Nr. 32.- 33. Jahrg.
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Am: Morisvlas, Nr. 151 90-151 97.
Mittwoch, den 2. Februar 1916.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.
Zeppeline über England.
Rohstoffbezug und Landes
grenzen.
Von Gustav Edstein
II.
Die Dedung des inneren Bedarfs eines Volkes ebenso wie die Konkurrenzfähigkeit gegenüber dem Auslande wird um so besser gewährleistet sein, je billiger die Rohstoffe und Halbfabrikate beschafft werden können, deren Weiterverarbeitung die Hauptaufgabe der Industrie bildet. Wie ich schon in meiner Besprechung des Buchs der 16" am Beispiel der Erzversorgung der Eisenindustrie gezeigt habe, fällt die Billigkeit der Versorgung keineswegs mit dem Umstande zusammen, daß die betreffenden Stoffe heimischen Quellen entstammen.
Mit Bezug auf die Textilindustrie wies ich nur auf die in Rußland unternommenen Versuche hin, die heimische Industrie dadurch von der ausländischen Rohstoffversorgung unabhängig zu machen, daß mit ungeheuren Aufwendungen in Zentralasien Baumwollplantagen angelegt wurden. Der Raum einer Buchbesprechung erlaubte mir nicht, auf diese Frage näher einzugehen. Hier glaubte nun Genosse Kalisz. einhafen zu können. Ich hatte gefragt: Welchen Vorteil hatte die russische Textilindustrie von der Anlegung dieser Baummollfulturen? Darauf antwortet Ralisti:„ Gelingt es Ruß land , seine Baumwollerzeugung im eigenen Gebiet zu er höhen, so erwachsen ihm daraus eine Fülle von Vorteilen: Bandstreden werden einer wertvollen Kultur nußbar gemacht, zahlreiche Menschen vermögen dabei lohnenden Verdienst zu
Meldung des Großen Hauptquartiers. amerikanischen kauft, ift deshalb nichts weniger als unab
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 1. Februar 1916.( W. T. W.)
Weftlicher Kriegsschauplak.
In der Nacht zum 31. Januar versuchten kleine englische Abteilungen einen Handstreich gegen unsere Stellungen westlich von Messines ( Flandern ). Sie wurden sämtlich zurückgeworfen, nachdem es ihnen an einer Stelle vorübergehend gelungen war, in unseren einzudringen.
Bei Fricourt( östlich von Albert) hinderten wir durch Feuer den Feind an der Besetzung eines von ihm gesprengten Trichters. Nördlich davon drangen deutsche Patrouillen bis in die englische Stellung vor und kehrten mit einigen Gefangenen ohne eigene Verluste zurüd.
Südlich der Somme verloren die Franzosen im Handgranatenkampf noch weiteren Boden.
Deftlicher Kriegsschauplak. Reine besonderen Ereignisse.
Balkan- Kriegsschauplaz
Eins unserer 2uftschiffe griff Schiffe und Depots der Entente im Hafen von Saloniki mit beobachtetem, gutem Erfolge an.
Oberste Heeresleitung.
hängig von den monopolistischen Gelüsten" der Standard Oil Company. Denn die russischen Produzenten sind mit dieser fartelliert. Schließlich könnte es dem russischen Verbraucher ziemlich gleichgültig sein," ob ihm ein Ausländer oder ein Landsmann die Haut über die Ohren zieht. Tatsächlich sind aber die Konsumenten gegen die monopolistischen Ausbeu tungsgelüfte der Kartelle des eigenen Landes oft noch machtlofer als gegen die des Auslandes.
