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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 17. März 1916.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

goublaff siblilons sid

Erfolglose französische   Angriffe in der Champagne   und bei Berdun

Die sogenannte Strafexpedition| Meldung des Großen Hauptquartiers.altung fogenannten Adminiſtradores" übertragen haben,

nach Mexiko  .

Ueberall Gärung und Umwälzung! Wie das Reutersche Bureau aus Washington   meldet, hat die Regierung der Ver­ einigten Staaten von Amerika   mehrere Regimenter Kavallerie an der merikanischen Grenze zusammengezogen, um die Ver­folgung der in Süd- Arizona und Neu- Meriko eingefallenen Banden des merikanischen Rebellenführers Villa aufzu­nehmen. Nach anderen Meldungen, wie z. B. die des Washing­toner Times"- Korrespondenten, sollen sogar bereits an 5000 Mann die merikanische Grenze überschritten haben, denen bald weitere Regimenter folgen sollen. Vorläufig wird noch dieses Einrücken der Unionstruppen in merikanisches Gebiet als bloße Verteidigungs- oder Sicherungsmaßregel bezeichnet, teilweise auch als Straferpedition; doch erhebt sich bereits in der kapitalistischen   Presse Amerikas   die Forderung, die Truppen dürften nicht eher zurückgerufen werden, als bis Meriko von den aufrührerischen Banden gesäubert und das ganze merikanische Land zur Ruhe gebracht fct.

Wieweit unter den jezigen Wirtschaftsverhältnissen sich das Yankeekapital dieser Forderung der bölligen Beruhi gung" Merifos anschließen wird, läßt sich natürlich von hier aus zurzeit nicht beurteilen; Tatsache ist jedenfalls, daß seit langem in den Kreisen der nordamerikanischen Großkapita­listen der dringende Wunsch einer sogenannten Rubanisie rung" des merikanischen Staates herrscht, das heißt der Er­richtung einer ähnlichen Oberhoheit der nordamerikanischen  Union   über Merito, wie sie über Kuba   besteht, während von einem Teil der amerikanischen   Großfarmer zum mindesten die Angliederung der südlich des Rio Grande del Norte ge­legenen nordmerikanischen Gebiete verlangt wird. Bleibt die Expedition nicht auf die Vertreibung der Villaschen Banden beschränkt, sondern wird ihr tatsächlich von der ameri­fanischen Regierung in Washington   die Aufgabe gestellt, bis in Mittel- und Südmeriko vorzudringen und auch diese Distrikte zu beruhigen", so heißt das nichts anderes als Meritos Unterjochung. Eine solche Pazifi­zierung" würde nicht nur ein sehr starkes Truppenaufgebot, sie würde auch große Opfer von Blut und Geld erfordern­und es ist ganz zweifellos, daß wenn schließlich die Beruhi­gung" durchgeführt wäre, in keinem Fall die Unionregierung ihre Truppen zurückziehen und Merifo unter einer eigenen felbständigen Regierung seinem ungewissen Schicksal über­lassen würde. Wer das glaubt, fennt den amerikanischen   Im­perialismus recht schlecht. Zudem kommt in Betracht, daß das in Meriko angelegte Yankeekapital schon heute auf mindestens 1200 bis 1300 millionen Dollar, also auf ungefähr 5 bis 5 Milliarden Mark geschäßt wird.

Das Ende würde zum mindesten die gewünschte Su­prematic" der Union   über Merito, also eine Art Subani­fierung, feinfalls nicht das nordamerikanische Kapital am Schluß der Pazifizierung" fände, daß auch dadurch die wiederhergestellte Ordnung im Innern des Nachbarlandes noch nicht in genügender Weise gesichert werde und deshalb zum Gedeihen Merikos seine völlige Annexion durch die Ver­ einigten Staaten   von Amerika   ein dringendes Gebot der Kultur oder Menschlichkeit sei. Der Einmarsch der Unions­truppen in Meriko kann demnach, so unbedeutend er zunächſt im Vergleich zu dem Niesenkampf in Europa   scheint, doch höchst bedeutsame Folgen haben: eine weitere Aus­dehnung der Herrschaft der nordamerika. nischen Union über Merito und damit der Beginn einer neuen amerikanisch- imperia. listischen Erpansionsaera.

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Zur Nechtfertigung des Verlangens des amerikanischen  Kapitals nach der Herrschaft über die merikanischen Boden­schätze wird seit Jahren angeführt, die megikanische Bevölke rung fei, wie die fortwährenden Unruhen zur Genüge be­wiesen, zur Selbstregierung völlig unfähig; trotz der natür­lichen Reichtümer des Landes herrsche fast überall bittere Armut und ein großer Teil des unteren Volkes verkomme geradezu im Elend, herrsche doch noch in vielen Gegenden eine halbversteckte Landsflaverei.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 16. März 1916.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

In Flandern  , besonders in der Nähe der Küste, nahmen die Artilleriekämpfe merklich an Heftigkeit zu, sie steigerten sich auch in der Gegend von Roye und von Ville- au- Boix( nordwestlich von Reims  ).

