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2. Die Erklärung Scheidemanns im Reichstage, er habe den monarchische System in Preußen Deutschland ) Gegen diesen Aufruf, der sich ausgesprochen auf den Boden der Kollegen gesagt: Wenn Haase das bestimmt weiß, daß morgen einer demokratischen Ordnung weichen solle. christlichen Sittenlehre stellte, wendet sich in der Vossischen unter feinen Umständen Sizung stattfindet, dann habe er natürlich Diesen Gedankengang entwickelt Reventlow ausführlicher in 3tg." Herr Immanuel Heyn , Pfarrer an der Kaiser- Wilhelm­nichts gegen die Abreise," ist wider besseres Wissen abgegeben einem zweiten Artikel. Die englischen Staatsmänner, führt er Gedächtniskirche und liberaler Abgeordneter des Reichstags. An aus, halten stets ihr Auge auf die demokratischen Strömungen fich hat er freilich nichts dagegen einzuwenden, daß beide Völker in Deutschland und ihre Vertreter gerichtet: für einander beten, daß Gott ihnen zur Erkenntnis der Wahrheit und zum rechten Gehorsam gegen den Erlöser verhelfe.

worden.

3. Der Kollege Scheidemanns im Fraffionsvorstand, Genosse Gradnauer, hatte bereits mittags vom Präsidenten erfahren, daß die Sigung unter allen Umständen vertagt werden sollte und hatte dem Genossen Fischer davon Mitteilung gemacht. Meine beiläufige Aeußerung, daß die bürgerlichen Parteien Schluß machen wollten, hat auf die Entschließung feines Kollegen irgendwie ein­gewirkt.

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6. Fischer kannte allerdings nicht den Wortlaut des An­trages, wußte aber nach seiner eigenen Erklärung, daß ein Antrag gestellt werden sollte. Zwischen seinen Angaben besteht also kein Widerspruch. Mehr habe auch ich nicht sagen wollen, wie das Stenogramm der Reichstagssigung beweist.

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Man deutet ihnen gewissermaßen den Tausch an und bietet ihnen diesen an: demokratische Verfassung in Preußen. Deutschland - Verzicht auf jedes Kriegsziel, das den West mächten unangenehm wäre. Her= stellung des alten Belgiens ", Serbiens usw. Einführung des schrankenlosen Freihandels für Deutschland wäre selbst­verständlich, schon um, wie man vor dem Kriege bei uns sagte-: die sich internationaler Intimität entgegenstellenden und das Ver­trauen zwischen befreundeten Staaten hemmenden Schranken nieder­zulegen."

Und dennoch-( fährt er fort) ich kann nicht mit jemandem zusammen beten oder arbeiten, der mich oder die Meinen beschimpft. Ich kann keine dauernde relis giöse Gemeinschaft mit jemandem pflegen, der vielleicht willig, aber nicht fähig ist, aus der Neligion, die er mit mir bekennt, für sich und sein Volt dieselben sittlichen Forderungen zu ziehen, die er an mich und mein Volk erhebt. Unerläßliche Vor­aussetzung jeder wahren Gemeinschaft, auch der religiösen, ist gegenseitige Wahrhaftigkeit. Und hier ist der Punkt, wo 10 schwer es ist, das zu sagen- einstweilen zwischen Eng­land und Deutschland eine unüberwindliche Kluft aufgetan ist.

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Und zum Schluß, nachdem er verschiedene gehäisige Aeußerungen englischer Geistlicher anführt, bemerkt der liberale Pfarrer:

Nein, so schmerzlich wir das beklagen solange solche Ge­sinnung von englischen Kirchenmännern betätigt wird, solange müssen wir Deutsche eine Gebets- und Arbeits­gemeinschaft mit ihnen als sittlich unmöglich ablehnen."

