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<m&erfoIgenbe Vorschriften erlassen, aber nicht, weil die Politik ge- äirbert wurde. Diese ist immer gleich geblieben. Es handelt sich nur darum, den Wortlaut zu verbessern und den reinen defensiven �weck der Bewaffnung der Handelsschiffe mit größerer Deutlichkeit zu betonen. Die Admiralität hat es infolge der falschen Deutung dieser Instruktionen und infolge der sehr gezwungenen Auslegung der durch die deutsche Regierung von früheren Instruktionen ange- führten Teile für wünschenswert erachtet, diese Instruktionen in extenso zu veröffentlichen, um die Besorgnisse der Neutralen zu zerstreuen. Von zuständiger Selte wird dem W. T. B. hier- zu mitgeteilt: 1. Nachdem England drei Wochen lang geflissentlich versucht hat, die Existenz geheimer Angriffsbefehle in Zweifel zu ziehen, kann die britische Admiralität jetzt anscheinend nicht mehr umhin, den Inhalt der deutschen   Denkschrift vom 8. Februar 191K zu be» stätigen. isie veröffentlicht allerdings Instruktionen, die angeblich am 20. Oktober 1915 erlassen sein sollen. Der DampferWood- field", ein Transportdampfer der britischen Admiralität, auf dem die deutscherseits veröffentlichten britischen Instruktionen gefunden worden sind, hat aber England erst am 26. Oktober 1915 verlassen und batte dennoch Instruktionen vom 31. Mai 1915 an Bord! Die britische Admiralität wird sich also nicht wundern dürfen, wenn man vorläufig annimmt, daß diese angeblich vom 29. Oktober stammenden neuen Instruktionen erst jetzt angefertigt sind. Poli- tische Gründe haben es außerdem offenbar gleichzeitig Wünschens- wert erscheinen lassen, diese neuen Befehle gegenüber den frühe- ren Befehlen in der Fassung abzumildern, oder, wie der englischen Admiralität es auszudrücken beliebt, sie zuverbessern". Das Ur- teil über diese..Verbesserungsversuche" und die angeblich falsche deutsche Interpretation wollen wir getrost den Neutralen über- lassen, die ja die Photographien der deutscherseits aufgefundenen Instruktionen bereits lange in Händen haben. 2. Es ist unwahr, daß die Anlage zur deutschen   Prisenordnung vom Juni 1914 dem Handelsschiff ein Widerstandsrecht zugesteht. Der in Frage kommende Satz lautet:Leistet ein bewaffnetes feindliches Kauffahrteischiff bewaffneten Widerstand, so ist dieser mit allen Mitteln zu brechen." Wenn dann weiter bestimmt wird, daß die Besatzung als kriegsgefangen zu behandeln ist, so ist dies lediglich aus Billigkeilsgründen geschehen, um die Besatzung nicht leiden zu lassen für das Befolgen der völkerrechtswidrigen Anwei- jungen ihrer Vorgesetzten. Dagegen bestimmt der Befehl, daß Passa- giere, die sich an dem Widerstand beteiligen, als Seeräuber behau- delt werden. Die Frage, wie ein Kauffahrteischiff zu behandeln ist, das gegen Kriegsschiffe angriffsweise von seinen Waffen Gebrauch macht, ist in dem Befehl überhaupt nicht berührt; Han- delsschiffen gegenüber wird solches Vorgehen ausdrücklich als See- raub bezeichnet. Es gehört schon die ganze Verdrehungskunst der Engländer dazu, um aus diesem klaren Satz herauszulesen. Deutsch- land habe das Recht anerkannt, daß Handelsschiffe sich gewaltsam zur Wehr setzen und zu diesem Zweck sogar zum Angriff übergehen dürften. 