In der Champagne   machten die Franzosen nach starker, aber unwirksamer Artillerievorbereitung gänzlich erfolglose Angriffe auf unsere Stellungen südlich von St. Suplet und westlich der Straße Somme- Ph- Souin, die uns wenige, ihnen sehr zahlreiche Leute kosteten. Wir nahmen außerdem dabei zwei Offiziere, hundertfünfzig Mann unverwundet gefangen und erbeuteten zwei Maschinengewehre.

Links der Maas   sind weitere Versuche des Feindes, uns den Besitz der Höhe Toter Mann" und der Waldstellungen nordöstlich davon streitig zu machen, im Keime erstickt worden. Zwischen Maas   und Mosel hat sich die Lage nicht verändert.

Südlich von Niederaspach draugen unsere Patrouillen nach wirkungsvoller Beschießung der feindlichen Gräben in diese vor, zerstörten Verteidigungsanlagen und brachten einige Gefangene und Bente mit zurück.

Im Luftkampf wurde ein französisches Flugzeng süd­östlich von Beine( Champagne  ) abgeschossen; die Insassen find verbrannt.

Feindliche Flieger wiederholten heute nacht einen Au­griff auf deutsche Lazarette in Labry( östlich von Conflans  ). Der erste Angriff war in der Nacht zum 13. März erfolgt. Militärischer Schaden ist nicht verursacht; von der Be­völkerung sind eine Frau schwer, eine Frau und zwei Kinder leichter verletzt.

Deftlicher Kriegsschauplatz. Patronillenkämpfe an verschiedenen Stellen der Front; keine besonderen Ereignisse.

Balkan  - Kriegsschauplak.

Nichts Nenes.

Oberste HeeresIcifung.

Der öfterreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 16. März.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: Russischer Kriegsschauplay.

Bei der Armee Pflanzer- Baltin   und bei der Heeresgruppe Bochm- Ermolli beiderseits erhöhte Artillerietätigkeit.

Nordöstlich von Kozlow an der Strypa wiesen unsere Siche rungstruppen russische Vorstöße ab.

Italienischer Kriegsschauplah.

Die Angriffstätigkeit der Italiener an der Isonzofront war gestern schwächer. Zwei Versuche starter Kräfte, gegen die Pod­goraftellung vorzugehen, wurde durch Artilleriefeuer verhindert. Am Nordhange des Monte San Michele wurde ein feindlicher Angriff blutig abgewiesen. Die Geschützkämpfe dauerten vielfach nachts fort.

Auch an der Kärntner   Front hält das Artilleriefeuer im Fella­Abschnitt an.

Südöstlicher Kriegsschauplak.

Reine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Jukatans( aus der yukatanischen Agave wird der Sisalhanf oder Henequen" gewonnen). Die Arbeit dauert vom Morgen­grauen bis Sonnenuntergang; die meist in Naturalien oder in Anweisungen auf bestimmte von den Plantagenbefizern errichtete Kramläden bestehenden Löhne find gering, Aus­peitschung und Mißhandlung häufig.

sich wieder ihre Majordomos primeros"( Oberaufseher und Abteilungsleiter) halten.

Wenn also in Merito entfekliche Zustände cristieren, dann ist das nicht zum wenigsten eine Schuld der Yankee Kapitalisten, und der Nordamerikaner John Kenneth Turner  , der Verfasser der 1911 in Chicago   er­schienenen Schrift Barbarous Merico", der lange Zeit den Studium der Arbeiterverhältnisse Merikos gewidinet hat, hat nur allzu recht, wenn er offen erklärt:" Die Vereinigten Staaten haben teil an dieser Stlaverci in Meriko. Nachdent Uncle Sam seine eigenen Negersflaven schon vor einem halben Jahrhundert befreit hat, ist er wiederum zum Sklavenhalter geworden, aber in einem fremden Lande."

Tatsächlich haben denn auch immer zugleich mit den merikanischen Haziendados die amerikanischen   Großfarm­besizer sich dagegen aufgelehnt, als im vorigen Jahrhundert einige wohlmeinende mexikanische Präsidenten und Gouver neure sich bemühten, die Schuldhörigkeit aufzuheben oder wenigstens zu mildern. Ja, die Yankees findes so­gar mehrfach gewesen, die zur Ausdehnung der Zwangsarbeit den Anlaß gegeben haben.

