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d'ern bestimmte Einkvendungen gemacht haben. Ich fordere die Redaktion dringend auf, mir irgendeinen Artikel aus demVorwärts" oder aus einem ande- ren Parteiblatt zu nennen, in dem ich noch nach Mitte August 1914 in irgendwelche: Form für die Kreditverweigerung eingetreten bin. Richtig ist vielmehr, daß sich alsbald zwischen uns allerlei Meinungsver- schiedenheiten einstellten, besonders in bezug auf Englands Ab- sichten, die mir aber zunächst kein ausreichender Grund schienen, mit meinen früheren Redattionslollegen zu brechen. Seit 1893 war ich einer der häufigsten Mitarbeiter, seit 1995 politischer Re- dakteur desVoUvärts" gewesen, der an 99 999 Abonnenten ge- Wonnen hatte, da wirft man das wird jeder verstehen, der je- malS   in einer Redaktion gesteckt hat nicht sofort bei Meinungs- Verschiedenheiten die Flinte ins Korn. Ferner, die Redaktion desVorwärts" wirft mir vor, eS sei illoyal von mir gewesen, dag ich ineinen Kollegen nicht vorher meine Aicinungsänderung mitgeteilt, sondern sie eines Tages aus dem Lager der Mehrheit angegriffen hätte. Ich muß aufrichtig ge- stehen, daß ich diesen mehr als seltsamen Vorwurf nicht verstehe. Gemeint kann nur meine BroschüreParteizusammenbruch?" sein. Diese alber ist im März 1915 erschienen. Wie aber die Redaktion selbst schreibt, hätte ich ihrer Meinung nach nur bis Mitte Oktober 1914 auf ihrer Seite gestanden meine sogenannte MeinungS- änderung war ihr also doch längst vor Erscheinen der Broschüre bekannt. Nichtig ist allerdings, daß ich der Redaktion nicht vorher formell angezeigt habe, ich würde nächstens eine Broschüre über die Verwirrung in unserer Partei schreiben. Eine solche Verpflichtung vermag ich in keiner Weise anzuerkennen, und zwar um so wem- ger, alScS völlig unwahr ist, wenn dieVorwärts"- Redaktion behauptet, ich hätte sie angegriffen. In der ganzen Broschüre ist derVorwärts" und seine Haltung nicht ein einziges Mal erwähnt worden, noch ist darin irgendwo etwas gegen jene Abgeordnete gesagt, die gegen die Kriegskredite gestimmt hatten. Zudem ist es nichts als Selbsttäuschung derVorwärts"- Kollegen, wenn sie sich für dieUnentwegten" halten und meinen, sie hätten damals schon genau dieselbe Stellung eingenommen wie heute. Wer die Nummern desVorwärts" vom August bis No- vember 1914 aufmerksam durchliest, findet darin die sonderbarsten Schwankungen. Die klein« von der Generalkoinmission der Ge- werkschasten herausgegebene Schrift:Vom Umlernen während de» Kriege»" liefert dafür ein überreiche? Be- weismaterial, das sich noch nach den verschiedensten Seiten hin er- gänzen ließe. Hier nur eine Probe! Könnten wohl heute noch, wie am 13. August 1914, als Redaktionsmeinung folgende Zeilen imVorwärts" stehen? Bebel war weit entfernt von jeder bürgerlichen Friedens- schwärmerei, die vor den harten Tatsachen die Augen schloß und vermeinte, durch wohlgemeinte Predigten die dem Kapitalismus inuewohnenden Gegensätze aus der Welt schwätzen zu können. Er war tief durchdrungen von der Ueberzeugung, die auch Marx und Engels immer vertraten, daß die völlige nationale Selbständigkeit und Freiheit, die Beseitigung jeglicher nationalen Irenidherr schaff, die un- bedingte Sicherung des eigenen Landes vor jeder Invasion eines fremden Eroberers die Grundbedingung