3. Die neuen Instruktionen enthalten nun ebenfalls den Be- fehl zum Angriff auf jedes in Sicht kommende O-Boot. Der Ver- such, diesen befohlenen Angriff zu einer Verteidigungsmaßnahme zu stempeln, ist mehr wie dürftig. Wie verträgt sich übrigens dieser Befehl mit der feierlichen Zusicherung der englischen   Regierung in Washington  , wonach britische Handelsschiffe niemals feuern Werder, wenn nicht zuvor auf sie gefeuert worden ist? Ausdrücklich sei schließlich noch festgestellt, daß die britische Ad- miralität lediglich auf Grund der von ihr aufgestellten allgemeinen Vermutung, daß jedes in Sicht kommende O-Boot feindliche Ab- sichten habe, ihren bewaffneten Handelsschiffen den Befehl zum so- fortigen Angriff gegeben hat. In keiner Weise konnte die Schluß- folgerung des deutschen   Weißbuches besser bestätigt werden, wo ge- sagt ist: Hiernach ist klargestellt, daß die bewaffneten englischen Kauffahrteischiffe den amtlichen Austrag haben, die deuffchen Unter- sceboote überall, wo sie in ihre Nähe gelangen, heimtückisch zu über- fallen, also rücksichtslos gegen sie Krieg zu führen.
Englischer Minensucher torpediert. London  , 3. März. sW. T. B.) Nach einer amtlichen Meldung der Admiralität wurde der englische   Minen- s u ch e r P r i m u l a der sich auf einer Patrouillenfahrt befand, am 1. März im östlichen Mittelmeer   tor- v ediert und sank. Die Besatzung wurde bis auf drei Mann gerettet und in Port Said   gelandet. Zum Untergang üer«.Provence�. Paris  , 4. März. fW. T. B.iLe Journal" meldet, daß die letzten über den Untergang derProvence  " eingegangenen Nach- richien angeben, daß sie mit der Besatznng zusammen 1890 Mann an Bord hatte und daß 879 Mann gerettet worden seien. E S sollen 930 Mann untergegangen sein. Man hofft, daß diese Zahl sich noch verkleinern wird, da eine gewisse Zahl von Ueberlebenden von anderen Schiffen aufgenommen worden sein könne. Urteile ües Hamburger Prisengerichts. Hamburg  , 4. März.(W. T. B.i Da« Hamburger Prisen» geeicht hat am Sonnabend die über die norwegischen SegelschiffeEva".Flora",Actie",M o r n a" und S o g n e d a l e n" durch Torpedierung verhängte Zerstörung als zu Recht bestehend bezeichnet und die gestellten Schadensersatz- anspräche abgewiesen.Eva",Flora", Actie" und Sognedalcn" waren mit Holz für England unterwegs.Morna" hatte Weizen für Plymouth   an Bord. In demselben Sinne wurde das Urteil über den englischen DampferH Y a d e s" gefällt, der mit Mais von Rosario nach Rotterdam   befrachtet war und im August 1914 versenkt wurde. Auch der dänische DampferThorwald- s-n" mit Holz für England bestimmt, ist vom Gericht im selben Sinne bebandelt worden. Die Verhandlung über den mit ge- frorenem Fleisch von Neuseeland   nach Plymouth   unterwegs ge- wesenen, aber versenkten englischen DampferK a l p a r a" ist auf dre: Monate verschoben worden. Im Falle des nach Hamburg   auf- gebrachten norwegischen DampfersRandulf Hansen" wurde für Schiff und Holzladung die Beschlagnahme ausgesprochen. Die T'erjenlung deS norwegischen DampfersG c i r a n g e r" mit Holz für England unterwegs und der torpedierten, aber später in schwer beschädigtem Zustande nach England eingebrachten norwegischen Bark Kock a" erkannte das Prisengericht als zu Recht erfolgt an. Englische Neprejsaliengelüfte. London  , 3. März.(W. T. B.) Auf dem Schiffahrt- k a m m e r l a g, der heute in London   stattfand, erklärte der Reeder Raeburn aus Glasgow  : In unserer Blockode Deutsch- lands find wir weit zu bedächtig gewesen. Ohne Zweifel hat Deutschland   beträchtliche Zufuhren an Waren durch die neutralen Länder erhalten. Er erkenne an, daß Deutschland   nicht hermelisch versiegelt werden könne. Nachdem Raebuin noch über die hohen Frachtsätze gesprochen hatte, an denen die Neutralen reich verdienten, erklärte er, es wäre Selbstmord, zuzulassen, daß deut« sche Fahrzeuge, die sich jetzt in den neutralen Häfen befänden, wieder den gegeniv artigen Be« styern zufielen. Für jedes versenkte Schiff der Engländer oder ihrer Alliierten müsse wenigstens ein deutsches Schiff fort- genommen werden. Portugal   bejchlagnahmt weitere deutsche  Dampfer. London  , 3. März.