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/lus Industrie und Handel. Rußland kauft Kohlenftlder. Wie.Politiken' aus Bergen meldet, verhandelt die russische Regierung mit einer amerikanischen Gesellschaft über den Ankauf der Kohlen- selber an der Adventbah auf Spitzbergen , die bis- ber von dieser Gesellschaft abgebaut worden waren. Die Kauf- summe soll dem Vernehmen nach 1320 Millionen Dollar betragen. Tie Russen wollen die Kohlen zum Betriebe der Murmanbahn und für die in Aussicht genommene Flottenstation an der Murmanküste benutzen.(W. T. B.)_

Kriegsgewmne. Die Bremer Rolandmühle, L.-G., in Bremen verteilt wieder 17 Proz. Dividende. Die Vereinigten Fränkischen Schuhfabriken vorm. Max Brust in Nürnberg haben 1913 glänzend abgeschnitten. Der Reingewinn stieg von 710 733 auf 1 261 III M., die Dividende von 7 auf 15 Proz. Die Ballonfabrik August Riedinger , S.-G. in Augsburg , kann für das erste Geschäftsjahr ebenfalls 15 Proz. Dividende verteilen. Reingewinn 293 683 M., Abschreibungen 133 946 M. Gebr. Krüger u. Co.. Metallwarenfabrik in Berlin , erhöhen ihre Dividende von 10 auf 15 Proz. Die Maschinenbau -Anftalt und Eisengießerei vorm. Th. Flöther, A.-G. in Gassen i. d. Lausitz, beschert ihren Aktionären 14 Proz. lt. V. 12 Proz.) Die C. Heckmann, A.-G. in Duisburg , steigert ihre Dividende von 7 auf 13 Proz. Die Ravensberger Spinnerei schlägt die Verteilung von 12Vz Proz. Dividende vor st. V. 12 Proz.). Die'Deutschen Zündholzfabriken, L.-G. in Lauen- bürg, erzielten nach 160 000 M. Abschreibungen li. V. 87 646 M.) einen Reingewinn von 814 000 M. st. V. 252 783 M.). Sie ver­teilen daraus 12 Proz. Dividende st. P. 8 Proz.). Die Faradit-Jsolierrohrwerke Max HaaZ, A.-G. in Reichenau bei Chemnitz , bereitet den Aktionären(Tüllfabrik Flöha) eine angenehme Ueberraschung. Sie blieb im Vorjahre dividendelos und zahlt jetzt 12 Proz. Die Bereinigten Fabriken landwirtschaftlicher Maschinen, vorm. Epple u. Buxbaum in Augsburg , erhöhten ihre Dividende von 8 auf 12 Proz., den Neberschuß von 409 443 aus 739 473 M. Die Aktien färberei Münchberg verdoppelt die Dividende von 6 auf 12 Proz. Die Mannheimer Gummi«, Guttapercha« und Asbestfabrik wird 11 Proz. Dividende verteilen gegen 8 Proz. im Vorjahre. Ten Reingewinn erhöhte sie von 317 833 auf 366 334 M. Die Kammgarnspinnerei Wernshausen steigerte ihren Reingewinn von 192 136 auf 257 846 M., die Abschreibungen von 93106 auf 136 739 M. Die Vorzugsaktien erhalten 11 st. V. 9), die Stammaktien 10 fi. B. 8) Proz. Dividende. Die Greppiner Werke erhöhen ihre Dividende von 10 auf 11 Proz._

Ttoe Groß-öerlin. Em ßeiertag. Nm dergangenen Sonntag bin ich vom Mahlsdorfer Bahnhof nach der Laubenkolonie Kaulsdorf -Obericld spaziert. Es ist jetzt schön draußen in den Laubenkolonien. Schnee- glöckchen und Krokus heben überall die weißen Blütenbüschel und die buntcli Kelche onipor. An den Obstbäumen sind die braunen Knospen fast- und kraftgeschwollen, und die Sträucher sind schon mit dem lichtgrünen Hauch der ersten Blättchen übersponnen. Ueberall wird fleißig gearbeitet: Bäume und Sträucher werden beschnitten und aufgebunden, Spargelbeete werden geschichtet und allenthalben wird der Boden für die Aufnahme der Saat vorbereitet. Noch ein Paar Sonntage, dann wird hier draußen alles grünen und blühen... Und doch: Kriegswirkungen auch hier draußen. Mehr wie nur einmal finde ich an einzelnen Besitzungen eine Tafel: Zu verkaufen". Und auf die Frage:Warum?" antworten die Nachbarn:Er ist gefallen." Und unaufgefordert erzählen sie vonihm": er hatte solche