für die ungestörte Entwicke- lung der Aroeiterbewegung i st." Solche imVorwärts" immer wieder hervortretende Anfchau- ungen ließen mich hoffen, daß nach der Abflauung einer gewissen ÄriegSnervosität ein Wiederzusammenarbeiten auf gleichem Boden sehr wohl möglich sein würde. Das war freilich, wie ich heute zu- gebe, ein« Illusion. Schon im Noveurber/Dezember 1914 zeigte sich mehr und mehr, daß zwischen unseren Auffassungen doch zu MMnigfache Unterschiede vorhanden waren. Viel illoyaler verfuhr dieVorwärts"-Redaktion, indem sie in derVorwärts"-Nummer vom 4. April über meine Broschüre eine Rezension brachte, die mit unzulässigen Unterstellungen und Ver- dächtigungen operierte. Ebenso unrichtig ist es, wenn dieVorwärtS"-Redaktion be- hauptet, sie hätte mir nur einen, höchstens zwei Artikel zurückgesandt. Es sind vier, nämlich einen Artikel zu Ostern 1915, einen Artikel im August 1915 über Englands Kriegswirtschaft, einen Artikel Ende Dezember 1915 über die damalige französische  Anleihe und einen Artikel Mitte Januar 1919 über Englands Spiel auf dem Balkan  . Nun wird vielleicht mancher Genosse sagen: Ja, was mag Cunow aber auch darin geschrieben habenl" Wie schon die Themata zeigen, habe ich, um nicht unnütz«inen Streit zu provozieren, absichtlich vermieden, Parteistreitfragen imVor- wärtS" zu behandeln. Tatsächlich ist es denn auch geradezu kurioS, was alles die Redaktion beanstandet hat. So hat z. B. in dem vor- jährigen Lsterartikel folgende Stelle ihr Bedenken erregt: Gewiß, das Ziel des Krieges ist der Friede; aber nicht ein fauler in Waffen starrender Friede, der die Lebenskräfte der Nation aufzehrt, sie nicht zu friedlicher Betätigung ihrer Kräfte kommen läßt, alle in fortwährender Spannung und in steter Be- fürchtung neuer kriegerischer Verwickelungen hält und die Rück- kehr zu einem geordneten, dem Wiederausbau des Zerstörten dienenden Wirtschaftsleben hindert. Erste Friedensbedingung ist die Sicherung der deutschen   Nation als eines politisch völlig selbständigen Staatswesens und die Erhaltung der Möglichkeit für das deutsche   Volk, seine starken Lebenskräfte frei und unge- hindert im friedlichen Wettbewerb der Völker zur kulturellen Ent- Wickelung bringen zu können: eine Forderung, die auch für die deutsche Arbeiterklasse erste Voraussetzung und zugleich Grund- beduigung des Erfolges ihrer politischen und wirtschaftlichen Be- strebungen ist." Recht charakteristisch für das schnelleUmlernen" der Re- daltion! Am 13. August 1914 hatte derVorwärts" noch Bebel gelobt. weil er die völlige nationale Selbständigkeit und Freiheit, die Be- feitigung jeglicher nationalen Fremdherrschaft, die unbedingte Siche- rung des eigenen Landes erstrebt hatte; Ostern 1915 dünkte es der Redaktion bereits zuviel, auch nur zu verlangen, daß dem deutschen  Volk die Möglichkeit gewahrt werden müsse,seine starken Lebenskräfte frei und ungehindert im fried- lichen Wettbewerb der Völker zur kulturellen Entwickelung bringen zu können." Außerdem hat aber die Redaktion desVorwärts" ganz bar- barisch in vielen meiner Artikel mit dem Rotstift herumgewirt- schaftet, so daß ich wiederholt beim Parteivorstand leider nutz­los Protest erheben mußte. Manche» mag wohl die militärische Zensur gestrichen haben, anderes aber ließ einfach die noch ge- strengere Zensur der