Nr. 67.- 33. Jahrg.
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.
Mittwoch, den 8. März 1916.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Feruiprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.
Teuer deutscher Erfolg in der Woevre- Ebene.
Die geplante Stempelsteuer. | Meldung des Großen Hauptquartiers.
Die Regierung scheint die Meinung jenes braven Mannes zu teilen, der, um den Schmerz zu mindern, seinem Hunde ben Schwanz stückweise abhadte; deshalb bersetzt sie uns ihre Steuerprojekte nicht auf einmal, sondern Stüd auf Stüď. Die neue Dosis Quittungsstempelgesetz scheint uns, um es vorweg zu sagen, nicht gerade empfehlenswerter als die Zabatsteuer.
In furzen Worten läßt sich der Inhalt dahin zusammenfaffen: es wird der Quittung 33 wang eingeführt bei allen Zahlungen die 10 M. übersteigen; der 8ahlungsempfänger hat zu quittieren und soll auf jede Quittung im Betrage bon 10 bis 100 Mart eine Stempelmarke für 10 Pfennig pappen, auf jede Quittung im Betrage über 100 mart eine folche für 20 Pfennige. Einige Kategorien von Zahlungen bleiben allerdings stempelfrei, so vor allem die Lohnzahlungen und die Mietzahlungen, soweit die Wohnungsmiete nicht 360 m. im Jahre übersteigt.
Es liegt auf der Hand, daß ein solcher Quittungszwang bor allem eine ganz erhebliche Erschwerung des Verkehrs bedeutet. Freilich, im Großhandel ist es seit langem eingebürgert, daß über jede Zahlung in dieser oder jener Weise quittiert wird und für den Großkaufmann bedeutet es eine verhältnismäßig geringe Erschwerung, wenn diese Quittungen mit der Stempelniarte versehen werden müssen. Aber felbst dort wird man diese Manipulation lästig genug empfinden. Schier unerträglich dürfte sie im Kleinhandel werden. Man dente einmal an den Trubel in den Verkaufsläden zur Weihnachtszeit, wo das gehegte Personal mit Aufbietung aller Sträffe arbeitet und wo nun über jede Zahlung von 10 Mark und darüber mit der Stempelmarfe quittiert werden muß. Oder man denke an den Marktverkehr. Wir hören bereits die Höferfrau fluchen, die, nachdem sie eine Gans verkauft hat, mit flammen Fingern die Quittung schreiben und die Marke aufpappen foll. Und mum vollends auf dem Lande! Der Bauer wird so leicht nicht zu bewegen sein, sich einen Vorrat an Stempelmarken hinzulegen; wenn er nun etivas verkauft, muß erst einmal die Marke beschafft und dann das schwierige Geschäft der Ausstellung einer Quittung beforgt werden. Unterbleibt aber die Quittierung, dann denun ziert irgendein lieber Nachbar. Die Gerichte dürften zu tun bekommen.
Natürlich wird der Verkehr verteuert und es fragt sich, wer die Steuer tragen wird. In der Begründung wird angenommen, daß es die Verbraucher find. heißt da:
Daß, foweit die Abgabe von dem Gewerbetreibenden zu entrichten ist, dieser in der Lage sein wird, die Steuer, fei es unmittelbar, sei es mittelbar, auf den Ber braucher abzuwälzen, wird man ohne weiteres annehmen dürfen. Trifft hiernach im Güterumsatzverkehre die Abgabe im wesentlichen nur den Verbraucher, so wird man weiterhin kaum einen berechtigten Einwand daraus herleiten können, daß die Abgabe, die ein Wertstempel nicht sein kann und will, die kleinen Umiäge stärker belaste als die großen.
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bemerken ist noch, daß man aus praktischen Gründen
Meldung des Großen Hauptquartiers.engen war, bon der Erhebung der Steuer abzuſehen, ſo
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 7. März 1916.( W. T. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah.
Kleine englische Abteilungen, die gestern nach starker Feuervorbereitung bis in unsere Gräben nordöstlich von Bermelles vorgedrungen waren, wurden mit dem Bajonett wieder zurückgeworfen.
In der Champagne wurde in überraschendem Angriff östlich von Maisons de Champagne ausere Stellung zurückgewonnen, in der sich die Franzosen am 11. Februar festgesetzt hatten. Zwei Offiziere, einhundertfünfzig Manu wurden dabei gefangengenommen.
Ju den Argonnen schoben wir nordöstlich von La Chalade im Anschluß an eine größere Sprengung unsere Stellung etwas vor.
Jm Maasgebiet frischte das Artilleriefener weft lich des Flusses auf, östlich davon hielt es sich auf mittlerer Stärke. Abgesehen von Zusammenstößen von Erkundungstrupps mit dem Feinde kam es zu Nahkämpfen nicht.
Ju der Woevre wurde heute früh das Dorf Fresnes mit stürmender Hand genommen. In einzelnen Hänfern am Westrand des Ortes halten sich die Sie büßten über dreihundert GeFranzosen noch.
fangene ein.
Eins unserer Luftschiffe belegte nachts die Bahnanlagen von Bar- le- Duc ausgiebig mit Bomben.
