Dies offel tf£ SSS MZH ikW SiiS SHKmnsks. Größer? Gs> sä?ren erwartet De Streel auf dem Gebiete der Beziehungen zwischen Frankreich und den anderen Ländern. Vor dem Kriegs war die Zahlungsbilanz für Frankreich günstig: die Differenz zwischen Einfuhr und AuSkuhr wurde durch die im Auslände placierten französischen Anleihen und die Ausgaben der ausländischen Reisenden in Frankreich kompensiert. Diese Situation würde sich nach dem Kriege schroff ändern. ES würden ungeheure Ankäufe von Produktionsmitteln im Auslände erforderlich fein, um die zerstörten Werke wiederherzustellen. Tie Rohstoffvorräte und Warenlager, die im Kriege erschöpft wurden, müßten neu gefüllt werden. Alle diese Ankäufe würden Frankreich um so teurer zu stehen kommen, als sie bei hohen Preisen und einer entwerteten Valuta ab- geschlossen werden mühten. De Ttreel glaubt nicht zu übertreiben, wenn er annimmt, daß Frankreichs Zahlungsbilanz im ersten Jahr nach dem Kriege mit 4— ö Milliarden und in jedem der folgenden 4— 5 Jahre mit Lf-— 3 Milliarden passiv sein würde. Wo würde nun Frankreich die Mittel hernehmen, um diese un- geheuren Summen zu decken? Ten Optimisten gegenüber, die auf die mindestens 42 Milliarden betragenden ausländischen Werte in Frankreich hinweisen, bemerkt De Streel, der Wert dieser Auslands- papiere würde infolge des Rückgangs der Börsenkurse und der ver, teuerung des Geldes mit einem Schlage auf 28 Milliarden zurück- gehen. Hiervon müßten aber noch 5 Milliarden Werte abgezogen werden, die bereits jetzt oder in nächster Zukunft nach Amerika über» siedeln würden. Uebrig blieben also höchsten« 23 Milliarden. Allein auch hiervon könnten bei weitem nicht alle Werte realisiert werden, da zahlreiche AuSlandSpapiere kaum Käufer finden werden. WaS bliebe also übrig? Die Ankäufe einschränken? Das wäre gleich- bedeutend mit Selbstmord! Tie Produktivkräfte des Landes würden versiegen und im unbarmherzigen internationalen WinschaftSkampf, der nach dem Krieg unvermeidlich sei, würde Frankreich weit zurück» gedrängt werden. De Streel sieht deshalb nur einen Ausweg: die Schaffung cincS großen französische « Kolonialreiche?, das Frankreich die fehlenden Reichtümer liefern könnte! Diese Utopie ist charakteristisch für den sonst so einsichtigen und nüchternen französischen Gelehrten. Er bat die ungeheuren Schäden. die der Krieg auch dem französischen Wirtschaftsleben zugefügt hat, mit unerschrockener Hand geschildert; er hat die trüben Perspektiven richtig gekennzeichnet, die sich seinem Lande nach dem Krieg er- öffnen; sein Blick sucht aber vergebens einen Ausweg au« dieser Sackgasse, und so tröstet er sich mit dem kühnen Sprung in da« Reich der kolonialen Herrlichkeit— als könnte diese mit einem Schlage wieder gut machen, was der„Abnützungskrieg" und die Selbst- zerfleischung der europäischen Völker vernichtet haben.(z)
die schweizerische Neutralität. AuZ der Schweiz wird uns geschrieben: Die Preisgabe ihrer Neutralität durch die Parteinahme für eine der kriegführenden Mächtegruppen würde für die Schweiz zu» nächst da? Ende der FriedenSoase inmitten der sie umgebenden Kriegswüste und sodann das Ende der Schweiz als unabhängiger und selbständiger Staat bedeuten. Diese Vernichtung der schweizerischen Demokratie will aber vor ollem das lohnarbeitende Volk nicht, da« in ihr die politischen Rechte und Kampfmittel besitzt, mit denen e« wirksam