frage- und Antwortspiel viel Zeit Verkäuferinnen, scherzten mit ihnen und wollten recht große Brote güssen und bei Tauwetter kann der Fuhrverkehr in nur begrenztem in Anspruch, aber man hört doch von einander und sucht sich gegen haben. Brot, viel Brot verlangen sie stets. Sie müssen sich nun Umfange aufrechterhalten werden. Es flingt sehr unwahrscheinlich seitig Trost zuzusprechen. Und im allgemeinen glaubt der Mensch mit einem geringeren Quantum begnügen als sie sonst zu essen und doch ist es richtig, daß zum Beispiel nicht einmal Kowno   und das Gute und Angenehme williger als das Böse und Schlechte, gewöhnt waren; Brot ist ihnen lieber als Fleisch und Gemüse. Wilna  , also Städte von über 100 000 und annähernd einer Viertel- wenigstens dann, wenn es ihn selbst betrifft. Und alle Gefangenen Darum kaufen die meisten Gefangenen Brot, wenn sie ihre million Ginwohnern, durch eine feste Straße miteinander ver- find zudem über ihr persönliches Schicksal beruhigt. Das be- Löhnung erhalten haben. bunden sind. Und berücksichtigt man außer den Mangel an einflußt ihr Verhalten und ihre Stimmung. Das merkt man In ihrer Ungezwungenheit, mit ihrem Hineinfinden in thre Verkehrsmöglichkeiten und Transportmitteln, der trotz gewaltiger ihnen auch an, und ich entnahm es den Antworten der verschiedenen jezige Lage kommt eine Wandlung in der seelischen Verfassung Anstrengungen doch nur in begrenztem Umfange gehoben werden Gefangenen, mit denen ich sprach. Dem einen bereitet das lange der Gefangenen zum Durchbruch. Besonders unter den Gefange fonnte, die Tatsache, daß man hier im Osten seit Jahrzehnten Ausbleiben von Nachrichten aus der Heimat Unruhe; der andere nen der ersten Kriegsmonate sah man viele, denen Furcht und feinen so nasien, jedoch auch keinen so milden Winter gekannt hat ist in Sorge, weil er glaubt, aus dem letzten Briefe seiner Frau Besorgnis vor dem kommenden auf dem Gesicht stand. Würde wie den im Kriegsjahr 1915/16, dann läßt sich ermessen, welche entnehmen zu müssen, daß es mit dem Gesundheitszustand der man sie peinigen, morden, wie ihnen in schaudererregenden Bil­Riesenarbeit bei der Bewegung von Truppen, Kriegsmaterial, Kinder nicht gut sei. Vielleicht eines der Kleinen tot. Der dern geschildert worden war? Werden die vordringenden Deutschen  Lebensmitteln und anderen Bedürfnissen geleistet werben muß. Mann unterdrückt das Weinen. Ein schon Graubärtiger ist be- ihre Angehörigen töten, ihre Frauen und Kinder schänden? Das Heute fährt man aber schon in 28 Stunden von der Dünafront fümmert, weil seine Familie vertrieben worden ist. Von Ver- waren quälende Gedanken und Zweifel, die bei manchem überwogen, über Mitau   nach Berlin  . Soweit hatten es die Russen selbst in wandten befam er nur unbestimmte Auskunft. Andere wieder die den Glauben und die Hoffnung, nun wenigstens das Leben Friedenszeiten nicht gebracht. find ganz glücklich; sie haben beruhigende Nachrichten von zu Hause, gerettet zu haben. minderten. Nun hat die Erfahrung sie über

Gefangene Russen beim Straßenbau. Bahlen Weidenzweige, womit sie wände von außerordentlicher bei den Gefangenen merkt man nichts davon. Das Gemeingefühl

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An der Verbesserung und der Ausgestaltung der Verkehrswege Ein noch junger Mensch ist Vater geworden; wenn er nur sein solche Besorgnisse im allgemeinen beruhigt. Nicht wenige mögen wird andauernd unter dem Einsatz vieler Kräfte gearbeitet. In Kindchen einmal sehen könnte! So sind die Stimmungen auf jett sorgloser leben.de früber. Erscheint ihnen die Zukunft nun ziemlich bedeutendem Umfange sieht man gefangene Ruffen bei die nächsten persönlichen Verhältnisse eingestellt. Einige haben vielleicht auch noch in trüben Licht, genau so wie allen Menschen, biefer Tätigkeit. In großen Mengen hat man zunächst Steine keine nahen Verwandten; die Eltern sind tot, die Gründung einer in deren Leben der Fiea hineingespielt, das schlimmste, der Tod und Sand an den Straßen gelagert. In bestimmten Abständen eigenen Familie ist für sie noch eine Zukunftsfrage. In Sorg- oder gräßltae Germununa, schreckt sie nicht mehr. Für sie kann fieht man kleine Gefangenentrupps und einige Landstürmer in losigkeit warten sie auf Friedensschluß. Von Hoffnungen, Wünschen, noch alles gut werden Das macht sie ruhig. Not leiden sie deutscher Uniform mit dem Zerkleinern großer Findlinge be-| Erwartungen, die über die persönlichen Interessen hinausgingen, eigentlich auch nicht. Shre Ernährung ist ausreichend. Und es schäftigt; andere füllen Löcher im Straßenboden mit Schotter und konnte ich bei keinem der Gefangenen etwas wahrnehmen. Nichts sind durchweg kräftige und gesunde Gestalten, die da draußen mit Sand aus. Wieder andere errichten oft kilometerlange Schnee- fam zum Ausdruck, was eine seelische Gemeinschaft verraten hätte, Schaufel, Hammer, Säge oder sonstigen Gerätschaften berum fänger, wobei die gefangenen Rufsen eine große Kunstfertigkeit die in allgemeinen Ideen, im bewußten Rationalgefühl wurzelt, hantieren. Düwell, Kriegsberichterstatter.