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4. Trotz aller Erfahrungen der letzten Zeit habe ich nicht ver­mutet, daß Scheidemann die bürgerlichen Parteien in ihrem Vor­haben unterstützen würde, ganz gleich, was sich auch immer zu­tragen würde. Er hat ihnen aber diese Unterſtüßung geliehen In seinen weiteren Ausführungen folgert Reventlow aus und um einen Vorwand zu finden, jene unwahre Geschichte erzählt. einigen Zitaten aus der englischen Presse, daß die englische 5. Die Behauptung, es sei absolut unrichtig, daß er von der Politif mit ihren jetzigen Bestrebungen darauf ausgehe, einen Absicht der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft", einen Vorstoß Zustand zu schaffen, bei dem ,, auch aus dem Deutschen wegen der Vorgänge in der Sonnabendüßung zu machen, nicht Reiche die Reaktion" verschwinde, mithin die unterrichtet worden sei, ist bereits durch Fischer widerlegt worden. ,, Militärfaste", das monarchische System, vor allem auch die Scheidemann hat selbst zu Fischer gesagt: Die faiserliche Kommandogewalt und in Summa die mili­Arbeitsgemeinschaft soll beabsichtigen, zu be- tärische Macht des Deutschen Reiches, denn antragen, daß morgen getagt werde, um über deren Grundlagen bilden das monarchische Vorgänge am Sonnabend zu beraten." Er war also System, der aus ihm verwirklichte und auf Die Aeußerungen des Herrn Pfarrers Heyn bewegen sich auf nicht so ahmungslos, wie er es hinstellen möchte. ihm ruhende nationaldeutsche Gedanke." Wir müssen gestehen, daß wir derartigen Andeutungen in einem Gebiet, wo Religion und Politik eigenartig verquidt er­der englischen Presse vollkommen fühl gegenüberstehen. Wenn scheinen. Auf ein anderes Gebiet begibt sich gleichzeitig ein geist­der Zustand", den Reventlow befürchtet, in Deutschland ein- liches Organ, die Deutsch Evangelische korrespon treten sollte, so wird das geschehen aus der Entwickelung der dena". Sie schreibt: inneren Kräfte heraus, ohne daß das Ausland" sich irgend­7. Nie zuvor hat sich die sozialdemokratische Fraktion durch die wie darum zu bemühen brauchte. Das nuß jeder ohne Tatsache, daß einige Mitglieder vorzeitig abgerei st weiteres einsehen, der als Politiker ernst genommen werden waren, davon abhalten lassen, einen Antrag zu stellen oder zu will. Die Ausmalung des geschilderten Zustandes" dient durch unterstützen, der die politische Situation denn auch nur dem Grafen Reventlow als Schreckgespenst für geboten war. Co aber lag es hier. In der Ge- jene Kreise, für die der Krieg auch im Innern nur eine schichte des Deutschen Reichstages ist die Art, wie unter Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist. Mag sein, Verlegung des parlamentarischen Rechts am Sonnabend dem Ge- daß diese grobschlächtige Methode in diesen Kreisen einen nossen Liebknecht mitgespielt worden ist, beispiellos. Auch als gewissen Erfolg davontragen wird. Daß ihr Effekt aber bei während der Zollfämpfe die Erbitterung am höchsten gestiegen war, der großen Masse der politisch Denkenden ein hat sich im Reichstage nichts ereignet. was den Szenen vom vorigen den Zielen des Grafen Reventlow gerade entgegen­Sonnabend an die Seite gestellt werden könnte. Nach dem Charakter gesetter sein wird, unterliegt für uns keinem Zweifel.( z) und den Traditionen der Partei war es ihre dringende Aufgabe, diese Vorgänge im Reichstage fofort zur Sprache zu bringen und sich nicht durch die Absicht der bürgerlichen Parteien, nach Hause zu fahren, von dem Versuch dazu abhalten zu lassen. Berlin , 14. April. Hugo Haafe.

Rückzugsstrategie.

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Auf meinen Artikel in der Freitagsnummer des Vorwärts" fonnte Genosse Kautsly, wie ich gern zugebe, unmöglich schweigen Er redet denn auch im Vorwärts" vom 15. d. M. noch einmal, aber trotz seiner reichen Erfahrungen als Ermattungs- und Rüdzugs stratege in auffällig schwacher Form. Er hat inzwischen entdeckt, daß zwischen Brüssel und Paris eine Eisenbahn läuft. Wenn ihm das einige Tage früher zum Bewußtsein gekommen wäre, hätte er die Debatte vielleicht gar nicht begonnen. Ich kann auf eine Fort­setzung derselben verzichten, indem ich auf meinen Artikel vom 14. d. M. verweise. Philipp Scheidemann .