und erfolgreicki an seinem eigenen wirtschaftlichen und kulturellen Aufstieg arbeiten kann. Die mit dem internationalen Kapital in bedeutendem Maße versippten schweizerischen Kapitalisten hängen zweifellos an der alten schweizerischen Demokratie nicht mit der gleichen Willensstärke und Entschlossenheit wie die lohn- arbeitenden Klassen, obwohl der Bundesrat gerade während der KriegSzeit alles zur gewinnreichen Förderung der Kapitalsinteresien getan und diesen wichtige Arbeiterinteresien geopfert hat. Darum auch der Mangel an Vertrauen der Arbeiterschaft zu der Lande«- regierung und der Armeeleitung. In diesem Sinn« waren auch die Reden unserer Genossen Grin, m, Sigg, Raine, Graber und Greulich im N a t i o n a I r a t gehalten und in diesem Sinne hatten sie folgende Anträge gestellt:„Tie außerordentlichen Maßnahmen, deren der Bundesrat zur Durchsührung der mit der Aufrechterhaltung der Neutralität verbundenen Aufgaben auf wirtschaftlichem, politischem und finanziellem Gebiet bedarf und deren Grundlagen nicht durch die Verfassung oder durch die bestehenden Gesetze de« Bunde » gegeben sind, unterstehen der dauernden Kontrolle der Bundesversammlung. Der Nationalrat ernennt zur Ueberwachung, Berichterstattung und Antragstellung über die vom Bundesrat ge- troffenen außerordentlichen Maßnahmen eine Kommission von 23 Mitgliedern. Der Bundesrat unterrichtet diese Kommission sortlaufend über die von ihm ge- troffenen außerordentlichen Matznahmen. Cr hält dieser Kommission alle die mit seinen außerordentlichen Maßnahmen im Zusammen- hang stehenden Akten zur Verfügung. Die Mitglieder haben das Recht zur Einsichtnahme in diese Akten, die auf Ver- langen der Kommission zu ergänzen sind. Die Kommission er« stattet dem Nationalrat in jeder Session«inen detail- liev-ten Bericht über ihr« Wahrnehmungen, soweit sich diese zur öffentlichen Erörterung eignen und stellt entsprechende Anträge zur Beschlußfassung." Ein zweiter Antrag lautet:.Die vor dem DibisionSgericht in Zürich von höheren Offizieren entwickelten Ansichten über die Neutralität werden vom Nationalrat entschieden abgelehnt und mißbilligt. Bundesrat und General werden beauf- tragt, gegen Offiziere, die in Verlennung der der Armee gesetzten Ausgaben versuchen, die äußere Politik de« Lande« zu beeinflussen, mit größter Entschiedenheit und Promptheit, nötigenfall« mit so- fortiger Amtsenthebung einzuschreiten." In der Abstimmung wurde der erste Antrag mit ISS gegen 15, der zweite mit III gegen 33 abgelehnt. Was von der überwiegend großen Mehrheit de« National- ratS auf Antrag der Neutralitätökommission beschloffen wurde, ist ein Vertrauensvotum für Bundesrat und General oder Armeeleitung, gleichzeitig allerdings auch— und da« ist der springende Punkt— daS neuerliche Bekenntnis zur ferneren Behauptung der Ilngbhängigkeit und Neutralität der Schweiz mit strenger Unparteilichkeit gegenüber allen Kriegführenden. Eine Neuerung ist da« Verlangen an den Bundesrat, jeder Session der Bundesversammlung ohne weiteres Bericht zu erstatten über die von ihm in der Zwischenzeit getroffenen Maßnahmen. Damit ist auch eine Forderung der Sozialdemokratie erfüllt worden. Ferner wurde die Mitgliederzahl der NeutralitätSkommisfion von 19 auf 21 erhöht. � Unsere schweizerische Parteipresse übt scharfe Kritik an der Haltung der bürgerlichen Mehrheit des Nationalrats, und das Zürcher „VoUSrecht" spricht e» offen aus, daß da« Parlament sich allmächtig und unverantwortlich fühlen würde, wenn e« nicht die Vollsbewegung und die sozialdemokratische Opposition fürchten müßte. Und darum wird diese auch fernerhin mit aller Kraft ihren wichtigen Posten ausfüllen. Die italienischen Interessen in /legppten. Rom , 21. März.(W. T. B.) Meldung der Agenzia Stefani. Zwischen S o n n i n o und dem englischen Botschafter fand