große Freude an dem Wachsen und Blühen in seinem kleinen Eigentunt, er hat es so teilnahmsvoll betreut, und soviel Sorgfalt und Liebe hat er darauf verwendet. Und nun liegt er im Osten oder im Westen mit Tausenden und aber Tausenden im Grab. Der Frühling ist wieder gekommen und findet ihn nicht mehr. Vom Ende der Kolonie führt der Weg durch die Riesel- selber der Stadt Berlin nach Hellersdorf und Hönow , dem Dorf derschweren" Bauern. Ter Weg ist schön, der aus der Enge der Kolonie ins Weite führt. Zur Seite säumt ihn Weiden- und Eichengesträuch und ein leise klickerndes Wasser. Und der Blick sieht weit voraus immer auf ein Stückchen Welt, das von hohen Bäumen wie überdacht ist... Hinter dem Gebüsch eines Wegeknicks treten nun ein Paar Menschen hervor, die ich beim Näherkommen als eine Mutter mit Tochter und Sohn erkenne. Es sind einfache, fast ärm- lieh gekleidete Leute; die Frau ist groß und hager, die beiden Kinder sind elf- bis dreizehnjährig. Langsam kommen wir uns näher.. Und schließlich erkenne ich auch weshalb: die Mutter_ trägt einen schweren Sack mit Kartoffeln, und die Kinder schleppen sich jedes mit einer großen Tasche voll des kostbaren Gutes... Am Sonntagnachmittag sind sie aufs Dorf gegangen, um Kartoffeln zu bekommen. Am Sonntagnachmittag schleppen sie sich mit der Last. Auf dem Rückwege bin ich ihnen wieder begegnet. Sie saßen im Bahnhof Mahlsdorf auf einer Bank... müde und still... Und ich dachte nach über den Sonntag dieser armen Menschen, ihren Feiertag...

Reiche Beute machten Einbrecher im Konfektionsviertel. In dem Geichäüshnuse Jerusalemer Str . 23. an der Ecke der Kronenstraße, befindet sich außer anderen Betrieben auch die Kostümrockfabrik von Arnold Gelbarl. Ihre Räume liegen im ersten Stock nach der Kronenstraße zu. Sie wurden am Sonnabend bei Gefchästsschluß ordnungsmäßig verschlossen. Im Laufe des Sonntags besuchte sie niemand aus dem Betriebe. Am Montagmorgen entdeckte man. wie nachträglich bekannt wirb daß entweder in einer der beiden Nächte oder den Sonntag über Einbrecher dagewesen waren. Sie haben wahrscheinlich mit Nachschlüsseln oder Dietrichen die Haustür und die Eingangstür im ersten Stock geöffnet und für etwa 45000 M. fertige Waren und Stoffe gestohlen. Von dem Verbleib ihrer Beute hat man noch keine Spur gefunden. Der Buttcrmangel wird von Schwindlerinnen ausgenutzt. In verschiedenen Stadtteilen besuchen junge Mädchen die Hausfiauen und schwindeln ihnen vor. daß sie durch besondere Verbindungen Gelegenheit hätten, ihnen Butter zu verschaffen. Die leichtgläubigen und vettrauensseligen Frauen geben den Mädchen gern den Kauf- preis gleich mit, warten aber vergeblich auf die Butter. Eine Frau, die sich zur Vorsicht gleich reichlich versehen wollte, büßte 30 M. ein. Die Schwindlerümeu machen zum Teil den Eindruck von zwölf« bis

blerzehnjährtgen Mädchen. Ob sie auf eigene Faust borgehen, oder von anderen benutzt werden, steht noch dahin. Aus der Armenpflege der Stadt Berlin . Für den der Armendirektion zugewiesenen Teil des Armen- Wesens, der hauptsächlich die sogenannte offene Armenpflege umfaßt, ist der Verwaltungsbericht über daS Etatsjahr 1914(1. April 1914 bis 31. März 1915) jetzt erschienen. Die Ausgaben der offenen Armenpflege und der zu ihrer Deckung aus dem Stadtsäckel ge- leistete Zuschuß zeigen, wie der Bericht hervorhebt, eine»außer- ordentlich starke Steigerung'. Im letzten Jahre wurden hier- für fast 15V, Millionen Mark ausgegeben, wovon annähernd 14'/, Millionen durch Zuschuß aus dem Stadtsäckel ge- deckt werden mußten, gegenüber 