(W. T. B.) Lloyds meldet auS Bombay: Auf allen deutschen   Dampfern in der Murmagao» bucht wurde die portugiesische Flagge gehißt. Die Deutschen   wurden in Panjim  (Haupiort von Goa  ) interniert.
Wilsons Erfolg im Senat. Washington  , Z.März. sV o m Vertreter d e s W. T. B.) Während noch keine amtliche Darstellung veröffentlicht worden ist, erklärte eine glaubwürdige Persönlich- k e i t, die über die Vorgänge in den Konferenzen zwischen Wilson und den Kongreßmitgliedern unterrichtet ist, daß Wilson den Senatoren und Repräsentanten gegenüber mit Nachdruck den Standpunkt vertrat, die Ver- einigten Staaten müßten sich in der Behandlung der Unterseebootfrage a n das bestehende Völkerrecht halten, weil, wenn ein anderer Weg eingeschlagen würde, die Vereinigten Staaten in ihrem Ver- kehr mit den fremden Nationen nicht einen geraden Weg würden gehen können. Beide im Kriege befindlichen Parteien, sagte Wilson, haben zur Wiedervergeltung für Taten der Gegenpartei Handlungen begangen, die dem Völkerrecht nicht streng entsprechen. Eine Warnung an die A m e r i- kaner, sich von bewaffneten Handelsschiffen fern zu halten, würde eine Anerkennung der Berechtigung, solche Schiffe anzugreifen, bedeuten. Washington  , 3. März.(W. T. B.) Der Senat hat den An- trag, die Beratung der Resolution Gores auf un- bestimmte Zeit zu vertagen, mit 63 gegen 14 Stimmen angenommen. Washington  , 3. März.(W. T. B.) Meldung des Reuter- scheu Bureaus. Durch dieselbe Abstimmung, durch welche d i c Behandlung von Senator Gores Resolution auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, wurden alle Resolutionen, in denen auf eine f r i e d- lichere Taktik gegenüber Deutschland   ge- drangen wird, erledigt. Die Galerien waren voll von Menschen, und es ereigneten sich Szenen, wie sie sich seit der Kriegserklärung an Spanien   nicht abgespielt hatten. Wilsons Freunde glauben, daß das Repräsentantenhaus wahrscheinlich morgen dem Bei- spiel des Senats folgen und den Präsidenten in seiner Politik unter st ützen werde. Man nimmt allgemein an. daß Resolutionen wie die von Gore zukünftig keine Aussichten mehr haben durchzugehen.
Zur Schweizer   Neutralität. Bern  , 3. März. Die Ausschüsse der beiden etd- genössischen Räte tagten in mehreren Sitzungen zur Vor- beralung des Berichtes des Bundesrates über seine Maßnahmen zur Wahrung der Neutralität, der in der Montag, den 6. März, beginnenden Bundesversammlung den Hauptverbandlungsgegenstand bilden wird. Die AuSichüffe be­sprachen ausführlich die jüngsten Vorgänge<die Oberstenangelegen- heil) und erhielten von den Vertretern des Bundesrates eingehend Aufschlüsie über seine Maßnahmen zur Wahrung der Neutralität. Von welscher Seite wurde verschiedentlich Kritik geübt an der Haltung der Regierung, ohne daß aber irgendwelcher Antrag gestellt worden wäre auf Beschränkung der von der Bundesversammlung bei Aus- bruch des Krieges der Regierung erteilten Generalvollmacht. Nach Schluß der gemeinsamen Beratung der beiden AuSschüffe, an der außer den Vertretern des Bundesrates kürzere Zeit auch der General teilgenommen hatte, faßte in gesonderter Sitzung der aus 21 Mitgliedern bestehende Ausschuß deS National- r a t e