Nr. 40. 33. Jahrgang.
Abgeordnetenhaus.
5. Sigung vom Mittwoch, den 9. Februar 1916, nachmittags 3 Uhr.
Am Ministertisch: v. Schorlemer.
Die erste Beratung des
Gesetzentwurfs über die Schäzungsämter
wird fortgesetzt.
Abg. Cassel( Vpt.):
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Donnerstag. 10. februar 1916.
Abg. Hirsch( Soz.): April bis Juli im Anschluß an das günstige RechnungsBrinzipiell tönnen wir dem Entwurf über die Schäßungsämter jahr 1913 eine normale Entwickelung auf allen Gebieten des staatzustimmen, doch haben wir gegen die Vorlage eine Reihe Bedenken. lichen Bergbaues gezeigt haben. Förderung und Absaz waren Die Bodenspekulation wird sich durch das Gesez nicht beseitigen lebhaft, die allgemeine Marktlage befriedigend. Auch das finanzielle lassen. Gegen die Ausnahmebestimmungen gegenüber Groß- Berlin Gesamtergebnis dieses Zeitabschnitts war zufriedenstellend. Diese müssen auch wir uns wenden. Ich kann die ausgezeichneten Aus- normale Entwickelung wurde durch den Ausbruch des Krieges jäh Zunächst trat in fast sämtlichen Betrieben ein vollführungen des Abgeordneten Cassel in dieser Beziehung nur unter- unterbrochen. schreiben. Die Konsequenz der Ausführungen des Ministers v. Loebel ständiger Stillstand inbezug auf Förderung und Absaz ein. Be sonders wurden die an den Reichsgrenzen gelegenen Bezirke müßte die Saarbrücken und Oberschlesien schwer betroffen. Auf den SaarEinbringung eines Eingemeindungsgesehes für Groß- Berlin brüder Gruben wurde sofort nach der Kriegserklärung ein versein. Wenn der 8wedverband ein Selbstverwaltungsförper ift, so hältnismäßig fehr großer Teil der Belegschaft zu den Fahnen einberufen. Außerdem mußten noch mehrere tausend Bergarbeiter zu jedenfalls einer ganz eigener Art, in dem die Minderheit stets die aus Ministermunde haben wir ja stets gehört, wenn ein Schlag der Belegschaft ging die Produktion auf einen Bruchteil der Mehrheit überstimmt. Das hohe Lied von der Selbstverwaltung Schanz- und Befestigungsarbeiten auf dem westlichen Kriegsschauplaze gestellt werden. Infolge diefer erheblichen Verringerung gegen die Selbstverwaltung geplant war. Dadurch darf man sich nicht einschläfern lassen.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) normalen zurück. Auch die oberschlesischen Steinkohlen- und ErzTatsächlich handelt es sich hier um einen Eingriff in die Selbst- bergwerke standen vom Auguſt bis Oktober 1914 unter dem unverwaltung. mittelbaren Druck der kriegerischen Wirren. der russischen Invasionsgefahr im November 1914 traten wieder normale Verhältnisse ein, namentlich seitdem als teilweiser Eriaz wurden. Die westfälischen staatlichen Zechen hatten ebenfalls start für die eingezogenen Bergleute russisch - polnische Arbeiter eingestellt unter Arbeitermangel zu leiden.