Allerdings hat man in der kapitalistischen   Presse der Union   teilweise die Angaben Turners glattiveg bestritten; aber zum Unglück für diese Ableugnungen hat die merika­nische General- Ackerbaudirektion eine Art Verteidigungsschrift oder richtiger Beschönigungsschrift verfaßt, betitelt Mexico y el problema obrero rural"( Meriko und das Landarbeiter. problem) und darin werden in allen wesentlichen Punkten. Turners, Angaben bestätigt. Allerdings Sklaverei gibt es nach dieser Schrift in Merifo nicht, nur Schuldzwangsarbeit und Kontraktarbeit, und das Schuldarbeitssystem ist auch( was ganz richtig ist) nicht erst von den heutigen Mexikanern er­funden, sondern von den Azteken übernommen; aber die Sache selbst vermag die amerikanische   Acker. baudirektion, dasie zu offenkundig ist, nicht zu bestreiten, und so hilft sie sich mit dem Einwand, cin freies Arbeiterverhältnis wäre nur da möglich, wo willige Arbeiter der kaukasischen Rasse zu finden feien, niedrig­stehende Arbeiter minderwertiger Rassen, wie Indianer und Neger, wären zu indolent und fouf zu beständiger, gleich­mäßiger Arbeitsleistung fie müßten daher notwendiger­weise gezwungen werden.

S

Tatsächlich ist denn auch kein Fremder in Mexiko   so un­belicht wie der Nordamerikaner, und zwar gerade bei jenen merikanischen Volkselementen, die noch an eine bessere Zu­funft ihres Landes glauben. Man sieht in dem Yankee ge­wissermaßen den Typus des rücksichtslosesten Ausbeuters. Wenn also die amerikanischen   Truppen tiefer in das Innere Merikos vordringen, tönnen sie sich auf langen zähen Wider­stand gefaßt machen. Leicht wird ihnen die gewünschte ,, Bazi­fizierung" faum werden. Die Zukunft wird's lehren.

( z)

aid H. C.

Washington  , 15. März.( W. Z. B.) Wie Associated Pres meldet, hat die erste Abteilung der zur Verfolgung Villas   ausgesandten amerikanischen   Truppen am Nachmittag des 14. März in der Nähe von Columbus merita­nischen Boden betreten.

Washington  , 15. März.( W. T. B.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Hier kommen viele einander widersprechende sensationelle Berichte von der merikanischen Grenze. Da dort eine Zenfur ein­gerichtet wurde, läßt sich nicht feststellen, ob sie richtig sind oder nicht. Unter anderem heißt es, daß Stadtkommandant von Djinaga" Als er versuchte, eine ein Anhänger Carranzas ermordet wurde. Meuterei feiner eigenen Truppen, die einen Einfall in die Ver­ einigten Staaten   versuchten, zu unterdrücken. Ferner wird gemeldet, daß der amerikanische   Konful in Torreon und die dortigen Amerikaner im Begriffe seien, abzureisen, und daß der britische   Bigekonful dic Wahrnehmung der amerikanischen   Interessen übernommen habe.

Die Verfolgung Villas  .

New York  , 16. März. Vom Vertreter von W. T. B. Wic amtlich aus San Antonio  ( Texas  ) gemeldet wird, haben sich die Truppen Carranzas mit den in Megito eindrin genden amerikanischen   Truppen bereinigt und begleiten sie bei der Verfolgung Billas.

Der französische   Tagesbericht.

Die Richtigkeit dieser Tatsache fann nicht bestritten mer- Wer sind aber die Befiber dieser Berg­den. Die sozialen Zustände Merifos find höchst trauriger Art. werfe und Plantagen? Sehr selten Deutsche   und Die Masse des Proletariats besteht nicht aus freien felbst- Franzosen. Auch das englische Kapital ist nur in relativ ge­bewußten ländlichen und städtischen Arbeitern, sondern ringem Maße an solchen Minen- und Blantagenbetrieben be­größtenteils aus hörigen verelendeten Taglöhnern. Ein teiligt. Sum Teil sind die Besizer reiche Merikaner; mei- Paris  , 16. März.( W. T. B.) Amtlicher Bericht von Biertel, vielleicht beinahe ein Drittel der ärmeren Bevölkerung ften 3 aber Nordamerikaner. Das in den merika- gestern nachmittag. Westlich von der Maas machte der Feind lebt in Schuldhörigkeit, richtiger Schuldsklaverei, das heißt, nischen Bergwerksbetrieben angelegte Yankeekapital beträgt im Laufe der Nacht keinen neuen Angriffsversuch. Auf der Front fie muß 3wangsarbeit verrichten, um die eigenen und von mindestens das Fünfzehnfache des einheimischen zwischen Béthincourt und Cumières   gelang es uns, durch Bajonett­den Eltern ererbten Schulden durch harte Arbeit abzuber- Kapitals, und auch der Großfarmbetrieb ist zu einem wesent- angriffe und Handgranatenfämpfe die gestern vom Feinde an der dienen. Besonders traurig ist das Los dieser Zwangsarbeiter lichen Teil in Händen von Nordamerikanern, die allerdings Höhe 265 befetten Grabenstücke teilweise zurückzunehmen. Wir halten in den Minenbetrieben und auf den großen Agavepflanzungen meist nicht selbst auf ihren Hazienden sitzen, sondern die Ber- Béthincourt, die Höhe Toter Mann, den Südrand des Waldes von