Vor allem ist es ja die beliebte und bewährte Methode der Produzentenvereinigungen für Rohstoffe und Halbfabrifate, nach dem Auslande billiger zu verkaufen als an den inländischen Konsumenten. Das bekannteste und krasseste Beispiel für diese Methode bietet die Zuderindustrie. Die so blühende englische Marmeladenfabrikation verdankt ihre Entstehung und ihre Prosperität in erster Linie den Ausfuhrprämien, die die wichtigsten Erzeugungsländer dem Buder gewährten. Zugleich sorgten diese auch dafür, daß der Zucker in England in ganz anderem Ausmaß zum billigen Volks nahrungsmittel wurde als in den Erzeugungsländern mit ihren hohen Preisen.
Bekanntlich sind aber die fartellierten Industrien auf vielen Gebieten schon längst dazu übergegangen, aus eigener Kraft zu schaffen, was im Falle des Zucers die Staaten infolge besonderer Umstände eingeführt hatten. So gewährte der Deutsche Stahlwerksverband dem deutschen Exporteur eine Ausfuhrprämie in wechselnder Höhe. Im Jahre 1906 betrug z. B. der Grundpreis für Deutschland : für Walzdraht zirka 127 M. die Tonne, für Flußstabeisen zirka 116 M., für die Schweiz aber betrugen zur selben Zeit und bei derselben Frachtbasis die betreffenden Preise 105 bis 107 M. und 108
erlangen, die Zahlung für Baumwolle bleibt im Lande, statt Angriff eines Zeppelin- Geschwaders gegen bis 109 M. Ebenso hat aber der Stahliverksverband auch
nach Amerika zu gehen, außerdem wird die Baunuvollverarbeitung frei von den Folgen der monopolistischen Gelüste der amerikanischen Baumwollspekulation."
englische Städte.
Amtlich. Berlin , 1. Februar. ( W. Z. B.) Eines unserer Marineluftschiffgeschwader hat in der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar Docs, Hafen- und Fabrikanlagen in und bei Liverpool und Birkenhead , Eisenwerke und Hochöfen von Manchester , Fabriken und Hochöfeu von Nottingham nnd Sheffield fowie große Judustrieanlagen am Humber und bei Great Yar. mouth ausgiebig mit Spreng- und Brandbomben belegt. Ueberall wurde starke Wirkung durch mächtige Explosionen und starke Brände beobachtet. Am Humber wurde außerdem eine Batterie zum Schweigen gebracht. Die Luftschiffe wurden von allen Plätzen aus start be. schossen, aber nicht getroffen. Sämtliche Luftschiffe find trotz der starken Gegenwirkung wohlbehalten zurückgekehrt.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Der österreichische Generalstabsbericht.
Wien , 1. Februar. ( W. T. B.) Amtlich wird ver lautbart, 1. Februar 1916:
Russischer und italienischer Kriegsschanplay. Reine besonderen Ereignisse.
Südöstlicher Kriegsschauplas.
Die Lage in Montenegro und im Gebiete von Stutari ist unverändert ruhig. Die Haltung der Einwohner läßt nichts zu wünschen übrig. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: bou Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Exportprämien nach England, Holland , Belgien usw. gewährt, so daß die Maschinenindustrien diefer Länder das deutsche Eisen billiger hatten als ihre deutschen Konkurrenten. Die berühmte Schweizer Maschinenindustrie ist ganz auf dieser Basis erstanden. In ähnlicher Weise gewährt das RheinischWestfälische Kohlensyndikat Erportprämien, und ebenso machen es eine ganze Reihe ähnlicher Unternehmerverbände des Inund Auslandes.