Einrichtungen, bestehend aus einer Reihe von Sachverständigen, sein Wir halten es für richtig, daß die Schäßungsämter follegiale follen. Das Kollegialprinzip bietet eine bessere Gewähr für die Richtigkeit der Taren. Ein Mangel des Entwurfs ist, daß man aus ihm gar nicht ersehen kann, was für Richtlinien für die Schätzungen aufgestellt werden sollen, und daß wir auch gar keinen Einfluß darauf haben sollen. Ein weiterer Mangel ist, daß es kein Es fragt sich, ob es überhaupt berechtigt ist, öffentliche Mittel Rechtsmittel gegen die festgelegten Schätzungen gibt. Bei den zugunsten eines einzelnen Erwerbsstandes aufzuwenden. Auch der Summen, die hier in Betracht kommen, wäre die Einführung Vorstand des Deutschen Städtetages hat sich grundsäßlich dagegen einer Berufungsstelle dringend notwendig.( Sehr richtig!) aus öffentlichen Mitteln Mit seiner gestrigen wiederholten Erklärung, die Regierung misie ausgesprochen, daß der Realkredit müsse befriedigt wird. Der Hausbesitz ist heute ein privatwirtschaftunter allen Umständen daran festhalten, daß für Groß- Berlin nur Wenn man schon Ausnahmeliches gewerbliches Unternehmen. Während der staatliche Steinkohlenbergbau nur schwer die ein Schäßungsamt eingerichtet werde, hat der Minister große Ermaßregeln trifft, so doch höchstens mit Rüdsicht auf im Kriege Krisis bei Ausbruch des Strieges überwand, konnte der staatliche bitterung in den beteiligten Kreisen erregt. Der Minister verbesondere eingetretene Verhältnisse, aber nicht in einer Erzbergbau die für die Kriegführung überaus wichtige Metallpronung. In der Lat gibt es die berſchiedensten Bauordnungen in weist darauf, es bestebe für Groß- Berlin eine einheitliche Bau- Weise, daß man einen einzelnen Stand auf Kosten der gewinnung in vollem Umfange aufrechterhalten. Dagegen erlitt Allgemeinheit dauernd unterstützt. Wir bestreiten der Kalifalzbergbau namentlich infolge der Ausfuhrverbote für den einzelnen Gemeinden Groß- Berlins. Auch die Entwickelung der nicht, daß die Lage der Hausbesizer durch den Strieg wenig erfreu- das Ausland eine starke Einschränkung. Auch der Absatz im InBauverhältnisse ist in den einzelnen Gemeinden ganz verschieden. lich ist. Doch kann ich nicht in das Lob des Herrn Cassel ein- lande stockte zeitweilig infolge Waggonmangels. In noch größerem Dazu kommt, daß für Berlin selbst seit 1794 ein Versicherungszwang stimmen, der meinte, die Hausbesiger hätten, wer weiß wie Umfange sind die königlichen Bernsteinwerke in Königsberg gegen Feuer besteht, und die Berliner Feuersozietät hat sich mit große Opfer aus freiem Antriebe gebracht. Gewiß haben Gewiß haben und der Kalksteinbruch in Rüdersdorf durch den Krieg in Mitleidenschaft gezogen, erstere infolge vollständigen Stodens ihren Schägungen aufs allerbeste bewährt. Dazu kommt, daß der zahlreiche Hausbesizer den Verhältnissen des Krieges Rechnung im eigentlichen Zweckverband zum Schäßer für Groß- Berlin bestellt werden soll. getragen, aber eine große Zahl hat auch nicht einen Pfennig Miet- in dem bisher ſehr günstigen Absaz und Das bedeutet einen neuen ichweren Eingriff in die nachlaß gewährt, obwohl sie dazu durchaus imftande gewesen wären. Betriebe, letzterer deshalb, weil die schon seit mehreren Jahren Selbstverwaltung Berlins , der um so bedauerlicher ist in Die Lage der Hausbesiger ist jedenfalls nicht so schlimm wie die schlechte Lage des Baumarktes durch den Ausbruch des Krieges der Zeit des Burgfriedens und der allgemein anerkannten Tätigkeit vieler Tausender fleiner Gewerbetreibender, die zu den Fahnen einBerlins in den Fragen der Kriegsfürsorge. Was die wirtschaftlichen Ergebnisse betrifft, so ist die gezogen sind und ihre Existenz verloren haben, ganz zu schweigen Wir legen Protest ein gegen diefe Aushöhlung der Selbst von den Millionen Arbeitern, die, wenn sie aus dem Felde zurüd- Förderung der staatlichen Steinkohlentverte von 1913 bis 1914 um 27 Broz. zurückgegangen, die der staatlichen Kalisalzwerke um über verwaltung Berlins . Wir sind nicht bloß ein Mittel, fehren, 40 Broz, während im Erzbergbau die Produktion fast auf der Höhe um Geld aufzubringen. Wir wollen gleich bon 1913 gehalten werden konnte. Der gesamte Wert der eigent berechtigte Staatsbürger sein und nicht mie Barias Warum greift man angesichts dieser Notlage der allerweiteften lichen Bergwerkserzeugnisse ist um 26,6 Proz. zurückgegangen, der und Heloten behandelt werden.