14'/, Millionen Ausgabe und etwa Millionen Zuschuß im vorletzten Jahre. Die Armendirektion sagt in ihrem Bericht, die Steigerung seiauf die Einwirkung des Krieges zurückzuführen, die in den ersten Kriegs- monaten vor Organisierung der Kriegswohlfahrtspflege be- sonders groß sein mußte." An der Gesamtausgabe des letzten Jahres waren die Unterstützungen in barem Geld oder in Lebensmitteln usw. beteiligt mit rund 12 Millionen Mark, wovon aus laufende Almosen- gelder über acht Millionen, auf laufende Pflegegelder ziemlich l'/z Millionen, auf außerordentliche Unterstützungen ziemlich 2Vz Millionen entfielen. Dazu kam noch die übliche, den meisten Almosenempfängern und Pflegemüttern gezahlte Winterunterstützung sfür Feuerung), die diesmal etwa'/, Million erforderte, so daß die Gesamtaufwendung für alle durch die Armenkommissionen aus- gezahlten Unterstützungen sich auf 12'/, Millionen stellte. Gegen- über dem vorletzten Jahr hatten alle Arten von Unterstützungen ein Mehr von Ausgaben, besonders aber erforderten die außerordent- lichen Unterstützungen, die in der ersten Zeit nach Ausbruch des Krieges in großer Zahl bewilligt werden mußten, eine bedeutende Mehrausgabe. Die 12'/, Millionen Mark für Unterstützungen über« schritten die für diesen Zweck durch den Etat bewilligte Summe um reichlich-/, Million. Daß die Ausgabesteigerung nicht so sehr durch Erhöhung der UnterstützungSbeträge als durch Mehrung der Unter- stützungsempfänger zustande gekommen ist, wird ersichtlich aus einer Zu- sammenstellung über die Zahl der bewilligten Unterstützungen. Der Durchschnitt aus den zwölfMonaten deS Etatjahres ergibt, daß an Unter- stützungen pro Monat gezahlt wurden: im vorletzten Jahr 86 098 Almosengelder, 12732 Pflegegelder, 12 695 außerordentliche Unter« stützungen, zusammen 61 383 Zuwendungen, dagegen im letzten Jahr 36 763'AImosengeldcr. 13 164 Pflegegelder, 16 383 außerordentliche Unterstützungen, zusanimen 66 312 Zuwendungen. Auf je 1000 Per- sonen der durchschnittlichen Bevölkerung kamen im vorletzten Jahr etwa 30, im letzten Jahr aber 33 Unterstützte, wobei freilich auch zu beachten ist, daß vom vorletzten zum letzten Jahr die Bevölkerungs- zusammensetzung sich stark geändert hat. Inzwischen hat im noch laufenden Etatjahr 1913(1. April 1913 bis 31. März 1916) die Unterftütztenzahl wieder abgenommen.

Arbeiter-Bildungsf chule. Heute Mittwoch, abends um S'/o Uhr, findet die letzte Unterrichtsstunde im Kursus des Genossen Eichhorn statt. Die Hörer werden ersucht, sich recht pünktlich zur angegebenen Zeit im kleinen Schnlzimmer einzufinden. Schwerer Straßenuusall. Vor dem Hause Delle-Alliance-Str. 98 lief am gestrigen Dienstag mittags gegen'/,! Uhr der fünffährige Karl Steinmüller beim Spiel so kurz vor einem in der Richtung nach dem Gesundbrunnen fahrenden Straßenbahnwagen der Linie 99 auf das Gleis, daß es dem Fahrer trotz größter Bemühungen nicht möglich war, den Wagen rechtzeitig zum Stehen zu bringen. Der Kleine wurde timgestoßett und geriet unter den vorderen Schutz- rahmen. Erst nach Anheben des Wagens mittels mitgeführter Winden konnte der Verunglückte befieit werden. Das Kind hatte einen Schädelbruch und innere Verletzungen davongetragen und wurde in besinnungslosem Zustande nach dem Urban-Krankcnhause gebracht._ Kein Geburtenliberschuh mehr in Berlin . Die Minderung der Geburten ist in Berlin im Laufe des Winter« fortgeschritten. lieber die Bevölkerungsbewegung liegen Zusainmenstellungcn des Statistischen Amts der Stadt jetzt erst für die Zeit bis Ende Januar abgeschlossen vor. Sie