Politische Uebersicht.

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Die Demokratie als Schreckgespenst. Die englische Regierung könnte zurzeit keinen besseren Popularisator ihrer Bestrebungen in Deutschland haben, als den Grafen Ernst Reventlow in der Deutschen Tages­zeitung". Schon in seinem Mittwochartikel Der fluge Mr. Asquith" glaubte er vor dem britischen Standpunkt in der belgischen Frage unter anderem deshalb warnen zu müssen, weil er verknüpft fei mit einem Werben um die Sympathien der deutschen Demokratie. Die Worte Asquiths: Wir wollen als Ergebnis des Krieges den Grund­jazz festlegen, daß internationale Probleme durch freie Unter­handlung unter gleichen Bedingungen zwischen freien Völkern behandelt werden müssen," wurden vom Auslandspolitiker der Deutschen Tageszeitung" dahin ausgelegt, daß das Und deshalb trabst Du zu den Russen und läßt Dich tot-| schießen?" " Ich lebe ja noch." Aber ich bloß noch halb. Ich hab eine Höllenangst um Dich ausgestanden. Ich hab mir schon innerlich gelobt, daß ich Dich nie wieder allein gehen lasse."

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Du bist ja verrückt, mir is doch nir passiert."

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Das lohnte auch noch gerade um die paar Kartoffeln." Die Kartoffeln zischten auf dem Feirer. Ich sehe, daß das Wasser aus einem Loch an der Seite des Kochgeschirrs heraus­sprudelt.

" Franz, Dein Kochgeschirr hat ja' n Roch!"

Religion, Politik und sittliche Entrüftung. Vor kurzem ist, wie verschiedene Blätter melden, einer großen Zahl deutscher Pfarrer ein in der Hofbuchdruckerei von Julius Sittenfeld gedrucktes Blatt zugesandt worden, das, laut der Kreuz zeitung ", die ganze evangelische Pfarrerwelt in Erregung versett hat. Das Blatt enthielt folgenden Tert:

,, Am 2. Januar 1916 fand in der Paulskathedrale in London ein nationaler Bittgottesdienst statt, dem unter anderen der Ober­bürgermeister von London , die Stadträte und Sheriffs( oberste Beamte der Grafschaft) und einige achtzig Mitglieder der Londoner Kaufmannschaft in Amtstracht beiwohnten. Der Erz­bischof von Canterbury leitete den Gottesdienst, der folgendes Gebet enthielt:

Man kennt nun die Absender und Urheber der ganzen in Verständigungssimpelei(!) machenden Aktion; es sind Frau Schulrat Cauer und ein Frl. Blumental­Berlin. Sie haben selbst nicht den Mut gehabt, mit ihrem Namen das in der Hofdruckerei von Julius Sittenfeld gedruckte Blatt zu zeichnen; sie haben das Blatt in offener Uebertretung bestehender militärischer Ver fügungen(!!) anonym ausgehen lassen, und man wird ihnen vielleicht nicht einmal unrecht tun, wenn man annimmt, daß sie den Anschein erwecken wollten, als ständen Personen aus höheren Kreisen hinter diesem Flugblatt. Das macht die ganze Angelegen heit noch besonders unerquicklich."

Wir stellen hiernach fest: Zwei Frauen, von denen eine, Frau Minna Cauer , als Vorkämpferin der Frauenbewegung weiten Streisen bekannt ist, versenden ein gedrucktes Blatt, das auf dem Boden christlich- humanitärer Anschauungen stehend, das Verständnis der religiösen Kreise in England und Deutschland für einander zu fördern sucht. Ein liberaler Pfarrer erhebt gegen diese Bestrebungen öffentlich Protest, und ein geistliches Drgan sucht voll moralischer Entrüstung, die sein Vorgehen bemänteln soll, die Urheberinnen dieser Aktion öffentlich berabzusetzen und zu verdächtigen. Ein Kommentar hierzu erscheint uns überflüffig.