( Sehr wahr! links.) Eine kommunale Streise hier einen einzelnen Stand heraus? Wir müssen alles daran Wert der verarbeiteten Erzeugnisse infolge erhöhter Preise dagegen Einheit in Groß- Berlin wird niemals durch den Zweckverband ge- setzen, das Gesetz so zu gestalten, daß es nicht zu einer Liebesnur um 22,6 Proz. Der Reingewinn betrug rund 14,8 Millionen schaffen werden.( Sehr richtig! links.) Der Minister sprach gestern von„ Stadtbezirken", offenbar meinte er damit Städte. Berlin ist abe für einen einzelnen Stand wird. Wir bezweifeln ferner, Mart gegenüber 54,6 Millionen im Jahre 1913. daß die Aktion, die hier geplant wird, den Mietern zugute kommen bis jetzt noch eine Stadt.( Heiterkeit.) Dieſer Irrtum ist ja nicht so wird. Deren Lage wird nach dem Kriege besonders schlimm sein. sehr wunderbar, da es ausgerechnet der Landwirtschaftsminister ist. Der Baumarkt wird nach dem Kriege infolge des Mangels an der berufen ist, den städtischen Realkredit besonders zu schüßen. Wir Sapital zweifellos stilliegen, es werden wenig Wohnungen prokönnen den Landwirtschaftsminister als Minister für die Städte nicht duziert werden, aber die Nachfrage nach Wohnungen wird infolge recht anerkennen.( Sehr wahr! links.) Redner erörtert weiter der Zunahme der Eheschließungen usw. erheblich größer werden. Einzelheiten der Vorlage und verlangt Festlegung eines Beitpunktes, Diese günstige Konjunktur werden die Hausbefizer zur Steige vor dem das Gesetz nicht eingeführt werden dürfe.( Beifall.) rung der Mieten ausnüßen. Uns fommt es weniger auf die Hebung des Realkredits an, als auf Maßnahmen zur Hebung des Wohnungsmarktes. Pflicht des Staates ist es, nicht einen einzelnen Stand zu fördern, sondern der Gesamtheit zu dienen. In diesem Sinne werden wir uns bemühen, das Gesetz sozialer zu gestalten. ( Beifall bei den Sozialdemokraten.)
Landwirtschaftsminister Frhr. v. Schorlemer:
bem Nichts gegenüberstehen.
weiter litt.
Die Zahl der beschäftigten Personen betrug im Jahresdurchfchnitt 88 157 gegen 109 791 im Jahre vorher, die Zahl der tödlichen Verunglückungen durch Betriebsunfälle 153 gegen 160, d. h. auf 1000 beschäftigte technische Beamte und Arbeiter entfielen 1,721 Unfälle gegen 1,446 im Vorjahre. Im übrigen ist aus dem Bericht, der infolge der durch den Krieg gefchaffenen allgemeinen Lage von der üblichen Darstellung der besonderen Verhältnisse der einzelnen Werke absieht, noch hervorzuheben, daß die Familien der zum Heeresdienst eingezogenen Lohnempfänger, soweit sie dauernd in einem Arbeiter- oder AngestelltenDie Regierung hält nach wie vor an dem einheitlichen verhältnis in Staatsbetrieben standen, nach Maßgabe des Bedürf Schäßungsamt für Groß- Berlin fest. Sind es doch zum Beispiel niffes den Lohn derart fortbezahlt bekommen, daß der Ehefrau größtenteils diefelben Gesellschaften, die sowohl in Berlin wie bis zu höchstens 25 Broz., für jedes eheliche oder dem ehelichen gein den angrenzenden Städten den Grundbesitz beleihen. Die weitere Beratung wird vertagt. setzlich gleichstehende Kind unter 15 Jahren bis höchstens 6 Proz. Gewiß wird zu prüfen sein, inwieweit die Interessen der Stadt Abg. Gaffel( persönlich): Ich habe nichts gegen den Landwirt- des Lohnes, zusammen bis höchstens 50 Proz. gewährt wird. Die Berlin bei der Zusammensetzung des Schäzungsamtes beffer berückschaftsminister als Person, sondern gegen seine Amtsfüh- Gesamtsumine, die die Bergverwaltung aus außeretatsmäßigen sichtigt werden können.. rung gesprochen. Ich werde es mir verbitten, daß der Minister Mitteln im Berichtsjahre für diese Unterstügungen aufgebracht hat, solche Vorwürfe als gegen gegen seine Person gerichtet auffaßt, betrug 5,4 Mill. Mart; im ersten Halbjahre 1915 belief sie sich nur sonst hätte tein Abgeordneter mehr die Freiheit, Maßnahmen der für die drei Bergwerksdirektionen auf 3,7 mil. Mart Regierung zu fritisteren. Nächste Sizung: Donnerstag 3 Uhr( Fortsetzung der Beratung, fleinere Vorlagen). Schluß: 5% Uhr
190
Minister des Innern v. Loebell:
Die scharfen Angriffe gegen den Bwvedverband find ja nichts Neues. Die Ausführungen des Abg. Cassel in dieser Richtung entbielten magloie Uebertreibungen Der 8wedverband selbst ist doch auch ein Selbstverwaltungsförper. Deshalb ist es ein ganz abwegiger Gedanke, daß durch den Zweckverband die Selbstverwaltung beschränkt werde. Ich muß diesen Vorwurf unbedingt
zuricweisen. In der Achtung vor der Selbstverwaltung laffe Der Der preußische Bergbau während
mich von niemand übertreffen. Sie hat Vorbildliches im Dienste des Vaterlandes geleistet. Es wird stets meine Aufgabe sein, dies Lostbare Gut der Selbstverwaltung nicht nur zu erhalten, sondern zu stärken.