gesiern ein N o ienau s t an s ch statt zur Regelung einiger' zwischen beiden Regierungen hinsichtlich Aegyptens noch schwebenden Fragen. Die italienische Regierung stimmte einer Verlängerung der Amtsdaucr der gemischten Gerichtshöfe zu. Die englische Regierung verpflichtete sich, von Aegypten die Er- nennung eines anderen italienischen Richters bei den genannten Gerichtshöfen zu erlangen. Bei dieser Gelegenheit wurden noch einige Punkte betreffend die eventuelle Aushebung der Ka- pitulationen in Aegypten sowie die Lage der italienischen Kolonial- Untertanen geregelt. Die englische Regierung erklärte, sie habe die Wichtigkeit der italienischen Interessen in Aegypten immer anerkannt und sprach sich formell für den Grundsatz der Gleichbehandlung der italienischen Interessen und Staatsangehörigen in Aegypten , auch bezüglich der Kolonialuntertanen, mit den Bürgern und Interessen jeder anderen Macht au«. Die italienische Regierung gab ihre Zu- stimmuilg unter dieser Bedingung zur eventuellen Aufhebung der Kapitulationen und zu einer Umgestaltung der gemischten Gerichts- Höfe, wenn die anderen Großmächte ebenfalls zustimmen. /totimilitaristischer Kongreß. Stockholm , 21. März.<W. T. B.) Ein antimilita- r i st i s ch e r Kongreß wurde seitens der I u n g s o z i a- l i st e n im Widerspruch mit dem Vorstande der sozialdemo- kratischen Partei in den letzten Tagen hier abgehalten. Drei Teilnehmer, darunter der Abgeordnete H ö g l u n d. wurden gestern wegen Aufforderung zum Ungehorsam gegen die Be- Hörden angeklagt. «Es handelt sich um einen Kongreß deS schwedischen so- zialistischen Iiigendbundcs, der nicht nur Jugendliche, sondern alle radikalen sozialistischen Kreise Schwedens umfaßt. Ter Abg. Höglund nahm als Vertreter des ÄundcS auch an der Zimmerwalder Konferenz teil. Anm. der Red. des„Vorwärts".) Ausbreitung öer chinesischen Revolution. Amsterdam , 2l. März. kW. T. B�) Wie ein hiesiges Blatt erfährt, nicldct der Korrespondent der„TimeS" aus Peking , daß die Rebellen im unbeschränkten Besitz der ProvinzcnJunnan und Kweichow sin d. Sie begannen im Norden damit, die wichtige Stadt Suifu zu besetzen und bedrohen Kualin in Kwangsi und Chungkung in Tzechuan, Ihre eigentlichen Absichten sind unbekannt, offen- bar wollen sie sich des Arsenals in Changtu, der Hauptstadt von Szechuan , bemächtigen. Die Rebellentruppen zählen 30 000 Mann der regulären Armee. Man glaubt, daß sie 13 Batterien moderner Berggeschiitze besitzen, und es ist bekannt, daß sie über Munitionsvorräte verfügen. Der Führer der Rebellen ist Tsaiao.ein Ofstzier, der in Japan ausgebildet wurde und früher Militär- gouverneur von Junnan war. Die chinesische Regierung trifft Vorbereitungen, um binnen sechs Monaten 100 000 Mann inS Feld zu stellen. Em Expeditionskorps von 20000 Mann ist bereits in Szechuan . In der Nachhut sind weitere Divisionen konzentriert. Tie Unabhängigkeitscrklärung von Kwangsi wurde Donnerstag nach Peking ge- drahtet, das bedeutet eine große Ausdehnung der Revolution.