Nr. 79.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplat, Nr. 151 90-151 97.
Montag, den 20. März 1916.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.
Lebhafte Kampfestätigkeit an allen Fronten.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 19. März 1916.( W. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplak.
Nordöstlich von Vermelles( südlich des Kanals von La Bassée ) nahmen wir den Engländern nach wirksamer Vorbereitung durch Artilleriefeuer und fünf erfolgreichen Sprengungen fleine von ihnen am 2. März im Minenfampf errungene Vorteile wieder ab. Von der größten. teils berschütteten feindlichen Besakung sind dreißig Ueberlebende gefangen genommen. Gegenangriffe fcheiterten.
Die Stadt Lens erhielt wieder schweres englisches Feuer.
Während auch der gestrige Tag auf dem linken Maasufer ohne besondere Ereignisse verlief, wurden Angriffs. versuche der Franzosen heute früh gegen den„ Toten Mann" und östlich davon im Seime erstidt. Auf dem rechten Ufer steigerte sich die Artillerietätigkeit zeitweise zu sehr erheblicher Stärke. Gleichzeitig entspannen sich an mehreren Stellen jüdlich der Feste Douaumont und westlich vom Dorf Baur Nahkämpfe um einzelne Verteidigungseinrichtungen, die noch nicht abgefchloffen
find.
Aus der den Franzosen bei der Försterei Thiaville ( nordöstlich von Badonviller) aut 4. März überlassenen Stellung wurden sie durch eine deutsche Abteilung gestern wieder vertrieben. Nach Zerstörung der feindlichen Unterstände und unter Mitnahme von 41 Gefangenen kehrten unsere Leute in ihre Gräben zurüd.
Die Erkundungs- und Angriffstätigefit der Flieger war beiderseits sehr rege. Unsere Flugzeuge griffen die Bahnanlagen an den Streden Clermont- Verdun und Epinal- Lure- Vesoul, sowie südlich von Dijon an.- Durch feindlichen Bombenabwurf auf Mes wurden 3 Zivilpersonen verlegt. Aus einem französischen Geschwader, das Mülhausen und Habsheim angriff, wurden vier Flugzeuge in der unmittelbaren Umgebung von Mülhausen im Luftkampf heruntergeschossen. Ihre Insassen sind tot. In Mülhausen fielen dem Augriff unter der Bevölkerung 7 Tote und 13 Verlekte zum Opfer, in Habsheim wurde ein Soldat getötet.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Die erwarteten russischen Angriffe haben auf der Front Dryswjath- See- Postawy und beiderseits des NaroczSees mit großer Heftigkeit eingesetzt. An allen Stellen ist der Feind unter außergewöhnlich starken Verlusten glatt abgewiesen worden. Vor unseren Stellungen beiderfeits des Narocz- Sees wurden allein 9270 gefallene Russen gezählt. Die eigenen Verluste sind sehr gering.
Südlich des Wiszniew- Sees kam es nur zu einer Verschärfung der Artilleriekämpfe.
Die Lage ist im allgemeinen unverändert. Eines unserer Luftschiffe hat in der Nacht zum 18. März die Ententeflotte bei Kara Burnu füdlich von Saloniki angegriffen. Oberste Secresleitung.
bort:
Russischer Kriegsschauplas.
Am Dnjestr und an der beffarabischen Front lebhaftere feindliche Artillerietätigkeit. Die Brückenschanze bei Uscieczko stand nachts unter starkem Minenfeuer. Heute früh sprengte der Feind nach einiger Artillerievorbereitung eine Mine, morauf ein Handgranatenangriff erfolgte. Infolge der Sprengung mußte die Mitte der Verteidigungslinie in der Schanze etwas zurückgenommen werden; alle anderen Angriffe wurden abgeschlagen, wobei einige Russen gefangen wurden.
Italienischer Kriegsschauplah.
Die verhältnismäßige Ruhe am unteren Jfonzo dauert on. Unfere Secflugzeuge belegten die italienischen Batterien an der Sdobba- Mündung miederholt mit Bomben. Die Stadt Görz wurde vom Feinde neuerdings aus schwersten Kalibern Beschaffen. 0: 0
Am Tolmeiner Brückenkopf festen unsere Truppen ihre Angriffe erfolgreich fort, drangen über die Straße Selo- Ciginj und westlich Sv. Maria weiter vor und wiesen mehrere Gegenangriffe auf die gewonnenen Stellungen ab. Auch am Südgrat des Mrzli Vrh wurde der Feind aus seiner Befestigung geworfen; er flüchtete bis Gabrije. In diesen Kämpfen wurden weitere 283 Italiener gefangen genommen.
Die Artillerietätigkeit an der Kärntner Front steigerte sich im Fella- Abschnitt und dehnte sich auch auf den karnischen Kamm aus.
Die Dolomitenfront, insbesondere der Naum des Col di Lana, dann unsere Stellungen bei Mater im Suganatal und einzelne Punkte der Westtiroler Front standen gleichfalls unter lebhaftem feindlichen Feuer.
Ruhe.