ergeben, daß in den Monaten November, Dezember, Januar die Geburten nicht mehr die Sterbefälle auszugleichen vermochten. In diesen drei Monaten wurden im vorletzten Winter noch 2892, 8163, 3203 Kinder, aber im letzten Winter nur noch 2120, 2247, 2086 Kinder geboren lohne die Totgeborenen). In denselben Monaten starben söhne die Tot- geborenen) im vorletzten Winter 2302, 2774, 2843 Personen, im letzten Winter 2316, 2567, 2444 Personen. Der letzte Winter brachte weniger Sterbefälle als der vorletzte, aber noch stärker war die Minderung der Geburten. Für jeden der genannten drei Monate blieb diesmal die Zahl der Geburten unter derjenigen der Sterbe- fälle. Der Ueberschuß an Sterbefällen betrug für November 196, für Dezember 320, für Januar 838. Den Tod auf den Schienen fand die 20 Jahre alte Strecken- arbeiterin Anastasia Jlkow aus der Rüdersdorfer Straße 12, die auf der Ringbahn beschäftigt war. Sie wollte auf dem Potsdamer Ringbahnhof ein Gleis überschreiten und übersah, daß gerade ein elektrisch betriebener Zug auslief. Der Führer dieses Zuges, der kaum noch einige Meter von der Unglücklichen entfernt war, als diese wider Erwarten das Gleis betrat, konnte ihn nicht rechtzeitig mehr zum Stehen bringen. Das Mädchen wurde überfahren und auf der Stelle getötet._ Zur herrschende« Seifenknappheit. Vom Kriegsausschuß für Oele und Fette wird unS geschrieben: Seitdem eine gewiffe Knappheit an Seifen eingetreten ist, wird den Hausfrauen vielfach empfohlen, aus häuslichen Fettreften und dergleichen sich selbst Seife herzustellen. Dieser wohlmeinende Rat dürfte in Unkenntnis der bestehenden gesetzlichen Bestimmungen erteilt werden. Durch die Bundesratsverordnung vom 6. Januar 1916 ist nämlich die Verwendung von Fetten und Lelen zur Seifen- Herstellung verboten und darf nur im Wege' der Ausnahme erfolgen, wenn eine besondere Genehmigung seitens des Herrn Reichskanzlers erteilt wird. Die Hausfrauen werden daher gut daran tun, ihre Fett- und Oelreste zu sammeln und die- selben einer Seifenfabrik, welche sich diese Genehmigung verschafft hat oder zu verschaffen in der Lage ist, zu verkaufen. Die Selbst- bereitung von Seifen im Hause ist schon aus dem Grunde unzu- läffig, weil hierbei das wertvolle Glyzerin, welches in den Fetten enthalten ist, nicht gewonnen werden kann und verloren geht. Da das Glyzerin einer unserer wichtigsten KriegSrohstoffe ist. bedeutet jede Vergeudung dieses wertvollen Materials«ine Beeinträchtigung der LandeSvertetdigung. Mit den geringen Vorräten an vorhandenen Seifen sollte in den Haushaltungen heute auf das sparsamste gewirtschaftet werden. Noch immer wird bei der Wäsche in unverantwortlicher Weise Seife vergeudet, in vielen Fällen wird hochwertige Kernseife oder Schmier« seife verwendet, in denen der angestrebte Zweck ebensogut durch Verwendung eines billigen Waschpulvers erreicht werden kann. Vor allem aber sollte gegenwärtig ganz davon abgesehen werden, Seifen oder Seifenpulver zum Reinigen von Geschirr und zu Scheuer- zwecken zu verwenden. Für diese Zwecke sollte ausschließlich warme Sodalösung benützt werden, die hierfür dieselben Dienste leistet wie die wertvolle Seife. _(W. T. B.)

Durch einen Sprung aus dem Fenster hat sich gestern morgen der 44 Jahre alte Maurer Ludwig Neumann aus der Gleditschstr. 23 das Leben genommen. Der Mann litt schwer an der Lunge und war dadurch auch nerven« und gemütskrank geworden. In der Ver- zweiflung sprang er morgens um 7 Uhr aus seiner im dritten Stod des Seitenflügels belegenen Wohnung auf den Hof hinab und war sofort tot.