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Aus der nationalliberalen Partei.

Der Provinzialvorstand der nationalliberalen Partei für die Rheinprovinz beschäftigte sich in diesen Tagen mit den neuen Steuern und mit der politischen Lage. Ueber die Steuern referierte ,, Lasset uns Gott bitten, daß er aus den Wirren und dem der Reichstagsabgeordnete Dr. Böttger- Berlin . Er wies nach einem Elend des Krieges ein besseres Verständnis für das Bericht des Deutschen Kurier" darauf hin, daß es sich bei den wahre Verhältnis von Recht und Macht erwachsen jährlichen Mehrausgaben des Reiches um etwa sieben laffe und ein tieferes Erfassen der Botschaft Milliarden Mart handle. Um den Reichshaushalt in Ordnung Christi in seiner Bedeutung für die Gemeinschaft der Völker. Mögen wir feinen Wunsch haben, unsere 34 balten, müsse man sich an die später bestimmt zu erwartenden Feinde vernichtet zu sehen, nur um ihrer Demütigung höheren Steuerleistungen gewöhnen. Bei der Besprechung der politischen Lage wies Prof. Moldenhauer

willen.

Laffet uns für sie wie für uns selbst auf die letzte Rede des Reichskanzlers hin, die lebhaften Beifall int wünschen, daß ihre Augen für die Erkenntnis der Wahrheit deutschen Volke gefunden habe. Die Forderungen des Kanzlers geöffnet werden mögen; laiset uns beten, daß durch die stellten im Wesentlichen das dar, was man in der Rheinprovinz seit Gnade Gottes der Zag kommen möge, an dem wir einander ver- langem wünscht. Der Vorsitzende streifte weiter die Vorgänge in der stehen und achten lernen, und uns als Freunde vereinigen, um Sozialdemokratie, die unter Umständen für die Nationalliberalen nach dem gemeinsamen Guten zu streben. Und vor allem lasiet sehr bedeutungsvoll sein können. Bedauerlich sei die in der na

uns beten, daß wir, wenn der ersehute Friede tommt, von

Die Rhein

dem festen Willen erfüllt sein mögen, die bittere Erinnerung an tionalliberalen Fraktion gelegentlich des bekannten U- Boots- Antrages unsere Kämpfe dadurch auszulöschen, daß wir von neuem als neuerdings hervorgetretene Meinungsverschiedenheit. Menschen von gutem Willen uns in den Dienst der hohen Aufgabe provinz st e he fest hinter Baisermann und werde Sonder­stellen, die Völker der Welt zur wahren Erkenntnis aktionen, die eine die Freiheit und Unabhängigkeit der Partei gc­unferes einzigen Erlösers und des Herrn über uns alle fährdende Richtung zeigen, unter allen Umständen bekämpfen. und zum Gehorsam gegen ihn zu führen." Der Schluß des Aufrufes lautete:

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Möchten alle Geistlichen sich angetrieben fühlen, in diesem Sinne, jeder in den Formen, die sein Bekenntnis ihm eingibt, die einstige Verständigung der Völker vorbereiten zu helfen."

Komm her zu mir, Geselle,

Du findest Ruhe dort!"

Es ist ein alter Sah: Wenn der Deutsche recht vergnügt ist, singt er: Ich weiß nicht, was soll es bedeuten." Wir waren im innersten Herzen fröhlich, nicht wie im Rausch oder Halbrausch des Alkohols, nein, trunken von der kurzen Ruhe, beglückt durch das farge Obdach, jung, deutsch , und Gott sei Dank heil und gesund. Wer ist so ewig jung, so deutsch, so gesund, so voll Liebe und Sehn­suchtsklang und Schelmerei wie unser Goethe?--

" Sah ein Anab' ein Röslein stehn!"