s, dessen Vollversammlung zunächst die Beratung des NeutralitäiSbericbtes zusteht, einstimmig folgenden Beschluß: Die Kommission, nachdem sie die Notwendigkeit der Ausrecht- erhallung der Vollmachten konstatiert hat, die dem Bundesrat durch Bundesbeschluß vom 3. August 1914 erteilt worden sind, und nach« dem sie Kenntnis genommen hat von der Erklärung deS Bundesrates, daß er von diesen Vollmachten wie bis zu diesem Tage Gebrauch machen will für die Sicherheit und Unabhängigkeit de» Lande«, für die Aufrcchterhaltung seiner Neutralität und für Beob- acktung einer peinlichen Unparteilichkeit in Hinsicht auf alle Krieg» führenden, wie das festgesetzt ist im§ 1 der Verordnung de« Bundes- rats vom 4. August 1914, nachdem sie vom General dem Ober- kommandierenden der Armee, die Erklärung entgegengenommen hat, daß dieser in oll diesen Punkten immer einig ging und einig bleiben wird mit dem Bundesrat, nachdem sie Kenntnis genommen hat von der bindenden Erklärung des Bundesrats, daß er für jede Session der Bundesversammlung, sofern e« notwendig»st, Bericht erstatten wird über die von ibm kraft seiner Vollmachten getroffenen Maßnahmen, beantragt die Genehmigung des zweiten Berichts des Bundesrats vom 19. Februar 1916 über die von ibm krait deS Bundesbeschlusses vom S. August 1914 getroffenen Matznahmen. Ein Spionageprozeß in üer Schweiz  . Bern  , 4. März.(W. T. B.) Vor dem Divisionsgericht 8 findet gegenwärtig ein öffentlicher Spionageprozeß gegen eine ausgedehnte Organisation statt, an der haupffächlich Engländer und Italiener beteiligt sind. Der Spionagedienst richtete sich gegen Deutsch  - land, indem eine gewisse Agentur Erkundigungen militärischer Natur über Deutschland   einzog. Die drei englischen Journalisten Purcell  , Service und Mackintosh leiteten die Tätigkeit im Dienste desDaily Chronicle", derDaily Mail", desD a i l y E x p r e ß" und auch derN e w Aork Worl d". Die Vernehmung hat, wie das.Berner Tassblatt" sagt, ergeben, daß die englische Presse es sich etwas kosten läßt, wenn es gilt, Nachrichten von oft zweifelhaftem militärischen Werte sich auS Feindesland zu verschaffen. Lehrreich war ein bei Mackintosh gefundenes Rund- schreiben, aus dem sich ergibt, daß die meisten großen Zeitungen Korrespondenten unterhalten, die weniger für das große Publikum, als für den Generalstab nützliche Angaben militärischer Art machen. Di« Angeklagten   unterhielten in Zürich  , Genf  , Lausanne   und Basel Bureaus und Agenturen und arbeiteten auch mit unsichtbarer Tinte. Namentlich PurcellS Artikel über die Lage im Feindesland wurden von der englischen Presse stet« teuer bezahlt. Die tvirtschaftskonferenz. Amsterdam  , 4. März.(W. T. B.) Wie ein hiesiges Blatt aus London   meldet, bringt der politische Mitarbeiter derTimeS" nähele Einzelheiten über die bevorstehende Wirtschaftskonferenz in Paris  . England. Frankreich  . Italien  . Japan   und Rußland   und vermutlich auch Belgien   und Serbien   werden vertreten sein. Unter den briti- schen Delegierten werden sich wahrscheinlich mehrere Minister be- finden. Die Regierung vergewissert sich jetzt deS Standpunkte» der Kolonien, damit die britischen Delegierten im Namen des ganzen Reiches sprechen können. Die Schwierigkeiten ües wirtjchastlichen Zusammenschluß es üer verbanümächte. Neue Zürcher Zeitung  " vom 29. 2.(erstes Abendblatt) erörtert die Eigenheiten und Schwierigkeiten des wirtschaftlichen Zusammenschlusses der Verbandmächte. Der Versuch, den die Konferenz von Cernobbio  (August ISIS) in diesem Sinne vorstellte, ist mißglückt: denn es erfolgte monatelang nichts. Als Hanotaux den Leitgedanken dieser Tagung aufnahm, erhob sich Widerspruch bei den französischen   Wirtschaftspolitikern. Im allgemeinen sprechen zunächst gegen einen Zusammenschluß der Verbandländer geographische Schwierigkeiten. Im Gegensatz zu der Geschlossenheit des Wirtschaftsblockes der Mitte»