Eine neue Berliner Ringiahnstatio». Ein neuer Haltepunkt wird im Bereich der Berliner Stadt- und Ringbahn am 1. April dem Verkehr übergeben. Es ist dies die neuerrichtete Station Witzleben. Sie befindet sich an der Abzweigestelle der Stadtbahn und der Voll- ringstrecke zwischen den Stationen Westend , Cbarlottenburg und Halensee . Die Haltestelle ist lediglich für den Personenverkehr be- stimmt, Gepäck und Expreßgut werden nicht abgefertigt. Die Eni- fernungen betragen zwischen Witzleben und Westend 1,22 Kilometer, zwischen Witzleben und Charlottenburg 1,81 Kilometer, zwischen» Witzleben und Halensee 1,30 Kilometer. Es werden dort samtliche Stadtbahn-, Nordring- und Vollringzüge halten. Der ErweitermtgSiau des VorortdahnhofcS Baumschulenweg ist soweit vorgeschritten, daß im nächsten Monat die eisenbahntechnische Prüfung und Abnahme wird erfolgen können. Der Bahnhof hat trotz seiner zwei Bahnsteige bei dem dort herrschenden starken Verkehr nicht den Ansprüchen genügt und hat daher jetzt einen dritten Bahn- steig erhalten. Ein Bahnsteig ist für den Verkehr auf der Görlitzcr Strecke bestimmt, während die beiden anderen dem Verkehr der Stadt- bahn und nach dem Potsdamer Bahnhof und dem Zugverkehr nach dem Stadtinnern dienen. Die Inbetriebnahme des neuen Bahnsteiges ist für den 1. Mai in Aussicht genommen. Da? Opfer des Verbrechens, das auf der Lichterfelder Bahn« strecke an einem jungen Mädchen verübt worden ist, konnte nunmehr rekognosziert werden. Es handelt sich um die 18jährige Erna Wagner, der Tochter eines Postbeamten aus Charlottenburg . Dir Familie Wagner hatte am letzten Sonntag nachmittag gemeinsam den Zoologischen Garten besucht. An dem Besuch hatte auch die 18jährige Erna, die bei einer Familie in Südende in Stellung ist, teilgenommen. Gegen 9 Uhr abends verabschiedete sich das junge Mädchen, um nach Südende zurückzufahren. Auf der Fahrt dorthin ist dann das Verbrechen geschehen. Daß eS sich nm ein Verbrechen handelt, wird nach wie vor angenommen; auch die Eltern sind dieser Ansicht, da bei dem lebenslustigen Charakter des Mädchens ein Selbstmord völlig ausgeschlossen erscheint. Andere Umstände sprechen auch dafür, daß ein Unfall nicht vorliegt. Das junge Mädchen hatte, als eS die Fahrt nach Südende antrat, ein Porte- monnaie mit einem größeren Geldbewag bei sich und auch eine lederne Handtasche, die beide verschwunden und zweifellos von dem Täter geraubt worden find. Erna Wagner liegt noch immer im Schöneberger Krankenhause bewußtlos danieder und konnte deshalb bisher noch nicht vernommen werden. RuS Furcht vor der Fürsorgeerzithnng hat sich ber 13 jährige Schüler K. aus der Sedanfwaße 94 in Weißenfee das Leben ge- nommen. Während seine Tante, bei der er wohnte, die Wohnung für kurze Zeit verließ, um eine dringende Besorgung zu machen. erhängte sich K. Als er aufgefunden wurde, war der Tod bereits eingeweten._

7*110 öen Gemeinöen. Stadtverordnetenversammlung in Schöneberg . In der Stadtverordnetenversammlung am Montag brachte die sozialdemokratische Fraktion nachfolgenden Antrag ein: Der Magistrat wird ersucht, in Anbetracht der erneuten großen Steigerung der Preise fast aller Lebensmittel deS Volles die Ge­währung einer weiteren Teuerungszulage für Angestellte, Arbeiter und Hilfskräste in Erwägung zu ziehen." Nachdem gelangten mehrere Etats zur Verhandlung. Aus dem Volksschuletat ist zu entnehmen, daß bedürftigen Kindern auf An- trag der Eltern die in der Volksschule benötigten Lernmittel über- wiesen werden sollen. Die Kinder der Hilfsklasse erhalten diese ohne weiteres. Nach zweijähriger Benutzung werden die Bücher Eigentum der Mnder. Die Mittel für Lernmittel sind infolge der erhöhten Bedürftigkeit verstärkt worden. Ferner wurde der Magistrat