Ein Antrag des Abg. Hirsch( Soz.) auf Vertagung mit Rücksicht auf den Beginn der Verhandlungen der Budgetlommission wird abgelehnt.
ant.
des Krieges.
Aus der Partei.
Stellungnahme zur Fraktionshaltung.
Am Sonntag nahm eine Vertrauensmännerversammlung des Kreises Frankfurt Lebus zu den Vorgängen in der Reichstagsfraktion Stellung. Der Kandidat des Kreises, Genosse Dr. Der dem Landtage zugegangenen Dentschrift Weyl, verteidigte als Referent das Verhalten der Minderheit, über die Betriebsergebnisse der Bergverwaltung während Genosse Braun vom Parteivorstand als Gegenreferent für das Jahr 1914 entnehmen wir, daß die ersten vier Monate den Standpunkt der Mehrheit vertrat. Nach einer ausführlichen man es in allen Tonarten, bald mit schärferem Durchflingen des daß man den Letten das Recht einräume, als gleichwertige und ideologischen Motivs, zuweilen mit nachdrücklicher Hervorhebung gleichberechtigte Bürger Kurlands ihre eigene Sprache und Kultur der Zwangslage, in der die Kurländer sich befinden, aus der heraus zu pflegen und Anteil zu nehmen an der wirtschaftlichen Entwickefie um Sein oder Nichtsein kämpfen. Ihre Lage macht ihr Streben, lung des Landes. Mit solchen loyalen Mitteln würde man die ihr Wünschen verständlich. Der einzige Rettungsweg, der sich in legten Spuren von Sympathie für Rußland bei den Letten tilgen. Ost presse quartier, 31. Januar 1916. ihren Augen zeigt, ist die Loslösung von Rußland . Andernfalls Daß die Letten fleißig, tüchtig, intelligent und lernbegierig Seit 700 Jahren kämpfen die Kurländer für das Deutschtum. haben sie die Vertreibung aus Aurland, wenn nicht Schlimmeres, seien, das wird allgemein anerkannt. Zunveilen hört man allerGegen Widerstände aller Art verteidigten sie es. Mehrmals zu erwarten. An Kurland aber sind sie mit allen Wurzeln ihrer dings, sie seien auch unaufrichtig, wenigstens im Verkehr mit den warteten sie vergeblich auf Hilfe von Deutschland . Die Mutter Gristenz gefesselt, und Kurland ist ihre Heimat, die sie lieben. Deutschen . Die meisten Kurländer und Militärs, mit denen ich wollte oder konnte ihr Kind an der Ostsee nicht schüßen vor der Das gleiche gilt jedoch auch von den Letten. Auch sie lieben über diese Dinge sprach, erklären demgegenüber, daß, wo sich solche Einverleibung in ein anderes, in ein stammfremdes Reich. Schließ- und schäßen in Kurland ihre Heimat, hier ist der Boden, auf dem Erscheinung zeige, ihr feine große Bedeutung beizumessen sei. lich mußte Aurland sich der russischen Krone unterwerfen. Die sie hofften, ein freies, selbständiges Volk werden zu können. In Mißtrauen und Unaufrichtigkeit seien stets Folgen langer UnterBalten wurden loyale russische Untertanen, aber ihr Deutschtum dem dunklen Drang ihrer eigenen Interessenvertretung träumten drückung, unter der die Letten zweifellos gelitten hätten. Die gaben sie nicht preis. Aus dem furländischen Adel ging eine große sie von einem Lettenreich an der Ostsee . Für diese Idee, die in waren sozusagen der Prellbock zwischen den Russen und den Zahl russischer Staatsmänner und höherer Offiziere hervor. Die verschiedenen Strömungen zum Ausdruc tam, litten und stritten Deutschen . Seit Jahrhunderten sahen und glaubten sie sich in russische Beamtenschaft ist mit Kurländern durchseßt. Ein Teil die Letten. Darin bestand ihr Gegensaß zu den Deutschen und ihrem Heimatland von Feinden umgeben. Durch die Vorrechte der von ihnen ging mit seinen Interessen allmählich in Rußland auf. auch zu den