mächte haben von den Verbandländern nur Frankreich   und Italien  emen Zusammenhang, England und Rußland   sind abgetrennt. Letzteres hat man sogar überhaupt ausschalten wollen, wozu außer» dem schon die besondere handelspolitische Lage, der Zwang zum Handel mit Deutschland  , Anlaß gibt. Zweifellos wird dieser Handel mit Deutschland   nach dem Frieden wieder einsetzen. Auch zwischen England und Italien   einerseits und Frankreich  andererseits besteht ein Hindernis in dem französischen   Schutz» zollsystem, das die Quelle des französischen   Wohlstandes(?) ist. Ferner konkurrieren Frankreich   und Italien   auf vielen Gebieten, wo die französischen   Erzeugnisse überlegen sind(Wein, Seide, Seiden- gewebe u. a.). Es dürfte also schwer sein für Frankreich  , seine Zoll- schranken fallen zu lassen. Die Italiener natürlich sind zur Vereini- gung sehr bereit, die Franzosen aber betrachten den Plan mehr als ideale Waffe gegen die Kriegsgegner und sehen von der praktischen Seite ab. Die Dumareüe Tscheiüses. Genosse T s ch e i d s e, der von Anfang an den Krieg aufs heftigste bekämpfte, hat in der Duma wieder eine Rede für den Frieden gehalten. Die Zensur unterdrückte zunächst die Rede, mußte sie aber dann freigeben. DemBerliner Tageblatt" wird über die Ausführungen Tscheidses aus Stockholm   telegraphiert: Die Folgen der Veröffentlichung dieser antiimperia- listischen Rede, die natürlich gleich von allen liberalen Zeitungen abgedruckt wurde, lassen sich freilich nicht übersehen. Man denke nur an den russischen Soldaten, der folgende Stellen ans Tscheidses Rede liest: Was erreichten wir während dieses 18 Monate langen Krieges? Unter unglaublichem Blutvergießen näherten wir uns den Losungsworten, die bei Kriegsbeginn aus- posaunt wurden. Aber die Losungsworte klangen damals anders als heute. Und während dieses 18 Monate dauernden schwersten Alpdruckes wurden schamlose Lügen und Verleumduttgen verbreitet, wie sie die Geschichte früher nicht kannte! Länder wurden aufs Spiel gesetzt, die während Jahrtausende kulturell erobert waren. Nun sagt man uns zum Trost, der Krieg sei noch nicht beendet, er beginne eigentlich erst jetzt. Aber hat sich nicht der Krieg bereits für den Gegner siegreich erwiesen? Belgien  , Serbien  , Montenegro   und Polen   sind verwüstet, noch schlimmer geht es den Grusiniern und Mohammedanern, deren Geschick seit Jahrhunderten mit denen des russischen   Volkes verknüpft ist. Sie sind einfach von der Erdoberfläche verschwunden. Griechenland  , Rumänien  , Persien   steht ein ähnliches Schicksal bevor! Wo sind unsere großen Ideale geblieben! Die einst für die Ab- rüstung eintraten, sie stehen heute auf Markows Stand- Punkt. Anstatt des internationalen Schiedsgerichts siegte als einzige Norm der Secraub und Verrat. Man darf nicht allein deswegen die Deutschen   anklagen. Treten wir doch nicht weniger das Völkerrecht mit Füßen. Anstatt daß die Parole der Alliierten die Eintracht aller Klassen im Namen der nationalen Freiheit ist, existiert faktisch nur die Militari- sierung der Arbeitskräfte, die von den Kapitalisten unter dem Mantel patriotischer Phrasen dreifach ausgebeutet