O, du polnischer Wald, was hast du gedacht? Vor wenigen Stunden noch knallten Flintenschüsse dir ins Herz, Bomben und Granaten knickten deine stolzen Kronen und jetzt, jetzt huschte um deine Stämme im regennassen Gras ein deutsches Röslein. Jauch­zend klang's aus rauben Kehlen:

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" War so jung und morgenschön!"

Ein weiterer Schrei!

und dann immerfort, klagend, heulend, jammernd, ein wahn­sinniger Spuk der regentollen Nacht!

Bald kam die Auflösung des Gespenstischen, und doch blieb es, was es war, ein schreckensvolles Gespenst des Krieges.

" Uff de andre Seite och! Ham die Schweine mir da durch­geschossen!" Wir gingen auf unsere Stube; es war ein freundlich tape­ziertes Zimmer mit geöltem Fußboden. Etwa 20 Quadratmeter groß. Zwei Gruppen lagen drin, 18 Mann. Viel Raum war nicht. Du hast es nicht gewollt. Erst rauschtest du unwillig auf, und Wenigstens gab es kein hinderliches Möbelstück. Wir lagen auf dann es ging uns durch Mark und Bein; ein langgezogener, dem nackten Fußboden. Von der Decke herab gähnte ein großes heulender Schrei. Warst du es oder Granatenloch mit ausgefransten Rändern. Der Fußboden war nur wenig beschädigt. Den Mörtel hatten wir mit Wacholdersträuchern zusammengekehrt. Einige Fensterscheiben waren zersprungen. Alles in allem ein wenig verlockender Raum, und doch wurde uns beim flackernden Licht bald wohlig und warm zumute. Man und rauchte. Das letzte Licht brannte nieder. Ginige schnarchten, andere stritten sich um Platz für Kopf und Füße, ein paar plau­derten. Der Negen rauschte und sprühte ab und an durch die zer­sprungenen Scheiben. Pfeifen und Glimmstengel glühten im Dunkel. Das ruhende Gemüt dachte an die Heimat. Die Sehn­sucht zog durch ein duzend Herzen und suchte nach Gestaltung und fand sie im Lied! Wie von selbst summte es durch den Raum: ,, Am Brunnen vor dem Tore, Da steht ein Lindenbaum."

Die meisten von uns hatten wohl niemals im Schatten eines

Lindenbaumes geträumt, in einen alten rissigen Lindenbaum hat wohl noch keiner je das bewußte Flammenherz mit den verschlun­genen Namen gerist, und doch klang es, als ob das Lied in den Herzen erst entstünde, sich durch die rauhen Kehlen auf die Lippen drängte. Lebendig gewordene Sehnsucht:

Es zog in Freud und Leide

Zu ihm mich immerfort, Zu ihm mich immerfort!"

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Landwirtschaftliche Gewinne.

Eine gute Juſtration zu den Klagen der rechtsstehenden bürger­lichen Presse über die Notlage" der Landwirtschaft bietet der Rechenschaftsbericht der landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft in Im Augenblick ging's los, die Goulaschkanonen drehten um und sausten im Galopp davon. Wir hinein in den Wald . Gewehrkugeln pfiffen, trillerten und klatschten an die Stämme, hinter uns Ein­schlag auf Einschlag in das Kasernement. Etwa tausend Meter kamen wir, in gedeckten Mulden hin und herziehend, in den Wald hinein. Dann ging's nicht weiter. Die Kugeln tanzten wie toll um uns. Man rief nach dem Sanitäter. Hinlegen. Ich erblickte eine flache Mulde. Für zwei Mann hinreichende Deckung, wenn sie sich Drei tamen platt hineinkauerten. Franz lag schon neben mir. noch hinzu. Wir lagen wie die Heringe in der Tonne. Der Regen hatte aufgehört, das Gras war noch naß, und in der Tiefe der Mulde stand noch etwas Wasser.

Alles in allem ein wenig angenehmer Aufenthalt. Rühren fonnte man sich nicht. Die Kugeln pfiffen dicht über uns weg. Die fleinen Tannen um uns knickten hier und da zerschossen zusammen. Ein guter Gradmesser des feindlichen, tüdischen, tödlichen Bleies. Na, Franz, wie war's heute nacht?" Schön nich."