Genosse Kaliski mischt auch hier ganz verschiedene Dinge und Fragen durcheinander. Daß es für die Volkswirtschaft eines Landes und für dessen Arbeiterschaft insbesondere im allgemein vorteilhaft ist, wenn Rapitalien nicht ex. portiert, sondern im Lande selbst verwendet werden, ist eine Wahrheit, die gerade im Gegensaß zu der handelspoliWie steht es aber mit der Versorgung des Inlandes? tischen Richtung des Genossen Kalisti immer wieder energisch Hier wirken unter dem Schutz der Zollmauern die Abbetont werden muß. Darüber wird noch in anderem Zumachungen der fartellierten Industrie- oder Agrarmagnaten sammenhange eingehender zu sprechen sein. Aber diese Vormit voller Kraft. Genosse Kaliski hat den Zeitpunkt, um teile haben mit der Frage gar nichts zu tun, welchen Nutzen dieses Argument der Unabhängigkeit von monopolistischen die russische Tertilindustrie von den zentralasiatischen BaumGelüsten vorzubringen, nicht sehr glücklich gewählt. Er möge wolffulturen hatte. Die Kapitalien, die in diesen angelegt sich die Gewinne ansehen, die jezt während der Kriegszeit wurden, hätten ja auch, und vermutlich viel besser und erdie Lederfabrikanten und andere Produzentengruppen einsprießlicher, etwa in der Anpflanzung von Getreide oder in sacken, und die Preise für ihre Produkte, und er wird sehen, der Anlage von Kanälen und Eisenbahnen oder in irgendwie gut der Konsument vor solchen„ monopolistischen Gelüsten" welchen industriellen Unternehmungen investiert werden der einheimischen Produktion bewahrt bleibt, besonders dann, tönnen, wo sie ebensoviel oder noch mehr Nußen für die Bewenn die ausländische Konkurrenz ausgeschaltet ist. Konnte völkerung gestiftet hätten, ohne den Staatssäckel, d. h. die sich z. B. der österreichische Textilindustrielle von dem Zwang Steuerträger schwer zu belasten und zu fortgesezten weiteren der amerikanischen Baumwollpflanzer noch einigermaßen beOpfern zu veranlassen. Wenn ich aber jene Frage nach freien, indem er ägyptisches oder indisches Rohmaterial kaufte, dem Vorteil dieser Kulturen für die russische Tertilinduso war der österreichische Maschinenfabrikant der Willkür des strie stellte, wollte ich damit auf Dinge anspielen, von österreichischen Eisenkartells vollkommen schutzlos preisbenen ich annahm, daß sie einem Handelspolitiker bekannt gegeben. Es ist ja eine bekannte und von österreichischen feien. Rußland ist heute der einzige europäische IndustrieVolkswirten schon oft hervorgehobene Tatsache, daß die österStaat, der Zölle auf Rohbaumwolle erhebt. Diese traten zureichische Industrie nächst den ungarischen und österreichischen erst im Tarif von 1882 auf und betrugen 45 Ropefen für das Agrariern feinen gefährlicheren Feind befitt als das österBud( 16,4 Kilogramm). Seither stieg dieser Zoll fortwährend, reichische Eisenkartell. Ganz ähnlich ist die Situation in bis zu 4 Rubel für das Bud im Tarif von 1903, das ist fast Frankreich . Wie sehr dort die unglückselige Schutzzollpolitik die Hälfte des Wertes der eingeführten Baumwolle. Dieser und die durch sie geförderten Machenschaften der Eisenbarone Zoll soll in erster Linie die heimischen Baumwollpflanzungen gegen die Konkurrenz des Auslandes schüßen. Hier haben noch auf dem Standpunkt des Monetarsystems, das Thomas die Entwickelung der Industrie hemmen, dafür ist das schnelle wir geradezu ein Musterbeispiel für die Gefährlichkeit des Mun schon im Jahre 1644 widerlegt hat. Aber in der letzten Wachstum der Einfuhr von Maschinen aus dem Auslande Dogmas von der Notwendigkeit inländischer Rohstoffquellen. Zeit hat ja der sogenannte„ Neu- Merkantilismus" auch wieder trop des sehr hohen Zolles bezeichnend, ebenso z. B. die An