werden. Annexionspolitik und Imperialismus, aber nicht die Befreiung Europas   vom preußischen Militarismus ist das Kriegsziel der Alliierten. Wir stehen auf dem Standpunkt des Zimmerwaldschen Beschlusses, der Kampf gegen den Krieg, für den Frieden ohne Annexion und ohne Entschädigungen ist unsere Lösung." Darauf erklärte er sich s o l i d a r i s ch m i t den deutschen   Soziali st en und der Mino r i t ä t der französischen   Sozialisten und griff die russischen Sozialisten an, die für die Fortsetzung des Krieges stimmten und der russischen Regierung ein Vertrauensvotum aussprachen. Die Burcaukratie ist durch Blutsbande mit jenen Elementen der Gesellschaft vereinigt, die vom Kriege die Rückkehr in die Finsternis des 17. Jahrhunderts erwarten, wofür die Rede Schtscheglowitows auf dem Monarchistenkongreß typisch ist. Wir leben im reichsten Lande Europas  , aber wir leiden an Kohlen-, Holz-, Brot- und Fleischnot. Wir stehen vor der furcht- baren Katastrophe einer Verminderung der Ackerfläche und einenr Aussterben des Rinderbestandes. Wir erleben im kritischen Momente die größte Demoralisation des Transportwesens. Wir sind ohne Eisenbahnen, ohne Fabriken, ohne Techniker und ohne Spezialisten, und als Entschädigung dafür haben wir eine geradezu klassisch-unfähige und bestechliche Ver- w a l t u n g. Die Regierung mobilisiert die Industrie, und diese mobilisiert sich mit der Aufgabe, das Volk zu bestehlen. (Allgemeiner Beifall, sogar auf der Rechten.) AuS Stürmers Munde hörten wir, die Regierung wünschte die Verbesserung der Arbeiterlagc. Man spricht jetzt viel darüber. Tatsächlich fand auf Befehl der Regierung nur jene unvergeßliche Massen- erschießung des Proletariats in Tula   und Jwanowosnesensk statt, und außerdem tägliche Verhaftungen in Petersburg   und Moskau  . Tatsächlich plant man die Militarisierung der Ar- heiter. Und das ist mit Sklaverei identisch. Die Würfel sind gefallen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder mit dem Volke gegen die Regierung oder mit der RegierungIegen das Volk. Es ist'daher unsere Pflicht, mit kräftigem Stoße ihre usurpierte Macht diesen Unterdrückern aus den Händen zu reißen und sie dem Volke zu geben. Tun wir'das nicht, dann steht unseren! Lande ein sozialer und ökonomischer Untergang bevor. Das Volkallein kann unscrLand retten, wenn es sein Schicksal rechtzeitig in feine Hände nimm t."__ Letzte Nachrichten. Eine englische Falschmeldung. Berlin  , 1. März.(W. T. B.) Die Pariser   Ausgabe deS New A o r k Herald" vom 26. Februar bringt auf ihrer ersten Seite unter großer Ueberschrift eine ausführliche Schil- derung über ein Gefecht des deutschen Panzerkreuzers R o o n" mit dem englischen PanzerkreuzerD r a k e". TaS Gefecht soll Ende Februar 200 Meilen Ost-Süd-Ost von den Bermuda  -Jnseln stattgefunden und nach dreistündiger Dauer um 9 Uhr 2 Minuten mit der Niederlage S. M. S. Roon" geendet haben. S. M. S.Roon" soll im Schlepp des siegreichenDrake" nach Port Hamilton aus den Bermuda  -Jnseln gebracht worden sein. Äußer dem deutschen  Panzerkreuzer seien zwei weitere Prisen mit 32 Offizieren und 719 Mann die Beute des ruhmreichen Siegers gewesen. Der Bericht erzählt auch, daß auf englischer Seite der Leuwant Danforth und 18 Mann gefallen seien. Wie das W. T. B. von zuständiger Stelle hierzu erfährt, liegt der deutsche PanzerkreuzerR o o n" unbeschädigt in Kiel  . Das ganze phantastische Märchen scheint erfunden zu sein zur Beruhigung der durch die Taten S. M. S. M ö w e" erregten Nerven des britischen Publikums.