Deftlicher und Balkan - Kriegsschauplah. Die Lage ist im allgemeinen unverändert.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichische Generalstabsbericht.
Wien , 7. März.( W. Z. B.) Amtlich wird verlantbart, 7. März 1916:
Russischer Kriegsschauplah.
Bei Karpilowka warjen Abteilungen der Armee bes General obersten Erzherzog Josef Ferdinand den Feind aus einer Ber schanzung und festen sich darin feft.
Nordwestlich von Tarnopol vertrieb ein öfterreichisch- ungari sches Streiffommando die Russen aus einem tausend Meter langen Graben. Die feindliche Stellung wurde zugeschüttet. Sowohl in dieser Gegend als auch am Dujeftr und an der bekarabischen Grenze war gestern die Geschästätigkeit beiderseits reger.
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Italienischer und Südöstlicher Kriegsschanplat. Lage unverändert. Keine besonderen Ereignisse.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
weit die Zahlungen im Postverkehr, durch Postamweisungen erfolgen. Allerdings kommt alsbald der bittere Tropfen nach: die Postgebühren follen ohnehin berteuert werden, und somit werden die Zahlungen, die auf diese Weise erfolgen, noch stärker belastet werden, als wenn sie der Stempelpflicht unterliegen.
Schließlich hat man eine geniale Lösung gefunden, die Schwierigkeit zu beseitigen in bezug auf den fog. bargeldlofen Zahlungsverkehr". Dieser erfolgt in den Banken, indem die Kunden derselben Zahlungen leisten können durch An weisung an die Bant, die vom Guthaben des Auftraggebers den Betrag abzieht und dem, der Zahlung zu erhalten hat, gutschreibt. Demselben Zwecke dient der Schedverkehr. Nun hat man 1909 den Scheckstempel eingeführt, und die Folge war, daß die Benutzung dieses Verkehrs zurückging. Die Besteuerung der Barzahlungen könnte mun dazu führen, daß im Gegenteil mehr als bisher von dem„ bargeldlosen Zahlungs. berkehr" Gebrauch gemacht wird und dadurch die Steuer einnahme geringer wird. Deshalb soll einfach auch dieser Verkehr besteuert werden. Sehr einfach in der Tat. Nur ist der Uebelstand dabei, daß den Banken eine Unmenge Schreiberei aufgebürdet wird, die natürlich auch bezahlt werden will, und die Kosten wird jedenfalls das Publikum in Form berteuerten Kreditverkehrs au tragen haben.
Wie gesagt rednet die Regierung mit einem Ertrag der Steuer von 80 bis 100 millionen Mark. Sie begründet das nicht näher und erklärt, daß beim Mangel geeigneter Unter lagen auch nicht annähernd der Ertrag geschätzt werden kann. Im Jahre 1906 mar bereits eine ähnliche Steuer geplant, die aber der Reichstag ablehnte. Damals wollte man nur Bahlungen über 20 M. stempelpflichtig machen und redjnete mit einem Ertrag von nur 16 Millionen Mart. Ilus tvill scheinen, daß die damalige Schäßung der Wirklichkeit näher fam. Um eine Mark Steuer aufzubringen, müssen zehn Stempelmarken zu zehn Pfennigen oder fünf zu zwanzig Pfennigen verwendet fein. Da die Zahlungen unter 100 M. bei weitem überwiegen, so kann man wohl annehmen, daß im Durchschnitt mindestens acht Zahlungen erfolgen müssen, um eine Mark Steuer aufzubringen. Damit also 80 bis 100 Millionen Mark an Stempelsteuer aufkommen, müssen 640 bis 800 Millionen Zahlungen erfolgen. Da nur Bahlungen im Betrage von über 10 M. in Frage kommen und die Lohnzahlungen und Mietzahlungen, bei denen allgemein die vielen Millionen Arbeiter größere Geldbeträge regelmäßig empfangen oder verausgaben, steuerfrei bleiben sollen, so scheint uns die Annahme einer solchen Zahl durchaus phantastisch. Das Resultat tönnte also leicht sein, dat man eine schifanöfe Belästigung des Berkehrs herbeiführt, während das Ergebnis der Steuer auf einen geringen Betrag zusammenschrumpft. Auch aus diesem Grunde scheint uns bas Experiment durchaus verfehlt.
