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Nr. 69.- 33. Jahrg.

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Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

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Telegramm- Adresse Sozialdemokrat Berlin  .

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 10. März 1916.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Bernsprecher: Ami Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

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Erklärung des Kriegszustandes mit Portugal  .

Janmen till

Erstürmung des Forts und des Befestigungsabschnitts von Baur  .

Kriegssozialismus?

Man schreibt uns:

Das Wort ist in vieler Munde. Und manche Leute schwelgen förmlich in dem Gedanken an die wirtschaftlichen Errungenschaften, die uns der Werte vernichtende Krieg auf diesem Gebiete gebracht habe. Wenn wir nicht irren, ist das Wort Kriegssozialismus" von sozialdemokratischer Seite geprägt worden; von jener, die im Kriege so sehr schnell umgelernt" hat. Dann ist es sehr bald in den Sprachschaz jener Richtung von Professoren und bürger­lichen Sozialpolitikern übergegangen, die sich in den Be­strebungen des Umlernens" richtiger Umwertens!- mit Sozialdemokraten treffen. Mit einem bemerkenswerten Eifer stürzten sie sich in einer Unmasse von Artikeln, die in aller­hand Zeitschriften verstreut sind, auf das Schlagwort Striegs­fozialismus, das das Einigende" so schön in den Vorder­grund schiebt und geradezu zu einer Sammlungsparole aller Einsichtigen"- auf beiden Seiten geworden ist. Und als auch im Vorwärts" sehr ruhig und fühl diese Art Sozialismus in das rechte Licht gestellt wurde, da konnten die in ihrer Joylle gestörten guten Leute nicht genug darüber zürnen, daß eine immerhin beträchtliche Zahl von Sozial­demokraten verbissene, Dottrinäre" hat man sie wohl auch genannt nicht mit umlernen wollten, sondern behaupteten, daß der Kriegssozialismus im Grunde genommen nichts weiter fei, als eine Vorspiegelung falscher Tatsachen.

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Unter diesen Umständen ist eine Abhandlung recht lesens­wert, die in zwei Abschnitten in der Zeitschrift für soziale Wissenschaft", jeßiger Herausgeber Professor Dr. Ludwig Pohle von der Frankfurter   Universität, vor furzem abgedruckt wurde. Besonders bemerkenswert ist der zweite Aufsatz im Februar­heft 1916, Verfasser ist Herr A. Woigt. Er behandelt das Thema: Kriegssozialismus und Friedens­fozialismus" recht ausgiebig und zerstört mit gelassener Ruhe alle Illusionen, die da meinen, daß man ein gut Stüd Striegssozialismus als Anfang des wirklichen Sozialismus zum Segen der Menschheit mit in die hoffentlich noch einmal tommende Zeit des Friedens übernehmen werde. Viel ge­rühmt wurde von den Umlernern und Kriegssozialisten aller Schattierungen besonders die große Organisationskunst, die sich in Deutschland   auf wirtschaftlichem Gebiete gezeigt habe. Herr Woigt hat darüber eine ganz andere und nichts weniger als bewundernde Meinung. Er schreibt in dieser Beziehung( die Unterstreichungen rühren von uns her):

Es waren eben Not maßnahmen, die man treffen mußte, auch auf die Gefahr hin, allerhand Mißgriffe und Fehler zu begehen. Zu besonderen Lobes. erhebungen über diese Leistungen der deutschen   Organi­fationsfähigkeit ist aber gewiß tein Anlaß. Man hat mehr Ursache, die Geduld des Publikums, mit der es alle diese Eingriffe in sein Selbstbestimmungsrecht er­trug, als die Methode ihrer Durchführung zu bewundern.

Vor allem ist tein Anlaß, fie als vollkommen neue Errungenschaften und als eine neue, für die Zukunft borbildliche Wirtschaftsordnung auszugeben. Von der seit jeher üblichen Art der Versorgung der Bevölkerung in belagerten Festungen unterschieden sie sich nur durch den Üm­fang, nicht durch ihre Art... Diese Art Sozialismus wäre daher richtiger als Belagerungstommunismus, statt mit dem zu allgemeinen Namen des Kriegssozialismus zu bezeichnen Bisher waren Belagerte regelmäßig froh, mit der Belagerung auch den durch ihr aufgezwungenen Kommunismus wieder Ios zu werden und wieder auf dem freien Markte ihren Bedarf decken zu können." Und von dem gehofften Einfluß auf die Volkswirtschaft in sozialistischer Richtung schreibt Herr W. weiter:

Trachten der Menschen auf das eine gemeinsame

Meldung des Großen Hauptquartiers. olitie Ziel der fiegreichen Beendigung des Krieges

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 9. März 1916.( W. T. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah.

Vielfach steigerte sich die beiderseitige Artillerietätig­keit zu größerer Lebhaftigkeit.

Die Franzosen haben den westlichen Teil des Grabens beim Gehöfte Maisons de Champagne, in dem gestern mit Handgranaten gekämpft wurde, wiedergewonnen.