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,, Wo war't ihr denn?"

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Ach, in so'n großen Saal. Ueber hundert Panjes und das tolle Weib dazwischen. Denn johlte sie wieder mal und denn wollte sie sich an die Kerls ranmachen. Die Frau konnte einem wehe machen. Wir haben unsere liebe Not gehabt." Das glaub' ich." Kameraden hatten im Wald ein erschöpftes bewußtloses Weib Feinnervig ist Franz gewiß nicht, aber ein Herz hat er und gefunden und aufgehoben. Auf dem Wege zur Kaserne war sie er- beherzt ist er auch. wacht, sprang mit wahnsinnigem Geschrei auf, lief ihnen davon und Es dauerte feine zwei Minuten, da schnarchte er schon und rannte irrsinnig schreiend durch den Wald. Stieß im regellosen Laufdruckte sich im Schlaf über mich her. Was sollte ich machen. Die gegen die Bäume, blieb in den Sträuchern hängen, stürzte über Patronentaschen drückten sich mir in den Bauch, zehn Beine ver­fnüpften sich zu einem ununterbrochenen Knäuet; rühren fonnte Löcher und Aeste und konnte endlich wieder eingefangen werden. ich mich nicht; ich versuchte es ebenfalls mit Schlafen.

Ein Unteroffizier, der einen Mann zur Bewachung verlangte, erzählte uns den Hergang.

Franz mußte raus. Zur Bewachung. Erst war es still in unserem Raum, die Pfeifen qualmten mit leiſem Anistern. Ein Schläfer stöhnte wie ein Schwerverwundeter.

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Kinder, wie froh können unsere Leute sein, det se nischt vom Krieg zu fühlen friegen. Wollen wir noch Morgenrot" singen und dann wird geschlafen."

So geschah's.

" Bald wird die Trompete blasen!".

Wir waren eingeschlafen. Die Freude war kurz. Um zwölf Uhr wurde angesagt: Höchste Alarmbereitschaft!" Umgeschnallt, Gewehr im Arm schlafen. Nichts Seltenes freilich, aber selten Er­wünschtes, nur zu oft notwendig.

Wir waren gewandert in Staub und Hibe, in falten Regennächten, hatten gestürmt und geschossen, gelauert und gekauert, der Tod hatte Als es eben dämmerte: Fertig machen!" Die Goulasch­uns umbraust und der Schrecken gerüttelt." So manche Meile kanonen standen mit dampfendem Tee vor unseren Fenstern. Wir entfernt von jenem Ort" traten mit den Trinkbechern zu zweien an, da heulte eine schwere erklang in uns das Rauschen des heimatlichen Lindenbaums und Granate furz über uns weg, schlug mit Krachen hinter dem Haus Lockte durch die stürmische Regennacht: ein. Antreten, weiter, dritter, erster Bug."" Marsch! Laden!"

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Die Sonne stand schon hoch, da hieß es: Einbuddeln, jeder, wo er liegt." Das war nicht so leicht. Nachdem wir unsere cr­starrten Arme und Beine zusammengefunden hatten, rüdten wir borsichtig auseinander die Kugeln pfiffen immer noch, wenn auch vereinzelter, Spaten vorsichtig raus und an die Arbeit.

Zwei Schritt links von mir buddelt der kleine Spah, halb auf gerichtet. Platsch! Ich sehe, wie ein kleines Staubwölfchen aus feinem gerollten Mantel stäubt.

" Spaß, Du hast eine in' Tornister gefriegt!"

täter!"

" Ja schei- nbar! In' Arm is sie aber auch gegangen. Sani­Batsch! Hinter mir richtet sich ein junges Kerlchen auf, flagt ein leises Ach!" und fällt vornüber. Brustschuß. Sanitäter!" Zwei Stunden später haben wir ihm ein Grab geschaufelt und ihn hineingelegt.

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Die Sonne glühte freudig herab!

Der Nacht werde ich gedenken.

( z)

Gestern noch auf stolzen Roisen!"

E. 2.