Reaktion oder, wie sie es nennt, ihrePflicht" nicht zu. Daß ich seit mehr als einem Jahr meine» Wissen» seit November 1914 nicht mehr an den Redaktionskonferenzen teil- genommen habe, gebe ich zu. Aber es waren gute Gründe, die mich dazu bestimmten. Für das zweifelhafte Vergnügen, mich immer wieder hcrumzustreitcn ohne jede Aussicht, meine Ansicht zur Geltung bringen zu können, habe ich keine Neigung. Vielmehr bin ich in dieser Hinsicht der Ansicht, die Auer auf dem Dresdener Parteitag in die Worte kleidete:Da» hält ja kein Viech au»!" Heinrich Tunow.
«mg m Wen SMWlNs. Amtlich. Große» Hauptquartier, den 10. April 1916.<W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz. In de» gewonnenen Trichterstelluugeu südlich do» St. Elvi wiese» unsere Truppen WicdereroberungSverfuche feindlicher Handgranatenabteiluvgen restlos ab. Die Miueukämpfe zwischen dem Kanal von La BasiSe und ArraS   habe» in de» letzten Tage» wieder größere Lebhaftigkeit angenommen. Auf dem Westufer der MaaS   wurden B6thincourt und die ebenso stark ausgebauten StützpunkteAlsace  " und Lorraine  " südwestlich davon abgeschnürt. Der Gegner suchte sich der Gefahr durch schleunigen Rückzug zu ent- ziehen, wurde von den Schlesiern aber noch gefaßt und büßte neben schweren blutigen Berlusteu hier 14 Offiziere nud rund 769 Man« au uuverwnndeteu Ge- fange«««, 2 Geschütze und 13 Maschinen- g e w e h r e ein. Gleichzeitig räumten wir uns unbequeme feindliche Anlagen, Blockhäuser und Unterstände an ver- schiedeuen Stelleu der Front aus, so dicht nördlich des Dorfes Avocourt und südlich des Rabenwaldcs. Auch bei diesen Einzelnuternehmungen gelang e», die Franzosen ernstlich zu schädigen; an Gefangenen verloren sie außer- dem mehrere Offiziere, 276 Manu. Rechts der Maas wurde in ähnlicher Weise eine Schlucht am Südwestraude des Pfefferrückens gesünbert. 4 Offiziere, 184 Mann und Material blieben in unsere» Händen. Weiter östlich und in der Woevre fanden ledig« lich Artilleriekämpfe statt. Im Lustkampf wurde südöstlich von Damloup und«ord- östlich von Chatean-SalinS je ein französisches Flugzeug abgeschosicu. Die Jnsaffeo des erstereu find tot. Je ein feindliches Flugzeug wurde im Absturz in das Dorf LooS und in den Caillette-Wald beobachtet. Oestlicher und Balkan  -Kriegsschauplatz. Keine Ereignisse von besonderer Bedeutung. Ober st e Heeresleitung. O Dn MmeMwe senmMMW. Wien  , 19. April.<W. T. B.> Amtlich wird verlautbart: Russischer und südöstlicher Kriegsschauplatz. Unverändert. Italienischer Kriegsschauplatz. Im Görzischcn hielt die feindliche Artillerie die Ortschaften hinter unserer Front unter Feuer. Ein Caproui-Flugzeug wurde bei seiner Landung nächst Lucinico durch unser Geschützfcuer vernichtet. An der übrigen Front dauern die gewöhnlichen Artillerie- kämpfe fort. Im Suganatal schoflen die Italiener Caldonazzo in Brand. Auf Riva warfen feindliche Flieger Bomben ab. An der Ponalestrasie gelang eS dem Gegner, sich in einigen vor- geschobenen Gräben südlich Spcronr festzusetzen. Der Stellvertreter des llhcfs des Generalstabe», v. H o e f e r, Fcldmarschallcutnant.