Westlich der Maas find unsere Truppen beschäftigt, die im Rabenwald   noch befindlichen Franzosennefter ans­zuräumen.

Deftlich des Flusses wurde zur Abkürzung der Ber­bindung unserer Stellung südlich des Donaumont mit den Linien in der Woevre nach gründlicher Artillerievorberei­tung das Dorf und die Panzerfeste Vang nebst zahlreichen anschließenden Befestigungen des Gegners unter Führung des Kom­mandeurs der 9. Reserve Division, Gene­rals der Infanterie v. Gurezky- Gornis, durch die posenschen Reserve- Regimenter 6 und 19 in glänzendem nächtlichen An­griff genommen.

SS

In einer großen Zahl von Luftkämpfen in der Gegend von Verdun   find unserer Flieger Sieger geblieben; mit Sicherheit sind drei feindliche Flugzeuge abgeschossen. Alle unsere Flugzenge find zurückgekehrt, mehrere ihrer tapferen Führer verwundet. Feindliche Truppen in den Ortschaften westlich and südlich von Berbun wurden ans­giebig mit Bomben belegt.

Durch den Angriff eines französischen   Flugzeug­geschwaders im Feftungsbereich von Mes warden zwei Zivilpersonen getötet und mehrere Privathäuser beschädigt. Im Luftkampf wurde das Flugzeug des Geschwader­führers abgeschoffen. Er ist gefangengenommen, sein Be­gleiter ist tot.

Deftlicher Kriegsschauplas.

Ruffische Vorstöße gegen unsere Berpoftenstellungen hatten nirgends Erfolg.

Wie nachträglich gemeldet wird, wurden die Bahn­anlagen an der Strecke nach Minst, sowie feindliche Truppen in Mir in der Nacht zum 8. Februar von einem unferer 2nftschiffe angegriffen.

Balkan  - Kriegsschauplag.

Die Lage ist unverändert.

Oberßte ceresleitung.

Der öfterreichische Generalftabsbericht.

28ien, 9. März.( W. Z. B.) Amtlich wir verlautbart: Ruffischer und südöstlischer Kriegsschaaplay. Nichts Neues.

dar

Italienischer Kriegsschauplat

An der Südwestfront ist die Gefechtstätigkeit noch immer durch die Witterung sehr eingeschränkt, nur im Abschnitte bes Col di Lana und am San Michele tam es gestern zu lebhafteren Artillerietämpfen.

Der Stellvertreter des Thefs bes Generalfabes. b. oefer, Feldmarschalleutnant.  

gerichtet war.. Ist aber dieses der innere Zusammenhang, so ist klar, daß es sich nicht um eine dauernde Ber änderung, um eine Erneuerung der Menschen handelt, sondern nur um eine vorübergehende Verschiebung der Interessen. Nach dem Kriege werden jene angestaunten neuen Menschen wieder die alten sein, ja, fic werden, wenn nicht alle Zeichen trügen, dann mit verdoppelfer Energie das jetzt der Regierung Ueberlassene selbst in dic Hand nehmen wollen."

Der Mann zerstört Hoffnungen und Erwartungen; bas muß man schon sagen. Er bewegt sich aber durchaus auf realem Boden unter nüchterner Würdigung der Tatsachen

Im ersten Artikel gibt der Verfasser ziemlich unverhohlen seiner Freude darüber Ausdruck, daß der Weltkrieg den Zu­sammenbruch der tapitalistischen Wirtschaftsordnung nicht ge­bracht habe, womit früher auf sozialdemokratischer Seite febr gerechnet worden sei. Das Nationalgefühl habe sich stärker als alle internationalen Verbrüderungsgefühle" erwiesen. Es sei eine Stärfung des Nationalismus auf allen Seiten zu verzeichnen. Die kapitalistische Wirt fchaftsordnung habe den Krieg ebenso gut vorbereitet, wie durch geführt. In diesen Ausführungen wird ganz unberücksichtigt gelassen, welche Stellung die Sozialdemokratie nicht nur bor sondern auch während und bei Ausbruch des Krieges Später mird eines der zum Striege eingenommen hat. interessantesten Kapitel die Prüfung der äußerst wichtigen Frage sein, ob und inwieweit die Sozialdemokratie durch ihre Haltung im Kriege zur Aufrechterhaltung der fapi Es ist talistischen Gesellschaftsordnung beigetragen hat natürlich, daß deren Lebenskraft in dem Maße wachsen mußte, in welchem die Widerstände sich berringern, mit benen man rechnete, als die Sozialdemokratie früher mit Ausbruch eines Weltkriegs den Zusammenbruch der tapitalistischen Wirtschaft prophezeite. Wenn die Voraussetzungen fehlten oder aufgegeben wurden, die dieser Prophezeiung zugrunde lagen, so ist es eine billige Genugtuung, nun darüber Freude auszudrücken, daß sich die bestehende Gesellschaftsordnung fo gut bewährt habe und sogar in ihrem Wesen noch gefräftigt aus dem Weltkriege hervorgehe. Das alles fann jest ja mur flüchtig angedeutet werden. Zu wundern braucht man sich bei dieser Sachlage aber nicht, wenn die Vertreter der kapitalistischen   Gesellschafts­ordnung nun auch vom Kriegssozialismus" nichts wissen wollen. Und fie atmen erleichtert auf, da fie erleben, daß ihre Furcht vor der Sozialdemokratie unbegründet war.-

Kriegszustand mit Portugal  .