Russen. Dieser Gegensatz war der Untergrund aller herrschenden Schicht, die die Letten als Eindringlinge betrachteten, Hier sah er seine Zukunft, hier war die Leiter zu seinem Empor- Kämpfe und Auseinandersehungen zwischen den Letten und der fühlten sie sich benachteiligt. Sie mußten bitten, wo sie nach ihrer fommen angelegt; er nahm russisches Wesen, russische Gesinnung sozial wie wirtschaftlich herrschenden Oberschicht. Daraus erklärt Ueberzeugung das Recht zum Fordern hatten, fie mußten UnterAber die Mehrzahl bewahrte doch auch hier deutsches sich auch wieder die unverkennbare russenfreundliche Haltung bei würfigkeit zeigen, wo sie Gleichberechtigung verlangten. Um nicht Wesen und deutsche Gesinnung. Das versicherte uns, wie auch der Mehrzahl der Letten. Diese glaubten, mit Hilfe Rußlands geschädigt und überlistet zu werden im Kampf für ihre Interessen, anderswo mehrfach, auch hier der Bürgermeister eines kurländischen die Herrschaft der Deutschen in den Ostseeprovinzen brechen zu lagen sie ständig auf der Lauer. Sie waren zu wenig frei und Städtchens, der früher schon lange Jahre unter russischer Herr- tönnen und dann unbehindert deren Erbschaft anzutreten. Ruß- zu schwach, um offen kämpfen zu können. Im Verkehr mit Nichtschaft als Stadtvater amtiert hatte. Bei dem scharfen Einsehen lands Ziel war jedoch ungweifelhaft ein anderes. Es wollte sich letten befleißigten sie sich der Zurückhaltung, sie suchten ihre der Russifizierungsbestrebungen trat er von seinem Posten zurück. zunächst der Letten bedienen, um die Deutschen zu überwinden, sie eigenen Wünsche und Pläne zu berbergen und die Absichten der In gewandter Form und mit fachlicher Schärfe trug er seine aus dem Baltenland zu vertreiben oder mindestens fie aller andern auszuspähen. Das ist ein Mittel, dessen sich Unterdrückte Der natio Ansichten vor. Bei einer anderen Gelegenheit wurde die Frage sozialen, wirtschaftlichen, rechtlichen, politischen und sonstigen Vor- häufig gegenüber der herrschenden Schicht bedienen. aufgeworfen, ob nicht die starke Betonung der politischen Wünsche rechte zu berauben. War man erst mit den Deutschen fertig, dann nale Kampf bei allen Völkern hängt legten Endes stets mit wirtder Kurländer den Deutschen in den baltischen Provinzen von würde es nicht schwer fallen, den Widerstand der Letten gegen die schaftlichen Interessen zusammen. Damit ist nicht gesagt, daß die Nachteil sein könne? Es sei vielfach zu befürchten, daß Rußland dann mit aller Macht gegen sie gerichteten Russifizierungsbestrebun- nationalen Auseinandersetzungen nicht auch von Heimatsgefühlen, aus solchen Bekundungen die Berechtigung herleite, die Deutschen gen niederzuschlagen. In geschickter Weise verstand es Rußland , Rasseinstinkten und anerzogenen Jdeen getragen würden. überall als bewußte Landesverräter zu behandeln. Nein, nein," den wirtschaftlichen Gegensatz zwischen Letten und Deutschen beson- Neigung für die Kultur des Volkes, aus dem man hervorgegangen lautete die Antwort. Die Rücksichtslosigkeit, mit der die Deutschen ders seit Ausbruch des Krieges für seine Interessen auszunuzen. ist, die Liebe zur Heimat und zu der Muttersprache bilden naturallgemein seit Kriegsbeginn und selbst schon vorher behandelt Viele Letten sahen im Geiste schon die Morgenröte einer lettischen gemäß bei allen gemeinsamen Lebensäußerungen und Bestrebungen worden sind, kann nicht mehr gesteigert werden. Die Deutschen Republik aufsteigen. Und Rußland , so glaubte