____ die öerliner Genossen und öie Steuerfragen. In 13, fast durchweg gut besuchten Versammlungen nabmen gestern abend die Berliner Genossen Stellung zu den neuen Steuern, die von der Regierung als eine wenigstens teilweise Deckung der durch den Krieg ins Ungemessene gestiegenen Ausgaben des Reiches vorgeschlagen worden sind. Eine einheitliche Resolution war diesmal nicht vorgesehen. Die Stimmung in den Versammlungen war aber überall eine einhellige, eine einhellig ablehnende! In der Mitgliederversammlung des sozialdemokratischen Wohl- Vereins für den ersten Berliner Wahlkreis hielt Landtags- abgeordneter Paul Hirsch den Vortrag. Seine vom sozialistischen Geiste getragene Behandlung de» Themas fesselte die Hörer bis zum letzten Augenblick. Er schloß seinen Vortrag mit einem Ausblick in die Zukunft und dem Wunsche, daß die Zeit nach dem Kriege eine einige und geschlossene Partei vorfinden möge. Starker Beifall folgte seinen Ausführungen. Eine Diskussion fand nicht statt. Die Versammlung des zweiten Kreise! in der..V i k- t o r i a» B r a u e r e i" in der Lützowstraße entsprach nicht dem. was man hätte erwarten können, wenn man berücksichtigt, daß das Thema de! Abends die neuen Steuern betraf. Ter Saal hätte über und über mit Interessenten angefüllt sein müssen, daS auszusprechen erfordert da? Gebot der Stunde. Um so mehr, als, wie der Abgeordnete des zweiten Kreise», Genosse RichardFischer. in der Einleitung seines Vortrags betonte, in den letzten 29 Mo- naten fast keine Möglichkeit bestand, innerpolitisch« Fragen von so eminenter Bedeutung in der Leffenllichkcit zu behandeln. Der Redner nahm denn auch die seltene Gelegenheit wahr und zer- pflückte mit Sachkenntnis und Temperament da« ganze Steuerbukett der Regierung und wieö unter vollster Zustimmung der Anwesenden auf die Unmöglichkeit hin. mit solchen Steuern den ReichSfinanzsn wieder auf die Beine zu helfen. DaS rege Interesse, das der Frage des Tages von der arbeiten- den Bevölkerung entgegengebracht wird, zeigte sich mehr bei der Ver- sammlung des sozialdemokratischen Wahlverein» für den dritten Reichstags Wahlkreis. Schon gleich nach 8 Uhr pilgerten zahlreiche Frauen und Männer nach dem Gewerkschaftshause, wo die Versammlung stattfand. Schnell füllte sich der große Saal bis zum letzten Platz. Selbst die Seitenbühne war besetzt, und so mancher mußte noch stehen. Genosse Heinrich Ströbel hielt unter leb- hartem Beifall seinen instruktiven Vortrag, dem die Versammelten mit größter Aufmerksamkeit folgten. Boekers Saal in der Weberstraße bot ein Bild, wie wir es lange nicht mehr gesehen haben. Zwar war eS ja„nur" eine Mitgliederversammlung. Aber eine Volksversammlung hätte auch nicht stärker besucht sein können. Ter Saal bot kaum Platz genug, alle Wahlvereinömitglieder aufzunehmen, die gekommen waren. um sich durch den Reichstageabgeordneten ihres Kreise« über die neuen Steuerpläne der Regierung informieren zu lassen. Noch «ine anders Erscheinung gab der Veranstaltung mehr da» Bild einer Volksversammlung: die polizeiliche Ueberwachung. In Mit« gliederversammlungen haben wir sie seit Jabrcn nicht mehr gesehen. Selbst in Volksversammlungen war sie vor dem Kriege eine seltene Erscheinung. Tie gegenwärtigen Zeiwerhältnisse haben auch diese veraltete Einrichtung wieder zu neuem Leben eyveckt.