Wir behalten uns vor, auf die heuttge Erwiderung des Parteivorstandes mit einigen Worten zurückzukommen. Wir haben keine Ursache, von unseren Darlegungen in der Sonntags- nummer etwas zurückzunehmen. Zur Erwiderung derAbwehr" CunowS fei folgendes gesagt: Die Redaktionserklärung zur Äreditabstimmung ist zwar bereits ani 4. August vom Kollegen Cunow verfaßt worden. Sie wurde aber erst mehrere Tage später endgültig formuliert und von sämtlichen Kollegen einzeln unterzeichnet, d. h. zu einer Zeit, als die Kriegserklärung Englands bereits vorlag. Wenn also nach Cunows Auffassung die ganze Kriegslage durch die Beteiligung Englands ein ganz anderes Aussehen erfuhr. dann hätte Genosse Cunow ja schon damals seine Unterschrift verweigern können oder müssen. Tatsächlich hat aber Genosse Cunow, wie er selbst zugibt, noch einige Monate lang danach die Auffassung der Redaktion im wesentlichen für berechtigt gehalten. Die erwähnte Erklärung geht ja auch von einer allgemeinen Auffassung über den Charakter dieses Krieges aus, der durch das Eingreifen Englands nur noch deutlicher geworden, aber keineswegs geändert worden ist. Die Uebereinstimmung Cunows mit der Redaktion bezog sich also nicht allein auf die Kreditfrage, sondern auf die gesamte Auffassung über den Charakter des Krieges und über die Auf- gaben der Arbeiterklasse im Kriege. Wenn nun Genosse Cunow weiter behauptet, daß in der Redaktion selbst keine einheitliche Meinung bestand, so hat er darin recht und unrecht. Alle Kollegen waren im August 1914 mit der Frattionshaltung nicht einverstanden, wobei zwei oder drei Kollegen in ihrer Begründung dieser Kritik von den übrigen Redaktionskollegen etwas abwichen. Einzig Genosse Cunow ist inzwischen zu einem der Wortführer der Fraktionspolitik geworden. Auch jetzt denken die RedaktionL- kollegen keineswegs uniform über alle wichtigen politischen Fragen; was natürlich nicht ausschließt, daß ihre kritische Hallung gegenüber der Politik der Fraktionsmehrheit und des Parteivorstandes nach wie vor weiter besteht. Wenn Genosse Cunow uns in diesem Zusammenhang dringendauffordert", ihm irgendeinen Artikel aus irgend­einem Parteiblatt zu nennen, in dem er für die Krcditver- Weigerung eingetreten ist, so können wir diese Forderung nur als naiv bezeichnen. In keinem Parteiblatt hat aus den Gründen, die auch die Veröffentlichung der von Cunow ver- faßten und unterzeichneten Erklärung verhinderten, in den ersten Kriegsmonaten irgendein Artikel für die Kredit- Verweigerung erscheinen können. Als das möglich wurde, war Cunow bereits ins Lager der Fraktionsmehrheit eingeschwenkt. Genosse Cunow kann es sich bei dieser Gelegenheit nicht versagen, mit den von der Generalkommisston beliebten Mitteln auf einigeUnstimmigkeiten" in der RedakttonS- führung während der ersten KricgSmonate hinzuweisen. Genosse Cunow weiß dabei auS seiner eigenen Redaktions- präzis nur zu gut, daß gerade bei kollegialer Redattion ge- wisse Nuancierungen sonst gleicher Anschauungen vorkommen. Dabei wollen wir es ganz unerörtert lassen, ob nicht auch heute noch die von ihm zitterten Sätze von der Redaktion ge- billigt werden. Cunow verläßt sich übrigens bei seinem Zitat zu sehr auf den Scherenhelden der Generalkommission, denn gleich nach den von ihm erwähnten Sätzen heißt eS:
Nicht wehrlos wollte er(Bebel) sein Volk machen. sondern wehrhast und stark durch eine demokratische Hecrcsverfassung, die die Verfügung über eine Waffenmacht dem Volke selbst gibt." Der Arttkel zum Gedächtnis Bebels   will also(in der unter Zensurverhältnissen notwendigen Form!) etwas ganz anderes sagen, als Cunow hineinlegt. Es gibt jedenfalls ein ganz falsches Bild von der Stellung Cunows zur Gesamtredaktton, wenn er behauptet, daß zwischen seinen und unseren Auffassungen von Anfang an mannigfache Unterschiede vorhanden waren. Solche Unter- schiede sind erst dadurch entstanden, daß Genosse Cunow seine Anschauungen mehr und mehr g e ä n d e r t hat. Zu irgend welchen Auseinandersetzungen Genosse Cunow spricht sogar von Herumstreiten ist es innerhalb der Redaktion mit dem Genossen Cunow gar nicht gekommen. Cunow hat, so lange er an den Redaktionskonferenzen überhauptteilnahm, niem als Wider- spruch gegen die Gesamthaltung der Redaktion erhoben. Erst einige Monate, nachdem er unseren Konferenzen völlig fern geblieben war, erfuhren wir auf Umwegen(durch eine Acußerung des Genossen Schulz in einer Parteiausschuß- sitzung) von Cunows veränderter Haltung. Genosse Cunow hat sich also n i e m a l s daszweifelhafte Vergnügen" geleistet, mit uns herumzustreitem Und es ist einfach unwahr, daß er endlich mißmuttg diesen nutzlosen Auseinandersetzungen fern- geblieben sei. Nur im Vorübergehen wollen wir es zurückweisen, daß eine in unseren Spalten erschienene Rezension eines Btit- arbeiters Entstellungen oder Verdächtigungen enthalten habe. Ob dem Genossen Cunow zwei oder vier Arttkel zurückgesandt worden sind innerhalb eines Zeitraums von fast zwei Jahren, darüber zu streiten, überlassen wir dem Genossen Cunow. Es mag sein, daß neben den beiden Artikeln, die wir ihm wegen der darin enthaltenen An- schauungen zurückgaben, noch ein bis zwei Arttkel aus anderen Gründen(Raummangel. Behandlung einer bereits erörterten rage) nicht abgedruckt werde»» konnten. Einer der von unow genannten Artikel wurde übrigens von der Zensur so stark zusammengestrichen, daß ein Abdruck sich nicht lohnte. Auch die sonst von Cunow gerügten Streichungen rühren nur in den allerseltensten Fällen von der Redaktion her. Aber Genosse Cunow hat sich bis heute noch nicht der Mühe unterzogen, sich unsere Zensurakten durchzusehen. Und so wiederhott er wiederum seine leichtfertige Behauptung, die Rcdaktton habebarbarisch in seinen Artikeln herumgewirtschaftet; manches mag wohl die militärische Zensur gestrichen haben", ohne die Ver- Hältnisse zu kennen, oder auch nur versucht zu haben, sie zu prüfen. Der Parteivoritand hat denn auch Cunows wirk- lich nutzlosen Protest erst gar nicht der Redaktion oder der Preßkommission übermittelt. Nur gelegentlich sind die Bc- schwerden Cunows von einem Parteivorstandsmitglied ge- streift und von einem Redaktionsmitglied sofort zurückgewiesen worden. j Daß wir den Osierartikel Cunows nicht gedruckt haben. wird Jeder verstehen, der den Arttkel ganz gelesen hat. Denn in ihm far�d sich nicht nur die von Cunow zitierte Stelle, sondern der ganze Arttkel war in pro nonziertcr Form gegen den Abschluß einesvorzeitigen Friedens" gerichtet mit Argumenten, wie sie etwa täglich in derDeutschen Tages- zeitung" und der»Post". zu lesen sind. Aber selbst die größte kollegiale iRückiicht verpflichtet uns schließlich nicht dazu, auch den letzten Rest deS Unterschieds zwischen einem sozialisttschen und einem bürgerlichen Blatt auszulöschen. Eine kleine Anfrage. Bor einiger Zeib verbreitete Genosse Scheidemann einige