Südöstlicher Kriegsschauplak.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: vou oefer, Feldmarschalleutnant. Ereignisse zur See.
Am 18. vormittags wurde unweit Sebenico unfer Spital. schiff„ Elektra" von einem feindlichen Unterseeboot bei guter Sicht und hellem Sonnenschein ohne jede Warnung zweimal anlanciert, einmal getroffen und schwer beschädigt. Ein Matrose ist ertrunken, zwei Krankenschwestern des Roten Kreuzes sind schwer verwundet. Eine trasfere Verlegung des Bölkerrechts kann man sich zur See kaum denken.
Am gleichen Vormittag hat eines unserer Unterseeboote vor Durazzo cinen französischen Torpedobootszerstörer, Thy Fourche, torpediert. Der Zerstörer fant binnen einer Minute. R. and t. Flottenkommando.
Fluge heftig beschossen und sind alle unbeschädigt zurüdgekehrt. Gelegentlich einer offensiven Erkundung warf ein anderes franzöfi Baris, 19. März.( W. T. B.) Amtlicher Bericht von sches Fluggeschwader 10 Geschosse auf das Flugfeld von Dieuze Sonnabend nachmittag. In den Argonnen fand im und fünf auf den Bahnhof von Arnabille ab. Abschnitt von Courte Chaussée ein für uns günstig verlaufener Paris , 19. März.( W. T. B.) Amtlicher Bericht von Minenkampf statt. Westlich der Maas beschossen wir konzentrisch Sonnabendabend. In Belgien zerstörte unsere Artillerie die deutschen Schüßengräben in der Richtung auf Höhe 265 und den feindliche Gräben in der Gegend von Boesinghe. Zwischen Oise und Rabenwald . Der Feind antwortete nicht. Destlich der Maas Aisne beschossen wir einen feindlichen Truppenverband, der in Richheftiges Geschüßfeuer in der Gegend von Vaug und mit Unter- tung auf Bassens( nordwestlich von Soissons ) marschierte. Westlich brechungen an anderen Punkten dieses Abschnittes sowie in der der Maas beschoß der Feind die Gegend des Bourruswaldes und Woebre an den Zugängen von Moulainville, Haubiomont, Eparges von Montzéville heftig. Auf dem rechten Maasufer machte der und nordöstlich von St. Mihiel . Weittragende Geschüße beschossen Feind im Laufe des Tages nach heftiger Artillerievorbereitung eine die gange Nacht die Straße Apremont- Vigneulles, auf der man Reihe von Teilangriffen zwischen dem Dorfe Vaug und dem Wald feindliche Regimenter im Anmarsch nach Norden gemeldet hatte. südlich vom Gehöfte von Haudremont. Durch unser SperrVom übrigen Teil der Front ist tein wichtiges Ereignis zu melden. feuer angehalten, konnte er nirgends unsere Gräben erreichen. Luftkampf. Im Verlaufe des gestrigen Tages wurden Unsere Batterien waren sehr tätig auf der gesamten Front, namenttros des Nebels und der tiefhängenden Wolfen Luftkämpfe in der lich in der Wocore, wo ihr Feuer ein Schießbedarfslager im Walde Gegend von Verdun geliefert. Es kam zu 29 Verfolgungsflügen, von Moranville in die Luft sprengte. In Lothringen machten die in deren Verlauf 32 ernste Kämpfe geliefert wurden. Ein Fokker- Deutschen einen Angriff gegen unsere Stellungen in der Gegend flugzeug schien schwer getroffen zu sein In der Nacht zum von Thiaville. Einige feindliche Truppenteile, die in unseren vor18. März hat eine Gruppe von 17 Kampfflugzeugen 54 groß- dersten Graben einzubringen vermochten, wurden durch einen sofalibrige Geschosse abgeworfen, davon 40 auf den Bahnhof von fortigen Gegenangriff wieder hinausgeworfen. Gegen 7 Uhr abends Conflans und 14 auf den Bahnhof von Me z. Die Geschosse haben warf der Feind zwei großkalibrige Geschosse in Richtung Belfort . ihr Ziel gut getroffen. Es wurden zahlreiche Explosionen auf Belgischer Bericht. Die Artillerietätigkeit hat auf unStraßen und drei Feuersbrünste auf dem Bahnhof von Met ferer Front an Heftigkeit zugenommen, besonders in der Gegend Les Sablans festgestellt. Die Flugzeuge wurden auf ihrem von Digmuiden und Noordschoote.
Russische Kriegsheher am Pranger.
Ein Telegramm melbefc dieser Tage, daß der im Serbft pers abschiedete Kriegsminister Sju cho mlinow einem allerhöchsten Gerichtshof übergeben werden soll. Nach Tangent Strauben gab der Zar hierzu seine Einwilligung, denn das Material gegen Ejuchomlinow, der ungeheurer Mißbräuche und Unterschleife beschuldigt wird, scheint so erdrüdend zu sein, daß man die Angelegenheit nicht einfach unter der Hand" abtun tann. Nodh ncilid Hat der Statredner der sozialdemokratischen Fraktion, Genoje fobelew, in der Duma von Bestrebungen der Regierungsfreise zu berichten gewußt, die auf eine Dedung und Rehabiliti. rung Sfuchomlinows hinauslaufen, es ist aber faum apeifelhaft, daß die Duma, wenn ihr eine längere Existenz beschieden ist, in dieser Frage unnachgiebig bleibt und sie nach wie vor als Giuri bod gegen die bestehende Regierung benutzt.