Unker mMkeilker Aufmrpksamkeit und Zustimmmig der Ter- sammlung schilderte Genosse Büchner den Einfluß des Krieges auf die wirtschaftlichen Verhältnisse. Nach einer Be- leuchtung der Stsuervorlagen vertrat der Redner unter lebhaftem Beifall den Standpunkt: die durch den Krieg not- wendig gewordenen neuen Steuern müssen so gestaltet werden, daß sie den Wohlhabenden und Reichen, besonders den durch Kriegt- gewinne Bereicherten, nicht aber den schwer um ihre Existenz rin- genden Bolksmaffen auferlegt werden. Im MusikervercinShausc, Kaiser-Wilhelmstraße. hatte sich eine stattliche Zahl von Mitgliedern deS fünften R e i ch S t a g S w a h l- kreise« eingefunden. Der Referent, Genosse Robert Schmidt. kam nach einer sachkundigen Kritik der Sicuervarlagen zu dem Schluß: Unsere Aufgabe bestehe nicht nur in der Kritik der Regierungsvor- lagen, sondern wir müßten auch darlegen, welche anderen Steuer- Pläne in Frage kämm, um die durch den Krieg verursachten Ausgaben zu decken. Diese Aufgabe sei nicht leicht. Die von anderer Seite ausgesprochene Befürchtung. daS zu stark belastete Kapital würde aus- wandern, sei nicht sehr wahrscheinlich, aber in gewissen Grenzen möglich. Viel schlimmer aber sei die andere Möglichkeit, daß Arbeiter in großer Zahl auswandern, weil ihre Existenz erschwert werde. Die! zu verhindern sei die Aufgabe einer einsichtigen Steuerpolitik. Um das durchzuführen, was im Interesse der Arbeiterschaft notwendig sei. müsse unsere Partei einig und geschlossen zusammenstehen. Dann werde auch unser Weg vorwärts und aufwärts führen. Der Vertreter des sechsten R e i ch S t a g s w a h l k r e i s e«, Genosse Ledebour , behandelte in den„Germania-Sälen" die brennend wichtige Frage der Steuern vor übersülltem Hause. Im Einverständnis mit seinen Zuhörern nannte er die Poststeuer eine ..kulturwidrige" Steuer, desgleichen hatte er auch die Versamm- lung auf seiner Seite, als er bezüglich der Verkehrssteuern von „verkehrten" Steuern sprach. Mit zwingender Logik wies er an Hand der Tatsachen nach, daß die neuen Sieuerentwürfe in der heuligen Form nimmermehr die Zustimmung der breiten Volks- Massen finden könnten. In Neukölln fanden 3 Versammlungen statt. Die Leiter der Versammlungen gaben zunächst die Schwierigkeiten bekannt, welche bei Abhaltung dieser Versammlungen zu überwinden waren. In den„P a s s a g e- I e st s ä l e n" waren zirka 699 Personen, größtenteils Frauen, zusammengekommen, um den Abgeordneten ihres Kreises, den Genossen Z u b e i l. zu hören. Diese Versamm- lung wies ohne Zweifel den besten Besuch auf. Der Redner kri- tisierte die neuen Steuerforderungen, er bezeichnet« sie als ein schlechtes Steuerbukett, das für die Sozialdemokratie unannehmbar sei. Die Zuhörer gaben oft ihre lebhaste Zustimmung durch Zurufe zu erkennen. Im„K a r l s g a r t e n" sprach Genosse Eichhorn ebenfalls gegen die Steuerfovderungeii. Redner erläuterte in sachlicher Weise die einzelnen Steuern und ihre voraussichtliche Wirkung.— Diese Versammlung war von zirka 399 Personen besucht. In der K n e s e b e ck st r a ß e nahmen auch zirka 399 Per- sonen an der Versammlung teil. Genosse Braun hatte hier das Referat. In allen Lokalen zeigten die Versammlungsteilnehmer eine starke Mißstimmung gegen die geplanten Steuern und manch un- mutiges Wort über die drohende Mehrbelastung des Volkes wurde aus den Reihen der Besucher hörbar. Außer diesen Versammlungen fanden noch solche in Char- lottenburg im„VolkShauss", in Schöneberg im„Schwarzen Adler", für Lichtenberg -Stralau im Cafö Bellevue und für Pankow -Niederschönhausen im„Kurfürsten " statt. Als Referenten waren für diese Versammlungen vorgesehen die Genossen Adolf Hofsmann, Emanuel Wurm, Arthur Stadthags n und Dr. Joseph Herzfeld . Störende Zwischenfälle wurden aus keiner dieser Versammlungen gemeldet. Die Daheimgebliebenen haben gestern abend gezeigt, daß sie ge- willt sind, die alten Traditionen der Partei aukrccht zu erhalten, und daß die Organisation der Berliner Genossen trotz aller Wirren, welche der Krieg auch in ihre Reihen trug, ein Faktor geblieben ist, mit dein man politisch rechnen muß!