Denn diese furchtbare Belastung der Rohbaumwolle bedeutet allerhand ökonomischen Aberglauben zu neuem Leben erweckt, gaben, die im Jahre 1902 anläßlich einer offiziellen Internatürlich eine schwere Hemmung für die ganze russische Ter- indem er tatsächliche Mängel der liberalen Defonomie auf- fuchung gemacht wurden. Danach betrug der Herstellungstilindustrie, die nun tatsächlich, da sie mit so unverhältnis- deckte, vor allem die Unterschätzung der Wichtigkeit der preis einer bestimmten Art Dampfer pro Registertonne in mäßig verteuertem Rohstoff arbeiten muß, des ausgiebigsten Bahlungsbilanz. In der Tat ist Rußland gezwungen, viel England 290 Frant, in Frankreich 495 Frank. Es ist nun ungemein charakteristisch, daß im Jahre 1908, Bollichuzes für ihre Waren gegen die Konkurrenz des Aus- mehr zu exportieren als es importiert. Das kommt aber landes bedarf. Tatsächlich sind denn auch die russischen Zölle nicht daher, daß es Rohstoffe aus dem Auslande bezieht, son- als die Stadt Wien eine große Lieferung von Eisenrohren zu auf Textilprodukte außerordentlich hoch und steigen fort- dern es ist eine Folge der russischen Pumpwirtschaft für bergeben hatte, ein französisches Eisenwerk, obgleich es an während. Die Folge davon ist eine arge Verteuerung der Zwecke des Absolutismus und Militarismus, der Verpflich- Boll und Fracht mehr als 2 Millionen Kronen zu bezahlen Textilwaren, eine Einschränkung ihres Verbrauchs, also auf tung, die Zinsen für die enormen Staatsschulden an das Aus- hatte, mit seinem Antrag das Angebot des österreichischen der einen Seite eine böse Herabdrückung der Lebenshaltung land zu bezahlen. Das geschieht aber auch nicht in Geld, Eisenkartells nur um 700 000 kronen überstieg. Zur selben der Volksmassen, auf der anderen die Lähmung eines der sondern in Produkten. Mit der Frage der inländischen Roh- Beit verkaufte das österreichische Eisenkartell eine bestimmte wichtigsten Industriezweige. Das sind die durchaus negativen stoffquellen haben diese Finanzforgen so gut wie nichts zu tun. Art Eisenbahnräder in Desterreich um 465 Kronen, in Deutsch Vorteile, die die russische Tertilindustrie von den unrentablen Doch nun rüdt Genosse Kaliski schließlich mit dem land aber um 360 Kronen. Wir sehen also, daß in all diesen Baumwollfulturen in Bentralasien hat. Das Beispiel zeigt, schweren Geschütz aus, mit dem die Kolonialpolitiker schon Fällen das Ausland unter den monopolistischen Gelüsten der daß der Besitz eigener Rohstoffquellen für die Industrie eines seit langen Jahren eifrig Böller schießen: die Rohstoffbe- Kartelle noch immer weniger zu leiden hatte, als das Inland. Es ist ja auch sonst keine Seltenheit mehr, daß die einzige Landes ein sehr zweifelhafter Gewinn sein kann, das Schlag- schaffung aus dem Inlande mache die heimische Industrie mort ihrer Notwendigkeit aber eine große Gefahr. abhängig von den monopolistischen Gelüsten" der ausländi- Rettung vor den Drangsalen durch die heimischen Kartelle Das weitere Argument Kaliskis, daß das Geld im Land schen Lieferanten. Es ist sicherlich richtig, daß man von diesen die Zuflucht zu den ausländischen ist. Die Herabsetzung der bleibt", ist nicht sehr ernst zu nehmen. Fast fönnte man oft unabhängig wird, wenn man nichts mehr von ihnen kauft. Bölle auf kartellierte Waren, das meist gepriesene staatliche glauben Genosse Kaliski habe mehrere Jahrhunderte Ent- Aber schon das ist keineswegs immer der Fall. Die russische Kampfmittel gegen wirtschaftliche Uebergriffe der Unterwidelung der politischen Dekonomie verschlafen und stehe heute Schiffahrtsgesellschaft z. B., die russisches Petroleum statt des nehmerverbände, ist ja heute meist nichts anderes.