man, werde, wenn in den Stämpfen der Völker gegeneinander einen gewichtigen wurden vertrieben, der Spionage verdächtigt, als Staatsverbrecher vielleicht auch nur der Not gehorchend, bei diesem politischen Ge- Faktor. Raubt man einem Volte die Muttersprache, so nimmt man ihm das Ausdrucksmittel seines Geistes- und Gefühlslebens. ohne Beweise, ohne Untersuchung verurteilt. Eine nicht geringe burtsatt Hebammendienste leisten. Zahl büßte die russische Verfolgungssucht mit dem Tode. Immer deutlicher soll sich jedoch ein Umschwung bei den Letten Das Aufbäumen dagegen ist wiederum der Ausdruck eines DaseinsSchon vor Beginn des Krieges hatte Rußland die Vernichtung bemerkbar machen. Der erwähnte Bürgermeister erklärte mir, fampfes. Das Jdeelle vermischt sich dabei mit dem Realen, die der Deutschen im Baltenlande beschlossen. Sie sollten von ihrem er habe kürzlich von einem russischen Ueberläufer eine zwei Tage Grenzen verschwimmen ineinander. Mancher glaubt, er kämpfe Grundbesitz vertrieben werden; man wollte das Deutschtum er- vorher in Riga gedruckte lettische Zeitung erhalten, in der für eine reine Idee, in Wirklichkeit ringt er um feine und seiner drücken, aus den Ostseeprovinzen ein echtrussisches Gouvernement mancherlei Beweise für das politische Umlernen der Letten zu Angehörigen Eristenz. Die meisten Menschen verweben ihre Intermachen. Insofern hatte die Schicksalsstunde der Kurländer längst finden gewesen wären. In einem Artikel z. B. werde nachträglich, effen mit der Heimat im weiteren Sinne. Nicht trotzdem, sondern geschlagen. Eine Rettung schien kaum noch möglich. Dann kam wenn auch mit einer gewissen Vorsicht, auseinandergesetzt, daß auch darum ist die Heimatliebe stark und tief. Erziehung, Kindder Krieg. Sein Verlauf ließ die Deutschen trotz aller Qualen man mit den Verhältnissen rechnen, alle Hoffnung auf die Er- heitserinnerungen, verwandtschaftliche Beziehungen, Freude an den und Leiden, die über sie hereinbrachen, neue Hoffnung nähren. oberung Kurlands für die Betten begraben müsse. Es ringe sich besonderen Naturschönheiten, der ganze Komplex vertraut und lieb Wird Kurland von der russischen Herrschaft erlöst, dann ist hier zudem in wachsendem Maße die Erkenntnis durch, daß Kurland gewordener Gewohnheiten verstärken naturgemäß die Liebe für die deutsche Kultur, dann ist das Deutschtum und der deutsche Besitz auch zum Vorteil für die Letten unter deutschem Einfluß einer die Heimat, die Anhänglichkeit an das Geburtsland. Und alle die gerettet. Im andern Falle geht alles verloren. Den Deutschen viel besseren wirtschaftlichen und rechtlich gesicherten Entwickelung aus diesen Beziehungen und Interessen entspringenden Gefühle bleibt dann nichts anderes übrig, als ohne Hab und Gut, bettelarm entgegensehe als unter russischer Herrschaft. Diese Umstände be- sehen sich in den Kämpfen um nationale Selbständigkeit und bei auszuwandern oder dem russischen Henker in die Arme zu fallen. rechtigten zu der Annahme, daß die Letten mit dem von den der Vaterlandsverteidigung in eine stark wirkende Triebkraft um. Rußland wird uns vernichten; darum bleibt den alten teine Deutschen in Kurland erstrebten politischen Ziel sich schnell aus. Das muß man auch bei der Beurteilung der Letten würdigen. I Wahl. Ihre einzige mögliche Rettung ist Deutschland . So hört föhnen würden. Die selbstverständliche Voraussetzung sei jedoch, Düwell, Kriegsberichterstatter.
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