Wenn verschiedene Anzeichen nicht täuschen, spielt hierber neben der Tatsache, daß Suchomlinom die Duma wissentlich getäuscht und die Rüstungen vernachlässigt hat, auch der Umstand mit, daß der frühere Kriegsminister zu den tätigsten Mitgliedern der sogenannten Kriegspartei gehörte, die mit ihrem Gabeltaffeln und ihren fortgesezten Probotationen nicht geringere Schuld ant Ariège trägt als bie Striegsparteien in den anderen Bändern, Bei aller Durchhalte" stimmung, die auch die bürgerlichen Barteien Rußlande tennzeichnet, scheint diese Einsicht doch mehr und mehr bei ihnen Boden zu gewinnen.
Einen indirekten Beweis dafür liefern die heftigen Angriffe, die die liberale Presse jest gegen ein Mitglied der sauberen Kumpanei richtet, die das Kriegsfeuer zu entzünden geholfen hat, uut sich später an ihm recht gründlich die Hände zu wärmen. Es ist zivar eins der auf der gesellschaftlichen Stufenleiter am niedrigsten stehenden Mitglieder, ein übel beleumundetes Subjeft, bq3 Den hochgestellten Kriegstreibern als Berfzeug, als Zwischenträgr, als Lockspiel diente, aber schon die Tatsache, daß die öffentliche Kritik sich an ihn heranivagt und daß offen die Fäden zwischen ihm und den Höhergestellten aufgebedt werden, beweist die Richtigkeit. unserer Auffassung. Es handelt sich um den Zei tungskorrespondenten Rschewsky, der zu den höchsten Persön lichkeiten in nahen Beziehungen stand und vor einigen Tagen in Petersburg verhaftet wurde. Die Retsch", die diefer Angelegenheit einen Reitartikel midmet, schreibt über ihn:
" Dieser Rschemsty hat sich schon lange eine ganz bestimmte Reputation erworben. Schon längst ist er durch ein Urteil des Kriminalgerichts gebrandmarkt. Diese Tatsache hinderte ihn jedoch nicht, um die Zeit, wo ein jebiger Minister( gemeint ist der Minister des Innern Chwoftom) Gouverneur in NishnijNowgorod tvar, in dem dortigen Offiziosus Unterschlupf zu
Rschewsth verstand die ihm erwiesene Duldsamfeit" nicht genügend zu würdigen, er beging wieder ein Kriminalbergehen und wurde fortgejagt. Aber auch sein zweiter Fall unier bindet seine Karriere nicht. Er wird Journalist. und siedelt nach Petersburg über, wo er in Sensationsblättern arbeitet. Auf eigene Art! Wer entsinnt sich nicht des aufsehenerregenden Artikels in den Birschewija Wedomosti": Wir sind be reit!" Diefe Bereitschaft" fündigte niemand anders an als Rschewsky, der den Artikel unter dem Dittat des Kriegsministers Sfuchomlinows und in Gegenwart des jekt ( wegen Hochbertats) hingerichteten Obersten ( Bekanntlich spielte dieser Mjaffojedom fchrieb." Artikel in der deutsch - russischen Preßfehde im Frühsommer 1914 eine bedeutende Rolle.)
„ Der Krieg brach aus fährt die Retsch" fort und fand Rschewsky natürlich in den ersten Reihen. Er wurde einer der Gehilfen Purischkewitschs( des bekannten echtrussischen Führers), nach einigen Monaten jedoch mußte er von seinam Boften entfernt werden. Er begann sofort an einer anderen Stelle zu arbeiten", mit dem Ergebnis, daß jest eine Reihe Anklagen wegen Betrugs, Unterschlagung ufm. gegen ihn schwebt. Indeffen konnte er parallel damit noch eine besondere Rolle spielen, die die Nowoje Wremja" als die Rolle eines Azeff von ganz neuer Formation Tennzeichnete und die führende Mitglieder des Kabinetts( gemeint ist der Ministerpräsident Stürmer) beranlaßte, sich näher mit dieser Angelegenheit zu befassen und Rschewsky persönlich zu; vernehmen.
Diese eigenartige erflechtung der Dinge macht Rfchewsky nun zum Mittelpunkt des IIgemeinen Interesses. Je ernster der Augenblid ist, desto stärker fesselt jeden schon die Möglichkeit solcher Verflechtungen. Rschewsky spielte teine Komödie und trug keine Maske: mit ihm sprach und verkehrte man wie mit einem Menschen von schmählichstem Ruf, das hinderte aber feineswegs seine Sarriere. Im Gegenteil: dem Jäger lief das Wild felbst in die Armc.