angeb- liche Aeußerungen Srnbai«, die die Minderheit der Fraktion bloß- stellen sollten. So wichtig erschienen ihm diese Aeußerungen, daß er sie in derFackel" nicht nur fett druckte, sondern noch mit einer Randleiste von sieben schwarzen Händen versah, die mit ihren düsteren Fingern den Leser eindringlich auf diese schlagenden Worte hinwiesen. Von Bernstein   und mir imVorwärts" befragt, wer depn sein Ge- währsmann für diese von derHumanite" bestrittenen Aeußerungen sei, entgegnete Scheidemann mit einer Erklärung, die sehr wortreich ivar, aber mit keineui Worte unsere Frage beantwortete. Wir wissen bis heut« noch nicht, i wer sich für die Richtigkett der Sembatschen Worte verbürgt. 4 Trotz dieser Erfahrung versuche ich eS heute mit einer neuen Anfrage. In seiner Reichstagsrede vom 9. April berief sich Scheide- mann auf einen Brief, den nach seinen Angaben Jaure» zwei Tage vor seinem Tode an Bandervelde nach Belgien   gerichtet hat. WS Quelle gab Scheidcntmn dieBraunschweigische LandeSzeitung" an. Außer dieser hatte ihn auch diePost" gebracht. Bedeutung erhiett er dadurch, daß er jetzt auf der RcichStagstribüne zitiert wurde. JauräS soll unter anderem geschrieben haben: Die Lage muß und wird eine Entspannung erfahren, sobald die franzosische Neuerung erklärt, daß sie nicht die serbische Sache als eine russische Ansähe. In der Macht der französischen  Regierung läge eS, Rußland   am Kriege zu verhindern.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Aber man sucht diesen Krieg, den man schon lange schürte.... Suchen Sie in Ihrem Wirkungskreis jede Steigerung de» Kriegs- Wahnsinn» zu dämmen.... Hier treiben alle schäd- lichen Kräfte zum Kriege, den man führen will zur Erfüllung eines krankhaften Ehrgeizes und weil die Börsen in London   und Paris   auf Petersburg schwören."(Lebhafte Rufe: HörtI hört! j Bewegung.) Hier wird also JaureS  ' Geist zitiert zum Beweis dafür, daß in Frankreich   und England und sogar in Belgien   damals derKriegs- Wahnsinn" geschürt wurde, und daß man dort den Krieg wollte, um einem krankhaften Ehrgeiz zu frönen. Bisher konnte man den Brief al» eine? der vielen Zeitungs- kuriosa betrachten, diq der Krieg erzeugt. Da» ist jetzt anders ge- worden nach der Bewegung, die er im Reichstag   hervorrief. Scheide- mann fuhr fott: Meine Herren, ich habe keine Ursache, daran zu zweifeln, d a ß d a L S ch r i f t st ü ck e ch t i st." Es ist ganz der Geist Jaures  , der daraus spricht.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) So heißt es in dem stenographischen Bericht, der wohl dem Redner in der Korrektur vorlag. In dem Bericht, der der Presse zuging, hieß es: Dies Schriftstück ist z w e ife llos ech t" usw. Zufälligerweise war ich m der Lage, mit JauriS zu jener Zeit selbst zu sprechen, ich bedurfte nicht der.Braunschweiger Landes. zeitung", um mich über seinen Geist zu informieren. WaS aber der wirkliche JaureS damals sagte, war das genaue Gegenteil dessen, was sein Braunschweiger Geist aussagt. Vielleicht wird Scheidemann mein persönliches Zeugnis nicht gelten lassen wollen. So weise ich ihn auf die Rede hin. die Jaure» m einer öffentlichen Versammlung in Brüssel   am 29. Juli 1914 hielt. und über die im BrüsselerPeuple  " und der PariserHumanite" vom 39, Juli berichtet wurde. Eben jetzt werden die entscheidenden