ersucht, für die Stellung der Rein- machesrauen in den Schulen eine andere Regelung zu treffen. Die Frauen wurden bisher von den Schuldienern besoldet, die den Frauen die Tage der Siegesfeiern stets in Abzug brachten, obwohl volle Quittung geleistet werden mußte. Die Frauen sollen ständig be- schästigt werden. Dem wurde ebenfalls zugestimmt. Für Einstellung von Ersatzmannschaften für die zum Heeres- dienst einberufenen Mannschaften der Feuerwehr wurden 80 000 M. bewilligt. Die Geltungsdauer der Ordnung über die Versicherung gegen Arbeitslosigkeit ist bis zum 31. März 1917 verlängert worden. Die Erhöhung des Gemeindesteuerzuschlages auf 170 Proz. soll dazu beitragen, den Ausfall des Jahres 1913 in Höhe den 900 000 M. zu decken, daneben aber auch, um im kommenden Geschäftsjahr vorbeugend zu wirken. Ferner sollen die Freischüler der höheren Lehranstalten in der Schulzahnkliitik unentgeltlich be- handelt werden. Für Kriegsausgaben wurden bisher 30 Mill. Mark gezahlt, die nur zu einem bestimmten Teil zurückvergütet werden. Außerdem beschloß die Versammlung, den Assessor Dr. Lohmeycr zum Stadtsyndikus zu wählen. Der eingangs erwähnte sozialdemokratische Antrag gelangt in der Sitzung am 3. April zur Beratung. Vortragsabend der Stadt Neukölln. Dienstag, den 28. März 1916, abends pünktlich 8>/z Uhr, ver- anstaltet die Stadt Neukölln in der Aula der Realschule, Boddin- straße 34/41, den letzten diesjährigen volkstümlichen Vortragsabend. Der von früheren Veranstaltungen her bekannte Herr Otto Wiemer wird ernste und heitere Dichtungen rezitieren. Numerierte Platzkarten a 10 Pf., die zugleich zur kostenfreien Abgabe der Garderobe berechtigen, sind vom 22. März ab im Rat- hause. 2 Treppen. Zimmer Nr. 210, während der Dienststunden so­wie an der Abendkasse von 7'/« Uhr ab erhältlich.

Etatsberatung in Reinickendorf . Die Gemeindevertretung beschloß in ihrer letzten Sitzung, den kommunalen Zuschlag zur Staatsetnkommersteuer von 163 Proz. auf 190 Proz. zu erhöhen. Von dieser Erhöhung wird eine Mehr« einnähme von rund 100 000 M. erwartet. Die übrigen Steuern wurden mit den bisherigen Sätzen in den Etat eingesetzt. Doch wird bei der Grundwertsteuer ein Minderertrag von 84 000 M., bei der Zuwachssteuer von 2300 M. /Gesamtertrag nur noch 1000 M.) und der Umsatzsteuer von 86 000 M. angenommen. Die Bier- und Lustbarkeitssteuern lassen 6000 M. Ausfall erwarten und die Hundesteuer 2000 M. Als einzige Ueberschuß ab- werfende Position erscheint daS Gemeindewasserwerk im Etat. Dieser Ueberschuß von 92 000 M. und der des Steueretats mit 1 438 000 M. dienen zum Ausgleich der Zuschüsse, die alle übrigen EtatS in Höhe von 1345 000 M. erfordern. Eine neue Anleihe im außerordent- lichen Etat zur Deckung des Fehlbetrages aus 1914 und zur Be- zahlung von Zinsen für die von der GrundstiickSverwaltung aufge- nommenen Anleihen hilft den Etat balancieren. Mit den Steuern in der beschlossenen Höhe ist das nur dadurch erreichbar, daß alles, wa« auch nur entfernt mit dem Krieg in Berührung ist, sorgfältig aus dem.Etat ausgeschieden war. Die Kriegsopfer werden die Ge- meinde erst in den künftigen Jahren belasten.

Gemeindewahlergebnisse. Marienfclde. Da bei den am Sonntag, den 19. d. Mts., statt« gefundenen Wahlen zur Gemeindevertretung eine Verständigung erzielt worden war, vollzogen sich die Wahlen kampflos. Es wurden gewählt in der dritten Klasse: Gastwirt' Wilhelm Manntz, Genosse Fritz Greulich. In der Ergänzungswahl für den gefallenen Gärtnereibesitzer Mertens der Eigentümer Wilhelm Lewerenz. Die Beteiligung war sehr gering, es wurden nur 113 Stimmen ab- gegeben. Friedenau . Bei der gestern vollzogenen Gemeindevertreterwahl wurden die Genossen Paul Richter und Ferd. Paasch« gegen eine Stimme wiedergewählt,