Die Nordd. Allgem. 3tg." schreibt:

Am 23. Februar hat die portugiesische Regierung die in portugiesischen Häfen liegenden deutschen   Schiffe beschlag­nahmt. Unmittelbar nach Bekanntwerden dieses Vorganges erhielt der Kaiserliche Gesandte in Lissabon   Dr. Nosen Auf. trag, gegen die Maßnahme zu protestieren und ihre Aufhebung zu berlangen. Die betreffende Note wurde am 27. Februar der portugiesischen Regierung übergeben. Ungeachtet dieser Tatsache verbreitete die portugiesische Regierung in Lissabon  in ihrer offiziösen Presse die Nachricht, daß eine deutsche  Protestnote überhaupt nicht existiere, in der portugiesischent Stongreßfigung leugnete der Justizminister sogar offiziell das Vorhandensein der Note ab. Die von dem Kaiserlichen Ge­fandten berlangte Richtigstellung der Breßnotiz unterblieb. Erst am 4. März erschien der hiesige portugiesische Gesandte im Auftrage seiner Regierung im Auswärtigen Amt  , um eine Note zu übergeben, welche die deutsche Forderung ablehnte. Eine Abschrift diefer Note wurde am selben Tage dem Kaiser lichen Gesandten in Lissabon   übergeben. Daraufhin erhielt dieser die Anweisung, der portugiesischen Regierung die nach stehend wiedergegebene Erflärung zuzustellen. Die lebergabe dieser Erklärung soll heute in Lissabon   erfolgen. Eine Ab­schrift derselben wurde dem hiesigen portugiesischen Gesandten übermittelt.

Vielfach vernimmt man auch die Meinung, daß nicht mur die Volkswirtschaft, sondern auch die Volkswirtschafts- 1 Lehre durch die Erfahrungen dieses Strieges eine völlige; Der Verfasser wendet sich wiederholt unter Nennung von Umwälzung erfahren müsse... Wie die Poltriter Namen( z. B. Jaffé) gegen die Gruppe von Katheder müßten also auch die Vertreter der Wissen- sozialisten, die besonders start in Striegsfozialismus machen schaft umlernen... Der Theoretiker dagegen wird und die Deffentlichkeit von der Richtigkeit ihrer Ansicht zu Seit Striegsbeginn hat die portugiesische Regierung durch teinen Anlaß finden, seine bisherigen An- überreden versuchen. Ihnen widmet er folgende Worte: neutralitätswidrige Handlungen die Feinde des Deutschen Reichs, schauungen zu revidieren. Der erklärenden Theorie Sie, die sich als Herolde etnes nenen unterstützt. Englischen Truppen wurde in vier Fällen der find teine Erscheinungen entgegengetreten, die zu bewältigen tommenden Beitalters fühlen und benehmen, find Durchmarsch durch Mozambique   gestattet. Die Versorgung ihr irgendwelche Schwierigkeiten bereitet, denen sie verständnis- in Wahrheit Nach zügler einer im Vergehen begriffenen deutscher Schiffe mit Kohlen wurde verboten. Ein neutralitäts­Ios oder ratlos gegenübergestanden hätte." Periode. Was sie zur Begründung ihrer Wirtschaftspolitik widrig ausgedehnter Aufenthalt englischer Kriegsschiffe in por­Das wird dann im einzelnen noch weiter ausgeführt und vorbringen, ist durchaus nichts Neues, sondern das tugiesischen Häfen wurde zugelassen, England die Benugung dargetan, daß das wirtschaftliche Getriebe des Strieges die selbe, was schon bor bierzig Jahren von den Madeiras als Flottenstüßpunkt gewährt. Der Entente wurden Anschauung bon Geschüße und Kriegsmaterial der verschiedensten Art, England der Zweckmäßigkeit privatkapitalistischer be utichen Rathedern herab verkündet wurde Bolfswirtschaft eher gestärkt als geschwächt habe. Uebrig Man hat ganz richtig bemerkt, daß der Krieg die Menschen überdies ein Torpedobootszerstörer verkauft. Deutsche   Stabel bleibe als schlimme Erscheinung nur der Kriegswucher, der verändert habe, und daß auf dieser Veränderung der ganze wurden unterbrochen. Das Archiv des kaiserlichen Vizekonsulats aber mit dem Strien wieder verschwinden werde, wie der Kriegssozialismus beruhe. Die Veränderung bestand in Mossamedes wurde beschlagnahmt. ganze Kriegsfozialismus auca. aber lediglich darin, daß das ganze Sinnen und Expeditionen wurden nach Afrika   entfandt und offen als

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