Unmittelbar tann die Steuer abgewälzt werden, indem Baris, 7. März.( W. 2.) Amtlicher Bericht von der Verkäufer sich vom Käufer den Betrag für die StempelMontag nachmittag. In den Argomen hat unsere Artillerie verschiedene Bunfte im Gehölz von Cheppy, an der Straße von marte zurückerstatten läßt, mittelbar, indem man die Steuer auf den Preis schlägt. m legten Falle bleibt sie schließlich bon ein paar hundert Mark; aber sehr oft zeigt sich dann, Avocourt nach Malancourt befchoffen. Aus der Gegend nördlich von auf den letzten Verbrauchern haften, und das sind jedenfalls daß das Geschäft das nicht tragen fann", und es wird ver- Berdun ist von dem Verlauf der Nacht feine Infanterietätigkeit geHeftiger Artilleriekampf auf dem linken Ufer der vor allem die großen Massen der werftätigen Bevölkerung. sucht Ersparnisse" zu machen, die man am liebsten auf Kosten meldet worden. Maas und mit Interbrechungen im Abschnitt westlich von Douaumont Die Regierung rechnet mit einem sehr hohen Ertrag der der Angestellten macht. Steuer 80 bis 100 Millionen Mark im Jahre; es ist aber Auch kommt in Betracht, daß sehr oft, wo der Reiche bei Jm Boebre beschossen unsere Batterien lebhaft die Zugangswege Die Nacht verlief auf dem übrigen Teil der Front zu erwarten, daß, wenn die Abwälzung vollständig gelingen einem Einkauf eine größere Summe zahlt, der Arme auf Ab- des Feindes. würde, die Verbraucher nicht mit diesem Betrage, sondern zahlung zahlen muß. Der Reiche bezahlt 100 M. und die ruhig. einem bei weitem höheren belastet würden, denn gewöhnlich Quittungsmarte für 20 Pf. wird ihm von dem koulanten Amtlicher Bericht von Paris , 7. März.( W. T. B.) wird bei solchen Abwälzungen hübsch noch oben abgerundet"; Geschäft nicht berechnet; der Arme bezahlt seine Schuld von Montag abend. In der Champagne fezten die Deutschen einen die Geschftsleute haben die fatale Neigung, stets mehr heraus- 100 m. in 10 Raten und das Abzahlungsgeschäft wird ihm Angriff an, wobei fie brennende Flüffigkeit gegen unfere Stellung zuschlagen, als die indirekten Steuern betragen. sicher die zehn Stempelmarken zu 10 Pf. anrechnen. Die Be- zwischen Mont Zetu und Maisons de Champagne fchleuderten. Aut Aber es ist durchaus nicht gesagt, daß die Abwälzung ein- gründung behauptet freilich, daß diese Abzahlungen zumeist unserem rechten Flügel wurde der Feind durch unser Sperrfeuer tritt. Die Beträge sind klein und sie werden in vielen Fällen in fleinen Raten unter 10 M. erfolgen, also fteuerfrei bleiben. aufgehalten und konnte nicht aus seinen Gräben vorbrechen. Zints, einfach auf die Spesen", auf die Geschäftsunkosten gerechnet Das zeugt indessen von großer Unfenntnis der Verhältnisse, in der Gegend von Maisons de Champagne, fonnte er in ein werden müssen. In diesem Falle würde also die Steuer aus denn in Wirklichkeit werden auf Abzahlung zumeist Käufe fleines vorgeschobenes Grabenstüd eindringen. In den Argonnen dem Unternehmerprofit gezahlt werden: die Spesen werden abgeschlossen, bei denen es sich um größere Beträge handelt ließen wir in der Gegend von Courtes Chauffes eine Mine springen, größer und dadurch der Profit geringer. Bom sozialen und die Raten sehr oft 10 M. übersteigen. die einen deutschen Posten zerstörte. Wir besetzten den Südrand Standpunkte wäre das zu begrüßen, wenn nicht die fatale Es zeigt sich also, daß die geplante Stetter des Trichters. Zwischen Haute Chevauchée und Cote 285 fonnte Folge dabei eintreten müßte, daß es dann just über die fleinen antifozial wirken muß, indem sie auf die der Feind, nachdem er zwei Minenkammern zur Explosion gebracht und fleinsten Unternehmer hergeht und am Ende auch über die lekten Verbraucher, und das sind in der batte, an einigen Bunkten unserer ersten Linie festen Fuß faffen. Angestellten und Arbeiter. Ein großes Warenhaus, das Hauptsache die Unbemittelten, abgewälzt Es entspann fich ein Kampf, in dessen Verlaufe wir den aus unferen Schüßengräben warfen und uns der - fagen wir hunderttausend quittungspflichtiger Bahlungen wird oder soweit das nicht geschieht Feind des Trichters entgegennimmt, wird etwa 15 000 M. für Stempelmarfen unter den Gewerbetreibenden diewirtschaft- einen Seite Trichters bemächtigten. Unsere Wrtilleric im ganzen Abschnitt westlich bon der Maas sehr aufwenden müssen und kann das ruhig tragen; wenn aber ich Schwächeren schwer belastet. Außerdem war das Warenhaus den Kunden die Stempelabgabe nicht auf- hemmt sie unter allen Umständen den Ver tätig. An der Front zwischen Bethincourt und der Maas richteten halft, fann es der kleine Händler, der etwa Schuhe, Kleider, fehr. Schließlich führt sie in vielen Fällen die Deutschen nach einer heftigen den ganzen Vormittag andauernden Möbel oder andere Dinge in Preislagen über zehn Mart zu einer Belästigung des Bublifums, wird Befchießung einen starken Angriff gegen Forges, das sich in verkauft, auch nicht. Für ihn entsteht dann eine Belastung biel unnötige Erbitterung herbeiführen. unferer vorgeschobenen Linie befindet. Im Verlaufe eines sehr lebe
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