Letzte Nachrichten. Fliegerangriff auf Zeebrügge . London , 29. März.(W. T. B.)(Reutermeldung.) Die Admi- ralität macht bekannt: Heute morgen griffen 59 britische, französische und belgische Flugzeuge, begleitet von 15 Kampfflugzeugen, die deutsche Wasserslugzeugstation Zeebrügge und den Flugplatz Houltade an. Es scheint beträchtlicher Schaden angerichtet worden zu sein. Jedes der Flugzeuge führte durchschnittlich 299 Pfund Bomben mit sich. Alle sind wohlbehalten zurückgekehrt. Ein belgischer Offizier ist ernstlich verwundet.
Das Seegefecht an der flandrischen Küste. London , 21. März. i�W. T. B.) Die Admiralität teilt mit: Gestern morgen sichteten vier britische Zerstörer drei deutsche Zerstörer in der Nähe der belgischen Küste. Der Feind fuhr sofort nach Zeebrügge , verfolgt tun unseren Zerstörern. Während der Fahrt wurden Schüsse gewechselt. Wie man beobachten konnte. wurden zwei Schiffe deS Feindes getroffen. Wir hatten vier Ver- wundete. N o t i z d e s W. T. B.: Wir verweisen auf die amtliche Meldung des Chefs des Admiralstabes. Zum Untergang der„Tubantia". Haag, 21. März.(W. T. B.)?lnlätzlich der unrichtigen Mel- düngen in der niederländischen Presse über Schritte, die bei der deutichen Rcgteruna wegen deS Unterganges der„Tubantia" unter- nommen worden sein sollen, teilt das Ministerium deS A e u tz e r n mit. daß die Ausführung der dem holländischen Ge- sandten in Berlin am Abend des 19. d. M. zugekommenen In- truktionen, denen zufolge er auf Grund der Erklärungen der Per- bnen an Bord deS Dampfers die deutsche Regierung um Ein- leitung einer Untersuchung ersuchen sollte, infolge der inzwischen Pom hiesigen deutschen Gesandten namenS seiner Regierung gbge- gebenen Erklärung unterblieben ist. Haag, 21. März. CW. T B.) Ter ,.N i e u w c C o u r a n t" schreibt, daß die holländische Regierung, nachdem sie im Besitz einer unbedingten Zurückweisung joder Verantwortung für den Unter- fang der„Tubantia" von deutscher Seite ist, darin einen Anlaß inden könnte, sich mit einem Ersuchen um Einleitung einer nähe- ren Untersuchung an die britische Regierung zu wenden. Wenn aus dieses Ersuchen eine entschiedene Verneinung einliefe, wäre die Schwierigkeit wegen der in dieser Angelegenheit durch die Re- gierung einzunehmenden Haltung einigermaßen verringert, da sie dann im Besitze von zwei völlig gleichwertigen Erklärungen wäre. — Das„Baderland" hälte den Augenblick zu einem gemeinsamen Vorgehen der interessierten Mächte wegen der bedrohten Schiffahrt für günstig.